| Titel: | Ueber Neuerungen im Eisenhüttenwesen. | 
| Autor: | St. | 
| Fundstelle: | Band 242, Jahrgang 1881, S. 121 | 
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                        Ueber Neuerungen im Eisenhüttenwesen.
                        (Patentklasse 18. Fortsetzung des Berichtes S. 291
                           								Bd. 241.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel 12.
                        Ueber Neuerungen im Eisenhüttenwesen.
                        
                     
                        
                           Zur Vorbereitung der Manganerze für die
                                 										Ferromangan- oder Rohmangan-Erzeugung im Hochofen benutzt man nach A.
                                    											Ledebur in Freiberg, Sachsen (D. R. P. Nr. 14155 vom 24. October 1880) Erze, deren
                              									Mangangehalt als Mangansuperoxyd (MnO2) oder
                              									Mangansuperoxydhydrat (MnH2O3) zugegen zu sein pflegt. In dem oberen Theile des
                              									Hochofens geben diese Erze unter Einwirkung des in dem aufsteigenden Gasstrome
                              									enthaltenen Rohlenoxydes einen Theil ihres Sauerstoffgehaltes unter Umwandlung in
                              									Manganoxyd (Mn3O4)
                              									oder Manganoxyduloxyd (Mn3O4) ab, während eine entsprechende Menge Kohlenoxyd
                              									zu Kohlensäure verbrannt wird. Dieser Vorgang ist, wie sich auch bei einem Versuche im
                              									Kleinen an dem eintretenden Erglühen des Erzes im Augenblick der Umwandlung
                              									beobachten läſst, von einer Wärmeentwickelung begleitet. Die Folge hiervon ist das
                              										„Oberfeuer“ der Manganhochöfen. Hierdurch werden die Wände und Armaturen
                              									des Ofens zerstört, während die entweichenden Gichtgase einen groſsen
                              									Kohlensäuregehalt aufweisen.
                           Diese Uebelstände lassen sich vermindern oder ganz vermeiden, wenn man die Erze in
                              									einem geschlossenen Apparate der Einwirkung eines hoch erhitzten Windstromes
                              									aussetzt, oder indem man bei einer Temperatur von etwa 300° einen Kohlenoxyd
                              									enthaltenden Gasstrom auf sie einwirken läſst. Dadurch werden die Erze in niedrigere
                              									Oxydationsstufen Mn2O3 oder Mn3O4 übergeführt. Bei dem ersten Verfahren mischt sich der frei werdende
                              									Sauerstoff mit dem Gebläsewind, wodurch bei der Anwendung des letzteren für den
                              									Hochofenbetrieb eine Temperatursteigerung im Gestell des Ofens eintreten würde. Das
                              									Verfahren erfordert jedoch umständliche Apparate, lange Zeitdauer und eine
                              									Temperatur von nicht unter 700°. Zur Ausführung des zweiten Verfahrens dient ein
                              									Herdofen mit geneigter Sohle (nach Art der Moser'schen Röstöfen), bei welchem die
                              									Gase an der tiefsten Stelle eintreten, während die Erze dem Gasstrome
                              									entgegenrücken. Als Reductionsgase können Generatorgase oder noch zweckmäſsiger die
                              									Gichtgase des Hochofens benutzt werden; denn sobald dieser nicht mehr mit jenen an
                              									Sauerstoff reichen, sondern nur mit den in beschriebener Weise vorbereiteten
                              									Manganerzen beschickt wird, werden die Gichtgase desselben, in Folge der
                              									Schwerreducirbarkeit des Mangans, reicher an Kohlenoxyd sein. Da die Zersetzung
                              									schon bei 220° beginnt und dann rasch verläuft, die Gichtgase aber häufig mit noch
                              									höherer Temperatur den Ofen verlassen, so ist eine besondere Heizvorrichtung nicht
                              									immer erforderlich.
                           Gust. Hilgenstock in Horde (* D. R. P. Zusatz Nr. 13039
                              									vom 17. August 1880, vgl. 1880 237 * 133) stellt den Formkasten K aus mehreren in einander geschobenen Theilen her und legt,
                              									wie Fig. 1 Taf. 12 zeigt, in die einzelnen Winkel Berieselungsröhren
                              									hinein.
                           Der von der Union, Actiengesellschaft für Bergbau, Eisen- und
                                    											Stahlindustrie in Dortmund (* D. R. P. Nr. 13550 vom 17. October 1880) patentirte Doppelpuddelofen unterscheidet sich von den bisher
                              									bekannten Oefen dadurch, daſs der doppelte Fassungsraum nicht durch Vergröſserung
                              									der Breite, sondern durch entsprechende Verlängerung des Ofens erzielt wird. Durch
                              									Zusammenziehen der beiden Seitenwände ungefähr in der Mitte der ganzen Länge wird
                              									der Ofen in 2 Herde getrennt, von denen der eine, der Feuerung zunächst liegende,
                              									etwas gröſser ist als der andere, an den Fuchs anschlieſsende. Der Doppelofen hat
                              									auf jeder Längsseite etwa in der Mitte jeder Abtheilung je 
                              									eine Arbeitsthür und kann durch zwei von einander
                              									unabhängige Belegschaften bedient werden. Man soll mit
                              									diesen Oefen eine Brennmaterialersparniſs bis zu 35 und 40 Proc. erzielen können. –
                              									Der Vortheil dieser Oefen ist ein zweifelhafter; denn beide müssen gleichmäſsig
                              									arbeiten, damit, wenn der eine groſse Hitze verlangt, dies auch bei dem anderen der
                              									Fall ist. Bei der Arbeit gleichen Schritt in Bezug auf den Gang des Processes zu
                              									halten, ist aber unmöglich, da dem vorderen Ofen mehr Wärme zugeführt wird als dem
                              									hinteren; also muſs der hintere langsamer arbeiten.
                           Eine ganz zweckmäſsige Neuerung brachte C. William Siemens in London (* D. R. P. Zusatz Nr. 13136 vom 17. Juli
                              									1880, vgl. 1880 235 * 369) an rotirenden Puddelöfen an.
                              									Beim Reduciren von Erzen oder beim Puddeln von Eisen in rotirenden Oefen ist die
                              									halbflüssige oder theilweise geschmolzene Masse leicht geneigt, auf dem Ofenfutter
