| Titel: | Zur Kenntniss des Cementes. | 
| Fundstelle: | Band 241, Jahrgang 1881, S. 301 | 
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                        Zur Kenntniſs des Cementes.
                        (Schluſs des Berichtes Seite 199 dieses
                           								Bandes.)
                        Zur Kenntniſs des Cementes.
                        
                     
                        
                           Volumenveränderungen, welche sowohl Mörtel, als Bausteine
                                 										durch die Einwirkung von Wasser und Luft erleiden. Nach C. Schumann wurden in der Fabrik von Dyckerhoff in Amöneburg der Verwendungsweise des
                              									Cementes entsprechend in erster Linie ein Cementsandmörtel, auſserdem aber auch der
                              									reine Cement geprüft, da bei letzterem die Unterschiede im Verhalten auffallender
                              									hervortreten. Die Resultate, welche beim Erhärten in Wasser erhalten wurden, sind in
                              									der Tabelle Seite 302 zusammengestellt. Alle Cemente, mit alleiniger Ausnahme des
                              									stark gypshaltigen Cementes 8c haben die Probe auf Volumenbeständigkeit nach den
                              									Normen vollkommen bestanden.
                           Nach der Tabelle dehnen sich alle Cemente ohne Ausnahme um ein geringes aus, wenn sie
                              									im Wasser erhärten, und zwar ist diese Ausdehnung am stärksten in der ersten Zeit
                              									der Erhärtung. Sie ist gröſser bei frischem Cement als bei abgelagertem, geringer
                              									bei feingemahlenem als bei grobem Cement. Sie wird gesteigert durch Zusatz von Gyps
                              									zum Cement, nimmt bei Sandzusatz entsprechend ab und beträgt z.B. bei einem Mörtel
                              									aus 1 Cement und 3 Sand durchschnittlich nur 25 Procent der Ausdehnung des reinen
                              									Cementes. Da die Ausdehnung zur Zeit der gröſsten Festigkeitsentwicklung am
                              									stärksten ist und sich ebenso wie die Festigkeitszunahme über eine längere Zeit
                              									erstreckt – wenn sie dann auch nur eine minimale ist –, da ferner alle Cemente die erwähnte Ausdehnung zeigen, so folgt
                              									daraus, daſs der Erhärtungsproceſs als eine Ursache derselben anzusehen ist. Es muſs
                              									hervorgehoben werden, daſs hier unter „Ausdehnung“ stets nur die äuſserst
                              									geringe, allen Cementen gemeinsame Zunahme des Volumens zu verstehen ist, die mit
                              									dem sogenannten „Treiben“ des Cementes nichts zu thun hat. Läſst man
                              									Cementproben abwechselnd in Wasser und Luft erhärten, so findet nach jedesmaligem
                              									Einlegen in Wasser eine
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 241, S. 302
                              Cementsorte; Rückstand auf
                                 										900-Maschen in Procent; Bindezeit Minuten; Ein Prisma von 10cm Länge und 5cm Querschnitt verlängert sich, in Wasser gelegt, um Millimeter;
                                 										Reiner Cement; 3 Theile Normalsand; Bis zu 1 Woche; Von 1–4 Wochen; Von 4–13
                                 										Wochen; Von 13–26 Wochen; Von 26–39 Wochen; Von 39–52 Wochen; Gesammt;
                                 										Bemerkungen; Alle Mörtel aus reinem Cement hatten gleiche Consistenz; Alle
                                 										Cement-Sandmörtel wurden normengemäſs eingeschlagen; Cement 8, 2 Jahre älter;
                                 										Cement 8 mit 2% Gyps; Cement 8 mit 5% Gyps; Cement 9 mit 1% Gyps; Cement 9 mit
                                 										2% Gyps
                              
