| Titel: | Ueber Anlass zu Explosionen von Petroleum und anderen brennbaren Flüssigkeiten; von Professor Dr. Rud. Weber in Berlin. | 
| Autor: | Rud. Weber | 
| Fundstelle: | Band 241, Jahrgang 1881, S. 277 | 
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                        Ueber Anlaſs zu Explosionen von Petroleum und
                           								anderen brennbaren Flüssigkeiten; von Professor Dr. Rud. Weber in Berlin.
                        R. Weber, über den Anlaſs zu Explosionen von Petroleum u.
                           								dgl.
                        
                     
                        
                           Bei der Verarbeitung des amerikanischen Rohöles zu Leuchtpetroleum werden groſse
                              									Mengen eines leichtflüchtigen Nebenproductes – Rohnaphta genannt – gewonnen, woraus
                              									für das praktische Leben sehr wichtige Stoffe, insbesondere das als Reinigungs- auch
                              									als Beleuchtungsmittel vielfach jetzt benutzte Benzin, das zur Gasbereitung dienende
                              									Gasolin und das sogen. Putzöl, ein Material zur Säuberung mit Fett behafteter
                              									Maschinentheile, hergestellt werden. Der Verbrauch dieser Artikel hat gegenwärtig
                              									einen sehr groſsen Umfang angenommen; tausende von Centner des Rohmaterials, ganze
                              									Schiffsladungen, werden und zwar namentlich über die Weserhäfen eingeführt und ein
                              									schwunghafter Industriebetrieb hat im Inlande sich entfaltet.
                           
                           Diese Stoffe sind leicht verdampfbar und ihre entzündlichen Dünste erzeugen, wie es
                              									ja bei solchen verbrennlichen Stoffen allgemein der Fall ist, wenn sie in gewissen
                              									Verhältnissen mit Luft gemischt sind, Gemenge, welche mit gröſserer oder geringerer
                              									Heftigkeit abbrennen. Bei der vielseitigen, umfangreichen Verwendung jener Stoffe
                              									haben mehrfach Unglücksfälle sich ereignet. Zu den folgenschwersten dieser Art
                              									gehört die unlängst in den Akademischen Bierhallen zu Berlin stattgefundene
                              									Katastrophe, wobei 5 Personen, darunter 4 Mannschaften von der Feuerwehr, getödtet,
                              									überdies noch 7 Personen mehr oder weniger verletzt worden sind. Dieser so schwere
                              									Unglücksfall entstand in Folge der Entzündung gröſserer Mengen zur Gascarborirung
                              									bestimmten Gasolins. Bei ähnlichen Gelegenheiten ereigneten sich Unglücksfälle zu
                              									Halle, Halberstadt und an anderen Orten. Diese Ereignisse haben Befürchtungen
                              									hinsichtlich der Gefährlichkeit jener Stoffe und zwar nicht ohne Unrecht
                              									wachgerufen, wobei nun auch Uebertreibungen des Gefahrzustandes nicht ausgeblieben
                              									sind.
                           Auch das gewöhnliche Leuchtpetroleum wird, und zwar jetzt mehr wie früher, als ein zu
                              									Besorgnissen Anlaſs gebendes Material angesehen; man behauptet, es würden von
                              									Amerika zur Zeit schlechtere, leichter verdampfbare Oele eingeführt und in Folge
                              									dessen habe die Anzahl der Lampenexplosionen wesentlich sich vermehrt.
                           Bei der groſsen Bedeutung dieser so allgemein gebrauchten Artikel dürfte jede, auch
                              									noch so geringfügig erscheinende, zur Darlegung ihres Verhaltens, ihres
                              									Gefahrzustandes angethane Thatsache nicht ohne Interesse sein. Das Ergebniſs einer
                              									sowohl auf die leichter, als auf die schwerer flüchtigen Petroleumdestillate sich
                              									beziehende Untersuchung, bei deren Ausführung ich mich der anregenden Mitwirkung des
                              									Hrn. R. Vette (Firma August
                                 										Korff in Bremen) und zwar in dem Umfange zu erfreuen hatte, daſs dieselbe
                              									als eine gemeinschaftlich ausgeführte zu betrachten ist, wird in Folgendem
                              									dargelegt.
                           
