| Titel: | Neuerungen in der Gewebefabrikation; von Hugo Fischer. | 
| Fundstelle: | Band 240, Jahrgang 1881, S. 105 | 
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                        Neuerungen in der Gewebefabrikation; von Hugo
                           								Fischer.
                        Mit Abbildungen. (Patentklasse 86. Fortsetzung des
                           								Berichtes S. 18 dieses Bandes.)
                        H. Fischer, über Neuerungen in der Gewebefabrikation.
                        
                     
                        
                           B) Gewebe-Erzeugung: II)
                              									Fachbildung. (Taf. 10.)
                           Die Neuerungen an Einrichtungen zur Bildung des Faches betreffen
                              									theils GeschirrconstructionenVgl. Argo 1878 227
                                    											207. Kesselring, Kopp bezieh. Klinghammer
                                    											231 89. * 232. 233
                                    											489. Tiedtke 1880 237 * 166., theils maschinelle Hilfsmittel zur
                              									Fachbildung für Musterwebstühle, nämlich Schaft- und Jacquardmaschinen. Das
                              									Augenmerk der Erfinder ist bei den letzteren namentlich auf einfache Constructionen
                              									zur Erzeugung eines Hoch- und Tieffaches, bezieh. eines reinen Faches gerichtet und dürfte bezüglich der Schaftmaschinen eine der
                              									einfachsten Lösungen der ersten Aufgabe in dem Patent von Schulze und Wagner in Greiz (* D. R. P. Nr. 3883 vom 14. Mai 1878) zu
                              									finden sein. Die betreffende Einrichtung ist in Figur 1 Taf.
                              									10 schematisch dargestellt und hier, sowie in den übrigen Figuren, zur
                              									Verdeutlichung der Fachbildung die Ebene des Faches in die Verticalebene der
                              									Platinen gelegt, während sie in Wirklichkeit normal zu dieser steht.
                           In der Figur 1 sind die Platinen p1, p2 in der Lage gezeichnet, welche sie bei
                              									geschlossenem Fache besitzen; die Schäfte nehmen dann die Stellungen s1, s2 ein. Durch das
                              									Excenter e1 auf der
                              									Antriebwelle w des Stuhles wird der dreiarmige
                              									Winkelhebel a bewegt, mit welchem durch die Zugstangen
                              										b1, b2 das Messer m und der Platinenboden p
                              									derart verbunden sind,
                              									daſs bei der Rechtsbewegung des Messers der Platinenboden nach links ausweicht.
                              									Gegen letzteren stützen sich die Platinen und folgen demselben, wenn gehoben, in
                              									Folge Belastung durch die Schäfte oder Einwirkung von Federn, welche mit diesen
                              									verbunden sind. Die schraffirten Stellungen des Messers und des Platinenbodens
                              									gelten für offenes Fach und Schaftstellung s1', s2'. Das Ausheben der Platinen aus der Bahn des
                              									Messers m für die Ueberführung bestimmter Schäfte in
                              									das Unterfach besorgt das auf die Nadeln n wirkende
                              									Musterprisma M, welches unmittelbar vor jeder neuen
                              									Fachbildung durch ein zweites Excenter e2 auf der Hauptwelle w
                              									und den um c schwingenden Hebel gegen die Nadeln
                              									gestoſsen wird.
                           Die Schaftmaschine von Hahlo und
                                 										Liebreich in Bradford (* D. R. P. Nr. 9224 vom 19. Juli 1879), in Fig.
