| Titel: | Neuerungen in Sicherheitsschlössern; von A. Lüdicke, Professor an der technischen Hochschule in Braunschweig. | 
| Autor: | A. Lüdicke | 
| Fundstelle: | Band 241, Jahrgang 1881, S. 348 | 
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                        Neuerungen in Sicherheitsschlössern; von A. Lüdicke, Professor an der technischen Hochschule in Braunschweig.
                        Patentklasse 68. Mit Abbildungen auf Tafel 27.
                        A. Lüdicke, über Neuerungen in Sicherheitsschlössern.
                        
                     
                        
                           Wie nicht anders zu erwarten, erstreckt sich der gröſste Theil
                              									der bis jetzt im Deutschen Reiche auf Sicherheitsschlösser ertheilten Patente auf
                              									Chubbschlösser und Schlösser mit Stechschlüssel. Zu den Chubbschlössern rechne ich
                              									alle jene mit mehr als einer flachen Zuhaltung versehenen, bei denen die Einstellung
                              									der Zuhaltungen durch Drehen des mit einem
                              									treppenförmigen Bart versehenen Schlüssels erfolgt. Zu den Schlössern mit
                              									Stechschlüssel gehören alle nach Art des Brahma-, Yale-, Höller-, Styria- oder
                              									Kleinau-Schlosses gebauten; das letztere ist in diesem Journal bereits ausführlich
                              									besprochen worden (vgl. 1878 229 * 523. 1879 231 * 310). Verschwindend ist die Zahl der Schlösser, welche nach dem beim
                              									bekannten Buchstabenschloſs befolgten Princip gebaut sind, klein auch die Zahl der
                              									Combinationen zweier einfacher Sicherheitsschlösser.
                           Die Neuerungen an Chubbschlössern betreffen folgende Hauptpunkte: Die Zuhaltungen
                              									werden so angelegt, daſs minimale Abweichungen in der Höhe der Bartstufen das
                              									Oeffnen des Schlosses unmöglich machen; man sucht die Zuhaltungsfedern, welche am
                              									häufigsten Ursache zu Störungen geben, zu vermeiden; das Schloſs wird für Gebrauch
                              									des Schlüssels von beiden Seiten eingerichtet; der Schlüssel dient nur zur
                              									Einstellung der Zuhaltungen, die Riegelbewegung erfolgt durch die Nuſs; Falle und
                              									Riegel werden vereinigt. – Neuerungen an Brahma- oder Yaleschlössern sind gar nicht
                              									zur Patentirung gelangt. Theilt man die Sicherheitsschlösser nach Lage und Bewegung
                              									der Zuhaltungen ein, so würde der Gruppe, welcher das Brahmaschloſs angehört, auch
                              									das von R. Keilhack in Dresden (Erl. * D. R. P. Nr.
                              									1957 vom 27. September 1877)Uebertragen auf Wilh. M. Pfuhl in
                                    										Dresden. angegebene Schloſs beizuzählen sein. Die flachen Zuhaltungen
                              									desselben stehen senkrecht zum Schloſsblech und werden durch den flachen, aus
                              									Stahlblech hergestellten und an der Stirn mit Stufen versehenen Schlüssel in das
                              									Schloſs hineingedrückt. In neuer, aber keineswegs bedeutend verbesserter Auflage
                              									erscheint das Höllerschloſs in der Ausführung von H.
                                    										Hammer in Hannover (* D. R. P. Nr. 12181 vom 12. Mai 1880). Die 4
                              									Stiftzuhaltungen Yale'scher Anordnung liegen in einer zur Schlüsselrohrachse
                              									senkrechten Ebene und sind unter 90° gegen einander versetzt. Der Schüssel kann von
                              									beiden Seiten gebraucht werden. – Als Styriaschlösser erweisen sich die in den
                              									Patenten von Karl Ade in Stuttgart (* D. R. P. Nr. 1585
                                 									vom 5. August 1877 und Zusatz Nr. 1767 vom 6. September 1877), von C. Hermann in Nürnberg bezieh. J. Ostertag in Aalen (* D. R. P. Nr. 8219 vom 11. April 1879, bezieh. Nr.
