| Titel: | Ueber Radiophonie. | 
| Fundstelle: | Band 241, Jahrgang 1881, S. 313 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Ueber Radiophonie.
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber Radiophonie.
                        
                     
                        
                           Prof. Graham Bell hat am 21. April d. J. in einem in der
                              										National Academy of Arts and Sciences gehaltenen,
                              									u.a. im Engineering, 1881 Bd. 31 * S. 481
                              									wiedergegebenen Vortrage die Ergebnisse seiner jüngsten Versuche auf dem Gebiete der
                              									Radiophonie, Photophonie und Spectrophonie veröffentlicht, die hier im Anschlüsse an
                              									die früheren Beschreibungen (1880 238 409 und 1881 240 318) im Auszuge wiedergegeben werden mögen.
                           Als Bell in Paris mit den Versuchen Mercadier's bekannt wurde, welche klar bewiesen, daſs
                              									die Erzeugung von Tönen durch intermittirende Lichtstrahlen einer Oberflächenwirkung
                              									zuzuschreiben seien, wie Bell schon früher vermuthet
                              									und durch Versuche nachzuweisen versucht hatte, veranlaſste er S. Tainter zu weiteren Versuchen und diese ergaben,
                              									daſs Baumwolle, Kammgarn, Seide, überhaupt Faserstoffe bedeutend lauter unter dem
                              									Einflüsse der intermittirenden Lichtstrahlen tönten als feste Körper, wie Krystalle
                              									oder die bisher verwendeten Platten. Zur Erzielung noch besserer Resultate schloſs
                              										Tainter die zu untersuchenden Stoffe in einen durch
                              									eine Glasplatte verschlossenen Messingtrichter ein, welcher mit einem Hörrohre
                              									verbunden ist. Tainter erhielt bei Faserstoffen stets
                              									mit den dunkelsten Farben die besten Ergebnisse. Da weiſse Baumwolle lautere Töne
                              									als irgend ein anderer weiſser Faserstoff ergab, schwärzte Tainter etwas Baumwolle mit Lampenruſs. Dieser verstärkte die Töne
                              									bedeutend und Tainter versuchte deshalb Lampenruſs
                              									allein. Er setzte ungefähr einen Theelöffel voll davon in einem Reagensglase den
                              									intermittirenden Strahlen aus und erhielt einen lauteren Ton als je bei diesen
                              									Versuchen. Noch stärkere Töne jedoch gab beruſste Drahtgaze.
                           Die auſserordentliche Wirksamkeit des Ruſses bewog Bell,
                              									den vorerwähnten Messingtrichter an Stelle des Selens in seinem Photophon als.
                              									Empfänger zu verwenden. Der Durchmesser des Gebers sowohl, wie des Empfängers betrug
                              										5cm und die Entfernung zwischen Geber und
                              									Empfänger 40m, also das 800 fache des
                              									Durchmessers. Bei noch gröſseren Entfernungen würde es zu schwierig geworden sein,
                              									den Lichtstrahl ohne Hilfe eines Heliostaten beständig auf den Empfänger gerichtet
                              									zu erhalten. Das Versuchsergebniſs war günstig: leise in den Geber gesprochene Worte
                              									und Sätze werden von dem Empfänger hörbar und verständlich wiedergegeben.
                           Die durch die Versuche erwiesene Thatsache, daſs Stoffe von lockerem Gefüge, wie
                              									Baumwolle, Kork, Schwamm, Platinschwamm, Lampenruſs u. dgl., lautere Töne als alle
                              									anderen Stoffe unter der Einwirkung intermittirender Lichtstrahlen ergeben, erklärt
                              										Bell aus der Erwärmung und der dadurch verursachten
                              									Ausdehnung der Theilchen, welche eine Zusammenpressung der Lufträume zwischen den
                              									Theilchen bewirkt, wodurch die Luft ausgestoſsen wird, etwa wie Wasser aus einem
                              									Schwamm, welcher gedrückt wird. Die Kraft, mit der die Luft ausgestoſsen wird, wird
                              									noch wesentlich durch die Ausdehnung der Luft selbst zufolge der Berührung mit den
                              									erwärmten Ruſstheilchen
                              									erhöht. Beim Abschneiden des Lichtstrahles tritt das Entgegengesetzte ein. Preece beobachtete diese Erscheinung auch und sprach
                              									sich in seinem am 10. März vor der Royal Society
                              									gehaltenen Vortrage auf Grund von Versuchen dafür aus, daſs die Platten überhaupt
                              									nicht vibriren, daſs vielmehr, wie Prof. Hughes
                              									behauptet hatte, die Ausdehnung und Zusammenziehung der in dem hohlen Räume hinter
                              									der Platte eingeschlossenen Luft den Ton erzeuge.
