| Titel: | Ueber Lichtmessung. | 
| Fundstelle: | Band 240, Jahrgang 1881, S. 124 | 
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                        Ueber Lichtmessung.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 13.
                        Ueber Lichtmessung.
                        
                     
                        
                           Bezüglich der Vereins-Photometerkerze berichtet Schiele im
                              										Journal für Gasbeleuchtung, 1880 S. 366, 402 und
                              									603, daſs der Docht mit 24 Fäden sorgfältig hergestellt und in Längen von 5m gewogen wird. Was das Kerzenmaterial anlangt,
                              									bedurfte die Paraffinkerze zu ihrer Anfertigung etwas Stearin; die Menge desselben
                              									muſste aber auf einen möglichst kleinen Procentsatz heruntergebracht werden und sie
                              									ist jetzt auſserordentlich gering geworden. Daſs man Paraffin von höherem
                              									Schmelzpunkte als 55°, wie angenommen worden ist, bei Herstellung der Kerze
                              									gebrauchen könnte, hat sich allerdings nicht bestätigt. In Betreff der Bestimmung
                              									des Schmelzpunktes, bezüglich dessen ebenfalls bisher Differenzen bestanden, ist die
                              									Methode des Vereines für Mineralöl-Industrie in Halle a. S. angewendet, welcher am
                              									5. April 1871 folgende für alle Geschäfte zwischen Mitgliedern maſsgebende
                              									Vorschrift erlassen hat:
                           Ein kleines, mit Wasser gefülltes Becherglas von ungefähr 7cm Höhe und 4cm
                              									Durchmesser wird bis ungefähr 70° erwärmt und auf das erwärmte Wasser ein kleines
                              									Stückchen des zu untersuchenden Paraffins geworfen, so groſs, daſs es nach dem
                              									Zusammenschmelzen ein rundes Auge von etwa 6mm
                              									Durchmesser bildet. Sobald dieses flüssig, wird in das Wasser ein Celsius'sches
                              									Thermometer von der durch den Verein für Mineralöl-Industrie festgestellten
                              									Einrichtung so tief eingetaucht, daſs das längliche Quecksilbergefäſs des
                              									Thermometers ganz vom Wasser bedeckt wird. In dem Augenblicke, wo sich auf dem
                              									Paraffinauge ein Häutchen bildet, wird der Schmelz- bezieh. Erstarrungspunkt an der
                              									Scale des Thermometers abgelesen. Während dieser Bestimmung muſs das Becherglas
                              									durch eine Umgebung von Glastafeln sorgfältig vor Zugluft geschützt werden; auch
                              									darf der Hauch des Mundes beim Beobachten der Scale das Paraffinauge nicht
                              									treffen.
                           
                           Zur Herstellung einer Normalflamme
                              									schlug MethvenVgl. F. Fischer: Chemische Technologie der
                                       												Brennstoffe, (Braunschweig 1880) S. 73. vor, durch einen
                              									Schirm den oberen und unteren in seiner Ausdehnung und Lichtstärke am meisten
                              									schwankenden Theil der Flamme eines Argandbrenners abzublenden und die durch die
                              									Oeffnung im Schirm fallende Lichtmenge als photometrische Vergleichseinheit zu
                              									benutzen. Er behauptet, daſs selbst bei verschiedener Beschaffenheit des Gases die
                              									durch den Spalt gehende Lichtmenge bei gleicher Flammenhöhe und richtiger Stellung
                              									des Spaltes gleich sei, wenigstens innerhalb der in der Praxis zulässigen Grenzen.
                              									Der Schirm, welcher vor einer 76mm (3 Zoll) hohen
                              									Argandflamme gestellt wird, hat eine 25mm (1 Zoll)
                              									hohe und 6mm,4 (¼ Zoll) breite Oeffnung. Die durch
                              									eine solche Oeffnung fallende Lichtmenge soll genau 2 Kerzen englisch
                              									entsprechen.
                           Nach Versuchen von F. Rüdorff (Journal für Gasbeleuchtung, 1880 S. 217) fällt aber durch den Schlitz bei
                              									Anwendung verschiedener Gassorten eine keineswegs gleiche Lichtmenge, so daſs der
                              									von Methven gemachte Vorschlag sich nicht als praktisch
                              									erweist. Nach Versuchen der Kerzencommission schwankt die Lichtmenge, welche durch
                              									den Spalt bei verschiedenen Gasarten und verschiedenen Brennern hindurch geht, von
                              									2,12 bis 1,74, also um 0,38 Kerzen oder 21 Procent. Nach S.
                                 										Schiele (Journal für Gasbeleuchtung, 1880 S.