                              									9208 vom 15. Februar 1879: Neuerungen am Ade'schen Schloſs) beschriebenen Schlösser.
                              									– Von demselben Gedanken wie Kleinau ist auch R. M. Sander in Hamburg (Erl. * D. R. P. Nr. 3752 vom
                              									23. Juli 1878) ausgegangen. Der Stechschlüssel macht bei dem Einstecken den Riegel
                              									so frei, daſs letzterer ein kleines Stück hineingeschoben werden kann. Während
                              									dieser Bewegung werden erst die Zuhaltungen eingestellt und gestatten bei richtiger
                              									Lage das völlige Hereinziehen des Riegels. Auch bei dem Schloſs von E. G. Müller und G. J. Preuſsger in Zittau (* D. R. P.
                                 									Nr. 1343 vom 15. Juli 1877 und Zusatz Nr. 5044 vom 12. September 1878) erfolgt das
                              									Ausheben der Zuhaltungen bei dem Zurückziehen des Riegels. Es fehlt aber diesem
                              									Schloſs die Sperrung des völlig ausgeschlossenen Riegels durch eine Zuhaltung,
                              									welche bei Kleinau und Sander vorhanden ist und durch das Einschieben des Stechschlüssels gelöst
                              									wird.
                           
                           Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, daſs die verschiedenen Sicherheitsschlösser sehr
                              									verschiedene Sicherheitsgrade besitzen. Dieser wird der Verwendung des Schlosses
                              									entsprechend gewählt. Sei nun diese Sicherheit verhältniſsmäſsig groſs oder klein,
                              									so muſs bei der Construction aller Sicherheitsschlösser ein Punkt in gleicher Weise Berücksichtigung finden. Der Besitzer des
                              									Schlüssels muſs bei dem Verschlieſsen ohne weiteres die Ueberzeugung erlangen, das Schloſs ist wirklich verschlossen. Dies ist
                              									selbstverständlich. Verstöſse dagegen sollte man kaum erwarten. Und dennoch findet
                              									sich unter den „patentirten Sicherheitsschlössern“ eine ganze Reihe von
                              									Constructionen, bei welchen dieser wichtigen Bedingung gar keine Beachtung geworden
                              									ist. Es darf deshalb nicht in Erstaunen setzen, wenn Schlösser mit recht gutem
                              									Sicherungsapparate unter gewissen bei dem Gebrauche häufig auftretenden Bedingungen
                              									eine geringere Sicherheit als jedes französische Thürschloſs besitzen. Was hilft ein
                              									vorzüglich ersonnener und ausgeführter Sicherheitsapparat, wenn die Möglichkeit
                              									nicht fern liegt, daſs der vorgeschobene und scheinbar gesicherte Riegel mit dem
                              									Drücker allein wieder zurückgezogen werden kann! Bei der nachfolgenden Besprechung
                              									werde ich wiederholt Gelegenheit nehmen, auf diesen Punkt zurückzukommen.
                           
                        
                           Neuerungen an Chubbschlössern.
                           Theodor Hornauer in Dresden (* D. R. P. Nr. 9389 vom 14.
                                 									October 1879 und Zusatz * Nr. 12052 vom 3. Juni 1880) hat das Chubbschloſs so
                              									umgebaut, daſs der Gebrauch von Hauptschlüsseln ohne Verminderung der Sicherheit
                              									möglich ist. Das Schloſs, dessen Falle zugleich als Riegel dient, zeigt Fig.
