| Titel: | Ueber Anlass zu Explosionen von Petroleum und anderen brennbaren Flüssigkeiten; von Professor Dr. Rud. Weber in Berlin. | 
| Autor: | Rud. Weber | 
| Fundstelle: | Band 241, Jahrgang 1881, S. 383 | 
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                        Ueber Anlaſs zu Explosionen von Petroleum und
                           								anderen brennbaren Flüssigkeiten; von Professor Dr. Rud. Weber in Berlin.
                        (Schluſs der Abhandlung S. 277 dieses
                           								Bandes.)
                        R. Weber, über den Anlaſs zu Explosionen von Petroleum u.
                           								dgl.
                        
                     
                        
                           Verhalten des Leuchtpetroleums.
                           Den vorstehend beschriebenen analoge Erscheinungen treten auch bei dem wesentlich
                              									schwerer flüchtigen Leuchtpetroleum auf, indem auch hier sowohl die Bildung
                              									gefahrvoller, als auch solcher Dunstgemische statt hat, welche nicht allein durch
                              									einen Mangel, sondern auch durch einen Ueberschuſs an Oeldampf gefahrlos sind. Ich
                              									habe mich bestrebt, diesen aus dem Gebrauch der Oele entspringenden, Gefahrzustände
                              									bedingenden Momenten näher zu treten.
                           Die Leuchtöle lassen sich in zwei Gruppen theilen, nämlich in die gewöhnlichen, die
                              									Masseneinfuhr bildenden Oele, welche oft schon bei Luftwärme entzündliche Dämpfe
                              									emaniren, und in solche, bei welchen derartige Dünste erst bei stärkerer Erwärmung
                              									sich entbinden. Zu letzleren gehört das als Kaiseröl bekannte inländische Fabrikat,
                              									sowie das von Amerika eingeführte sogenannte Astralöl. Diese Oele sind sehr complexe
                              									variable Gemische von Kohlenwasserstoffen, den höheren Gliedern der Gruppe CnH2n+2 angehörend.
                              									Ein ungefähres Bild ihrer Zusammensetzung gewährt die fractionirte Destillation,
                              									wobei man die Theile nach den Temperaturen ihres Ueberdestillirens klassificirt.
                              									Solche Versuche sind vielfach ausgeführt worden. Beim Fractioniren einer als
                              										„Metropolitan“ mit dem Schiff Shakespeare
                              									eingeführten Marke (Versuchsmenge 300g) erhielt
                              									ich folgendes Resultat: Beginn des deutlichen Siedens 120°; es gingen über
                              									zwischen:
                           
                              
                                 
                                 120
                                 bis
                                 155°
                                   2,5
                                 Proc.
                                 
                              
                                 bei
                                 155
                                 „
                                 200
                                 21,5
                                 
                                 
                              
                                 bei
                                 200
                                 „
                                 250
                                 19,0
                                 
                                 
                              
                                 bei
                                 250
                                 „
                                 300
                                 27,7
                                 
                                 
                              
                                 von
                                 300
                                 „
                                 etwa 360°
                                   2,1
                                 
                                 
                              
                                 Höher siedende Restbestände
                                 27,2
                                 
                                 
                              
                           Das Restöl war sehr dick und es schieden sich daraus beim
                              									Erkalten namhafte Mengen von Paraffin ab. Das zuerst übergegangene Destillat war
                              									dünnflüssig, leicht entzündlich und hatte einen der Naphta ähnlichen Geruch.
                           Derartige Versuche geben indessen nur ein ungefähres Bild der Zusammensetzung, indem
                              									die schwerer flüchtigen Oele die leichtflüchtigen derart beeinflussen, daſs sie
                              									schwieriger, als wenn sie unvermischt wären, übergehen, und auch die schweren Oele
                              									beim Siedepunkt der leichteren partiell abdunsten. Dazu kommt, daſs, wie den
                              									Oelraffineuren sehr bekannt, die Oele beim Destilliren sich verändern, d.h. in
                              									leichte und schwere sich spalten.
                           