                              									zu rutschen, anstatt sich, wie dies erforderlich ist, zu überkugeln und auf diese
                              									Weise der reducirenden oder oxydirenden Wirkung der Flamme beständig neue Flächen
                              									darzubieten. Um diesem Uebelstande abzuhelfen und gleichzeitig eine Kühlung des
                              									Ofenhalses zu bewirken, wird der Ofen an seiner hinteren Seite mit einem oder
                              									mehreren ringförmigen oder sonstwie geformten Behältern A (Fig. 2 und
                              										3 Taf. 12) versehen, welche den Ofenhals umgeben und von welchen zwei
                              									oder mehr Röhren B bis B3 durch das feuerfeste Ofenfutter
                              									hindurch nach einem in der Achse des Ofens liegenden hohlen Drehzapfen C an der Vorderseite des Ofens führen. Die
                              									Zuleitungsröhre bringt das Kühlwasser aus einem Behälter nach dem Zapfen C und durch diesen den Röhren B im Innern des Ofens und dem Kühlmantel des Ofenhalses A zu, während die Abfluſsröhre das Wasser, nachdem es
                              									im Ofen umgelaufen ist, wieder in den Behälter zurückführt. Dadurch, daſs die durch
                              									die Ofenfütterung hindurchführenden Röhren B kühl
                              									gehalten werden, erhärtet ein Theil des geschmolzenen Metalles auf denselben und
                              									bildet dieses dort nach innen vorstehende Buckel, welche in Form von Längsrippen
                              									durch den Ofen laufen und während der Drehung des Ofens die breiartige Masse
                              									zwingen, sich zu überstürzen und auf dem Ofenfutter zu rollen, anstatt auf demselben
                              									zu rutschen.
                           Um die Masse in mehrere Theile zu theilen, damit dieselbe mehrere kleinere Luppen
                              									bilde, werden die Röhren B, welche der Länge nach durch
                              									das Ofenfutter gehen, an bestimmten Stellen nach dem Innern des Ofens eingebogen
                              									oder erweitert. Hierdurch entstehen beim Drehen des Ofens durch die sich an diesen
                              									Stellen ansetzenden Buckel Erhöhungen auf der Innenfläche des Ofenfutters, welche
                              									während der Drehung des Ofens bewirken, daſs sich die mehr oder weniger zähflüssige
                              									Masse der Quere nach in verschiedene Theile trennt, welche sich während der Drehung des
                              									Ofens in ebenso viele Luppen zusammenrollen.
                           Die Beschickungsthür D des Ofens befindet sich an der
                              									Vorderseite auſserhalb der Mitte, so daſs sie sowohl den hohlen Drehzapfen, als auch
                              									die von diesem nach dem Ofenfutter abzweigenden Röhren frei läſst. Wenn der Ofen
                              									beschickt werden soll, wird er in eine solche Stellung gebracht, daſs die Thür sich
                              									über dem Drehzapfen C befindet. Die Beschickung erfolgt
                              									alsdann von einer erhöhten Bühne aus. Haben sich die Luppen gebildet, so wird der
                              									Ofen in einer solchen Lage angehalten, daſs die Thür D
                              									in der unteren Stellung geöffnet wird und die Luppen für die weitere Bearbeitung
                              									leicht herausgenommen werden können.
                           Das Kühlwasser flieſst vom hohlen Drehzapfen C in
                              									Richtung des Pfeiles nach Rohr B, von hier durch eine
                              									an der Hinterseite des Ofens liegende Röhre nach B2, von hier durch ein an der Vorderseite liegendes
                              									Rohr E nach B3 in den ringförmigen Kühlkasten A und von hier durch B1 nach dem Drehzapfen C
                              									zurück.
                           Der Flammofen von Thomas Gidlow in Hollywood-Heaton und J.
                                    											Abbot in Ince, Grafschaft Lancaster in England (* D. R. P. Nr. 972 vom 28. August
                                 										1877) ist in der Mitte seiner Länge durch eine horizontale Welle
                              									unterstützt und kann um dieselbe schwingen. Der Anschluſs an die Esse erfolgt durch
                              									einen Fuchs, dessen Endflächen nach einem um die Schwingungswelle gebogenen Kreis
                              									geformt sind. Die Bewegung des Ofens wird durch irgend eine am Fuchs angreifende
                              									Hebevorrichtung bewirkt. Entweder besitzt der Ofen eine eigene Feuerung, oder er
                              									wird durch Generatorgase gespeist. In letzterem Falle treten dieselben durch ein in
                              									der Verlängerung der Drehachse liegendes Rohr, gehen um den Herd herum, bis sie zur
                              									Feuerbrücke gelangen, oder das Gasrohr schlieſst sich direct an letztere an und muſs
                              									dann mittels einer Stopfbüchse mit dem feststehenden Gasrohre verbunden werden. An
                              									diesem in D. p. J. 1879 231 * 37 beschriebenen Ofen
                              									brachte Max
                                    											Ladewig in Königshütte (* D. R. P. Nr. 11731 vom 14. Februar 1880) in so fern einige
                              									Neuerungen an, als er, wie Fig. 4 Taf.
                              									12 zeigt, gegenüber der Feuerbrücke in die Herdsohle und in den Seitenwandungen
                              									dicht über jener eine Anzahl Düsen b anordnete. Ladewig will durch letztere Einrichtung nach Belieben
                              									kalten oder heiſsen Wind durch das geschmolzene Metallbad leiten, oder den Ofen als
                              									gewöhnlichen Flammofen benutzen können, zu welch letzterem Zwecke auf einer Seite
                              									der Drehachse a unter dem Ofen die Winde c angebracht ist, mit deren Hilfe der Ofen gehoben und
                              									das Metallbad auſser Berührung mit den Düsen b gebracht
                              									werden kann.
                           Behufs leichter Auswechselbarkeit und
                                 										Befestigung der Düsenröhren bei Flammöfen brachte Franz Würtenberger in Ruhrort (* D. R. P. Zusatz Nr. 13679 vom 15. Juni 1880,
