| Titel: | Zur Beseitigung und Verwerthung von Abfallstoffen. | 
| Autor: | F. | 
| Fundstelle: | Band 240, Jahrgang 1881, S. 454 | 
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                        Zur Beseitigung und Verwerthung von
                           								Abfallstoffen.
                        Zur Beseitigung und Verwerthung von Abfallstoffen.
                        
                     
                        
                           Um die Abwässer der Zuckerfabriken, Gerbereien u. dgl. oder auch
                              									städtische Spüljauche unschädlich zu machen, sollen dieselben nach dem Vorschlage
                              									von A. Müller in Berlin (D. R. P. Kl. 30 Nr. 9792 vom
                                 									11. December 1878) von desinficirend wirkenden Stoffen frei gehalten und in groſsen
                              									Gruben auf 20 bis 40° gebracht werden, die man durch passende Bedeckung möglichst
                              									vor rascher Abkühlung schützt. Enthalten die Abwässer zu wenig Stickstoff, so setzt
                              									man Fleisch, Blut, Leim, thierische Excremente u. dgl. hinzu, um die bald
                              									eintretende Fäulniſs zu unterstützen. Die entwickelten Fäulniſsgase werden in ein System von
                              									Drainröhren getrieben, welches in einem benachbarten Felde so eingelegt ist, daſs es
                              									nie ganz voll Wasser läuft. Nach beendeter Fäulniſs wird die Flüssigkeit durch
                              									Filter mit Kokes, Sand u. dgl. abgelassen, der Schlamm als Dünger verwendet. Da bei diesem Verfahren die Stickstoff haltigen
                              									Bestandtheile verloren gehen und das Entweichen von Fäulniſsproducten in die
                              									Atmosphäre praktisch nicht zu vermeiden ist, so erscheint der Vorschlag nicht
                              									empfehlenswerth. – Beachtenswerth ist dagegen der Vorschlag von Tölke (Neue Zeitschrift für
                                 										Rübenzuckerindustrie, 1881 Bd. 4 S. 183), das Abwasser aus Zuckerfabriken
                              									durch Berieselung zu reinigen.
                           Nach K. und Th. Möller in Kupferhammer bei Brackwede (D.
                                 									R. P. Kl. 12 Zusatz Nr. 9276 vom 11. October 1879) soll das mit Kalk behandelte
                              									Abwasser über Gradirwerke geleitet werden, so daſs die Kohlensäure der
                              									atmosphärischen Luft den überschüssigen Kalk ausfällt. Wässer, welche Arsen
                              									enthalten, sollen (vgl. D. R. P. Nr. 10462 vom 25. Februar 1879), wenn sie aus
                              									Gerbereien stammen und Schwefelverbindungen von Arsen und Calcium enthalten,
                              									entweder mit Kohlensäure haltigen Verbrennungsgasen behandelt werden, wobei
                              									Schwefelarsen und Calciumcarbonat niederfallen, oder es wird Salzsäure zugesetzt, so
                              									daſs Schwefelarsen ausfällt, worauf man das Wasser zur Abstumpfung der Säure mit
                              									Kalk versetzt. Der entwickelte Schwefelwasserstoff wird in Kalkmilch geleitet. Die
                              									erhaltene Lösung von Calciumsulfhydrat, mit dem gefällten Schwefelarsen vermischt,
                              									dient wieder zum Enthaaren der Häute in den Gerbereien. Wässer, welche Arsenig- und
                              									Arsensäure enthalten, werden mit Calciumsulfhydrat oder Lauge von Sodarückständen
                              									versetzt und mit Salzsäure u.s.w. wie vorher behandelt. Das ausfallende
                              									Schwefelarsen wird durch Rösten wieder in arsenige Säure verwandelt.
                           Abwässer von Wollwäschereien und Walkmühlen sollen nach
                              										E. Neumann in Roſswein, Sachsen (D. R. P. Kl. 12
                                 									Zusatz Nr. 11112 vom 19. December 1879) mit Kalkmilch gefällt werden. Die
                              									Ausscheidung wird befördert durch Zusatz von Eisenvitriol oder schwefelsaurem
                              									Magnesium. Enthalten die Waschwässer Leim oder andere Stickstoffhaltige
                              									Bestandtheile, so können dieselben nach obiger Reinigung noch mit einer schwachen
                              									Gerbsäurelösung vermischt und dann filtrirt werden. Der gewonnene Schlamm wird der trockenen Destillation unterworfen,
