| Titel: | G. Hagelin's ein- und mehrcylindrige Dampfmaschinen. | 
| Autor: | Whg. | 
| Fundstelle: | Band 241, Jahrgang 1881, S. 9 | 
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                        G. Hagelin's ein- und mehrcylindrige
                           								Dampfmaschinen.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 1.
                        Hagelin's ein- und mehrcylindrige Dampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           Die kleinen Maschinen von G. Hagelin in
                              										Stockholm (* D. R. P. Kl. 14 Nr. 4436 vom 9. November
                              									1877 und * Nr. 9040 vom 2. October 1879) gehören zu den Boxmaschinen, bei welchen
                              									die unten offenen Cylinder senkrecht über der Kurbelwelle stehen. Sie sollen nach
                              									praktischen Versuchen des Constructeurs mit bedeutend mehr als 1000 Hüben in der
                              									Minute arbeiten können. Bei allen besteht die innere Steuerung aus einem
                              									Kolbenschieber. Die Dampfkolben haben keine besondere Liderung; sie sind genau
                              									eingeschliffen, verhältniſsmäſsig lang und mit eingedrehten Rillen versehen; das in
                              									letzteren sich sammelnde Condensationswasser gewährt eine genügende Dichtung.
                           Fig.
                                 										8 Taf. 1 ist wegen der eigenartigen äuſseren Steuerung bemerkenswerth. Es
                              									ist hier nur ein Cylinder H vorhanden, dessen Kolben J durch die
                              									Stangen K und M unter
                              									Vermittlung des Lenkers L mit dem Kurbelzapfen f1 verbunden ist. Von
                              									diesem Zapfen aus wird auch mit Hilfe der Lenkstange F,
                              									des Hebels E und der Schieberstange D der Steuerkolben C
                              									bewegt. Von der gezeichneten höchsten Stellung des Kolbens J ausgehend, gleitet C, während die
                              									Kurbelwelle im Sinne des Pfeiles rotirt, zunächst abwärts und öffnet den Kanal b, durch welchen nun der frische Dampf in den Cylinder
                              									eintritt. Gleich darauf kehrt aber C wieder um und nach
                              									etwa halbem Kolbenhube, wenn der Kurbelzapfen in f2 angekommen ist, hat C
                              									schon wieder die gezeichnete Stellung erreicht und b
                              									abgeschlossen; es tritt also Expansion ein. Ist der Kolben J im tiefsten Punkte angelangt, so ist C so
                              									weit gestiegen, daſs b mit dem Ausströmkanal N in Verbindung steht, welcher den Abdampf durch den
                              									Dampfmantel O ins Freie leitet. Bei der Stellung f3 des Kurbelzapfens
                              									kehrt C wieder die Bewegungsrichtung um und bei der
                              									Stellung f4 ist b wieder abgeschlossen; zwischen f4 und f1 findet Compression
                              									statt.
                           Die einseitige Belastung des Steuerkolbens C hat die
                              									günstige Wirkung, daſs die zur Aufwärtsbewegung desselben nöthige Arbeit beim
                              									Aufgang des Kolbens J wieder gewonnen wird, indem
                              									während dieses Aufganges von J der Steuerkolben C abwärts geht und treibend auf die Kurbelwelle wirkt,
                              									also dem Schwungrad zu Hilfe kommt. Ferner sind die Gelenke an F und E immer einseitig
                              									gedrückt und werden deshalb selbst nach erfolgter Abnutzung nicht stoſsen und
                              									klappern.
                           Fig.
                                 										9 bis 11 Taf. 1
                              									zeigen eine Maschine mit zwei Cylindern, welche sowohl mit Volldruck im groſsen
                              									Cylinder, als auch mit Expansion des Dampfes aus dem kleinen in den groſsen Cylinder
                              									arbeiten kann. Zu diesem Zweck ist an dem Steuercylinder noch ein kleiner
                              									Schieberkasten A mit von Hand verstellbarem Schieber
                              									angebracht. Wird der Handhebel auf p (Fig. 9)
                              									gestellt, so ist nur der Kanal b geöffnet; der frische
                              									Dampf gelangt dann durch b1, b2 nur in
                              									den kleinen Cylinder und strömt aus diesem beim Kolbenaufgang durch b2, b3 expandirend in den
                              									groſsen Cylinder, um durch b3, b4 endlich
                              									in die freie Luft oder in einen Condensator zu entweichen. Wird aber der Hebel herab
                              									auf q gestellt, so kann der Kesseldampf auch durch
                              									Kanal b1, welcher eine
                              									horizontale Fortsetzung von b2 bildet, direct in den groſsen Cylinder gelangen. Der Kolben des kleinen
                              									Cylinders ist in diesem Falle sowohl während des Aufganges, als auch während des
                              									Niederganges vom Dampf belastet, verrichtet also keine Arbeit. Da aber die beiden Kurbeln um
                              									180° gegen einander versetzt sind, so wird wieder ein Theil der beim Abwärtsgang des
                              									groſsen Kolbens geleisteten Arbeit durch den kleinen Kolben auf den Aufwärtsgang
                              									übertragen, die Bewegung mithin gleichmäſsiger. In der höchsten Stellung s des Handhebels ist der Dampf ganz abgesperrt. Die
                              									Bewegung des Steuerkolbens wird von dem an der Kurbelscheibe befindlichen Zapfen f1 abgeleitet. Die hier
                              									angehängte Kurbelstange L hat jederseits eine Gabel,
                              									von denen die eine l oben, die andere l1 unten offen ist. Je
                              									nachdem die Maschine in der einen oder anderen Richtung laufen soll, wird l unter den Zapfen l2 oder l1 über den Zapfen l3 des um o schwingenden
                              									Hebels M gehängt, von dessen Achse aus die Bewegung im
                              									Innern des Gehäuses auf den Steuerkolben übertragen wird. Auch hier findet eine
                              									einseitige Belastung des letzteren statt, in Folge deren der Druck in den Gelenken
                              									stets dieselbe Richtung hat.