                           Die beigemischten leichten Oele haben den Zweck, den Verbrennungsvorgang der schweren
                              									zu erleichtern, und sind um deswillen in dem mit einem gröſseren Bestände
                              									hochsiedender Producte behafteten Leuchtöle nicht wohl entbehrlich. Dies ist ein
                              									höchst wesentliches Moment; denn es läſst den sehr nahe liegenden Vorschlag als
                              									praktisch unbrauchbar zurückweisen, derartigen Oelgemischen durch einfaches
                              									Erhitzen, Abblasen mit Dampf, jene leichten bezieh. gefahrbringenden Bestandtheile
                              									zu entziehen. Solche bis auf einen gewissen Grad abgeblasenen Brennöle pflegen
                              									nämlich nicht mehr oder doch nur sehr schlecht zu brennen.
                           Darauf beruhen die Ursachen der Klagen über die schlechte Beschaffenheit des vor
                              									einigen Jahren aus Amerika eingeführten Petroleums, welches aus dem in den
                              									nördlichen Oeldistricten (Bradford) gewonnenen Rohöl bereitet war und von dem durch
                              									theilweise Erschöpfung der Rohölquellen der älteren südlichen Districte (Parkers
                              									Landing) sich dadurch unterscheidet, daſs diese Rohöle im Vergleiche zu den älteren
                              									wesentlich gröſsere Mengen schwererer Kohlenwasserstoffe enthalten, deren Verwendung
                              									ja doch angestrebt werden muſs.
                           Der einerseits gröſsere, andererseits geringere Gehalt der Leuchtöle an diesen
                              									leichtflüchtigen Bestandtheilen bedingt den verschiedenen Gefahrzustand
                              									derselben.
                           Die zweite Gruppe der Leuchtöle (Kaiseröl, Astralöl) besteht im Wesentlichen aus
                              									Oelen mittleren Flüchtigkeitsgrades und enthält erheblich geringere Mengen von den
                              									leichter verdampfenden Oelen.
                           Ein sehr wichtiger Umstand ist es nun, daſs die naphtaartigen Oele an ihrer
                              									Verflüchtigung durch das Uebermaſs der schweren sehr behindert werden; hierüber
                              									liegen Beobachtungen von Chandler und sehr sorgfältige
                              									Ermittelungen von Weise in Köln (vgl. Polytechnisches Centralblatt, 1871 S. 378) vor.
                           Die gröſsere oder geringere Neigung zur Emanation gefahrbringender Dünste kündigt
                              									sich durch die Temperatur an, bei welcher die entflammbaren Dämpfe daraus sich
                              									entwickeln. Dieser Temperaturgrad wird mit dem Namen Flashing-point des Oeles bezeichnet. Die Kenntniſs desselben ist wichtiger
                              									als die des sogen. Burning-point, d.h. der Wärmegrad,
                              									auf den das Oel gebracht werden muſs, damit es selbst ohne Docht, wie z.B. Spiritus,
                              									brennt; denn durch die Emanation der Dünste wird ja die Explosionsgefahr bedingt. Am
                              									unmittelbarsten wird dieser Punkt mittels des von Abel
                              									construirten, in England gesetzlich eingeführten Apparates gefunden, der direct
                              									denjenigen Wärmegrad bekundet, bei welchem das in einem dicht verschlossenen Gefäſse
                              									enthaltene Oel die ersten entzündbaren Dunstspuren entwickelt, sobald dasselbe durch
                              									ein die Temperatur langsam steigerndes Wasser-Luftbad einen bestimmten Wärmegrad
                              									angenommen hat. Andere in neuerer Zeit construirte Apparate geben diesen Punkt nicht
                              									direct, so z.B. der
                              									Bernstein'sche, bei welchem erst das weiter fortgeschrittene Stadium der
                              									Dampfbildung dadurch, daſs eine Dochtflamme entzündet wird, den Maſsstab bildet.
                              									(Vgl. Uebersicht 1881 240 * 129).
                           Die bei Versuchen mit Abel's Apparat sich ergebenden
                              									ersten Spuren entzündbarer Dämpfe sind nun an sich noch nicht gefahrbringend und
                              									schlieſst ein Oel, auf diese angezeigte Temperatur erwärmt, im praktischen Gebrauch
                              									noch keine Gefahrmomente in sich. Die Gefahren treten erst bei stärkerer Erhitzung
                              									des Oeles ein. Ich habe mich bestrebt, dieses für den praktischen Gebrauch der Oele,
                              									wie ich glaube, ganz besonders wichtige Moment durch eine Reihe directer nämlich
                              									derart angestellter Versuche zu ermitteln, daſs ich Oele von verschiedenem Flashing-point (Abel-test), in verschlossenen Gläsern
                              									enthalten, solchen Wärmegraden aussetzte, welche wohl noch vorkommen können, und nun
                              									sowohl die Entzündbarkeit (durch eine Zündflamme), wie vor allen Dingen auch ihre
                              									Explosionskraft prüfte. Letztere Bestimmung ist um deswillen besonders wichtig, weil
                              									bei den Lampen die Entzündung in mehr oder weniger geschlossenen Behältern (Bassins)
                              									stattfindet und die Explosionskraft die gröſsere oder geringere Gefahr bedingt.
                           Für die Versuche wurden in Gläser von etwa 350cc
                              									Inhalt je 20cc Oel gebracht und die (durch etwas
                              									Quecksilber beschwerten) geschlossenen Flaschen im Wasserbade zwischen 25 und 50° 20
                              									Minuten hindurch erwärmt. Es tauchten dieselben bis zum Hals unter Wasser und wurden
                              									inzwischen wiederholt behufs Erleichterung der Dunstbildung umgeschwenkt. Dieselben
                              									waren theils mit durchlochten, während der Erhitzung durch kleinere Pfropfen
                              									abgedichteten Korken, theils mit solchen Pfropfen versehen, in denen elektrische
                              									Entladungsdrähte sich befanden. Den für diese Untersuchung benutzten Abel'schen, in
                              									England gefertigten und dort geeichten Apparat verdanke ich der Firma W. A. Riedemann in Geestemünde.
                           Das Ergebniſs der Versuche erhellt aus der tabellarischen Zusammenstellung auf S.
                              									386.
                           Diese Versuchsresultate ergeben, daſs aus den Oelen von 14, 15, 17, 19° Abel-test bei den in Zimmern leicht stattfindenden
                              									Temperaturen von 25 bis 30° wohl Dampfmengen sich bilden können, deren Entzündung
                              									Detonationsgefahr nach sich zieht. – Bei höherer Temperatur (40 bis 45°), wie solche
                              									wohl an der Decke stark geheizter Räume eintreten kann, insbesondere bei noch
                              									intensiverer Erwärmung tritt eine starke, die Gefahr nunmehr ausschlieſsende
                              									Dunstbildung ein, welche in der Tabelle als Uebersättigung bezeichnet ist.
                           Bei Oelen von 22 bis 29° Abel-test hat die Dampfbildung
                              									noch bei 25° nicht wohl einen gefährlichen Charakter; allmählich steigert sich der
                              									Effect und sehr stark werden bei 40° die Detonationswirkungen der Oele von 22 bis
                              									26° Abel-test. Erst bei 50° tritt dann
                              									abschwächende
                           