                        
                           Verhalten der leichtflüchtigen Petroleumdestillate.
                           Das bei der Rectification des Rohöles erhaltene erste, die flüchtigsten der
                              									condensirbaren Bestandtheile einschlieſsende, Product führt den Namen Rohnaphta.
                              									Dasselbe ist meistens farblos, oft wasserklar und hat einen unangenehmen Geruch, von
                              									Nebenbestandtheilen des Rohöles herrührend, welche bei der weiteren Verarbeitung
                              									ausgeschieden werden. Das Rohöl gibt nun 10 bis 15 Proc. Rohnaphta und bei der jetzt
                              									in Amerika stattfindenden Tagesproduction von 72000 Barrels, d. s. etwa 200000 Ctr.,
                              									kann täglich die ungeheuere Menge von gegen 20000 Ctr. dieses Productes gewonnen
                              									werden. Aus der Rohnaphta werden durch fractionirte Destillation die ihrer
                              									Flüchtigkeit nach sich folgenden Fabrikate: Gasolin, Benzin, Ligroin und Putzöl
                              									erzeugt. Die zu Beleuchtungszwecken mannigfach und umfangreich angewendeten Fabrikate dieser
                              									Art haben nun die Eigenschaft, daſs sie wenig Rauch entwickeln und schon ohne
                              									Mitwirkung von Zuggläsern mit sehr intensiv leuchtender Flamme verbrennen, – ein
                              									Verhalten, welches bekanntlich einerseits in ihrem geringeren Gehalte an Kohlenstoff
                              									und andererseits in der leichteren Entzündbarkeit derselben gegenüber den schweren
                              									Oelen beruht. Diese Eigenschaften begründen die vielfachen Bestrebungen, jenen Oelen
                              									als Beleuchtungsmaterial allgemein Eingang zu verschaffen.
                           Was die Einrichtung der in Anwendung kommenden Lampen betrifft, so ist die einfachste
                              									derselben die sehr bekannte Schwammlampe, bestehend nur aus einem das von Schwamm
                              									aufgesaugte Oel enthaltenden Behälter und einer kleinen, runden Dochthülse. Sie soll
                              									den Wachsstock, die einfache Kerze ersetzen und ist in manchen Gegenden, so im
                              									Elsaſs, sehr verbreitet. Das zum Speisen derselben erforderliche Oel (Ligroin) wird
                              									in Partien von Waggonladungen über Bremen dahin verfrachtet.
                           Verbreitet sind auch die mit einem höher gelegenen Behälter versehenen Lampen, aus
                              									dem feine Oelstrahlen und zwar entweder gegen ebene oder gegen rund gestaltete
                              									Metallkörper strömen, wodurch sich dann flache oder büschelförmige Flammen
                              									entwickeln. Erstere Lampen dienen vielfach zur Beleuchtung von Werkstatträumen, auch
                              									zur Straſsenbeleuchtung, denn sie geben ein sehr intensives Licht. In
                              									Norddeutschland wird die Straſsenbeleuchtung kleinerer Ortschaften häufig durch
                              									solche Lampen bewirkt. Die Lampen mit rund gestalteten Flammenkörpern führen den
                              									Namen Sturmlampen, weil sie selbst starken Windströmungen widerstehen, und sie
                              									eignen sich um deswillen zu Arbeiten im Freien, so z.B. zu Erdarbeiten. (Eine groſse
                              									Zahl verschiedener Lampenformen dieser Art, selbst sehr elegant ausgestattete, sind
                              									in den Preislisten der New-Yorker Firmen: Standard Gasolin
                                 										Lamp and Stove Works, Globe Gas Light Company dargestellt.) Um den
                              									umfangreichen Verbrauch solcher auch für Zwecke der Gasindustrie dienenden Oele zu
                              									charakterisiren, sei bemerkt, daſs zur Zeit die Stadt New-York davon im Jahre etwa ½
                              									Million Barrels benöthigt. Auch zum Speisen von Heizlampen dienen solche Oele und
                              									sehr compendiöse Löthapparate sind unter deren Benutzung construirt worden. Es
                              									brennen diese Oele mit prachtvoll weiſsem Lichte auf mit gewöhnlichen
                              									Petroleum-Rundbrennern versehenen Lampen, vorausgesetzt, daſs die zu solchen
                              									Versuchen verwendeten Brenner sowohl an der Dochtschraube, wie auch an anderen
