| Titel: | Grosse dynamo-elektrische Maschine für Rein-Metallgewinnung im hüttenmännischen Betriebe; von Siemens und Halske in Berlin. | 
| Fundstelle: | Band 240, Jahrgang 1881, S. 38 | 
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                        Groſse dynamo-elektrische Maschine für
                           								Rein-Metallgewinnung im hüttenmännischen Betriebe; von Siemens und Halske in
                           								Berlin.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 4.
                        Siemens und Halske's dynamo-elektrische Maschine.
                        
                     
                        
                           Die Fig. 16 bis 18 Taf. 4
                              									veranschaulichen diese interessante Maschine, welche bereits i. J. 1877 construirt
                              									worden ist; dieselbe schlieſst sich in ihrem Aussehen an die ältere (liegende) Form
                              									der Siemens und Halske'schen dynamo-elektrischen Lichtmaschine an (vgl. 1875 217 257).
                           
                           Maschinen für elektrolytische Zersetzung (vgl. 1881 239 303) haben einen sehr starken
                              									Strom, aber nur in einem äuſsert geringen Leitungswiderstand zu liefern. Deshalb
                              									braucht die von ihnen entwickelte elektromotorische Kraft nicht sehr groſs, aber der
                              									Leitungswiderstand ihrer Umwickelung muſs sehr klein sein, d.h., es müssen zwar
                              									verhältniſsmäſsig nur wenig, aber sehr dicke Umwindungen vorhanden sein. Die
                              									Umwindungen dieser Maschine sind nicht aus Draht hergestellt, sondern aus dicken
                              									viereckigen Kupferbarren, welche passend zusammengefügt sind, wie es die
                              									Stromführung erfordert.
                           Auf dem Inductionscylinder ist dabei die bekannte v. Hefner-Alteneck'sche Wickelung
                              									und Schaltungsweise in der Art durchgeführt, daſs der Cylinder nur mit einer
                              									Leitungslage bedeckt ist; die Ueberkreuzungen an den Stirnflächen sind durch
                              									eigenthümlich geformte Kupferstücke von entsprechend groſsem Querschnitte
                              									hergestellt, wie in Fig. 18,
                              									welche die Stirnfläche, und in Fig. 17,
                              									welche den Längsschnitt des Inductionscylinders zeigt, deutlich zu sehen ist. Die
                              									Verbindungen mit den Sectoren des Commutatorcylinders sind durch starke kupferne
                              									Winkel bewerkstelligt. Auf den Schenkeln befindet sich auch nur eine Umwindungslage
                              									und, wie Fig. 16
                              									erkennen läſst, nur 7 Umwindungen auf jeder derselben. Der Leitungsquerschnitt jeder
                              									Umwindung beträgt 13qc. Die Verbindungsstellen
                              									sind sämmtlich verschraubt und verlöthet. Die Isolationen zwischen den einzelnen
                              									Umwindungen und den anderen Maschinentheilen sind durchweg aus unverbrennlichem
                              									Asbest hergestellt. Dies gestattet, die Leistungsfähigkeit der Maschine so hoch zu
                              									steigern, daſs sogar ihre so sehr dicken Leitungstheile ohne Gefahr für die Maschine
                              									noch sehr heiſs werden können. Sie werden in Wirklichkeit auch sehr warm, trotzdem
                              									ihre nach auſsen hin überall blank liegenden und geschwärzten Kupferflächen eine
                              									ausnahmsweise gute Abkühlung bewirken; es mag schon dieser Umstand Jedem, der einmal
                              									mit elektrischen Erwärmungsversuchen zu thun hatte, eine ungefähre Vorstellung von
                              									der Stärke des auftretenden Stromes geben.
                           In dem kgl. Hüttenwerk zu Oker i. H. sind augenblicklich drei solcher Maschinen Tag
                              									und Nacht in unausgesetztem Betriebe, eine derselben seit über 2 Jahren und zwei
                              									weitere kommen demnächst zur Aufstellung. Jede derselben liefert den Strom für 10
                              									bis 12 groſse Niederschlagszellen; in jeder Zelle werden in 24 Stunden 25k Kupfer niedergeschlagen; im Ganzen liefert also
                              									eine Maschine 250 bis 300k täglich bei Verbrauch
                              									von 8 bis 10e. Der innere Widerstand der Maschine
                              									beträgt ungefähr 0,00070 S. E., die elektromotorische Kraft ungefähr drei Daniell,
                              									die Stromstärke ungefähr 800\,\frac{Daniell}{\mbox{S. E.}}.
                           Diese Angaben gelten für ein Rohkupfer, das nicht über 0,5 Proc. Unreinigkeit
                              									enthält. Je unreiner das Kupfer ist, desto gröſser ist, die elektrische Polarisation in
                              									den Zellen und desto weniger lohnend ist die Anlage, da die Ueberwindung dieser
                              									Polarisation erhebliche Arbeitskraft kostet. Am stärksten ist diese Polarisation,
                              									wenn Gasentwicklung auftritt, also z.B. bei der Wasserzersetzung; die elektrische
                              									Scheidung wird daher in solchen Fällen nur angewendet werden, wenn die Arbeitskräfte
                              									sehr billig oder die Niederschlagproducte sehr werthvoll sind. Unmittelbar und ohne
                              									Schwierigkeit ausführbar dagegen ist die Anwendung von Maschinen in allen
                              									elektrolytischen Processen, in welchen die Lösung ihre Zusammensetzung nicht
                              									verändert und die elektrische Differenz der Elektroden unbedeutend ist.
                           Kleinere derartige Maschinen werden theils auch für hüttenmännischen Betrieb, theils
                              									für die Bedürfnisse der Galvanoplastik gebaut. Sämmtliche Maschinen dieser Art
                              									erhalten verschiedene Schaltung (im Inneren der Maschine) und Wickelung, je nachdem
                              									die in den Zellen auftretende Polarisation unerheblich ist wie beim Verkupfern, oder
                              									bedeutend wie beim Vernickeln, Vermessingen u. dgl. Im ersteren Fall werden
                              									Schenkel, Anker und äuſserer Widerstand hinter einander, im letzteren Fall parallel
                              									geschaltet; die Parallelschaltung hat den Vorzug, daſs durch dieselbe ein Umschlagen
                              									der Pole der Maschine unmöglich gemacht wird.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
