| Titel: | Ueber Neuerungen an Hydranten und Brunnenständern; von Ingenieur Mittag. | 
| Autor: | Mittag | 
| Fundstelle: | Band 239, Jahrgang 1881, S. 435 | 
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                        Ueber Neuerungen an Hydranten und
                           								Brunnenständern; von Ingenieur Mittag.
                        Patentklasse 85. Mit Abbildungen auf Tafel 37.
                        Mittag, über Neuerungen an Hydranten und
                           								Brunnenständern.
                        
                     
                        
                           Hydranten. Die Neuzeit zeigt keine durchgreifenden
                              									Aenderungen in der Construction von Hydranten und Brunnen, trotzdem der stark
                              									gestiegene Bedarf derselben und die gröſseren Anforderungen an ihre Wirksamkeit der
                              									Erfindung neuer Ausführungen Vorschub leisten. Es finden sich vielmehr in den
                              									maſsgebenden Quellen, den amerikanischen, deutschen und englischen Patentschriften
                              									nur mehr oder weniger geringfügige Abänderungen alter Constructionen vor.
                           Die an einen guten Hydranten zu stellenden Bedingungen sind im Allgemeinen folgende:
                              									1) Mufs der Hydrant vollständig gegen Einfrieren geschützt sein; 2) müssen
                              									sämmtliche abnutzbare Theile leicht zugänglich sein, ohne daſs man nöthig hätte, den
                              									Hydranten auszugraben; 3) darf der Wasserdurchgang erst dann möglich sein, wenn die
                              									vorhandene Entleerungsöffnung schon geschlossen ist.
                           Mit Ausnahme der ersten sind diese Bedingungen erst im Laufe der letzten Jahre in
                              									ihrer ganzen Bedeutung gewürdigt und den neuen Ausführungen der Hydranten zu Grunde
                              									gelegt und ist es interessant zu beobachten, wie nach und nach namentlich der
                              									zweiten Bedingung zu genügen gesucht wurde, die am nothwendigsten zu befolgen war,
                              									da die Hydranten nur noch in gewissen Fällen in einem gemauerten Schacht vollständig
                              									zugänglich eingesetzt, in der Regel jedoch in die Erde eingegraben und mit einer
                              									guſseisernen Kappe überdeckt werden. In vielen Städten findet sich noch die alte
                              									Construction, weiche es nothwendig macht, den ganzen Hydranten bloszulegen, um eine
                              									Leder- oder Gummidichtungsscheibe zu erneuern, trotz der Umständlichkeiten und des
                              									Zeitverlustes, welche diese Arbeit erheischt.
                           Der Anforderung, den Hydranten gegen Frost zu schützen, ist nur auf eine praktisch durchführbare Weise zu genügen, durch
                              									die Entwässerung. Dieselbe kann selbstthätig und nicht selbstthätig sein und sind die Fachtechniker
                              									trotz der vielen einschläglichen Versuche noch nicht einig geworden, was vorzuziehen
                              									ist. Baurath B. Salbach spricht sich in seinem
                              									bekannten WerkeB. Salbach: Die Wasserleitung in ihrem Bau und ihrer
                                       												Verwendung in Wohngebäuden. (Halle a. S. 1876. G. Knapp's Verlag.) für die nicht selbsttätige
                              									Entleerung aus und sagt,
                              									daſs keine der vielen selbstthätigen Vorrichtungen absolute Zuverlässigkeit gewähre.
                              									Referent schlieſst sich dieser Ansicht an. Zudem ist eine Entleerung nur während der
                              									kurzen Dauer des Frostes erforderlich, während welcher Zeit der Hydrant zu seinem
                              									Hauptzweck, dem Rinnsteinspülen und Straſsensprengen, nicht gebraucht wird, also
                              									verhältniſsmäſsig wenig zur Benutzung kommt, und kann deshalb die leichte Mühe des
                              									Entleerens von dem bedienenden Arbeiter übernommen werden. Die meisten deutschen
                              									Städte haben auch dieser Construction mit nicht selbstthätiger Entleerung den Vorzug
                              									gegeben.