                           
                           Ausdehnung, nach dem Verbringen aus Wasser in Luft eine
                              									Zusammenziehung statt und es läſst sich dieser Versuch mit gleichem Erfolg beliebig
                              									oft wiederholen. Dieses Verhalten tritt aber nicht nur bei frisch angefertigten
                              									Cementproben ein, sondern es läſst sich ebenso gut an Proben erkennen, welche schon
                              									Jahre lang erhärtet sind. Es bewirkt also auch das mechanische Eindringen des
                              									Wassers eine schwache Volumenvergröſserung und es ist wahrscheinlich, daſs hierbei
                              									eine moleculare Veränderung der verkitteten Substanz vor sich geht. Wie sich die
                              									Cementmörtel verhalten, wenn sie in einem feuchten Räume oder im Freien erhärten,
                              									darüber sind Versuche im Gange. Aus denselben läſst sich bis jetzt ersehen, daſs die
                              									Volumenveränderungen unter diesen Bedingungen noch geringer sind als bei den obigen
                              									Versuchen. Neuerdings ist die Untersuchung auf Volumenveränderungen auch auf andere
                              									Mörtel (aus Traſs, Kalk u. dgl.) ausgedehnt und es läſst sich bis jetzt aus den
                              									vorgenommenen Versuchen erkennen, daſs auch diese Mörtel ähnlichen
                              									Volumenveränderungen unterworfen sind wie Cementmörtel. Die Beobachtung, daſs
                              									Cementprismen, selbst wenn sie schon lange Zeit erhärtet sind, bei jeder
                              									Durchtränkung mit Wasser eine Zunahme und beim Liegen an der Luft eine Verminderung
                              									ihres Volumens erfahren, führte darauf, auch künstliche und natürliche Bausteine unter gleichen Verhältnissen wie Cementmörtel
                              									auf ihre Volumenbeständigkeit zu prüfen. Es wurden daher aus verschiedenen
                              									Steinsorten Prismen von obiger Gröſse geschnitten und diese ebenfalls dem
                              									abwechselnden Einfluſs von Wasser und Luft ausgesetzt. Gleichzeitig wurden die
                              									Gewichte der trockenen und der in Wasser gelegten (äuſserlich abgetrockneten)
                              									Steinprismen bestimmt, um dadurch ein Bild von der Dichtigkeit und Porosität der
                              									Steine zu erlangen. Die Tabelle S. 304 zeigt die erhaltenen Resultate.
                           Man ist im Allgemeinen gewöhnt, die Bausteine für ganz volumbeständig anzusehen. Aus
                              									den Zahlen der Tabelle ersieht man aber, daſs alle untersuchten Steinsorten, wenn
                              									sie in Wasser gelegt wurden, sich mehr oder weniger ausgedehnt und bei darauf
                              									folgendem Trocknen an der Luft sich wieder zusammengezogen haben. Es kommt hierbei
                              									mehrfach vor, daſs die Prismen unter das zuerst festgestellte Volumen zurückgehen.
                              									Dies hat offenbar darin seinen Grund, daſs die Prismen bei der ersten Messung noch
                              									nicht den Grad der Trockenheit besaſsen, welchen sie später nach 2 wöchentlichem
                              									Liegen an der Luft erreichten. Die beobachteten Volumenveränderungen sind nicht nur
                              									bei verschiedenen Steinsorten, sondern auch bei Steinen von derselben Art ziemlich
                              									verschieden. Bei einigen Steinsorten sind sie ganz gering, bei einigen anderen
                              									beträchtlich gröſser und zum Theil nicht unwesentlich stärker als bei Cementmörtel.
                              									Die verschiedenen Sandsteinsorten zeigen unter sich eine gewisse Regelmäſsigkeit. Es
                              									nehmen nämlich die Volumenschwankungen ab, je poröser der Stein ist und der
                              									dichteste Sandstein
                           
                           
                              
                                 Nr.
                                 Bezeichnung der Steine
                                 Gewicht einesPrismas
                                 Wasser-auf-nahmeg
                                 2 Wochenim Wasserdehnt
                                    											aus(+)mm
                                 2 Wochenan der
                                    											Luftschwindet(–)mm
                                 Bemerkungen
                                 
                              
                                 Trockeng
                                 2 Wochenim Wassergelegeng
                                 
                              
                                   1  2  3  4
                                 Ziegelstein, leicht gebrannt, roth.Desgl., scharf gebrannt,
                                    											weiſsDesgl.,     „           „         „Desgl., sehr hart
                                    											gebrannt, schwarz (Oldbg. Klink.)
                                 ––  84,20111,60
                                 ––  96,70115,40
                                 ––12,50  3,80
                                 + 0,016+ 0,010+ 0,019+ 0,006
                                 – 0,015– 0,009– 0,010– 0,008
                                 Die Steine Nr. 1 u. 2 waren  löchering. Es ist deshalb  die
                                    											Angabe der Gewichte,  weil nicht maſsgebend,  unterblieben.
                                 
