| Titel: | Ueber Neuerungen an Windrädern. | 
| Autor: | Hausenblas | 
| Fundstelle: | Band 241, Jahrgang 1881, S. 413 | 
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                        Ueber Neuerungen an Windrädern.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 30.
                        (Patentklasse 88. Fortsetzung des Berichtes S. 81
                           								d. Bd.)
                        Ueber Neuerungen an Windrädern.
                        
                     
                        
                           Während die bisher (S. 81 d. Bd.) beschriebenen Windräder mit
                              									steifen Flügeln versehen sind, arbeitet der horizontale Windmotor von F. H. Munkelt in Grimma (* D. R. P. Nr. 12278 vom 7.
                                 									Juli 1880) mit Segelzeug, welches sich vor dem Wind von selbst stellt. Die
                              									trapezförmigen Segel sind mit der einen Seite AB (Fig.
                                 										1 bis 3 Taf. 30)
                              									an den radialen Armen des horizontalen Radgerippes befestigt, an der gegenüber
                              									liegenden Seite CG aber mit Stangen versehen, welche
                              									von Hebeln F und D, die
                              									auf Achsen H sitzen, getragen werden. Diese Stangen
                              									liegen in der Regel auf dem Radgerippe auf und halten dabei die Segel in
                              									horizontaler Lage gespannt, in welcher Stellung sie auch ungehindert gegen den Wind
                              									laufen können. Vor den Wind gelangt, blähen sich die Segel auf, da der Wind dann
                              									durch das etwas aufgebogene Eck bei C unter das Segel
                              									tritt und am Ausweichen nach unten durch ein zweites festgespanntes wagrechtes Segel
                              										AYXW gehindert wird. Hierbei werden die Stangen CG gehoben, die Achsen H
                              									gedreht und dadurch die an ihren Enden aufgekeilten Hebel i niedergedrückt, bis sie gegen die Anschlagrollen an der Hülse z stoſsen, worauf ein weiteres Aufblähen des Segels
                              									nicht mehr möglich ist. Die Hülse z läſst sich mittels
                              									des Hebels v verstellen, wodurch die Regulirung der
                              									wirksamen Segelfläche in einfachster Weise ermöglicht ist. In der höchsten Lage hält
                              									die Hülse z alle Segel vollständig horizontal gespannt,
                              									das Rad ist also abgestellt.
                           Die Construction ist eine höchst einfache, dabei zweckentsprechende und deshalb
                              									gewiſs sehr beachtenswerth.
                           