                           Der viel gerühmte Mohawk-Feuerhydrant (1876 222 * 217) zeigt eine
                              									selbstthätige Entleerung, ebenso der Bopp und Reuter'sche Hydrant (1879 234 * 362);
                              									beide scheinen sich ebenso wie die bekannten übrigen Ausführungen nicht bewährt zu
                              									haben; sie sind alle unzuverlässig. Die folgende Entwässerungsvorrichtung von Bopp und Reuter in
                              									Mannheim (* D. R. P. Nr. 8618 vom 5. August 1879) kann sowohl selbstthätig, wie
                              									unselbstthätig zur Wirkung gelangen. Dieselbe besteht im Wesentlichen in einer aus
                              									zwei besonderen Theilen a und b (Fig. 1 Taf.
                              									37) zusammengesetzten sogen. „Entwässerungsstange“, welche an ihrem unteren
                              									etwas federnden Ende den kleinen Entwässerungsschieber c faſst. Die Stange sitzt an der Ventildruckstange v, so daſs sich der Entwässerungsschieber gleichzeitig mit dem Ventil w auf- und abbewegt, die Entwässerung mithin
                              									selbstthätig geschieht. Es geht nun der obere Theil a
                              									der Entwässerungsstange durch den Hydrantendeckel, in welchem er mit einem
                              									Lederstulpen abgedichtet ist, und trägt auſsen einen zeigerartigen Griff g; am Fuſse von a sitzt
                              									eine Hülse /i, in welche ein stark ansteigendes Gewinde eingeschnitten ist. Der
                              									Theil b trägt oben einen vierkantig angesetzten, mit
                              									flachem Gewinde versehenen Kopf k, welcher in die
                              									Mutter der Hülse h paſst und auf diese Weise die
                              									Verbindung beider Stangentheile a und b herstellt. Die Hülse h
                              									findet ihren Platz in einem gabelförmigen Ansatz m der
                              									Ventilstange v und besitzt einen Bund, welcher zwar
                              									eine Drehung, aber keine Verschiebung in der Achsenrichtung zuläſst (vgl. Schnitt
                              									I). Der untere Theil des Ansatzes m führt den Kopf k (Schnitt II), während ein zweiter Ansatz n die Stange nochmals führt und die Ventilstange v in der aus dem Schnitt IV ersichtlichen Art am Drehen
                              									verhindert wird. Eine Drehung des Griffes g wird nun
                              									unabhängig von der Bewegung der Ventilstange v eine
                              									Verschiebung des Entwässerungsschiebers c zur Folge
                              									haben und ist die Steigung des Gewindes bei k so zu
                              									bemessen, daſs eine Drehung des Griffes g um 180° das
                              									Oeffnen oder Schlieſsen des Schiebers c bewirkt (vgl.
                              										Fig. 2).
                           Eine interessante Entwässerung werden wir noch bei Besprechung der Brunnenständer
                              									kennen lernen.
                           
                           Die leichte Zugänglichkeit der der Abnutzung unterworfenen Theile (Ventile) ist bei
                              									allen neueren Hydranten angestrebt und wird meist in der Weise bewirkt, daſs man das
                              									Gehäuse weit genug macht, um das Ventil aus demselben herausziehen zu können.
                              									Mustergültig sind in dieser Hinsicht die Fr. Reese'schen Hydranten (1879 234 * 96).
                              									Gewöhnlich ist die Erneuerung einer Dichtungsscheibe der Anlaſs zur Herausnahme des
                              									Ventiles und ist eine solche Reparatur an derartigen Hydranten in kaum 1 Stunde
                              									ausführbar. Eine gewisse Bequemlichkeit, die allerdings nicht viel bedeutet, hat
                              									hierzu H. Flower (1876 221 * 297) dadurch gemacht, daſs
                              									sie die Hauptleitung selbstthätig abschlieſsen lassen, wenn das Hydrantenrohr
                              									entfernt wird.
