| Titel: | Beiträge zum Sandblasverfahren; von J. B. Miller. | 
| Autor: | J. B. Miller | 
| Fundstelle: | Band 241, Jahrgang 1881, S. 198 | 
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                        Beiträge zum Sandblasverfahren; von J. B.
                              								Miller.
                        J. B. Miller, Beiträge zum Sandblasverfahren.
                        
                     
                        
                           Meine hier zu beschreibenden Verfahren kommen namentlich dem Kleinbetriebe zu Gute,
                              									sind aber ebenso wohl für die Massenfabrikation von Vortheil.
                           Seitdem das Kittverfahren in einigen Fabriken eingeführt
                              									wurde, sind wohl einzelne Artikel, wie Mousselineglas, ordinäre Bordüren und
                              									Rosetten, bei der Erzeugung im Groſsen Massenartikel geworden, der Preis ist aber
                              									mit der Fabrikation nicht gleichwerthig gesunken, so daſs es dem Kleinbetrieb
                              									möglich wird, selbst hierin noch zu concurriren. Viel günstiger ist für ihn die
                              									Herstellung verzierter, abgepaſster Scheiben, besserer Bordüren und Rosetten und für
                              									eine Menge anderer Artikel, welche auch in den groſsen Geschäften durch Handarbeit
                              									hergestellt werden. Das KittverfahrenHr. Ed. Siegwart, technischer Chemiker in
                                    											Schweizerhalle bei Basel, fertigt und vertreibt alle zur Sandblaserei
                                    											nöthigen Präparate, ähnlich wie seine Fluſsspathsäure und
                                    											Mattätzpräparate. erfordert ein Gemisch von:
                           
                              
                                 80
                                 bis
                                 100
                                 G.-Th.
                                 fein gemahlener Kreide,
                                 
                              
                                 25
                                 bis
                                 30
                                 „
                                 flüssigen Leimes,
                                 
                              
                                 10
                                 
                                 
                                 „
                                 reinen Glycerins.
                                 
                              
                           Flüssiger Leim wird dadurch hergestellt, daſs man in starkes,
                              									kochendes Leimwasser so viel Essigsäure gieſst, bis der Leim erkaltet nicht mehr zu
                              									Gallerte erstarrt. Hierzu mischt man so viel fein geschlemmte oder gemahlene Kreide
                              									hinzu, als er aufnehmen kann, ohne seine Bildungskraft und Geschmeidigkeit zu
                              									verlieren, und dann das Glycerin* Man darf aber nicht zu viel Glycerin nehmen, weil
                              									dadurch das schnelle Erhärten des Kittes erschwert, ja sogar ganz aufgehoben wird.
                              									Der Kitt wird in gut schlieſsenden Blechbüchsen aufbewahrt.
                           Bei kleinen Flächen, wie Bordüren, Rosetten, kleinen Schildern, sowie überhaupt bei
                              									feinerer Arbeit, streicht man die Kittmasse mit einem breiten Hörn- oder Stahlspatel
                              									auf; dabei wird er, nachdem er Kitt aufgenommen hat, in schräger Richtung über die
                              									Schablone gezogen, bis die leeren Stellen gleichmäſsig gefüllt sind. Das Glas darf nicht fettig und
                              									muſs frei von sogen. Hüttenrauch sein, weil die Wasser enthaltende Kittmasse nicht
                              									auf fettigen Stellen haftet. So lange man am Auftragen ist, wird die Schablone, ohne
                              									gerückt zu werden, ruhig in gleicher Lage gehalten; auch muſs sie vollständig flach
                              									aufliegen. Man befestigt sie mit Pfriemen oder durch irgend eine andere Vorrichtung;
                              									bei schmalen Stücken muſs man an den Seiten Streifen von Glas u. dgl. unterlegen.
                              									Zur Herstellung von Mousseline hat man ein etwa 25cm breites Brettchen von der Form eines Spatels; mit diesem streicht man
                              									die gleiche Breite. Die Schablone, gröſstentheils aus glattem Zinkblech, muſs
                              									natürlich ebenfalls glatt und fest auf der Glastafel liegen. Man kann auch
                              									Schablonen von starkem, gut geöltem Cartonpapier zu Mousseline verwenden. Für
                              									einzelne Ergänzungstafeln kann man sogar kleine Stücke in Cartonpapier mit Stanzen
                              									ausschlagen und verwerthen; nur muſs man dann etwas langsamer arbeiten, indem man
                              									öfter anlegen muſs.
                           Auf diese Art wird ein Muster in plastischer Kittmasse mit scharf begrenzten Rändern
                              									auf der Glastafel hergestellt. Bei groſsen Glastafeln, die man nicht auf einmal mit
                              									der Schablone bedecken und auch nicht auf einmal mit dem Kitte bestreichen kann,
                              									belegt man nur ein gewisses Theil und legt dann die Glastafel auf ein Lattengestell
                              									zum Trocknen, um eine andere anzufangen u.s.f., bis die erste (in etwa ¼ Stunde)
                              									trocken ist und dann weiter belegt wird. Zu diesem Anlegen dienen, als Fortsetzung
                              									des Musters, einzelne Punkte die mit dem Muster übereinstimmen, wie dies ähnlich bei
                              									den Stubenmalern zu geschehen pflegt. Ist die ganze Glastafel belegt und getrocknet,
                              									so werden noch die etwa vorkommenden Fehler ausgebessert und radirt; sie kann dann
                              									zum Mattiren unter den Sandstrahl kommen.
                           Durch dieses Kittverfahren lassen sich eine groſse Anzahl Gegenstände herstellen; –
                              									ich erinnere hier nur an die Deckel für Seidel und Krüge an Einlagen und Schildchen
                              									für Kunsttischler und Klavierbauer, an die Schilder mit Namen für Haus- und
                              									Zimmerthüren u. dgl., lauter Sachen, die der Glaser mit den kleinsten Maschinen mit
                              									groſsem Vortheile herstellen kann. Zur weiteren Raffinirung können alle diese Sachen
                              									noch vergoldet oder bemalt werden.
                           Die Schablone aus geöltem Cartonpapier wird mittels einer trocknen Bürste gereinigt
                              									und soll von Zeit zu Zeit mit Terpentinöl bestrichen werden. Die Zinkschablone wird
                              									mit Wasser und einer Bürste gereinigt. Die mattirten Glastafeln stellt man entweder
                              									in ein Gefäſs mit Wasser, oder erweicht die Kittmasse durch Abspülen.