                              
                                   5  6  7  8  9
                                 Sandstein, rother, Pfälzer, feinkörnigDesgl.,        
                                    											„          „      grobkörnigDesgl., grüner, feinkörnigDesgl.,
                                    											rother, feinkörnig, von Miltenberg a. M.Desgl.,     „     sehr feinkg.
                                    											„           „          „
                                 104,83107,03107,11116,60123,00
                                 115,43115,25115,37120,85126,90
                                 10,60  8,22  8,26  4,25  3,90
                                 + 0,006+ 0,016+ 0,046+ 0,050+
                                    											0,206
                                 – 0,018– 0,023– 0,055– 0,050–
                                    											0,178
                                 
                                 
                              
                                 10111213
                                 Kalkstein, weiſser poröser, LothringerDesgl., Lothringer
                                    											LiasDesgl., Litorinellenkalk von BieberichDesgl., dichter
                                    											thonhalt.  „        „
                                   92,15110,78123,95127,72
                                 103,40118,83127,70130,55
                                 11,25  8,05  3,75  2,83
                                 + 0,004+ 0,007+ 0,011+ 0,026
                                 – 0,008– 0,008– 0,009– 0,026
                                 Vorzugsweise zu Orna-  menten benutzt.
                                 
                              
                                 1415161718
                                 GranitBasalt von Kirn a. d. NaheDesgl.   „   Oberbrechen bei
                                    											Limburg a. L.Desgl.   „   Steinheim bei HanauDesgl.   „   Naurod
                                    											bei Wiesbaden
                                 130,73135,65145,04149,30155,13
                                 131,48135,90145,25149,78155,34
                                   0,75  0,35  0,21  0,48  0,21
                                 + 0,006+ 0,041+ 0,026+ 0,048+
                                    											0,023
                                 – 0,015– 0,050– 0,027– 0,050–
                                    											0,027
                                 
                                 
                              
                           
                           Nr. 9 zeigt demgemäſs die stärkste Ausdehnung im Wasser und
                              									die stärkste Zusammenziehung an der Luft. Dieselbe Regelmäſsigkeit läſst sich auch
                              									bei den untersuchten Kalksteinsorten unter sich erkennen. Eine besonders auffallende
                              									Erscheinung zeigten zwei der untersuchten Basalte Nr. 15 und 17, welche gleichzeitig
                              									eine verhältniſsmäſsig starke Ausdehnung aufweisen. Dieselben lieſsen nämlich beim
                              									Abtrocknen an der Luft deutlich netzartige Zeichnungen (Haarrisse) erkennen, welche
                              									vor dem Einlegen in Wasser noch nicht beobachtet worden waren (vgl. Wagner's Jahresbericht,
                              									1880 S. 508).
                           Erwähnenswerth ist ferner noch, daſs nach mehr als 2wöchentlichem Verbleiben im
                              									Wasser bei keiner der geprüften Steinsorten eine weitere Zunahme des Volumens
                              									stattfand und daſs die Volumenschwankungen bei denselben Steinprismen wiederholt
                              									hervorgebracht wurden. Vergleicht man die Ausdehnung der Steine mit derjenigen von
                              									Cementsandmörtel in Tabelle S. 302 – reiner Cement kommt nicht in Betracht, da
                              									derselbe in der Praxis keine Verwendung findet – so ergibt sich, daſs mehrere der
                              									untersuchten Steine im Wasser sich stärker ausgedehnt haben, als Mörtel aus 1 Cement
                              									und 3 Sand. Der Sandstein Nr. 9 weist sogar eine 6mal gröſsere Ausdehnung auf, als
                              									im Durchschnitt bei Cementsandmörteln von normaler Beschaffenheit selbst nach
                              									einjähriger Erhärtung im Wasser gefunden wurde. Im Allgemeinen sind jedoch die
                              									Volumen Veränderungen der Steine sowohl, als diejenigen des Mörtels so gering, daſs
                              									dieselben für die Praxis kaum in Betracht kommen.
                           Schiffner bemerkt, daſs er sowohl in Bezug auf reinen
                              									Cement, als auch für solchen mit Sandmischung die Mittheilungen von Schumann bestätigen könne, und fragt an, ob bei
                              									längerer Austrocknung an der Luft die Cementkörper ein geringeres Volumen zeigen als
                              									ursprünglich kurz nach der Anfertigung. Schumann
                              									erwiedert, daſs ein Zurückgehen unter das anfänglich gemessene Volumen stattfände.
                              									Der Fall werde aber praktisch nicht oft vorkommen, da vorschriftlich der Cement
                              									immer naſs gearbeitet werden soll.
                           Ueber das Verhalten von Cementbeton, wenn er dauernd höheren
                                 										Wärmegraden bis zu 250° ausgesetzt ist. Nach Mittheilungen von Feege handelte es sich um die Ausführung eines Gewölbes
                              									über einem Raum, welcher einer Durchschnittstemperatur von 130 bis 150° ausgesetzt
                              									werden sollte. Der Raum hatte eine Länge von 12m
                              									bei 5m Spannung des Gewölbes. Probesteine, welche
                              									längere Zeit gleicher Temperatur ausgesetzt waren, zeigten, daſs der Mörtel die
                              									einmal erlangte Festigkeit nicht wieder verlor, wenn er dauernd einer Temperatur von
                              									130 bis 150° ausgesetzt wurde. Nach Fertigstellung des Gewölbes wurden von dem dabei
                              									verwendeten Cemente eine Reihe Probesteine nach den Normen angefertigt, welche
                              									theils denselben Temperaturwechsel mitmachten, theils im Wasser wie gewöhnlich erhärteten. Es
                              									ergab sich danach folgendes Resultat:
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 a) 1 Tag an der Luft,dann in Wasser
                                 b) 14 Tage an der Luft,dann in Luft von
                                    											150°
                                 
