| Titel: | Zur Untersuchung der atmosphärischen Luft. | 
| Fundstelle: | Band 240, Jahrgang 1881, S. 447 | 
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                        Zur Untersuchung der atmosphärischen
                           								Luft.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 36.
                        Zur Untersuchung der atmosphärischen Luft.
                        
                     
                        
                           Im Anschluſs an die früheren Mittheilungen (1879 234 * 46. 1880 236 * 66) mögen
                              									zunächst die neueren Apparate zur Bestimmung der
                                 										Luftfeuchtigkeit besprochen werden.
                           
                           A. Voller (Verhandlungen des
                                 										Naturwissenschaftlichen Vereines von Hamburg, Sonderabdruck) verwendet
                              									einen länglich eiförmigen Gasbehälter A (Fig.
                                 										14 Taf. 36) von etwa 150cc Inhalt,
                              									dessen Erweiterung des Halses B von etwa 8 bis 10cc zur Aufnahme der Schwefelsäure dient, welche
                              									durch die Oeffnung b eingefüllt wird, beim Oeffnen des
                              									Hahnes c an der inneren Wandung von A herabflieſst und später durch Hahn d abgelassen werden kann. Um eine weite Ausbreitung der
                              									Schwefelsäure auf der Glaswand zu erreichen, ist unterhalb c in den kreisförmigen Querschnitt des Glashalses ein aus Glasstäbchen
                              									gebildeter Stern e eingeschmolzen; indem die
                              									Schwefelsäure durch dessen Zwischenräume hindurchflieſst, vertheilt sie sich und
                              									breitet sich allerseits auf der inneren Glaswandung aus. Eine Glasröhre f steht durch die Querröhre g mit dem oberen Theile des Glasgefäſses in Verbindung und dient dazu, der
                              									durch die herabflieſsende Schwefelsäure verdrängten Luft Abfluſs zu gestatten, ohne
                              									sie aus dem Gefäſse zu entfernen. Der obere Theil dieser Röhre bei a dient gleichzeitig zum Aufsetzen des mit einer
                              									Millimeterscale versehenen Manometers. Ein Thermometer ist in das Gefäſs A eingeschmolzen oder auch, behufs etwaiger Fortnahme
                              									desselben, nur ein geschliffen und verkittet.
                           Als Manometerflüssigkeit kann bei starken Feuchtigkeitsmengen, also groſser Druck
                              									Verminderung, Quecksilber in einer kurzen Manometerröhre dienen. Zweckmäſsiger
                              									jedoch ist es, um feinere Spannungsunterschiede sichtbar zu machen, eine leichtere
                              									Flüssigkeit in einer längeren Röhre anzuwenden. So lange die Temperatur nicht unter
                              									den Gefrierpunkt sinkt, kann man gefärbtes Wasser anwenden, da die Befürchtung, es
                              									möchten die durch das enge Manometerrohr in das Gefäſs A etwa entweichenden Dämpfe dieses Wassers einen störenden Einfluſs
                              									ausüben, sich nicht bestätigt hat. Behufs Abhaltung äuſserer Wärmestrahlen ist das
                              									Instrument von einem doppelten Messingmantel C so
                              									umschlossen, daſs die Hähne c und d bequem erreichbar sind. Der Mantel dient mit Hilfe
                              									der Klemme D zugleich als Träger.
                           Nachdem der Stöpsel b, sowie die Hähne c und d geöffnet worden,
                              									wird mittels eines an der Ausfluſsöffnung angelegten Schlauches kurze Zeit die
                              									äuſsere Luft durch den Apparat hindurchgesaugt. Hierauf wird der Hahn c geschlossen, B bis
                              									unterhalb g mit concentrirter Schwefelsäure gefüllt und
                              									dann der Stöpsel b eingesetzt. Nachdem die Temperatur
                              										t des Apparates constant geworden, wird diese,
                              									sowie der herrschende Barometerstand notirt, der Hahn d
                              									geschlossen und c geöffnet. Die Schwefelsäure flieſst
                              									langsam an der inneren Wandung herab und sammelt sich über d; die verdrängte Luft geht nach B, so daſs
                              									die eingeschlossene Luftmenge unverändert bleibt. Sofort beginnt die Absorption und
                              									ist schon nach wenigen Minuten fast vollständig beendet; die Manometerflüssigkeit
                              									steigt in dem inneren Schenkel rasch empor und erlangt bald einen festen Stand. In
                              									Folge der Condensationswärme des Wasserdampfes und etwa nicht völlig vermiedener
                              									äusserer Bestrahlung findet während dessen gewöhnlich eine Temperaturerhöhung ϑ
                              									statt, welche jedoch in der Regel nur zwischen 0,1 und 0,40 beträgt.
                           Die Spannung e des Wasserdampfes der
                              									in dem Hygrometer eingeschlossenen Luft kann in folgender Weise abgeleitet werden.
                              									Die Manometerflüssigkeit sei Quecksilber, ferner sei q
                              									der Querschnitt der Manometerröhre in Quadratmillimeter; 7 das Gesammtvolumen des
                              									Hygrometers bis zum Nullpunkt des Manometers, jedoch abzüglich des von der
                              									Schwefelsäure erfüllten Raumes B: V sei ausgedrückt
                              									durch Einheiten, deren eine das Volumen von 1mm
                              									Länge der Manometerröhre bildet, so dass q × V
                              									Cubikmillimeter den Inhalt des Apparates darstellen, b
                              									sei der herrschende Barometerstand, e die wahre
                              									Dampfspannung bei der Beobachtungstemperatur t in
                              									Millimeter Quecksilber e die beobachtete
                              									Manometerdifferenz bei der Temperatur t1 = t + ϑ.
                           Bei einem Apparat ergab sich z.B. mittels Quecksilberkalibrirung
                              										q =  4qmm,971 und
                              										V = 31905. Die Spannung der im Volumen V eingeschlossenen Luft bei der Temperatur t ist vor der Absorption gleich b, nach der Absorption gleich b – e;
                              									beobachtet wird b – ε bei
                              									der Temperatur t1 im
                              									Volumen V = ½ ε.
                           Mithin ist:
                           