                                 										1 Taf. 27. Bei der in vollen Linien verzeichneten Stellung der Zuhaltungen
                              										z ist ein Drehen der Nuſs N möglich; der Riegel R kann zurückgezogen
                              									werden. Will man verschlieſsen, so wird der zum Schloſs gehörende Schlüssel S eingeführt und im Sinne des Pfeiles 1 gedreht. Der Bart ergreift die Zuhaltungen bei m und verlegt sie in die durch punktirte Linien
                              									angegebene Lage. Der Haken f faſst hinter die Nase i der Nuſs und hindert eine weitere Drehung derselben.
                              									Ein gewaltsames Zurückdrängen des Riegels durch in die Thürspalte eingeklemmte
                              									Werkzeuge oder durch einen Druck gegen den Riegelkopf ist dadurch verhindert, daſs
                              									sich die Flächen k der Zuhaltungen gegen die Fläche l am Riegel legen. Will man das Schloſs öffnen, so ist
                              									der Schlüssel im Sinne des Pfeiles 2 zu drehen. Der
                              									Bart greift dann bei m1
                              									an. Damit die Zuhaltungen die durch den Schlüssel gegebene Lage nicht ändern, ruft
                              										Hornauer durch Einlegen von federnden Ringen r zwischen je zwei Zuhaltungen bez. den äuſsersten
                              									Zuhaltungen und den Schloſswänden Reibung hervor. Dies erscheint doch etwas
                              									unsicher. Das Schloſs ist zum Verschluſs von Zimmerthüren und Hausthüren bestimmt,
                              									also unausbleiblich starken Erschütterungen ausgesetzt, welche recht wohl eine Lagenänderung
                              									herbeiführen können. Tritt eine solche ein, so ist der Schlüssel einzuführen, um das
                              									Schloſs wieder in gebrauchsfähigen Zustand zu versetzen. – Die federnden Ringe r bedingen, da für vollständig gleiche Abstände
                              									zwischen den einzelnen Zuhaltungen keine Sicherheit geboten ist, um richtigen
                              									Angriff des Schlüsselbartes zu erzielen, gröſseres Spiel in den Bartstufen. Daſs der
                              									Zahn f1 der Zuhaltungen
                              									Vexirzahn ist, d.h. bei etwaigen Sperrversuchen irre führen soll, bedarf wohl kaum
                              									der Erwähnung. Der zu dem Schlosse gehörige Hauptschlüssel S1 (Fig. 2) ist
                              									bei dem Zuschlieſsen im Sinne des Pfeiles 2, also
                              									entgegengesetzt wie Schlüssel S, zu drehen. Der Bart
                              									von S1 arbeitet dabei
                              									auf die Stufen n der Zuhaltungen, beim Oeffnen dagegen
                              									unter Drehung nach Pfeil 1 gegen die Stufen n1. Aus der Zeichnung
                              									ist ersichtlich, daſs der Hauptschlüssel nicht ganz herum gedreht werden kann. Die
                              									Stufen im Bart des Hauptschlüssels sind so anzuordnen, daſs der Einzelschlüssel bei
                              									Drehung nach der falschen Seite die Zuhaltungen nicht bewegt. Man kann eine ganze
                              									Reihe von Schlössern mit Zuhaltungen versehen, deren Stufen n und n1
                              									übereinstimmen, welche sich also mit dem Schlüssel S1 schlieſsen lassen, aber in den Stufen m und m1 verschieden sind, so daſs jeder Einzelschlüssel
                              									auch nur ein Schloſs zu schlieſsen vermag.
                           Die in dem älteren Patente (Nr. 9389) niedergelegte Schloſsconstruction weist den in
                              									der Einleitung hervorgehobenen Fehler auf, welcher bei der oben besprochenen
                              									Ausführung Fig. 1 (D.