                              									vgl. 1881 240 * 306) verschiedene Neuerungen an. So versieht er das an die
                              									Windleitung a (Fig. 5 Taf.
                              									12) anschlieſsende Düsenrohr b mit einer Halbflansche
                              										c, welche, nachdem das Rohr in das Lager d eingelegt worden ist, von dem in Backen f gleitenden Lagerdeckel e
                              									festgehalten wird. Der Deckel e wird durch Keile g fest mit dem Lager d
                              									verbunden. Neben der soliden Befestigung des Düsenrohres soll die Einrichtung auch
                              									seine winddichte Verbindung mit der Windleitung bilden.
                           Um die Düsenröhren unter sich zu einem Ganzen zu vereinigen und Vibrationen derselben
                              									zu vermeiden, ist um dieselben eine Art Zange gelegt und sind die beiden Backen
                              									derselben durch Keilbolzen verbunden. Diese Zange kommt beim Blasen unter die
                              									Feuerthür zu liegen, so daſs letztere sich auf dieselbe stützt und dadurch nebenbei
                              									einen dichten Abschluſs der Ofenthür nach auſsen gibt.
                           A.
                                    											Chuchul in Baildonhütte in Kattowitz, Oberschlesien (* D. R. P. Nr. 13193 vom 13.
                                 										Juli 1880) bespricht Neuerungen an
                                 										Flammöfen. Die in den Feuerungsraum mündende Kohleneinfüllöffnung hat neben
                              									der bekannten Einrichtung, bestehend aus einer an der Seitenwand horizontal
                              									vorspringenden Platte mit seitlichen, halbkreisförmigen Begrenzungswänden, noch eine
                              									gegen das Ofeninnere zu geneigte horizontale Zwischenwand von geringerer Länge wie
                              									die oben erwähnte Bodenplatte. Dadurch nun, daſs man durch die Oeffnung unter dieser
                              									Zwischenwand schürt, soll eine bessere selbstthätige Befeuerung bei gleichzeitigem
                              									selbstthätigem Abschluſs der Schüröffnung nach auſsen erzielt werden. Den Herd der
                              									Flammöfen baut Chuchul aus mehrtheiligen
                              									zusammenschraubbaren Kasten, welche durch senkrechte Zwischenwände getrennt sind und
                              									dadurch den zur Kühlung dienenden Gebläsewind zwingen, den Boden in den
                              									mannigfachsten Zickzacklinien zu durchstreichen; der Wind geht durch die hohlen Herd
                              									wände hindurch unter den Rost.
                           L. M.
                                    											Lindberg in Kohlsva, Schweden (*
                              										D. R. P. Nr. 13031 vom 8. August 1880) will das Roheisen dadurch frischen,
                              									daſs er ohne Zuschlag oder weitere Bearbeitung auf das geschmolzene Roheisenbad,
                              									unter Hinwegblasen der oben aufschwimmenden Schlacke, eine Stichflamme leitet. Wie
                              									aus Fig. 6 Taf. 12 zu ersehen, besteht der Ofen aus einem auf Rädern
                              									laufenden Herde, welcher vorn die Abstich-, hinten die Eintragöffnung besitzt.
                              									Seitlich hat derselbe zwei röhrenförmige Ansätze, mit welchen zwei gleiche Stutzen
                              									der beiden feststehenden Regeneratoren zusammenpassen. Die Verbindungsstelle wird
                              									von einem eisernen Ring bedeckt und durch feuchten Thon gedichtet. Die sich in den
                              									Regeneratorkammern G und F
                              									erhitzende Luft bezieh. Gase vermischen sich bei i,
                              									strömen durch den Kanal k in das Ofeninnere und
                              									entweichen durch die entgegengesetzten Regeneratoren. Um eine Stichflamme zu erzeugen,
                              									muſs natürlich der Druck, unter welchem das Gasgemisch in den Ofen tritt, kein
                              									unbedeutender sein. Behufs besserer Mischung von Gas und Luft kann der Gasstrom auch
                              									auf getheilte Windströme treffen, oder neben dem Hauptwindstrom kann noch durch eine
                              									besondere Düse ein stark gepreſster Windstrom in den Gasstrom eingetrieben oder
                              									endlich ersterer durch eine Anzahl von Düsen mit dem Gasstrom vereinigt werden.
                           Paul
                                    											Aube in Paris (* D. R. P. Nr. 12837 vom 15. August 1880) beabsichtigt, Stahl und Leuchtgas gleichzeitig herzustellen, indem er
                              									in eine glühende, durch Eisen- und Kohlenschichten gefüllte Retorte Wasserdampf
                              									einführt, wobei über den Boden derselben eine Fettsubstanz geleitet werden soll. Die
                              									glühenden Eisen-, Holzkohlen- oder Kokesmassen sollen den Wasserdampf zersetzen und
                              									den Sauerstoff desselben aufnehmen; das Eisen wird sich aber auſserdem auch noch mit
                              									einem Theile des Kohlenstoffes der Holzkohle oder der Koke, sowie des aus der
                              									Fettsubstanz entweichenden Kohlenstoffes verbinden. Es werden also in der glühenden
                              									Retorte Kohlenstoff und Wasserstoff frei, welche sich unter Einwirkung der Hitze
                              									angeblich zu Kohlenwasserstoff vereinigen, um als Leuchtgas Verwendung zu
                              									finden.
                           Der zur Ausführung dieses eigenthümlichen Verfahrens nothwendige
                              									Apparat besteht aus einer Art Cementirofen, bei welchem die die Retorten heizende
                              									Flamme einen über dem Ofen liegenden Dampfkessel und Dampfüberhitzer bespült. Der in
                              									diesen erzeugte Dampf wird durch Röhren in die Retorten geleitet und hier in vielen
                              									feinen Strahlen über die Oberfläche der Kohlen- und Eisenschichten vertheilt. Mitten
                              									in letzteren stehen auf die Länge der Retorte vertheilt zwei eiserne oder aus
                              									feuerfestem Material hergestellte Töpfe ohne Böden, in welche durch besondere Röhren
