| Titel: | Umwandlung der Destillationsgefässe der Zinköfen in Zinkspinell und Tridymit; von A. Stelzner und H. Schulze. | 
| Autor: | A. Stelzner , H. Schulze | 
| Fundstelle: | Band 242, Jahrgang 1881, S. 53 | 
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                        Umwandlung der Destillationsgefäſse der Zinköfen
                           								in Zinkspinell und Tridymit; von A.
                              									Stelzner und H.
                              									Schulze.
                        Stelzner u. H. Schulze, über Umwandlung der
                           								Zinkdestillationsgefäſse.
                        
                     
                        
                           In Freiberg werden die Muffeln der Zinköfen alle 24 Stunden mit 50k geröstetem Erz und 25k Kohle oder Koke beschickt. Unter der Einwirkung
                              									der über 1200° gelegenen Temperatur beginnt alsbald der Reductionsproceſs; directe
                              									Messungen auf der Muldener Hütte gaben während des Destillationsprocesses etwa
                              									1300°. Das Zink destillirt in die Vorlage über, das gebildete Zinkoxyd sammelt sich
                              									in der Vorstecktute, aus deren vorderer Oeffnung ein kleiner Theil Zinkoxyd nach
                              									auſsen entweicht. Dieser Oeffnung entströmen auch die aus der angefeuchteten
                              									Beschickung und aus ihren Kohlen sich entwickelnden Wasserdämpfe, späterhin die bei
                              									der Reduction sich bildenden Gase. Diese letzteren bestehen, wie neuerdings F. Fischer (vgl. 1880 237
                              									390) durch Analysen der den Röhren und Muffeln der Zinköfen entnommenen Gase
                              									nachgewiesen hat, kurz vor Beginn der Destillation aus 15,58 Proc. Kohlensäure,
                              									38,52 Proc. Kohlenoxyd, ferner Methan, Wasserstoff und einer Spur von Stickstoff',
                              									dagegen während des Destillationsprocesses aus 92 bis 98 Proc. Kohlenoxyd und
                              									kleinen Mengen von Kohlensäure, Wasserstoff und Stickstoff. Ein Theil der Dämpfe und
                              									Gase geht aber auch durch die Muffelwandungen hindurch. Dies folgt auch daraus, daſs
                              									sich auf den äuſsern Flächen der Muffeln oft emailartige Ueberzüge und wohl auch
                              									Krystallgruppen von Zinkoxyd bilden, welches letztere durch die Einwirkung
                              									oxydirender Ofengase auf die entweichenden Zinkdämpfe entsteht. Die Zusammensetzung
                              									einer derartigen Kruste entsprach der Formel ZnSiO3.
                              									Nach etwa 14 tägigem Gebrauch beginnt nun die Thonmasse der Muffeln sich allmählich
                              									blau zu färben, so daſs
                              									sie beim Auswechseln der Muffeln oft tief blau erscheint. Dieses Blauwerden der
                              									Zinkmuffeln ist nun nach den Untersuchungen der Verfasser in der Bildung blauer
                              									Zinkspinelle begründet; die tiefblauen Zinkmuffeln von Freiberg enthielten 19,3 bis
                              									33,5 Proc. die von Bensberg 29,2 bis 32,6 Proc. Zinkspinell folgender
                              									Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 Freiberg
                                 Bensberg
                                 
                              
                                 ZnO
                                 42,60
                                 43,74
                                 
                              
                                 FeO
                                   1,12
                                   0,73
                                 
                              
                                 Al2O3
                                 55,61
                                 55,43
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 99,33
                                 99,90.
                                 
                              
                           Die umfassenden Versuche der Verfasser, welche sie im Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im Königreiche Sachsen, 1881 * S. 9
                              									bis 41 eingehend beschreiben, geben nun für diese Erscheinung folgende Erklärung.
                              									Die porösen Muffeln, welche durch Zusammenfritten eines Gemenges von Thon und
                              									Chamottebrocken hergestellt sind, werden 4 bis 6 Wochen lang einer Temperatur von
                              									etwa 1300° ausgesetzt, gleichzeitig von Zink- und Wasserdampf, Kohlensäure und
                              									Kohlenoxyd durchzogen. Obgleich die gefrittete Masse während dieses Vorganges in
                              									ihrer Gesammtheit starr bleibt und höchstens – wie dies die in den Chamottebröckchen
                              									zur Entwicklung gelangten Blasen beweisen – stellenweise erweicht wird, wandelt sie
                              									sich dennoch nahezu vollständig zu einem krystallinen Gemenge von Zinkspinell und
                              									Tridymit um. Auſserdem bilden sich noch geringe Mengen eines im Wesentlichen aus
                              									Zinksilicat bestehenden Glasflusses, welcher in die Schwindrisse und in die zwischen
                              									jenem krystallinischen Gemenge verbleibenden Zwischenräume eindringt und hierbei
                              									entweder einen Theil der gebildeten Producte, oder die zu ihrer Bildung notwendigen
                              									Elemente auflöst, um sie bei der schlieſslichen Erkaltung in Form von Krystallen
                              									wieder abzuscheiden. Die Chamottebröckchen, welche von gröſserer
                              									Widerstandsfähigkeit als der Thon sind, werden wenigstens an ihren Auſsenrändern und
                              									an den Wandungen der in ihrer Masse sich bildenden Poren und Kanäle, die von Dämpfen
                              									durchströmt werden, in Zinkspinell und Tridymit umgewandelt. Die nicht minder
                              									widerstandsfähigen Quarzkörnchen, welche dem Thone beigemengt waren, erleiden an
                              									ihrer Oberfläche eine moleculare Umlagerung zu Tridymit. Ferner entsteht durch
                              									Zusammenschmelzen der Beschickung mit der Masse der Thongefäſse Zinksilicat, welches
                              									theils auf der Innenseite der letzteren blasige Krusten von krystalliner Structur
                              									bildet, anderntheils in die Muffeln selbst eindringt, um inmitten derselben
                              									Krystallansiedlungen zu bilden.