                              									R. P. Nr. 12052) bewuſst oder unbewuſst vermieden ist. Fig. 3 gibt
                              									eine Ansicht des Schlosses. Falle und Riegel sind wieder combinirt, aber hier
                              									zweitourig. Der Riegel ist vollständig ausgeschlossen. Die Nase c der Nuſs N stützt sich
                              									gegen den Zahn d der Zuhaltungen, wodurch das
                              									Zurückschieben des Riegels verhindert ist. Dreht man den Schlüssel nach Pfeil x, so werden die Zuhaltungen in die punktirt
                              									gezeichnete Lage gebracht und der Riegel läſst sich mit Hilfe der Nuſs zurückziehen.
                              									Es gleitet dabei c über d
                              									hinweg. Hat der Riegel mehr als die Hälfte des Weges zurückgelegt und zieht man nun
                              									den Schlüssel ab, so springen die Zuhaltungen in die frühere Lage zurück und die
                              									Nase c der Nuſs hakt sich, wenn man den Drücker frei
                              									gibt, hinter dem Zahn d ein. Der Riegelkopf steht noch
                              									um eine Tour vor; das Schloſs kann nunmehr als reines Fallenschloſs gebraucht
                              									werden, da sich c in dem Bogen de frei bewegt. Zu gröſserer Bequemlichkeit hat Hornauer eine Einrichtung getroffen, durch welche das Zurückdrehen des
                              									Schlüssels beim Oeffnen überflüssig wird. Die Zuhaltungen besitzen bis auf eine den
                              									Anschlag p, gegen welchen sich der Bart, wie die
                              									Punktirung zeigt, stützt. Bei einer der Zuhaltungen ist aber die schräge Fläche h bis oben hin durchgeführt. Diese Zuhaltung kann ein
                              									Zurückdrehen des Schlüssels bewirken, wenn sie mit einigem Drucke gegen den Bart
                              									gelegt wird. Bei dem Auſschlieſsen durch Zurückdrehen der Nuſs trifft der Anschlag o schlieſslich gegen die Curve n der besprochenen Zuhaltung; diese dreht den Schlüssel zurück und der
                              									Haken d fällt hinter dem Zahn c ein. Soll das bisher als Fallenschloſs gebrauchte Schloſs abgesperrt
                              									werden, so hat man mit dem Schlüssel, indem derselbe nach Pfeil x gedreht wird, die Zuhaltungen auszuheben. Sobald die
                              									Nuſs frei wird, schiebt die Feder g den Riegel heraus
                              									und die Zuhaltungen sperren bei dem Herausziehen des Schlüssels in der durch die
                              									Figur angegebenen Weise Nuſs und Falle. Der Schlüssel muſs beim Verschlieſsen von der Hand zurückgedreht werden, um die
                              									Zuhaltungen zum Einfallen zu bringen. Dies ist ein Uebelstand, der sich bei
                              									Wohnungsthüren besonders fühlbar machen wird. Es ist zumeist Gebrauch, den
                              									Schlüssel, wenn die Thür z.B. für die Nacht von innen verschlossen wird, im Schloſs
                              									stecken zu lassen. Vergiſst man den Schlüssel zurückzudrehen, so ist das Schloſs mit
                              									dem Drücker zu öffnen. Um auch in diesem Falle ein selbstthätiges Zurückdrehen des
                              									Schlüssels eintreten zu lassen, würde es sich empfehlen, an der mit der Curve o versehenen Zuhaltung noch einen Haken, wie bei d1 punktirt,
                              									anzubringen. Richtiger Verschluſs tritt aber nur dann ein, wenn der Riegel R durch die Feder auch wirklich ganz herausgeschoben
                              									wird. Nun ereignet es sich aber sehr häufig, daſs der Riegel bei dem Ausschlieſsen
                              									einen gröſseren Widerstand findet, z.B. wenn die Thür sich geworfen hat und der
                              									Riegel sich stark im Schlieſsblech klemmt. Die Feder ist dann nicht kräftig genug,
                              									um diesen gröſseren Widerstand zu überwinden; der Riegel geht ohne Nachhilfe durch
                              									den Drücker nicht ganz heraus und das Schloſs ist nach dem Herausziehen des
                              									Schlüssels nicht verschlossen.