                              
                                 Nach
                                   4
                                 Wochen
                                 20,43k
                                 14,09k
                                 
                              
                                 „
                                 12
                                 „
                                 24,35
                                 15,20.
                                 
                              
                           Die Steine b, 1 Tag vorher bei 250° erhitzt, zogen nur 13,20
                              									gegen 15k,20; dagegen geglüht bis auf etwa 600°
                              									wurden dieselben völlig mürbe, so daſs man sie zerreiben konnte. Diese mürben
                              									Steine, ins Wasser gelegt, erhielten nach weiteren 8 Wochen wiederum eine Festigkeit
                              									von 20k,15, während zu gleicher Zeit Reihe a =
                              										28k,00, Reihe b = 14k,42 erwiesen. Bei einem Alter von 52 Wochen trug
                              									Reihe a = 30k,17 und b 15k,10. Mörtel unter Wasser gehalten nimmt daher
                              									stetig an Festigkeit zu, hört aber mit der Zunahme auf, sowie er heiſser Temperatur
                              									bis zu 150° ausgesetzt wird. Es geht daraus aber auch hervor, daſs derselbe bei
                              									dieser Temperatur die einmal erreichte Festigkeit behält. Für die Praxis erweist
                              									sich, daſs man Betongewölbe, ohne ihre Tragfähigkeit zu beeinträchtigen, einer Wärme
                              									von 130 bis 150° aussetzen darf, daſs man sie aber vorher diejenige Festigkeit
                              									erreichen lassen muſs, welche sie dann im Gebrauche rechnungsmäſsig erweisen müssen.
                              									Mit 150° scheint die Grenze zuträglicher Wärme erreicht zu sein. Bei höherem
                              									Temperaturgrade verliert der Mörtel seine Festigkeit und zum Glühen gebracht, wird
                              									er völlig mürbe.
                           Prüſsing hat vorzugsweise das Verhalten von
                              									Probesteinen gegen feuchte Wärme untersucht. Proben, welche in einem Dampfkessel bei
                              										5at und 147° Wärme 3 Wochen lang gelegen
                              									haben, zeigten, verglichen mit gewöhnlichen Mörtelproben, eine gröſsere Festigkeit.
                              									Bei anderen Steinen, die einer Hitze von 250° nur einen Tag ausgesetzt waren, zeigte
                              									sich eine erhebliche Abnahme. Ein Stein, welcher nach 28 Tagen bei einer Mischung
                              									von 1 : 3 eine Festigkeit von 23k,85 zeigte,
                              									hatte, nachdem er einer Temperatur von 225° ausgesetzt war, nur 15k,15. Ein Mörtel von 1 : 10, welcher im ersten
                              									Falle 8k,2 zeigte, war nach 10 Stunden auf 3k,6 zurückgegangen, ein Mörtel von 1 : 20, welcher
                              									nach 28 Tagen 3k,10 hatte, ging beim Anspannen
                              									entzwei. Nach Frühling verhalten sich die Cemente,
                              									welche im Trockenproceſs hergestellt werden, anders als die mittels des
                              									Schlämmprocesses erzielten. Er hat Cemente beobachtet, welche, nachdem sie 5 bis 6
                              									Stunden der Rothglühhitze ausgesetzt waren, doch noch immer eine Festigkeit von 6
                              									bis 7k behielten, während andere Cemente, welche
                              									aus trockenem Material hergestellt wurden, zerfielen.
                           Ist es zu empfehlen, Cement bei der Mörtelbereitung dem
                                 										Gewichte nach zuzusetzen? Nach Schumann ist es
                              									nicht wegzuleugnen, daſs die Prüfungsresultate keinen Werth haben, wenn man aus den