                           Reaction der 20 Minuten lang im Wasserbade erwärmten Oele.
                              									(Inhalt der Gläser 350cc, Oelvolumen 20cc.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 241, S. 386
                              Temperatur nach Celsius; F.Z.;
                                 										E.Z.; Fabrikations-Nebenproduct; Sehr starke Reaction; Heftige Detonation; Sehr
                                 										heftige Detonation; Detonation; Flash, Uebersättigung nahe; Detonation, heft.
                                 										Flamme; Deutliche Uebersättigung; Gelinde Detonation mit groſser Flamme;
                                 										Uebersättigung; Ohne Wirkung; Mischproduct; Sehr starke Detonation; Starker
                                 										Flash, Uebersättigung nahe Noch; Schwache Detonation, beginn. Uebersättigung
                                 										anzeigend; Völlige Uebersättig.; Keine Explosion; Kräftige Reaction; Kräftige
                                 										Detonation; Starke Detonation; Starke Reaction; Heftige Reaction, Uebersättigung
                                 										beginnend; Detonation, strk. Flamme; Schwache Detonation, starke Flamme;
                                 										Uebersättigung, Entzündung des Korkes; Berliner Petroleum; Abel-test nach
                                 										Celsius; Recht starker Flash; Sehr starker Flash; Kräftige Reaction,
                                 										Uebersättigung beginnend; Starker Flash Uebersättigung; Matte Detonation; Deutl.
                                 										Uebersättigung; Schwache Entzündung; ohne Detonation; Starker Flash; Bedeutender
                                 										Flash; Aeuſserst kräftige Reaction; Flash, Beginn der Uebersättigung; Flash,
                                 										Uebersättigung zeigend; Schwache Detonation; Zeichen der Uebersättigung;
                                 										Petroleum von englischem Test; Leiser Flash; Starker Flash (pfeifend); Sehr
                                 										starker Flash; Recht starke Detonation; Starker Flash, Uebersättig. nahe;
                                 										Starker Flash, Uebersättigungsbeginn.; Schwache Detonation (Pfropfen brannte);
                                 										Kein Flash; Nicht explodirt; Leiser Flash; Namhafter Flash; Zieml. kräft.
                                 										Detonation; Ziemlich starker Flash; Starker Flash, Beginn der Uebersättigung;
                                 										Fabrikationsproduct; Anfangender Flash; Schwacher Flash; Deutlicher, scharfer
                                 										Flash; Deutlicher Flash; Heftige Detonation; Kaiseröl von Korff; Schein um die
                                 										Zünflamme.; Schein um die Zündflamme etwas deutlicher; Scharfer Flash; 1 F.Z.
                                 										bedeutet Zündung durch eine kleine Zündllamme. E.Z. bedeutet Zündung durch den
                                 										elektrischen Funken. 2 Reaction bezeichnet eine noch kraftvollere
                                 										Flammenerscheinung. 3 Flash bedeutet hier eine aus der Zündöffnung stark
                                 										herausdringende Flamme. 4 Uebersättigung bedeutet die die Reaction abmindernde
                                 										bezieh. aufhebende Dunstbildung
                              