                           Es kann nur empfohlen werden, den Zuhaltungen dieses Schlosses da, wo der Bart auf
                              									dieselben einwirkt, die gleiche, den Verhältnissen angepaſste Einrichtung wie in
                              										Fig. 1 zu geben, welche, wenn die Anordnung so getroffen wird, daſs der
                              									Schlüssel nach dem Verschlieſsen behufs Entfernung zurückgedreht werden muſs, Gewähr
                              									für einen sicheren Verschluſs leistet. – Auch bei dem Schlosse Fig. 3 läſst
                              									sich ein Hauptschlüssel verwenden. Dieser ist nach Pfeil y zu drehen und erfaſst die Zuhaltungen bei h1.
                           Die Chubbschlösser gewöhnlicher Bauart besitzen in den feinen
                              									Zuhaltungsfedern eine wunde Stelle. Bricht eine der Federn (dies kommt leider häufig
                              									genug vor), so geräth das Schloſs fast ohne Ausnahme in Unordnung. Versuche,
                              									Chubbschlösser ohne Federn zu bauen, sind schon von verschiedener Seite gemacht
                              									worden. Nach dieser Richtung recht gelungen erscheint die Construction von Karl Hermann in Nürnberg (* D. R. P. Nr. 12 589 vom 18.
                                 									Juli 1880), welche in Fig. 4 und
                              										5 Taf. 27 veranschaulicht ist. Das Schloſs ist dabei ohne Decke
                              									gezeichnet. Unter einer Anzahl Zuhaltungen der gewöhnlichen Gestalt, welche um den
                              									Stift f drehbar sind und durch an den Stiften f
                              									und i gehaltene dünne Blättchen h getrennt werden, liegt eine Zuhaltung k,
                              									welche in Fig. 5
                              									besonders dargestellt ist; sie ist ebenfalls um Stift f
                              									drehbar. – Zur Führung des Hohlschlüssels dient der Dorn o. Concentrisch zu diesem steht die geschlitzte und mit einem langen
                              									Flügel m versehene Nuſs n,
                              									welche der Drehung des Schlüssels folgen muſs. Der Bart m verhindert gegenwärtig eine Hebung der Zuhaltung k und durch den auf derselben angebrachten Stift l auch eine Hebung irgend einer der Zuhaltungen e. Führt man den richtigen Schlüssel ein und dreht rechts herum, so heben
                              									die Bartstufen alle Zuhaltungen auf richtige Höhe aus; der Bart m erfaſst hierauf den Riegel und zieht denselben
                              									zurück. Während der letzten Vierteldrehung des Schlüssels faſst die vordere
                              									Bartstufe desselben die Zuhaltung k bei k1, drückt sie und
                              									damit alle Zuhaltungen e nieder, so daſs sich die
                              									Ausschnitte q mit Sicherheit über den Riegelstift d legen. Beim Zuschlieſsen arbeitet der Bart des
                              									Schlüssels, nachdem der Riegel völlig herausgeschoben ist, gegen die Kante k2 der Zuhaltung k, wodurch ebenfalls sämmtliche Zuhaltungen
                              									niedergezogen werden und den Riegel sperren. Läſst sich der Schlüssel nach dem
                              									Verschlieſsen abziehen, so ist der Riegel durch die Zuhaltungen gesperrt. Der
                              									Nachweis richtigen Verschlusses ist hier auf die einfachste Weise gegeben.
                           Bei einem Sperrversuch wäre folgend er maſsen zu verfahren: Man hätte sogleich zwei
                              									Sperrhaken einzuführen. Mit dem vorderen dreht man die Nuſs, bis sich der Flügel m gegen den Riegel stützt, und belastet den Haken so,
                              									daſs sich der Riegel gegen die Zuhaltungen stemmt. Mit dem zweiten Haken wäre nun
                              									die Zuhaltung k, welche vorläufig die Sperrung des
                              									Riegels allein besorgt, auszuheben. Dieser Sperrhaken müſste gekröpft sein, um seine
                              									Angriffkante in die Tiefe der Zuhaltung k zu bringen.
