| Titel: | Ueber die Herstellung von Seife. | 
| Fundstelle: | Band 240, Jahrgang 1881, S. 155 | 
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                        Ueber die Herstellung von Seife.
                        Ueber die Herstellung von Seife.
                        
                     
                        
                           Nach Ch. Reul (Der Seifenfabrikant, 1881 S. 2 und 29) wurde die „Prima weiſse Kernseife“, auch glattweiſse Seife, Wachsseife oder
                              									Elaidinkernseife genannt, zuerst von J. B. Grodhaus in
                              									Darmstadt i. J. 1843 aus schönem, weiſsem Talg und Cocosöl dargestellt. Nach seiner
                              									Angabe wird der Talg (500k) mit Sodalauge von 10°
                              									B. zu Kern verseift und klar gesotten, die Unterlauge nach 2 bis 3stündigem Absetzen
                              									entfernt. In einem zweiten Kessel wird das Cocosöl (150k) mit Sodalauge von 20° B. verleimt und auf Stich abgerichtet, der Kern
                              									darauf geschöpft und das Ganze wie eine Eschweger Seife behandelt. Sobald die Seife
                              									Rosen bricht, wird das Feuer theilweise unter dem Kessel entfernt und dem Seifenleim
                              									Salzwasser von 20° B. unter einmaligem Aufsieden beigegeben, bis eine Probe mit dem
                              									Daumen sich nur wenig nässend oder am Spatel kurz ablaufende Häkchen zeigt. Nach
                              									einmaligem Aufstoſsen der Seife muſs das Feuer ganz entfernt und das etwa fehlende
                              									Salzwasser eingeknickt werden, da die Seife bei weiterem Sieden leicht in Schaum
                              									übergeht. Die fertige Seife wird über Nacht oder besser 24 Stunden gut zugedeckt im
                              									Kessel stehen gelassen. Hierauf nimmt man den Schaum, welcher sich etwa auf der
                              									Oberfläche gebildet hat, ab, schöpft langsam und vorsichtig die schöne wachsartige
                              									Kernseife bis auf den Leim in die Form und deckt gut bis andern Tags zu. Beim
                              									Anschnitt findet man eine reine, weiſse, silberfluſsartige Kernseife. Der
                              									niedergeschlagene Leim wird mit Salz in Kernseife verwandelt und dieser sogen.
                              									Leimkern zu gelben Bleich- oder Harzkernseifen verwendet.
                           
