| Titel: | Zur Kenntniss der Farbstoffe. | 
| Fundstelle: | Band 239, Jahrgang 1881, S. 480 | 
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                        Zur Kenntniſs der Farbstoffe.
                        (Fortsetzung des Berichtes Seite 402 dieses
                           								Bandes.)
                        Zur Kenntniſs der Farbstoffe.
                        
                     
                        
                           Biebricher Scharlach (vgl. 1880 237 155). Nach R. Nietzky (Berichte der
                                 										deutschen chemischen Gesellschaft, 1880 S. 1838) muſs als Typus der
                              									vorliegenden Körperklasse das bereits von Caro und Schraube dargestellte Phenoltetrazobenzol, das
                              									Einwirkungsproduct von Phenol auf Diazoazobenzol, betrachtet werden. Diesem Körper
                              									analog stellte Nietzki aus β-Naphtol (Isonaphtol) und Diazoazobenzol ein β-Naphtotetrazobenzol dar, welches die Grundlage der betreffenden rothen
                              									Farbstoffe bildet. Dieser Körper entsteht leicht, wenn man eine aus Amidoazobenzol,
                              									Salzsäure und Natriumnitrit bereitete Lösung von Diazoazobenzol mit einer
                              									alkalischen β-Naphtollösung zusammenbringt. Die
                              									Substanz bildet so ein lebhaft ziegelrothes Pulver, ist unlöslich in Wasser und
                              									Alkalilauge, wenig löslich in Alkohol, ziemlich leicht löslich in heiſsem Eisessig. Aus
                              									letzterem Lösungsmittel krystallisirt sie in hübschen, braunen Blättchen, welche
                              									immer grünen Metallschimmer zeigen. Der Schmelzpunkt liegt bei 195°. Concentrirte
                              									Schwefelsäure löst den Körper mit dunkelgrüner Farbe, scheidet ihn jedoch auf
                              									Wasserzusatz unverändert ab. Beim Erhitzen mit rauchender Schwefelsäure entsteht
                              									eine Sulfosäure, welche sich durch concentrirte Schwefelsäure blau färbt. Energische
                              									Reductionsmittel, wie Zinn und Salzsäure, spalten ihn in Amidonaphtol,
                              									Paraphenylendiamin und Anilin. Die Analyse bestätigt die Formel C22H16N4O.
                           Wendet man statt des Amidoazobenzols in obiger Reaction die Sulfosäuren desselben an,
                              									so entstehen die Sulfosäuren des β-Naphtoltetrabenzols.
                              
                              									Die Monosulfosäure, aus Amidoazobenzolmonosulfosäure dargestellt, bildet mit
                              									Alkalien Salze, welche sich wenig in kaltem, ziemlich leicht in siedendem Wasser
                              									lösen und sich daraus beim Erkalten als brauner, flockiger Niederschlag abscheiden.
                              									Das Natronsalz lieſs sich aus verdünntem Alkohol in rothen Krystallen erhalten,
                              									welche beim Trocknen Krystallwasser verlieren. Die Analyse des bei 130° getrockneten
                              									Salzes entsprach der Formel NaSO3C22H15N4O.
                           Die Disulfosäure, aus der Amidoazobenzoldisulfosäure dargestellt, unterscheidet sich
                              									von der vorstehenden durch viel gröſsere Wasserlöslichkeit. In wenig heiſsem Wasser
                              									zerflieſst ihr Natriumsalz zu einem zähen Syrup, welcher erst nach langem Stehen
                              									krystallinisch wird. Versetzt man eine verdünntere, heiſse Lösung vorsichtig mit
                              									Kochsalz, so scheidet sich das Salz beim Erkalten in Gestalt einer aus langen,
                              									verfilzten Nadeln bestehenden Gallerte aus. Das Natriumsalz wurde aus verdünntem
                              									Alkohol umkrystallisirt und bildete so haarfeine hochrothe Nadeln, welche beim
                              									Trocknen unter Wasserverlust braun werden. Bei 130° getrocknet, führt die Analyse
                              									zur Formel C22H14N4O (N2CO3)2.
                              									Beide Salze sind äuſserst beständig und werden durch verdünnte Salze nicht zerlegt.