                           Eine Maschine mit 4 Cylindern von verschiedenen Durchmessern, von denen je zwei und
                              									zwei zu einem Ganzen vereinigt sind, ist in Fig. 12
                              									Taf. 1 dargestellt. Der Dampf gelangt durch b2 zunächst über den Kolben J, dann durch b3 über J1,
                              									darauf durch b4 über
                              										J2 und endlich
                              									durch b5 über J3, um aus diesem
                              									letzten Cylinder durch b6 zu entweichen. Der Querschnitt jedes folgenden Cylinders ist
                              									selbstverständlich immer gröſser als der des vorhergehenden, so daſs der Dampf auf
                              									seinem Wege immer weiter expandirt. Der Steuerkolben ist als Doppelschieber
                              									ausgeführt, wirkt aber sonst ganz ähnlich wie bei Fig. 8 und
                              										9.
                           Eine neuere Anordnung der Maschine mit zwei Cylindern von gleichem Durchmesser (* D.
                              									R. P. Nr. 9040) ist durch Fig. 13 und
                              										14 Taf. 1 veranschaulicht. Wie bei Fig. 8 ist
                              									auch hier statt des gewöhnlichen Dampfabsperrventiles ein Hahn benutzt, der jedoch
                              									zugleich zur Umsteuerung verwendet wird. Derselbe hat nämlich zwei durchgehende
                              									Kanäle f und i und einen
                              									in der Stirnfläche mündenden Kanal c. Durch letzteren
                              									gelangt der frische, aus a zuströmende Dampf je nach
                              									der Hahnstellung in einen der beiden Cylinder A und B, in Fig. 13
                              									z.B. nach B, während der zugehörige Kolben Y aus seiner höchsten Lage abwärts geht. Hat derselbe
                              									die Hälfte seines Hubes zurückgelegt, so ist gleichzeitig der Kolben X, da die Kurbeln beider Cylinder um 90° gegen einander
                              									versetzt sind, oben am Ende seines Hubes angelangt und der Steuerkolben so hoch
                              									gestiegen, daſs der Kanal b abgesperrt ist, also kein
                              									frischer Dampf mehr nachströmen kann. Der Kolben Y hat
                              									ferner aber in dieser Lage den Kanal e in der
                              									Cylinderwand aufgedeckt, welcher durch den Hahnkanal f
                              									nach dem anderen Cylinder A führt. Der Dampf expandirt
                              									also von jetzt ab in beiden Cylindern, bis Y am unteren
                              									Ende, X in der Mitte seines Hubes angelangt ist.
                              									Letzterer hat dann den Kanal h frei gelegt, welcher
                              									durch i mit dem Abströmkanal k verbunden ist. Der Dampf entweicht nun aus beiden Cylindern, bis der
                              									Kolben Y wieder am oberen Ende seines Hubes angekommen ist, Kanal h wieder geschlossen und Kanal b von neuem geöffnet wird. Während die Kolben X und Y aufwärts steigen, geht der
                              									Steuerkolben abwärts und wirkt treibend auf die Welle. Es ist also auch hier ein
                              									theilweiser Arbeitsausgleich zwischen Auf- und Niedergang vorhanden. Wird der Hahn
                              										U mittels Handkurbel W
                              									in die andere äuſserste Lage umgelegt, so tritt der frische Dampf zuerst in A ein und die Maschine dreht sich in entgegengesetzter
                              									Richtung. Bei der Mittelstellung des Hahnes ist der Dampf abgesperrt.
                           Bemerkenswerth ist, daſs nach dem Absperren der Cylinder durch den Hahn U der Steuerkolben Z noch
                              									unter Druck bleibt. In Folge dessen wird beim Abstellen der Maschine die
                              									Steuerkurbel K stets in die tiefste Lage gedrückt
                              									werden, so daſs keine der Hauptkurbeln I und L im todten Punkte stehen bleiben kann. Der in der
                              									Zeichnung oben offene Steuercylinder wird bei kleinen Maschinen durch ein
                              									Schmiergefäſs, bei gröſseren durch einen Deckel wie die Hauptcylinder verschlossen.
                              									Der Steuerkolben ist behufs genauer Einstellung aus zwei Theilen hergestellt, die
                              									durch Verschraubung verbunden sind. Die in Höhe der Ausströmungskanäle eingedrehten
                              									Nuthen t dienen mit zur Dichtung. Das Excenter N auf der Kurbelwelle ist für den Betrieb der
                              									Speisepumpe bestimmt.
                           
                              
                                 Whg.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