                           Ein Hauptübelstand ist der auftretende Rückschlag des Wassers beim Oeffnen und
                              									Schlieſsen des Ventiles, welchen die Reese'schen Constructionen hauptsächlich zu
                              									beseitigen streben und zwar durch eigenartige Ventilconstructionen und Anbringung
                              									einer besonderen Absperrung (vgl. 1879 234 * 96). Im Allgemeinen sucht man den
                              									Wasserschlag dadurch zu vermeiden, daſs man das Ventil gegen das ausströmende Wasser abschlieſsen läſst – gegen diese Hauptregel
                              									hat der oben erwähnte Mohawk-Feuerhydrant verstoſsen –, Windkessel anbringt, oder
                              									bei Hochdruckleitungen sogen. Druckreductionsventile einschaltet.
                           Eine sonderbare Construction zeigt der Hydrant von C. Reimann in Wittenberge (* D. R. P. Nr. 7874 vom 9. Mai
                                 									1879). Derselbe besteht aus einem 260cm weiten
                              									Gehäuse (Fig. 3 Taf.
                              									37), in welchem sich ein Kolben von 65cm
                              									Durchmesser, dessen Stange in ihrem unteren Theil als Ventil ausgebildet ist,
                              									bewegt. Der an seinem Rande mit einer Dichtung versehene Kolbenkörper befindet sich
                              									in dem oberen Theil des Gehäuses und bildet zugleich den Abschluſs der Kammer nach
                              									oben. Die Kolbenstange selbst ist hohl und in der Weise durch eine Scheidewand in
                              									zwei Kammern getheilt, daſs die obere Kammer mittels vier Oeffnungen mit dem oberen
                              									oder unteren Theil des Gehäuses communiciren kann, während die untere Kammer, welche
                              									nach unten zu durch eine überstehende und mit Lederscheibe versehene Platte
                              									verschlossen ist, als Windkessel dient. Die Führung des Kolbens wird durch eine von
                              									oben eingeschraubte Büchse und durch die Kolbenliderung bewirkt. Zur Befestigung des
                              									Standrohres dienen vier Haken, von denen zwei an der Kolbenstange und zwei am
                              									Gehäuse befindlich sind. An seinem oberen Ende hat das Standrohr zwei Luftventile,
                              									von welchen das eine durch eine Feder offen gehalten wird, deren Spannung so
                              									bemessen ist, daſs ein Ueberdruck von mehr als ⅛at
                              									das Ventil schlieſst. Das andere Luftventil befindet sich in einer Durchbohrung der
                              									Schraubenspindel, welche, über Tag befindlich, das Oeffnen und Schlieſsen des
                              									Hydrantenventiles, d.h. das Heben oder Senken der hohlen Kolbenstange besorgt, und
                              									dient gleichzeitig zur Verbindung dieser Schraube mit dem Standrohr. – Das Oeffnen und Schlieſsen dieses
                              									Hydranten wird wahrscheinlich stoſsfrei vor sich gehen; doch ist keine Entleerung
                              									der oberen Kammer, welche sich aus dem Standrohr füllt, vorgesehen und auch kaum
                              									zweckmäſsig einzuschalten möglich; die Construction scheint verfehlt.
                           Beim Vorhandensein von zwei Ausflüssen hat Fr. Reese in Dortmund (* D. R. P. Nr. 10674 vom 10.
