| Titel: | Zur Bestimmung der Verbrennungswärme. | 
| Autor: | F. | 
| Fundstelle: | Band 240, Jahrgang 1881, S. 145 | 
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                        Zur Bestimmung der Verbrennungswärme.
                        Zur Bestimmung der Verbrennungswärme.
                        
                     
                        
                           W. Louguinine (Comptes
                                 										rendus, 1880 Bd. 90 S. 367. 1279. Bd. 91 S. 297. 329) fand folgende
                              									Verbrennungswärmen bei der vollständigen Verbrennung der flüssigen Verbindung mit
                              									gasförmigem Sauerstoff unter der Voraussetzung, daſs das gebildete Wasser
                              									verflüssigt wird, das Kohlendioxyd aber gasfömig bleibt:
                           
                              
                                 Verbindung
                                 Reaction
                                 Wärmeeinheiten für
                                 
                              
                                 1 Gramm-Mol.
                                 1g
                                 
                              
                                 Normaler Propylalkohol
                                 C3H8O  +    9 O
                                   480313
                                 –
                                 
                              
                                 Secundärer Isopropylalkohol
                                 C3H8O  +    9 O
                                   478254
                                 –
                                 
                              
                                 Primärer Gährungsisobutylalkohol
                                 C4H10O
                                    											+  12 O
                                   636706
                                 –
                                 
                              
                                 Gährungsamylalkohol
                                 C5H12O
                                    											+  15 O
                                   793623
                                 –
                                 
                              
                                 Dimethyläthylcarbinol
                                 C5H12O
                                    											+  15 O
                                   788543
                                 –
                                 
                              
                                 Oenanthol
                                 C7H14O
                                    											+  20 O
                                 1062596
                                 –
                                 
                              
                                 Allylalkohol
                                 C3H6O  +    8 O
                                   442650
                                 7632
                                 
                              
                                 Aethylvinylcarbinol
                                 C5H10O
                                    											+  14 O
                                   753214
                                 8758
                                 
                              
                                 Isopropylenglycol
                                 C3H8O2  +   8 O
                                   436240
                                 5740
                                 
                              
                                 Normaler Propylenglycol
                                 C3H8O2  +   8 O
                                   431171
                                 5673
                                 
                              
                                 Acetessigäther
                                 C6H10O3 + 14 O
                                   753649
                                 5797
                                 
                              
                                 Aethylenalkohol
                                 C2H6O2  +   5 O
                                   283293
                                 –
                                 
                              
                                 Glycerin
                                 C3H8O3  +   7 O
                                   392455
                                 –
                                 
                              
                           J. Thomsen (Berichte der
                                 										deutschen chemischen Gesellschaft, 1880 S. 1321. 1805. 2320) führte eine
                              									Reihe von Versuchen aus, welche folgende Werthe ergaben:
                           
                              
                                 Kohlenwasserstoff
                                 Molecül
                                 Verbrennungs-wärme
                                 Bildungswärme bei
                                 
                              
                                 const. Druck
                                 const. Volumen
                                 
                              
                                 Methan
                                 CH4
                                 213530c
                                     20150c
                                     19570c
                                 
                              
                                 Aethan
                                 C2H6
                                 373330
                                    25670
                                    24510
                                 
                              
                                 Propan
                                 C3H8
                                 533500
                                    30820
                                    29950
                                 
                              
                                 Aethylen
                                 C2H4
                                 334800
                                 –   4160
                                 –   4740
                                 
                              
                                 Propylen
                                 C3H6
                                 495200
                                 +    760
                                 –     400
                                 
                              
                                 Acetylen
                                 C2H2
                                 310570
                                 – 48290
                                 – 48290
                                 