                              									Starke Salzsäure scheidet bei genügender Concentration der Lösungen daraus die
                              									Säuren ab, welche in Löslichkeit und Ansehen den Alkalisalzen sehr ähnlich sind. Die
                              									Kalk- und Bariumsalze sind fast völlig unlöslich. Starke Alkalilauge färbt die
                              									rothen Salze schmutzig violett, concentrirte Schwefelsäure schön dunkelgrün.
                           Die Natriumsalze der Mono- und Disulfosäure bilden die Bestandtheile des Biebricher Scharlachs. Beide sind ausgezeichnete
                              									Farbstoffe; sie färben Wolle und Seide in Gegenwart von sauren Beizen in schön
                              									cochenillerother Nuance und übertreffen alle bisher bekannten rothen Azofarbstoffe
                              									an Farbkraft. Höhere Sulfosäuren als die Disulfosäure sind in dem Handelsproduct
                              									nicht enthalten. Die Trisulfosäure des Amidoazobenzols kann unter den bei der
                              									Fabrikation eingehaltenen Bedingungen höchstens spurweise entstehen. Der daraus
                              									entstehende rothe Farbstoff würde aber, da er durch Kochsalz nur sehr schwierig
                              									abscheidbar ist, bei weiteren Reinigungsprocessen in der Mutterlauge bleiben. Man sucht schon aus
                              									diesem Grunde die Bildung solcher höheren Sulfosäuren zu vermeiden.
                           Eine interessante Spaltung zeigen diese Körper unter dem Einflüsse gelinder
                              									Oxydationsmittel. Behandelt man die alkalischen Lösungen obiger Sulfosäuren mit
                              									Zinkstaub oder Natriumamalgam, so spaltet sich nur Amidonaphtol ab, während die
                              
                              									Amidoazobenzolsulfosäure zurückgebildet wird. Es liegt auf der Hand, daſs man durch
                              									Einwirkung der Sulfosäuren des Naphtols auf Diazoazobenzol und dessen Sulfosäuren
                              									noch eine erhebliche Anzahl von Farbstoffen combiniren kann. Dieselben lassen sich
                              									durch eine bemerkenswerthe Farbenreaction ihrer Constitution nach leicht
                              									unterscheiden. Farbstoffe, welche nur in den Benzolkernen sulfonirt sind, färben
                              									sich ebenso wie der schwefelfreie Azokörper durch concentrirte Schwefelsäure schön
                              									dunkelgrün. Solche, welche die Sulfogruppe nur im Naphtol enthalten, werden durch
                              									dieses Reagens violett und solche, welche sie im Naphtol und gleichzeitig im
                              									Benzolrest enthalten, rein blau gefärbt.
                           Behandelt man das Tetrazobenzol-β-Naphtol bei 60 bis
                              									100° mit rauchender oder bei höherer Temperatur mit gewöhnlicher Schwefelsäure, so
                              									scheinen die Sulfogruppen in beide Reste einzugreifen. Im ersteren Falle entsteht
                              									direct eine blaue Lösung, bei Anwendung von englischer Schwefelsäure dagegen löst
                              									sich der Azokörper unverändert mit grüner Farbe, welche erst bei längerem Erhitzen
                              									auf 100 bis 120° unter Bildung der Sulfosäure in ein reines Blau umschlägt.
                           Ueber Resorcinfarbstoffe berichten
                              									P. Weselsky und R.
                                 										Benedikt in den Monatsheften für Chemie, 1880
                              									S. 886. Resorcin wurde in Aether gelöst, durch Eis gekühlt und mit Salpetrigsäure
                              									haltiger Salpetersäure versetzt. Nach 48 Stunden wurden die ausgeschiedenen
                              									Krystalle gesammelt und erst mit Aether, dann mit Wasser gewaschen. Die Ausbeute an
                              									rohem Diazoresorcin betrug 40 bis 60 Procent des verarbeiteten Resorcins. Zur
                              									Gewinnung der in den ätherischen Mutterlaugen enthaltenen Nebenproducte der Reaction
                              									wurde in etwas abgeänderter Weise verfahren. Alle diese Nebenproducte können dem
                              									Aether durch Schütteln mit Kalilauge entzogen werden. Sie nimmt dabei eine tief
                              									purpurrothe Farbe an, welche von einem Farbstoffe herrührt, der durch Ansäuren mit
                              									verdünnter Schwefelsäure als amorpher, flockiger Niederschlag gefällt wird. Das von
                              									ihm abfiltrirte, saure, gelb gefärbte Filtrat wird neuerdings mit Aether
                              									ausgeschüttelt und der durch Vertreiben des Aethers erhaltene Rückstand mit schwach
                              									gespanntem Wasserdampf aus einer Retorte destillirt. Es geht dabei ein neues
                              									Mononitroresorcin in die Vorlage; das bereits bekannte befindet sich in der Retorte
                              									in Wasser gelöst und krystallisirt beim Erkalten zum gröſsten Theile aus. Der Rest
                              									wird durch Ausschütteln der Mutterlauge gewonnen.
