| Titel: | Gegen Compound-Maschinen. | 
| Autor: | Gustav Schmidt | 
| Fundstelle: | Band 242, Jahrgang 1881, S. 73 | 
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                        Gegen Compound-Maschinen.
                        Mc Dougall und G. Schmidt, über Compoundmaschinen.
                        
                     
                        
                           Im Engineering, 1881 Bd. 32 S. 35 befindet sich ein
                              									Auszug aus dem Berichte von Niel Mc Dcugall, Oberingenieur der
                              									Dampfkessel-Versicherungs- und Dampfkraft-Gesellschaft in London, in welchem die
                              									Frage, ob Compound- oder Nicht-Compoundmaschinen ökonomischer sind, zu Gunsten der letzteren
                              									entschieden wird. – S. 39 bezeichnet Engineering Hrn.
                              										Dougall als seit langem bekannten Gegner des
                              									Compoundsystemes und widerlegt sehr richtig dessen Schluſsfolgerungen, ohne aber den
                              									sorgfältigen Untersuchungen desselben irgendwie nahe zu treten, sondern in der
                              									Erwartung, daſs dieselben fortgesetzt werden.
                           Ehe wir das Wesentliche dieser Polemik besprechen, wollen wir zur Klarlegung der
                              									Sache, um die es sich hier handelt, zuerst auf den Begriff der Compoundmaschine
                              									eingehen.
                           Wenn die Expansion des Dampfes nur allein in demjenigen Cylinder stattfindet, in
                              									welchem die Admission erfolgt, so heiſst der Engländer die Maschine „Simple expansive“, d.h. einfach Expansionsmaschine, welcher
                              									Ausdruck besser ist als unser Wort „eincylindrige Dampfmaschine“, das für
                              									eine derlei Zwillingsmaschine nicht paſst. Sobald aber der Admissionscylinder
                              									getrennt ist von demjenigen Cylinder, in welchem die Expansion vollendet wird und
                              									der Auspuff erfolgt, so ist dies bei dem Engländer schon eine Compoundmaschine, gleichgültig, ob die Kurbeln beider
                              									Cylinder unter 0 oder 180° (Woolf'schen Maschinen) oder unter 90° (eigentliche
                              									Compoundmaschinen im französischen und deutschen Sinn) stehen und ob im groſsen
                              									Cylinder volle Füllung stattfindet, oder eine frühere Absperrung bewirkt wird:
                              									Woolf'sche Maschine mit Doppelsteuerung, Receivermaschinen. Insbesondere wird in
                              									England häufig Gebrauch gemacht von jener Anordnung der zweicylindrigen
                              									(Woolf'schen) Maschine, bei welcher die beiden Cylinder in einer Linie liegen und
                              									mit einer Pleuelstange auf eine einzige Kurbel gearbeitet wird, und es wird diese
                              									Anordnung als Tandem-Maschine bezeichnet und sehr oft
                              									auch als Zwillingsmaschine, d. i. mit 4 Cylindern ausgeführt.
                           Eine solche Tandem-Zwillingsmaschine ohne frühere Absperrung im groſsen Cylinder ist
                              									jene Maschine B, welche in der genannten Quelle als Compound bezeichnet ist. Sie hat also weder die
                              									Kurbelstellung unter 90°, noch den Receiver, welcher für frühere Absperrung im
                              									groſsen Cylinder nöthig ist, und ist überdies nur an den kleinen Cylindern, nicht an
                              									den groſsen, mit Dampfmantel versehen. In Frankreich und Deutschland würde man also
                              									diese Maschinen nicht als Compound-, sondern als Woolf'sche Maschine alter Construction erklären, deren
                              									Vorzug vor der einfachen Expansionsmaschine allerdings zweifelhaft ist, besonders
                              									wenn sie nicht zweckmäſsig dimensionirt ist, wie dies bei den von Hailauer untersuchten Maschinen (vgl. 1879 234 1 u. 81) der Fall war.
                           Die wahre Compoundmaschine mit Kurbeln unter 90° und Receiver ist gegenwärtig der
                              									Haupttypus der englischen Schiffsmaschinen. Doch werden auch Tandem-Zwillingsmaschinen (seltener Einspänner) und Dreicylinder-Maschinen als Schiffsmaschinen benutzt, in
                              									letzterem Falle mit einem Hochdruckcylinder, Receiver, und zwei
                              									Niederdruckcylindern, die Kurbeln unter 120°.
                           Die Compound-SchiffsmaschinenVgl. Iron, 1881 Bd. 18 S. 126. haben
                              									durchschnittlich 2m,37 Kolbengeschwindigkeit, 5k,44 für 1qc
                              									Kesselüberdruck, 0qm,3638 Heizfläche für 1e indicirt englisch, d. i. 0qm,359 für 1e =
                              										75mk in der Secunde indicirt, benöthigen
                              									stündlich 0k,829 Kohle für 1e indicirt englisch, oder 0k,818 für 1e
                              									französisch, und für je 1qm Heizfläche werden
                              									stündlich 2k,278 Kohle verbrannt. (Die Heizfläche
                              									beträgt 0qm,439 für 1k Kohle in der Stunde.) Die Verdampfung der Kohle ist nicht angegeben,
                              									kann aber 8 fach angenommen werden, wonach der stündliche Speisewasserverbrauch
                              									dieser Compoundmaschinen durchschnittlich nur 6k,5
                              									für 1e indicirt beträgt. Bei den
                              									Tandem-Einspänner- und Zwillingsmaschinen mit durchschnittlich 2m,22 Kolbengeschwindigkeit, 5k,31 Kesselüberdruck, 0qm,386 Heizfläche für 1e (zu 75mk)
                              									indicirt beträgt der Kohlenverbrauch 0k,906 für
                              										1e ind. und Stunde und der stündliche
                              									Brennmaterialverbrauch für 1qm Heizfläche 2k,347 oder die Heizfläche 0qm,426 für 1k
                              									Kohle in der Stunde.
                           Bei einer untersuchten Dreikurbelmaschine war der Kohlenverbrauch trotz der enormen
                              									hohen Kolbengeschwindigkeit von 3m,07 und 6k,33 Kesselüberdruck wegen zu kleiner Heizfläche
                              									von nur 0qm,283 für 1e ind. doch um eine Kleinigkeit gröſser, nämlich 0k,911 für 1e (zu
                              										75mk) ind. und Stunde, obwohl vermuthlich der
                              									Speisewasserverbrauch nicht gröſser, sondern kleiner gewesen sein dürfte.
                           Der geringste beobachtete Kohlenverbrauch für 1e
                              									ind. und Stunde betrug bei den Compoundmaschinen bei
                                 										stariter Expansion und bester Kohle 0k,672 und bei Tandem-Maschinen 0k,792 für 1e
                              									ind. und Stunde.
                           Bei der in Frage stehenden, von Mc Dougall untersuchten
                              									Zwillings* Tandem-Maschine betrug jedoch der Kohlenaufwand bei 6,66 facher Verdampfung der Kohle
                              										1k,267 und die Speisewassermenge 8k,444 für 1e
                              									ind. und Stunde. Diese so genannte „Compoundmaschine“ ist also schon nach dem
                              									Dampf verbrauch sehr wesentlich schlechter als die wirklichen
                              									Compound-Receiver-Maschinen, weil sie eben keine solche, sondern eine alte
                              									Woolf'sche Maschine ist. Mc Dougall bezeichnet dieselbe
                              									mit dem Buchstaben B (A
                              									ist eine andere solche Maschine), während die mit ihr verglichene einfach
                              									expandirende einkurblige Maschine mit C bezeichnet ist.
                              										B dient seit 5 Jahren, C erst seit 2 Jahren zum Betriebe von Spinnereien. Die Hauptdimensionen
                              									sind bei:
                           