                              
                           Die Wärmetönung bei der Bildung der Kohlenwasserstoffe aus den
                              									Elementen ist bekanntlich die Differenz zwischen der Verbrennungswärme der
                              									Bestandtheile und derjenigen der Verbindung; bezeichnet f.CH4 die Verbrennungswärme
                              									des Methans, dann wird die Bildungswärme dieses Kohlenwasserstoffes: (C, H4) = (C, O2) + 2
                              										(H2,O) – f.CH4.
                           Unter der Voraussetzung, daſs nach Farne und Silbermann C + O2 =
                              										96960c und nach Thomsen H2 + O = 68360c, wurde die Bildungswärme der Kohlenwasserstoffe
                              									bei constantem Druck berechnet. Bei der Bildung der Kohlenwasserstoffe aus den
                              									Elementen findet eine Contraction statt, welche die Gröſse der Bildungswärme
                              									beeinfluſst. Für jedes verschwindende Molecularvolumen wird die Wärmetönung bei 20°
                              									um 580° vermehrt; wenn demnach ein Kohlenwasserstoffmolecül n Molecüle Wasserstoff enthält, werden bei der Bildung desselben n – 1
                              									Molecularvolumen verschwinden und dieser Contraction entspricht dann (n – 1) 580c; wenn letzterer Werth von der Bildungswärme bei
                              									constantem Druck abgezogen wird, erhält man die Bildungswärme bei constantem
                              									Volumen. Daraus berechnet sich die Vergasungswärme, des Kohlenstoffes, d.h.
                              									diejenige Wärmemenge, welche erforderlich ist, um 2 Atome amorphen Kohlenstoff in
                              									den normalen gasförmigen Zustand zu versetzen und das Molecül C2 zu bilden, mit 106630c, oder für 1g = 106 630 : 24 = 4443c.
                           Da bei der Bildung von Kohlensäure keine Volumenänderung eintritt, so ist die
                              									Bildungswärme der Kohlensäure sowohl bei constantem Drucke, als bei constantem
                              									Volumen gleich 96960c zu setzen. Die Versuche von
                              										Thomsen ergaben in 6 Versuchen 68643 bis 68072, im
                              									Mittel für CO + O = 68370c.
                           Da bei der Verbrennung des Kohlenoxydes eine Contraction, die ein halbes
                              									Molecularvolumen beträgt, stattfindet, wird die Verbrennungswärme des Kohlenoxydes
                              									bei constantem Volumen um 0,5 × 580° geringer als der angegebene Werth:
                           
                              
                                 Reaction
                                 Wärmetönung bei
                                 
                              
                                 constantem Druck
                                 constantem Volumen
                                 
                              
                                 (C, O)
                                 28590c
                                 28880c
                                 
                              
                                 (CO, O)
                                 68370
                                 68080
                                 
                              
                                 (C, O2)
                                 96960
                                 96960
                                 
                              
                           Die Verbrennungswärme eines Molecüls (72g)
                              									gasförmigen Benzols ergab sich zu 808570 bis 801580c, im Mittel zu 805800c. Da bei der
                              									Bildung des Benzoldampfes eine Contration von zwei Molecularvolumen stattfindet, so
                              									wird die Bildungswärme bei constantem Volumen um 1160c kleiner, oder – 20120c. Für
                              									gasförmiges Benzol aus amorphem Kohlenstoff- und Wasserstoffgas bei etwa 21° ergibt
                              									sich eine Bildungswärme von – 18960c bei
                              									constantem Druck und von – 20120c bei constantem
                              									Volumen.
                           Berthelot macht in den Comptes
                                 										rendus, 1880 Bd. 90 S. 1240. 1449. Bd. 91 S. 187. 256. 707. 737. 781
                              									folgende Angaben:
                           
                              
                                 Gase
                                 Verbrennungs-wärme bei
                                    											con-stantem Druck
                                 Bildungswärmeaus den Elementen
                                 
                              
                                 Kohlenstoffals Diamant
                                 AmorpherKohlenstofforganisch. Urspr.
                                 
                              
                                 Wasserstoff H2
                                          69,0 Cal.
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd CO
                                   68,3
                                 + 25,7
                                 + 28,7
                                 
                              
                                 Cyan C2N2
                                 262,5
                                 – 74,5
                                 – 68,5
                                 
                              
                                 Formen CH4
                                 213,5
                                 + 18,5
                                 + 21,5
                                 
                              
                                 Methyl C2H6
                                 388,8
                                 +   6,5
                                 + 12,5
                                 
                              
                                 Aethylen C2H4
                                 341,4
                                 – 15,4
                                 –   9,4
                                 
                              
                                 Acetylen C2H2
                                 318,1
                                 – 60,4
                                 – 54,4
                                 
                              
                                 Methyläther (CH3O)2
                                 344,2
                                 + 50,8
                                 + 56,8
                                 
                              
                                 Propylenhydrür C3H8
                                 553,5
                                 +   4,5
                                 + 13,5
                                 
                              
                                 Propylen C3H6
                                 507,3
                                 – 18,3
                                 –   9,3
                                 