                              									wobei Ammoniakwasser und ein dunkles Fett von Butter artiger Consistenz
                              									überdestillirt, während im Destillationsgefäſs Gyps, Magnesia und andere
                              									unorganische Stoffe zurückbleiben, welche als geruchlose Düngemittel Verwendung
                              									finden. Das Ammoniakwasser wird auf bekannte Art verarbeitet. Das Fett wird
                              									rectificirt, wobei zunächst ein helles, dünnes Oel übergeht, welches nach Entfernung
                              										der gelösten Säuren
                              									und Harze als Schmieröl Verwendung finden kann. Das später übergehende, dickflüssige
                              									Destillat bildet bei niedriger Temperatur einen Krystallbrei, welcher durch schwach
                              									gebrannte Thonzellen abfiltrirt, sich in einen wachsartigen Körper und in ein
                              									dickflüssiges, rothgelbes Oel scheidet; ersteres kann zur Kerzenfabrikation benutzt,
                              									werden, während das röthlich gelbe Oel nach Entfernung der Säuren und Harze
                              									ebenfalls ein Schmiermittel bildet. Der aus dem Walkwasser gewonnene Schlamm in Form von festen Kuchen wird mit der dem Kalk
                              									entsprechenden Menge Alkali bezieh. kohlensauren Alkalien durch überhitzten Dampf
                              									bis zur sogenannten Seifenleimbildung abgekocht und hierauf durch Chlornatrium
                              									bezieh. Chlorkalium ausgesalzen. Nach mehrstündiger Ruhe hat sich sämmtlicher
                              									Schmutz zu Boden gesetzt und die Seife scheidet sich als feste Masse auf dem
                              									Salzwasser aus.
                           Das von ihrer Papierfabrik Polton (England) abflieſsende Wasser
                              									leiten Annandale und Söhne (Papierzeitung, 1881 S. 336) mittels Röhren einige 100 Meter weit in einen
                              									groſsen Sammelbehälter, welcher zwei Abtheilungen hat. Aus einer dieser Abtheilungen
                              									wird der flüssige Inhalt durch ein Schöpfrad so hoch gehoben, daſs er durch eine
                              									Reihe von Stofffänger flieſsen kann. Die flüssige Masse befindet sich auſserhalb der
                              									sich drehenden Siebcylinder und setzt alle faserigen und ähnlichen Theile, welche
                              									nicht durch die Siebmaschen dringen können, auf den Cylindern ab; das durch die
                              									Siebe gelangende Wasser flieſst in die zweite Abtheilung des groſsen Behälters. Auf
                              									jedem Siebcylinder oder Stofffänger liegt eine Filzwalze, auf welcher sich die auf
                              									dem Siebe abgelagerte Fasermasse aufrollt. Von Zeit zu Zeit löst ein mechanisch
                              									bewegter Schaber diesen Fasermantel von der Filzwalze ab und läſst ihn in einen
                              									Kasten fallen. Die so erhaltene Fasermasse wird zu Packpapier verarbeitet und soll
                              									die Unterhaltungskosten der Einrichtung decken. Das in die zweite Abtheilung
                              									geflossene Wasser wird in einen anderen groſsen Behälter gepumpt, wo die noch darin
                              									schwimmenden leichteren Stoffe Zeit finden, sich abzusetzen, und dann in ein groſses
                              									Filter abgelassen, dessen Boden aus einer 0m,3
                              									dicken Lage feiner Asche besteht, woraus es völlig klar wieder in den Fluſs gelangt.
                              									Etwas unterhalb jedes Filters und Behälters befindet sich ein Schmutzfilter, dessen
                              									Boden wieder aus feiner Asche besteht und welches nur zur Ablagerung der den Filtern
                              									und Behältern entnommenen Niederschläge dient, bis diese fest genug sind, um
                              									weggebracht zu werden.
                           F. Dronke in Bockenheim (* D. R. P. Nr. 5907 vom 3.
                                 									December 1878) will Kloakenwasser dadurch reinigen, daſs er es nach dem Absetzen in
                              									einen eisernen Cylinder mit Rührwerk unter Druck mit eingepreſster atmosphärischer
                              									Luft behandelt, bis eine abgelassene Probe übermangansaures Kalium Dicht mehr über die zulässigen
                              									Grenzen hinaus entfärbt. Welches diese Grenzwerthe sind, ist nicht angegeben. – Die
