| Titel: | Ueber Universal-Walzwerke. | 
| Autor: | D. | 
| Fundstelle: | Band 241, Jahrgang 1881, S. 338 | 
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                        Ueber Universal-Walzwerke.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 25.
                        Ueber Universalwalzwerke.
                        
                     
                        
                           Seitdem vor etwa 2 Jahren der Engländer Edw. Hutchinson
                              									das in Fig. 8 Taf. 25 dargestellte Universalwalzwerk veröffentlicht hat (vgl.
                              									1880 236 * 201), sind mehrere neue Constructionen
                              									patentirt worden, welche sämmtlich mehr oder weniger die Einrichtung haben, daſs die
                              									Auswalzung in geschlossenen Kalibern erfolgt, ohne daſs die Bedingungen zur
                              									Vermeidung der Bildung eines sogen. „Grates“ erfüllt worden wären.
                              									Bekanntlich bestehen diese bei den gewöhnlichen Walzenkalibern (Fig. 9)
                              									darin, daſs man bei der Walzung aus dem offenen Kaliber 1 in 2 den Stab um 90°
                              									dreht, wobei der bei a und b gebildete Grat wieder flach gedrückt wird, dann den Schluſs cd von 2 und 3 nach ef verlegt, so daſs
                              										3 ein geschlossenes Kaliber bildet, in welchem die
                              									Gratbildung dadurch vermieden wird, daſs für die Breitung des Stabes genügend
                              									zugegeben wird.
                           Bei der Herstellung des Flacheisens im gewöhnlichen Universalwalzwerk mit einem Paar
                              									horizontaler und einem Paar verticaler Walzen entsteht ein Querschnitt mit
                              									aufgestauchten Seitenflächen (Fig. 10),
                              									wenn die letzteren in der Walzrichtung hinter den ersteren liegen; bei umgekehrter
                              									Lage erhält der Querschnitt die Form nach Fig. 11,
                              									weil die Breitung nach dem Durchgange durch die verticalen in den horizontalen
                              									Walzen erfolgt, und wird dieser Anordnung der Vorzug gegeben. Soll beides vermieden
                              									werden, so müssen bei erstbeschriebener Anordnung die verticalen Walzen bei den
                              									letzten Stichen aus einander geschraubt werden, so daſs sie alsdann nicht mehr
                              									stauchend wirken. Hutchinson bildet die seitliche
                              									Begrenzung des Kalibers durch die Ringe B und D (Fig. 8),
                              									welche auf den zugehörigen Walzen A und C lose aufgesteckt sind und in entsprechenden
                              									Einschnitten eingreifen. Die Bildung des Grates wird also bei c und d erfolgen, wenn
                              									nicht die Einrichtung so getroffen ist, daſs die Oberwalze während des Betriebes in
                              									der Richtung e verschoben werden kann, so daſs das
                              									Kaliber erbreitert wird; hierüber sowie überhaupt über die bisherigen
                              									Betriebsresultate, welche dieses Walzwerk ergeben hat, sind bisher keine
                              									Veröffentlichungen erfolgt.
                           Der Schwede W. Wenström hat das in Fig. 12
                              									Taf. 25 dargestellte Universalwalzwerk (vgl. * S. 296 d. Bd.) patentiren lassen, bei
                              									welchem die Achsen der 4 Walzen in einer gemeinschaftlichen Ebene liegen, und würde
                              									hierbei die Gratbildung in allen 4 Ecken des Kalibers unvermeidlich sein, wenn die
                              									Anstellung der Walzen während des Betriebes nur in verticaler Richtung erfolgt, wie
                              									die Pfeile anzeigen; auch hier muſs eine Erweiterung des Kalibers nach jedem
                              									Durchgange des Stabes
                              									durch Auseinanderstellen der verticalen Walzen ermöglicht werden, wenn diese
                              									Construction praktische Erfolge erzielen soll.
                           In Armengaud's Publication
                                 										industrielle, 1881 Bd. 27 S. 253 wird das Flacheisenwalzwerk des
                              									französischen Ingenieurs A. Flotat ausführlich
                              									beschrieben und sind hieraus die Fig. 13 bis
                              										15 Taf. 25 in vereinfachter Form entnommen. Wie ersichtlich, bildet
                              									dasselbe im Wesentlichen eine Erweiterung des Hutchinson'schen Systemes vom Duo auf das Trio; es werden aber hier nicht
                              									nur die Seitenflächen durch die losen Ringe A der
                              									Mittel walze gebildet, sondern abwechselnd auch die oberen und unteren Seitenflächen
                              									durch die Ringe B und C
                              									der Ober- und Unterwalze, deren Befestigungsweise in Fig. 14 und
                              										15 in vergröſsertem Maſsstab dargestellt ist. Die Mittelwalze liegt fest,