                              									Stellen derart gedichtet sind, daſs ein die Flamme störendes Heraustreten von
                              									Dämpfen vermieden ist.
                           Ein sehr groſser Uebelstand ist nun die Flüchtigkeit und die durch ihre leichte
                              									Verdampfbarkeit bedingte gröſsere Gefährlichkeit solcher Oele. Man hat vorgegeben,
                              									völlig ungefährliche Leuchtöle dieser Art herstellen zu können, und schon vor mehr
                              									als 10 Jahren ging von Amerika das Gerücht von unexplosiven Naphtaarten aus, welche nach verschiedenen
                              										VerfahrenVgl. Wagner's Jahresbericht, 1872 S.
                                    										841. bereitet sein sollten. Solchen Bestrebungen stehen nicht bessere
                              									Erfolge als etwa die der Lösung des Problems der Aufhebung der Schwere eines Körpers
                              									in Aussicht. Die angewendeten Mittel, zu denen Alkohol, Salz, selbst Zwiebeln und
                              									Cyankalium gehören, können diesen Effect nicht erfüllen. Unter fremdartig klingenden
                              									Namen hat man sogen. Sicherheitsöle in den Handel gebracht und dem solchen Angaben
                              									Glauben schenkenden Publicum gewiſs vielfach Gefahren bereitet.
                           Vom Schleier des Geheimnisses umhüllt, ein Nachhall jenes in Amerika längst
                              									verklungenen Vorfalles, tauchte kürzlich im Inlande die Nachricht von einem neuen
                              									Beleuchtungsmateriale, Naphta-Aether genannt, auf, welches keine
                              										ExplosionsgefahrVerhandlungen der Polytechnischen Gesellschaft in
                                       												Berlin vom 7. October 1880. (Schwartz
                                    											über v. Kordig's Naphta-Aether.) haben sollte. Um die
                              									Ungefährlichkeit solcher flüchtigen Oele zu beweisen, zeigt man dem Publicum etwa
                              									folgende Versuche: Man schraubt das Dochtrohr von einer Lampe ab, zeigt, wie die
                              									Oeldämpfe ohne Explosion im Behälter brennen, gieſst brennendes Oel auf dem
                              									Fuſsboden aus, woselbst es dann, ohne' ihn zu beschädigen, abbrennt. Ferner zeigt
                              									man das Niederbrennen solcher Dünste in gröſseren, das Oel einschlieſsenden
                              									Behältern, befeuchtet auch weiſse Zeuge damit und verweist auf das gefahrlose, diese
                              									Stoffe bei geschickter Behandlung nicht beschädigende Abbrennen. Befeuchtet man
                              									nämlich Zeugstoffe in einfacher Lage mit Benzin, so findet beim Abbrennen in Folge
                              									der Kühlung keine Beschädigung statt, während bei Stoffen in mehrfachen Lagen der
                              									kühlende Luftstrom von unten abgehalten wird und in Folge dessen eine Ankohlung
                              									leicht erfolgt.
                           Alle diese den Laien bestechenden Versuche lassen sich nun sowohl mit
                              									leichtflüchtigem Petroleumöl (Gasolin, Benzin), als auch mit anderen brennbaren
                              									flüchtigen Flüssigkeiten – z.B. mit Aether – ausführen, liefern aber naturgemäſs
                              									keinen Beweis für die behauptete Ungefährlichkeit.
                           Der durch solche Oele möglicherweise bedingte Gefahrzustand hängt bekanntermaſsen von
                              									dem Mischungsverhältnisse des Dampfes und der Luft ab. Die Kenntniſs der
                              									Einzelheiten dieser Umstände hat für die praktische Handhabung dieser wichtigen
                              									Stoffe eine groſse Bedeutung und die Erforschung jener Einzelheiten war Gegenstand
                              									dieser Untersuchung.
                           Um nun die näheren Bedingungen dieses Zustandes zu ermitteln, wurden Gemische aus
                              									atmosphärischer Luft und Dämpfen sorgfältig gereinigten Gasolins in der Weise
                              									hergestellt, daſs in weithalsige Pulvergläser von 350cc Inhalt jene Flüssigkeit mittels einer Pipette in bestimmter Menge gebracht,
                              									die Gläser rasch verschlossen wurden, wozu zum Uebergange eines elektrischen Funkens