                              b-e=\frac{(b-\varepsilon)\,(V-1/2\,\varepsilon)\,(1+\alpha\,t)}{V\,(1+\alpha\,t_1)},
                              
                           wo α der
                              									Ausdehnungscoefficient der Luft = 1/273 oder, da t1 = t + ϑ,
                           
                              b-e=\frac{(b-\varepsilon)\,(V-1/2\,\varepsilon)\,(273+t)}{V\,(273+t+\vartheta)},
                              
                           woraus
                              										e=\frac{b\,\vartheta}{273+t+\vartheta}+\varepsilon\,\frac{273+t}{273+t+\vartheta}+\varepsilon\,\frac{(b-\varepsilon)\,(273+t)}{2\,V\,(273+t+\vartheta)}
                           Durch Addition und Subtraction von \varepsilon\,
                                 										\frac{\vartheta}{273+t+\vartheta} erlangt dieser Ausdruck die Form:
                              										e=\varepsilon\,\left[1+\frac{(b-\varepsilon)\,(273+t)}{2\,V\,(273+t+\vartheta)}\right]+\frac{b-\varepsilon}{273+t+\vartheta}\,\vartheta.
                              									Da ϑ immer sehr klein ist, so kann der Factor
                              										\frac{273+t}{273+t+\vartheta} des ohnehin kleinen Gliedes
                              										\frac{b-e}{2\,V} ohne Fehler gleich 1 gesetzt werden, so daſs
                              									die allgemeine Formel für das Absorptionshygrometer bei Anwendung von Quecksilber
                              									als Manometerflüssigkeit lautet:
                           e=\varepsilon\,\left(1+\frac{b-\varepsilon}{2\,V}\right)+\frac{b-\varepsilon}{273+t_1}\,\vartheta,
                              									. . . . . . (1)
                           wo das zweite Glied die Temperaturcorrection
                              									enthält.
                           Um für mittlere Barometerstände der Berücksichtigung des
                              									herrschenden Luftdruckes enthoben zu sein, kann man in folgender Weise verfahren.
                              									Setzt man b = 760 + m (wo
                              										m positiv oder negativ sein kann), so erhält
                              									man:
                           e=\varepsilon\,\left(1+\frac{760}{2\,V}\right)+\frac{760}{273+t_1}\,\vartheta+(m-\varepsilon)\,\left(\frac{\varepsilon}{2\,V}+\frac{\vartheta}{273+t_1}\right)
                              									. . . . . . . (2)
                           Der Factor von s im ersten
                              									Gliede dieser Formel wird für jedes Instrument constant und heiſse A: bei dem oben erwähnten z.B.
                              										A=1+\frac{760}{63810}=1,012.
                           So lange ϑ klein bleibt, wird auch
                              									der Werth des Factors \frac{760}{273+t_1} bezieh. des zweiten
                              									Gliedes der Formel (2) selbst bei verschiedenen Beobachtungstemperaturen nur sehr
                              									wenig von demjenigen Betrage abweichen, den derselbe bei einer mittleren
                              									Lufttemperatur erlangt, so daſs die durch den Factor des zweiten Gliedes der Formel
                              									(2) ausgedrückte Temperaturcorrection für mittlere Verhältnisse ebenfalls die Form
                              									einer Constanten annimmt.
