| Titel: | Fortschritte in der Baumwollspinnerei; von E. Spencer. | 
| Autor: | A. Lüdicke | 
| Fundstelle: | Band 239, Jahrgang 1881, S. 449 | 
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                        Fortschritte in der Baumwollspinnerei; von E.
                              								Spencer.
                        (Schluſs des Berichtes S. 352 dieses
                           								Bandes.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel 31.
                        E. Spencer, über Fortschritte in der Baumwollspinnerei.
                        
                     
                        
                           Mulespinnmaschine für die feinsten Garne. Die Handmule
                              									hat bedeutende Verbesserungen erfahren, so daſs fast alle daran vorkommenden
                              									Bewegungen ganz oder wenigstens nahezu selbstthätig erfolgen. Dem Spinner bleibt die
                              									Controle über nur einige wenige Bewegungen. Diese kann er leicht handhaben, selbst
                              									wenn die Maschine sehr groſs ist. Das Abschlagen, Aufwinden und Aufschlagen fordern
                              									aber gröſste Geschicklichkeit seitens des Spinners. Sind die Arbeitsräume heiſs, so
                              									wachsen die Schwierigkeiten bei diesen Arbeiten noch mehr. Es ist dem Spinner kaum
                              									möglich, von Früh bis Abends gleichförmig zu arbeiten. Geschickte Spinner werden
                              									aber von Jahr zu Jahr seltener. Dies und die Nothwendigkeit, die Spinnkosten zu
                              									erniedrigen, haben zu vielfachen Versuchen angespornt, die Mulespinnmaschine auch
                              									für feine Garne ganz selbstthätig zu machen. Während der letzten 25 Jahre sind nach
                              									dieser Richtung hin viele Patente genommen und viele Systeme versucht worden, aber
                              									mit im Allgemeinen wenig zufriedenstellenden Erfolgen. Der Raum gestattet nur die
                              									Beschreibung desjenigen Systemes, welches die weiteste Verbreitung gefunden hat. Der
                              									Erfinder desselben hat versucht, die Thätigkeit des Spinners so viel als möglich
                              									nachzuahmen.
                           Bevor der Spinner an der Handmule die Spindeln zurückdreht, bringt er den
                              									Aufwindedraht in Berührung mit dem Garn; von diesem Augenblick an gehen beide
                              									Bewegungen – weiteres Senken des Aufwinders und Abwickeln des Garnes – zusammen. Um
                              									dies bei dem Selfactor zu erreichen, wird der Aufwinder, noch ehe der Wagen die
                              									Ausfahrt vollendet, durch einen auf der zugehörigen Welle sitzenden Arm mit Rolle
                              									und eine keilförmige Platte am Gestell in dem erforderlichen Maſse gesenkt. Da
                              									hierbei die Aufwindekette schlaff wird, so ist noch eine dem oben beschriebenen
                              									Apparate zum Spannen der Aufwinderkette ähnliche Vorrichtung vorhanden, welche die
                              									Kette aufnimmt. Der Winkelhebel m aus Fig. 3
                              									findet sich auch in Fig. 10
                              									Taf. 31. Derselbe wird aber hier zunächst bethätigt durch den vorderen Theil des um
                              									den festen Bolzen q drehbaren Armes t, welcher durch die Platte w gesteuert wird. Die Platte w ist identisch
                              									mit der Platte d in Fig. 3,
                              									erhält auf gleiche Weise Bewegung und hat auch noch weiter denselben Zweck wie
                              									diese, während durch den Arm t die Aufwinderkette k gespannt wird, wenn die Rolle x die Keilplatte y hinaufläuft und der
                              									Aufwinder sich senkt Das Excenter z, an dessen Ring die
                              									Kette h befestigt ist, dient dazu, die Stellung des
                              									Aufwinders je nach Bedarf zu reguliren.