                           Nach Reul werden ferner 300k Talg mit Sodalauge von 14° B. verseift und gut abgerichtet. Ist der
                              									Seifenleim klar und gut durchgesotten, so werden demselben 150k Cocosöl oder Palmkernöl beigegeben. Die Masse
                              									wird mit Sodalauge von 25° B. auf geringen Stich abgerichtet, sodann ausgesalzen und
                              									klar gesotten. Die Seife bleibt über Nacht im Kessel stehen, damit sich die
                              									Unterlauge gut absetzt. Hat man keinen zweiten Kessel, so pumpt man die Salzlauge
                              									aus, oder man schöpft die Kernseife vorsichtig von der Lauge ab. In einen zweiten
                              									Kessel gibt man so viel Sodalauge von 25° B., als zur Verseifung von 50k Cocos- oder Palmkernöl erforderlich ist, und
                              									macht Feuer. Ist die Lauge heiſs geworden, so schöpft man die Kernseife darauf und
                              									gibt die 50k Cocos- oder Palmkernöl dazu. Sobald
                              									das Oel bei mäſsigem Feuer und Krücken sich verseift und die Kernseife in der
                              									halbleimigen Masse sich gelöst hat, bildet sich die weiſse abgesetzte Seife sofort
                              									auf der Oberfläche und der wässerige Leim schlägt sich nieder.
                           Nach einem dritten Verfahren werden 100k Talg,
                              										100k weiſses Oleïn oder Schmalz und 50k Baumwollsaatöl mit Sodalauge von 14° B.
                              									verseift. Sobald der Leim klar ist, werden 25k
                              									Cocosöl oder Palmkernöl zugefügt und mit Sodalauge von 25° B. auf guten Stich
                              									abgerichtet, wobei man etwa 10k Salz beigeben
                              									kann. Ist alles gut verbunden und durchsotten, so salzt man bei wenig Feuer aus. Ist
                              									der Kern strotzig und rund, so macht man wieder stärkeres Feuer und siedet die Seife
                              									klar, gibt dann die Abschnitte hinzu und läſst über Nacht im Kessel stehen, damit
                              									die Unterlauge sich gut absetzt. Am folgenden Tage wird letztere durch Ueberschöpfen
                              									oder Auspumpen entfernt. Man krückt nun nach und nach bei mäſsigem Erhitzen heiſses
                              									Wasser in den rauhen, strotzigen Kern. Sind die beim Zugeben des Wassers
                              									entstehenden sogen. Wasserknoten durch fortgesetztes Krücken gelöst und hat die
                              									Seife die Eigenschaft bekommen, daſs der Leim sich absetzt, so ist die Seife fertig.
                              									Man erkennt dies leicht daran, daſs sich auf der Oberfläche der Seife, wenn man sie
                              									einige Minuten ruhig stehen läſst, ein transparentes Häutchen zeigt. Dann entfernt
                              									man das Feuer, schlieſst die Feuerthür und Kesselzüge und deckt den Kessel gut zu.
                              									Die Seife bleibt 24 Stunden im Kessel stehen, ehe sie von dem Leim abgeschöpft wird.
                              									Dieses Verfahren ist das vortheilhafteste von allen. Die Seife ist ganz schaumfrei
                              									und bekommt niemals Flecken; nur wird sie nicht so schön weiſs wie die vorige,
                              									bleicht aber binnen 8 Tagen gut nach. Der niedergeschlagene Leim wird auch bei
                              									diesem Verfahren ausgesalzen und der so erhaltene Kern für andere Seifen verwendet.
                              									Da zum Ausschleifen der Seife viel Wasser verwendet ist, so darf man die Mutterlauge
                              									nicht gleich fortgieſsen, muſs sie vielmehr einige Tage ruhig stehen lassen. Es
                              									bildet sich dann auf der Oberfläche eine Schicht wässeriger Seife, die man abnimmt und zu gelben
                              									Harzseifen verwenden kann. Die abgesetzte Salzlauge, welche obenauf klar ist, aber
                              									am Boden viel Unreinlichkeiten enthält, gieſst man fort.
                           Nach W. Seidemann (Der Seifenfabrikant, 1881 S. 53) ist bei Darstellung von Lauge aus kaustischer Soda zu
                              									berücksichtigen, daſs man durch einfaches Lösen derselben eine vollständig
                              									kaustische Lauge erhält, während die starken Laugen von 20° B. und mehr, die man aus
                              									calcinirter Soda herstellt, niemals vollkommen kaustisch sind. Man nehme daher auf
                              										100k 70 bis 72procentige kaustische Soda 25k calcinirte Soda. Für „Prima weiſse
                                 										Kernseife“ stellt man die Lauge so, daſs sie erkaltet 28° B. zeigt. Zu einem
                              									Ansatz von 500k Talg, 250k Baumwollsaatöl und 400k Cocosöl gibt man 1200k Lauge von 28° B., läſst Dampf eintreten und
                              									richtet dann vollständig auf Stich ab. Ohne weiteres Eindampfen der Seife, welche
                              									vollständig schaumfrei und klar im Leim aufsiedet, kann man zum Aussalzen bezieh.
                              									Abscheiden schreiten, und zwar ohne Salz lediglich durch die Lauge selbst. Dieses
                              									Verfahren ist um so sicherer, als in diesem Falle die Seife auch, wenn sie etwas
                              									stärker getrennt sein sollte, sich leichter zusammenziehen läſst, wie bei Anwendung
                              									von Salz oder Salzwasser. Trennt man die Seife etwas stärker, als wenn man vorher
                              									gesotten hat, so erhält man stets eine feste, silberglänzende Seife ohne Schaum.
                              									Nachdem das zuletzt ganz mäſsig gehaltene Feuer gelöscht ist, läſst man die Seife
                              									noch etwa eine Stunde ruhig im Kessel stehen und schöpft sie dann in die gut warm
                              									gehaltene Form. Der rückständige Leim oder Niederschlag bleibt im Kessel, um (nach
                              									Ausstechen mit Fett) als Kern für Eschwegerseife verwendet zu werden.
                           Die Verseifung auf kaltem Wege ist,
                              									wie C. Deite im Seifenfabrikant, 1881 S. 42 berichtet, sehr bequem und verlangt nur
                              									einfache Geräthschaften, erfordert also geringes Anlagekapital, sie setzt aber
                              									reine, also theuere Rohmaterialien voraus. Sie ist auch nicht für alle Sorten Fette
                              									verwendbar, sondern vorwiegend für Cocosöl und für Gemische aus diesem und anderen
                              									Fetten, wie sie ja überhaupt erst nach Einführung des Cocosöles Eingang gefunden
                              									hat. Das Verfahren ist ferner nicht für den Groſsbetrieb geeignet, sondern nur für
                              									Herstellung kleiner Mengen, und wird daher vorwiegend auf Fabrikation von
                              									Toilettenseifen beschränkt bleiben. Hochfeine Toilettenseifen sind allerdings auf
                              									kaltem Wege auch nicht zu erzielen, da durch die Wärme, welche bei der Verseifung
                              									entsteht, die Riechstoffe theilweise verflüchtigt und besonders die feineren
                              									verändert werden. Ein groſser Vortheil der kalten Verseifung liegt in dem Umstand,
                              									daſs sich keine Unterlauge bildet, die so vielen Seifenfabrikanten lästig wird, und
                              									kein Glycerin verloren geht. Es dürfte sich empfehlen, die Fette, bevor sie in der
                              									Seifensiederei Verwendung finden, durch den Autoclaven gehen zu lassen und das Glycerin
                              									abzuscheiden – ein Verfahren, welches schon jetzt in verschiedenen groſsen
                              									Seifenfabriken Amerikas im Gebrauch ist.
                           O. W. Rober in Dresden construirte einen Apparat mit
                              									Aushebevorrichtung für Hand- und Fuſsbetrieb zum Prägen von
                                 										Seifenstücken (* D. R. P. Kl. 23 Nr. 11457 vom 10. Februar 1880) und eine
                              										Seifenformmaschine CD. R. P. Kl. 23 Nr. 11952 vom
                              									15. April 1880), welche durch hydraulischen Druck die Seifenspäne zusammenpreſst und
                              									dann auch die fertigen Stücke aus der Form herausdrückt. (Vgl. Beyer 1881 239 * 462.)