                              									330 und 465) kann demnach gesagt werden: Weil die Richtigkeit der
                              									Untersuchungsergebnisse wesentlich davon abhängt, daſs die zur Herstellung der
                              									Methven'schen Normale benutzte Flamme eine der Höhe des Spaltes angemessene sein
                              									muſs, was bei verschiedenen Gasarten, die man im Rundbrenner verbraucht, durchaus
                              									nicht leicht zu erreichen ist, weil diese richtige Einstellung nicht immer
                              									gleichmäſsig zu erzielen ist, indem dann das genaue Einstellen des Spaltes von dem
                              									Willen des Untersuchenden abhängig, nicht unumstöſslich zu bestimmen ist und dadurch
                              									der Willkür bei den Prüfungen derart Thür und Thor offen steht, daſs Streitigkeiten
                              									über Vertragserfüllung in vielen Fällen unvermeidlich sind, weil ferner bei der
                              									richtigen Einstellung des Spaltes das Auge in längeren Versuchsreihen ungemein
                              									angestrengt und für nachfolgende feinere und genauere Beobachtungen unempfindlicher
                              									gemacht wird und weil endlich die Versuche der Gesammtcommission ergeben haben, daſs
                              									Unterschiede in dem Werthe der Methven'schen Normale von über 20 Procent vorkommen,
                              									kann die Commission die Einführung dieser Normale nicht empfehlen; es empfiehlt sich
                              									hierfür die Vereins-Normal-Paraffinkerze, wenn deren Flamme durch Schneuzen auf
                              										50mm Höhe gleichmäſsig erhalten wird, weit
                              									mehr.
                           Giroud (Journal für
                                 										Gasbeleuchtung, 1880 S. 700) schlägt vor, zur Gewinnung einer Normalflamme
                              									mittels eines Einlochbrenners von einer Normalflamme gleich 1/10 Carcel auszugehen, da eine solche mit
                              									den gebräuchlichen Kerzen, sowohl der deutschen Paraffin- als der englischen
                              									Walrathkerzen, bezüglich der Leuchtkraft nahezu gleichwerthig ist. Giroud hat gefunden daſs die Leuchtkraft von 1/10 Careellampe
                              									(= 0,983 Vereinskerze und 0,96 Walrathkerze) durchschnittlich einer Flamme von 67mm,5 Höhe aus einem Lochbrenner von 1mm Weite entspricht. Diese Flamme schlägt Giroud als Normalflamme für photometrische Messungen
                              									vor. Wenn auch kaum anzunehmen ist, daſs die von Giroud
                              									vorgeschlagene Normalflamme für die praktischen Zwecke der Photometrie die Kerze
                              									verdrängen wird, so erscheint es doch zweckmäſsig, wenn für die in Deutschland
                              									gebräuchlichen Kerzen, namentlich für die Vereins-Paraffinkerze und die englische
                              									Walrathkerze, neben der sonstigen Charakterisirung durch Materialverbrauch,
                              									Flammenhöhe u.s.w. die Flammenhöhe eines Einlochbrenners mit 1mm Oeffnung angegeben würde, welche dem mittleren
                              									normalen Lichtwerth dieser Kerzen entspricht. Es würde damit für die photometrischen
                              									Messungen eine wesentliche Erleichterung geschaffen und eine der Unsicherheiten und
                              									Unbequemlichkeiten entfernt, welche bei directer Benutzung von Kerzen oder Lampen
                              									unvermeidlich sind.
                           Elster fordert im Journal für
                                 										Gasbeleuchtung, 1880 S. 402 und 608 für photometrische Bestimmungen
                              									gleichartige Beleuchtung.
                           A. Töpler (Annalen der
                                 										Physik, 1879 Bd. 8 S. 640) legt zur Herstellung des Schirmes für das Bunsensche Photometer zwischen zwei möglichst dünne und
                              									gleichmäſsige Blätter von Pergamentpapier ein Stück weiſses Papier mit einer
                              									kreisrunden Oeffnung in der Mitte und bringt sie zwischen zwei Glastafeln oder
                              									spannt sie auf einen Rahmen. Die Einstellung soll mit dieser Vorrichtung viel
                              									schärfer geschehen können als mit dem üblichen Fettfleck.
                           Nach Versuchen von A. Pedler (Journal of Gas lighting, 1880 S. 589) ist das von F. ZöllnerVgl. Chemische Technologie der Brennstoffe, 1880
                                    											S. 100. zu Lichtmessungen
                              									vorgeschlagene Radiometer-Photometer hierzu nicht
                              									brauchbar.
                           Zur Messung des elektrischen Lichtes
                              									bringen Perry und Ayrton
                              										(Engineering, 1880 Bd. 31 S. 72) zwischen der
                              									Lichtquelle A (Fig. 1 Taf.
                              									13) und dem Photometerschirm c eine Zerstreuungslinse
                              										E.