                                 										2 Taf. 10 dargestellt, erhält beständig ein Unterfach. Die Tieflage der
                              									Unterfachfäden wird durch die Stellung des Querstabes a
                              									bestimmt, welcher bei der durch Gewichte oder Federn herbeigeführten
                              									Tieffachstellung der Schafthebel b1, b2 diesen als Stütze dient. Die Platinen p1, p2, welche die
                              									Schafthebel erfassen, tragen je zwei vertical über einander liegende, mit den
                              									Platinen drehbar verbundene Haken c1, c2 und d1, d2, welche bei gesenkter Platine unterhalb der
                              									Messerbahnen liegen. Zur Bewegung der Platinen dienen zwei Messer m1, m2, weshalb die
                              									Maschine bei jedem halben Umlauf der Antriebwelle Fach bildet, so daſs für jede
                              									Umdrehung zwei Einschüsse erfolgen können. Die Messer wirken nur dann auf die
                              									Platinen, wenn deren Haken in die Messerbahn eintreten, die Platinen also gehoben
                              									werden. Die Hebung wird durch die mit Hebstiften versehene, über das Prisma M laufende Musterkette veranlaſst und durch die
                              									einarmigen Hebel e bewirkt. Die freien, gegen die
                              									Platinen stoſsenden Enden dieser Hebel sind hakenförmig gestaltet und treten, wenn
                              									gehoben, hinter einen Ausschnitt der betreffenden Platine, wenn diese für Erhebung
                              									des mit ihr verbundenen Schaftes nach rechts verschoben wird; hierdurch wird die
                              									Platine am Rückgang gehindert und das Fach bis zur Auslösung des Hakens offen
                              									erhalten. In dieser Lage befindet sich auf der Zeichnung die Platine p2. Die Haken d1, d2 dieser Platine sind
                              									hierbei ebenfalls gehoben, so daſs bei dem Rechtslauf eines der Messer ein kurzer
                              									Anzug der Platine und damit Lösung des Hakenhebels e
                              									erfolgt. Der betreffende Schaft bleibt auch für den nächsten Schuſs erhoben, wenn
                              									ein Stift der Musterkette eine erneute Hebung des Hebels e, also Einklinken desselben in die Platine bei dem Rücklauf des Messers
                              									bewirkt. Durch entsprechenden Besatz der Musterkette kann daher jeder Schaft während
                              									beliebig vieler Einträge im Oberfach erhalten werden. Die Messer m1, m2 sind durch die
                              									Zugstangen f1, f2 mit dem Armkreuz g verbunden, welchem von der Antriebwelle des Stuhles
                              									aus schwingende Bewegung ertheilt wird. In Folge des raschen Rückzuges, der dem Kartenprisma
                              									nach erfolgter Platinenhebung ertheilt wird, senken sich die Platinen sofort auf
                              									ihre Führungen zurück, während der von einem der Messer erfaſste Platinenhaken (c1, c2 bezieh. d1
                              									d2) auf die Dauer des
                              									Messerzuges am Messer eingehakt verbleibt.
                           Mit der Schaftmaschine ist ferner eine Einrichtung verbunden, um auch bei theilweise
                              									im Oberfach befindlichen Kettenfäden nach Abstellung des Stuhles das Fach in der
                              									Horizontalebene rasch zu schlieſsen (z.B. bei dem Anknüpfen gerissener Fäden) und
                              									für die Fortsetzung der Arbeit wieder die frühere Fachtheilung herzustellen. An dem
                              									am Schaftmaschinenrahmen drehbar befestigten Hebel H,
                              									welcher von dem Arbeiter zwischen den Stellungen x und
                              										y bewegt werden kann, greifen Zugstangen an, von
                              									denen z1 mit dem
                              									Hakenhebel e verbunden ist und z2 einen Schieber 5 erfaſst, welcher in
                              									einem Schlitz des Rahmens geradlinig geführt ist. Während bei der gezeichneten
                              									Stellung y des Hebels H
                              									der Hakenhebel e die für die Platinenhebung richtige
                              									Lage einnimmt und der Schieber s die Platinenbewegung
                              									nicht hindert, findet durch Ueberführen des Hebels H
                              									nach x die gegenseitige Näherung von e und s statt, wobei die
                              									mit e verhakten Platinen des Oberfaches nach links, die
                              									vor s stehenden Platinen des Unterfaches nach rechts
                              									folgen und hierbei alle Kettenfäden in die Horizontalebene überführen.
                           Durch die Neuerungen an Schaftmaschinen von R. Schönstedt und F. W.
                                    										Jung in Duisburg (* D. R. P. Nr. 11278 vom 6. April 1880) werden die sonst
                              									zum Herabziehen der Schäfte angewendeten Federn oder Gewichte beseitigt und die
                              									Ober- und Unterfachbildung durch Platinen bewirkt, wodurch ein rascherer Arbeitsgang
                              									des Stuhles zulässig wird. Die hübsche und zweckmäſsige Anordnung dieser Maschine,
                              									deren Aufstellung neben dem Webstuhl erfolgt, ist in Fig. 3 Taf.