                              									die Ober- und Unterwalze sind während des Betriebes in verticaler Richtung
                              									verstellbar; behufs Neubildung eines Fertigkalibers von bestimmter Breite werden
                              									sämmtliche Ringe ausgewechselt. Ein Erbreitern der Kaliber während des Betriebes ist
                              									hier nicht möglich; indessen muſs zugegeben werden, daſs bei einem Trio die
                              									Gratbildung nicht in dem Maſse entstehen kann als bei einem Duo, weil beim Walzen
                              									von Kaliber 1 nach 2
                              									dieselbe einmal oben und einmal unten stattfindet, so daſs der Grat stets wieder
                              									flach gedrückt wird. Es muſs indessen jedenfalls ein sehr genauer Schluſs im Kaliber
                              									vorausgesetzt und der Ansatz D (Fig. 15)
                              									der Mittel walze dem vollen Seitendrucke entsprechend construirt werden, welcher
                              									bekanntlich in geschlossenen Kalibern sehr groſs ist, nachdem ja die in einer Breite
                              									von 150mm angegossenen Ränder noch abgeschert
                              									werden, selbst wenn für die Breitung zugegeben wurde. Flotat betrachtet 1 und 2 als Vorkaliber, kann also beim Uebergange auf 3 und 4 der Breitung in
                              									geringem Maſse Rechnung tragen; sollte aber in 1 und
                              										2 eine Gratbildung stattgefunden haben, so ist
                              									dieser Fehler hierdurch nicht mehr zu beseitigen und bei dem starken Verschleiſse,
                              									dem die Ränder aller Walzen unterworfen sind, ist ein ganz tadelloser Schluſs nicht
                              									lange zu erhalten.
                           Wenn somit die Erfinder der neuen Universalwalzwerke wohl bestrebt waren, die Mängel
                              									des alten: die Seitenflächen aufzustauchen oder abzurunden, zu beseitigen, so tritt
                              									dagegen die Schwierigkeit auf, die Gratbildung zu vermeiden, welche bei letzterem
                              									gar nicht vorhanden ist. Auch eine erhebliche Vereinfachung der Construction läſst
                              									sich nicht erkennen, und bedenkt man, daſs die erwähnten Mängel in der Praxis auf
                              									ein Minimum gebracht werden, so muſs man bezweifeln, daſs die Neuerungen durch ein
                              									wirkliches Bedürfniſs hervorgerufen werden. In noch höherem Maſse gilt dies von dem
                              										Flotat'schen Universalwalzwerke für Profileisen,
                              									welches a. a. O. veröffentlicht wird und dessen Anordnung in Fig. 16
                              									Taf. 25 skizzirt ist. Der Erfinder will mittels desselben jede nur denkbare
                              									Profilform herstellen, wie aus Fig. 17
                              									ersichtlich ist, ohne indessen die Entwicklung dieser Fertigkaliber aus der Block- oder Paketform
                              									anzugeben, welche wesentlich durch das Anstellen der Oberwalze in verticaler
                              									Richtung erfolgen muſs, da die Neigung der unteren Walzen nur in geringem Maſse
                              									durch Keile, welche unter den Lagern liegen und mittels Schrauben bewegt werden,
                              									verändert werden kann. Es ist ferner nicht ersichtlich, in welcher Weise diejenigen
                              									Flächen glatt und geradlinig gewalzt werden sollen, weiche in den nach 3 Seiten
                              									offenen Kalibern keine Begrenzung erhalten; die Kanten derselben würden bei der
                              									vorliegenden Einrichtung die Form des unbeschnittenen Bleches annehmen, so daſs,
                              									hiernach allein zu urtheilen, der Vorschlag als eine unfertige Studie betrachtet
                              									werden muſs. Daſs auf dem angedeuteten Wege ein für die Praxis werthvolles Resultat
                              									zu erreichen ist, muſs bezweifelt werden; denn bis jetzt haben umständliche
                              									Walzwerke sich noch nicht bewährt und werden nur gezwungener Weise zur Herstellung
                              									besonderer Formeisen, wie Radreifen, Scheiben zu Vollrädern u. dgl., benutzt. Wenn
                              									aber Flotat den bestehenden Profileisen Walzwerken eine
                              									Reihe von Mängeln nachweist, so darf dem entgegengehalten werden, daſs z.B. ein
                              									Trio, mit welchem in 24 Stunden 300000k
                              									Stahlschienen hergestellt werden, diese Mängel doch nur in geringem Maſse besitzen
                              									kann und jedenfalls die Construction eines Universal Walzwerkes mit conischen
                              									Getrieben für eine solche Leistung eine höchst schwierige Aufgabe sein würde.
                           
                              
                                 D.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