                              
                                 
                                 
                                    B
                                    
                                 
                                    C
                                    
                                 
                              
                                 
                                 Hochdruck
                                 Niederdruck
                                 
                                 
                              
                                 Cylinderdurchmesser
                                 0,508m
                                 0,787m
                                 0,813m
                                 
                              
                                 Hub
                                 1,828
                                 1,828
                                 1,219
                                 
                              
                                 Volumenverhältniſs
                                 1 : 2,42
                                 
                                 
                              
                                 Kolbenstangendurchmesser
                                 0,095m
                                 vorn 0,114m
                                 0,114m
                                 
                              
                                 Schädlicher Raum in Proc.
                                 1,76
                                 1,87
                                 3,5
                                 
                              
                                 Durchmesser der Dampfleitung
                                 0,140
                                 0,191
                                 0,203
                                 
                              
                                 Austrittsleitung
                                 
                                    –
                                    
                                 0,254
                                 0,279
                                 
                              
                                 Luftpumpe
                                 Zwei, jede 0m,533Durchmesser, 0,609Hub vom
                                    											Kreuzkopfbewegt
                                 Eine, 0m,660
                                    											Durchm.0,609 Hub, mit Zahn-räderantrieb, ein Spielauf 1,54
                                    											Umdrehgn.
                                 