                           Für Beobachtungstemperaturen von 10 bis 30° erlangt dieselbe den
                              										Werth 2,60 oder
                              									0,260 für jedes Zehntel eines Grades der beobachteten Temperaturdifferenz ϑ. Demnach haben wir als brauchbare
                              									Annäherungsformel:
                           e=A\,\varepsilon+B\,\vartheta+C, . . .
                              									. . . . . (3)
                           wo
                           
                              A=1+\frac{760}{2\,V},\ B=2,60,\
                                 										C=(m-\varepsilon)\,\left(\frac{\varepsilon}{2\,V}+\frac{\vartheta}{273+t_1}\right).
                              
                           In der Regel wird man übrigens innerhalb der Grenzen der
                              									Beobachtungsfehler bleiben, wenn man im 2. Gliede dieser Formel jedes Zehntel von
                              										ϑ mit 0,25 multiplicirt, was für die Rechnung
                              									bequemer ist. Das Glied
                              										C=(m-\varepsilon)\,\left(\frac{\varepsilon}{2\,V}+\frac{\vartheta}{273+t_1}\right)
                              									der Formel (3) besteht aus zwei Factoren, von denen der eine
                              										\left(\frac{\varepsilon}{2\,V}+\frac{\vartheta}{273+t_1}}\right)
                              									stets klein bleibt, während der andere (m – ε) bei extremen Barometerständen einen beträchtlichen
                              									Werth erreichen kann.
                           Innerhalb des Temperaturunterschiedes von – 20 bis + 40° kann ε im Falle der Sättigung von 1 bis 50mm wechseln, so daſs bei einem mittleren Werth von
                              										V = 30000 das Glied
                              										\frac{\varepsilon}{2\,V} zwischen 1/60000 und 1/1200 betragen
                              									kann; bei + 20° und gesättigter Atmosphäre erlangt es beispielweise den Werth 1/3600. Das Glied
                              										\frac{\vartheta}{273+t_1} wird meist = 0 oder doch so klein
                              									sein, daſs der ganze Factor in der Regel den Werth 0,001 nicht erreichen wird.
                              									Daraus folgt, daſs C unberücksichtigt bleiben kann, so
                              									lange m – ε nicht groſs wird. In der Regel wird bei
                              									Anwendung von Quecksilber als Manometerflüssigkeit das Glied C ganz unberücksichtigt bleiben können, so daſs dann die Hygrometerformel
                              									die einfache Gestalt annimmt:
                           e=A\,\varepsilon+B\,\vartheta, . . . .
                              									. . . . (4)
                           worin A=1+\frac{760}{2\,V} und
                              										B=2,60. Für obiges Instrument ist dann
                              										e=1,012\varepsilon+2,6\vartheta.
                           Wendet man, behufs Verkleinerung der Beobachtungsfehler, eine
                              									Manometerflüssigkeit von geringerem specifischem Gewichte d (Quecksilber – D) an, so wird, wenn ε1 die beobachtete
                              									Manometerdifferenz bedeutet:
                           