                           Ist der Faden von der nackten Spindel abgewickelt, so übernimmt nunmehr die
                              									Leitschiene die Führung des Aufwinders. Derselbe wird zunächst rasch noch weiter
                              									gesenkt, um einige Windungen von der Spitze nach der Basis hin aufzulegen, und
                              									steigt dann langsam empor, während welcher Zeit eine gröſsere Zahl von Windungen von
                              									der Basis nach der Spitze hin aufläuft. Es ist nun ein besonderer Apparat zu
                              									beschreiben, welcher die hierzu nothwendige Quadrantenbewegung bei dem Selfactor für
                              									feine Garne bewirkt. Dazu ist zunächst Folgendes zu erwähnen. Feine Garne werden
                              									nach dem Spinnen meistens gezwirnt. Zu diesem Zweck steckt man die Kötzer auf wenig
                              									geneigte stählerne Spindeln im Aufsteckrahmen des Zwirnstuhles, so daſs das
                              									ablaufende Garn den Kötzer in Drehung versetzt. Läuft das Garn von der Spitze nach
                              									der Kötzerbasis ab, so geht, weil in dieser Richtung viele Windungen liegen, die
                              									Bewegung regelmäſsig vor sich. Etwa 1270mm (50''
                              									engl.) werden dabei abgewickelt. Wenn aber die nächsten 254mm (10''), welche in von der Basis nach der Spitze
                              									hin laufenden Windungen liegen, abgehaspelt werden, findet eine starke Zunahme der
                              									Kötzergeschwindigkeit statt in Folge der bedeutenden Abnahme der Durchmesser. Der
                              									Kötzer überläuft schlieſslich, d.h. er eilt dem ablaufenden Garne vor und die Fäden
                              									reiſsen dann häufig. Der Spinner an der Handmule kann die Zahl der Windungen in den
                              									ab- und aufsteigenden Schichten leicht reguliren. Die Erfahrung hat festgestellt,
                              									daſs etwa 6 Windungen in der von der Spitze nach der Basis gewundenen Schicht
                              									genügen, um das Ueberlaufen zu vermeiden. Dies mit dem Selfactor zu erreichen, ist
                              									sehr schwierig; nur eine Lösung dieser Frage ist bisher gefunden worden. Der Quadrant gibt in der
                              									gewöhnlichen Ausführung nur eine beschleunigte Bewegung, während erst Verzögerung
                              									und dann Beschleunigung einzutreten hätte, da das Aufwinden an der Spitze des
                              									Kötzers beginnt und aufhört. In der Praxis ist dies nie voll erreicht worden. Der
                              									Gegenwinder muſste die vorhandenen Ungenauigkeiten ausgleichen helfen. Mit dem
                              									Quadranten gewöhnlicher Anordnung können ferner nicht mehr als 4,5 Windungen von der
                              									Spitze nach der Basis hin aufgelegt werden. Da aber mehr Windungen nöthig sind, so
                              									hat man den Versuch gemacht, diese durch Verlängerung des ansteigenden Zweiges der
                              									Leitschiene auf 381mm (15'' engl.), ja selbst
                              										457mm (18'') zu gewinnen. Der Erfolg war ein
                              									schlechter; die Spindeln erhalten, um diese Länge aufzuwickeln, zu wenig Drehungen
                              									und der Gegenwinder steigt hoch empor, um das zu wenig aufgewundene Garn
                              									aufzunehmen. Erhalten die Spindeln richtige Geschwindigkeit, so genügen 254 bis
                              										305mm (10 bis 12'') Garn vollständig für 6 bis
                              									7 Windungen. Es handelt sich also darum, die Umdrehungszahl der Spindeln während der
                              									ersten 254 bis 305mm des Wagenweges bei der
                              									Einfahrt zu vergröſsern. Läſst man den Quadrantenarm langsamer folgen als bisher, so
                              									wird mehr Kette von der Quadrantentrommel abgewickelt und der obigen Bedingung ist
                              									entsprochen. Der Quadrant erhält eine geringere Winkelgeschwindigkeit dadurch, daſs
                              									an Stelle der auf Welle v (Fig. 5)
                              									befindlichen cylindrischen Schnecke eine Schnecke mit variablem Halbmesser
                              									angewendet wird. Anfangs- und Endhalbmesser sind am gröſsten und nehmen nach dem
                              									mittleren cylindrischen Theil hin ab. Denkt man sich den Wagen mit constanter
                              									Geschwindigkeit einlaufend, so ist die Winkelgeschwindigkeit des Quadranten um so
                              									kleiner, je gröſser der arbeitende Halbmesser der Schnecke auf der Welle v. Dieser Apparat erfordert, wenn einmal eingestellt,
                              									gar keine weitere Aufmerksamkeit. – Um den Gegenwinder rasch in Thätigkeit treten zu
                              									lassen, ohne jedoch das Garn zu verziehen, ist dessen Welle mit Vortheil auf Rollen
                              									gelagert worden. Der Handspinner kann das Garn aufwinden, ohne daſs der Gegenwinder
                              									sich bewegt. Bei dem Selfactor ist dies aus schon angegebenen Gründen nicht
                              									erreichbar; hier spielt der Gegenwinder eine wichtige Rolle.