                              									Februar 1880 als Zusatz zu Nr. 4040, vgl. 1879 234 * 97), zum Zweck, den Ausfluſs
                              									des Wassers so zu reguliren, daſs bald die eine Oeffnung, bald die andere, bald
                              									beide zusammen das Wasser durchlassen, folgende Einrichtung getroffen. Das
                              									Auslaufrohr des Hydranten, in welchem sich das Ventil nebst Führungsstange befindet,
                              									ist mit dieser zusammen über das eingegrabene Gehäuse hinaus verlängert und endigt
                              									in einem conischen Hahngehäuse mit zwei Ausläufen. Das Hahngehäuse nimmt einen
                              									hohlen, nach unten zu offenen und seitlich durchbrochenen Conus des Kükens auf, in
                              									dessen oberem Theile sich die Stopfbüchse für die Spindel befindet, welche zur
                              									Handhabung des Hydranten dient. Die Anordnung mehrerer Auslässe erfordert dann die
                              									Anbringung eines Drei-, Vier-, oder Mehrweghahnes. Ebenso kann man, indem man den
                              									Mittelpunktswinkel des Kükens immer gröſser werden und dessen Spitze endlich mit
                              									seiner Grundfläche zusammenfallen läſst, wodurch ein um den ehemaligen
                              									Kegelmittelpunkt drehbarer Schieber entsteht, einen drei-, vier- oder mehrwegigen
                              									Schieber anbringen.
                           Die Dichtung des Ventiles erneuern zu können, ohne das im Bereich des Hydranten
                              									liegende Rohrnetz absperren zu müssen, will eine Construction von C. Louis Strube in Buckau (* D. R. P. Nr. 9609 vom 24.
                                 									October 1879) durch Anwendung einer Rückfluſsklappe C
                              										(Fig. 4 Taf. 37) erzielen. Das Ventil D
                              									schlieſst und öffnet, wie üblich, bei Drehung einer im Deckel gelagerten
                              									Schraubenspindel. Die am Ventilkegel D sitzende
                              									Schraube F verbreitert sich nach unten und drückt gegen
                              									die Klappe C; doch ist die Länge derselben so bemessen,
                              									daſs die Klappe C noch genügenden freien
                              									Durchfluſsquerschnitt läſst, wenn das Ventil D ganz
                              
                              									geöffnet ist. Am noch weiteren Oeffnen hindert eine im Hydrantendeckel gelagerte
                              									Stellschraube. Behufs Erneuerung der Dichtung hat man die Stellschraube und die
                              									Drehspindel so lange aufwärts zu drehen, bis die Klappe C durch den Druck des Wassers geschlossen ist. Nach Lösung der
                              									Deckelschrauben u.s.w. kann dann das Ventil herausgenommen werden. – Es will uns
                              									scheinen, daſs die Klappe C den ungehinderten
                              									Durchfluſs des Wassers doch nicht in dem gewünschten Maſse geschehen lassen,
                              									vielmehr die Ursache zu schädlichen Stöſsen sein wird.
                           Eine bemerkenswerthe Construction, bei welcher aber auch auf eine Entwässerung keine
                              									Rücksicht genommen ist, zeigt der Hydrant von W. Schneidemandel in
                              									München (* D. R. P. Nr. 5083 vom 10. September 1878). Der Hydrant muſs jedoch in
                              									einen gemauerten Schacht eingelassen werden, da man sonst keine Reparaturen an ihm
                              									vornehmen kann. Der Ventilkasten b (Fig. 5 Taf.
                              									37) wird auf ein fest mit der Rohrleitung verbundenes Guſsstück a aufgesetzt und besitzt Oeffnungen für zwei Hähne c, welche mit Metallpfropfen verschlossen werden für
                              									den Fall, daſs der Hydrant für lange Zeit auſser Dienst gestellt wird, sonst aber
                              									zum Anschluſs an die Zweigleitungen dienen. Bei Uebergang auf geringere Lichtweiten
                              									werden Reductionsmuffe eingeschaltet. Der Sitz des Ventiles h ist in der Flansche g eingeschliffen. Das
                              									Ventil h selbst wird durch eine Spiralfeder f und durch den Wasserdruck gegen seinen Sitz gepreſst.