                           Bezeichnen wir nun mit D die Entfernung von A bis zur Linse und mit d
                              									die vom Focus der Linse bis zum Schirm, sowie die Gesammtlichtmenge der Flamme A mit L, so fallen auf die
                              									Flächeneinheit \frac{L}{4\,\pi}. Bezeichnet man mit d die Brennweite der Linse, so beträgt die Ausdehnung
                              									des Strahlbündels durch die Linse \frac{D^2}{\delta^2} und die
                              									auf den Schirm fallenden Strahlen
                              										\left(\frac{L}{4\,\pi}\times\,\frac{1}{d^2}\right)+\frac{D^2}{\delta^2}
                              									und diesen müssen nun die von der Normalflamme auf den Schirm fallenden
                              									Lichtstrahlen entsprechen. Bezeichnen wir ferner mit D1 die Entfernung der Normalkerze B (Fig. 2) von
                              									dem Schirm c, so beträgt die Menge der auf den Schirm fallenden
                              									Lichtstrahlen \frac{1}{4\,\pi}\ \frac{1}{{D_1}^2}, woraus sich in
                              									Verbindung mit der ersten Gleichung ergibt: L=\frac{D^2}{{D_1}^2}\
                                 										\frac{d^2}{\delta^2}.
                           Hopkinson verwendet in gleicher Weise unter Benutzung
                              									des Bunsen'schen Photometers eine Planconvexlinse.
                           F. Guthrie (Engineering,
                              									1879 Bd. 28 S. 440) läſst das Licht der beiden zu vergleichenden Flammen durch zwei
                              									unter 45° geneigten Spiegel M und m (Fig. 3 Taf.
                              									13) auf einen durchscheinenden Schirm S werfen, so daſs
                              									zwei Spiegelbilder neben einander entstehen, deren Gleichheit er durch folgende
                              									Vorrichtung erreicht. Auf der Welle A sind zwei
                              									Messingscheiben B und b
                              									befestigt, welche mit Schlitzen versehen wurden; die Schlitze der Scheibe B sind erheblich weiter als die der anderen Scheibe;
                              									sie können aber durch die bewegliche Scheibe e beliebig
                              									verengt werden. Die beiden Scheiben werden nun so rasch gedreht, daſs auf den Schirm
                              										S zwei helle Bänder neben einander entstehen,
                              									welche scheinbar von einer ununterbrochenen Lichtquelle herrühren. Man verstellt nun
                              									die Schlitze der Scheibe B vor der Normalflamme L so lange, bis der von dieser auf den Schirm fallende
                              									Lichtstreifen genau so hell ist als der von der zu vergleichenden Lichtquelle l; die durch die Schlitze gehenden Lichtmengen beider
                              									Flammen sind dann gleich. Ihre Lichtstärken verhalten sich demnach umgekehrt wie die
                              									Weite der Schlitze.
                           Das Photometer von D. Coglievina in Wien (* D. R. P. Kl. 42 Nr. 12005 vom
                                 									28. Mai 1880) unterscheidet sich von den bisher verwendeten Photometern
                              									hauptsächlich darin, daſs dasselbe keine Normalflamme erfordert, sondern sich diese
                              									Einheit selbst schafft. Dies wird dadurch erreicht, daſs zwei Lichtstrahlen einer
                              									und derselben Quelle in unter einander verschiedenen, aber ganz bestimmten
                              									Entfernungen aufgefangen werden und daſs hierauf die Intensität des kürzeren
                              									Lichstrahles durch jene des auf eine bestimmte Länge gebrachten längeren
                              									Lichtstrahles gemessen wird.