                              									die flüssige Fettsubstanz eingeführt wird. Durch Schieber kann man die vom Roste
                              									kommende Flamme nach Belieben zu den Retorten und dem Dampfkessel oder nach beiden
                              									allein leiten.
                           Um das weggebrannte Futter einer Birne schnell wieder zu
                              									ersetzen, ohne letztere abkühlen zu müssen, wenden die Rheinischen Stahlwerke zu Ruhrort und der Härder
                                 										Bergwerks- und Hüttenverein zur Horde (* D. R. P. Nr. 14005 vom 11.
                              									November 1880) folgendes Verfahren an: Möglichst rasch nach dem letzten Ofengang,
                              									während die Birne noch sehr heiſs ist, werden Kokes in dieselbe geworfen und durch
                              									Anlassen des Windes in Glut versetzt. Ist dies geschehen, so wird der Wind
                              									abgestellt, über die Mündung der Birne ein Rost befestigt, letztere sodann um 180°
                              									gekippt, so daſs der Rost nach unten zu stehen kommt, und das Bodenstück abgenommen.
                              									Es wird nun in das Innere der Birne eine Lehre aus Guſseisen – aus einem Stück oder
                              									aus mehreren Theilen bestehend – eingehängt und um diese herum und zwischen den noch glühenden
                              									Wandungen des Futters feuerfestes Material eingeworfen und eingestampft; letzteres
                              									besteht aus einer basischen Masse und ist mit so viel Theer angemacht, daſs es im
                              									kalten Zustande kaum bindend, im heiſsen hingegen etwas flüssig ist. Der Theer kann
                              									auch ganz oder theilweise durch andere Körper, welche bei trockener Destillation
                              									Kokes hinterlassen, wie z.B. Asphalt, Pech u. dgl., ersetzt werden. Durch die hohle
                              									Lehre wird nun noch Kokes nachgefüllt und diese hierdurch derart geheizt, daſs die
                              									basische Futtermasse in sich zusammenbackt; auſserdem soll an der Berührungsfläche
                              									der basischen Füllmasse mit der von früher noch stehen gebliebenen, in glühendem
                              									Zustand befindlichen basischen Ausfütterung in Folge der Verkokung eine innige
                              									Verbindung eintreten, so daſs die alte und neue Ausfütterung fest an einander
                              									haften. Man wartet nun so lange und fährt, wenn nöthig, mit dem Nachfüllen von Kokes
                              									fort, bis die Verkokungstemperatur bis in das Innere der Futtermasse eingedrungen
                              									ist. Hierauf werden durch Entfernung des Rostes die Kokes aus der Birne geschüttet
                              									und die Lehre herausgehoben. Nachdem man den Untertheil der Birne, welcher
                              									nöthigenfalls mittlerweile ausgebessert oder ersetzt worden ist, wieder angeschraubt
                              									hat, kann weiter geblasen werden. Man kann auch die Lehre bald nach dem Einbringen
                              									der Futtermasse entfernen und letztere durch directe Einwirkung des Kokesfeuers
                              									festbrennen.
                           Nach diesem Verfahren soll eine Birne, deren Ausbesserung – Abkühlung und
                              									Ausfütterung zusammen – früher wenigstens 12 Stunden in Anspruch nahm, binnen 6
                              									Stunden zugerichtet werden können. Man kann natürlich nach demselben Verfahren auch
                              									ein ganz neues Futter herstellen.
                           Groſser praktischer Werth ist der Erfindung nicht beizumessen; denn es wird sich das
                              									Bodenstück nicht so leicht vom übrigen Körper trennen lassen und, wenn dies wirklich
                              									geschehen und die Birne ausgebessert worden ist, so wird an jener Trennungsfläche
                              									eine sehr bedenkliche Fuge vorhanden sein. Des weiteren bilden sich im Innern der
                              									Birne oft sehr unregelmäſsige Ansätze, welche ein Einbringen einer Lehre von
                              									richtiger Gröſse sehr erschweren und unter Umständen, wenn nämlich der Zwischenraum
                              									zwischen Lehre und altem Futter zu groſs ist und sich nach unten erweitert, ein
                              									Einfüllen desselben unmöglich machen. Ein Entfernen jener Ansätze dürfte auch auf
                              									Schwierigkeiten stoſsen, da dieselben meist von Fluſseisen durchsetzt sind und das
                              									Arbeiten an einer heiſsen, offenen, mit Kokes gefüllten Birne keine Kleinigkeit
                              									ist.
                           Bei basischen Birnenausfütterungen, bei welchen Futter,
                              									Düsen und Boden aus gebranntem Material bestehen, werden Düsen und Böden, z.B. beim
                              									Neueinsetzen während des Ofenganges, durch Einstampfen einer Masse aus gepulvertem,
                              									todtgebranntem Kalk und Theer gedichtet. Da diese Theile nun dadurch so fest
                              									zusammenfritten, daſs ein Auswechseln derselben mit groſsen Schwierigkeiten
                              									verknüpft ist, so wird nach F. Melaun in Königshütte, Oberschlesien (D. R. P. Nr. 12570 vom 21. Juli
                                 										1880) der Birnenboden vor dem Einsetzen mit einem gut anschlieſsenden
                              									Mantel aus schwachem Blech umgeben und ebenso die innere Mantelfläche des
                              									zugehörigen Birnenfutters mit Blech ausgefüttert. Der Bodenmantel wird hierauf mit
                              									einem Brei aus rohem gepulvertem Kalk, Dolomit oder Magnesit und Wasser bestrichen
                              									und mittels Schrauben oder durch hydraulischen Druck in die Birne gepreſst. In
                              									derselben Weise wird das Einsetzen der Düsen vorgenommen. Der Masse zum Abdichten
                              									kann Graphit zugesetzt, oder es kann auch ein neutrales Material genommen werden. Da
                              									die Dichtungsmasse nur am oberen Rande frittet, kann ein Auswechseln der Düsen
                              									leicht und schnell erfolgen.
                           Melaun (* D. R. P. Nr. 13966 vom 19. September 1880)