                              									entweder mit Drähten versehene, oder durchbohrte Korke, deren Oeffnung für die
                              									demnächstige Einführung einer Zündflamme bestimmt war, dienten. Die Gläser blieben
                              									etwa 20 Minuten bis zur Prüfung ihres Inhaltes in einer bestimmten Temperatur stehen
                              									und wurden inzwischen öfter geschwenkt.
                           Dabei ergab sich nun, daſs das mittels 3 Tropfen Gasolin hergestellte Dampfgemisch
                              									den Charakter eines stark explosiven Gemenges an sich trug; denn bei Einführung der
                              									Zündflamme drang aus der kleinen Oeffnung im Korke eine sehr kräftige, stark
                              									zischende, bläuliche Flamme heraus und der elektrische Funke erregte eine äuſserst
                              									kräftige Detonation, indem die Korke weithin abgeschleudert und selbst kreuzweis
                              									darüber angelegte starke Bindfäden zerrissen wurden. Bei dieser Menge des Gasolins
                              									lag das Maximum des Effectes. – Wurden nun in jenen Gläsern 6 Tropfen Gasolin
                              									verdunstet, so zeigte das Luft-Dampfgemisch keine Detonationskraft; der elektrische
                              									Funke erregte keine Explosion und die Zündflamme lockte nur eine kurze, leuchtende,
                              									aus jener Oeffnung ohne Geräusch heraustretende Flamme hervor. So ändert denn der
                              									immerhin mäſsige Ueberschuſs jener Substanz vollständig den Charakter der
                              									Verbrennungserscheinung, er hebt bereits die Explosionsfähigkeit auf. – Dies ist die
                              									einfache Erklärung der Experimente, womit man dem Publicum die gänzliche
                              									Ungefährlichkeit solcher Oele glaubwürdig zu machen sich bestrebt.
                           Obschon es eine sehr bekannte Thatsache ist, daſs Ueberschüsse an brennbaren Gasen
                              									die Entzündbarkeit Sauerstoff enthaltender Gemische beeinträchtigen, sogar unter
                              									Umständen sie aufheben, erschien es doch, namentlich wegen des Versagens der
                              									Reaction bei dem hier obwaltenden mäſsigen Ueberschüsse des brennbaren Dampfes, von
                              									Interesse, den statthabenden Vorgang in beiden Fällen näher zu prüfen. Bevor wir auf
                              									die Versuche selbst eingehen, sei hinsichtlich der Natur jener flüchtigen Oele und
                              									des Verbrennungsvorganges Folgendes bemerkt.
                           Die aus der Rohnaphta durch Destillation gewonnenen, mit Schwefelsäure gereinigten
                              									flüchtigen Oele (Benzin und Gasolin) bestehen hauptsächlich aus Kohlenwasserstoffen
                              									von der Formel CnH2n+2. In den flüchtigsten Producten (Gasolin) sind vorwiegend die Glieder
                              										C5H12
                              									(Siedepunkt 30°) und C6H14 (Siedepunkt 69°) vertreten. Ihre Zusammensetzung beträgt rund 83,5
                              									Proc. Kohlenstoff, 16,5 Proc. Wasserstoff. Nun beziffert sich die Menge des in jenen
                              									Gläsern von 350cc Inhalt enthaltenen Sauerstoffes
                              									auf etwa 70cc, dem Gewicht nach (bei mittlerer
                              									Temperatur) auf 0g,090. Letztere Sauerstoffmenge
                              									ist ausreichend, um 0g,025 Gasolin zu Wasser und
                              									Kohlensäure zu verbrennen. Nach angestellten Versuchen wiegen 100 Tropfen Gasolin
                              									(bei Benutzung jener Pipette) 0g,952; demnach
                              									entsprechen diese 3 Tropfen nahezu jener Menge von 0g,025. Bei
                              									Anwendung einer gröſseren Menge Gasolins kann nur eine unvollständigere Verbrennung
                              									statthaben und es ist die schwächere Reaction – wie die Gasanalyse ergeben – auf die
                              									Bildung gröſserer Mengen von Kohlenoxydgas zurückzuführen, bei dessen Entstehung
                              									bekanntlich eine wesentlich geringere Wärmeentwicklung stattfindet.
                           Die rasche Abnahme der Detonationsfähigkeit des Dampfgemisches erhellt aus folgender
                              									Zusammenstellung:
                           