                              
                                 Steuerung
                                 Corliſs-Dreh-schieber
                                 EinfacheSchieber
                                 Corliſs-Dreh-schieber
                                 
                              
                                 Dampfmantel
                                 mit
                                 ohne
                                 mit
                                 
                              
                                 Dauer des Versuches
                                 5¼ Stunden
                                 6 Stunden
                                 
                              
                                 Tourenzahl in der Minute
                                 46,7
                                 82,8
                                 
                              
                                 Kolbengeschwindigkeit
                                 2m,845
                                 3m,364
                                 
                              
                                 Indicirte Leistung in franz. Pferdestärken
                                 325 + 319 = 644e
                                 547e
                                 
                              
                                 Ueberdruck im Kessel
                                 4,99 k/qc
                                 4,92 k/qc
                                 
                              
                                 Anfangsüberdruck im Cylinder
                                 4,49
                                 4,29
                                 
                              
                                 Vacuummeterstand
                                 698mm
                                 686mm
                                 
                              
                                 Bei Barometerstand
                                 752
                                 749
                                 
                              
                                 Temperatur des Speisewassers
                                 5,0°
                                 5,5°
                                 
                              
                                        „           „   Injectionswassers
                                 14,2
                                 8,0
                                 
                              
                                        „           „   Ausguſswassers
                                 33,3
                                 33,3
                                 
                              
                                 Totalexpans. mit Rucks. auf schädl. Raum
                                 6,56
                                 4,27.
                                 
                              
                           Beide Maschinen arbeiteten also unter nahe gleichen Temperaturgrenzen. Beide hatten
                              									Lancashire-Kessel von 2m,134 Durchmesser und 9m,144 Länge; Durchmesser der Röhren 0m,838 bei B mit, bei
                              										C ohne Wasserröhren. Die Green'schen Economiser
                              									hatten bei Maschine B 120, bei C 144 Röhren.
                           
                              
                                 
                                 
                                 Bei B
                                 Bei C
                                 
                              
                                 Anzahl der arbeitenden Kessel
                                 
                                 3
                                 2
                                 
                              
                                 Rostfläche betrug
                                 R =
                                         7,55qm
                                         5,95qm
                                 
                              
                                 Heizfläche der Kessel
                                 
                                 236,9
                                 148,6
                                 
                              
                                        „       des Economiser
                                 
                                 118,0
                                 141,8
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Gesammte Heizfläche
                                 F =
                                 354,9qm
                                 290,4qm
                                 
                              
                                 Verhältniſs
                                 
                                    F : R=
                                    
                                 47
                                 48,8
                                 
                              
                                 Dampfraum
                                 
                                 22,88cbm
                                 15,29cbm
                                 
                              
                                         „        für 1e
                                    											ind.
                                 
                                 0,0355
                                 0,0280
                                 
                              
                                 Heizfläche  für 1e
                                    											ind.
                                 
                                 0,551qm
                                 0,531qm
                                 
                              
                                 Stündlicher Kohlenverbrauch
                                 B =
                                 824,6k
                                 575,6k
                                 
                              
                                 Auf 1qm Rostfläche
                                    											stündlich verbrannte Brenn-    stoffmenge
                                 B : R =
                                 109,2
                                 96,7
                                 
                              
                                 Für je 1qm Heizfläche
                                    											stündlich verbrannte Brenn-    stoffmenge
                                 B : F =
                                 2,323
                                 1,982
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Bei B
                                 Bei C
                                 
                              
                                 Aschengehalt der Kohle
                                 
                                 11 Proc.
                                 8,2 Proc.
                                 
                              
                                 In den Kessel gepumpte Wasserm. in der Stunde
                                 M =
                                 5492k
                                 5074k
                                 