                           Bell pflichtet nun dieser Ansicht aus folgenden Gründen
                              									nicht bei: 1) Wird ein intermittirender Lichtstrahl auf eine Platte von Hartgummi o.
                              									dgl. gerichtet, so hört man nicht nur unmittelbar hinter dem empfangenden Theil
                              									einen musikalischen Ton, sondern auch, wenn man das Ohr gegen irgend einen Theil der
                              									Platte richtet, selbst wenn dieser 0m,3 und mehr
                              									von der Stelle entfernt ist, auf welche der Lichtstrahl fällt. 2) Wird der
                              									Lichtstrahl auf das Diaphragma eines Blake'schen Mikrophonsenders gerichtet, so hört
                              									man in dem damit verbundenen Telephon laute musikalische Töne. Der das Mikrophon
                              									umgebende hölzerne Kasten muſs bei diesem Versuche zur Vermeidung eingeschlossener
                              									Luftschichten in der Nähe des Diaphragmas abgenommen werden. Aus diesen beiden
                              									Versuchen schlieſst Bell, daſs der intermittirende
                              									Lichtstrahl unmittelbar Schwingungen des Diaphragmas hervorruft.
                           Nach Rayleigh's Rechnung können zur Hervorrufung von
                              									Tönen geeignete Schwingungen sehr wohl durch periodisches Zuführen und Wegnehmen von
                              									Warme erzeugt werden. Preece versuchte daher, jedoch
                              									ohne Erfolg, die durch intermittirende Lichtstrahlen hervorgerufene Ausdehnung und
                              									Zusammenziehung eines dünnen Streifens so zum Oeffnen und Schlieſsen eines
                              									Stromkreises zu verwenden, daſs in einem eingeschalteten Telephone ein musikalischer
                              									Ton vernehmbar würde. Ein hörbarer Ton wird indessen nach Rayleigh schon durch Schwingungen erzeugt, deren Weite weniger als ein
                              									Zehnmilliontel-Centimeter beträgt, – eine Bewegung, die sicher nicht zum Oeffnen und
                              									Schlieſsen des Stromes in der von Preece versuchten
                              									Weise ausreicht. Die folgenden von Tainter gemachten
                              									Versuche entscheiden mehr zu Gunsten der Ansicht Rayleigh's.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 241, S. 314
                              
                           Ein Streifen, ähnlich dem von Preece verwendeten, wurde
                              									mit dem einen Ende (wie A in Fig. 1) im Mittelpunkte eines Eisendiaphragmas normal zu demselben
                              									befestigt und dann straff angespannt. Sobald der intermittirende Lichtstrahl auf den
                              									Streifen gerichtet wurde, vernahm man mit dem Hörrohre C einen deutlichen, klaren Ton; derselbe kann durch eine rasche Ausdehnung
                              									und Zusammenziehung des in Untersuchung befindlichen Stoffes, ebenso gut aber auch
                              									durch Trans Versalschwingungen des Streifens entstehen. Zur weiteren Untersuchung
                              									wurde ein zweiter dünner Streifen D in der nämlichen in
                              										Fig. 1 dargestellten Weise an dem Streifen A blos in dessen Mitte befestigt. Wenn nun die
                              									Schwingungen des Diaphragmas B von einer auf den
                              									Streifen A wirkenden stoſsenden Kraft herrührten, so
                              									durfte – wie angenommen wurde – durch die Hinzufügung des Streifens D die Erscheinung sich nicht ändern; wenn hingegen die
                              									longitudinale Ausdehnung und Zusammenziehung die erregende Ursache war, so muſste
                              									der Ton verschwinden oder wenigstens schwächer werden. Der auf den Streifen D fallende Lichtstrahl wurde nun unterbrochen und die
                              									Geschwindigkeit der Unterbrechungsscheibe allmählich bis auf Null verringert. Es
                              									wurde dabei nur bei einer gewissen Umdrehungsgeschwindigkeit ein schwacher Ton
                              									hörbar. Dieses Ergebniſs stimmt zu dem ersteren; es hätte nur bei jener bestimmten
                              									Unterbrechungsgeschwindigkeit die Zahl der Unterbrechungen mit der Schwingungszahl
                              									des Streifens D übereinzustimmen, so daſs sich der
                              									Streifen in diesem Falle ganz wie eine Stimmgabel verhielt, deren Ton auf einer
                              									Saite angeschlagen wird.