                              									bildet den Mantel der Birne nicht allein aus mehreren in der Horizontalen leicht
                              									trennbaren und wieder zusammenzusetzenden Ringen, sondern er zerlegt diese letzteren
                              									noch in einzelne Abschnitte, die bei aufrechter Lage der Birne in senkrechten Linien
                              										stumpf an einander stoſsen oder zwischen sich einen
                              									Zwischenraum lassen. Eine Verbindung der einzelnen Theile eines Ringes findet nicht
                              									statt; dagegen werden die Ringe unter sich durch angenietete Winkeleisen und
                              									Keilbolzen verbunden, und da die senkrechten Stöſse in den einzelnen Ringen gegen
                              									einander versetzt sind, so wird ein Zusammenhang des ganzen Mantels erzielt, welcher
                              									ein genügend solider ist, wenn die Materialstärke entsprechend stark genommen
                              									wird.
                           Behufs Ausmauerung einer solchen Birne wird der Mantel derselben bis auf das
                              									Mittelstück, welches nicht getheilt ist, aus einander genommen. Man mauert sodann,
                              									das Bodenstück als Grundlage nehmend, von innen und
                                 										auſsen das Futter der Birne auf und setzt bezieh. befestigt die Ringtheile
                              									in dem Maſse auf, als die Herstellung des Futters fortschreitet. Bei einer
                              									Ausbesserung des Futters werden die Ringtheile beliebig gelöst und die schadhaften
                              									Stellen von auſsen, ohne ein Abkühlen der Birne vornehmen zu müssen, ausgebessert.
                              									Letzteres besonders scheint eine nicht zu verachtende Vereinfachung bei der
                              									Ausführung des Bessemerprocesses zu sein.
                           Einen wenig praktischen Vorschlag ähnlicher Art macht Ph. M.
                                    											Justice in London (* D. R. P. Nr. 13696 vom 4. November 1880), dessen Zweck
                              									darin besteht, das Ausheben der Schildzapfen des Trageringes der Birne aus den Lagern und das dadurch bedingte
                              									Abschrauben der Windleitung zu umgehen. Der Tragering besteht aus zwei Hälften a und b (Fig. 7 Taf.
                              									12); mit a sind fest die beiden Schildzapfen A bezieh. die Windleitung 
                              									B verbunden und der Theil b ist an den Mantel der Birne befestigt und wird mit a verschraubt. Damit sich der Umfang der Birne bei der
                              									Erwärmung derselben ausdehnen könne, besteht zwischen Mantel und Ring a ein Zwischenraum von 25mm. Behufs Auswechselung einer Birne wird dieselbe horizontal gekippt, in
                              									Ketten aufgehängt, ein Wagen untergefahren, die Theile a und b von einander gelöst und die Birne
                              									herabgelassen.
                           Um behufs Ausbesserung ein leichtes Auswechseln der
                                 										Birne bewerkstelligen zu können, hängt A. L. Holley in
                              										Brooklyn, Nordamerika (* D. R. P. Nr.
                                 										12830 vom 23. Juni 1880) den Birnenmantel a
                              										(Fig. 8 und 9 Taf. 12)
                              									durch die Stützen b auf den Tragering c und verbindet beide Theile mittels durchgezogener
                              									Keilbolzen d. Kippt man die Birne um 180°, so gestattet
                              									diese Einrichtung ein Entfernen der Birne, ohne den Tragering auswechseln zu müssen.
                              									Letzterer besteht aus einem guſseisernen Reifen c mit
                              									schmiedeiserner Ausfüllung f. Die Keile e dienen zur Centrirung der Birne im Tragering,
                              									gestatten aber eine Ausdehnung des Mantels bei der Erwärmung (vgl. 1881 239 * 466).
                           Das Patent von S. Gilchrist Thomas
                              									in London (D. R. P. Nr. 13544 vom 10.
                                 										Februar 1880) bezieht sich auf die Gewinnung der Phosphorsäure und
                              									anderer Substanzen aus Phosphor haltigen Eisenschlacken, speciell aus denjenigen,
                              									die man beim Behandeln von Phosphor haltigem Eisen in mit Kalk ausgefütterten
                              									Bessemerbirnen oder offenen Herdöfen gewinnt und welche 9 bis 20 Proc. Phosphorsäure
                              									enthalten. Zu diesem Zwecke werden die Schlacken in Wasser geleitet und granulirt;
                              									das in der Schlacke enthaltene Eisen in Schrot- oder Kugelform wird durch Magnete
                              									ausgezogen. Die Schlackengranalien werden sodann gepulvert und in groſsen Butten mit
                              									gewöhnlicher Salzsäure behandelt. Die Lösung wird von der Kieselsäure abfiltrirt und
                              									bei Abwesenheit von Mangan, oder, wenn es auf die Gewinnung des letzteren nicht
                              									ankommt, mit gebranntem Kalk in Pulverform oder kleinen Stücken versetzt, bis die
                              									Phosphorsäure als phosphorsaures Eisenoxyd – zuweilen mit phosphorsaurem Magnesium
                              									vermengt – niedergeschlagen wird. Dieser Niederschlag wird durch Filtriren von der
                              									Lösung getrennt, getrocknet und mit schwefelsaurem Natron in einem solchen
                              									Verhältniſs gemischt, daſs etwa 3 Aeq. Natron auf 1 Aeq. Phosphor kommen, dann, mit
                              									gepulverter Kohle gemischt, einer hohen Temperatur bei freiem Zutritt der Luft
                              									ausgesetzt. Zurück bleibt Eisenoxyd und phosphorsaures Natron. Zur Beförderung der
                              									Schmelzung kann man der Masse Kochsalz hinzufügen, wodurch als Nebenproduct
                              									Natriumsulfat gebildet wird. Die entwickelte Schwefligsäure, Chlor und Salzsäure
                              									können dabei auf irgend eine Weise gewonnen werden. Die aus dem Ofen kommende Masse
                              									wird ausgelaugt, das phosphorsaure Natron mit Kalk versetzt und als phosphorsaurer
                              									Kalk in den Handel gebracht.
                           
