| Titel: | Neuerungen an den Verfahren und Einrichtungen zur Behandlung der Eisenbahnschienen nach dem Walzen. | 
| Fundstelle: | Band 242, Jahrgang 1881, S. 102 | 
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                        Neuerungen an den Verfahren und Einrichtungen zur
                           								Behandlung der Eisenbahnschienen nach dem Walzen.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 10.
                        Gustin's und G. Webbs' Behandlung der
                           								Eisenbahnschienen.
                        
                     
                        
                           An A. J.
                                    											Gustin in Boston, Nordamerika (* D.
                              									R. P. Kl. 49 Nr. 11395 vom 29. Februar 1880) sind Einrichtungen zur Behandlung der
                              									Eisenbahnschienen unmittelbar nach dem Walzen angegeben worden, welche darin
                              									bestehen, daſs die von den Fertigwalzen kommenden Schienen in derselben Hitze auf
                              									ihre Normallänge geschnitten und gut gerichtet werden.
                           Die gewalzte Schiene gelangt zuerst auf eine Rollenplatte, welche
                              									aus einer Bodenplatte mit verticalen und horizontalen Führungsrollen besteht.
                              									Hierauf kommt die Schiene auf unmittelbar hinter derselben liegende verticale
                              									Tragrollen oder auf eine Reihe von Horizontalrollen, je nachdem das eine oder andere
                              									zweckmäſsiger erscheint. Die verticalen Tragrollen werden in zwei oder drei auf
                              									einander folgenden Paaren angeordnet, um die Schiene vorwärts zu schieben bezieh.
                              									derart einzustellen und festzuhalten, daſs sie von den über ihr schwingenden Sägen
                              									in die Normallänge zerlegt wird. Natürlich kann auch der bisher gebräuchliche Wagen
                              									mit mehreren umsteuerbaren Rollen, welcher die Schiene nach der festliegenden Säge
                              									hinführt, angewendet werden. Die Umsteuerung der Tragrollen wird hier durch
                              									Einschaltung eines gewöhnlichen Wendegetriebes in die Zahnräder der Rollen
                              									ermöglicht. Die Rollen selbst sitzen auf einer doppelt gelagerten Welle und sind
                              									durch Schrauben in ihren Lagern verstellbar; das obere Lager ist durch einen
                              									kragenartigen Mantel und einen entsprechenden ringförmigen Ansatz am Boden der Rolle
                              									gegen das Eindringen von Schmutz und Wasser geschützt. Auſser diesem Lager besitzt
                              									die Rollenwelle noch ein Fuſslager, welches durch eine Durchbohrung der Welle vom
                              									Kopflager aus geschmiert wird.
                           Hat die auf gewünschte Länge abgeschnittene, noch heiſse Schiene
                              									diese Tragrollen verlassen, so tritt sie in einen Biegeapparat, welcher die Schiene
                              									so krümmt, daſs dieselbe beim Erkalten und hierdurch bedingtem Schwinden völlig
                              									gerade ist. Dieser Biegeapparat besteht aus drei Paaren von Rollen, ähnlich denen
                              									der Tragrollen, welche durch Zahnräder getrieben werden; die Schiene wird von
                              									denselben erfaſst und selbstthätig vorwärts bewegt, wobei Kopf und Flanschen der
                              									Schiene an den Rollen gleiten. Zum Zweck der gleichmäſsigen Umdrehung der
                              									Biegerollen steht je eine von jedem Paar Rollen durch gleich groſse Stirnräder mit
                              									der gegenüber liegenden Rolle des nächsten Paares in Verbindung. Alle 6 Rollen
                              									laufen genau mit einander. Jedes Paar Rollen kann durch Stellschrauben gegen die
                              									beiden anderen verschoben werden, so daſs der zwischen den Rollen durchlaufenden
                              									Schiene jede beliebige Biegung ertheilt werden kann.
                           Die so gebogene Schiene gelangt nun nach dem Kühlbett, welches aus
                              									einer Reihe von Trägern besteht, zwischen denen sich zwei Drahtseile ohne Ende
                              									befinden. Diese Seile werden, wie bei den Vorschubwagen bei Sagemaschinen, mittels
                              									Rollen dicht unter der Oberkante des Bettes hin und her bewegt, so daſs je zwei an
                              									einem Seil befestigte Daumen die vom Biegeapparat vorgeschobene heiſse Schiene
                              									fassen können. So ist es möglich, das ganze Bett mit Schienen zu belegen. Da das
                              									Drahtseil durch die Hitze der Schienen sich sehr stark ausdehnt, ist die eine Rolle
                              									desselben mit seinen Lagern in einem Schlitz verschiebbar und durch Federn oder
                              									Gewichte stetig angespannt.