                           
                           Nach den vorliegenden Analysen ist es möglich, daſs dem Diazoresorcin nicht die
                              									Formel C18H12N2O6, sondern die an
                              									Wasserstoff ärmere Formel C18H10N2O6 zukomme.
                           Zur Prüfung des Verhaltens von Resorcin gegen Untersalpetersäure wurde frisch
                              									destillirtes, vollkommen trockenes Resorcin in Aether gelöst, welcher vorher mit
                              									Natrium entwässert worden war, die Lösung in zwei gut verschlieſsbare Flaschen
                              									vertheilt und in Eis gekühlt. Nun wurde aus salpetersaurem Blei ein Strom
                              									Untersalpetersäure entwickelt und durch einige Minuten in die eine Hälfte der
                              									ätherischen Resorcinlösung eingeleitet. Ferner wurde ganz concentrirte eiskalte
                              									Salpetersäure mit demselben Gase gesättigt; mit einigen Tropfen der auf diese Weise
                              									erhaltenen rothen rauchenden Salpetersäure wurde der zweite Theil der Resorcinlösung
                              									versetzt. Dann wurden die Flaschen verschlossen und in Eis gekühlt. Nach einigen
                              									Stunden hatten sich in beiden Flaschen Krystalle von Diazoresorcin abgesetzt.
                              									Dasselbe könnte sich demnach nach der Gleichung bilden: 3C6H6O2 +
                              										N2O4 = C18H10N2O6 + 4H2O. Die Reaction mit Untersalpetersäure ist
                              									ebenfalls keine glatte, indem die Mutterlaugen wieder gröſsere Mengen Nitroresorcin
                              									enthalten. Das Diazoresorcin verbindet sich mit Basen und mit Säuren, wenn auch mit
                              									diesen nur zu sehr losen Verbindungen.
                           Zur Bereitung des Diazoresorcinäthyläthers wurden je
                              										5g Diazoresorcin mit etwa 25cc absolutem Alkohol in ein Rohr gebracht und in
                              									die Mischung Salzsäure bis zur Sättigung eingeleitet. Um die schädliche Wirkung der
                              									überschüssigen Salzsäure abzuhalten, wurde dann noch etwas Alkohol zugesetzt. Die
                              									zugeschmolzenen Röhren wurden 12 Stunden im Wasserbade erhitzt. Der tiefblau
                              									gefärbte Inhalt wurde mit viel Aether verdünnt und mit schwacher Kalilauge
                              									ausgeschüttelt. Dieselbe nimmt die Salzsäure, unverändertes Diazoresorcin und
                              									harzige Zersetzungsproducte auf, während der Diazoresorcinäthyläther im Aether
                              									gelöst bleibt. Man erhält ihn durch Abkochen des letzteren und Umkrystallisiren des
                              									Rückstandes aus absolutem Alkohol. Wenn man dem Diazoresorcin die an Wasserstoff
                              									ärmere Formel C18H10N2O6
                              									beilegt, dann hat der Aether die Zusammensetzung C18H8(C2H5)2N2O6. Der Diazoresorcindiäthyläther besteht aus sehr feinen
                              									verfilzten Nadeln von rothbrauner Farbe. Er ist unlöslich in Wasser, löslich in
                              									Alkohol und Aether. Von concentrirter Schwefelsäure wird er mit rein blauer Farbe
                              									aufgenommen. Dadurch kann er leicht von den aus Resorcinmonoäthyläther erhaltenen
                              									Farbstoffen unterschieden werden, mit denen er sonst groſse Aehnlichkeit besitzt.