                              e=\varepsilon_1\,\left(\frac{d}{D}+\frac{b-\varepsilon_1\,\frac{d}{D}}{2\,V}\right)+\frac{b-\varepsilon_1\,\frac{d}{D}}{273+t_1}\,\vartheta.
                              
                           Dies ist somit die allgemeine Formel für die atmosphärische
                              									Dampfspannung bei beliebiger Manometerflüssigkeit. In gleicher Weise ergeben sich
                              									für mittlere Barometer- und Thermometerstände die Annäherungsformeln:
                           e=\varepsilon_1\,\left(\frac{d}{D}+\frac{760}{2\,V}\right)+\frac{760}{273+t_1}\,\vartheta+\left(m-\varepsilon_1\,\frac{d}{D}\right)\
                                 										\left(\frac{\varepsilon_1}{2\,V}+\frac{\vartheta}{273+t_1}\right)
                              									und
                           
                              e=A_1\,\varepsilon_1+B\,\vartheta+C_1,
                              
                           wo
                              										A_1=\left(\frac{d}{D}+\frac{760}{2\,V}\right),\ B=2,60,\
                                 										C_1=\left(m-\varepsilon_1\,\frac{d}{D}\right)\
                                 										\left(\frac{\varepsilon_1}{2\,V}+\frac{\vartheta}{273+t_1}\right).
                           Bei der letzten Formel ist zu beachten, daſs in dem Glied C1 der Quotient
                              										\frac{\varepsilon_1}{2\,V} einen im Verhältniſs von d : D gröſseren Werth besitzt als der entsprechende
                              										\frac{\varepsilon}{2\,V} bei Formel (3), während der Factor
                              										\left(m-\varepsilon_1\,\frac{d}{D}\right) denselben Werth wie
                              										(m – e) behält. Daraus
                              									folgt, daſs die Grenzen, innerhalb deren C1 vernachlässigt werden kann, entsprechend enger
                              									werden; nichts desto weniger liegt die durch C1 ausgedrückte Correction für gewöhnliche
                              									Verhältnisse noch völlig innerhalb der Grenzen der Beobachtungsfehler.
                           Benutzt man Wasser als Manometerflüssigkeit, so wird
                              										\frac{d}{D}=0,074. Die letzte Formel erhielt demgemäſs für
                              									oben erwähntes Instrument die Gestalt:
                           
                           
                              e=0,086\,\varepsilon_1+2,60\,\vartheta+(m-0,074\varepsilon_1)\
                                 										\left(\frac{\varepsilon_1}{63810}+\frac{\vartheta}{273+t_1}\right),
                              