                              									Ein Kranz mit Speichen und Nabe e, welch letztere den
                              									Ventilstift führt, hält die Spiralfeder. Das Standrohr m wird von oben eingesetzt und durch die beiden auf der Flansche g angegossenen Bügel i
                              									sowie die Rohrschelle u festgehalten, nachdem es in
                              									Führungen der Flansche g eingelassen ist. Durch Drehen
                              									des Standrohres an den Hebeln n von links nach rechts
                              									preſst sich die Mutter an den Bügel i und schraubt
                              									sich, von diesem geführt, unter dieselben fest. – Das Ventil wird, wie üblich, durch
                              									Drehen der bei p geführten Stahlspindel o niedergedrückt (geöffnet) und auch wieder zum Schluſs
                              									gebracht. In Fig. 5 wird
                              									die Ventilspindel direct durch die Kurbel h bewegt,
                              									doch nicht gedreht, sondern wegen der Führung p nur
                              									geschoben. Das Kopfstück ist nach allen Richtungen drehbar. Ein Kopfstück für groſse
                              									Durchmesser und hohen Druck zeigen Fig. 6 und
                              										7. Die Bewegung der Leitspindel geschieht hier indirect durch Drehung
                              									einer Schnecke und eines Schneckenrades; es soll diese etwas umständliche Anordnung
                              									ein sehr langsames Oeffnen des Ventiles bezwecken.
                           Um das beim Undichtwerden des Ventiles eintretende Heraussickern des Wassers aus dem
                              									Hydranten nach der Straſse zu verhindern, schlieſst C. J.
                                    										Hanssen in Flensburg (* D. R. P. Nr. 9666 vom 9. August 1879) das Steigrohr
                              									luftdicht durch einen Deckel und Druckschraube ab. Es soll diese Anordnung eine
                              									Verdichtung der Luft im oberen Theil der Steigröhre herbeiführen, wenn Wasser durch
                              									das Ventil austritt und dadurch verhindern, daſs dieses Wasser die Steigröhre ganz
                              									anfüllt.
                           Brunnenständer. Die Construction der Brunnen ist
                              									Gegenstand der weitumfassendsten Versuche gewesen, die noch nicht für abgeschlossen
                              									gelten können, da auch die besten eingeführten Brunnen immer noch ziemlich
                              									bedeutende Mängel tragen. Die Brunnen werden selten noch Bis stetig laufende ausgeführt, vielmehr allgemein als Ventilbrunnen, die nur durch den Druck der Hand zu
                              									öffnen sind und dann meist selbstthätig wieder abschlieſsen. Sie bestehen aus einem
                              									mehr oder weniger reich
                              									verzierten guſseisernen Ständer, welcher auſsen ein passendes Auslaufrohr und die
                              									Drücker Vorrichtung zur Handhabung des Ventiles, innen aber die Wasserleitungsrohre
                              									trägt. Im Allgemeinen gelten für die Construction und Anlage der Brunnen dieselben
                              									Principien wie für die Hydranten; doch hat man gröſsere Sorgfalt auf den beim
                              									selbstthätigen Schluſs derselben in bedeutend stärkerem Maſse auftretenden
                              									Wasserrückschlag und auf die gehörige Entleerung des nach dem Auslauf führenden
                              									Steigrohres zu legen. Die meisten Städte haben Brunnenconstructionen angenommen,
                              									welche gleichzeitig als Hydranten zu benutzen sind. Wir verweisen auf die bewährten
                              									Constructionen von Dehne in Halle a. S., welche u.a. in
                              									Dresden aufgestellt sind und wenden uns zu einigen neueren Anordnungen.