                              
                                 1
                                 Tropfen
                                 Gasolin
                                 nicht entzündbar,
                                 
                              
                                 2
                                 „
                                 
                                 eine schwache Flamme,
                                 
                              
                                 3
                                 „
                                 
                                 heftige Reaction,
                                 
                              
                                 4
                                 „
                                 
                                 schwächere Reaction,
                                 
                              
                                 5
                                 „
                                 
                                 wesentlich schwächere Reaction,
                                 
                              
                                 6
                                 auch 7 Tropfen
                                 ruhig heraustretende Flamme.
                                 
                              
                           In den beiden letzten Fällen lieſs nach dem Abnehmen des
                              									groſsen Korkes das Dampfgemisch sich noch entzünden und brannte bei Luftzutritt im
                              									Glase ruhig ab.
                           Um die Natur der Verbrennungsgase zu ermitteln, wurde das mit wechselnden Mengen von
                              									Gasolin (in jenen Gläsern) erzeugte Gemisch elektrisch entzündet und unter Anwendung
                              									der Seeger'schen Bürette und den bekannten Absorptionsflüssigkeiten nun der Gehalt
                              									an Kohlensäure, an Kohlenoxyd und an restirendem Sauerstoff bestimmt. Es ergab sich
                              									hieraus Folgendes. Es enthält das Verbrennungsgas, gebildet aus:
                           
                              
                                 3 Tropfen = 0g,025 Gasolin
                                    											und
                                 350cc Luft:
                                 
                              
                                 
                                 Kohlensäure
                                   6,2 Vol.-Proc.
                                 
                              
                                 
                                 Kohlenoxyd
                                   6,2
                                 
                              
                                 
                                 Freien Sauerstoff
                                   4,5
                                 
                              
                                 4 Tropfen desgleichen:
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Kohlensäure
                                   2,5
                                 
                              
                                 
                                 Kohlenoxyd
                                   9,2
                                 
                              
                                 
                                 Freien Sauerstoff
                                   6,9
                                 
                              
                                 5 Tropfen desgleichen:
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Kohlensäure
                                   0,2
                                 
                              
                                 
                                 Kohlenoxyd
                                   2,3
                                 
                              
                                 
                                 Freien Sauerstoff
                                 17,2
                                 
                              
                           Bei letzterem Versuch hatte der Funken nur in seiner nächsten
                              									Nähe die Zündung bewirkt und es konnte der Rest des Gasgemisches noch entflammt
                              									werden. Auch bei den zwei ersten Fällen waren noch unverbrannte Oeldämpfe vorhanden.
                              									Die Abschwächung geht, wie jene Zahlen erweisen, mit der Zunahme des Kohlenoxydes,
                              									mit dem Betrage des Sauerstoffrestes Hand in Hand.
                           Bei diesem Verlaufe spielt die schwierige Entzündlichkeit der Dämpfe jener
                              									Kohlenwasserstoffe eine sehr wichtige Rolle. Ihre Entflammung findet nämlich erst
                              									bei intensiver Rothglut statt und daher überträgt sich verhältniſsmäſsig schwierig
                              									die Verbrennung von Theil zu Theil. Schon der Umstand, daſs bei der Einführung eines
                              									stark glühenden
                              									Platinstabes in jenes explosive Gasgemisch dasselbe nicht entzündet wird, bekundet
                              									diese Thatsache.
                           Diesen schwer entflammbaren Gasolindämpfen gegenüber können nun leichter verbrennbare
                              									Dünste in einem ungleich gröſseren Ueberschusse in solchen Luftgemischen vorhanden
                              									sein; wesentlich bedeutendere Mengen machen erst diesen Einfluſs geltend. Es zeigt
                              									dies folgende mittels Schwefelkohlenstoff, dessen Dünste schon ein heiſser Glasstab
                              									entzündet, unter Anwendung jener Gläser von 350cc
                              									Inhalt ausgeführte Versuchsreihe. Sie ergab bei:
                           
                              
                                   1
                                 Tropfen
                                 keine Wirkung,
                                 
                              
                                   2
                                 „
                                 schwache Reaction,
                                 
                              
                                   4
                                 „
                                 sehr heftige Reaction,
                                 
                              
                                   5
                                 „
                                 etwas schwächer (etwas Schwefel scheidet dabei sich aus),
                                 
                              
                                 10
                                 „
                                 noch immer heftig,
                                 
                              
                                 15
                                 „
                                 noch immer herauszuckende Flamme,
                                 
                              
                                 20
                                 „
                                 desgleichen,
                                 
                              
                                 30
                                 „
                                 leise heraustretende Flamme,
                                 
                              
                                 40
                                 „
                                 matte Entzündung im Innern.
                                 