                              									10 skizzirt. Jede der vertical stehenden Platinen p1, p2 ist im mittleren Theil geschlitzt und gleitet hier
                              									über einem am Gestell befestigten Zapfen a. Jedes
                              									Platinenende trägt einen Haken, von denen der obere beständig durch die Nadeln des
                              									Federhauses f in die Bahn des oberen Messers m1 gedrängt wird,
                              									während hierdurch gleichzeitig der untere Haken aus der Bahn des unteren Messers
                              										w2 heraustritt. Die Hebung der Platinen durch
                              									das Messer m2 bewirkt
                              									in Folge des Anschlusses der Schäfte s1, s2 . . . durch Hebel h1, h2 . . . die Ueberführung der Kettenfäden in das
                              									Unterfach; die Senkung der Platinen durch Messer m2 führt die Kette in das Oberfach über. Die Auswahl
                              									der Fäden erfolgt mittels Jacquardkette M, welche, auf
                              									die Nadeln f wirkend, die oberen Platinenhaken aus der
                              									Messerbahn drängt. Zur Bewegung der Messer dienen die Stangen b1
                              									b2, welche von den um
                              									180° verstellten Kurbeln c der Antriebwelle d bewegt werden und bei der Rückführung der Messer durch die Arme e1, e2 auch die Platinen in
                              									ihre Mittelstellung zurückbringen.
                           Für Schaftmaschinen zur Erzeugung eines reinen Hoch- und
                              									Tieffaches gibt E. A. Schramm in Schönefeld bei Greiz	(* D. R. P. Nr. 7799 vom 5. September 1878) eine Construction an, welcher die
                              									bereits bekannte Schrägstellung der Messer in ihrer BewegungsebeneVgl. Kohl: Geschichte der Jacquardmaschine,
                                    											(Berlin 1873) S. 190. zu Grunde liegt, wie dies aus der Skizze
                              										Fig. 4 Taf. 10 zu ersehen ist; hierin bedeutet p,
                                 										m1, m2 Lage des Platinenbodens und der Messer bei
                              									geschlossenem, p', m1
                              									'm2' deren Lage bei
                              									offenem Fach. Die Messer und der Platinenboden sind bei a,
                                 										b, c drehbar befestigt; die Gegenenden werden durch die Zugstangen d, e, f (Fig. 5)
                              									ergriffen, welche durch die Hebel h1, h2 bewegt werden. Beide Hebel erhalten durch die
                              									Verbindungsstange g stets eine gleiche Bewegung. Der
                              									Antrieb erfolgt von der Stuhlwelle aus durch Zugstange i und Arm k auf der Drehachse des Hebels h1. Der Platinenboden
                              										p und die Messer m1, m2 bewegen sich in horizontalen
                              									Schlitzführungen der Seitenwände des Gestellrahmens. Gegen ersteren stützen sich die
                              									von den Schäften s1,
                              										s2 . . . belasteten
                              									Platinen p1, p2 . . ., welche an den
                              									durch den Platinenboden geführten und die Schafthebel l
                              									erfassenden Stangen m drehbar befestigt sind. Die
                              									Platinenhaken liegen bei geschlossenem Fach sämmtlich in der Bahn des Hebemessers
                              										m2 und werden dem
                              									Muster entsprechend von den Nadeln n aus dieser
                              									gehoben. Hierbei gelangen sie in den Bereich des für die Bildung des Unterfaches
                              									bestimmten Messers m1,
                              									welches unter gleichzeitigem Zurückweichen des Platinenbodens die gehobenen Platinen
                              									nach links drängt und damit die betreffenden Schäfte abwärts senkt. Während des
                              									Rücklaufes der Messer bewirkt der nach rechts ausweichende Platinenboden einerseits,
                              									das Gewicht der Schäfte andererseits den Schluſs des Faches. Die Anschnürung der
                              									Schäfte an den Schafthebeln erfolgt derart, daſs die dem Kettenbaum zunächst
                              									liegenden Schäfte durch diejenigen Platinen bewegt werden, welche dem Messerende
                              									zunächst liegen, das bei der Messerbewegung den gröſsten Weg zurücklegt; diese
                              									Schäfte werden daher auch höher gehoben, bezieh. tiefer gesenkt als die übrigen, wie
                              									dies die Erzeugung eines reinen Faches verlangt. Nicht
                              									ganz unberechtigt dürften hierbei aber Zweifel an der sicheren Führung der Messer
                              									sein, da der Angriff derselben einseitig erfolgt und die Lagerung der anderen
                              									Messerseite mittels der Lenkstangen o die sichere
                              									Rückführung in die Anfangslage nicht verbürgt.