                           wovon
                              										e=0,086\,\varepsilon_1+2,60\,\vartheta zur Berechnung der
                              									Beobachtungen benutzt wurde.
                           F. Neesen (Annalen der
                                 										Physik, 1880 Bd. 11 S. 526) hat das Hygrometer von Rüdorff (1880 236 * 67) dahin geändert, daſs er zwei Flaschen verwendet,
                              									welche mit einander verbunden sind und dadurch die Beobachtung von der Temperatur
                              									unabhängig zu machen.
                           A. Matern (Daselbst, Bd. 10 S. 149) hat sein Condensationshygrometer (1880 236 68) jetzt dahin
                              									geändert, daſs der Glasboden unten in einen 1cm,5
                              									langen, 1cm weiten Hals a (Fig. 15
                              									Taf. 36) endet, welcher zur Aufnahme eines Kautschukcylinders bestimmt ist. Vom
                              									oberen Ende des Halses an erweitert sich der Boden in einem 3cm weiten und 3cm hohen cylindrischen Raum, der zur Füllung mit Wasser dient. Die Wand
                              									dieses Behälters geht in einen möglichst geebneten, horizontal abstehenden Rand von
                              										1cm Breite über, erhöht sich dann noch etwa um
                              										1cm, bei welcher Stelle eine Weite von 5cm erreicht ist, und läuft dann in einen
                              									rechtwinklig abstehenden flachen Rand von 1cm
                              									Breite aus, der mit Schmirgel sorgfältig eben geschliffen ist. In einer Durchbohrung
                              									des Kautschukpfropfens läſst sich ein 2mm,5
                              									starker Glasstab g mit Reibung auf- und abschieben, auf
                              									welchen zunächst ein mitten durchbohrtes Metallkreuz von 2cm Armlänge und darunter eine ebene, leicht
                              									biegsame Kautschukscheibe von 4cm Durchmesser
                              									geschoben ist. Beide Theile werden durch einen mit starker Reibung auf den Stab
                              									geschobenen kurzen Kautschukcylinder e von 2cm Durchmesser festgehalten, an welchem ein den
                              									Stab umgebendes, etwa 15cm langes Säckchen b von dünner Leinwand befestigt ist. In den geöffneten
                              									Behälter ist bis zu einer Marke so viel Wasser zu gieſsen, daſs es nach dem
                              									Herabziehen des Stabes durch die eingetauchte Leinwand und den Kautschukcylinder
                              									noch nicht bis an den Rand des Behälters gehoben wird. Wenn das Kreuz die
                              									Kautschukscheibe gegen diesen Rand andrückt, ist der Wasserbehälter genügend
                              									geschlossen, um den Feuchtigkeitsgehalt der auſserhalb befindlichen Luft unverändert
                              									zu lassen. Der eben geschliffene Rand des Bodens wird dann mit Talg bestrichen und
                              									ein mit gleichem Rande versehener 12cm hoher, 5cm weiter Behälter fest darauf gedrückt, in
                              									welchen oben ein 2mm,75 bis 3mm weites und 30cm langes, zur Hälfte mit Rüböl gefülltes Manometer m entweder eingeschmolzen, oder in einen Hohlconus
                              									eingesetzt ist. Der Stab ist dann in die Höhe zu schieben und die mit ihm
                              									emporgehobene feuchte Leinwand sättigt die Luft sehr bald mit Wasserdampf, dessen
                              									Druckerhöhung sich am Manometer zeigt.
                           Zur Bestimmung der Kohlensäure soll
                              									man nach J. Reiset (Comptes
                                 										rendus, 1880 Bd. 90 S. 1144) eine gröſsere Menge Luft verwenden, als dies
                              									bis jetzt meist geschehen ist. Die angesaugte Luft tritt zunächst in ein U-förmiges, mit durch
                              									concentrirte Schwefelsäure befeuchteten Bimssteinstücken gefülltes Rohr J (Fig. 16
                              									Taf. 36), um ihren Wassergehalt an diese abzugeben, während die gebildete verdünnte
                              									Säure sich in der unten angeschmolzenen Kugel sammelt. Die trockene Luft tritt nun
                              									durch das Rohr t in das Absorptionsgefäſs F, in dessem Halse ein 0m,5 langer Glascylinder T mittels Gummikappe
                              									befestigt ist. In diesen Cylinder sind 3 siebartig durchlöcherte Platinkapseln a, c und e (Fig.
                                 										17) von 4cm Durchmesser eingeschoben.
                              									Man bringt in denselben 300cc Barytwasser und
                              									verbindet ihn mit dem Trockenrohr n. In Folge der