                           Die zwei verschiebbaren Kammern A1 und A2 (Fig. 4 bis
                              										7 Taf. 13) dienen zur Aufnahme der Lichtquellen L1 und L2, deren Träger T es
                              									ermöglichen, jede der beiden Lichtquellen in eine ganz bestimmte Aufstellungshöhe zu
                              									bringen. Jeder dieser Träger erhält einen Regulirhahn R, der mittels einer Mikrometerschraube im Kreise gedreht werden kann. Von den
                              									Sammellinsen l werden je zwei in jeder der beiden
                              									genannten Kammern in der Höhe der Lichtquelle befestigt. Dieselben können biconvex
                              									oder auch planconvex sein; ihre Brennweite ist der Entfernung von der Lichtquelle
                              									gleich. Eine Reihe von z.B. 11 rechtwinkligen gleichschenkligen Glasprismen P1 bis P2 dienen zur
                              									Weiterleitung der von der Lichtquelle ausgehenden Strahlen. Die drei Prismen P1, P2 und P10 sind mittels der
                              									entsprechenden, durch den Photometerkasten gehenden Griffe G1 bis G3 im Kreise drehbar; die übrigen sind fest. Eine
                              									Kugel n aus Phosphor oder auch einem anderen Stoff
                              									dient zur Bestimmung der Länge des Normallichtstrahles und kann entweder in einer
                              									Kammer H untergebracht, oder auch frei aufgehängt sein,
                              									muſs aber in beiden Fällen eine feste Lage haben. Eine opale, von K1 bis K2 verschiebbare Kugel
                              									dient zur Aufnahme der beiderseitigen Beleuchtung L1 und L2 und ersetzt demnach den bisher hierzu verwendeten
                              									Photometerschirm. Die Planspiegel S1, und S3 dienen zur Beobachtung der Normalhöhe der
                              									Lichtquellen L1 und L2, ferner S2 zur Wahrnehmung der
                              									Beleuchtung der Kugel n, endlich S4 und S5 zur Wahrnehmung
                              									jener der Kugel in den beiden Lagen K1, und K2. Diese Spiegel entsprechen den Schaulöchern l1 bis l5; durch passende
                              									Anordnung von Hilfsspiegeln kann man diese 5 Schaulöcher durch ein einziges Loch
                              									ersetzen. Ein viereckiger Kasten nimmt alle genannten Bestandtheile auf, und bildet
                              									die Dunkelkammer. An demselben ist eine aus zwei Theilen bestehende Scale
                              									angebracht, wovon der obere Theil die Theilung von 1 bis 10, der untere von 10 bis
                              									100 trägt, oder auch umgekehrt. Die Handhabung dieses Apparates ist nun
                              									folgende:
                           Nachdem die Lichtquelle L1 auf die vorgeschriebene Höhe eingestellt wurde,
                              									was durch das Schauloch l1 beobachtet werden kann, wird der von derselben durch die Linse l und die Prismen P2 bis P8 rechtseitig ausgehende Lichtstrahl mittels des
                              									Hahnes R so regulirt, daſs er die Oberfläche der Kugel
                              										n nur an einem Punkte berührt. Bei der Anwendung
                              									einer Phosphorkugel wird dieser Punkt in dem Spiegel S2 dunkel, bei einer opalen Kugel dagegen
                              									beleuchtet erscheinen. Ist auf diese Weise die Normallänge des rechtsseitigen
                              									Lichtstrahles erreicht – dieselbe beträgt im vorliegenden Falle 8m,6935 –, so wird durch P1 und P9 der linksseitige Strahl derselben Quelle L1 auf einer Länge von
                              										0m,86935 zur Kugel K1 geleitet. Die betreffende Beleuchtung
                              									dieser durch das Schauloch l4 wahrnehmbaren Kugel wird mit 1° Lichtintensität bezeichnet. Wird nun
                              									nach A2 eine zweite
                              									Lichtquelle L2 gebracht
                              									und liefert dieselbe in ihrer unveränderten Lage in dem Spiegel S4 einen beleuchteten
                              									Halbkreis, der mit dem von L2 aus beleuchteten Halbkreis sich zu einem ganzen Kreise von
                              									gleichmäſsiger Beleuchtung vereinigt, so entspricht L2 einer Intensität von 10°, weil die
                              									Entfernung dieser Lichtquelle L2 von K1 die Länge von 2m,7491455 beträgt. Ist aber L2 schwächer als 10°, so wird die Kammer A2 nach rechts
                              									entsprechend verschoben; ist dagegen L2 stärker als 10°, so wird zunächst bei
                              									unveränderter Lage von K1 diese Lichtquelle L2 durch den Regulirhahn auf 10° gebracht, hierauf
                              										K1 in die Lage K2 verschoben, L1 ganz aufgedreht und
                              									nun ebenso mit L2
                              									verglichen bezieh. auf 100° gebracht und mit dieser Intensität jene von L2 ermittelt. Die
                              									beiden Scalen genügen also zur Ablesung jeder beliebigen Intensität.
                           Bei der Messung des directen oder indirecten Sonnenlichtes tritt
                              									an Stelle des Regulirhahnes R eine in der Vorderwand
                              									des Kastens angebrachte Oeffnung, welche mittels eines mit einer Theilung versehenen
                              									Schiebers regulirt werden kann.
                           Der Apparat hat in seiner praktischen Ausführung einige
                              									Vereinfachungen erhalten, indem man statt der Phosphorkugel n einen Planspiegel einsetzte, die Anzahl der Glasprismen von 7 auf 4 und
                              									die Lange des Normallichtstrahles von 8 auf 3m
                              									verminderte. Die Linsen l1 bis l3
                              									wurden beseitigt und deshalb die Kugel K1 durch ein undurchsichtiges Prisma ersetzt. Der
                              									Apparat kostet bei F. Schweickhart und Comp. in Wien
                              									800 fl. ö. W.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
