| Titel: | Ueber Neuerungen an Windrädern. | 
| Autor: | H–s. | 
| Fundstelle: | Band 241, Jahrgang 1881, S. 81 | 
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                        Ueber Neuerungen an Windrädern.
                        (Patentklasse 88. Fortsetzung des Berichtes S. 249
                           								Bd. 235.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel 7.
                        Ueber Neuerungen an Windrädern.
                        
                     
                        
                           Der Windmotor von F. Hartmann in
                              									Berlin (* D. R. P. Nr. 7358 vom 1. Mai 1879) ist ein zwei- oder mehrflügeliges
                              									horizontales Rad, dessen Flügel A (Fig. 1 und
                              										2 Taf. 7) zu Zellen ausgebildet sind, welche aus je zwei durch eine
                              									annähernd elliptische Wand mit einander verbundenen Böden bestehen. Der gegen die
                              									Radachse concave Theil der gekrümmten Zellenwand ist voll, der andere durchbrochen
                              									und mit Klappen c besetzt, welche sich öffnen, wenn der
                              									Flügel gegen den Wind streicht, und sich schlieſsen, wenn der Flügel vor dem Wind
                              									treibt. Die Achsen der Klappen c tragen kleine Rollen
                              										i, an welchen Schnüre g angehängt sind; diese vereinigen sich in je eine Schnur f, welche durch die im Flügel gelagerte Leitrolle h einer Bremsscheibe d
                              									zugeführt wird, an deren Umfang sie befestigt ist. Die Bremsscheibe sitzt lose auf
                              									der Radachse B; wird dieselbe durch den in D angedeuteten Bremsbacken festgestellt, so wickeln
                              									sich beim Weiterdrehen des Rades die Schnüre f auf ihr
                              									auf, die Klappen c öffnen sich, die mit den Schnüren
                              										f zusammenhängenden Federn k werden gespannt und endlich tritt der Stillstand des Rades ein. Beim
                              									Freimachen der Bremsscheibe d schwängen die Federn k zurück und bewirken das Freimachen der Schnüre f, weshalb sich dann die Klappen c wieder vor dem Wind schlieſsen können.
                           Dr. v. Lepel-Wieck in Wieck bei Gützkow, Neuvorpommern (* D. R. P. Nr. 9690 vom 18. November 1879) bringt solche
                              									durch Schnüre stellbare Klappen an den schwach gekrümmten Flügeln horizontaler
                              									Windräder jedoch nicht unmittelbar an; die Klappen sitzen in besonderen Rahmen,
                              									welche sich um horizontale Achsen in den Flügeln indeſs nur nach einer Richtung
                              									drehen können. Die Achsen sind etwas unter dem Rahmenmittel angebracht, was für
                              									gewöhnlich ohne Einfluſs auf die Lage des Rahmens bleibt, indem dieser durch
                              									Federdruck an den Flügel angelegt wird. Nur bei sehr starkem Wind wird der
                              									Druckunterschied auf die verschieden groſsen Flächen zu beiden Seiten der
                              									Rahmenachse hinreichen, den Federdruck zu überwinden und den Rahmen etwas vom Flügel
                              									abzudrehen, wodurch die Wirkung des Windes auf den Flügel verringert wird. Auſser
                              									dieser selbstthätigen Regulirung ist auch noch eine willkürliche und zwar durch
                              									Verstellen der Klappen im Rahmen möglich.
                           Auch C. A. Drosdowsky in Berlin (*
                              									D. R. P. Nr. 11864 vom 27. April 1880) wendet Schnüre zur Regulirung seines Rades
                              									an, welches aus einem Doppelkreuz f (Fig. 3 und
                              										4 Taf. 7) und den Klappen e besteht. Die
                              									Schnüre h sind einerseits an den auf den Klappenachsen
                              									sitzenden Hebeln g, andererseits an den Armen o des Regulators l
                              									angehängt, dessen langeschlitzte Hülse m durch einen
                              									Querkeil von der Radachse a mitgenommen wird. Die
                              									Richtungsänderung der Schnüre h zwischen den Hebeln g und o ist durch Rollen
                              										i vermittelt. Während die Klappen e beim Stillstand des Rades die in Fig. 4
                              									punktirt angedeutete Lage einnehmen, werden sie beim Gang nach auswärts in die
                              									vollgezeichnete Lage gedrückt, wobei der Regulator etwas gehoben ist. Der Regulator
                              									wird mittels des in seine Hülse greifenden Hebels k
                              									herabgezogen, wenn das Rad abgestellt werden soll. Bei zu starkem Wind wird das Rad
                              									selbstthätig abgebremst. Hierzu dient eine mit einem horizontalen und einem
                              									verticalen Flügel versehene Windfahne, welche um das horizontale Gelenk w am Kappenstück r
                              									schwingt, sobald der Winddruck die Wirkung des Gegengewichtes u überwindet. Das an der Fahne befestigte Bremsstück
                              										z drückt dann gegen die Bremsscheibe y.
                           J. Sander in Hamburg (* D. R. P. Zusatz Nr. 10 898 vom
                                 									11. Decbr. 1878) hat sein früher beschriebenes Windrad (1880 235 * 250) in der aus Fig. 5 und
                              										6 Taf. 8 ersichtlichen Weise vervollkommnet. An zwei über einander
                              									kreuzweise angeordneten wagrechten Bäumen B sind die
                              									Wellen C gelagert, auf welchen die Flügel S lose drehbar sind. An jeder Welle C sind zwei Arme A1 unter einem rechten Winkel gegen einander
                              									befestigt, gegen welche die Flügel durch Seile D
                              									gezogen werden, welche einerseits am Flügelrahmen befestigt; dann je durch einen