                              
                                 Ab auf die Speisepumpe geschätzt
                                 
                                    54
                                     45
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Bleibt für die Maschine
                                 
                                 5438k
                                 5029k
                                 
                              
                                 Für 1e indicirt und
                                    											Stunde
                                 
                                 8,444k
                                 9,194k
                                 
                              
                                 Verdampfungsverhältniſs
                                 M : B =
                                 6,66
                                 8,81
                                 
                              
                                 Verdampfungsverhältniſs für Speisewasser von
                                    											38°,    verdampft bei 100° Temperatur
                                 
                                 7,22
                                 9,53
                                 
                              
                                 Kohlenmenge für 1e indicirt
                                    											und Stunde
                                 
                                 1,267
                                 1,044
                                 
                              
                                 Desgleichen sammt Speisepumpe
                                 
                                 1,281
                                 1,052.
                                 
                              
                           Die Maschine B hatte wesentlich gröſseren Dampfraum für
                              										1e, also muthmaſslich trockeneren Dampf als
                              										C; auch war die Heizfläche für 1e ind. etwas gröſser, 0,551 gegen 0qm,531. Uebereinstimmend hiermit ist auch der
                              									Speise Wasserverbrauch für 1e ind. nur 8k,444 bei B gegen
                              										9k,194 bei C. Da
                              									aber C mit besserer Kohle arbeitet als B, so stellt sich der Kohlen verbrauch für 1e bei B gröſser
                              									heraus als bei C. Letztere Maschine arbeitete trotz
                              									geringem Expansionsgrad recht günstig, was der hohen Kolbengeschwindigkeit und dem
                              									Dampfmantel zu verdanken ist.
                           Bei Berechnung der Kosten legt Mc Dougall den
                              									beobachteten Verbrauch an Kohle für 1e zu Grunde,
                              									obwohl im Durchschnitt der Monate Juli bis December der Verbrauch bei B um 12,6 Proc., bei G um
                              									14 Proc. gröſser ist.
                           Hiernach ist der Kohlen verbrauch bei:
                           
                              
                                 
                                 
                                    B
                                    
                                 
                                    C
                                    
                                 
                              
                                 In 50 Wochen zu 56 Stunden
                                 2556t
                                 1809t
                                 
                              
                                 Der (sehr niedrige) Preis der Kohle für 1 Tonne
                                      5,75 M.
                                       6,75 M.
                                 
                              
                                 Jahreskosten der Kohle
                                 14697
                                 12211
                                 
                              
                                 Jahreskosten der Kohle für 100e
                                   2282
                                   2232
                                 
                              
                                 Desgleichen, wenn die Maschine B
                                    											mit der-    selben Kohle wie C bedient
                                    											würde
                                   2050
                                   2232
                                 
                              
                                 Die Anlagskosten reducirt auf das gleiche    J. 1878
                                    											stellen sich auf
                                 72000
                                 50000
                                 
                              
                                 Die Fundirung
                                 26420
                                   5000
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Zusammen
                                 98420 M.
                                 55000 M.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Hiervon an Interessen 4 Proc.
                                   3937 M.
                                   2200 M.
                                 
                              
                                 7 Proc. Amortisirung der Maschine
                                   5040
                                   3500
                                 
                              
                                 Kohle für 1 Jahr
                                 14697
                                 12211
                                 
                              
                                 Schmiermittel  771k
                                    												Talg                      680k
                                    											Oel
                                    560    –
                                     –   500
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Zusammen Jahreskosten
                                 24234 M.
                                 18411 M.
                                 
                              
                                 Für 100e indicirt
                                   3763
                                   3366
                                 
                              
                           Wenn die Maschine B mit derselben Kohle bedient würde
                              									wie C, so wären:
                           
                              
                                 Die Jahreskosten an Kohle für 100e indicirt      
                                 2050 M.
                                 2232 M.
                                 
                              
                                 Hierzu an Interessen, Amortisation und    Schmiere für
                                    												100e
                                 1481
                                 1134
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Jahreskosten für 100e
                                 3531 M.
                                 3366 M.
                                 