                           Auf einem anderen Wege gelangt Herrmann
                                    										Günther in Schloſschemnitz (* D. R. P. Nr. 8793 vom 7. August 1879) zur
                              									Erzeugung eines reinen Hoch- und Tieffaches mittels der Schaftmaschine. Die Platinen
                              										p1, p2 . . . (Fig.
                                 										6 Taf. 10) sind hier an einarmigen Hebeln h1
                              									drehbar befestigt,
                              									welche bei der Platinen Verschiebung um den Drehpunkt a
                              									schwingen. Die Bewegung wird durch Zugstangen z und
                              									Hebel h2 auf die
                              									Schäfte s1
                              									s2 . . übertragen. Je
                              									entfernter die Zugstangen z vom Punkt a an den Hebeln h1 angreifen, um so gröſser ist der Weg der Schäfte,
                              									also die Hebung bezieh. Senkung der Kettenfäden, wie dies die dem Kettenbaum
                              									zunächst gelegenen Schäfte für die Bildung eines reinen Faches erfordern. Neu ist
                              									ferner der Messerbetrieb und die Prismenbewegung. Die Zugstangen e1, e2 der Messer m1, m2 erfassen Zapfen der
                              									Kurbelscheibe k1,
                              									welche bei jedem Fachwechsel mittels der Zugstange c um
                              									180° gedreht wird und hierauf durch die Wirkung der Feder f wieder in die gezeichnete Stellung zurückkehrt. Der Riemen b überträgt die Drehung der Scheibe k1, auf die zweite
                              									Kurbelscheibe k2, deren
                              									Zugstange e3 bei der
                              									Rückführung der Messer das Prisma M mit der Musterkette
                              									hebt und gegen die Nadeln n drückt. Die hierbei
                              									gehobenen Platinen werden von dem Messer m1 erfaſst und ziehen die Kettenfäden in das
                              									Tieffach, während der Zug des Messers m1 die Kettenfäden in das Hochfach überführt. Die
                              									Rückführung der Platinen bewirken bei dem Rücklauf der Messer die mit deren
                              									Zugstangen verbundenen Knaggen o1, o2, welche auf die Hebel h1 ziehend bezieh. schiebend
                              									einwirken.
                           Die Neuerungen der Sächsischen Webstuhl –
                                    										Fabrik in Chemnitz (* D. R. P. Nr. 7140 vom 15. Februar 1879) an
                              									Jacquardmaschinen zur Erzeugung eines reinen Hoch- und Tieffaches charakterisiren
                              									sich durch die Führung des Platinenbodens und Messerkastens, welche während des
                              									Fachbildens eine solche Neigung dieser gegen den Horizont herbeiführt, daſs die
                              									Litzen um so höher gezogen, bezieh. um so tiefer gesenkt werden, je näher sie dem
                              									Kettenbaum liegen. Die Einrichtung veranschaulicht Fig. 7 Taf.
                              									10, in welcher p den Platinenboden, m den Messerkasten in der Stellung bei geschlossenem
                              									Fach, p1, m1 diese Theile für
                              									offenes Fach bezeichnen. An den Seitenwänden des Jacquardmaschinengestelles sind
                              									senkrechte Führungen f1
                              									und geneigte Führungen f2 angeordnet, welche die geometrischen Orte der an dem Messerkasten,
                              									bezieh. Platinenboden befestigten Zapfen a und b bilden. Die Neigung der Bahnen f2 ist veränderlich zur
                              									Regelung der für ein reines Fach erforderlichen Schräglage des Messerkastens und
                              									Platinenbodens. Die Hebel h1, h2, welche
                              									durch Zugstangen s1,  
                              									s2 mit den Zapfen b verbunden sind, bewirken das Oeffnen und Schlieſsen
                              									der Maschine.
