| Titel: | Zuricht- und Glättmaschine für gefärbte seidene Gewebe; von Andrè Lyon in Paris. | 
| Fundstelle: | Band 241, Jahrgang 1881, S. 103 | 
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                        Zuricht- und Glättmaschine für gefärbte seidene
                           								Gewebe; von Andrè Lyon in
                           									Paris.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 10.
                        Lyon's Zuricht- und Glättmaschine für gefärbte seidene
                           								Gewebe.
                        
                     
                        
                           Die vorliegende Erfindung (* D. R. P. Kl. 8 Nr. 12128 vom 23. Juli 1880) betrifft
                              									eine Zuricht- und Glättmaschine, mittels welcher es ermöglicht wird, gefärbten
                              									Seidengeweben ihr ursprüngliches Aussehen, das sie im Färbebad verloren haben,
                              									wieder zu geben.
                           Um die Arbeit dieser Maschine gut zu verstehen, ist es wesentlich,
                              									die Function des Nadelkammes, den man für gewöhnlich zu diesem Zweck gebraucht, zu
                              									begreifen. Schneidet man ein Stück gefärbtes und appretirtes Seidenzeug parallel zum
                              									Einschlag durch, so läſst sich sehr leicht mit Hilfe einer Loupe erkennen, daſs, wie
                              										Fig. 14 Taf. 10 vergröſsert zeigt, die zwischen den Kettenfäden
                              									befindlichen Furchen mit Farbstoff bezieh. Appreturmasse angefüllt sind und infolge
                              									dessen die Kettenfäden zusammenkleben. Führt man nun eine feine Stahlspitze k durch jede Furche zwischen den Kettenfäden, so trennt
                              									man dadurch diese Fäden; dieselben nehmen wieder den ursprünglichen Platz ein,
                              									werden gleichmäſsig auf dem Gewebe vertheilt und letzteres erhält wieder die
                              									Weichheit, das Gefühl und Ansehen eines sorgfältig gewebten Stoffes.
                           Um ein zufriedenstellendes Resultat zu erzielen, muſs die erwähnte
                              									Stahlspitze eine Neigung gegen das Gewebe erhalten, wie Fig. 15
                              									zeigt, so daſs sie die Furche mit leichter Reibung ausgräbt; würde sie in
                              									senkrechter Stellang über das Zeug geführt, so würde sie das Gewebe zerkratzen, es
                              									verfilzen und kardiren, wodurch dasselbe ein schlechtes Aussehen erhalten würde. Die
                              									Spitze muſs nicht allein eine gewisse Neigung erhalten, sie muſs auch nach allen
                              									Richtungen hin biegsam sein, damit sie den Unregelmäſsigkeiten der von dem Gewebe
                              									gebildeten Furchen folgen kann. Die Spitze muſs somit eine äuſserst leicht biegsame
                              									Feder sein; deshalb ergibt sich die cylindrische Form derselben als allein tauglich
                              									und führt dies zur Anwendung einer wirklichen Nadel. Es ist klar, daſs, um eine
                              									gewisse Anzahl von Fäden gleichzeitig frei zu machen, man auf einen Stab eine Zahl
                              									Nadeln zu befestigen hat, die somit einen Kamm bilden, welcher in der Längsrichtung
                              									über den Stoff mehrere Male hinwegzuführen ist, damit jede Furche bearbeitet
                              									wird.
                           Der Erfinder benutzt vorzugsweise einen Kamm von etwa 20cm Länge und bringt mehrere derartige Kämme neben
                              									einander an, welche er mittels Schrauben auf einem guſseisernen Balken l (Fig. 17)
                              									befestigt, so daſs dadurch ein genügend langer Kamm entsteht, um die ganze Breite
                              									des Stoffes auf einmal behandeln zu können. Auſserdem kann man nach Belieben eine
                              									gewisse Anzahl Kammelemente auf den beiden Seiten dieses Kammes entfernen oder hinzufügen, um die Länge
                              									des Kammes der Breite des zu behandelnden Stoffes anzupassen.
                           Die Zuricht- und Glättmaschine (Fig. 16 und
                              										17 Taf. 10) besitzt eine Holzwalze m, auf
                              									welcher der zuzurichtende Stoff aufgewickelt ist. Ueber den Umfang der Walze ist
                              									eine Bremse m1 gelegt.