                              
                           Hiernach ist die einfache Expansionsmaschine bei dem wirklichen Bestand um 397 M. und
                              									bei gleicher Kohle immer noch um 165 M. jährlich für 100e
                              									indicirt, also bei 547e um 2171 bezieh. 902 M. im
                              									Vortheil gegen die Maschine B, obwohl diese mit 6,6
                              									facher statt 4,3 facher Expansion arbeitete. Mc Dougall
                              									sagt, es sei unmöglich, ohne wirkliche Versuche anzugeben, welcher Unterschied in
                              									dem Dampfverbrauch stattgefunden hatte, wenn beide Maschinen bei ihrem günstigsten
                              									Füllungsgrad versucht worden wären; aber eine annähernd genaue Schätzung könne aus
                              									den sehr bekannten Resultaten der Versuche gezogen werden, welche von den
                              									Schiffsingenieuren der Vereinigten Staaten mit den Maschinen Bache, Rush und Gallatin ausgeführt wurden.
                              										Bache hatte denselben Typus wie die Maschine B; jedoch war hier der Niederdruckcylinder mit
                              									Dampfmantel versehen. Der stündliche Dampfverbrauch bei Bache betrug für 1e ind. (zu 75mk in der Secunde) 9k,84 bei 5,71 facher Expansion; Rush mit
                              									Dampfhemd an beiden gut mit Filz umhüllten Cylindern hatte das beste ökonomische
                              									Resultat von 8k,23 bei 6,21 facher Expansion,
                              									woraus zu schlieſsen ist, daſs auch unsere Maschine B
                              									mit 6,56 facher Expansion am günstigsten arbeitete. Dagegen hatte die einfache
                              									Expansionsmaschine Gallatin bei 4,18 facher Expansion
                              									den Verbrauch = 9k,62 und bei 7,3 facher Expansion
                              									den Verbrauch 9k,18 Speisewasser für 1e ind. und Stunde, woraus zu schlieſsen ist, daſs
                              									Maschine C bei stärkerer Expansion noch besseres
                              									Resultat ergeben hatte, im Verhältniſs 1 : 0,954 wie bei Gallatin. Dann wäre C auf 3263 M.
                              									Jahreskosten für 100e herabgekommen und obige
                              									Zahlen 2171 und 902 M. für 547° hätten sich auf 2735 und 1465 M. zu Gunsten der
                              									einfach expandirenden Maschine erhöht. Wenn die Kosten für das viel gröſsere
                              									Maschinenhaus der „Compoundmaschine“ mit in Betracht gezogen werden, wird der
                              									Vergleich noch günstiger für die eincylindrige Maschine. Noch ein beachtenswerther
                              									Punkt ist die viel gröſsere Unsicherheit gegen Bruch der Compoundmaschine mit
                              									Räderantrieb gegenüber der eincylindrigen mit Seiltrieb. Allerdings sind im
                              									Lancashire-District, wo es sehr viele horizontale Tandem-Zwillingsmaschinen mit
                              									Rädertrieb wie B gibt, auch schon einkurblige
                              									horizontale Tandem-Maschinen mit Seiltrieb angewendet worden, und da die
                              									Anlagskosten einer Maschine dieser Art beträchtlich geringer sind als bei
                              									Zwillingsmaschinen von gleicher Stärke, so werden die Kosten für die entwickelte
                              									Arbeit ungefähr dieselben sein wie für eine einfach expandirende Maschine.
                           Eine Form von Compoundmaschinen, in welcher die anfänglichen Auslagen viel mehr
                              									reducirt würden auf jene der eincylindrigen Maschine, ist jene von Alf. Holt mit einer Kurbel, indem über dem Cylinder der
                              									bisherigen eincylindrigen Maschine noch ein Hochdruckcylinder angebracht wird. Diese
                              									Form ist bisher noch nicht für stationäre Betriebsmaschinen angenommen worden,
                              									obwohl ausgedehnte Erfahrungen mit derselben sie als eine vorzüglich arbeitende
                              									Schiffsmaschine erwiesen haben, sowohl mit einer Kurbel (Einspänner), wie auch als
                              									Zwillingsmaschine. Da
                              									aber in vorliegendem Falle (Maschine B) die
                              									Kesselspannung nur 5k Ueberdruck beträgt, so würde
                              									die mäſsige Kohlenersparung selbst diesen Umbau nicht lohnen. Für höhere Pressung
                              									ist aber das System zu empfehlen.