                           Am Ende der Wagen einfahrt ist der Aufwinder zu heben, um die noch vorhandene
                              									Garnlänge auf die nackte Spindel in steilen Windungen aufzulegen. Dieses Aufschlagen ist eine der wichtigsten der vom Spinner zu
                              									vollziehenden Arbeiten. Läſst er den Wagen ganz hereinfahren, ehe er den Aufwinder
                              									hebt, so stehen die Spindeln den Cylindern am nächsten; folglich verbleibt für das
                              									Aufwinden auf die blanke Spindel ein Minimum von Garn. Der Abstand der Spindeln von
                              									dem Cylinder und der Neigungswinkel der Spindeln sind Veränderungen unterworfen je
                              									nach der Feinheit des gesponnenen Garnes. Je feiner das Garn, um so gröſser der Winkel
                              									zwischen Faden und Spindelachse bei Beginn der Ausfahrt. Das Aufwinden muſs so
                              									regulirt werden, daſs weder zu viel, noch zu wenig Garn für das Aufschlagen übrig
                              									bleibt, die Fäden also weder gestreckt werden, noch Schleifen erhalten. Der Spinner
                              									regulirte während der Einfahrt die Aufwindung so, daſs schlieſslich noch die
                              									erforderliche Garnlänge zum Aufschlagen übrig blieb. Nach dem Stillstand des Wagens
                              									hob er den Aufwinder langsam und gab dabei den Spindeln so viel Drehungen als
                              									nothwendig. Hob sich der Aufwind er vom Garn ab, so lieſs er das Herausspinnen
                              									wieder beginnen. Diese Operationen vollzieht der Spinner je nach der Feinheit des
                              									Garnes mit gröſserer oder geringerer Geschwindigkeit. Bei Garnen mittlerer Nummer
                              									folgen die Bewegungen mit derselben Regelmäſsigkeit und Schnelligkeit auf einander
                              									wie bei dem Selfactor. Je feiner die Garne werden, um so schärfer sind die einzelnen
                              									Bewegungen von einander getrennt. Am auffälligsten tritt dies hervor bei der sogen.
                              										„Box Organ Hand Mule“, bei welcher das Herausspinnen nach Vollendung des
                              									Aufschlagens durch den Spinner besonders eingeleitet werden muſs.
                           Bei dem gewöhnlichen Selfactor findet das Aufheben des Aufwinders schon während der
                              									Wageneinfahrt, allerdings so spät als möglich, statt. Gegen Ende des Wagenweges
                              									stöſst der Hebel g in Fig. 11
                              									Taf. 31 gegen einen am Gestell festen Anschlag, wird von der auf der Leitschiene
                              									laufenden Rolle abgehoben und bringt den Aufwinder zum Steigen. Das Auslösen dieses
                              									Hebels g muſs also geschehen, bevor der Wagen ganz
                              									hereinkommt. Zur Beantwortung der Frage, wie spät mit völliger Sicherheit das
                              									Auslösen vorgenommen werden kann, ist zu berücksichtigen, daſs die
                              									Einfahrtsgeschwindigkeit Schwankungen unterworfen ist in Folge der Veränderungen im
                              									Gange des Motors, namentlich aber in Folge der wechselnden Beschaffenheit des
                              									Einfahrtseiles. Ist das Seil straff, so stöſst der Wagen zuweilen sogar schwer gegen
                              									den den Einlauf begrenzenden Buffer; ist es schlaff, so berührt er diesen kaum.
