| Titel: | Corliss' Neuerungen an Dampfmaschinen. | 
| Fundstelle: | Band 240, Jahrgang 1881, S. 168 | 
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                        Corliſs' Neuerungen an Dampfmaschinen.
                        Patentklasse 14. Mit Abbildungen auf Tafel 14.
                        Corliſs' Neuerungen an Dampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           Eine G. H. Corliſs in Providence patentirte Neuerung (* D. R. P. Nr. 10192 vom 27. Mai 1879) betrifft den Dampfmantel an Cylindern. Wie Fig. 1 Taf. 14. zeigt, besteht derselbe nicht, wie sonst üblich, mit dem Cylinder aus einem Stück, sondern es sind an diesen nur
                              die winkelförmigen Flanschen a1 und a2 angegossen, auf welche der Dampfmantel b aufgeschraubt ist. Zur besseren Abdichtung werden noch die Ringe c warm aufgezogen. Die Winkelform der Flanschen a1 und a2 hat den Zweck, das Ganze etwas elastisch zu machen und Spannungen zu vermeiden, welche durch ungleichmäſsige Ausdehnung des
                              Cylinders und des Mantels entstehen könnten. Aus der Figur ist ferner die Anordnung der Hähne in den Cylinderdeckeln ersichtlich,
                              wie sie von Farcot und auch schon seit längerer Zeit von Corliſs ausgeführt wird. Die Deckel sind zugleich zu dem die Dampfleitungen aufnehmenden Gestell ausgebildet.
                           Eine zweite, in Fig. 2 und 3 Taf. 14 veranschaulichte Neuerung (* D. R. P. Nr. 13190 vom 16. Juni 1880) besteht in der Einschaltung eines zugleich als
                              Speisewasservorwärmer dienenden Oberflächencondensators zwischen dem Dampfcylinder und dem gewöhnlichen Einspritzcondensator.
                              Der Abdampf tritt aus dem Dampfcylinder A abwechselnd durch die Stutzen a und b zunächst in einen Behälter B, in welchem eine Schlangenröhre e aufgehängt ist. Dieselbe wird von dem Speisewasser durchströmt und bildet auf diese Weise einen Oberflächencondensator. Der
                              hier nicht niedergeschlagene Dampf gelangt abwärts in den Einspritzcondensator E, aus welchem Wasser und Luft durch die Luftpumpe L in gewöhnlicher Weise abgesaugt werden. Die Schlangenröhre e besteht aus einzelnen durch Krümmerstücke mit einander verbundenen Röhren, die in beliebig vielen Reihen (in der
                              								
                              								Zeichnung sind zwei angenommen) durch die Riegel c so in
                              									ihrer Lage gehalten werden, daſs sie kein klapperndes Geräusch verursachen, sich
                              									jedoch frei ausdehnen können. Zu diesem Zweck sind auch die Enden von e durch Stopfbüchsen geführt.
                           Corliſs hat sich ferner in neuerer Zeit wieder zwei
                              									Steuerungen patentiren lassen (* D. R. P. Nr. 10580 vom 27. Mai 1879 und Nr. 13248
                              									vom 16. Juni 1880), von denen die eine, als weitere Ausbildung der früheren
                              									Anordnungen, die Ausgleichung der von der endlichen Länge der Schubstange
                              									herrührenden Unregelmäſsigkeiten der Dampfvertheilung bezweckt, während die andere
                              									sich von allen übrigen Corliſs-Steuerungen durch Fortlassung der Auslösemechanismen
                              									unterscheidet und gröſstmögliche Einfachheit zeigt.
                           Die in Fig. 4 und 5 Taf. 14
                              									dargestellte Construction schlieſst sich in der allgemeinen Anordnung an die letzte
                              										Corliſs'sche Steuerung (1878 229 * 311) an. Der um die Achse L eines
                              									Einlaſshahnes frei drehbare Hebel K erhält von einer
                              									neben dem Cylinder liegenden Scheibe eine schwingende Bewegung, bei welcher er, so
                              									lange der Eingriff dauert, durch die Klinke a den mit
                              									der Hahnachse fest verbundenen Hebel b mitnimmt und den
                              									Hahn öffnet. Durch Anstoſsen des Zapfens c der Klinke
                              									gegen den Anschlag der geschlitzten Stange d erfolgt
                              									die Auslösung, worauf durch eine an der Stange f
                              									wirkende Zugkraft der Hahn geschlossen wird. Die Stange d wird dadurch verstellt, daſs das mit einer Stahlschneide e versehene Ende einer Stange g, mit welcher d durch den Hebel h verbunden ist, an der passend gestalteten Fläche i eines Gleitstückes schleift, welches vom Regulator
                              									verschoben werden kann. Eine die Achse des Hebels h
                              									umgebende Schraubenfeder s (Fig. 5)
                              									sichert die dauernde Berührung zwischen e und i. Um ein Klemmen zu vermeiden, werden die Stahlplatten
                              										e in drehbaren Bolzen geführt. Die Flächen i und i1 für die beiden Einlaſshähne sind nun derartig
                              									verschieden gekrümmt, daſs die Auslösung während des Kolbenhinganges genau bei
                              									demselben Kolbenhub erfolgt wie während des Rückganges. Dasselbe lieſse sich auch
                              									bei allen früheren Anordnungen erreichen, wenn man die beiden für die Auslösung in
                              									Betracht kommenden Klinkenhörner oder Daumen entsprechend verschieden gestalten
                              									würde. Dagegen zeichnet sich die vorliegende Anordnung noch dadurch aus, daſs jede
                              									Rückwirkung der Steuerung auf den Regulator vollständig ausgeschlossen ist.
                           Die andere Steuerung (D. R. P. Nr. 13248) ist in Fig. 6 Taf.
                              									14 skizzirt. Die Einlaſshähne sind hier wie die Auslaſshähne direct mit dem
                              									schwingenden Kreuz G verbunden. Die Steuerung ist also
                              									eine geschlossene, bei welcher die Schluſsbewegung der Einlaſshähne eine
                              									zwangläufige ist. Es ist aber durch diese Anordnung die Beeinflussung der Steuerung
                              									durch den Regulator gänzlich aufgegeben, während es doch gerade die Eigenschaft, den
                              									Füllungsgrad nach der Geschwindigkeit der Maschine zu reguliren, war, welche den
                              									Corliſs-Steuerungen mit ihren Auslösemechanismen Ruf verschafft hat. Diese neue
                              									Construction hat einer gewöhnlichen Schiebersteuerung gegenüber im Wesentlichen nur
                              									den Vorzug kleinerer schädlicher Räume, welcher durch die gröſsere Einfachheit einer
                              									Schiebersteuerung wohl aufgewogen werden dürfte. Das schwingende Kreuz G, von welchem die Bewegung der Hähne ausgeht, ist mit
                              									den vier Hahnkurbeln durch kurze Gelenkstangen verbunden und zwar so, daſs der
                              									Ausschlag einerseits bis zur Todtpunktlage reicht und der Ueberlauf der Hähne
                              									möglichst gering ausfällt, wie es bei den Auslaſshähnen schon bisher üblich war.