                           Ueber diese Auseinandersetzungen Mc Dougall's bemerkt
                              									der Berichterstatter des Engineering, daſs schon vor
                              									mehreren Jahren die Versuche der Firma B. Donkin und
                                 										Comp. erwiesen hätten, daſs es für eine Compoundmaschine sehr wesentlich
                              									sei, den Niederdruckcylinder mit einem vollständigen Dampfmantel zu versehen, um die
                              									besten Resultate zu erzielen, und daſs unter gewöhnlichen Umständen die Ersparung
                              									durch den Dampfmantel nur am Niederdruckcylinder viermal so groſs ist als jene, welche durch den
                              									Dampfmantel nur am Hochdruckcylinder erreicht werden
                              									kann. Bei der Maschine B fehlte aber gerade der
                              									Dampfmantel des Niederdruckcylinders. Auch das Volumenverhältniſs 2,42 : 1 sei nicht
                              									das beste und 3,25 : 1 vortheilhafter (?). Die eincylindrige Maschine hatte ferner
                              									den Vortheil der höheren Kolbengeschwindigkeit, sowie der vollkommenen Entwässerung
                              									bei jedem Hub, was bei dem einfachen Schieber des Niederdruckcylinders der
                              									Compoundmaschine B zweifelhaft sei. Trotzdem benöthigte
                              									die Compoundmaschine um reichlich 8 Proc. weniger Speisewasser als die
                              									Nichtcompound. Ferner sei jene eine Zwillingsmaschine, diese eine einkurblige und es
                              									ist wohlbekannt, daſs für alle mäſsigen Gröſsen die Kosten einer Zwillingsmaschine
                              									gröſser sind als jene einer einfachen von gleicher Stärke. Wenn beide Maschinen mit
                              									gleicher Kolbengeschwindigkeit und gleicher Gesammtexpansion gearbeitet hätten,
                              									würden die Kosten der Compoundmaschine für 1e ind.
                              									wesentlich geringer gewesen sein als jene der Nichtcompound; doch wäre dann die
                              									Pferdestärke sehr verschieden gewesen und wir könnten auch einen solchen Vergleich
                              									nicht als richtig erachten. Der Vergleich müſste zwischen zwei Maschinen von
                              									demselben allgemeinen Typus, gleicher Stärke mit gleicher Kolbengeschwindigkeit,
                              									gleicher Dampfspannung und gleicher Totalexpansion gemacht werden. Dann würden die
                              									Anlagskosten bei 500 bis 600e wenig oder gar nicht
                              									verschieden sein. Die groſse Differenz der Fundirungskosten der Compound- und
                              									Nichtcompoundmaschine liegt blos in dem verschiedenen Typus der verglichenen
                              									Maschinen, wie ja auch Mc Dougall zugibt, daſs die
                              									eincylindrige Maschine in eine Compound umgewandelt werden kann ohne Veränderung des
                              									Fundamentes. Endlich seien die Pressungen und Abnutzungen einer Compoundmaschine
                              									sicherlich geringer als jene einer Nichtcompound und sei es eine zweifellose
                              									Thatsache, daſs die ökonomischen Verluste in Folge der Abnutzung der Ventile und des
                              									Kolbens bei ersteren Maschinen geringer seien als bei letzteren. Alle, welche
                              									Erfahrungen mit den zwei Klassen von Maschinen gemacht haben, werden zustimmen, daſs
                              									bei Entwicklung gegebener Stärke die Interessen des Anlagskapitals und die Zuschläge für Abnutzung
                              									sicher nicht gröſser und in vielen Fällen kleiner sind bei Compoundmaschinen als bei
                              									Nichtcompoundmaschinen und daſs die Kohlenersparniſs bei den ersteren, besonders
                              									nach mehrjährigem Dienst, einen hübschen Gewinn ergibt und nicht durch andere Kosten
                              									erschöpft wird, wie die Tabelle von Dougall glauben
                              									machen könnte.
                           Referent der vorstehenden Polemik macht nochmals aufmerksam, daſs durch das
                              									Vorliegende der Streit über Compound- oder Nichtcompound im deutschen Sinne gar
                              									nicht einmal berührt wird, weil die Maschine B eine
                              									unvollkommene Woolf'sche, nicht aber eine Receivermaschine ist.
                           Gustav
                                 										Schmidt.