| Titel: | M. A. Starke's und H. Meffert's Schiebersteuerungen mit Expansionsventil für Dampfmaschinen. | 
| Fundstelle: | Band 241, Jahrgang 1881, S. 332 | 
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                        M. A. Starke's und H. Meffert's Schiebersteuerungen mit
                           								Expansionsventil für Dampfmaschinen.
                        Patentklasse 14. Mit Abbildungen auf Tafel 24.
                        Schiebersteuerungen mit Expansionsventil für
                           								Dampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           Steuerungen mit gewöhnlichem Schieber und Expansionsventilen sind schon seit längerer
                              									Zeit bekannt. Sie wurden in der Regel in der Weise ausgeführt, daſs ein auf oder vor
                              									dem Schieberkasten angebrachtes Ventil von einem Daumenmuff mit schraubenförmiger
                              									Abfallkante bewegt wurde, welche, auf der Spindel des Regulators oder auf einer
                              									Steuerwelle befindlich, direct oder indirect mit der Hülse desselben verbunden war.
                              									Nach Einführung der auslösenden Steuerungen lag es nahe, die Ventile mit einem
                              									Auslösemechanismus zu versehen, und derartige Anordnungen sind denn auch in neuerer
                              									Zeit mehrfach ausgeführt worden. Man kann diese combinirten Schieber- und
                              									Ventilsteuerungen in zwei Hauptklassen theilen, nämlich in solche, bei welchen der
                              									Ventilsitz im Schieber liegt, das Ventil also an der Bewegung des Schiebers
                              									theilnehmen muſs, und solche, bei welchen der Ventilsitz im Schieberkasten bezieh.
                              									in einem besonderen Gehäuse festliegt. Zu der ersten Klasse gehört u.a. die
                              									Steuerung von F. Reusing (1879 233 * 436). Dort sind zwei Ventile benutzt,
                              									deren Achsen in der Schubrichtung des Schiebers liegen. Dieselben müssen vor
                              									Umkehrung der Schieberbewegung geschlossen werden, gestatten also nur geringe
                              									Füllungen.
                           Bei der Steuerung von M. A. Starke in Hirschberg, Schlesien (* D. R. P. Nr. 3529 vom 13. April 1878) trägt der kastenartige Schieber
                              										ein Ventil (vgl. Fig. 1 bis
                              										3 Taf. 24), dessen zur Schieberrichtung senkrechte Spindel auf dem
                              									Querstück q bei der Bewegung des Schiebers hin- und
                              									hergleitet. Das Querstück q aus gehärtetem Stahl ist
                              									oben auf einer in den Schieberkasten hineinragenden Stange p befestigt, welche mit Hilfe der auf Rollen o einwirkenden keilförmigen Knaggen n bei
                              									jeder Kurbelumdrehung zweimal gehoben wird und dabei das Ventil öffnet. Die
                              									entsprechende Bewegung der Knaggen n geht von einer
                              									Scheibe f aus, welche durch ein Excenter eine
                              									schwingende Bewegung erhält. Mittels zweier Lenkstangen werden von f die beiden prismatisch geführten Klinkenträger g gleichmäſsig in entgegengesetztem Sinne hin- und herbewegt, wobei
                              									die Klinken i gegen die Backen k der Steuerstangen s stoſsen und diese mit
                              									den darauf befestigten Knaggen n bis zur Auslösung
                              									vorschieben. Letztere erfolgt durch Anstoſs der Klinken an die mit dem Regulator
                              									verbundenen Auslösestifte (vgl. Schnitt I-II Fig. 3). Für
                              									den Rückgang der Stangen s kommen die Federn m und Luftbuffer l zur
                              									Wirkung. Der schnelle Schluſs des Ventiles wird durch eine in seiner Höhlung
                              									befindliche Feder gesichert. Wegen des nöthigen todten Ganges zwischen Klinken i und Backen k sowie
                              									zwischen Knaggen n und Rollen o und zwischen Querstück q und Ventilspindel
                              										p ist dem Expansionsexcenter eine gröſsere
                              									Voreilung (etwa 50 bis 60°) zu geben.
                           Eine zweite Anordnung von M. A. Starke (* D. R. P. Nr.
                              									4242 vom 13. April 1878 nebst Zusatz * Nr. 12111 vom 22. Juni 1880) ist der zweiten
                              									Hauptklasse mit festliegendem Ventilsitz zuzurechnen. Es sind hier, wie aus Fig.