                              									Verdünnt man seine Lösung in Schwefelsäure mit Wasser, so wird die Flüssigkeit gelb;
                              									Kalilauge fällt daraus einen braunen flockigen Niederschlag. In Kalilauge ist der
                              									Diazoresorcinäther unlöslich.
                           Zur Darstellung der Aethyläther des Resorcins wird ein
                              									Kolben von etwa 3l Inhalt mit 200g Resorcin, 400g käuflichem Aetzkali und
                              										800g äthylschwefelsaurem Kalium beschickt, so
                              									viel Alkohol zugesetzt, daſs die Mischung eine dünnbreiige Beschaffenheit annimmt
                              									und einige Tage am Rückflufskühler gekocht. Man gieſst den Kolbeninhalt in verdünnte
                              									Schwefelsäure und schüttelt nach dem völligen Erkalten mit Aether aus. Derselbe
                              									hinterläſst beim Abdestilliren ein Gemenge von Resorcin, Resorcinmono- und
                              									Diäthyläther. Durch Destillation mit Wasserdampf bringt man den Diäthyläther mit
                              									wenig Monoäthyläther in die Vorlage und trennt beide in bekannter Weise durch
                              									Schütteln mit Aether und verdünnter Kalilauge. In der Retorte bleibt
                              									Resorcinmonoäthyläther theils ölig ausgeschieden, theils neben Resorcin in Wasser
                              									gelöst zurück. Man mischt den ganzen Retorteninhalt mit concentrirter
                              									Kochsalzlösung. Der Aether scheidet sich fast vollständig als schweres Oel aus,
                              									wogegen das Resorcin in Lösung bleibt, ausgeschüttelt und zu einer neuen Operation
                              									verwendet wird. Der Resorcinmonoäthyläther muſs durch Destillation gereinigt werden.
                              									In ganz gleicher Weise werden bei Anwendung von methylschwefelsaurem Kalium die
                              									Methyläther des Resorcins gewonnen. Es wurden ferner je 8g des Resorcinäthers in 500g getrockneten Aethers
                              									gelöst, in Eis gekühlt und 3cc einer mit
                              									salpetriger Säure gesättigten Salpetersäure unter beständigem Schütteln zugetropft.
                              									Nach 24 Stunden hatten sich die Wände der Glasflaschen mit einem dunkeln
                              									krystallinischen Ueberzuge bedeckt, welcher mit einer Federfahne losgelöst und durch
                              									Abfiltriren und Waschen mit Aether von den anderen Producten der Reaction getrennt
                              									wurde. Durch Umkrystallisiren aus viel Alkohol gereinigt, bilden diese Krystalle den
                              									weiter unten als „ätherunlöslichen Farbstoff“ bezeichneten Körper. Die ätherische
                              									Flüssigkeit wurde mit verdünnter Kalilauge geschüttelt, sodann von der wässerigen
                              									Schicht abgehoben und abdestillirt. Es hinterblieb ein brauner Rückstand, der
                              									ebenfalls aus Alkohol umkrystallisirt wurde. Die so erhaltenen Derivate des
                              									Resorcinmethyl- und Aethyläthers werden als „ätherlösliche Farbstoffe“ bezeichnet.
                           Die beim Ausschütteln erhaltene kalische Flüssigkeit wird mit verdünnter
                              									Schwefelsäure übersättigt. Es scheidet sich dabei ein nicht weiter untersuchter
                              									Farbstoff mit etwas Harz aus. Man filtrirt davon ab und schüttelt mit Aether aus.
                              									Derselbe nimmt zwei Nitrokörper auf, welche durch Destillation mit Wasserdampf
                              									leicht von einander getrennt werden können. Jedes derselben enthält nur eine
                              									Nitrogruppe. Sie sind später als „flüchtiger“ und „nichtflüchtiger Mononitroresorcinmonoäthyl- und Monomethyläther“
                              									beschrieben. Behandelt man den Resorcindiäthyläther in gleicher Weise wie den
                              									Monoäthyläther, so erhält man ganz dieselben Producte mit Ausnahme des in Aether
                              									unlöslichen Farbstoffes. Es bilden sich also auch hier der ätherlösliche Farbstoff
                              									und die beiden isomeren Nitroresorcinäther.