                              									Eine zweite Walze o dient dazu, den fertigen Stoff
                              									wieder aufzuwickeln. Die Maschine erhält ihre Bewegung durch eine Riemenscheibe
                              									mittels Reibräderwechselvorgelege und Zahnräder p bis
                              										u; die Reibscheibe x
                              									sitzt auf der Welle w fest, auf welcher sich das
                              									Zahnrad p befindet.
                           Auf dem Wege von der Walze m nach o erfährt der Stoff die Zurichtung und Glättung, d.h.
                              									er wird der Einwirkung der Kämme unterworfen. Zu diesem Zweck wird der Stoff über
                              									die mit Filz o. dgl. bekleidete Trommel T geleitet und
                              									auf seinem Wege der Bearbeitung durch mehrere groſse Kämme k ausgesetzt, welche der Krümmung der Trommel entsprechend angeordnet
                              									sind. Diese Kämme sind fest und die drehende Trommel führt den zuzurichtenden Stoff
                              									unter den Kämmen hinweg. Jeder Kamm ist auf einer in Führungen gehenden Stange
                              									befestigt, derart, daſs man mittels Schraube s die
                              									Kämme dem Umfang der Trommel T nähern oder von
                              									demselben entfernen kann. Diese Verstellung hat ferner die Wirkung, daſs man mittels
                              									derselben den spitzen Winkel verändern kann, den die Nadeln mit dem Stoff bilden.
                              									Die Kammträger sind zu diesem Zweck an ihren Enden bei o drehbar gelagert und hier mit einem kleinen Schraubenrade versehen, das
                              									durch eine Schnecke b mittels einer kleinen Kurbel h gedreht werden kann. Auf diese Weise läſst sich auch
                              									der Kamm ganz umdrehen behufs Reinigung, Auswechslung oder Durchsicht. Um einen
                              									federnden Andruck der Kämme zu erzielen, ist auf der Achse von b eine Schraubenfeder angeordnet, welche das Anpressen
                              									der Kämme vermittelt.
                           Hat der Stoff die Kämme verlassen, so kann er, wenn man es wünscht, der Wirkung eines
                              									Preſskopfes Q, in Fig. 16
                              									punktirt angedeutet, oder einer mit Leinwand bekleideten Walze ausgesetzt werden,
                              									welche von der Transmission der Maschine derart getrieben werden kann, daſs ihre
                              									Umfangsgeschwindigkeit der Trommel gleichkommt oder etwas gröſser ist, um eine
                              									leichte Reibung für gewisse Stoffe zu erzielen. Dieser Apparat würde somit das
                              									Durchziehen des Stoffes durch die Maschine unterstützen, indem er auf denselben, der
                              									Wirkung der Kämme entgegen, einen Zug ausübt. Auf jeden Fall muſs aber der mit Stoff
                              									bekleidete Preſskopf oder die Walze in einem Rahmen gelagert sein, um den Druck
                              									derselben gegen die Trommel T variiren, bezieh. den
                              									Apparat ganz von letzterer entfernen zu können.
                           Die Wirkungsweise der Maschine ist folgende: Der Arbeiter legt die
                              									mit dem zu bearbeitenden Stoff umwickelte Holzwalze m
                              									in die am Gestell angebrachten Lager, führt das Ende des Stoffes über die Trommel
                              									und befestigt es an der Holzwalze o, wobei er die Kämme
                              									etwas hebt und auſser Eingriff setzt. Alsdann wird die Trommel etwas gedreht, die
                              									Stellung der Kämme genau regulirt und schlieſslich die Maschine eingerückt. Das Zeug
                              									passirt nun die Maschine, indem es sich bei m ab- und
                              									bei o aufwickelt. Nach Bedarf kann auch die andere
                              									Seite des Gewebes bearbeitet werden, indem man die Walzen vertauscht. Da die Nadeln
                              									nicht kratzen, so bietet es keine Schwierigkeit, unter denselben eine Naht hinweg zu
                              									leiten, so daſs man die Stoffstücke an ihren Enden mit einander vereinigen kann.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
