| Titel: | R. B. Zschocke's Spiritus-Schnellkocher. | 
| Autor: | J. C. V. Hoffmann | 
| Fundstelle: | Band 241, Jahrgang 1881, S. 38 | 
| Download: | XML | 
                     
                        R. B. Zschocke's Spiritus-Schnellkocher.
                        Mit einer Abbildung.
                        Zschocke's Spiritus-Schnellkocher.
                        
                     
                        
                           Der Klempnermeister R. B. Zschocke in
                              										Freiberg (Sachsen) hat einen
                              										„Spiritus-Schnellkocher“ nach dem Princip der Aeolipyle erdacht, welcher
                              									für viele Zwecke sehr brauchbar und empfehlenswerth ist. Derselbe ist im Deutschen
                              									Reiche (* D. R. P. Kl. 34 Nr. 12 598 vom 29. Mai 1880) und in Oesterreich-Ungarn
                              									patentirt.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 241, S. 39
                              
                           Ein doppelwandiger, nur nach oben offener (messingener) Hohlcylinder A von der Form eines Napfes wird durch ein Seitenrohr
                              										S mit Spiritus gefüllt und bei a mittels Schraube und Lederdichtung fest verschlossen.
                              									Die Weite zwischen den Doppelwänden ist etwa 8mm.
                              									Aus der Mitte des Napfes ragt ein conisches Röhrchen e
                              									hervor, welches sich in ein (im Inneren verborgenes) U-förmiges Rohr in den rechten
                              									Schenkel hinein verlängert. Um das Röhrchen wird nun Spiritus etwa 6 bis 8mm hoch gegossen und angezündet. Der hierdurch
                              									zwischen den Doppelwänden bis zum Kochen erhitzte Spiritus strömt alsbald durch das
                              									U-förmige Dampfrohr aus der Löthrohrspitze in einem heftigen Dampfstrahle aus,
                              									brennt bei seinem Durchgang durch die Spiritusflamme ebenfalls an und bringt das
                              									darüber befindliche Wasser bald (z.B. 1l in 5
                              									Minuten) zum Sieden; hierauf löscht man die Flamme mittels des beigegebenen
                              									Napfdeckels. Dieser Haupttheil des Apparates ist von einem durchbrochenen Mantel
                              									umgeben, welcher bestimmt ist, theils Luftzug abzuhalten, theils Wärmeausstrahlung
                              									zu verhindern, theils zum Untersetzer für das Wassergefäſs. Von dem im Innern des
                              									Behälters befindlichen Spiritus wird nur sehr wenig verbraucht; doch ist es rathsam,
                              									immer wieder solchen nachzufüllen. Auch achte man beim Ankauf darauf, daſs der Napf
                              									gut gelöthet sei, weil sonst der den Fugen entströmende Dampf ebenfalls
                              									anbrennt.
                           In erster Reihe ist dieser Apparat allerdings für Haushaltungen bestimmt und hier
                              									sehr brauchbar; doch scheint er uns auch verwendbar in Apotheken, bei manchen
                              									Gewerbetreibenden (z.B. Goldarbeitern) und in physikalischen Kabineten, denen
                              									Gaseinrichtung mangelt. Ob man zum Kochen von 1l
                              									Wasser nur für 2 Pf. Spiritus braucht – wie angegeben wird – kommt auf den
                              									jeweiligen Preis dieses Brennmaterials an.Den Vertrieb des Apparates hat die Firma Weibezahl
                                       												und Schneider in Dresden übernommen. Der Preis eines einfachen
                                    											Apparates ist 4 M.
                           Zschocke hat den Apparat später noch dahin verbessert,
                              									daſs er leicht zerlegt und verpackt werden kann. Referent hat den Erfinder angeregt
                              									zur Construction einer Kaffee-(Thee-)Maschine nach demselben Princip von der Art,
                              									daſs sie bei kleinst möglicher und leicht transportirbarer Form dennoch alles zum
                              									Kochen Nothwendige (Kaffee oder Thee, Spiritusflasche, Tasse, Zucker u. dgl.)
                              									enthielte – ein für Reisende bei den verschiedenen und gesundheitsschädlichen
                              									Kaffeesurrogaten der Gasthäuser gewiſs nicht zu verachtendes Geräth.
                           J. C. V.
                                 										Hoffmann.