                                 										4 bis 6 Taf. 24 zu
                              									ersehen, welche die neuere Anordnung des Zusatzpatentes zeigen, zur Vermeidung
                              									langer Dampfkanäle zwei gesonderte Schieberkasten mit je einem darauf gesetzten
                              									Ventilgehäuse vorhanden. Die Bewegung der Ventile geht wieder von einer schwingenden
                              									Scheibe a aus, deren oberer Theil zwei Hubdaumen
                              									bildet. Auf diese stützen sich unter Einschaltung von Rollen die prismatisch
                              									geführten Stangen e, welche bei ihrem abwechselnd
                              									erfolgenden Aufgange auf die Klinken f einwirken, von
                              									denen die Bewegung durch Hebel und Zugstangen auf die Ventile übertragen wird. Der
                              									den Auslöser bildende Bolzen s1, welcher in dem Winkelhebel s befestigt ist (vgl. Schnittfigur 6), erhält von der
                              									Scheibe a aus durch Vermittlung des Hebels p ebenfalls eine hin- und hergehende Bewegung. Die
                              									Verstellung des Auslösers vom Regulator geschieht mittels der Zugstange t durch Drehung des Winkelhebels s. Die Bewegung der Scheibe a, wie auch des Vertheilungsschiebers, erfolgt durch Excenter unter
                              									Einschaltung von Hebeln. Bei der früheren Anordnung (D. R. P. Nr. 4242) war eine
                              									besondere Steuerwelle angeordnet, von welcher aus sowohl Schieber, als Hubscheibe
                              									angetrieben wurden. Ferner standen die beiden Hubstangen e nicht neben, sondern hinter einander, wobei einige Theile in ungünstiger
                              									Weise auf Drehung beansprucht wurden.
                           Ob diese Starke'schen Steuerungen sehr viel günstiger
                              									wirken als die eingangs erwähnten, bei welchen das Expansionsventil durch einen
                              									verschiebbaren Daumenmuff mit schraubenförmiger Abfallkante bewegt wird, dürfte zu
                              									bezweifeln sein, da auch bei jenen Daumenscheiben benutzt sind und ein schneller
                              									Ventilschluſs sich auch mit solchen allein ohne Anwendung von Klinkenmechanismen
                              									erreichen läſst. Endlich dürfte auch die Verschiebung des Daumenmuffes nur wenig
                              									mehr Arbeit erfordern als die Verstellung des Auslösers bei der 
                              									Starke'schen Steuerung. Der mehrfache Kraftschluſs mit
                              									höherer Paarung und den vielen Federn (auſser bei den Ventilen und Klinken ist auch
                              									bei den Stangen e der Rückgang durch Federn gesichert)
                              									ist jedenfalls ein Nachtheil der Steuerung. Vor der oben erwähnten Reusing'schen Steuerung haben beide Anordnungen von Starke den Vorzug, daſs der Ventilschluſs sowohl
                              									während des Vorganges, als auch während des Rückganges des Schiebers stattfinden
                              									kann, also beliebig groſse Füllungsgrade zulässig sind.
                           Der letzterwähnte Vorzug mangelt wieder der in Fig. 7 Taf.
                              									24 gezeichneten Steuerung von H. Meffert in Kalk bei Köln (* D. R. P. Nr. 14 361 vom 7. December 1880), welche dagegen den Vortheil
                              									gröſserer Einfachheit bietet. Wie die Starke'sche
                              									Steuerung Fig. 1 bis
                              										3 arbeitet auch diese mit einem im Schieber gelagerten Ventil, welches
                              									seine Bewegung von der Schieberstange s aus durch den
                              									Hebel n, die Zugstange g
                              									und die beiden Winkelhebel c und d erhält. Die Stange g
                              									geht nämlich auſserhalb des Schieberkastens in ein Rohr über, welches einen kleinen
                              									Kolben m enthält. In einen Schlitz des letzteren greift
                              									der obere Arm des Hebels n, so daſs derselbe sich
                              									gleichmäſsig mit der Schieberstange, aber im entgegengesetzten Sinne hin- und
                              									herbewegt und dabei abwechselnd die Klinken k und l, welche an g gelagert
                              									sind, mitnimmt. Geht also z.B. der Schieber mit den Lagern der Hebel c und d aus der
                              									gezeichneten Mittelstellung nach links, so wird das Kölbchen m – und durch Vermittlung der Klinke l auch
                              									die Stange g – nach rechts geschoben und hierdurch ein
                              									schnelles Oeffnen des Ventiles erzielt. Ist durch Anstoſs der Klinke an den
                              									keilförmigen, auf g verschiebbaren Auslöser i die Klinke ausgehakt worden, so wird das Ventil durch
                              									die Feder f geschlossen und dabei die Stange g wieder nach links geschoben. Sie bewegt sich dann
                              									gleichmäſsig mit dem Schieber weiter, während das Kölbchen m seinen Weg in entgegengesetzter Richtung fortsetzt. Hat die Auslösung
                              									vor der Umkehrung des Schiebers nicht stattgefunden, so tritt sie überhaupt nicht
                              									mehr ein. In der Zeichnung ist der Schieber ohne Ueberdeckung dargestellt; doch ist
                              									kein Grund vorhanden, welcher dies nöthig machte.
                           
                              Whg.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