                           
                           Uebersättigung ein. Das Kaiseröl entwickelt selbst bei
                              									Temperaturen bis 40° keine gefährlichen Dampfgemische. In auſsergewöhnlichen
                              									Temperaturen (45 bis 50°) kommen dann aber stark reagirende Dunstgebilde zum
                              									Vorschein.
                           Die vorliegenden Zahlen lassen ferner erkennen, wie mit dem ersten Beginne der
                              									Dampfbildung (Abel-test) bei steigender Temperatur der
                              									in der Dunstbildung beruhende Gefahrzustand sich allmählich entwickelt, dann aber in
                              									Folge der Uebersättigung wieder abnimmt. Im groſsen und ganzen geben die Oele, wenn
                              									sie etwa 10° über ihren Abel-test erhitzt sind, Anlaſs
                              									zur Bildung gefahrbringender Dämpfe. Demnach erscheint es kaum gerechtfertigt, den
                              									Temperaturgrad der ersten Dampfentwicklung als das unmittelbare Kriterium
                              									stattfindender Gefährlichkeit zu erachten; dieser Gefahrpunkt liegt vielmehr um etwa
                              									10° höher als der Punkt jener ersten Dunstbildung.
                           Um nach Darlegung der Verhältnisse der Oele nunmehr der Frage nach den Vorgängen bei
                              									den Lampen näher zu treten, so handelt es sich zunächst um das hochwichtige Moment,
                              									wie kommt daselbst das Dunstgemisch zu Stande? – Ein wesentliches Resultat dieser
                              									Untersuchung ist es, daſs hierbei der Brenner die Hauptrolle spielt und daſs eine
                              									sehr wichtige Quelle der Dunstbildung in dem mit Oel genäſsten Dochte beruht,
                              									welcher, von gröſserer oder kleinerer Oberfläche, direct durch den Brennerkopf an
                              									seinem oberen Theile erhitzt wird. Um diese Verhältnisse zahlenmäſsig festzustellen,
                              									wurden die Kugeln kleiner Thermometer zunächst in einem Abstand von etwa 10mm vom Brennerboden dicht an dem Docht anliegend
                              									befestigt und die Dochttemperatur nun nach einstündigem Brennen abgelesen. Ferner
                              									wurde durch Heraufschieben des Thermometers die Metalltemperatur des Brenners
                              									ermittelt. Dabei ergab sich denn nun, wie zu erwarten, eine groſse Verschiedenheit:
                              									Es zeigte sich, daſs bei guten Brennern, die sich auch von auſsen kalt anfühlten,
                              									bei einer Lufttemperatur von etwa 24° die Dochtwärme auf etwa 35°, in einem Falle
                              									bis 32° sich bezifferte, daſs sie aber auch, so insbesondere bei den stark heiſs
                              									brennenden, vielleicht etwas verbogenen Flachbrennern, bis gegen 50, ja selbst 60°
                              									betrug. – Die Metalltemperatur war weniger sicher zu ermitteln und lag vielfach 10
                              									bis 15° über der des Dochtes.
                           Es wurde versucht, den Brenner durch theilweisen Verschluſs der Luftöffnungen, durch
                              									falsche Stellung des Cylinders zum Heiſsbrennen zu bringen, und nun entwickelten
                              									sich in den unter gleichen Verhältnissen sonst befindlichen Oelbehältern stark
                              									reagirende Dunstgemische, welche bei kalt brennenden Brennern sich nicht zeigten,
                              									wie dies directe Gegenversuche bewiesen.
                           Hiernach ist die Bedeutsamkeit der niederen Temperatur der Brenner sehr zu betonen
                              									und werden hierin Fehler gemacht, so geben selbst gute Oele zu Gefahrzuständen unter ungünstigen
                              									Verhältnissen Anlaſs. Es tritt die Beschaffenheit des Oeles erst dann schützend auf,
                              									wenn diese Oele den Charakter der zweiten Gruppe, der sehr schwer flüchtigen,
                              									besitzen.
                           Ein ferneres sehr wichtiges Moment beruht in der Temperatur der Luft, worin die Lampe
                              									brennt, und zwar nicht sowohl lediglich darin, daſs die Dampfbildung des Oeles im
                              									Bassin dadurch begünstigt, sondern daſs die durch den erwärmten Docht gebildeten
                              									Dünste an ihrer Condensation gehindert werden. Kühlt man nämlich von oben die
                              									Lampenbassins ab, so erkennt man oft deutlich die Condensationströpfchen der
                              									Oeldünste.
                           Um nun nach diesen Erörterungen ein der Praxis entsprechendes Bild hinsichtlich des
                              									Zusammenwirkens dieser einzelnen Momente (Beschaffenheit des Oeles, Temperatur der
                              									Luft, Einfluſs des Brenners) zu gewinnen, wurden direct mit Lampen die nachstehend
                              									beschriebenen Versuchsreihen angestellt. Zu diesem Zwecke waren die Lampen mit
                              									Rundbrennern (14 Linien) und mit doppelten Vasenringen versehen, so daſs eine
                              									Oeffnung (sonst zum Oeleinguſs bestimmt) zur Einführung einer Zündflamme in das
                              									Bassin sich herstellen lieſs, und zwar war diese Oeffnung genügend groſs, um die
                              									Gefahr des Zertrümmerns der Gefäſse zu verhindern. Bei den Versuchen waren die
                              									Temperaturen der umgebenden Luft solche, wie sie im praktischen Leben vorkommen.
                              									Folgende tabellarische Zusammenstellung (S. 389 und 390) ergibt die gewonnenen
                              									Resultate.
                           Der Charakter der Erscheinungen, welcher beim Erwärmen der Oele in Gläsern unter
                              									Anwendung des Wasserbades hervortrat, kommt hier in so fern wieder zur Geltung, als
                              									leichte Oele von 15 bis 19° Abel-test schon bei den
                              									niederen Lufttemperaturen (20 bis 24°) in den Lampenbassins recht heftig reagirende
                              									Oeldünste erzeugen. Die Explosionsfähigkeit dürfte hier sogar um deswillen noch
                              									etwas höher als bei der entsprechenden Temperatur im Wasserbade erscheinen, indem
                              									die dampfbildende Wirkung der Brenner den Effect erhöht.
                           Oele über 21 bis 24° Abel-test geben bei den niederen
                              									Lufttemperaturen (20°) zwar milder auftretende Reactionen; allein bei gesteigerter
                              									Wärme, schon bei 23 bis 24°, mehr noch bei 30°, ist die Reaction jedoch sehr und
                              									zwar so heftig, daſs die Flamme der Versuchslampe erlosch. Dies trat selbst noch bei
                              									den immerhin hochgradigen Oelen von 26° Abel-test in 30
                              									bis 31° Lufttemperatur ein. In höheren Temperaturen, denen Hängelampen in heiſsen
                              									Wohn – und Versammlungsräumen wohl ausgesetzt sind, erfolgt eine die
                              									Ungefährlichkeit bedingende Uebersättigung. Auch in heiſsen Klimaten mag letzterer
                              									Umstand bei der notorisch dort öfter vorkommenden Anwendung leichter Oele
                              									Explosionen abwenden.
                           Bei den schwerer flüchtigen Oelen, deren Repräsentant hier das
                           