                           Endlich ist noch ein horizontaler Windmotor von L. A. Purper in Paris (* D. R. P. Nr. 12316 vom 2. Juli
                                 									1880) zu erwähnen, welcher ein von einem viereckigen Kasten umschlossenes einfaches
                              									Flügelrad aufweist. In jeder der vier aufrechten Kastenwände ist eine seitliche
                              									Oeffnung mit beiderseitigen Leitwänden angebracht, wodurch der Windstrom so gegen
                              									das Rad geleitet wird, daſs er dessen Achse kreuzt.
                           Von den Neuerungen an verticalen Windrädern beziehen sich mehrere auf die Stellung
                              									der meist um radiale Achsen drehbaren Flügel. Jul.
                                    										Hummel in Ober-Cunnersdorf bei Löbau in Sachsen (* D. R. P. Nr. 8195 vom
                                 									13. Juli 1879) trifft die aus Fig. 4 bis
                              										6 Taf. 30 ersichtliche Anordnung. Die hohlen Achsen der Flügel F drehen sich lose auf Stangen, welche zwischen den an
                              									den Radarmen P befestigten Kränzen K, K1 eingespannt sind.
                              									Die an den inneren Enden der Flügelachsen sitzenden Kurbeln greifen mit ihren Zapfen
                              									in einen dritten Kranz K2, welcher von den Zapfen der auf den Wellen S befestigten Kurbeln erfaſst wird. Die Wellen S tragen andererseits Zahnbögen z, welche mit
                              									Zahnstangen z1 (Fig.
                                 										6) in Eingriff stehen, die mit einer gemeinschaftlichen, auf der Radachse
                              										a verschiebbaren Stellhülse s verschraubt sind. Die Verschiebung dieser Stellhülse erfolgt von Hand
                              									mittels des Hebel- und Stangensystemes iwvH und hat die
                              									Verstellung der Flügel zur Folge. Die Flügel selbst stehen nicht normal zur
                              									Radachse, sondern sie sind etwas gegen dieselbe geneigt. Die Radachse ist in einem
                              									Drehgestell gelagert, welches auf Kugeln läuft. Das Einstellen des Rades gegen den
                              									Wind wird durch die Windfahne W besorgt. Hervorgehoben
                              									sei noch, daſs die gewählte Construction der Flügelachsen die leichte Auswechselung
                              									der Flügel ermöglicht.
                           Auch das Rad von K. Reinsch in Dresden (* D. R. P. Nr.
                                 									10617 vom 27. Februar 1880) weist, wie aus Fig. 7 und
                              										8 Taf. 30 zu ersehen, Flügel F auf, welche
                              									sich zwischen zwei concentrischen Ringen K1, K2 drehen können und durch Gelenke t mit einem dritten Ring l
                              									verbunden sind, dessen Drehung ihre Verstellung zur Folge hat; diese wird aber hier
                              									bei Geschwindigkeitsänderungen des Rades selbstthätig hervorgerufen, indem durch die
                              									wechselnde Fliehkraft das Gewicht d verstellt wird,
                              									welches auf der mit den Hebeln a und f verbundenen Stange c
                              									befestigt ist, der Hebel f aber durch einen zweiten
                              									Schenkel e und die Stangen i,
                                 										k auf den Regulirungsring l wirkt. Zur
                              									Verstellung von Hand dient in etwas umständlicher Weise das Stangen- und Hebelsystem
                              										s bis m und k bis h. Durch passendes
                              									Einstellen des Gewichtes d auf der Stange c soll die zweckmäſsigste Radgeschwindigkeit erzielt
                              									werden.
                           Schmidt und Flocken in Merkendorf bei Auma, Groſsherzogthum Sachsen (* D. R. P. Nr. 10608 vom 17. Januar 1880) lassen ebenfalls
                              										die Achsen der
                              									radial stellbaren Flügel S (Fig. 9 und
                              										10 Taf. 30) sich in zwei Ringen c und d drehen; doch ist der letztere noch innerhalb der
                              									Flügel, diese theilweise durchschneidend, angeordnet, um eine bequeme Lagerung der
                              									beiderseits kurbelförmig abgebogenen Wellen f zu
                              									ermöglichen, welche einerseits den Regulirungsring e
                              									erfassen, andererseits in einen Gelenkkopf greifen, welcher an einer durch die hohle
                              									Radachse hindurchgehenden Stange g sitzt. Hebel h, Stange i und Hebel k verbinden die Stellstange g mit einem kräftigen Centrifugalregulator l,
                              									welcher die Flügelstellung der Radgeschwindigkeit gemäſs ändert.
                           Von besonderem Interesse ist bei diesem Rade das Triebwerk, dessen Einrichtung die
                              									Verhinderung der bei Verbindung der Radachse mit dem stehenden Wellbaum durch
                              									Kegelräder sonst auftretenden Schwankungen des ganzen Radgestelles bezweckt. Die
                              									Radachse trägt zwei gegen einander gestellte Kegelräder G,
                                 										H, welche die auf den stehenden, über einander geschobenen Achsen L, M sitzenden Räder I, K
                              									in umgekehrte Drehung versetzen; die gleichfalls wechselständigen Räder I1, K1 am unteren Ende der
                              									Achsen L, M wirken dann auf das Rad N der Transmissionswelle O
                              									wieder in gleichem Sinne. Da die Räder G, H gleiche
                              									Kräfte im entgegengesetzten Sinn übertragen, ist einem Hin- und Herschwingen der