                           
                           Der ätherunlösliche Farbstoff aus Resorcinmonoäthyläther
                              									besteht aus sehr feinen, mikroskopischen, bordeauxrothen Nadeln, die keinen
                              									Flächenschimmer besitzen. Er ist unlöslich in Wasser, Aether und verdünnten Laugen,
                              									löslich in sehr groſsen Mengen kochenden Alkohols, aus denen er beim Erkalten
                              									auskrystallisirt. In Schwefelsäure löst er sich mit intensiver Purpurfarbe auf, beim
                              									Verdünnen mit Wasser wird die Flüssigkeit orange. Er schmilzt näherungsweise bei
                              									230°. Die Analyse macht für diesen Farbstoff die Formel C24H20N2O6 wahrscheinlich.
                           Der ätherlösliche Farbstoff aus Resorcinmono- oder
                                 										Diäthyläther besteht im reinen Zustande aus einem Haufwerk lebhaft
                              									orangerother Krystallnadeln. Er wird von absolutem Alkohol weit leichter als der
                              									ätherunlösliche aufgenommen. In concentrirter Schwefelsäure löst er sich mit einer
                              									blauvioletten Farbe, welche die Mitte zwischen den Färbungen hält, welche die
                              									Lösungen des Diazoresorcinäthers und des ätherunlöslichen Farbstoffes in
                              									Schwefelsäure zeigen. Auch diese Lösung wird beim Verdünnen mit Wasser orange. In
                              									Kalilauge ist der Farbstoff unlöslich. Er schmilzt bei 228° und ist vollkommen
                              									unzersetzt sublimirbar. Die Analyse führt zur Formel C14H11NO3.
                           Der Resorcinmonomethyläther gibt zwei Farbstoffe, welche
                              									in ihrem äuſseren Ansehen und ihren Reactionen den entsprechenden Aethylderivaten
                              									fast vollständig gleichen. Ueber die Constitution der aus den Resorcinäthern
                              									entstehenden Farbstoffe läſst sich bisher nichts Bestimmtes sagen; nur so viel ist
                              									gewiſs, daſs sie verschieden von dem Diazoresorcinäther und somit keine directen
                              									Derivate des Diazoresorcins sind.
                           Destillirt man die bei der Diazoresorcinbereitung als Nebenproducte auftretenden
                              									Nitrokörper mit Wasserdampf, so geht, wie erwähnt, ein neues Nitroresorcin in die Vorlage über. Man schüttelt das wässerige Destillat
                              									sammt dem bereits Ausgeschiedenen mit Aether aus, verdunstet denselben und
                              									krystallisirt den Rückstand aus verdünntem Weingeist oder aus viel Wasser um. Das
                              									flüchtige Mononitroresorcin bildet orangerothe Prismen, die sich schon bei
                              									gewöhnlicher Temperatur langsam verflüchtigen und einen intensiven, an
                              									Orthonitrophenol erinnernden Geruch besitzen. Es schmilzt bei 85° und ist
                              									destillirbar; seine Zusammensetzung entsprichtentpricht der Formel C6H3(NO2)(OH)2. Bringt man es in Eisessig mit Brom zusammen, so krystallisirt ein
                              									Dibrommonitroresorcin aus.
                           Bei der Einwirkung von Salpetrigsäuredämpfen auf Resorcinmono- und Diäthyläther
                              									wurden zwei isomere Mononitroresorcinmonoäthyläther erhalten und durch Destillation
                              									mit Wasserdampf getrennt. Der flüchtige wird durch Ausschütteln des Destillates mit
                              									Aether und Umkrystallisiren des durch Abtreiben des letzteren erhaltenen Rückstandes
                              									aus verdünntem Alkohol leicht rein erhalten. Zur Gewinnung des nicht flüchtigen Nitroäthers wird der
                              									nach der Destillation mit Wasserdampf verbleibende Retorteninhalt filtrirt, mit
                              									Aether ausgeschüttelt und das Extrahirte durch mehrmaliges Umkrystallisiren aus ganz
                              									verdünntem Weingeist unter Zusatz von Thierkohle gereinigt. In ganz gleicher Weise
                              									wurden die Nitroderivate des Resorcinmonomethyläthers getrennt und gereinigt.