                              									Diese Schwankungen bedingen eine unregelmäſsige Auslösung des Aufwinderarmes g, die bei gut gebauten Selfactoren allerdings auf
                              									geringsten Betrag zurückgeführt ist, aber doch nicht ganz beseitigt werden kann. Es
                              									bleibt, da man für alle Fälle auf sichere Auslösung des Aufwinders rechnen muſs,
                              									mehr Garn übrig, als auf die blanke Spindel aufgewunden werden kann. Eine
                              									Verbesserung zeigt Fig. 11:
                              									Der Arm g wird durch die bewegliche Stange o ausgelöst; letztere ist an den Winkelhebel p angeschlossen, welcher während der Einfahrt in der
                              									punktirten Lage durch den Haken r gehalten wird. Der
                              									Wagen hebt im letzten Augenblicke der Einfahrt diese Klinke r aus, das Gewicht p kommt zur Wirkung,
                              									schiebt die Stange o nach links, so daſs der Arm g nunmehr frei herunter gehen kann, womit der Einfluſs
                              									der Leitschiene auf die Stellung des Aufwinders aufhört. Hier veranlaſst also der einfahrende Wagen nicht
                              									mehr direct das Auslösen des Aufwinders. Der Winkelhebel wird bei der Ausfahrt
                              									wieder aufgezogen. Indem man den Haken r früher oder
                              									später aufheben läſst, kann das Auslösen des Aufwinderarmes zur rechten Zeit
                              									hergestellt werden. Ist nun der Hebel g frei, so bewegt
                              									sich der Aufwinder durch Federwirkung rasch empor und die Spindeln winden, da sie in
                              									Folge der bei der Wageneinfahrt angenommenen groſsen Geschwindigkeit noch nicht zur
                              									Ruhe gekommen sind, das Garn auf. Aber dies erfolgte sehr unregelmäſsig; bald wurden
                              									Schleifen mit aufgeschlagen, bald ward das Garn gestreckt (geschnitten). Fig.
                                 										12 bis 14 Taf. 31
                              									zeigen eine Ausführung, welche die Bewegung des Aufwinders nach dem Auslösen des
                              									Armes g abhängig macht von der Bewegung der
                              									Spindeltrommelwelle, also auch der Spindeln.
                           Zunächst sei bemerkt, daſs das Verhältniſs der Geschwindigkeiten der
                              									Spindeltrommelwelle und des Aufwinders nicht constant ist. Denkt man sich die
                              									Spindeltrommel, also auch die Spindeln mit constanter Geschwindigkeit umlaufend, so
                              									muſs der Aufwinder rascher steigen, wenn auf den gröſsten Spindeldurchmesser
                              									aufgewunden wird; die Geschwindigkeit des Aufwinders ist allmählich zu vermindern,
                              									wenn der Durchmesser abnimmt. Auf diese Weise wird das Garn in einer conischen
                              									Spirale mit variabler Ganghöhe aufgewunden. Dazu dienen die beiden Daumen s und u (Fig. 12).