                              
                                 
                                 100 Tropfen Schwefelkohlenstoff wogen 1g,870.
                                 
                              
                           Bei 4 Tropfen, wo das Maximum der Reaction liegt, genügt der Sauerstoff, um die
                              									Verbrennung vollständig zu bewirken; bei gröſserer Menge beginnt die immer mehr sich
                              									steigernde Ausscheidung von Schwefel. – Während nun bei dem schwer entzündbaren
                              									Gasolindampfe die doppelte Menge der das Maximum der Wirkung bedingenden Menge die
                              									Explosionsfähigkeit ganz aufhebt, erfolgt dies bei dem leicht entzündbaren
                              									Schwefelkohlenstoff erst bei der 10fachen Menge von Substanz, welche den
                              									Maximaleffect ergibt.
                           Einen gleichfalls sehr hohen Entzündungspunkt haben die Dämpfe des Benzols und
                              									folgende Versuche zeigen deutlich, wie selbst geringe Ueberschüsse desselben die
                              									Explosionsfähigkeit vollständig aufheben:
                           
                              
                                 Es ergaben
                                     2
                                 Tropfen
                                 heftige Reaction,
                                 
                              
                                 
                                     3
                                 „
                                 schwächere Reaction,
                                 
                              
                                 
                                     4
                                 „
                                 verpufft nicht mehr.
                                 
                              
                                 
                                 100
                                 Tropfen Benzol wogen 1g,630.
                                 
                              
                           Von bedeutender praktischer Wichtigkeit ist das Verhalten des Aethers, dessen leichte
                              									Explosionsfähigkeit sprüchwörtlich geworden ist. Um sein Verhalten zu
                              									charakterisiren, sei bemerkt, daſs bei Anwendung obiger Flaschen und obiger Pipette
                              									4 Tropfen ein heftig explodirendes Gasgemisch erzeugten, während 8 Tropfen ein
                              									Gasgemisch gaben, welches ohne jede Explosion am Rande der geöffneten Flasche mit
                              									schwacher Flamme abbrannte. 100 Tropfen Aether wogen 1g,040.
                           Da nun der Aether bei freier Oberfläche in den Aufbewahrungsgefäſsen in den darüber
                              									befindlichen Luftraum noch mehr, als letzterem Verhältnisse entsprechend, Dampf
                              									emanirt, so ist jener Luftraum in den mit Aether zum Theil gefüllten Gefäſsen mit
                              									Dämpfen übersättigt und brennt bei Annäherung einer Flamme ruhig nieder.
                              									Explosionsgefährlich sind dagegen die bei gleichem Luftgehalte den obigen Verhältnissen entsprechende,
                              									geringere Mengen von Aether enthaltenden Dunstgemische, wie solche sich auch beim
                              									Verdampfen von Aether in freien Räumen bilden können.
                           Der Alkohol, dessen Dunstgebilde gleichfalls gefahrbringend werden können, zeigt
                              									folgendes Verhalten.
                           Bei Anwendung der Gläser von 350cc Inhalt
                              									ergaben:
                           
                              
                                 1
                                 Tropfen
                                 einen Schein um die Zündflamme,
                                 
                              
                                 2
                                 „
                                 leise Entflammung,
                                 
                              
                                 3
                                 „
                                 stärkere Reaction,
                                 
                              
                                 4
                                 „
                                 heftige Reaction,
                                 
                              
                                 5
                                 „
                                 sehr scharfe Reaction,
                                 
                              
                                 6
                                 „
                                 desgleichen,
                                 
                              
                                 7
                                 „
                                 deutlich schwächere Entflammung,
                                 
                              
                                 8–9
                                 „
                                 beginnende Uebersättigung.
                                 