                              									Gelingt es, die Zuhaltung k auszuheben, so springt der
                              									Riegel etwas zurück und die Vexirzähne am Stift d und
                              									den Zuhaltungen e kommen zur Wirkung. Das Ausheben der
                              									Zuhaltung k und der übrigen erscheint aber hier sehr
                              									schwierig, da für die Handhabung des Sperrhakens sehr wenig Raum bleibt. Die
                              									drehbare Nuſs erhöht die Sicherheit des Schlosses nicht unwesentlich.
                           Hinzuweisen wäre nur noch auf das günstige Verhältniſs der Strecken af und cf bezüglich c1
                              									f. Wird eine der Zuhaltungen nur um einen ganz geringen
                              									Betrag zu viel oder zu wenig gehoben, so sperrt, da der Hebelarm af gröſser als cf oder c1
                              									f, die Zuhaltung den Riegel mit gröſserer Sicherheit.
                              									Die Theile des Schlosses lassen sich ohne Schwierigkeit anfertigen. Dieselbe
                              									Construction kann auch bei zweitourigen Schlössern Verwendung finden. Das Schloſs
                              									besitzt einen etwas gröſseren Sicherheitsgrad als ein gewöhnliches Chubbschloſs.
                              									Wegen des Fehlens der Zuhaltungsfedern, wodurch Störungen fast ganz ausgeschlossen
                              									sind, und wegen der bei dem Schlieſsen ohne weiteres mit zu erlangenden Ueberzeugung
                              									vom richtigen Verschluſs empfiehlt sich das Schloſs sehr zur Verwendung bei Thüren von
                              									Geschäfts- und Niederlagsräumen.
                           Auf wie einfache Weise eine bedeutende Verbesserung und
                              									Vereinfachung der Chubbzuhaltungen erreicht werden kann, zeigt das Schloſs von Peter Dengel in Altona (Erl. * D. R. P. Nr. 2841 vom
                              									25. September 1877), welches in Fig. 6 und
                              										7 Taf. 27 dargestellt ist und zum Verschluſs von Haus- oder
                              									Wohnungsthüren dient. Der Riegel A ist zugleich Falle
                              									und wird auf die aus der Zeichnung ersichtliche Weise durch Drücker oder Olive
                              									bewegt. Der Hohlschlüssel Fig. 7 hat
                              									also die hammerförmigen Zuhaltungen G nur einzustellen.
                              									Der Riegel ist in Fig. 6 ganz
                              									ausgeschlossen. Sämmtliche um den Stift a drehbare
                              									Zuhaltungen haben sich hinter den Haken f gelegt und
                              									verhindern das Zurückschieben des Riegels. Will man das Schloſs von auſsen öffnen,
                              									so schiebt man den Schlüssel auf den Dorn c und macht
                              									eine halbe Umdrehung. Dadurch werden die Zuhaltungen so eingestellt, daſs die
                              									breiten Köpfe derselben genau dem durch die Punkte g
                              									und h begrenzten Riegelausschnitte gegenüberstehen,
                              									worauf der Riegel mit Hilfe des Drückers ganz zurückgezogen werden kann. Wird nur
                              									eine der Zuhaltungen zu wenig oder zu viel gehoben, so ist das Oeffnen nicht
                              									möglich, weil dieselbe dann entweder den Haken f noch
                              									nicht verlassen, oder bereits hinter h gefaſst hat. Da
                              									nun der Angriffspunkt des Schlüssels an den Zuhaltungen deren Drehachse nahe liegt
                              									und der Abstand der sperrenden Kanten e, i von der
                              									Drehachse viel gröſser ist – in der Zeichnung etwa 4mal –, so wird bei dem Versuche,
                              									das Schloſs mit einem Nachschlüssel zu öffnen, schon die geringste Unrichtigkeit der
                              									Stufen ein Oeffnen unmöglich machen. Das Verhältniſs der Hebelarme α und β erhöht die
                              									Sicherheit ganz beträchtlich. Das Oeffnen durch Sperrhaken auf die bekannte Weise
                              									ist hier einmal durch den im Schlüsselloch stehenden Dorn erschwert, läſst sich aber
                              									noch schwieriger machen durch Anbringung von Vexireinschnitten an den Riegelkanten
                              										g, h und den Zuhaltungskanten e, i. – Das Schloſs kann aber auch von der Innenseite
                              									mit Hilfe des Schlüssels geöffnet und verschlossen werden. Dazu ist ein zweites
                              									gegen das erste versetztes Schlüsselloch b angebracht.