                           Enthält die Schlacke jedoch viel Mangan und ist es wünschenswerth, dasselbe wieder zu
                              									gewinnen, so wird die von der ungelösten Kieselsäure abfiltrirte saure Lösung mit
                              									Braunstein versetzt, um alles in der Lösung enthaltene Eisen zu oxydiren. Man kocht
                              									sodann das Ganze und gibt gepulverte Kreide oder Dolomit zu, um die Flüssigkeit
                              									nahezu zu neutralisiren, und setzt das Kochen so lange fort, bis das phosphorsaure
                              									Eisenoxyd niedergeschlagen ist. Diesen Niederschlag behandelt man, wie oben
                              									beschrieben. Das Filtrat jedoch wird mit gewöhnlichem gebranntem Kalk oder
                              									dolomitischem Kalk gekocht und dadurch im ersten Falle Manganoxyd mit wenig
                              									Eisenoxyd vermischt, im zweiten Falle neben diesen auch Magnesia gefällt. Diese
                              									Mischung von Magnesia mit den Oxyden des Eisens und des Mangans wird unter Zusatz
                              									von frischem Kalk wieder benutzt, um eine weitere Menge von Manganoxyd aus einer
                              									neuen Lösung niederzuschlagen. Die in der Mischung enthaltene Magnesia fällt das
                              									Manganoxyd der Lösung, während das Manganoxyd, mit welchem die Magnesia selbst
                              									vermischt war, ungelöst zurückbleibt und die Menge des Niederschlages vermehrt.
                           Im Engineering, 1881 Bd. 32 S. 5
                              									wird eine Maschinenanlage beschrieben, welche eine
                              									Verminderung der Handarbeit bei der Fabrikation der
                                 										Eisenbahnschienen auf dem Wege von den Walzen bis zum Verladeplatz
                              									bezwecken und in ihrem Wesen in den Eisenwerken zu Dowlais u.a. schon lange bekannt
                              									ist. Die noch warmen Schienen gelangen auf rotirenden Bodenrollen zuerst in eine
                              									Geraderichtmaschine, wo sie gleichzeitig sowohl in verticaler, als horizontaler
                              									Richtung gerichtet oder für Curven in letzterer Beziehung gebogen werden. Hiernach
                              									führen die Bodenrollen die Schiene zu einer Stoſsmaschine, woselbst sie gleichzeitig
                              									an beiden Enden auf die richtige Länge beschnitten wird. Von da gelangt die Schiene,
                              									immer auf Bodenrollen laufend, zu den Bohrmaschinen, welche gleichzeitig an beiden
                              									Enden die Löcher für die Laschenbolzen herstellen. Sodann wird die Schiene auf einen
                              									drehbaren und in der Höhenlage verstellbaren Tisch geschoben, welcher sie nach einer
                              									Horizontaldrehung um 90° vor die Ladebank bringt, wo sie durch Ketten ohne Ende,
                              									Laufkrahnen u.s.w. aufgestapelt und in Eisenbahnwagen verladen wird. Der
                              									verstellbare Tisch ruht auf dem Kolben einer hydraulischen Pumpe. Durch eine
                              									ausrückbare Klauenkupplung kann der Tisch gedreht werden und geschieht die
                              									Abstellung der Wasserzufuhr unter den hydraulischen Kolben und die Ausrückung der
                              									Kupplung selbstthätig, sobald der Tisch seine richtige Lage der Verladebank
                              									gegenüber angenommen hat.
                           Die Geradericht- bezieh. Biegemaschine besteht aus 2 Walzenständern A (Fig. 10 bis
                              										13 Taf. 12). Einer derselben trägt 2 Längswellen B und U, welche durch 2 Paar Kegelräder S und T mit einander
                              									verbunden sind. B erhält ihren Antrieb auf irgend eine
                              										Weise. Diese Wellen
                              									betreiben durch je 2 Schnecken C und V die 4 Schneckenräder F,
                              									welche auf den Achsen von 4 horizontalen Walzen sitzen. Auſserdem sind in den
                              									Ständern A noch 2 Walzen F1 gelagert, deren Lager durch die
                              									Schraubenspindeln G mittels der Schneckengetriebe P verstellbar sind. Die Walzen F1 werden durch die Stirnräder D, welche in gleiche auf den äuſsersten Walzen F sitzende Räder eingreifen, in Umdrehung versetzt.
                              									Hinter den horizontalen Walzen sind 4 feste und 2 verstellbare verticale Walzen f bezieh. f1 angebracht. Sie haben eine dem Schienenprofil
                              									angepaſste Oberfläche (vgl. Fig. 10)
                              									und werden dadurch bewegt, daſs in die auf den beiden ersten Walzen f angebrachten Schneckenräder e die auf der durchgehenden Welle B
                              									befestigten Schnecken c eingreifen, während die übrigen
                              									Walzen mit jenen durch Stirnräder verbunden sind.
                           Es geht nun die aus dem Fertigkaliber kommende Schiene, durch Leitrollen zugeführt,
                              									zuerst durch die horizontalen Walzen und wird hier in senkrechter Ebene gerade
                              									gerichtet; sodann gelangt sie zwischen die verticalen Walzen und wird hier, indem
                              									die Lager der Walzen f1
                              									durch die Schrauben h beliebig verstellt werden können,
                              									gebogen oder in horizontaler Ebene ebenfalls gerade gerichtet.
                           In einem Vortrage von W. R. Jones,
                              									des Generaldirectors der Edgar-Thomson Stahlwerke, auf der Mai-Versammlung 1881 des
                              										Iron and Steel Institute (vgl. Engineering, 1881 Bd. 31 S. 536) wird, nachdem die
                              									Einrichtung und Production obigen Werkes kurz erwähnt, die Bessemer-Stahlfabrikation in den Vereinigten Staaten Nordamerikas näher
                              									beleuchtet.
                           Danach wiesen die Edgar-Thomson-Stahlwerke während einer Thätigkeit von 9 Monaten und
                              									29 Tagen eine Production von 104 357t (engl.)
                              									fertigen Bessemerstahles auf. Im Bessemerwerk sind 4 Cupolöfen für graues und 4 für
                              									Spiegeleisen vorhanden. 3 der ersteren haben folgende Dimensionen: Innerer
                              									Durchmesser des Mantels 2m,159, Entfernung des
                              									Herdes von der Aufgebethür 4m,267, lichter
                              									Durchmesser 1m,499, an der Rast 1m,219. Die Dimensionen des vierten Cupolofens
                              									sind: 2m,438 Durchmesser des Mantels, 1m,676 lichter Durchmesser und 1m,219 lichter Durchmesser an der Rast. Letzterer
                              									Ofen hat einen ununterbrochenen Gang von 141 Stunden ausgehalten. Die
                              									Spiegeleisenöfen haben 1m,397 Manteldurchmesser,
                              										0m,711 lichten Durchmesser, an der Rast 0m,533. Alle Cupolöfen erhalten ihren Wind von drei
                              									Baker-Gebläsen Nr. 7 (vgl. 1874 212 * 384), welche eine
                              									Windpressung von 0,035 k/qc liefern.
                           Die beiden verticalen Gebläsemaschinen für den in die Birnen zu pressenden Wind haben
                              									Dampfcylinder von 1m,067 und Gebläsecylinder von
                              										1m,422 Durchmesser; der Hub beträgt 1m,219. Sie liefern einen Druck von 1,617 k/qc.
                           