                           Besonders für Hochdruckwasserleitungen ist der Brunnenständer von
                              										Alex. Monski in Eilenburg (* D. R. P. Nr. 5384 vom
                                 									13. August 1878) bestimmt. Das Wasser strömt durch den Stutzen a (Fig. 8 und
                              										9 Taf. 37) zunächst in eine Kammer, die durch den Cylinder c und zwei in demselben verschiebbare, mit einander
                              									durch ein Rohrstück verbundene Manschettenkolben d und
                              										e gebildet wird. Der Kolben d ist geschlossen, während sich in e ein
                              									Ventil g befindet. Soll Wasser dem Brunnen entnommen
                              									werden, so wird der Hebel h in die Höhe gezogen,
                              									wodurch die mit einander verbundenen Kolben d und e so weit nach unten gedrückt werden, bis der Stift i des Ventiles g auf den
                              									Boden des Cylinders c stöſst, das Ventil also öffnet
                              									und dem Wasser durch den Kanal m den Austritt durch den
                              									Auslauf gestattet. Läſst man den Hebel h los, so werden
                              									durch die eigene Schwere desselben und das Gegengewicht r die Kolben d und e wieder hochgezogen, das Ventil schlieſst ab und das im Kanäle m und dem Ausguſsrohre befindliche Wasser wird in den
                              									Cylinder c zurücktreten, der tief genug liegt, um ein
                              									Einfrieren hintanzuhalten. Das rohrähnliche Verbindungsstück der beiden Kolben wirkt
                              									hierbei als Windkessel. Behufs einer Reparatur der Kolben u.s.w. hat man nun den
                              									Hahn b abzusperren und den Ständerdeckel zu lösen, um
                              									zu den Ventilen gelangen zu können. – Zum Zweck einen selbstthätigen Schluſs und
                              									Entleerung des Apparates ohne Anwendung jenes Gegengewichtes r herbeizuführen, hat Monski folgende
                              									Abänderung (* D. R. P. Zusatz Nr. 6397 vom 21. Januar 1879) getroffen. Er stellt die
                              									die Kammer c, in welche das Wasser der Leitung zunächst
                              									tritt, abschlieſsenden Manschettenkolben nicht mehr gleich groſs her, sondern macht
                              									den oberen gröſser. Der Druck des Wassers auf denselben wird in Folge dessen gröſser
                              									und ist stets das Bestreben vorhanden, die Kolben in die Höhe zu treiben, wodurch
                              									der selbstthätige Schluſs des Ventiles und die Entleerung des Steigerohres bewirkt
                              									wird, wenn der Hebel h losgelassen wird.
                           
                           Trotz des als Windkessel dienenden Raumes zwischen den beiden Kolben hat sich beim
                              									Gebrauche dieser Brunnenständer ein bedeutender Rückschlag auf die Leitung
                              									namentlich beim Schlieſsen und Entleeren bemerkbar gemacht; ferner war die Abnutzung
                              									der Manschetten eine ungemein schnelle. – Diese Uebelstände scheinen durch die
                              									neueste Abänderung Monski's (* D. R. P. Zusatz Nr. 8910
                              									vom 9. Juli 1879) wenn auch nicht vollkommen aufgehoben, so doch wesentlich
                              									verringert zu sein. Statt der früheren zwei Manschetten werden jetzt deren drei
                              									angebracht, und zwar liegen die beiden unteren fest, während sich die dritte oberste
                              									verschieben läſst (Fig. 10
                              									Taf. 37). Das Leitungswasser tritt zunächst in den unteren Raum des Cylinders B der durch zwei Stulpen oben und unten abgedichtet
                              									ist, und bleibt der weitere Durchfluſs so lange gehindert, als das in der mittleren
                              									Kolbenscheibe befindliche Ventil geschlossen ist. Dieses wird nun geöffnet, sobald
                              									der obere Theil des sogen. Arbeitskolbens A, welcher in
                              									der dritten obersten Manschette verschiebbar ist, nach unten gedrückt wird und auf
                              									das Ventil trifft; der Durch- und Ausfluſs des Wassers ist dann frei. Geht dieses
                              									verschiebbare Stück wieder aufwärts, so schlieſst sich zunächst das Ventil und der
                              									Wasserdurchfluſs hört auf; bei der weiteren Bewegung findet dann erst das Entleeren
                              									des Steigrohres statt. Bei der Wasserentnahme werden auf diese Weise diejenigen
                              									Manschetten, welche hauptsächlich den Wasserdruck auszuhalten haben, gar nicht mehr
                              									bewegt, während die oberste Manschette bei ihrer Bewegung nur einen geringen Druck
                              									auszuhalten hat, in Folge dessen auch nur wenig abgenutzt werden wird.