                              									Angabe, daſs durch diese kurze Behandlung mit atmosphärischer Luft die
                              									Schmutzflüssigkeiten genügend gereinigt, d.h. daſs die organischen Stoffe oxydirt,
                              									die Fäulniſsorganismen aber getödtet würden, ist sehr unwahrscheinlich. Diese
                              									völlige Desinfection findet nur im porösen Boden statt, namentlich unter Mitwirkung
                              									der Pflanzen wurzeln, also bei der Berieselung, welche zugleich die düngenden Stoffe
                              									der städtischen Abwässer verwerthet.
                           F. Breyer in Wien (* D. R. P. Kl. 85 Nr. 11684 vom 4.
                                 									April 1880) will Abortstoffe u. dgl. mittels Dämpfen und Gasen von mindestens 135°
                              									und 3at Ueberdruck in einen Filtrirapparat
                              									pressen. Die suspendirten Stoffe werden in Form eines festen Kuchens erhalten, die
                              									gelösten Stoffe flieſsen ab. – Der Zweck dieses Verfahrens ist nicht recht
                              									ersichtlich.
                           N. Y. D. Scott schlägt im Journal of the Society of Arts, November 1879 S. 19 vor, das Londoner
                              									Kanalwasser mit 0,75 Proc. Kaimilch zu fällen, um den Niederschlag unter Zusatz von
                              									Thon zu Portlandcement zu brennen, oder nach dem Brennen zu neuen Fällungen zu
                              									benutzen, um ihn schlieſslich als Düngemittel verwenden zu können. Auf die gelösten
                              									Stoffe des Kanalwassers verzichtet er von vorn herein. Völker, B. Latham u.a. zeigen dagegen in der sich an den Scott'schen Vortrag in der Society of Arts anschlieſsenden Verhandlung, daſs wegen des hohen
                              									Wassergehaltes und geringen Düngerwerthes dieses Schlammes derartige
                              									Fällungsmethoden sehr theuer und ungenügend sind. Nach den Erfahrungen Frankland's ist Berieselung das beste Mittel zur
                              									Beseitigung des Kanalwassers.
                           Die Verhältnisse bezüglich der Kanalisation in England sind durch eine Statistik, welche i. J. 1876 auf
                              									Anordnung des Oberhauses aufgenommen wurde, festgestellt worden. Hiernach ergibt
                              									sich, daſs von 462 Städten mit mehr als 5000 Einwohnern 341 ihre Kanalwässer in die
                              									Flüsse leiten; 321 unterwerfen sie einer regelmäſsigen Behandlung, und zwar bedienen
                              									sich 64 zur Reinigung der Kanalwässer der Berieselung (20 mehr als 1873), 18 wenden
                              									chemische Processe an (12 weniger als 1873), 39 haben einfache Klär- und
                              									Filtrationsvorrichtungen (15 weniger als 1873). Während demnach die chemische und
                              									mechanische Reinigung sich vermindern, vermehrt sich die Berieselung.
                           J. Kaftan bespricht in den Mittheilungen des Architekten- und Ingenieurvereines in Böhmen, 1880 * S.
                              									10 die neueren Rieselanlagen, namentlich die Kanalisation mit Berieselung für die
                              									Stadt Prag.
                           Die Berliner Kanalisation umfaſst
                              									bekanntlich 5 Radialsysteme; für die beiden nördlichen ist das Rittergut Falkenberg
                              									nebst umgebenen Ländereien von Bücknersfelde und Marzahn 736ha für die 3 südlichen sind die Güter Osdorf und Friederickenhof
                              									angekauft; letztere Fläche umfaſst 824ha, von
                              									denen jedoch 1879 erst 325ha berieselt wurden, da
                              									erst das 3. Radialsystem (Friedrichsstadt) fertig war, während die Pumpstationen der
                              									Radialsysteme 1, 2 und 4 erst am 1. Juli 1879 dem regelmäſsigen Betriebe übergeben
                              									wurden und vom 1. Juli bis 31. December 1156413cbm
                              									Wasser nach den Rieselfeldern förderten. Die Pumpstation des 3. Radialsystemes
                              									förderte i. J. 1879 durch das 75cm weite, 12km,5 lange Druckrohr auf das 21m,8 höher gelegene Rieselfeld von Osdorf.
                              										5134199cbm oder täglich 14066cbm,29 gegen 4839402cbm oder täglich 13258cbm,635 im J.