                           Versuche angestellt mit Stobwasser'schen Rundbrenner-Lampen (14
                              									Linien). Brennzeit 2 Stunden.
                           
                              
                                 Art der Oele
                                 Mischöl
                                 Mischöl
                                 BerlinerPetroleum
                                 Mischöl
                                 Petroleum vonenglischem Test
                                 Mischöl
                                 Kaiseröl
                                 
                              
                                 Abel-Test
                                 15°
                                 17°
                                 19°
                                 21,5°
                                 23,5°
                                 26°
                                 33,5°
                                 
                              
                                 1. Reihe. Temperatur der umgebenden Luft 14°.
                                    											Die Lampen standen auf dem Fuſsboden.Oeltemperaturen im Bassin der
                                    											Lampen
                                 
                              
                                 
                                 17°Heftiger Flash;Lampe verlöscht
                                 16,5°Deutlicher Flash
                                 17°Sehr leiser Flash
                                 17°Kein Flash
                                 17°Kein Flash
                                 17°Kein Flash
                                 17°Kein Flash
                                 
                              
                                     Das Flashen in den Lampen von 15, 17, 19° Abel-test beweist
                                    											hier, daſs die Dünste anderwärts als vom Oel im Bassin (jedenfalls vom
                                    											Dochte) emanirt werden.
                                 