                           Der Uebelstand dieser Brunnenständer ist ihr bedeutender Rückschlag; daſs derselbe
                              									bei der letzten Anordnung durch das Luftkissen, welches durch die eigenthümliche
                              									Form der mittleren Kolbenscheibe und den Ventilsitz gebildet wird, in günstigerer
                              									Weise aufgefangen wird, als bei den ersten Constructionen, ist kaum anzunehmen.
                           Die folgende Construction von A.
                                    										Aschemann in Berlin (* D. R. P. Nr. 7036 vom 16. März 1879) wendet sich
                              									gegen das zu heftige Ausströmen des Wassers und die dadurch verursachte
                              									Wasserverschwendung. In dem Brunnenständer m (Fig.
                                 										11 Taf. 37) liegt oben ein Gefäſs d, von
                              									welchem eine Hauptröhre b, die bei c verstopft ist, nach der Wasserleitung a und ein Rohr g mit
                              									Durchlaſsventil e und Schwimmer f nach dem Punkt h des Rohres b führen. Das Wasser tritt aus der Leitung a durch den unteren Theil des Rohres b und durch g in das
                              									Gefäſs d, bis der Schwimmer f das Ventil e schlieſst. Wird nun von auſsen
                              									die Kette k angezogen, bis der schwere angehängte Kegel
                              									des Ventiles i öffnet, so wird das Wasser aus dem
                              									Gefäſse d durch den oberen Theil der Röhre b und den Ausfluſs j ins
                              									Freie gelangen. Dann wird durch das Sinken des Schwimmers f
                              									wieder Wasser aus der
                              									Leitung a in das Gefäſs d
                              									strömen u.s.w. – Die Anlage ist ganz nett, aber durchaus unpraktisch. Die Brunnen
                              									sollen gewöhnlich Trinkwasser beschaffen; doch wird dieser Brunnen im Sommer das
                              									Wasser im Gefäſse d so warm werden lassen, daſs es
                              									ungenieſsbar wird, während es im Winter trotz der vorgeschlagenen Ausfütterung des
                              									Mantels m mit Stroh u. dgl. gefrieren wird.
                           Ein Drückerapparat als Ersatz der Ventile ist Gegenstand des
                              									Patentes von Loeffel in Colmar (* D. R. P. Nr. 3676 vom
                                 									20. März 1878), welcher die Steigröhre ähnlich wie Reimann benutzt; dieselbe greift mit einem bronzenen Ansatzstück in den
                              									Stutzen der Hauptleitung und ist durch eine Gummiwulst in diesem abgedichtet. Einige
                              									Centimeter über dem unteren Ende des Steigrohres sind Schlitze angebracht, unterhalb
                              									welcher es gut abgeschlossen ist, damit das Wasser nur durch die Schlitze in die
                              									Steigröhre gelangen kann. Oberhalb des Erdbodens ist ein Fuſstritt am Steigrohr
                              									angebracht; drückt man mit dem Fuſse auf diesen, so schiebt sich das Steigrohr mit
                              									den Schlitzen in den Stutzen, die Schlitze gelangen unter die Wulst und das
                              									Leitungswasser gelangt in die Röhre und zum Ausfluſs. Läſst man den Fuſstritt frei,
                              									so schiebt sich das Steigrohr unter Einwirkung einer Spiralfeder wieder aufwärts,
                              									die Schlitze treten wieder über die Wulst und nun wird das noch im Steigrohr
                              									befindliche Wasser durch die Schlitze austreten und im Boden versickern.
                           Eine ähnliche Entleerung, welche das überflüssige Wasser einfach ausflieſsen und in
                              									dem lockeren Erdreich der Schachtsohle versickern läſst, ist bei früheren
                              									Constructionen vielfach angewendet worden. Da aber nicht jeder Boden geeignet ist,
                              									die groſse Menge Entleerungswasser, welche ein häufiger Gebrauch des Brunnens
                              									schafft, aufzusaugen und fortzuführen, so wurden die Keller der benachbarten
                              									Grundstücke feucht, was zu berechtigten Klagen der Hausbesitzer Veranlassung gab.
