| Titel: | Ueber die Auffindung und Bestimmung von Phosphor in der Hochofenschlacke; von C. Müller. | 
| Autor: | C. Müller | 
| Fundstelle: | Band 240, Jahrgang 1881, S. 384 | 
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                        Ueber die Auffindung und Bestimmung von Phosphor
                           								in der Hochofenschlacke; von C. Müller.
                        Mit einer Abbildung.
                        C. Müller's Bestimmung von Phosphor in der
                           								Hochofenschlacke.
                        
                     
                        
                           Nicht bei jedem Hochofenproceſs geht, wie bisher noch vielfach angenommen wird,
                              									sämmtlicher Phosphor der Beschickung in das Roheisen über. Es scheint vielmehr, daſs
                              									die Aufnahme von Phosphor in die Schlacke von einem mehr oder weniger garen Ofengang
                              									und von der Basicität der Schlacke abhängt. Wenn bis jetzt auch in den sehr garen
                              									basischen Schlacken von den meisten Hüttenleuten kein Phosphor gefunden und bestimmt
                              									wurde, so lag dies wohl hauptsächlich daran, daſs, wie Siegfried Stein in der Sitzung der Niederrheinischen Gesellschaft für
                              									Natur- und Heilkunde am 2. August v. J. richtig bemerkte, bei der Analyse der
                              									Schlacken durch die gebräuchliche Methode des Aufschlieſsens mit Salzsäure kein
                              									Phosphor gefunden werden konnte. Da die Hochofenschlacke das Product eines
                              									reducirenden Schmelzprocesses ist, so dürfte man zu der Annahme berechtigt sein,
                              									daſs der Phosphor, ebenso wie der Schwefel, nicht an Sauerstoff, sondern an Metall,
                              									wahrscheinlich an Calcium, gebunden ist und daſs durch Behandeln der Schlacke mit
                              									Salzsäure neben dem durch Zersetzung des Schwefelcalciums entstandenen
                              									Schwefelwasserstoff auch durch Zerlegung des Phosphormetalles Phosphorwasserstoff
                              									entsteht und entweicht. Man sucht alsdann vergebens das Vorhandensein von Phosphor
                              									in der Schlacke.
                           Es wäre zur Feststellung der Richtigkeit dieser Behauptung sehr wünschenswerth, wenn
                              									diese Mittheilung Veranlassung gebe, auch in anderen Hüttenlaboratorien weitere
                              									Untersuchungen über die Ermittelung des Phosphorgehaltes in den Schlacken der
                              									verschiedenen Roheisensorten anzustellen. Das auf dem hiesigen Hüttenwerke erzeugte
                              									Gieſsereiroheisen wird bei sehr garer basischer Schlacke erblasen und ich fand in
                              									der That in mehrfachen Proben der letzteren 0,045 bis 0,070 Proc. Phosphor,
                              									entsprechend 0,103 bis 0,160 Proc. Phosphorsäure.
                           Ich habe nun auf folgende einfache Weise den Phosphorgehalt der Schlacke bestimmt. In
                              									den 0,5 bis 0l,75 fassenden, vollständig
                              									ausgetrockneten Kolben A des nebenstehend skizzirten
                              									Apparates, wie ihn A. Ledebur zur Bestimmung des
                              									Schwefels in Roheisen empfiehlt, werden 5 bis 108 der fein zerriebenen Schlacke
                              									gebracht. Durch Verbindung mit einem Gasentwicklungsapparat wird völlig reine, durch
                              									Schwefelsäure und Chlorcalcium getrocknete Kohlensäure oder Wasserstoffgas zur
                              									Verdrängung der Luft einige Zeit lang durch den Apparat geleitet. Alsdann läſst man
                              									in das mit groben Glasperlen gefüllte, mit Abzweigungsrohr und zwei Glashähnen
                              									versehene Glasrohr C
                              									mittels Hahntrichters
                              										b rauchende Salpetersäure tropfenweise einlaufen,
                              									bis die Glasperlen vollständig benetzt sind. Der Hahn c
                              									muſs natürlich geschlossen sein. Hiernach läſst man aus dem Hahntrichter a einige Cubikcentimeter concentrirte Salzsäure auf die
                              									in dem Kolben befindliche Schlacke laufen. Sofort beginnt unter lebhaftem Aufbrausen
                              									die Entwicklung von Gasen, welche nach dem Rohr C
                              									übertreten und durch die – dort auf eine mittels der Glasperlen hergestellte groſse
                              									Oberfläche vertheilte – rauchende Salpetersäure oxydirt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 240, S. 385
                              
                           Aus dem entwickelten Schwefelwasserstoff wird Schwefelsäure und aus dem
                              									Phosphorwasserstoff wird durch die Oxydation mittels der Salpetersäure im Rohre C die Phosphorsäure gebildet. Nachdem die
                              									Gasentwicklung in dem Kolben A durch Erwärmen bis zum
                              									Kochen beendet und nochmals Kohlensäure durch den ganzen Apparat geleitet ist, wird
                              									mittels Oeffnen des Hahnes c und durch Abspülen der
                              									Glasperlen mit destillirtem Wasser von b aus der Inhalt
                              									des Rohres C in einem untergestellten Becherglase
                              									gesammelt. In dieser Flüssigkeit wird alsdann die Phosphorsäure nach der bekannten
                              									Weise bestimmt. Die in dem Kolben befindliche, durch die Salzsäure zerlegte Masse
                              									enthält weder Phosphor, noch Schwefel mehr.
                           Die von S. Stein aufgestellte Behauptung, daſs sich der
                              									Phosphor in den garen Hochofenschlacken bei dem gewöhnlichen Analysengang der
                              									Ermittlung und Bestimmung entzieht, dürfte sich hiernach bestätigen. Mülheim a. d. Ruhr, April 1881.