                           Eine neue Betriebsart des Messerkastens und Platinenbodens zeigt die Jacquardmaschine
                              									von Louis Dorigny in Reims (* D. R. P. Nr. 9064 vom 20.
                                 									Juli 1879). Beide Theile sind durch zwei Hebel h1,  
                              									h2 (Fig. 8 Taf.
                              									10) und Zugstangen a und b
                              									derart verbunden, daſs der Erhebung des Messerkastens m
                              									die Senkung des Platinenbodens p entspricht. Das Oeffnen des Faches ist
                              									Folge des Niedertretens des Schemels c1 und hierdurch veranlaſster Aufwickelung des mit
                              									dem Messerkasten m verbundenen Riemens r auf die Scheibe s; den
                              									Fachschluſs bringt die Hebung des Platinenbodens p
                              									durch den bei dem Niedertreten des Trittes c2
                              									schwingenden Hebel d hervor. Die Messer und der
                              									Platinenboden liegen stets horizontal, weshalb die Maschine nur ein unreines Fach
                              									liefert. Die Platinen p1
                              									p2 . . sind in zwei
                              									Gruppen getheilt; ihre Haken werden der Mustergebung entsprechend bei dem Anschlag
                              									des Kartenprismas M durch die Nadeln n aus der Messerbahn gedrängt, so daſs die Platinen dem
                              									sinkenden Platinenboden folgen und die in ihre Litzen eingezogenen Kettenfäden in
                              									das Tieffach überführen. Die Zahl der Nadeln ist gleich der Zahl der Platinen. Je
                              									zwei Platinen der beiden Gruppen sind durch die Litzen vereinigt, welche im unteren
                              									Theil des Stuhles über hoch und tief zu stellende Glas- oder Metallstäbe o geleitet sind derart, daſs Platine p1 mit Platine pn, p2 mit pn-1 u.s.f. vereinigt
                              									ist. Nur die Litzen derjenigen Platinengruppe, welche dem Prisma M zunächst liegt, tragen Zeugringel für den Einzug der
                              									Kettenfäden, so daſs nur die halbe Anzahl der vorhandenen Platinen direct
                              									fachbildend wirkt. Die Musterkarte ist derart zu schlagen, daſs die Auslenkung aller
                              									der Platinen der ersten Gruppe erfolgt, deren entsprechende Gegenplatinen der
                              									zweiten Gruppe keine Auslenkung erfahren; hierdurch werden die ersteren gesenkt, die
                              									letzteren gehoben und die Litzen gespannt erhalten. Durch diese Anordnung werden die
                              									sonst üblichen Belastungsgewichte vermieden und der Gang der Maschine in Folge
                              									Wegfalles der trägen Massen ein ruhigerer. In die Litzen eingeschaltete Federn f dienen zur Ausgleichung der Litzenspannung und
                              									Verhütung des Litzenbruches bei Störungen in der Auswahl der Platinen. Die Fig.
                                 										8 ist in so fern idealisirt, als in der Wirklichkeit die Ebene des Faches
                              									nicht normal zum Kartenprisma, sondern parallel zu demselben liegt. Wenn auch die
                              									Erreichung der angestrebten Zwecke durch die getroffene Construction nicht
                              									zweifelhaft erscheint, so dürften die erlangten Annehmlichkeiten doch wohl durch die
                              									Verdoppelung der Platinen, der Nadeln und der Kartenlänge zu theuer erkauft sein und
                              									einfacher durch eine der oben besprochenen Schaftmaschine von Schönstedt und Jung
                              									entsprechende Platinenanordnung und Anwendung eines zweiten unteren Messerkastens
                              									ersetzt werden können.
                           Das bereits bekannte VerfahrenPolytechnisches Centralblatt, 1863 S.