                              									feinen Vertheilung der durchgesaugten Luft durch die Platinsiebe wird die
                              									Kohlensäure völlig von dem Barytwasser zurückgehalten. Sind etwa 600l Luft hindurchgesaugt, so bestimmt man unter
                              									Berücksichtigung des verdunsteten und vom Rohre n
                              									aufgenommenen Wassers durch Titration die Menge des ausgefällten Baryts.
                           Nach Kapusstin (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1880 S.
                              									2376) kann man den Kohlensäuregehalt der Luft dadurch bestimmen, daſs man
                              									Natriumhydrat in 90procentigem Alkohol löst, die Lösung mit Luft schüttelt und
                              									hernach so viel Wasser hinzusetzt, als zur Auflösung des Carbonates erforderlich
                              									erscheint. Nach seinen Untersuchungen ergibt sich, daſs, wenn man zur Auflösung des
                              									Carbonates n Cubikcentimeter Wasser (von gewöhnlicher
                              									Temperatur) verwendet hat, sich die Anzahl der Cubikcentimeter Kohlensäure (x) bei 760mm und 0°
                              									aus der Gleichung berechnen läſst: x=\frac{n-6,5}{0,55}.
                           Der Versuch wird in folgender Weise ausgeführt: Um den Kohlensäuregehalt der in einer
                              									Flasche von 5l enthaltenen Luft zu bestimmen, gibt
                              									man in die Flasche 75cc weingeistige Natronlauge
                              										(1l der Lösung enthält 0g,5 NaOH), schüttelt alsdann ½ Stunde lang, gieſst
                              									die Flüssigkeit aus, nimmt von derselben unter Umrühren 25cc, setzt zu derselben aus einer Bürette nach und
                              									nach Wasser bis zum Verschwinden der Trübung hinzu und multiplicirt das nach der
                              									Formel berechnete Resultat mit 3. – Das Verfahren verspricht wenig genaue
                              									Resultate.
                           Der Kohlensäuregehalt der atmosphärischen
                                 										Luft betrug nach Versuchen von G. F. Armstrong
                              										(Proceedings of the Royal Society, 1880 Bd. 30 S.
                              									343) zu Grasmere in Westmoreland im Durchschnitt des Mittags 2,9603 und des Nachts
                              									3,2999 Vol. auf 10000. – Nach A. Levy (Comptes rendus, 1880 Bd. 90 S. 32) schwankte der
                              									Kohlensäuregehalt der Luft in Montsouris zwischen 2,2 bis 3,6 Vol. Marié-Davy (Daselbst, S. 1287) glaubt diese
                              									Schwankungen auf den Einfluſs der Windrichtung zurückführen zu können. J. Reiset (Daselbst, 1879 Bd. 88 S. 1007. 1880 Bd. 90
                              									S. 1144 und 1457) schlieſst jedoch aus seinen Versuchen, daſs derartige Schwankungen
                              									lediglich auf die Ungenauigkeit der Untersuchungsmethode zurückzuführen sind und
                              									thatsächlich nicht vorkommen. Er fand in Dieppe im Durchschnitt 2,942 Vol. mit
                              									Schwankungen von höchstens 0,3. Der Kohlensäuregehalt der Luft im Walde und auf
                              									Kleefeldern war fast genau so hoch als auf der Untersuchungsstation, so daſs also
                              									die Kohlensäure sehr rasch sich in der Luft vertheilt. Die Luft in Paris enthielt
                              									3,027 Vol. Eine andere Versuchsreihe gab auf der Versuchsstation am Tage 2,891, in
                              									der Nacht 3,084 Vol. bei einem Gesammtdurchschnitt von 2,978. Bei einem sehr starken
                              									Nebel stieg jedoch der Kohlensäuregehalt sogar auf 3,415 Vol. Th. Schlösing (Comptes
                                 										rendus, 1880 Bd. 90 S. 1410) erklärt den gleichmäſsigen Kohlensäuregehalt
                              									der Atmosphäre durch die ausgleichende Wirkung des Meeres.
                           H. Macagno (Chemical News,
                              									1880 Bd. 41 S. 97) hat auf der Versuchsstation in Palermo i. J. 1879 eine Reihe von
                              										Luftanalysen ausgeführt. Der Sauerstoff wurde mit
                              									pyrogallussaurem Kalium, die Kohlensäure gewichtsanalytisch mit Kalilauge bestimmt.
                              									Ferner wurde Luft durch Wasser gesaugt und dieses auf Ammoniak mit dem Neſsler'schen
                              									Reagens, auf Nitrate mit Indigo und auf organische Stoffe mit übermangansaurem
                              									Kalium geprüft. Folgende Tabelle zeigt die Bestandtheile von 100l Luft:
                           