                              									Festigkeitszahlen nicht
                              									wenigstens einen verhältniſsmäſsigen Schluſs auf die in der Praxis zu erzielende
                              									Festigkeit ziehen kann. Letzteres wird man aber nicht können., wenn man bei der
                              									Prüfung den Cement nach Gewicht beurtheilt, bei der
                              									Verwendung aber ihn nach Maſstheilen verbraucht. Denn
                              									da erfahrungsgemäſs das Hectolitergewicht des Cementes um so gröſser wird, je
                              									schärfer der Cement gebrannt und je gröber er gemahlen ist, und daher Schwankungen
                              									im Gewicht zwischen 110 und 150k vorkommen, so
                              									kann der bei der Prüfung gefundene Vorzug des feineren und voluminöseren Cementes in
                              									der Praxis hinfällig werden, in so fern man von demselben, wenn man ihn abmiſst, ein
                              									geringeres Gewicht anwendet als von dem gröberen Cement. Richtige und in Folge
                              									dessen ökonomische Verwendung des Cementes kann nur dann statthaben, wenn man den
                              									Cement dem Gewicht nach zum Mörtel zusetzt. Daſs man mit der Wage an der Baustelle
                              									arbeiten soll, ist selbstredend ausgeschlossen. Das Arbeiten nach Gewicht läſst sich
                              									aber auf ganz einfache Weise erreichen, wenn man die Hectolitergewichte der
                              									gebräuchlichsten übrigen Mörtelmaterialien in Betracht zieht und danach den Zusatz
                              									des Cementes einrichtet.
                           1hl nasser Sand, wie er gewöhnlich zu
                              									Maurerarbeiten verwendet wird, wiegt durchschnittlich 140k, 1hl Kalkteig
                              									ebenfalls 140k. Nimmt man nun auch das Gewicht von
                              										1hl Cement zu 140k an, dann ist 1 Tonne Cement zu 170k
                              									netto = 121l und 1 Sack zu 60k = 43l. Wenn
                              									man nun für die groſse Praxis annimmt, es sei ein für allemal in jeder Tonne 121l und in jedem Sack 43l Cement hineingemessen worden, und wenn man diesen Volumenverhältnissen
                              									entsprechend bei der Mörtelbereitung Sand hinzumiſst, ohne also den Cement von Neuem
                              									auszumessen, so erspart man also nicht allein beim Cement die Arbeit des Abmessens,
                              									sondern man umgeht auch die damit verbundenen Ungenauigkeiten und erreicht auf diese
                              									Weise, daſs Maſs und Gewicht sich decken.
                           G. Dyckerhoff bemerkt, daſs alle Cemente, ob fein oder
                              									grob gemahlen, leicht oder scharf gebrannt, ein und dieselbe Mörtelausbeute ergeben,
                              									wenn man nur immer dasselbe Gewicht Cement anwendet, obgleich die Volumen
                              									verschieden sind. Es wäre aus praktischen Gründen zweckmäſsig, den Cement in einer
                              									solchen Packung zu versenden, daſs deren Gewicht zugleich als ein bestimmtes Maſs
                              									angesehen werden kann. Welches Gewicht für 1hl
                              									Cement angenommen wird, ist für die Cementindustrie gleichgültig. Doch wird sich das
                              									Gewicht von 140k am meisten empfehlen.
                           Das Betoniren mit Cementmörtel unter Wasser. Nach H. Delbrück ist es bekannt, daſs noch häufig genug der
                              									Beton frei ins Wasser geworfen wird und daſs man besonders in früheren Jahren, wo
                              									Doch weniger Erfahrungen vorlagen, oft Vorwürfe bekam, es seien dem Cement fremde Stoffe