                                    										1422., zwei Sammtgewebe mittels zweier Grundketten und einer Polkette
                              									gleichzeitig zu erzeugen, ist von Gust. Marcus in
                              									Barmen (* D. R. P. Nr. 10269 vom 23. December 1879) dadurch wesentlich erweitert
                              									worden, daſs er durch Neuerungen an der Jacquardmaschine diese für die Mustergebung
                              									derartiger doppelter Sammtgewebe brauchbar machte. Die Muster entstehen abwechselnd
                              										an dem oberen und
                              									unteren der über einander liegenden Gewebe derart, daſs die Sammtmuster des einen
                              									Gewebes den Grundmustern des anderen Gewebes gegenüber stehen und die beiden Gewebe
                              									durch die Polkette an den Musterrändern vereinigt sind; die Trennung der beiden
                              									Gewebe erfolgt durch Zerschneiden dieser verbindenden Polkettenfäden.
                           Fig.
                                 										9 Taf. 10 zeigt den Schnitt eines solchen Doppelgewebes parallel zur
                              									Kettenrichtung; die Fäden a sind Schuſsfäden, b die Grundketten, c die
                              									Polkette. Diese letztere liegt zwischen den beiden Grundketten und wird abwechselnd
                              									mit der oberen und unteren nach Maſsgabe der Patrone gebunden, so daſs das Muster
                              									auf der Innenseite der Gewebe entsteht. Hierzu ist die Bildung des Polkettenfaches
                              									in zwei verschiedenen Höhen erforderlich und zwar Höhenlage II (Fig. 10)
                              									des Faches für die Musterung des Obergewebes, Höhenlage I des Faches für die Musterung des Untergewebes. Zu dieser Fachbildung und
                              									Auswahl der Polkettenfäden nach Maſsgabe des Musters dient eine Jacquardmaschine mit
                              									einfachem Platinensatz p1
                              									p2 . . . und zwei
                              									Musterketten M1, M2, welche, über zwei
                              									Prismen geleitet, durch diese gegen die zwei Nadelsätze n1 und n2 gedrückt werden. Die Bewegung der Prismen ist die
                              									bekannte. Die Nadeln n1
                              									des oberen Satzes sind von gewöhnlicher Construction; sie umschlieſsen die
                              									Drahtplatinen und drängen dieselben, wenn erforderlich, so weit nach rechts, daſs
                              									die oberen Platinenhaken aus der Bahn der Messer m
                              									heraustreten, also der Hebung des Messerkastens nicht folgen, wie dies die Platinen
                              										p1, p2, p3 zeigen. Der Weg des
                              									Messerkastens ist constant gleich der gröſsten Erhebung der Kettenfäden bei der
                              									Fachbildung. Die unteren Nadeln n2 bilden eine Art Platinenboden, durch welchen
                              									gehobene Nadeln am Herabsinken gehindert werden können.
                           Die Construction des die Platine umschlieſsenden Nadeltheiles zeigt die Fig.
                                 										11 Taf. 10, welche eine gehobene Platine darstellt; m' gibt die Tieflage des die Platine hebenden Messers
                              									an. Die Platine trägt in der Nähe des unteren Endes einen zweiten Haken h2, welcher bei dem
                              									Anheben der Platine auf die volle Höhe durch das Auge der unteren Nadel n2 hindurch tritt. Das
                              									Nadelauge enthält eine kleine, nach aufwärts drehbare Zunge s, deren Herabfallen durch den kurzen, sich gegen den Augenrand stützenden
                              									Arm a gehindert wird. Ist die Nadel nach links
                              									geschoben, so tritt der Platinenhaken zwischen Zunge und Augenrand frei hindurch;
                              									bei der Rechtsstellung der Nadel wird bei dem Emporsteigen der Platine die Zunge
                              									durch den Haken h2
                              									gehoben und fällt nach dem Vorübergehen desselben in ihre Anfangslage zurück. Senkt
                              									sich während der Rechtsstellung der Nadel die Platine, so stützt sich der Haken h2 auf die Zunge s und die Platine ist während der weiteren
                              									Messersenkung hoch gehalten; das von ihr gebildete Fach bleibt geöffnet, bis die