                              									Die Stufen der Zuhaltungen über b lassen sich mit
                              									Leichtigkeit so gestalten, daſs trotz der jetzt umgekehrten Lage des Schlüsselbartes
                              									richtige Einstellung erfolgt. Das Versetzen der Schlüssellöcher hat die Anwendung
                              									eines Hohlschlüssels möglich gemacht und läſst jede beliebige Anordnung der Stufen
                              									im Bart zu, während bei durchgehendem Schlüsselloch und Vollschlüssel die Stufen von
                              									der Mitte aus symmetrisch gewählt werden müssen, um das Schlieſsen von beiden Seiten
                              									zu ermöglichen. Auch dieser Umstand trägt zur Erhöhung der Sicherheit bei. Als
                              									weiterer Vorzug ist noch das Fehlen der Zuhaltungsfedern zu erwähnen. Die Köpfe der
                              										Zuhaltungen sind so
                              									schwer gemacht, daſs das Einlegen mit völliger Sicherheit erfolgen soll. Riegel und
                              									Zuhaltungen dürfen dann nicht geölt werden; anderenfalls würde sich eine freie
                              									Beweglichkeit der Zuhaltungen dauernd kaum erhalten lassen. Es ist übrigens
                              									erfahrungsmäſsig zulässig, ja sogar vortheilhaft, die Schloſstheile trocken laufen
                              									zu lassen, wenn nur bei der Construction darauf genügend Rücksicht genommen
                              									wurde.
                           Will man das Schloſs tagüber als Fallenschloſs gebrauchen, so verfährt man
                              									folgendermaſsen: Man öffnet das Schloſs und zieht den Schlüssel bei ganz
                              									eingeschobenem Riegel ab. Dabei legen sich die Zuhaltungsköpfe auf den unteren
                              									Riegelschenkel auf. Der Riegel schieſst vor, sobald die Hand den Drücker freigibt,
                              									bis sich der Haken f gegen die Nasen e der Zuhaltungen stützt. Der Riegel steht nun halb so
                              									weit vor, als in Fig. 6
                              									gezeichnet und kann durch den Drücker jederzeit ganz zurückgezogen werden. Hebt man
                              									die Zuhaltungen mit dem Schlüssel aus, so schieſst die Falle vor und wird bei dem
                              									Abziehen des Schlüssels durch die Zuhaltungen gesperrt, wenn die Fallenfeder die
                              									Falle völlig herausgeschoben hat. Geschieht dies nicht,
                              									so ist das Schloſs mit dem Drücker zu öffnen. Gewähr für sicheren Verschluſs fehlt
                              									also auch hier, könnte aber sehr leicht geschaffen werden. Man hätte eine der
                              									Zuhaltungen so zu gestalten, daſs sie das Abziehen des Schlüssels nur dann zuläſst,
                              									wenn der Riegel gesperrt ist; erst dadurch wird das Schloſs brauchbar.
                           In ähnlicher Weise hat auch C. A.