                           Was die Geschichte der Bessemerstahlfabrikation in Nordamerika anbelangt, so
                              									entstanden zuerst die Troy-Werke; hierauf folgten schnell hinter einander die
                              									North-Chicago-Werke, die Pennsylvania-Stahlwerke, die Cambria-, die Albany- and
                              									Rensellaer-, die Edgar-Thomson-, die Vulcan-, endlich die
                              									Pittsburg-Bessemerwerke.
                           Die Production zweier Birnen in 24 Stunden stieg von 160t auf 250t (engl.) und erreichte bald in
                              									der Woche eine Höhe von 1500, 1800, 2000 bis 3000t
                              									(engl.) und Jones glaubt, daſs eine Zeit kommen wird,
                              									wo das wöchentliche Ausbringen zweier Birnen 14000 bis 15 000t betragen wird. Dabei legt man ganz besonders
                              									Gewicht darauf, daſs die fertigen Rohguſsblöcke so schnell als möglich aus dem Wege
                              									geschafft werden. Dies wird durch kleine Locomotiven bewerkstelligt, welche die
                              									Blöcke zu den Siemens'schen Schweiſsöfen befördern. Von hier gelangen sie zu den
                              									Grobwalzen, um dann in Stücke geschnitten, wenn nöthig gehämmert und nochmals
                              									geglüht in das Schienenwalzwerk eingeführt zu werden.
                           Die Arbeitszeit ist in 3 Schichten zu 8 Stunden eingetheilt, so daſs auf 8 Stunden
                              									Arbeit eine löstündige Ruhepause eintritt. Es sollen nach diesem System die Arbeiter
                              									mehr als in 2 Schichten zu 12 Stunden leisten. Daſs aber trotz des schnellen
                              									Arbeitens und der dadurch erzielten groſsen Production die Waare in Bezug auf
                              									Gleichmäſsigkeit nichts zu wünschen übrig läſst, beweist der Umstand, daſs der
                              									Kohlenstoffgehalt von 19 Güssen nur zwischen 0,62 und 0,66 Proc. schwankt Dabei
                              									besaſsen 3 Güsse 0,62, 5 Güsse 0,63, 9 Güsse 0,64, je 1 Guſs 0,65 bezieh. 0,66 Proc.
                              									Kohlenstoff.
                           Als Uebersicht der Production der Edgar-Thomson-Stahlwerke im J. 1880 wurden folgende
                              									Ziffern (in englischen Tonnen) angegeben:
                           