                              
                                 Allylen C3H4
                                 466,5
                                 – 46,5
                                 – 37,5
                                 
                              
                           
                           Für gasförmigen Schwefelkohlenstoff fand er, wenn CS2 + 6 O = CO2 + 2
                              										SO2 für constantes Volumen + 252,8, für
                              									constanten Druck 253,3, somit für flüssigen Schwefelkohlenstoff + 246,9 Cal.; daraus
                              									gibt sich als Bildungswärme des gasförmigen Schwefelkohlenstoffes aus Kohlenstoff
                              									als Diamant und festen Schwefel zu – 21,1 Cal. Beim Verbrennen von Schwefel, sei er
                              									prismatisch, octaedrisch oder unlöslich, entwickeln sich für S + O2 = 69,26 Cal., ferner für SO2 + O = SO3 (Gas) =
                              									+ 22,6, für SO2 + O = SO3 (fest) = + 34,4, für SO2 + O + H2O = H2SO4 (flüssig) = + 55 Cal.
                           C. v. Rechenberg (Journal für
                                 										praktische Chemie, 1880 Bd. 22 S. 223) hebt am Schluſs seiner Mittheilungen
                              									über die Verbrennungswärme organischer Stoffe (1880 237 240) hervor, daſs man bei der Benutzung der
                              									gefundenen Verbrennungswärme zu theoretischen Folgerungen vorsichtig sein müsse, da
                              									die Beobachtungsfehler entsprechend zu berücksichtigen seien (vgl. 1879 234 * 394). Er bespricht dann noch die Wärmeentwicklung
                              									bei der Gährung und behauptet, die Bestimmung des
                              									Brennwerthes mittels chlorsaurem Kalium sei genau, die mit freiem Sauerstoff (1879
                              										234 * 390) aber fehlerhaft. – Das umgekehrte
                              									Verhältniſs wäre jedenfalls richtiger.
                           Für die Berechnung der Verbrennungstemperaturen ist die veränderliche specifische
                              									Wärme der Gase zu berücksichtigen (vgl. 1879 232 342).
                              									Dagegen sucht Valerius in den Beiblättern zu den Annalen der Physik, 1880 Seite 354 nachzuweisen, daſs
                              									die Gleichung Ct = C0 (1 + γ t) für die specifische Wärme der Kohlensäure bei hohen
                              									Temperaturen nicht mehr gültig sei. Verbrennen wir nach seinen Ausführungen in einem
                              									Windofen Kokes, so ist die dabei entwickelte Hitze so groſs, daſs Platin darin
                              									geschmolzen werden kann; es ist daher die Verbrennungstemperatur T der Kohle wohl
                              									beträchtlich 8047 höher als 2000°. Es ist aber
                              										T=\frac{8047}{^{11}/_3\,c'+^8/_3\times\,3,33\times\,0,244},
                              									wenn die Verbrennungswärme der Gaskohle = 8047c,
                              									das Gewicht der durch die vollständige Verbrennung von 1k Kohle erzeugten Kohlensäure 1⅓, das Gewicht Stickstoff in der zur
                              									Verbrennung nöthigen Luft 8/3 × 3,33, die specifische Wärme desselben 0,244 ist.
                              									Um T zu bestimmen, setzen wir einmal c' = C0 =
                              									0,1952; es ergibt sich dann T = 2794; nun berechnen wir nach der obigen Gleichung
                              									mit γ = 0,00111 die mittlere specifische Wärme zwischen
                              									0° und 2000° zu 0,4119; dann wird T = 2188. Da aber T jedenfalls beträchtlich
                              									gröſser als 2000 ist, so muſs γ mit zunehmender
                              									Temperatur abnehmen und die specifische Wärme bald constant werden.
                           Diese Angabe ist nicht richtig. Nach den früher besprochenen Versuchen und
                              										BerechnungenFerd. Fischer: Chemische Technologie der
                                       												Brennstoffe, S. 142. ist die mittlere specifische Wärme
                              									der CO2
                              									von 0 bis 1000° = 0,2891
                              									von 0 bis 1500° = 0,3180, von 0 bis 2000° = 0,3291. Da Platin bekanntlich schon bei
                              									1779° schmilzt (vgl. 1878 227 108), so sind 2000° längst
                              									ausreichend, während nach der Rechnung 96960 : (44 × 0,3291 + 107,2 × 0,2438) –
                              									2387° erhalten würden.
                           
                              
                                 F.