                           Der nichtflüchtige Mononitroresorcinmonoäthyläther
                              									krystallisirt aus Alkohol und Eisessig in Nadeln und Blättern; seine Lösung in
                              									kochendem Wasser scheidet beim Erkalten lange, verfilzte, weiche Nadeln aus. Er
                              									schmilzt bei 131° und löst sich mit dunkelgelber Farbe in Aetzkali; nach einiger
                              									Zeit krystallisiren lange Nadeln des Kalisalzes aus. Die Analyse führt zur Formel
                              										C6H3.NO2OC2H5.OH. Dieser Körper entsteht auch durch Oxydation
                              									des von Aronheim aus dem Resorcindiäthyläther
                              									erhaltenen Nitroresorcinmonoäthyläthers. Zur Darstellung des letzteren wurden 1 Th.
                              									Resorcindiäthyläther mit 1 Th. Amylnitrit in 5 Th. Alkohol gelöst und mit 10 Th.
                              									einer Mischung versetzt, welche aus gleichen Volumen Alkohol und rauchender
                              									Salzsäure bereitet und in Eis gekühlt worden war. Nach kurzer Zeit begann die
                              									Ausscheidung gelber Krystalle und war nach einigen Stunden beendet. Dieses Verfahren
                              									hat den Vortheil gegenüber dem Aronheim'schen, daſs man das Nitrosoproduct frei von
                              									allen öligen Beimengungen erhält. Man löst es zur vollständigen Reinigung in
                              									verdünntem Alkali auf, filtrirt und fällt mit Salzsäure aus. Zur Ueberführung dieses
                              									Körpers in die entsprechende Nitroverbindung kann concentrirte Salpetersäure nicht
                              									verwendet werden, weil dieselbe einen Dinitroresorcinäther erzeugt. Versuche, die
                              									mit rothem Blutlaugensalz und übermangansaurem Kali angestellt wurden, blieben ohne
                              									Erfolg. Leitet man hingegen die Dämpfe der salpetrigen Säure in Aether, welcher sehr
                              									fein vertheilten Nitrosoresorcinather suspendirt enthält, so erzielt man nach
                              									einiger Zeit eine vollkommen klare Lösung. Zur Entfernung der Salpetersäure
                              									schüttelt man die Flüssigkeit wiederholt mit Wasser aus. Der Aether enthält dann nur
                              									mehr ein Nitroproduct, welches er nach dem Abkochen als langsam erstarrenden
                              									Rückstand hinterläſst. Man krystallisirt diesen aus möglichst wenig kochendem Benzol
                              									um und erhält beim Erkalten eine reichliche Ausscheidung compacter Krystalle, die
                              									bei 131° schmelzen und alle Eigenschaften des nichtflüchtigen
                              									Mononitroresorcinmonoäthyläthers zeigen.
                           Versetzt man die Lösung des nichtflüchtigen Mononitroresorcinäthers in Eisessig mit
                              									überschüssigem Brom, so erstarrt die Flüssigkeit sehr bald zu einem Krystallbrei.
                              									Der so erhaltene Dibrommononitroresorcinmonoäthyläther,
                              										C6H.NO2.Br2.OC2H3.OH, bildet schwach gelbe Nadeln, die bei 60°
                              									schmelzen.
                           Der flüchtige Mononitroresorcinmonoäthyläther, C6H3NO2.OC2H3.OH, bildet weiche, schwefelgelbe Nadeln von
                              									intensivem Gerüche, welche bei 79° schmelzen, schwer löslich in Wasser, leicht in
                              									Alkohol, Aether und Essigsäure sind. Dieser Körper kann auch aus dem nichtflüchtigen
                              									Mononitroresorcin erhalten werden. Man erhitzt je 5g derselben mit 10g äthylschwefelsaurem
                              									Kalium, 12g Aetzkali und einigen Tropfen Wasser im
                              									zugeschmolzenen Rohre auf 140°, löst den Röhreninhalt in Wasser, säuert mit
                              									Schwefelsäure an und schüttelt mit Aether aus. Der Auszug wird mit Wasserdampf
                              									destillirt. Im Rückstande befindet sich nur unverändertes Nitroresorcin;
                              									nichtflüchtiger Nitroresorcinäther hat sich nicht gebildet. Das wässerige Destillat
                              									enthält den flüchtigen Aether, welcher durch Umkrystallisiren gereinigt, leicht mit
                              									dem aus Resorcinmonoäthyläther erhaltenen erkannt werden konnte. Bei der Bromirung
                              									in Eisessig gibt dieser Körper einen Monobrommononitroresorcinmonoäthyläther, C8H8BrNO4
                              									schön gelbe Nadeln vom Schmelzpunkt 114°.