                              									beigemischt, die als feiner Schlamm ausgebaggert werden müſsten. Diese
                              									Schlammbildung entsteht nicht nur durch eine Entmischung des Betons, sondern
                              									namentlich dadurch, daſs die feineren Cementtheile langsamer im Wasser zu Boden
                              									sinken als die übrigen Bestandtheile des Betons und zwar in Folge des gröſseren
                              									Reibungswiderstandes und um so langsamer, je feiner der Cement gemahlen ist. Alsdann
                              									lagern unten grobe Steine, darüber der grobe Sand, dann der feine Sand, dann der
                              									grobe Cement und schlieſslich der feine Cement. Diese grobe Art des Betonirens wird
                              									wohl selten jetzt noch in groſsem Maſsstabe angewendet; man schüttet jetzt in Kästen
                              									und in neuester Zeit durch Röhren. Oft genug sind aber alle diese
                              									Vorsichtsmaſsregeln noch nicht genügend, weil sie diese verschiedene Ablagerung
                              									nicht verhindern und weil der Cement, wenn er im Uebermaſs mit dem Wasser in
                              									Berührung kommt, seine Bindekraft völlig verliert. Diesen Versuch kann man machen,
                              									wenn man selbst schweren gebrannten Cement in einem Becherglas mit viel Wasser
                              									schüttelt. Die Bindekraft ist völlig verloren, das Pulver hat selbst nach ½ Jahr
                              									keinen Zusammenhang. Beim Beton findet wohl eine gewisse Erhärtung statt, weil die
                              									oberen Lagen die unteren zusammendrücken, aber immer nur sehr unvollkommen. Um nun
                              									zu zeigen, eine wie hohe Entwerthung des Baumaterials bei unvorsichtigem Betoniren
                              									stattfinden kann, wurde eine Reihe Versuche in kleinem Maſsstabe gemacht. Die erste
                              									Probe aus 1 Th. Cement und 3 Th. Sand, in einem Glase geschüttelt und absetzen
                              									gelassen, zeigte nach 2 Monaten eine auſserordentlich geringe Erhärtung. Eine andere
                              									Probe von einem Mörtel, welcher lose ins Wasser geschüttet wurde und durch 30cm Fallhöhe sich langsam ablagerte, hatte eine so
                              									geringe Festigkeit bekommen, daſs es nicht möglich war, sie unversehrt
                              									fortzuschaffen. Es wurde versucht, ob es nicht möglich sei, das Uebel dadurch zu
                              									vermindern, daſs man den ausgegossenen Mörtel stampfte; die Erhärtung war aber
                              									ebenfalls eine ganz mangelhafte. Auch die mit einem Klappenkasten ausgeschüttete
                              									Probe zeigte eine ungenügende Erhärtung. Die Proben mit fein gemahlenem Cement sind
                              									noch etwas besser ausgefallen als mit gröber gemahlenem. Bei der Verwendung eines
                              									schnell bindenden Cementes von einer Bindezeit von 1 Stunde hat sich ganz gegen
                              									Erwarten das allerschlechteste Resultat ergeben. Wenn man dicke Lagen von Cement
                              									über einander hat, die nach der Seite nicht ausweichen können und dann Druck
                              									bekommen, so wird vielleicht die Festigkeit nach Jahren ziemlich groſs werden; aber
                              									in der That findet doch eine kolossale Verschwendung an Baumaterial statt. Es sollte
                              									daher aufs Aengstlichste vermieden werden, Beton frei durchs Wasser zu werfen; man
                              									sollte, wenn irgend möglich, die Baugrube trocken legen, und, wenn dies nicht
                              									angänglich, wenigstens durch Röhren, die auf den Grund gestellt werden, den Beton
                              									einführen. Auch die
