| Titel: | Ueber die Untersuchung von Milch. | 
| Fundstelle: | Band 239, Jahrgang 1881, S. 389 | 
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                        Ueber die Untersuchung von Milch.
                        Mit einer Abbildung.
                        Ueber die Untersuchung von Milch.
                        
                     
                        
                           Mit dem Apparat von Mittelstraſs (1880 238 * 413) fand
                              										Peter (Milchzeitung,
                              									1880 S. 551) Unterschiede bis 0,82 Procent vom wirklichen Fettgehalte. Nach Friedländer (Mittheilungen des
                                 										milchwirthschaftlichen Instituts in Proskau) gab das Feser'sche Laktoskop (1878 230 * 80) Fehler bis zu 1,13
                              									Proc. und Vieth (Forschungen
                                 										auf dem Gebiete der Viehhaltung, 1880 S. 349) zeigte, daſs die Angaben
                              									dieses Laktoskopes nicht nur durch die Fettkügelchen, sondern auch durch das
                              									Milchserum beeinfluſst
                              									wird. Alle optischen Milchprober geben demnach wenig genaue Resultate (vgl. 1880 235
                              									143).
                           Schüttelt man nach F. Soxhlet (Zeitschrift des landwirthschaftlichen Vereines in Bayern, 1880.
                              									Sonderabdruck) gemessene Mengen von Milch, Kalilauge und Aether zusammen, so löst
                              									sich das Fett vollständig im Aether und sammelt sich nach kurzem Stehen als klare
                              									Aetherfettlösung an der Oberfläche. Ein kleiner Theil des Aethers bleibt hierbei in
                              									der unterstehenden Flüssigkeit gelöst, ohne jedoch Fett in Auflösung zu halten. Die
                              									gelöst bleibende Aethermenge ist constant. Die übrige Menge bildet mit dem Milchfett
                              									eine Lösung, die um so concentrirter ist, je mehr Fett in der Milch anwesend war.
                              									Die Concentration dieser Aetherfettlösung bezieh. deren Fettgehalt läſst sich durch
                              									Bestimmung des specifischen Gewichtes derselben ermitteln.
                           Von der gründlich gemischten Milch, welche man auf 17 bis 18° abgekühlt bezieh.
                              									erwärmt hat, miſst man 200cc ab, läſst den Inhalt
                              									der Meſsröhre in die Schüttelflasche D von 300cc Inhalt auslaufen und entleert die Meſsröhre
                              									schlieſslich durch Einblasen. Auf gleiche Weise miſst man 10cc Kalilauge von 1,26 sp. G. mit der Pipette ab,
                              									fügt diese der Milch zu, schüttelt gut durch und setzt nun 60cc vorher mit etwas Wasser geschüttelten Aether
                              									von 16,5 bis 18,5° hinzu. Nachdem die Flasche gut mittels eines Korkes oder besser
                              									Gummistöpsels verschlossen wurde, schüttelt man dieselbe ½ Minute lang heftig durch,
                              									setzt sie in ein Gefäſs mit Wasser von 17 bis 18° und schüttelt 1/4 Stunde lang von ½ zu ½ Minute die Flasche ganz
                              									leicht durch, indem man jedesmal 3 bis 4 Stöſse in senkrechter Richtung macht. Nach
                              									weiterem 1/4stündigen ruhigen Stehen hat sich im verjüngten oberen Theile der
                              									Flasche eine klare Schicht angesammelt. Die Ansammlung und Klärung dieser Schicht
                              									wird beschleunigt, wenn man in der letzten Zeit dem Inhalt der Flasche eine schwach
                              									drehende Bewegung verleiht. Es ist gleichgültig, ob sich die ganze Fettlösung an der
                              									Oberfläche angesammelt hat oder nur ein Theil, wenn dieser genügend groſs ist, um
                              									die Senkspindel zum Schwimmen zu bringen.
                           Der Apparat für die Dichtebestimmung hat folgende Einrichtung. Das Stativ trägt
                              									mittels verstellbarer Muffe einen Halter für das Kühlrohr A, an dessen Ablaufröhren sich kurze Kautschukschläuche befinden. Der
                              									Träger des Kühlrohres ist um die wagrechte Achse drehbar, so daſs das Rohr in
                              									horizontale Lage gebracht werden kann. Centrisch in dem Kühlrohr befestigt ist ein
                              									Glasrohr B, welches um 2mm weiter ist als der Schwimmkörper des Aräometers c, zu dessen Aufnahme es bestimmt ist. Um ein Verschlieſsen des unteren
                              									Theiles durch das Aräometer oder ein Festklemmen des letzteren zu verhindern, sind
                              									an dem unteren Ende drei nach innen gerichtete Spitzen angebracht. Das obere offene
                              									Ende ist mittels eines Korkes zu verschlieſsen. Das Aräometer c trägt auf der Scale des Stengels die Grade 66 bis 43,
                              										welche den
                              									specifischen Gewichten 0,766 bis 0,743 bei 17,5° entsprechen; die ganzen Grade sind
                              									durch einen feineren und kleineren Strich in halbe getheilt. Im Schwimmkörper des
                              									Aräometers befindet sich ein in  ⅕ Grade getheiltes Thermometer. An die verengte
                              									Verlängerung des Rohres B, die aus dem unteren Ende des
                              									Kühlrohres A herausragt, ist mittels eines kurzen
                              									Kautschukschlauches ein knieförmig gebogenes Glasrohr n
                              									befestigt, welches durch die eine Bohrung eines conischen Korkstöpsels E geht; durch die andere Bohrung des letzteren geht
                              									gleichfalls ein Knierohr e mit kürzerem senkrechtem
                              									Schenkel. Der Kautschukschlauch kann durch einen Quetschhahn zugeklemmt werden. Das
                              									Stativ trägt gleichzeitig die drei Meſsröhren für Milch, Lauge und Aether. Der
                              									Apparat wird nun in folgender Weise benutzt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 239, S. 391
                              