                              									1878. An diesen 5134199cbm Wasser betheiligt sich
                              									das zum Spülen der Straſsenleitungen erforderlich gewesene Wasser mit 80410cbm oder 1,6 Proc. und das Regenwasser nach
                              									annähernder Berechnung mit etwa 467537cbm oder 9,1
                              									Proc. Hiernach würde sich das täglich wegzupumpende Haus- und Wirthschaftswasser,
                              									abgesehen von Regen- und Spülwasser, auf etwa 12565cbm für einen Tag herausstellen; dies ergibt bei 2445 angeschlossenen
                              									Grundstücken und bei einer Einwohnerzahl von 105000 täglich für je 1 Grundstück 5cbm,14 und Kopf 120l. Regenfälle (bezieh. Thautage) fanden 120 statt, davon bei Tage 43 und
                              									des Nachts 77. Der Nothauslaſs auf der Pumpstation ist zur theilweisen Abführung des
                              									Regenwassers 14 mal geöffnet gewesen und zwar durchschnittlich jedesmal auf 2
                              									Stunden 18 Minuten (gegen 14 mal bezieh. 2 Stunden 25 Minuten im Vorjahr). An Kohlen
                              									zur Förderung der vorgenannten Wassermengen nach den Rieselfeldern sind verbraucht
                              									worden 2306cbm (gegen 2551,6 des Vorjahres), wofür
                              									27950 M. gezahlt wurden, so daſs der Verbrauch für jedes der 2445 angeschlossenen
                              									Grundstücke sich auf 0cbm,943 gegen 1cbm,056 im Vorjahre, im Durchschnitt stellt. Der
                              									Preis von lcbm Kohlen beträgt 12,12 M., und da
                              									durchschnittlich für jedes Grundstück 0cbm,943
                              									verbraucht sind, so sind hierfür im Durchschnitt 11,43 M., gegen 13,86 M. im J.
                              									1878, aufgewendet worden. Die Kosten des ganzen Betriebes belaufen sich auf etwa
                              									92500 M. (gegen 96000 M. des Vorjahres) und würden noch geringer sich herausgestellt
                              									haben, wenn nicht für das Spülwasser der hohe Preis von 30 Pf. bezieh. 15 Pf. für
                              										1cbm gegen 7,5 Pf. des Vorjahres gezahlt
                              									werden muſste; es sind für Spülwasser verausgabt 12965,66 M. gegen 4415,15 M. des
                              									Vorjahres. Störungen im Betriebe der Straſsenentwässerungsleitungen, der
                              									Druckrohrleitung nach Osdorf und der Maschinen kamen nicht vor.
                           Bezüglich der Osdorf er Felder ist folgendes besonders bemerkenswerth: Die
                              									ungewöhnliche Frühjahrsnässe, wechselndes Frost-, Schnee- und Thauwetter nicht
                              									minder, als die noch nicht überall durchgeführte Drainage gestattete i. J. 1879 ein
                              									spätes Beginnen des Mähens und lieferten die Wiesen bei den ersten drei Schnitten
                              									nur mangelhafte Resultate. Erst nachdem durch nachhaltige Beihilfe, als Eggen,
                              									Harken und Nachsäen,
                              									besonders aber durch feuchtwarme Witterung, die Wiesen in der Vegetation begünstigt
                              									und dadurch in ihrem Grasbestand ausgeglichen waren, ergaben dieselben einen
                              									durchschnittlich guten Ertrag von 108k für 1a. Die Preise wechseln dem Stande des Grases
                              									entsprechend zwischen 80 und 20 Pf. für 100k;
                              									während nämlich anfänglich bei reger Nachfrage das Gras in verhältniſsmäſsig
                              									unzureichender Menge vorhanden war und demgemäſs der Preis auf 80 Pf. für 100k erhöht werden konnte, war zu Ende des
                              									Grasschnittes das Verhältniſs zwischen Angebot und Nachfrage ein umgekehrtes und
                              									muſste das Gras zuletzt wegen Nässe mit 20 Pf. verwerthet werden. Leider konnten die
                              									Wiesen vor dem ungewöhnlich zeitig, plötzlich eintretenden und anhaltenden Winter
                              									(14. November 1879) nicht vollständig geräumt werden und gingen nach ungefährer
                              									Schätzung von 4905a,28 etwa 250t Gras der Benutzung verlustig. Folgende Tabelle
                              									gibt eine Zusammenstellung der Unkosten und des Ertrages der Wiesen-Anlagen in
                              									Osdorf:
                           