                           
                           Die VersucheAuch mit festen Körpern wurden noch sehr viele Versuche angestellt und dabei
                                    											bei sorgfältiger gewählten Versuchsbedingungen Töne von Kohle und dünnem
                                    											Mikroskopglas – welche in dem Bostoner Vortrag (vgl. 1880 238 413) als unempfindlich bezeichnet worden
                                    											waren – sowie von gepulvertem Chlorkalium erhalten., welche Bell über die Wirkung intermittirender Lichtstrahlen
                              									auf Flüssigheiten machte, führten trotz des hohen
                              									Absorptionsvermögens der meisten, welches die Erzeugung ganz besonders kräftiger
                              									Töne erwarten lieſs, zur Auffindung einer nur kleinen Anzahl tönender Flüssigkeiten.
                              									Die erzeugten Töne waren nur mit der gröſsten Aufmerksamkeit wahrzunehmen. Die
                              									Flüssigkeiten wurden in sehr lange Reagensgläser gefüllt, deren Oeffnungen man
                              									jeweilig mit einem Hörrohre verband. Die intermittirenden Lichtstrahlen wurden zur
                              									Vermeidung von Nebenwirkungen auf den mittelsten Theil des Glases gerichtet. Ein
                              									schwacher Ton war zu hören: bei mit Tinte gefärbtem Wasser, Schwefeläther, Ammoniak,
                              									ammoniakalischer Kupfervitriollösung, Schreibtinte, Indigolösung in Schwefelsäure
                              									und Chlorkupferlösung. Schwefeläther und Chlorkupferlösung lieferten die besten
                              									Töne.
                           Bei seinen früheren Versuchen mit dem Photophon hatte Bell gefunden, daſs das Selen im Empfänger sehr verschiedenartig wirkte
                              									und daſs es schwer war, zwei Selenstücke zu finden, die unter gleichen
                              									Versuchsverhältnissen dieselben Resultate lieferten, selbst wenn beide von ein und
                              									demselben gröſseren Stück herrührten. Dr. Chichester
                                 										Bell am University College in London hielt nun
                              									die chemische Unreinheit des Selens für die Ursache dieser Erscheinung und die
                              									angestellte Analyse ergab auch fast 1 Proc. Beimischung von Schwefel; auſserdem
                              									wurden noch Eisen, Blei und Arsenik, sowie Spuren von organischen Stoffen gefunden.
                              									Auch mit Tellur, bei welchem Professor W. G. Adams eine
                              									Beeinflussung des elektrischen Widerstandes durch das Licht nachgewiesen hatte,
                              									wurden – abweichend von den älteren Versuchen – bei den neueren Versuchen mit
                              									Tellurspiralen im Telephone Töne gehört, besonders wenn die Spirale und die Batterie
                              									in den primären, das Telephon in den secundären Kreis einer Inductionsspule
                              									eingeschaltet wurden.
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 241, S. 315
                              
                           Wegen der auſserordentlichen Empfindlichkeit des Lampenruſses ersetzte Tainter schon vor der im Januar erfolgten Rückkehr Bell's nach Amerika das Selen in dem elektrischen
                              									Photophonempfänger durch oben genannten Stoff. Er ging dabei von der Ansicht aus,
                              									daſs die durch die intermittirenden Strahlen im Ruſs erzeugte Molecularbewegung sich
                              									in gleicher Weise auf einen denselben durchlaufenden elektrischen Strom übertragen
                              									würde. Auf eine Glasplatte wurde Silber niedergeschlagen und dann der Niederschlag
                              									auf einer schmalen Zickzacklinie z (Fig. 2) wieder entfernt, so daſs nun der Silberbelag
                              									der Glastafel aus zwei gegen einander isolirten Hälften s bestand. Dieser zickzackförmige Zwischenraum wurde nun mit Lampenruſs
                              									ausgefüllt und die beiden Silberbeläge nebst einem Telephon in den Schlieſsungskreis
                              									einer Batterie gelegt. Der intermittirende Lichtstrahl rief in dem Telephon einen
                              									lauten Ton hervor, und es konnte die Vorrichtung auch mit Erfolg zum Fernsprechen
                              									verwendet werden. Gleichzeitig fanden Bell und Tainter, daſs Ruſs zu tönen begann, wenn ein
                              									intermittirender elektrischer Strom hindurchgeschickt wurde, und daſs er demgemäſs
                              									als Telephonempfänger zur Wiedergabe der Sprache auf elektrischem Wege benutzt
                              									werden kann.