                              									Rotirt die Spindeltrommelwelle S mit constanter
                              									Winkelgeschwindigkeit, so dreht sich die Aufwinderwelle; wenn das Getriebe a1, a2 im Gang, mit
                              									variabler Winkelgeschwindigkeit. Diese Verbindung zwischen den beiden Wellen ist
                              									aber nur während des Aufschlagens zulässig; der Aufwinder muſs unmittelbar, nachdem
                              									das Garn aufgewunden ist, zur Ruhe kommen, weil dann sofort das Herausspinnen
                              									beginnt. Das Getriebe a1 a2 erhält durch
                              									eine Reibungskupplung K (Fig. 12 und
                              										14) Bewegung. Diese ist in demselben Augenblicke einzurücken, in welchem
                              									der Aufwinderarm g ausgelöst wird. Die Stange x löst, wenn der Wagen das innere Ende seines Weges
                              									erreicht, durch eine Linksbewegung den Arm g aus und
                              									hebt die Sperrung der Stange d auf, wodurch der
                              									Gewichtshebel z zur Wirkung kommt und die Kupplung K einrückt. Diese wird, wenn der Aufwindedraht seine
                              									oberste Stellung erreicht hat, ausgelöst durch eine Curve v am Rade a2,
                              									welche hinter die Flansche c des Rades a1 faſst und dieses
                              									zurückzieht. Die Höhe oder der Bogen, um welchen der Aufwinder beim- Aufschlagen zu
                              									heben ist, ändert sich bei jedem neuen Auszug, da die Kötzerspitze auf der Spindel
                              									emporsteigt. Aber auch dieser Bedingung genügt der Apparat, wenn nur die Curve v so eingestellt ist, daſs die Kupplung K in dem Augenblicke, in welchem der Aufwinderdraht die
                              									Fäden verläſst, auſser Wirkung tritt. Während des Abschlagens, also wenn der Wagen ganz auſsen still
                              									steht, wird das Getriebe a'' a2 zurückgedreht, bis die Daumen s und u wieder mit
                              									einander in Berührung kommen. Je weiter sich der Aufwinder senkt, einen um so
                              									gröſseren Bogen legt die Curve v zurück und um so
                              									länger wird bei dem nächsten Aufschlagen die Kupplung K
                              
                              									in Eingriff gehalten. Die Gröſse des während des Eingriffes von einem Zahn des Rades
                              										a1 zurückgelegten
                              									Weges ist damit direct abhängig von dem Stande der Kötzerspitze auf der Spindel. Die
                              									Rückdrehung des Rades a2 würde, da die Curve v die Flansche c verläſst, die Kupplung K
                              									gleich wieder in Thätigkeit bringen, wenn nicht für eine andere Sperrung gesorgt
                              									wäre. Gegen Ende der Wagenausfahrt kommt der lange Hebel y in Berührung mit der keilförmigen Platte e
                              									und übernimmt dadurch die Auslösung der Kupplung. Die Stange x bewegt sich nach rechts, so daſs bei der Wageneinfahrt wiederum die
                              									Stange d die Wirkung des Gewichtshebels z aufhebt.
                           Ein anderer wichtiger Factor, welcher bei diesem Apparate in Rechnung gezogen werden
                              									muſs, ist die Geschwindigkeit, mit welcher die einzelnen Phasen sich abspielen und
                              									auf einander folgen. Die Geschwindigkeit der Spindeln ist am Ende der Einfahrt doch
                              									noch zu groſs, um die Anwendung des beschriebenen Apparates ohne weiteres zu
                              									ermöglichen. Man überzeugte sich von der Unmöglichkeit, die Theile desselben schnell
                              									genug in die gehörige Geschwindigkeit versetzen zu können. Die Schwierigkeit wird
                              									noch gröſser dadurch, daſs die Spindeln, sobald der Wagen die Ausfahrt vollendet
                              									hat, mit der für das Spinnen nothwendigen Geschwindigkeit zu laufen anfangen. Auf
                              									die Wirkung der lebendigen Kraft der Spindeln darf man sich dabei nicht verlassen;
                              									der Einfluſs derselben ist zu schwankend. Um die Schwierigkeiten zu überwinden, wird
                              									ein zweiter Betriebsriemen, welcher mit etwa halber Geschwindigkeit läuft,
                              									angewendet (vgl. Fig. 15 und
                              										16 Taf. 31). a ist Festscheibe, b Losscheibe, c
                              									Festscheibe, d die Wageneinfahrtscheibe, also ebenfalls
                              									lose auf der Hauptwelle. Die Steuerwelle hat bei diesem Selfactor drei Wechsel.