                              
                                 Datum
                                 Sauerstoff
                                 Kohlensäure
                                 Salpetersäure
                                 Ammoniak
                                 Organisch
                                 Für 10 Tage
                                 
                              
                                 MittlereTemperatur
                                 Regenfall
                                 
                              
                                 
                                 l
                                 l
                                 
                                 mg
                                 mg
                                 Grad
                                 mm
                                 
                              
                                 Februar 10
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                                    –
                                    
                                 –
                                 12,4
                                 11,58
                                 
                              
                                     „      20
                                 20,879
                                 0,021
                                 –
                                 0,024
                                 0,154
                                 13,6
                                 17,29
                                 
                              
                                     „      28
                                 20,891
                                 0,048
                                 –
                                 0,028
                                 0,127
                                 12,8
                                 3,57
                                 
                              
                                 März 10
                                 20,715
                                 0,025
                                 –
                                 –
                                 0,115
                                 9,8
                                 9,24
                                 
                              
                                    „   20
                                 19,994
                                 0,025
                                 –
                                 –
                                 0,094
                                 13,3
                                 –
                                 
                              
                                    „   31
                                 20,888
                                 0,022
                                 –
                                 –
                                 0,070
                                 14,4
                                 30,61
                                 
                              
                                 April 10
                                 20,910
                                 0,021
                                 –
                                 Spur
                                 0,076
                                 14,3
                                 32,01
                                 
                              
                                    „   20
                                 20,880
                                 0,064
                                 –
                                 –
                                 0,094
                                 15,8
                                 18,45
                                 
                              
                                    „   30
                                 20,898
                                 0,045
                                 –
                                 –
                                 0,055
                                 16,0
                                 14,75
                                 
                              
                                 Mai 10
                                 20,913
                                 0,005
                                 –
                                 –
                                 0,020
                                 14,6
                                 17,20
                                 
                              
                                    „  20
                                 20,902
                                 0,049
                                 –
                                 –
                                 0,072
                                 14,0
                                 16,65
                                 
                              
                                    „  31
                                 20,017
                                 0,033
                                 –
                                 0,036
                                 0,142
                                 19,8
                                 2,23
                                 
                              
                                 Juni 10
                                 20,894
                                 0,041
                                 –
                                 –
                                 0,107
                                 20,5
                                 –
                                 
                              
                                    „  20
                                 20,918
                                 0,043
                                 –
                                 0,040
                                 0,363
                                 22,0
                                 
                                 
                              
                                    „  30
                                 20,915
                                 0,043
                                 –
                                 0,009
                                 0,162
                                 23,5
                                 –
                                 
                              
                                 Juli 10
                                 20,977
                                 0,020
                                 Spur
                                 0,010
                                 0,111
                                 23,4
                                 
                                 
                              
                                   „  20
                                 20,984
                                 0,076
                                 –
                                 0,080
                                 0,157
                                 22,6
                                 
                                 
                              
                                   „  31
                                 20,899
                                 0,039
                                 –
                                 –
                                 0,138
                                 23,0
                                 –
                                 
                              
                                 August 10
                                 20,910
                                 0,028
                                 Spur
                                 0,005
                                 0,165
                                 25,1
                                 
                                 
                              
                                     „     20
                                 20,888
                                 0,030
                                 –
                                 0,007
                                 0,112
                                 25,1
                                 –
                                 