                              
                                 2. Reihe. Temperatur der umgebenden Luft 20°.
                                    											Die Lampen standen 1m,1 hoch vom Fuſsboden
                                    											ab.Oeltemperaturen im Bassin der Lampen
                                 
                              
                                 
                                 22,5°Sehr stark. Flash;Lampe
                                    											verlöscht
                                 22,5°Starker Flash;Lampe verlöscht
                                 22°Heftiger Flash
                                 22°Starker Flash
                                 22°DeutlicherFlash
                                 22°SchwacherFlash
                                 22°Kein Flash
                                 
                              
                                 Anmerkung wie in 1. Reihe.
                                 
                              
                                 3. Reihe. Temperatur der umgebenden Luft 23
                                    											bis 24°. Die Lampen standen 1m,1 vom
                                    											Fuſsboden ab.Oeltemperaturen im Bassin der Lampen
                                 
                              
                                 
                                 25,5°Sehr heftigerFlash;
                                    											Flammeverlöscht
                                 24,5°Recht starkerFlash;
                                    											Flammeverlöscht
                                 25°Starker Flash;Flamme
                                    											ver-löscht
                                 24,5°Starker Flash;Flamme
                                    											ver-löscht
                                 24°Immerhinstarker Flash
                                 25°Deutlicher Flash
                                 25°Kein Flasch
                                 
                              
                                 Anmerkung wie oben.
                                 
                              
                                 4. Reihe. Temperatur der umgebenden Luft 30
                                    											bis 31°. Die Lampen standen 2m vom
                                    											Fuſsboden ab.Oeltemperaturen im Bassin der Lampen
                                 
                              
                                 
                                 33°Flash; Flammebrannte
                                    											weiter;deutliche Ueber-sättigung
                                 31°Heftiger Flash;Flamme brannteweiter;
                                    											beginn.Uebersättigung
                                 32°Sehr heftigerFlasch;
                                    											Flammeverlöscht
                                 31°Heftiger Flasch;Flamme
                                    											ver-löscht
                                 32°Heftiger Flasch;Flamme
                                    											ver-löscht
                                 31°Starker Flasch;Flamme
                                    											ver-löscht
                                 31°Flasch
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                 Art der Oele
                                 Mischöl
                                 Mischöl
                                 BerlinerPetroleum
                                 Mischöl
                                 Petroleum vonenglischem Test
                                 Mischöl
                                 Kaiseröl
                                 
                              
                                 Abel-test
                                 15°
                                 17°
                                 19°
                                 21,5°
                                 23,5°
                                 26°
                                 33,5°
                                 
                              
                                 5. Reihe. Temperatur der umgebenden Luft 38
                                    											bis 40°. Die Lampen standen der Decke nahe 2m,5 vom Fuſsboden.Oeltemperaturen im Bassin der Lampen
                                 
                              
                                 
                                 43°Absolute Ueber-sättig.; Flammezuckte
                                    											bei derZündung nicht
                                 42,5°Völlige Ueber-sättigung;Flamme
                                    											bliebbrennen
                                 42,5°Völlige Ueber-sättigung;Flamme
                                    											bliebbrennen
                                 41°VollkommeneUebersättigung;Flamme
                                    											bliebbrennen
                                 42°Starker
                                    											Flash;ZeichenbeginnenderUebersättigung
                                 42°Sehr heftigerFlash;
                                    											Flammeverlöscht
                                 42°Heftiger Flash.
                                 
                              
                                       Die Dochttemperatur bezifferte sich bei 24° Luftwärme auf
                                    											35 bis 36°.
                                 
                              
                           Andere Reihen unter Benutzung obiger Brenner
                           
                              
                                 Art der Oele
                                 Berliner Petroleum
                                 Echt englischesPetroleum
                                 Mischöl
                                 Kaiseröl
                                 
                              
                                 Abel-test
                                 19°
                                 23°
                                 29°
                                 33,5°
                                 
                              
                                 1. Reihe. Temperatur der umgebenden Luft 20
                                    											bis 21°. Die Lampen standen 1m,1 vom
                                    											Fuſsboden
                                 
                              
                                 
                                 Heftiger Flasch
                                 Deutlicher Flash
                                 Kaum Spurenvon Flash
                                 Kein Flash
                                 
                              
                                 2. Reihe. Temperatur der umgebenden Luft 26
                                    											bis 27°. Die Lampen standen 2m vom
                                    											Fuſsboden ab.Das Oel zeigte nach 2stündiger Brennzeit nahezu 29° in den
                                    											Bassins.
                                 
                              
                                 
                                 Sehr heftigerFlasch
                                 Heftiger, zischenderFlash
                                 Schwacher Flash
                                 Hauch.
                                 