                           Aus den Versuchen Bell's, Tainter's, Mercadier's u.a. über die Wirkung
                              									intermittirender Lichtstrahlen ergab sich übereinstimmend eine groſse
                              									Verschiedenheit der Tonstärke verschiedener Körper unter gleichen
                              									Versuchsverhältnissen. Bell und Tainter glaubten nun, aus der Messung dieser
                                 										verschiedenen Tonstärken werthvolle Aufschlüsse zu erhalten; sie benutzten
                              									zu diesem Zwecke als
                              									Maſs die Strecke, um welche ein Körper von dem Brennpunkte der Linse, durch welche
                              									die Lichtstrahlen gingen, entfernt werden muſste, damit die Töne eben aufhörten. Die
                              									gefundenen Werthe lagen zwischen 1m,51 beim
                              									Zinkdiaphragma (polirt) und 6m,50 beim schwarzen
                              									Garn, während bei Lampenruſs ein vollständig hörbarer Ton noch in einer Entfernung
                              									von 10m zu hören war; weiter aber konnte der
                              									Empfänger wegen Mangel an Raum nicht entfernt werden.
                           Tainter's Apparat zur Vergleichung der Tonstärken zweier
                              									Stoffe enthält zwei gleich groſse Linsen in einem Schirme; diese werfen die
                              									Lichtstrahlen auf zwei gegenüber liegende Punkte einer Unterbrechungsscheibe, hinter
                              									der sich in zwei gleich groſsen, auf Prismen verschiebbaren Empfängern die zu
                              									untersuchenden Stoffe befinden. Ein vor der Unterbrechungsscheibe schwingendes
                              									Pendel bewirkt, daſs immer nur ein Strahlenbündel zu seinem Empfänger gelangen kann,
                              									also beide Stoffe abwechselnd tönen. Die Empfänger sind durch Kautschukschläuche mit
                              									einem gemeinsamen Hörrohre verbunden; einer derselben wird nun auf einen bestimmten
                              									Punkt des mit Theilung versehenen Prismas eingestellt und der andere so lange
                              									verschoben, bis beide Tone gleich stark sind. Die Entfernung zwischen beiden
                              									Empfängern ist dann der Vergleichswerth.
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 241, S. 316
                              
                           Bell wiederholte Mercadier's Versuche über die Natur der Ton
                                 										erzeugenden Strahlen, erhielt indessen in einigen Punkten von denen Mercadier's abweichende Ergebnisse. Bell benutzte an Stelle des von Mercadier verwendeten elektrischen Lichtes das Sonnenlicht. Ein Heliostat
                              										A (Fig. 3) warf
                              									einen Sonnenstrahl durch die achromatische Linse B, den
                              									Spalt C, eine zweite achromatische Linse D und das Schwefelkohlenstoffprisma E auf den Empfänger G. Das
                              									erhaltene Spectrum zeigte die hauptsächlichsten Absorptionslinien sehr deutlich. Die
                              									Unterbrechungsscheibe erzeugte 500 bis 600 Unterbrechungen in der Secunde. Das
                              									Spectrum wurde nun mit dem mit einem Spalte versehenen Empfänger G untersucht. Abweichend von Mercadier vernahm Bell in jedem Theile des
                              									sichtbaren Spectrums Töne mit Ausnahme der äuſseren Hälfte des Violet. Sonst waren
                              									die Ergebnisse mit denen Mercadier's
                              									übereinstimmend.
                           Bell wendete an Stelle der bisher im Empfänger
                              									benutzten, beruſsten Drahtgaze verschiedene Stoffe an. Als der Empfänger mit rothem
                              									Garn gefüllt wurde, zeigten sich ganz andere Erscheinungen. Das Maximum der
                              									Tonintensität lag im Grün und zwar in dem Theile, in welchem die rothe Wolle schwarz
                              									erschien. Zu beiden Seiten des Maximalpunktes erstarb der Ton allmählich und zwar
                              									einerseits in der Mitte des Indigoblau, andererseits im unsichtbaren Roth. Bei
                              									grüner Seide lagen die Grenzen in der Mitte des Blau und im Anfang des unsichtbaren
                              									Roth. Das Maximum war im Roth. Hartgummischnitzel ergaben ein Maximum im Gelb; die
                              									Grenzen lagen in dem Uebergang zwischen Grün und Blau und an der äuſseren Grenze des
                              									Roth.