                              
                                     „     31
                                 20,895
                                 0,039
                                 –
                                 0,009
                                 0,131
                                 25,0
                                 –
                                 
                              
                                 Mittel I
                                 20,717
                                 0,033
                                 0
                                 0,008
                                 0,102
                                 14,2
                                 173,18
                                 
                              
                                 Mittel II
                                 20,920
                                 0,039
                                 Spur
                                 0,009
                                 0,160
                                 23,4
                                 0
                                 
                              
                           Das erste Mittel gilt für die Monate Februar, März, April und Mai, mit Regen, das
                              									zweite für Juni, Juli und August, ohne Regen. Demnach ist die Luft nach dem Regen
                              									reiner als vorher. Bemerkenswerth ist noch der geringe Sauerstoffgehalt der Luft, wenn der
                              									Sirocco aus Afrika bläst, wie folgende Analysen zeigen:
                           
                              
                                 1879 März 20
                                 19,994 Proc. Sauerstoff
                                 
                              
                                             „   21
                                 20,008
                                 
                              
                                             „   22
                                 20,064
                                 
                              
                                         April 15
                                 19,998
                                 
                              
                                         Mai   29
                                 20,021
                                 
                              
                                              „  30
                                 20,032
                                 
                              
                                              „  31
                                 20,017
                                 
                              
                           A. Levy (Comptes rendus,
                              									1880 Bd. 91 S. 94) fand auf der Versuchsstation Montsouris in 100cbm Luft im Januar 1879 1mg,9 Ammoniakstickstoff, im Februar 2mg,0, März 1mg,9, April 2mg,2 und im Mai 2mg,1 Ammoniakstickstoff (14 Stickstoff = 17
                              									Ammoniak). Ferner in:
                           
                              
                                 
                                 Juni
                                 Juli
                                 Aug.
                                 Sept.
                                 Oct.
                                 Nov.
                                 Dec.
                                 
                              
                                 Montsouris
                                 2,1
                                 2,1
                                 2,3
                                 2,4
                                 2,2
                                 1,9
                                 1,7mg
                                 
                              
                                 Père-Lachaise (Kapelle)
                                 2,2
                                 2,2
                                 2,3
                                 –
                                 2,1
                                 2,6
                                 –
                                 
                              
                                 Père-Lachaise (Nord)
                                 1,9
                                 2,3
                                 2,5
                                 2,1
                                 2,2
                                 2,8
                                 –
                                 
                              
                                 Gennevilliers
                                 2,2
                                 3,7
                                 3,7
                                 3,7
                                 4,6
                                 3,7
                                 –
                                 
                              
                                 Clichy
                                 1,8
                                 1,7
                                 1,7
                                 1,9
                                 1,9
                                 2,7
                                 –
                                 
                              
                                 Pariser Kanäle
                                 –
                                 4,9
                                 –
                                 4,6
                                 –
                                 8,0
                                 9,4
                                 
                              
                           Als Jahresdurchschnitt ergab sich ein Gehalt an
                              									Ammoniakstickstoff für 100cbm Luft i. J. 1877 von
                              										3mg, i. J. 1878 von 2,3 und i. J. 1879 von
                              										1mg,9.
                           Zur Bestimmung des organischen
                                 										Kohlenstoffes in der Luft saugen Dupre und Hake (Chemical News, 1881
                              									Bd. 43 S. 69) dieselbe durch Barytwasser, um den Kohlensäuregehalt festzustellen,
                              									sodann eine gleiche Luftmenge nach der Filtration durch Asbest über glühendes
                              									Kupferoxyd und dann durch den Absorptionsapparat. Der Unterschied der beiden
                              									Kohlensäurebestimmungen wird auf organischen Kohlenstoff berechnet. 10l Luft enthielten danach 0,1 bis 0mg,2 organischen Kohlenstoff. – Den doch
                              									wahrscheinlich vorhandenen Kohlenoxydgehalt der Londoner Luft haben die Verfasser
                              									nicht berücksichtigt (vgl. F. Fischer 1880 235
                              									440).
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