                              
                           
                           Kaiseröl war, trat schon in recht warmer Lufttemperatur, bis
                              									30° hinaufreichend, noch keine bedenkliche Dunstbildung ein; dagegen zeigen sich bei
                              									ungewöhnlich hohen Wärmegraden (38 bis 50°) gefahrbringende Dunstgemische.
                           Es geht hieraus hervor, daſs eine starke Erwärmung der Lampen, wie es bei
                              									Küchenlampen nur zu oft geschieht, wenn solche auf den Ofen oder den heiſsen Herd
                              									gesetzt werden, selbst dann noch gefahrbringend ist, wenn sie mit den besten Oelen
                              									gespeist sind.
                           Nachdem im Vorstehenden die Bedingungen für die Bildung gefährlicher Dampfgemische
                              									erörtert sind, treten wir nun der Frage näher: wie kommt es zu deren Entzündung und
                              									welche Sicherheitsvorrichtungen sind anzuwenden?
                           Die Entzündung der Bassindämpfe kann naturgemäſs nur durch die Flamme erfolgen und
                              									kann nur dann stattfinden, wenn eine dazu geeignete Communication, d.h. eine
                              									Verbindung vom Oelbassin zur Flamme, vorhanden ist. – Diese Communication ist nun
                              									aber durch die oft weiten Oeffnungen im Brennerboden gegeben, durch welche das vom
                              									Docht her absickernde Oel ins Bassin zurücktropfen soll. Diese Oeffnungen haben
                              									zuweilen mehrere Millimeter in ihrer Abmessung und sind dann wohl geeignet, die
                              									Rückzündung der dem Bassin entsteigenden Dämpfe zu ermöglichen. Wenn man nun
                              									einerseits die Sorglosigkeit, mit der diese groſsen Verbindungsöffnungen angesehen
                              									werden, in Betracht zieht und dabei doch an die immerhin kleine Zahl von
                              									Unglücksfällen, verursacht durch Rückentzündung, denkt, so muſs man anerkennen, daſs
                              									glücklicherweise ein Zusammentreffen vieler ungünstiger Umstände dazu gehört, damit
                              									die wohl recht oft im Bassin vorhandenen gefahrvollen Dünste zur Entzündung
                              									gelangen. – Gefahrbringende Momente der Art sind nun das Heraustreiben jener Dämpfe
                              									durch Eingieſsen frischen Petroleums, das Herabdrücken der Flamme durch Ausblasen
                              									sowie durch starkes Bewegen der Lampe. Sehr gefährlich kann auch das Putzen
                              									brennender Lampen werden, indem leicht durch jene Oeffnungen in das Bassin
                              									gelangende, brennende Dochtschnuppen dort eine Entzündung der Gase herbeiführen. Zur
                              									Unterstützung dieser Ansicht, daſs weite Oeffnungen im Brennerboden gefahrbringend
                              									sind, sei bemerkt, daſs mir Brenner explodirter Lampen vorlagen, bei denen jene
                              									Oeffnung sehr weit war. In einem Falle fand die Explosion durch Ausblasen, im
                              									anderen jedenfalls durch Zugwind statt. – Es ist daher Pflicht der
                              									Lampenfabrikanten, diesen Umstand in Betracht zu ziehen, und es sind jetzt auch
                              									Brenner ausgeführt worden, bei denen durch entsprechende Abdichtung, durch
                              									Anbringung hydraulischer VerschlüsseEin solcher hydraulischer Verschluſs von sehr zweckmäſsiger, bequem
                                    											anzubringender Form ist von der bekannten Firma Schuster und Baer in Berlin (* D. R. P. Kl. 4 Nr. 15522 vom 30.
                                       											März 1881) angegeben worden.D. Red., durch Verkleinerung der
                              									Gefäſse, aus denen
                              									unmittelbar der Docht das Oel aufsaugt (z.B. Schiebelampen mit Oelkästen,
                              									Moderateurlampen), diesem wichtigen, die Gefahr sehr wesentlich abmindernden Momente
                              									Rechnung getragen worden ist.
                           Gefahrvolle Verbindungskanäle bilden sich, wenn die Dochte die Hülsen nicht
                              									vollständig erfüllen, so daſs schlotartige Oeffnungen zwischen dem Flammenrande und
                              									dem Dampfraume des Bassin vorhanden sind. Solche Kanäle führen die Dünste der Flamme
                              									noch näher als die Oeffnungen im Brennerboden. Eine durch die Kölner Zeitung
                              									gegangene Mittheilung warnt unter Anführung von Explosionsbeobachtungen vor diesen
                              									Gefahren, welche sich immer vorher schon durch das Zucken der Flamme ankündigen.