                           Zur Untersuchung von Schwefeläther wurde ein Reagensglas an Stelle des Empfängers G verwendet. In allen Theilen des sichtbaren Spectrums
                              									herrschte vollständige Stille, nur an einem gewissen Punkte des unsichtbaren Roth
                              									war ein deutlicher Ton vernehmbar. Bei Joddämpfen lag das Maximum im Grün und die
                              									Grenzen einerseits zwischen Blau und Indigoblau, andererseits in der Mitte des Roth.
                              									Stickstoffoxydul ergab in allen Theilen des Spectrums Töne mit Ausnahme des
                              									unsichtbaren Roth. Das Maximum schien im Blau zu liegen.
                           Bei Verwendung eines Selenempfängers mit Batterie und Telephon lag das Maximum im
                              									Roth. Die Töne erstreckten sich einerseits bis in das unsichtbare Roth, andererseits
                              									bis in die Mitte des Violet.
                           
                           Bell verglich nun die erhaltenen Resultate mit den
                              									Absorptionsspectren verschiedener untersuchter Stoffe und fand, daſs die Natur der intermittirenden Strahlen, welche verschiedene
                                 										Körper tönen machen, von der Natur der den Strahlen ausgesetzten Körper selbst
                                 										abhängt und daſs die Töne immer durch solche Strahlen des Spectrums erzeugt
                                 										werden, welche der betreffende Stoff absorbirt.
                           Die Ergebnisse dieser Versuche führten Bell zur
                              									Construction eines neuen Instrumentes, welches er Spectrophon (vgl. Proceedings of the Philosophical
                                 										Society of Washington, 16. April 1881) nennt. An einem gewöhnlichen
                              									Spectroskop entfernte er das Okular und ersetzte dasselbe durch ein Hörrohr; die zu
                              									untersuchenden Stoffe werden in den Brennpunkt des Instrumentes gebracht und zwar
                              									hinter eine Blende mit Spalt. Wird nun z.B. das Innere des spectrophonischen
                              									Empfängers angeruſst und mit Stickstoffoxydgas gefüllt – eine Zusammenstellung,
                              									welche in allen sichtbaren wie unsichtbaren Theilen des Spectrums gut hörbare Töne
                              									liefert, – so werden, wenn die intermittirenden Strahlen durch irgend einen Stoff,
                              									dessen Absorptionsspectrum gesucht wird, gehen, bei der Untersuchung des Spectrums
                              									Perioden von Tönen und Stille wahrgenommen; die Stellen, bei denen Stille eintritt,
                              									stimmen mit den Absorptionslinien des untersuchten Stoffes überein. Allerdings ist
                              									nicht zu verkennen, daſs in den sichtbaren Theilen des Spectrums das Auge weit
                              									sicherere Beobachtungen zuläſst; für die Untersuchung der unsichtbaren Theile des
                              									Spectrums jedoch hat die Beobachtung mit dem Ohre sicher hohe Bedeutung. Für die
                              									Untersuchung der unsichtbaren Theile des Spectrums genügt Lampenruſs allein im
                              									Empfänger vollständig; derselbe gibt namentlich im unsichtbaren Roth sehr deutliche
                              									Töne.
                           Mit dem Spectrophon wurden u.a. folgende Versuche angestellt: 1) Der Lichtstrahl
                              									wurde durch eine gesättigte Alaunlösung geleitet. In dem unsichtbaren Roth zeigte
                              									sich ein schmales Band von Strahlen der schwächsten Brechung, welches die Reihe der
                              									Töne unterbrach; die Töne in dem sichtbaren Theile des Spectrums schienen
                              									unverändert zu sein. 2) Ein dünnes Hartgummiplättchen wurde eingeschaltet. Es
                              									ergaben sich sehr deutliche Töne in jedem Theile des unsichtbaren Roth, aber gar
                              									keine in dem sichtbaren Theile des Spectrums mit Ausnahme der äuſseren Hälfte des
                              									Roth. – Diese beiden Versuche erklären die schon früher von Bell beobachtete Erscheinung, daſs Selen auch Töne ergab, wenn der
                              									Lichtstrahl durch Hartgummi und Alaun gleichzeitig ging.