                                    										Graf in Hamburg (* D. R. P. Nr. 2953 vom 5. October 1877) ein Chubbschloſs
                              									ohne Zuhaltungsfedern construirt. Das in Fig. 8 und
                              										9 Taf. 27 ersichtliche Schloſs zeigt ankerartige Zuhaltungen F. Diese werden, wenn Riegel und Falle ausgeschlossen
                              									sind und der Schlüssel abgezogen wurde, durch die Nuſs N, wie aus Fig. 8 zu
                              									sehen, gestützt und haken hinter den Klotz A0. Damit sich die Nuſs in Folge von Erschütterungen
                              									nicht dreht, greift eine Feder s0 hinter einen Vorsprung e an der Nuſs. Führt man den Schlüssel ein und dreht die Nuſs um 90° (die
                              									Drehung ist begrenzt durch die Anschläge e und e1 an der Nuſs und den
                              									auf dem Schloſsblech befindlichen Stift i), so
                              									übernehmen die Bartstufen die Stützung der Zuhaltungen; letztere fallen zusammen und
                              									stellen sich so ein, daſs die Ankerköpfe genau zwischen den Führungsleisten AA0 und A1 liegen und eine
                              									Zurückschiebung des Riegels, welche von der Fallennuſs D auszugehen hat, nicht mehr hindern. Dreht man den Schlüssel und damit
                              									die Nuſs N nach dem völligen Zurückziehen des Riegels
                              									um 90° zurück, so hebt die Nuſs die Zuhaltungen wieder aus und bewirkt Sperrung des
                              									Riegels bei A. Das Schloſs kann nun als Fallenschloſs
                              									gebraucht werden. Bei Versuchen, das Schloſs aufzusperren, ist durch ein Werkzeug
                              									die Nuſs zunächst um 90° zu drehen. Die Zuhaltungen fallen herunter, haken sich aber
                              									in A1 fest.
                           
                           Bei dem sehr günstigen Verhältnisse der Hebelarme der Zuhaltung dürfte der Versuch,
                              									das Schloſs auf die gewöhnliche Weise mit einem Haken zu öffnen, auf groſse
                              									Schwierigkeiten stoſsen. Der Schlüssel ist mit zwei ganz gleichen Barten versehen,
                              									lediglich um beim Einstecken keine besondere Aufmerksamkeit auf die Lage des Bartes
                              									verwenden zu müssen. Dies erscheint mir als eine übertriebene Rücksicht auf
                              									Bequemlichkeit. Der Schlüssel wird dadurch ohne Grund vertheuert.
                           Wie die Zeichnung erkennen läſst, verschlieſst der Riegel R auch die Falle R1. Setzt man einmal den Fall, daſs die Riegelfeder s1 beim Verschlieſsen in Folge eines gegen
                              									den Riegelkopf wirkenden gröſseren Widerstandes nicht im Stande war, den Riegel ganz
                              									auszuschieben, so kann der Schlüssel nicht herausgezogen werden, weil man die Nuſs
                              										N nicht in die durch Fig. 8
                              									veranschaulichte Lage drehen kann. Dies zeigt wenigstens an, daſs etwas nicht in
                              									Ordnung ist; es fehlt dem Schlosse eine kleine Vorrichtung, durch welche man in
                              									solchem Falle den Riegel noch ganz herausschieben kann. Ein kleiner, auf die
                              									Schloſsdecke aufgesetzter Schieber würde genügen. Etwas unbequem ist auch, daſs man,
                              									um das Schloſs für den Gebrauch als Fallenschloſs einzustellen, bei völlig mit Hilfe
                              									der Nuſs D zurückgezogener Falle und Riegel den
                              									Schlüssel abziehen muſs. Es sind dazu beide Hände nothwendig; daran leidet übrigens
                              									auch das Dengel'sche Schloſs.
                           
                              
                                 (Schluſs folgt.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