                           In Betreff der Brenner sei noch bemerkt, daſs ihre ganze Einrichtung auf die
                              									Vermeidung des Heiſsbrennens abzielen muſs. Dies wird durch eine geschickt zur
                              									Flamme geleitete Luftzuführung bewirkt und durch genügend weite Luftzuleitungskanäle
                              									am unteren peripherischen Theile des Brenners erreicht.
                           Weiter muſs angestrebt werden, daſs die Flamme den Metalltheilen des Brenners
                              									möglichst fern bleibt; bei den Flachbrennern ist dies nicht gut möglich und tritt
                              									bei geringer Verbiegung, bei etwas fehlerhafter Dochtlage u. dgl. sehr leicht ein.
                              									Vielfach ist Unheil durch solche Flachbrenner gekommen; mir selbst liegen zwei
                              									solche fehlerhafte, sich sehr heiſs brennende Flachbrenner vor, welche eine
                              									Explosion zur Folge gehabt hatten. Oft befinden sich solche Flachbrenner an kleinen
                              									Küchen- und Hauslampen, und werden nun solche durch das Brennen heiſs, so können sie
                              									beim Inhalte schlechten Petroleums leicht eine Explosion verursachen.
                           Hierbei sei indessen beiläufig noch erwähnt, daſs selbst der bestconstruirte Brenner
                              									zum gefährlichen Heiſsbrennen dadurch zu bringen ist, daſs die äuſseren
                              									Luftzuführungsöffnungen durch Dochtschnuppen verstopft werden, daſs die Flamme zu
                              									niedrig geschraubt und der Cylinder nicht richtig eingestellt, nämlich so aufgesetzt
                              									wird, daſs die Flamme ruſst. Der die Flamme einschnürende Theil des Glascylinders
                              									befindet sich dann nicht an der für die Flamme richtigen Stelle.
                           Zum Schluſs bemerke ich zusammenfassend folgendes: Es ist nicht in Abrede zu stellen,
                              									daſs die sehr leicht flüchtigen Oele, so bis etwa 19 bis 20° Abel-test, in so fern nicht wohl empfehlenswerthe Leuchtstoffe, namentlich
                              									bei den allgemein üblichen Brennerconstructionen, sind, als sie doch schon bei
                              									mäſsiger Luftwärme, verstärkt durch die Brennerwärme, gefahrvolle Dunstgemische
                              									erzeugen.
                           Dabei ist indessen wohl zu erwägen, daſs selbst Oele von höherem Dampfbildungspunkte,
                              									etwa der Region 24° Abel-test angehörend, auch nicht
                              									durchweg gefahrlos sind, wenn einerseits die die Lampen umgebende Lufttemperatur,
                              									wie bei Hängelampen., eine entsprechend höhere ist, wenn die Brenner eine zu hohe Wärme entwickeln und
                              									dem Dochte mittheilen, oder wenn andererseits die Erwärmung der Brenner durch
                              									Verschluſs der Luftöffnungen, auch durch falsches Aufsetzen der Cylinder veranlaſst
                              									wird. Dem gegenüber ist indessen geltend zu machen, daſs die bei der Anwendung
                              									leicht flüchtiger Oele und gewöhnlicher Brenner sich ergebenden Gefahren wesentlich
                              									dadurch abgemindert werden, daſs die Brenner entsprechend abgedichtet sind. Oele,
                              									welche zwischen 33 bis 40° die ersten Spuren entzündlicher Dünste aushauchen
                              									(Kaiseröl), gewähren naturgemäſs eine gröſsere Sicherheit als leichter abdunstende
                              									Oele. – Den durch mangelhafte Einrichtung der Brenner bedingten Gefahrzuständen ist
                              									nicht wohl eine geringere Bedeutung beizumessen als den durch das Oel an sich
                              									herbeigeführten.
                           In Folge der durch die ganze Natur der Oelproduction bedingten Notwendigkeit, selbst
                              									Oele von nicht übermäſsig hohem Test zu verwenden, erscheint es dringend geboten,
                              									bei der Construction der Brenner obige Momente zu beachten und bei der Benutzung der
                              									Lampen auch die Vorsichtsmaſsregeln zu berücksichtigen (insbesondere Reinhaltung der
                              									Luftzuführungsöffnungen an der Auſsenseite der Brenner, richtiges, ein Ruſsen
                              									vermeidendes Aufsetzen des Cylinders), deren Vernachlässigung selbst gut construirte
                              									Brenner zum Heiſsbrennen zwingt. Leicht erkennt man durch Berührung des Brenners mit
                              									den Fingern, ob ein Heiſsbrennen desselben erfolgt ist.
                           Berlin. Technisches Laboratorium der technischen Hochschule, März 1881.