                           Die Mononitroresorcinmonomethyläther, C7H7NO4, sind in allen ihren Eigenschaften den
                              									entsprechenden Aethylderivaten auſserordentlich ähnlich. Der nichtflüchtige Aether
                              									schmilzt bei 144°, der flüchtige bei 95°.
                           Ueber die Condensation tertiärer Basen
                                 										mittels Stickoxyd berichten E. Lippmann und
                              										R. Lange (Berichte der
                                 										deutschen chemischen Gesellschaft, 1880 S. 2136). Die Einwirkung von
                              									Stickoxyd auf organische Körper verläuft träge, wenn man mit gröſseren Mengen
                              									Substanz arbeitet, da erst nach Tagen und Wochen ein Theil verändert wird. Bei der
                              									Einwirkung auf Anilin, Toluidin u.s.w. scheint Stickoxyd ähnlich wie salpetrige
                              									Säure zu wirken. Als Stickoxyd in die salzsaure Lösung des Anilins geleitet wurde,
                              									schieden sich stahlblaue Nadeln ab, wahrscheinlich das Chlorhydrat des
                              									Amidoazobenzols; bei geringerer Concentration hingegen entsteht die letztere Base,
                              									gelbe Nadeln, die durch Salzsäure cochenilleroth gefärbt werden, welche den
                              									Schmelzpunkt von 127° zeigen. Erwärmt man die Lösung, welche noch viel unverändertes
                              									Chlorhydrat enthält, auf 100°, so entsteht ein blauer Farbstoff, vielleicht Azodiphenylblau.
                           Als in 500g Dimethylanilin, mit 510g Alkohol gelöst, 4 bis 5 Tage ohne Unterbrechung
                              									Stickoxyd eingeleitet wurde, färbte sich die Flüssigkeit anfangs grün unter
                              									reichlicher Entwicklung von Kohlensäure, nach 6 bis 10 Tagen roth, nach 12 Tagen
                              									hatten sich ziegelrothe Nadeln von C9H12N2 ausgeschieden,
                              									von welchen man 5 bis 10 Procent der angewendeten Menge der Base erhielt. Nach
                              									fortgesetztem Einleiten während 3 bis 4 Wochen bilden sich weiſse, glänzende
                              									Blättchen von Tetramethyldiphenyldiamin, C6H5(CH3)2N, und als
                              									Hauptproduct der Reaction ein violetter Farbstoff. Man
                              									destillirt den Alkohol sorgfältig ab, schüttelt den Rückstand, der theils
                              									unverändertes, theils verdertes Dimethylanilin enthält, mit Benzol, bis dasselbe
                              									nicht mehr braun gefärbt erscheint. Der nun als zähe Masse zurückbleibende Farbstoff
                              									wird zur weiteren
                              									Reinigung in Alkohol gelöst und hierzu so lange käufliches Benzol hinzugefügt, bis
                              									die Lösung sich trübt. Nach 24 Stunden erhält man bereits grüne Nadeln von bekanntem
                              									Aussehen der Anilinfarbstoffe. Der gröſsere Theil scheidet sich aus der Lösung, wenn
                              									diese auf dem Wasserbade eingeengt wird; die Mutterlauge derselben ist gelb, von
                              									Unreinlichkeiten gefärbt. Der so erhaltene Farbstoff schmilzt nicht mehr wie anfangs
                              									unter Wasser, ist in demselben löslich und kann hieraus umkrystallisirt werden. Die
                              									Analyse führte zu der Formel (C6H5[CH3]2NO)2NO2.