                              									Verschiebung der Nadel n2 nach links die Platinensenkung zuläſst. Zur Bewegung je eines
                              									Polkettenfadens dienen stets zwei Platinen, welche
                              									durch eine Schnur an den unteren Enden verbunden sind; die Litze hängt an dieser
                              									Schnur mittels eines kleinen frei verschiebbaren Ringes r. In der Figur bewegen beispielsweise die Platinen p1, p2 den Faden f1, Platinen p3, p4 den Faden f2, Platinen p5, p6 den Faden f3. Werden zwei
                              									verbundene Platinen, z.B. p5 und p6,
                              									durch die Messer gleichzeitig gehoben, so folgt das den Polfaden umschlieſsende
                              									Zeugringel i3 der Litze
                              									auf die gleiche Höhe (Hochfachbildung f3); bei dem Anheben nur einer Platine eines Platinenpaares, z.B. p4, vertritt jedoch der Ring die Stelle einer losen
                              									Rolle und es steigt das Zeugringel dem zu Folge nur auf die halbe Höhe der
                              									Messererhebung (Mittelfachbildung f2); das Ausschalten beider Platinen (z.B. p1 und p2) durch die Nadeln
                              										n1 bedingt endlich
                              									die Ruhelage des betreffenden Zeugringels (also Tieffach f1). Hiernach bewirkt das Anheben von nur
                              									je einer Platine eines Paares die Bildung von Tief- und Mittelfach für die Musterung
                              									des unteren Gewebes, das Anheben einer Platine des einen Paares und beider Platinen
                              									des anderen Paares die Bildung von Mittel- und Hochfach für die Musterung des oberen
                              									Gewebes. Das Mittelfach, welches hier die Stelle eines Tieffaches vertritt, kann
                              									hierbei durch entsprechende Stellung der Nadeln n2 durch die Musterkette M2 beliebig lange Zeit erhalten
                              									bleiben.
                           Die Fachbildung betreffend sind ferner noch zwei
                              									Constructionsdetails zu erwähnen. Moritz Lindner in
                              									Chemnitz (* D. R. P. Nr. 6692 vom 9. Januar 1879) ersetzt die bisher benutzten
                              									schweren guſseisernen Musterrollen für mechanische Webstühle durch solche von Blech,
                              									welche aus zwei gleich gestalteten, gepreſsten Schalen so zusammengesetzt sind, daſs
                              									durch Uebereinandergreifen der cylindrisch gestalteten Schalenränder eine
                              									Musterrolle von der gebräuchlichen Form hervorgeht (vgl. Fig. 12 und
                              										13 Taf. 10). Obgleich der wirksame Rand der Rolle hierdurch von einer
                              									doppelten Blechlage gebildet wird und die Ränder der Rollenbohrungen a und b durch Einbördeln
                              									verbreitert sind, kann die Dauer dieser Blechrollen nur eine beschränktere sein als
                              									die der massiven Rollen.
                           C. R Lange in Frankenberg i. S. (* D. R. P. Nr. 9203
                                 									vom 5. September 1879) construirte ein Chorbrett für Jacquardmaschinen aus zwei
                              									Stahlnadelschaaren, welche unter 90° verschränkt in einen durch Stellschrauben
                              									zusammenpreſsbaren Eisenrahmen eingesetzt sind; durch den geringen Abstand je zweier
                              									benachbarter Nadeln entstehen hierbei quadratische Oeffnungen zum Einziehen der
                              									Harnischfäden, welche mittels zweier parallel zu den Langseiten des Rahmens
                              									gazebindig eingeflochtener Schnuren vergröſsert oder verkleinert werden können, je
                              									nachdem es die Dichtheit des zu erzeugenden Gewebes erfordert. Um die hierbei
                              									eintretende Verschiebung der Litzenaugen aus der Geraden ohne Aenderung der Länge der
                              									Harnischfäden aufzuheben, wendet Lange eine
                              									verschiebbar mit den Harnischfäden verknotete Litze an, welche in Fig. 14
                              									Taf. 10 dargestellt ist. Dieses Hilfsmittel ist einfach und leicht bei jeder
                              									Aenderung der Kettendichte zu benutzen, da es nur ein Herabziehen oder
                              									Heraufschieben des Litzenfadens in dem Harnischknoten k
                              									nothwendig macht.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