                              									Radachse um den stehenden Wellbaum in Folge der Kraftübertragung auf den letzteren
                              									wirksam vorgebeugt.
                           Statt die Flügel selbst drehbar zu machen, um ihre wirksame
                              									Fläche zu ändern, verbindet Paul Baumann in Grottkau (*
                              									D. R. P. Nr. 8990 vom 18. Juni 1879) dieselben fest mit der Achse und versieht sie
                              									mit jalousieartigen Klappen, welche nach beiden Seiten ausschlagen können. Die
                              									Klappengelenke l (Fig. 11 und
                              										12 Taf. 30) hängen unter einander mittels Leisten a zusammen, welche durch Stangen k, g und
                              									Hebel f mit einem Querhaupt r verbunden sind, das an der mit dem Winkelhebel ni verbolzten Stange h hängt. Der Schenkel
                              										n dieses Winkelhebels umgreift eine durch ein
                              									Gewicht belastete, fest aufgehängte Kette g und legt
                              									sich gegen einen Bund p in derselben, wenn der Wind
                              									gegen die Flügelklappen drückt. Bei zu heftigem Wind öffnen sich die Flügelklappen
                              									nach hinten, indem gleichzeitig der Winkelhebel ni das
                              									Gewicht an der Kette g, welches dem Winddruck auf die
                              									Schaufel nicht mehr das Gleichgewicht zu halten vermag, hebt. Bei plötzlich
                              									umspringendem und von hinten in das Rad dringendem Wind können sich die Klappen ohne
                              									Widerstand nach vorn drehen, weil sich dann der Winkelhebel ni von dem Bund p der Kette g einfach abhebt.
                           Die Veränderlichkeit der Flügelstellung zu Regulirungszwecken
                              									wird von F. Wiebeck in Neuhalden sieben bei Magdeburg
                              									(* D. R. P. Nr. 8191 vom
                              									6. Juli 1879) durch den Einbau des Windrades in ein horizontales Rohr ersetzt,
                              									welches beiderseits mit jalousieartigen Klappen versehen ist, um theilweise oder
                              									gänzlich abgesperrt werden zu können. Der Motor gleicht demnach einer
                              									Achsialturbine. Der Erfinder bringt übrigens in dem an der Eintrittseite erweiterten
                              									Leitrohr drei solche Turbinenräder hinter einander an, deren Schaufelstellung
                              									wechselt, weshalb das erste und dritte Rad nach der einen, das mittlere Rad aber
                              									nach der entgegengesetzten Richtung sich dreht. Die Räder sitzen lose auf ihrer
                              									Achse; die Drehung der beiden äuſseren wird durch Stirnräderpaare auf eine zur
                              									Turbinenachse parallele Welle übertragen, während das mittlere Rad durch ein
                              									Kettenräderpaar auf dieselbe Welle wirkt. Die auf der letzteren sitzenden Räder sind
                              									mit ihr durch Auslöskupplungen verbunden, um eine etwaige Ungleichheit der
                              									Geschwindigkeit der einzelnen Räder unschädlich zu machen.
                           Joens in Kiel (* D. R. P. Nr. 10197 vom 16. December
                                 									1879) will die bewegende Kraft des Windes durch ein Schaufelrad nutzbar machen,
                              									welches in einen mit Leitwänden versehenen Kasten eingebaut ist. Auf S. 414 dieses
                              									Berichtes ist ein ähnlicher Vorschlag von L. A. Purper
                              									erwähnt.
                           Um bei Windrädern mit Steuerfahne das Hin- und Herbewegen zu hindern, welches bei
                              									unregelmäſsigem Wind durch dessen Einwirkung auf die Fahne hervorgebracht wird, legt
                              										O. Sielaff in Stolp, Pommern (* D. R. P. Nr. 11982
                                 									vom 30. April 1880) die Fahne während des Betriebes mittels einer einfachen
                              									Vorrichtung um.
                           Bei transportablen Windmotoren wollen F. Filler und J. L. Ingwersen in Elmsbüttel-Hamburg (* D. R. P. Nr.
                                 									9079 vom 21. Juli 1879) das Rad mit seiner horizontalen Achse, den stehenden
                              									Wellbaum und die von diesem getriebene Arbeitsmaschine (z.B. Pumpe) an einem
                              									aufrecht stehenden Rahmen lagern, welcher auf dem Wagengestell mittels eines
                              									Cardanischen Gehänges ruht. Die Windradachse kann sich dann auch bei geneigter Lage
                              									des Wagens wagrecht einstellen.
                           Die noch zu erwähnende Dreh Vorrichtung für Windmühklappen von C. Bernhardt in Lübeck (* D. R. P. Nr. 9750 vom 18.
                                 									December 1879) besteht darin, daſs durch ein kleines Windrad ein Vorgelege mit einem
                              									Kettenrad bethätigt wird, welch letzteres in eine endlose Gelenkkette greift, welche
                              									um den die Kappe tragenden feststehenden Kronring gelegt und an diesem vor
                              									Verschieben geschützt ist. Das sich drehende Kettenrad haspelt sich an der Kette
                              									fort und, da es in der Kappe selbst gelagert ist, so folgt diese der Bewegung und
                              									dreht sich.
                           Hausenblas.
                           
                        
                     
                  
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