| Titel: | Ueber zweifaches und dreifaches Osmose-Pergament. | 
| Fundstelle: | Band 241, Jahrgang 1881, S. 48 | 
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                        Ueber zweifaches und dreifaches
                           								Osmose-Pergament.
                        Aus der Pergamentpapierfabrik von Albert Eckstein in Wien.
                        Eckstein's zwei- und dreifaches Osmose-Pergament.
                        
                     
                        
                           Vor ungefähr 4 Jahren wurde die von Dubrunfaut erfundene
                              									Methode der Osmosirung von Zuckermelassen in die Praxis eingeführt und belgisches
                              									Pergamentpapier zu diesem Zwecke als Diaphragma empfohlen. Da ich mich eine Reihe
                              									von Jahren vorher mit dialytischen Arbeiten befaſste und an verschiedenen
                              									Zuckerfabriken Pergamentpapier lieferte, so hatte ich diesbezüglich, besonders über
                              									die notwendigen Eigenschaften des für die Dialyse benutzten Pergamentpapieres
                              									Studien gemacht und auch sehr zufriedenstellende Resultate erhalten. Ich hatte
                              									nämlich schon bei den ersten Versuchen gefunden, daſs Pergamentpapier, wie es bisher in allen Fabriken
                              									erzeugt wurde, für Zwecke der Dialyse noch sehr mangelhaft sei, und aus Gründen, die
                              									ich später erörtern werde, habe ich mich bemüht, eine Methode aufzufinden, endloses Pergamentpapier in mehrfachen Lagen herzustellen, d.h. mehrere Papierbahnen derart auf
                              									einander zu pergamentiren, daſs aus denselben eine homogene Masse wird, welche
                              									bezüglich der Haltbarkeit, Ausdehnungsfähigkeit und Flächenanziehung das höchste
                              									leistet. In der zu Salzburg am 29. und 30. Juni 1877 abgehaltenen Generalversammlung
                              									des Centralvereines für Rübenzucker-Industrie in der österreichischungarischen
                              									Monarchie, wo über die notwendigen Eigenschaften des Pergamentpapieres verhandelt
                              									wurde, legte ich gröſsere Muster vor und wies nach, daſs nur duplirte
                              									Pergamentpapiere bei der Osmose die besten Resultate geben können, weil endlose
                              									Papierrollen, wie solche von den bezüglichen Fabriken geliefert werden, niemals in
                              									der Stärke gleichmäſsig sind, daher das daraus erzeugte Pergamentpapier dickere und
                              									dünnere, sowie festere und lockere Stellen besitzt und somit die Flüssigkeiten
                              									ungleichmäſsig durchläſst, weil ferner jedes auf der Maschine erzeugte Papier mehr
                              									oder weniger mechanisch beigemengte Bestandtheile (als Eisensplitter, Kohlenstaub,
                              									Holz- oder Strohfasern) enthält, welche dem Pergamentirprocesse entgehen, daher bei
                              									Erweichung des Pergamentpapieres in Flüssigkeit sich von selbst loslösen, kleinere
                              									oder gröſsere Lücken zurücklassen, wodurch ein unregelmäſsiges Durchströmen des
                              									Dialysirgutes stattfindet.
                           Alle diese gerügten Fehler hängen dem einfachen
                              									Pergamentpapier an, gleichviel ob dasselbe in der üblichen Stärke oder bedeutend
                              									dicker, wie beispielweise das in Belgien so genannte Lederpergamentpapier, erzeugt wird. Durch Dupliren oder Tripliren mehrerer
                              									Papierbannen decken sich obige Fehler und wird hierdurch ein gleichmäſsiges Material
                              									mit gleichbleibender Leistungsfähigkeit erzielt.
                           Es tritt aber ein noch viel wichtigerer Umstand hinzu, der mich veranlaſste,
                              									vieljährige Versuche durchzumachen, um duplirtes Pergamentpapier zu erzeugen.
                              									Pergamentpapier ist bekanntlich wasserdicht, d.h. in
                              									dem Sinne verstanden, daſs das genannte Material, auf der einen Seite mit Wasser
                              									stark befeuchtet, auf der anderen Seite nicht durchnäſst. Beutel aus diesem Stoffe
                              									erzeugt, wie die von mir vor 18 Jahren in den Handel gebrachten Pergament-Eisbeutel,
                              									können sogar eine ziemliche Menge Wasser enthalten, ohne daſs letzteres
                              									durchsickert, jedoch in Dampfform entweicht, worauf das Kühl vermögen der genannten
                              									Eisbeutel für sanitäre Zwecke beruht. Bei 1at
                              									Ueberdruck jedoch sickert Wasser durch Pergamentpapier wie durch ein feines Filter.
                              									Ebenso findet ein Ueberflieſsen von Flüssigkeiten in einem Eisbeutel zum Wasser, in
                              									welchem solche eingehängt sind, statt, besonders wenn das specifische Gewicht beider
                              									Flüssigkeiten verschieden ist, d.h. die beiden Flüssigkeiten diffundiren gegen
                              									einander.
                           
                           In der Zuckerfabrikation bietet nun die Melasse ein Material, welches Krystalloide
                              									von verschiedener Löslichkeit nebst Colloiden enthält, zu deren Verarbeitung und
                              									Diffusion nur Pergamentpapier als Diaphragma und nicht thierische Membran verwendet
                              									werden kann, weil das Bindegewebe der letzteren bei der hohen Temperatur, unter
                              									welcher die Melasse-Osmose stattfindet, rasch zerstört würde, oder Leim bildet, und
                              									weil die Dimensionen thierischer Membranen gewissermaſsen begrenzt sind, während das
                              									Pergamentpapier sehr hohe Temperaturen selbst in Flüssigkeiten verträgt und überdies
                              									als Kunstproduct in jeder gewünschten Gröſse angefertigt werden kann. Die Diffusion
                              									beruht aber auch auf Flächenanziehung und steht mit ihr
                              									erfahrungsgemäſs in geradem Verhältnisse: Je gröſser die Flächen, desto günstiger
                              									die Diffusionsverhältnisse, weil nämlich, je gröſser die Fläche des Diaphragmas,
                              									desto mehr Poren vorhanden sind und die Flüssigkeiten um so vielfältiger
                              									durchpassiren. Da jedoch in der Zuckerfabrikation die Flächen des Diaphragmas der
                              									kostspieligen Anschaffung und anderer Umstände wegen möglichst begrenzt gewünscht
                              									werden, war die Aufgabe zu lösen, ein Diaphragma künstlich darzustellen, welches bei
                              									begrenztem Räume möglichst viele gleichmäſsige Poren enthalte.
                           Meine Versuche hatten zum Ziele, Pergamentpapier aus mehreren Schichten
                              									zusammengesetzt und innigst mit einander verbunden für die Dialyse anzufertigen; so
                              									wie man beim Aufeinanderlegen zweier Siebe mit Maschen verschiedener Gröſse auf
                              									demselben Flächenraume eine gröſsere Zahl von Sieböffnungen erhält, ebenso müssen
                              									zwei Pergamentpapierbahnen zusammengeschweiſst in der Dialyse eine höhere und
                              									gleichmäſsigere Wirkung im Vergleiche zu einfachem Pergamentpapiere erzielen, ebenso
                              									bezüglich der Ausdehnungsfähigkeit und des Widerstandes gegen Zerstörung durch
                              									mechanische Einflüsse, wie dies die zunehmende Verbreitung des
                              									Doppelpergamentpapieres auch in der Praxis bestätigt.