                              									Block a am Arm A1 gezogen und über eine Leitrolle c am Wellbaum geführt sind und andererseits je ein
                              									Gewicht G tragen. Der Flügel segelt in derselben
                              									Richtung vor dem Winde, in welcher er sich vom Arm A1 abheben kann; das Gewicht G ist jedoch so bemessen, daſs ein solches Abheben erst dann eintritt,
                              									wenn die Windstärke über eine gewisse Grenze steigt, worauf sich der Flügel um so
                              									viel hebt, bis die Wirkung des Windes auf denselben derjenigen des Gewichtes G das Gleichgewicht hält. Damit das Gewicht den Flügel
                              									nicht sammt dem Arm A1
                              									über die lothrechte Lage hinaus zurückzuziehen vermag, ist der Arm zu einem Anschlag
                              										A verlängert, welcher sich an einen am Lagerbaum
                              										B befestigten Zapfen anlegt. Der Anschlag hindert
                              									jedoch nicht das Aufwärtsdrehen des Armes A1 mit dem Flügel in die horizontale Lage, wenn letzterer
                              									bei der rückläufigen Bewegung durch den Wind emporgedrückt wird. Die entsprechende
                              									Drehung wird mittels der Welle C auch dem an ihrem
                              									anderen Ende befestigten Arm mitgetheilt, welcher auf diese Weise aus seiner
                              									bisherigen, wagrechten Lage in die lothrechte herabgedreht wird, während der sich
                              									gegen ihn stützende Flügel gleichzeitig vor den Wind kommt.
                           Um beim Abstellen des Rades alle Flügel in die wagrechte Lage ziehen zu können, sind
                              									an zweien derselben Arme m, m1 angebracht, von denen zu den gegenüber liegenden Lagerbäumen Seile E, E1 gezogen sind,
                              									welche durch Leitrollen dann weiter nach abwärts geführt werden. Durch Anziehen
                              									dieser Seile lassen sich die Flügel umlegen.
                           In sehr einfacher Weise ist die Selbstregulirung bei dem
                              									Windmotor von O. Kuërs zu Sternberg im Regierungsbezirk
                              									Frankfurt a. O. (* D. R. P. Nr. 8158 vom 9. Juli 1879) durchgeführt. Die in den
                              									Flügeln a (Fig. 7 Taf.
                              									8) eingesetzten Rahmen d sind um ihre Achse c drehbar und durch Kurbel und Stange mit dem Regulator
                              									am Ende der Welle b verbunden. Die Rahmen sind mit
                              									Draht beflochten und mit Segeln versehen, welche um die obere Kante e sich drehen und vom Rahmen abheben können, wenn der
                              									Flügel gegen den Wind läuft.
                           Das Windrad von F. W. Gumtow in
                              									Gadow bei Lanz (* D. R. P. Nr. 8475 vom 18. März 1879) entspricht im Wesentlichen
                              									dem beschriebenen Rade von Sander, da auch hier an über
                              									einander liegenden horizontalen Lagerbäumen je zwei rechtwinklig zu einander
                              									gestellte Flügel sitzen. Das Einstellen der letzteren erfolgt durch Windfahnen,
                              									welche mittels Kegelräder auf die Flügelachsen wirken. Die Flügel sind zum Zweck
                              									ihrer Regulirung jalousieartig mit drehbaren Brettchen besetzt, welche sich durch
                              									Zugseile stellen lassen.
                           Durchaus abweichend von der gewöhnlichen Form ist der horizontale
                              									Windmotor mit beweglichen Flügeln von E. B. Herr in
                              									Weiſsensee und A. Paetow in Berlin (* D. R. P. Nr. 9659
                                 									vom 3. October 1879), welcher in Fig. 8 bis
                              										11 Taf. 8 in der dem Gange entsprechenden Flügellage gezeichnet ist. Die
                              									Flügel sind um den senkrechten Wellbaum in geneigter Lage angeordnet, in
                              									Pockholzkugellagern drehbar und so gebogen, daſs sie in geschlossenem Zustand einen
                              									abgestumpften Kegelmantel bilden. Ungefähr im Flügelmittel greifen Lenkerstangen an,
                              									welche andererseits an einem Ring hängen, der sich mit vier Stangen auf einen
                              									zweiten gleichgroſsen Ring stützt. Der letztere ist mittels vier durch den oberen
                              									Halszapfen des Wellbaumes hindurchgehender Stangen mit einem in Nuth und Feder auf
                              									dem Wellbaum verschiebbaren Gleitstück verbunden, welches mit Hilfe eines Handhebels
                              									gehoben und gesenkt werden kann. Beim Heben der Ringe öffnen sich zunächst die
                              									Flügel gleichmäſsig; es werden jedoch durch den Wind bei der aus Fig. 9
                              									ersichtlichen Windrichtung, die Flügel auf der rechten Seite angelegt, während sich die links
                              									liegenden Flügel möglichst weit zu öffnen suchen. Die vorn befindlichen Schaufeln
                              									dienen den vor dem Winde geöffneten, weiter hinten liegenden gewissermaſsen als
                              									Leitschaufeln und führen den Windstrom in günstiger Weise gegen dieselben;
                              									namentlich werden die ganz hinten befindlichen Schaufeln wirksam von dem in das Rad
                              									eintretenden Windstrom getroffen. Der auf der unwirksamen Seite abgelenkte Wind
                              									findet hier einen geschlossenen Mantel vor und kann deshalb nicht hindernd wirken.
                              									Eine gröſsere oder geringere Erhebung des Mittelringes gestattet die Regulirung des
                              									Motors.
                           
                              
                                 H–s.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