                           Man taucht den Kautschukschlauch des unteren seitlichen
                              									Ablaufrohres am Kühler in das Gefäſs mit Wasser, saugt am oberen Schlauch, bis der
                              									Zwischenraum des Kühlers sich mit Wasser gefüllt hat, und verschlieſst, indem man
                              									beide Schlauchenden durch ein Glasröhrchen vereinigt. Man entfernt nun den Stöpsel
                              									der Schüttelflasche D, steckt an dessen Stelle den Kork
                              										E in die Mündung und schiebt das langschenklige
                              									Knierohr n so weit herunter, daſs das Ende bis nahe an
                              									die untere Grenze der Aetherfettschicht eintaucht. Nachdem man den kleinen
                              									Gummiblasebalg o an das kurze Knierohr e gesteckt und den Kork in der Röhre B gelüftet hat, öffnet man den Quetschhahn und drückt
                              									mittels der Kautschukkugel die klare Fettlösung in das Aräometerrohr B; wenn das Aräometer schwimmt, schlieſst man den
                              									Quetschhahn und befestigt den Kork im Aräometerrohr, um Verdunstung des Aethers zu
                              									vermeiden. Man wartet 1 bis 2 Minuten, bis Temperaturausgleichung stattgefunden hat,
                              									und liest den Stand der Scale ab, nicht ohne vorher die Spindel möglichst in die
                              									Mitte der Flüssigkeit gebracht zu haben, was durch Neigen des Kühlrohres am
                              									beweglichen Halter und durch Drehen an der Schraube des Stativfuſses sehr leicht
                              									gelingt. Es wird jene Stelle der Scale abgelesen, welche mit dem unteren Meniscus
                              									zusammenfällt.
                           Da das specifische Gewicht durch höhere Temperatur verringert,
                              									durch niedrigere erhöht wird, so muſs die Temperatur bei der Bestimmung des
                              									specifischen Gewichtes der Aetherfettlösung berücksichtigt werden. Man liest deshalb
                              									kurz vor oder nach der Aräometernotirung die Temperatur der Flüssigkeit an dem
                              									Thermometer im Schwimmkörper auf 0,1° ab. War die Temperatur genau 17,5°, so ist die
                              									Angabe des Aräometers ohne weiteres richtig- im anderen Falle hat man das abgelesene
                              									specifische Gewicht auf das richtige bei 17,5° zu reduciren, indem man für jeden
                              									Grad, den das Thermometer mehr zeigt als 17,5°, einen Grad zum abgelesenen
                              									Aräometerstand hinzuzahlt und für jeden Grad, den es weniger als 17,5° zeigt, einen
                              									Grad von der
                              									Aräometerangabe abzieht. Die Temperatur des Kühlwassers darf zwischen 16,5 und 18,5°
                              									schwanken. Aus dem für 17,5° gefundenen specifischen Gewicht ergibt sich nach
                              									folgender Tabelle direct der Fettgehalt in Gewichtsprocent:
                           
                              
                                 Spec. Gew.
                                 Fettgehalt
                                 Spec. Gew.
                                 Fettgehalt
                                 Spec. Gew.
                                 Fettgehalt
                                 Spec. Gew.
                                 Fettgehalt
                                 
                              
                                 0,743
                                 2,07
                                 0,749
                                 2,76
                                 0,755
                                 3,49
                                 0,761
                                 4,32
                                 
                              
                                 44
                                 2,18
                                 50
                                 2,88
                                 56
                                 3,63
                                 62
                                 4,47
                                 
                              
                                 45
                                 2,30
                                 51
                                 3,00
                                 57
                                 3,75
                                 63
                                 4,63
                                 
                              
                                 46
                                 2,40
                                 52
                                 3.12
                                 58
                                 3,90
                                 64
                                 4,79
                                 
                              
                                 47
                                 2,52
                                 53
                                 3,25
                                 59
                                 4,03
                                 65
                                 4,95
                                 
                              
                                 48
                                 2,64
                                 54
                                 3,37
                                 60
                                 4,18
                                 66
                                 5,12
                                 
                              
                           Um nun nach Beendigung einer Untersuchung den Apparat für die
                              									folgende Bestimmung in Stand zu setzen, lüftet man den Kork der Schütteflasche und
                              									läſst die Fettlösung in dieselbe zurückflieſsen. Hierauf gieſst man das
                              									Aräometerrohr c voll mit gewöhnlichem Aether und läſst
                              									auch diesen abflieſsen. Knierohr, Schlauch, Aräometerrohr und Aräometer werden nun
                              									vollständig ausgetrocknet dadurch, daſs man mittels des Gummiblasebalges, welchen
                              									man nun an das untere Ende des Knierohres n befestigt
                              									hat, einen kräftigen Luftstrom durch den Apparat treibt.
                           Die gröſste Differenz zwischen den mittels der aräometrischen und den mittels der
                              									gewichtsanalytischen Methode erhaltenen Zahlen betrug bei 52 Milchproben nur 0,07
                              									Proc. Der ganze Apparat ist von der Glasinstrumenten-Fabrik von Johannes Greiner in München zu beziehen.