                              
                                 
                                 1879
                                 1878
                                 1877
                                 
                              
                                 Gröſse der Schläge
                                 14325a,77
                                 9550a,44
                                 9166a
                                 
                              
                                 Unkosten für Mähen
                                 6867,09 M.
                                 5628,00 M.
                                 –
                                 
                              
                                        „      für Rieselwärter
                                 8595,44
                                 4496,68
                                 –
                                 
                              
                                        „      für Heumachen
                                 921,65
                                 4298,20
                                 –
                                 
                              
                                        „      für Bestellung
                                 3271,71
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Summe der Unkosten
                                 19655,89
                                 14422,88
                                 12754,00 M.
                                 
                              
                                 Menge des gewonnenen Grases
                                 134985 Ctr.
                                 135382 Ctr.
                                 –
                                 
                              
                                 Der dafür erzielte Erlös
                                 34908,18 M.
                                 34603,45 M.
                                 13560,00
                                 
                              
                                 Reinertrag
                                 15252,29
                                 20180,57
                                 806,00
                                 
                              
                           Dem zwar noch vorhandenen, jedoch im Abnehmen begriffenen Vorurtheil gegen Osdorfer
                              									Gemüse ist durch directe Zusendung desselben in die Haushaltungen wirksam
                              									entgegengetreten worden und häuften sich derartige Bestellungen bis zur Grenze der
                              									Leistungsfähigkeit der wirthschaftlichen Gespannkraft. Als bedeutendster Abnehmer
                              									von Weiſskohl zur Fabrikation von Sauerkraut muſs eine Magdeburger Firma gelten,
                              									welche auf dem Lichterfelder Bahnhofe mittels einer Dampfmaschine über 600t Weiſskohl verarbeitet hat. Auch Berliner Firmen
                              									nehmen gröſsere Mengen Gemüse aller Art zur weiteren Abgabe desselben an Institute,
                              									Kasernen, Anstalten u. dgl. ab; doch war der directe Absatz überwiegend. Namentlich
                              									wurden die Pferdefutterrüben beliebt und waren hierzu u.a. der kgl. Marstall, der
                              									Tattersal, die Groſse Berliner Pferdeeisenbahngesellschaft, verschiedene Cavallerie-
                              									und Artillerieregimenter Berlins und sonstige Private schlanke Abnehmer, so daſs die
                              									Nachfrage nicht gedeckt werden konnte. Die gedrückten Gemüsepreise machten sich auch
                              									in diesem Jahre empfindlich geltend und verschulden dieselben, den noch immer gegen
                              									früher gleich hohen Arbeitslöhnen gegenüber, die in folgender Tabelle
                              									zusammengestellte verhältniſsmäſsig geringe Rentabilität der Gemüseanlagen:
                           
                           
                              
                                 
                                 1879
                                 1878
                                 
                              
                                 Gröſse der Schläge
                                 11918a,36
                                 6074a,56
                                 
                              
                                 Bestellungskosten für Sämereien
                                 1198,08 M.
                                 661,85 M.
                                 