                              									Während der Wagenausfahrt liegt der rasch laufende Riemen r1 auf der Scheibe a und der Riemen r2 auf der Scheibe d. Zu gehöriger Zeit
                              									vollzieht die Steuerwelle die erste Drehung und die Cylinder bleiben stehen. Ist die
                              									Drahtgebung beendet, so löst der Zähler den Haken aus, welcher die Riemengabel von
                              										r1 über der Scheibe
                              										a hielt, und r1 wird durch eine Feder auf die Losscheibe b verlegt. Nun findet das Abschlagen auf die
                              									gewöhnliche Weise statt. Dann folgt die Wageneinfahrt, gegen deren Ende die
                              									Steuerwelle eine zweite Drehung macht, wodurch der Riemen r2 auf die Festscheibe c
                              									verlegt wird und die Hauptwelle mit halber Geschwindigkeit umdreht. Während dieser
                              									Zeit findet das Aufschlagen statt. Will der Aufwindedraht das Garn verlassen, so
                              									hebt ein auf der Aufwinderwelle sitzender Daumen die Sperrung der Steuerwelle
                              									auf; diese führt die dritte Drehung aus, wodurch zunächst der Riemen r2 auf die Losscheibe d
                              									und dann der Riemen r2 auf die Festscheibe a verlegt wird. Das Spinnen beginnt mit dem Eintritt
                              									der groſsen Geschwindigkeit. Die ganzen zuletzt beschriebenen Vorgänge spielen sich
                              									so rasch ab, daſs der Wechsel der Spindelgeschwindigkeit, obgleich man die Verlegung
                              									der Riemen vor sich gehen sieht, nicht zu bemerken ist. – Je geringer die
                              									Spindelgeschwindigkeit, um so vollkommener werden sich die einzelnen Vorgänge
                              									entwickeln. Für mit 1500 Umdrehungen in der Minute laufende Spindeln läſst sich die
                              									beschriebene Einrichtung recht wohl anwenden.
                           Spinnen auf Ringbänken,Vgl. Vimont's und Ryo
                                       												Catteau's Ringspinnmaschinen 1878 229 4.
                                    											105. 1879 231 * 493. Elce's Spulenabnehmer 1878 229 * 326.
                                    											Ueber Ringspindeln 1879 231 * 415. 1880 236 * 377. In den letzten Jahren hat
                              									man diesem bedeutende Aufmerksamkeit zugewendet; viele Ringbänke sind in England und
                              									anderwärts aufgestellt worden. In Amerika waren dieselben schon lange im Gebrauch.
                              									Die beste der gegenwärtigen Spindeltypen ist das Resultat vieler in Amerika
                              									angestellter Versuche. Am meisten in Verwendung sind die Rabbeth- und Booth-Sawyer- Spindel. Das
                              									Spinnen auf Ringbänken ist bisher hauptsächlich an Stelle des Spinnens auf
                              									Watermaschinen mit Flügelspindeln getreten; dem liegt es auch am nächsten. In
                              									einzelnen Fällen hat die Ringbank auch den Kampf mit der Mulemaschine aufgenommen.
                              									Sie steht aber hinter jener dadurch zurück, daſs das Garn auf hölzerne Spulen
                              									gewunden werden muſs (vgl. dagegen 1879 231 * 415). Die Ringbank ist nur zum Spinnen
                              									mittlerer Nummern verwendbar und verlangt, wenn die besten Resultate erzielt werden
                              									sollen, gute Baumwolle. Das Garn ist härter als Mulegarn, aber weniger hart als
                              									Watergarn. Eine so ausgebreitete Verwendung als das erstere besitzt es deshalb
                              									nicht.
                           Um ein zutreffendes Urtheil über die Stellung der Ringspinnmaschine auf Grund ihrer
                              									ökonomischen Leistung fällen zu können, sind noch weitere Erfahrungen nothwendig.
                              									Jetzt gehen die Ansichten noch ziemlich aus einander, namentlich, weil noch keine
                              									Erfahrungen über die Lebensdauer der Ringspinnmaschine vorliegen.
                           A. Lüdicke.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