                              									Abgesehen von diesem Umstände, der die Anlage besonderer Abzugskanäle nothwendig
                              									machte, ist auch der entstehende bedeutende Wasserverlust zu berücksichtigen. Eine
                              									bemerkenswerthe Construction, welche sich hauptsächlich gegen diese Uebelstände
                              									wendet, ist die von A. H. Schnarr in Tiflis (* D. R. P.
                                 									Nr. 7520 vom 2. März 1879), welche das Injectorprincip in interessanter Weise
                              									benutzt. Wird der Hahn b (Fig. 12
                              									Taf. 37) geöffnet, so tritt das Wasser durch das conische Ansatzrohr c in das Steigrohr e und
                              									flieſst bei g aus. Durch die Geschwindigkeit, mit
                              									welcher das Wasser durch das Gehäuse d ausströmt, wird
                              									in letzterem ein luftverdünnter Raum erzeugt, wodurch das im Sammelgefäſs k befindliche Wasser im Rohr h in die Höhe getrieben wird und bei g mit
                              									zum Ausfluſs gelangt. Wird der Hahn b geschlossen, so
                              									fällt das im Steigrohr befindliche Wasser in das Sammelgefäſs, um beim nächsten
                              									Spiel wieder angesaugt zu werden.
                           
                           Zum Schluſs sei noch eine Absperrvorrichtung von L. Meyer in Höchst a. M. (* D. R. P. Nr. 622 vom 11.
                                 									September 1877) beschrieben, welche einen möglichst stoſsfreien Schluſs bewirken
                              									soll. Dieselbe besteht aus einem Gehäuse f mit dem
                              									Ansatzstutzen a und b
                              										(Fig. 13 Taf. 37); concentrisch in demselben liegt eine Hülse c, über welche der Ventilkörper d geschoben ist. Bei v sind in den
                              									Ventilkörper Löcher eingeschnitten, deren Querschnitt zusammen 1/4 bis ⅓ gröſser
                              									sein soll als der Querschnitt des Ventildurchlasses. Ueber dem Ventil sitzt ein
                              									Kolben k, genau in den Deckelhals K passend; an vier Stellen oben und unten ist der
                              									Kolben mit Löchern i versehen, welche mit vier in die
                              									Ventilstange eingefrästen Nuthen übereinstimmen. Wird die Ventilstange q gehoben, bis die obere Fläche des Kolbens an die
                              									untere Fläche der Stopfbüchsenhülse stöſst, so tritt das Wasser vom Stutzen b durch die Hülse c, die
                              									Löcher v nach dem Stutzen a zum Auslauf. Der Stulpen e schlieſst
                              									während dem die Löcher x; unter dem eng durchlöcherten
                              									Kolbentheil A des Ventilkörpers wird allmählich Wasser
                              									austreten. Hört der Zug an der Kolbenstange auf, so werden die Gewichte G das Ventil herabzudrücken und zu schlieſsen streben.
                              									Diesem Druck wirkt jetzt das unter dem Kolben A
                              									befindliche Wasser, welches nur langsam durch die feinen Löcher wieder entweichen
                              									kann, entgegen und wird die Folge ein sehr langsamer Schluſs der Ventilöffnung sein.
                              									Die Löcher v haben eine nach oben spitz zulaufende Form
                              									und wird hierdurch die durchflieſsende Wassermenge beim Niedergange des Ventiles
                              									stetig abnehmen. Um die Gewichte G nicht zu schwer
                              									werden zu lassen, ist am unteren Ende der Ventilstange ein Entlastungskolben h angebracht. Die Entwässerung der Steigröhre erfolgt
                              									durch die nach Schluſs des Ventiles frei werdenden Oeffnungen i, durch welche das Wasser in den Erdboden austritt. Da
                              									eine Entwässerung nur im Winter nothwendig ist, im Sommer aber die bedeutenden
                              									Wasserverluste gern vermieden werden möchten, so sind die Löcher x mit Gewinde versehen und werden mit Schrauben
                              									verschlossen, so lange keine Entwässerung gewünscht wird.
                           
                        
                     
                  
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