                              
                                              „            für Arbeitslohn
                                 41569,71
                                 28491,07
                                 
                              
                                              „            für die Rieselwärter
                                 7277,42
                                 6074,56
                                 
                              
                                 Sonstige Kosten für Transporte u. dgl.
                                 2784,49
                                 1518,57
                                 
                              
                                 Summe der sämmtlichen Kosten
                                 52829,70
                                 36746,05
                                 
                              
                                 Die Kosten für la belaufen sich auf
                                 4,43
                                 6,05
                                 
                              
                                 Die gewonnenen Früchte wurden verwerthet
                                 75771,06
                                 40620,99
                                 
                              
                                 Der Bruttogewinn stellt sich auf 1a
                                 6,36
                                 6,69
                                 
                              
                                 Reingewinn nach Abzug der Unkosten auf 1a
                                 1,93
                                 0,64
                                 
                              
                           Hierzu ist zu bemerken, daſs einige Versuchsflächen (z.B.
                              									Cichorien, Johannisbeeren, Zwiebeln) erhebliche Zuschüsse erforderten und dadurch
                              									das Gesammtresultat ungünstiger gestalteten. Sehr gut stellte sich Mangold mit 10,23
                              									M. für 1a, Rothkohl bis 6,07 M. für 1a, Runkeln 5,85 M., auch Sellerie mit 2,90 M. für
                              										la reinen Ueberschuſs. – In dem Staubassin gab
                              									Weizen bis 3,18 M. Ueberschuſs für la. Folgende
                              									Tabelle zeigt eine Zusammenstellung der von den Bassins erzielten Erträge:
                           
                              
                                 
                                 1879
                                 1878
                                 
                              
                                 Gröſse der Bassins
                                 6196a,68
                                 4439a,21
                                 
                              
                                 Bestellungskosten für Aussaat
                                 1096,55 M.
                                 393,91 M.
                                 
                              
                                             „             für Arbeitslohn
                                 4960,00
                                 2101,00
                                 
                              
                                             „             für die Rieselwärter
                                 1908,62
                                 795,00
                                 
                              
                                 Sonstige Unkosten für Transport u. dgl
                                 497,50
                                 231,05
                                 
                              
                                 Summe der Unkosten.
                                 8462,67
                                 3520,96
                                 
                              
                                 Die Unkosten belaufen sich hiernach auf 1a
                                 1,36
                                 0,79
                                 
                              
                                 Gewonnen wurden
                                 4975,00 Ctr.
                                 11653,98 Ctr.
                                 
                              
                                 Der gewonnene Ertrag wurde verwerthet für
                                 17593,36 M.
                                 12656,68 M.
                                 
                              
                                 Bruttoertrag für 1a
                                 2,84
                                 2,85
                                 
                              
                                 Gewinn für 1a
                                 1,45
                                 2,06
                                 
                              
                           Das Gesammtresultat stellte sich für das J. 1879
                              									folgendermaſsen:
                           
                              
                                 
                                 Gröſse
                                 Gesammtüberschuſs
                                 für 1ha
                                 
                              
                                 Wiesen
                                 134,26ha
                                 34908,18 M.
                                 106 M.
                                 
                              
                                 Bassin
                                 61,97
                                 9130,69
                                 145
                                 
                              
                                 Beete
                                 119,18
                                 22941,36
                                 195
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 324,31ha
                                 66980,26 M.
                                 
                                 
                              
                           Die Rieselfelder für Breslau werden im Mai d. J. dem Betriebe
                              										übergeben.Vgl. Ferd. Fischer: Die menschlichen Abfallstoffe,
                                       												ihre praktische Beseitigung und landwirtschaftliche Verwerthung.
                                    											(Braunschweig 1881. Friedr. Vieweg u.
                                       											Sohn.)
                           
                              
                                 F.