                           Ein Zusatzpatent (* Nr. 13469 vom 17. August 1880) bezieht sich auf Abänderungen an
                              									diesem Verfahren. Die Schienen gelangen, nachdem sie die Fertig walzen verlassen
                              									haben, zuerst nach dem Kühlbett, welches zu diesem Zweck eine besondere Construction
                              									erhalten hat und namentlich gestattet, die noch heiſsen Schienen selbstthätig ohne
                              									Zeitverlust an einen passenden Aufbewahrungsort zu bringen. Die Schienen gelangen
                              									dabei zuerst auf Rollen A (Fig. 6 Taf.
                              									10), welche auf irgend eine Weise in schnelle Umdrehung versetzt werden. Die Rollen
                              									sind bei C durch ein Universalgelenk mit den Wellen der
                              									Antriebsräder verbunden, so daſs man sie geneigt zur Achse der letzteren einstellen
                              									kann, um die Schienen auf eine leichte Art auf den Ausladeschieber H zu befördern. Es geschieht die Verstellung der Rollen
                              										A durch Verschiebung einer Stange E, die bei D mit den
                              									verschiebbaren Lagern der Rollen verbunden ist. Ein Ansatz F hindert die auf den Rollen liegende Schiene an einer weiteren Bewegung
                              									in der Längsrichtung, so daſs die Schiene durch die schräg stehenden Rollen nur
                              									senkrecht zu ihrer Achse bewegt und auf die Schieber H
                              									gebracht werden kann. Diese Verschiebung zur Seite erfolgt so schnell, daſs die
                              									nächste vom Walzwerk kommende Schiene, wie schnell die Bewegung auch sein mag, auf
                              									den Rollen Platz findet.
                           Die Schieber H gleiten in passenden Führungen, oder sie
                              									gehen auf Rollen, welche in den Führungsstangen angebracht sind, und sind an
                              									Drahtseilen ohne Ende oder Ketten befestigt. Die Seile laufen über Rollen L und umschlingen die Rolle M, von welcher sie angetrieben werden. Die Ausdehnung der Seile wird
                              									wieder durch Hängegewichte oder Federn ausgeglichen. Die Schnelligkeit der Bewegung
                              									der Schieber und die Länge des Apparates, d.h. der Stangen G, müssen derart gewählt werden, daſs die Schienen genügend abkühlen
                              									können. Zur Weiterbeförderung der auf dem Kühlbett liegenden Schienen dient ein
                              									Abzugswagen, der aus einem Gestell besteht, in welchem eine Anzahl Rollen gelagert
                              									sind; letztere werden durch Kegelräder von Hand angetrieben. Der Wagen hat Platz für
                              									zwei Schienen, welche vom Kühlbett auf denselben geschoben werden, um hier auf ihre
                              									Normallänge abgeschnitten zu werden. Der Wagen bringt die beiden Schienen dann zur
                              									Richtmaschine, wo eine nach der anderen abgeladen wird, ohne daſs der
                              									beaufsichtigende Arbeiter genöthigt wäre, die Schienen anfassen zu müssen.
                           G.
                                    											Webb in Johnstown, Grafschaft Cambria in Nordamerika (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 11060 vom 13. Januar 1880) will
                              									die das Walzwerk verlassenden Schienen derselben Behandlung unterziehen, aber den Kopf
                              									der Schiene gleichzeitig durch schnellere Abkühlung härten. Um nun hierbei das
                              									Verziehen der Eisenbahnschienen in Folge ungleichmäſsiger Abkühlung zu verhindern,
                              									werden dieselben so, wie sie vom Walzwerk kommen, in den Apparat Fig. 7 Taf.
                              									10 festgeklemmt. Auf den Stirnwänden des halbcylindrischen Behälters A ist eine Achse L
                              									gelagert, welche einen cylindrischen Rahmen trägt, auf dessen Umfang die zu
                              									behandelnden Schienen befestigt werden. Durch ein Paar Zuführungswalzen erfolgt das
                              									Einschieben der Schiene zwischen ihre Klammern a und
                              										c; dabei streicht die Schiene zuerst an einem
                              									Schaber vorbei, welcher sowohl anhängende Schuppen, als auch die beim Abschneiden
                              									der Schiene mit der Kreissäge entstandenen Grate beseitigt. Die Schiene wird in die
                              									etwas längeren Klammern von allen Seiten so fest eingeschlossen, daſs sie ihre
                              									gerade Form während des Abkühlens beibehalten muſs und nur den Kopf, welcher allein
                              									gehärtet werden soll, freiläſst. Beim Drehen des Rahmenwerkes um seine Achse taucht
                              									der Schienenkopf in die in A befindliche Flüssigkeit
                              									(Wasser, Oel, Salzwasser o. dgl.). Sollen die Schienenköpfe nicht durch Eintauchen
                              									in eine Flüssigkeit gehärtet werden, soll der Apparat die Schienen also nur fest
                              									einspannen, richten und beim gleichmäſsigen Abkühlen eingespannt halten, so wird der
                              									Behälter A geschlossen und ein Luftstrom
                              									durchgeleitet.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