                              
                           Bei 5 bis 6 Tropfen liegt das Maximum des Effectes. 100 Tropfen
                              									von absolutem Alkohol wogen 1g,235.
                           Wegen der geringeren Flüchtigkeit des Alkohols war, um die Verdampfung zu
                              									vervollständigen, eine gelinde Erwärmung der Gläser nöthig.
                           Die geringere Verdampfbarkeit bedingt nun auch, daſs, während bei Aether und Benzin
                              									die Luftsphäre über der Flüssigkeit in Folge der Uebersättigung mit Dämpfen bei
                              									gewöhnlicher Temperatur unexplosiv ist, dieser Zustand bei dem schwerer flüchtigen
                              									Alkohol erst bei höherer als der gewöhnlichen Lufttemperatur eintritt. Der
                              									Reactionseffect der über Alkohol befindlichen Luftsphäre ist von der Temperatur
                              									abhängig, welche die Menge des gebildeten Alkoholdampfes bedingt. Um dieses
                              									Verhalten näher zu prüfen, wurde in obige Gläser eine genügende Menge Alkohol
                              									gegossen; dieselben wurden dicht verkorkt, während 15 bis 20 Minuten im Wasserbade
                              									von verschiedener Temperatur erwärmt, und die Luftsphäre dann mittels einer
                              									Zündflamme geprüft. Es trat ein:
                           
                              
                                 Bei
                                 15
                                 bis
                                 20°
                                 Entflammung,
                                 
                              
                                 „
                                 
                                 
                                 25
                                 heftige Reaction,
                                 
                              
                                 „
                                 
                                 
                                 30
                                 sehr heftige Reaction,
                                 
                              
                                 „
                                 
                                 
                                 35
                                 wesentlich geringere Reaction,
                                 
                              
                                 „
                                 40
                                 bis
                                 45
                                 Uebersättigung.
                                 
                              
                           Bei etwa 30° haben also diese Dampfsphären das Maximum ihrer
                              									Explosionswirkung, welche sowohl bei höherer Temperatur in Folge der Uebersättigung,
                              									als bei niederer wegen zu geringer Dampfmenge sich schnell abmindert.
                           Gemische von obigen Kohlenwasserstoffen mit Alkohol, Aether verhalten sich wie die
                              									Gemengtheile.
                           Beiläufig sei bemerkt, daſs, wie allgemein bekannt, in Gasgemischen, welche
                              									Wasserstoff enthalten, ein Ueberschuſs des letzteren die Explosionswirkung
                              									abmindert, schlieſslich auch aufhebt, daſs dieselbe aber noch bei dem mehr als
                              									10fachen des erforderlichen Betrages vorhanden istVgl. Bunsen: Gasometrische Methoden, 2. Auflage
                                    											S. 81., während von den obigen Kohlenwasserstoffen und den
                              									zuletzt beschriebenen Körpern die doppelte Menge die Entzündbarkeit (durch
                              									elektrischen Funken oder durch eine Flamme) aufhebt.
                           Das geschilderte Verhalten hat für die Handhabung und den Verkehr mit den leicht
                              									verdampfbaren Körpern, wie Benzin u.s.w., Bedeutung. Dampfsphären, wie sie sich
                              									nämlich in theilweise gefüllten Behältern entwickeln, sind wegen des vorhandenen
                              									Dampfüberschusses nicht explosionsfähig und ohne Gefahr wird das vielfach
                              									gebräuchliche Verlöthen der Benzinbehälter vollführt. Dagegen können scheinbar leere
                              									Behälter groſse Gefahren bringen. Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich kürzlich,
                              									als man versuchte, einen Leck in einem eisernen, zum Transporte von Benzin benutzten
                              									Fasse durch Loth zu schlieſsen. Das Faſs explodirte in Folge eines kleinen
                              									Dampfrestes jenes Oeles.
                           Sehr gefahrvoll ist es, Räume, worin auch nur geringe Mengen von Benzin verdampft
                              									sind, mit Licht zu betreten, weil die wenig Benzin enthaltenden Dampfgemische gerade
                              									explosionsfähig sein können, wogegen reichlichere Mengen verdampften Gasolins oder
                              									Benzins zwar mächtige, verheerende Flammen, aber geringere Explosionswirkungen
                              									hervorrufen. – Bei den Gasolin-Luftgas-Apparaten ist anzurathen, dem
                              									Dampfbildungsraume möglichst kleine Abmessungen zu geben und darauf zu halten, daſs
                              									der Gasolinvorrath darin nicht ausgeht.
                           
                              
                                 (Schluſs folgt.)