                              									Betonirung mit Hilfe von Säcken, welche auf einander gepackt durch einen Taucher
                              									geordnet wurden, hat ihre Uebelstände.
                           Büsing hat Gelegenheit gehabt, sehr groſse Betonirungen
                              									auszuführen, und kann versichern, daſs gegen die Trockenbetonirung eine groſse
                              									Abneigung herrscht. Bei den Docksbauten in Wilhelmshafen hat eine Trockenbetonirung
                              									stattgefunden, dabei ist der Boden in einem Dock gebrochen. Die Schäden hat man
                              									nachher auf die Trockenbetonirung geschoben und wahrscheinlich ist jener Umstand
                              									auch die Veranlassung gewesen, daſs in Kiel, wo man recht gut mit geringeren Kosten
                              									dieselbe hätte ausführen können, doch die nasse Betonirung vorgeschrieben wurde. Die
                              									Betonirung in Kiel ist ausgezeichnet ausgefallen, die Trichter waren auf Wagen
                              									gestellt, die Ausschüttung geschah mit sehr geringem Fall. Bei den meisten Arbeiten
                              									wendet man Eimer an und dieses Verfahren gilt unter Bautechnikern als ein recht
                              									gutes. Beim Schleusenbau in Wilhelmshafen ist mit Eimern betonirt worden. Die Arbeit
                              									ist aber so schlecht ausgefallen, daſs, als man anfangen wollte zu mauern, gar kein
                              									Mörtel zu finden war. Delbrück hat gehört, daſs gerade
                              									beim Kieler Dock eine ganz kolossale Masse von nicht vollständig erhärtetem Schlamm
                              									ausgepumpt worden ist. Das ist doch weiter nichts als Cement gewesen und dieser
                              									ausgeschiedene Cement ist dem Mörtel entzogen. Dyckerhoff bestätigt ebenfalls, daſs nasse Betonirung vielfach vorgezogen
                              									wird, weil sie in vielen Fällen auch billiger auszuführen ist als das
                              									Spundwandschlagen und das Trockenhalten der Baugrube, wobei noch die Gefahr des
                              									andringenden Quellwassers zu gewärtigen ist. Die Uferbauten in Mainz sind mit Röhren
                              									ausgeführt, welche auf Schlitten hin und her fuhren und so Kasten um Kasten füllten.
                              									Die Betonirung hat sich ausgezeichnet bewährt.
                           Prüſsing ist der Meinung, daſs Beton nicht ganz frisch
                              									verarbeitet werden sollte; man muſs immer langsam bindenden Cement wählen und ihm
                              									Zeit lassen, etwas anzuziehen. Nach A. Bernoully
                              									scheinen in der groſsen Praxis sich die Verhältnisse doch anders zu gestalten wie
                              									bei den kleinen Proben; denn sonst wären doch so groſsartige Bauten mit Beton nicht
                              									ausgeführt, wie sie thatsächlich bestehen. Er hat Schleusensohlen gesehen, welche
                              									ganz vorzüglich hart und wasserdicht waren; diese wären doch eine einfache
                              									Unmöglichkeit, wenn die Versuche von Delbrück den
                              									Vorgängen im Groſsen entsprächen. Nach G. Dyckerhoff
                              									hat man in England eine Betonirungsmethode angewendet, welche darin besteht, daſs
                              									groſse Kasten mit Säcken oben zugenäht wurden. Er wollte bei Uferbauten ähnlich
                              									verfahren, der Inhalt der 60k-Säcke war aber
                              									selbst nach 3 Monaten unter Wasser nicht erhärtet. Durch Liegenlassen an der Luft
                              									erhärtete die Masse nachher vollständig. Es ist dies nicht anders zu erklären, als
                              									daſs der Cement und Sand im Wasser förmlich suspendirt blieben.