                              
                                 Productionen der Birnen.
                                 
                              
                                 86,50 Proc. Rohblöcke
                                 123303
                                 
                              
                                   3,12 Proc. Abfall
                                 4445
                                 
                              
                                 10,38 Proc. Verlust
                                 14799
                                 
                              
                                 Production des Vorwalzwerkes.
                                 
                              
                                 Gewicht der Rohblöcke
                                 123676
                                 
                              
                                 94,19 Proc. Luppen
                                 116487
                                 
                              
                                   4,01 Proc. Abfall
                                 4965
                                 
                              
                                   1,80 Proc. Verlust
                                 2222
                                 
                              
                                 Production des Schienenwalzwerkes.
                                 
                              
                                 Gewicht der Luppen
                                 111705
                                 
                              
                                 89,60 Proc. Schienen
                                 100094
                                 
                              
                                   7,14 Proc. Abfall
                                 7971
                                 
                              
                                   3,25 Proc. Verlust
                                 3640
                                 
                              
                           
                              
                                 Durchschnittl.
                                 Tonnenzahl
                                 Stahl
                                 für
                                 1
                                 Cupolofen
                                 655
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 Birnenfutter
                                 12330
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 Birnenboden
                                 90
                                 
                              
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                                 Gieſspfanne
                                 91
                                 
                              
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                                 „
                                 „
                                 „
                                 Rohguſsform
                                 110.
                                 
                              
                           Zur Nomenclatur des Eisens. Statt der Bezeichnungen,
                              									welche während der Philadelphiaer Ausstellung 1876 von einer Vereinigung der bekanntesten
                              									Eisenhüttenleute der Erde für das Eisen vorgeschlagen wurde (vgl. 1877 223 325), stellt Victor
                                 										Deshayes, Ingenieur der Stahlwerke von Terrenoire, in der Revue universelle, 1881 Bd. 9 S. 467 folgende Normen
                              									für die Klassifikation des schmiedbaren Eisens auf. Als Basis dient allein die
                              									Bruchfestigkeit R (résistance à la rupture):
                           1) Ganz besonders weicher Stahl, R bis
                              									herauf zu 40k/qmm.
                           2) Sehr weicher Stahl, R = 40 bis
                              										50k/qmm.
                           3) Weicher Stahl, R = 50 bis 60k/qmm.
                           4) Harter Stahl, R = 60 bis 70k/qmm.
                           5) Sehr harter Stahl, R = 70 bis 80k/qmm.
                           6) Ganz besonders harter Stahl, R von
                              										80k/qmm und
                              									mehr.
                           Dabei nimmt Deshayes an, daſs die Bruchfestigkeit im
                              									Wesentlichen nur von der chemischen Zusammensetzung abhängt, während die
                              									Verlängerung und die Querschnittsveränderung stark von der physikalischen
                              									Beschaffenheit beeinfluſst wird, welch letztere wiederum die Gleichmäſsigkeit,
                              									Dichtheit und den Widerstand des Stahles gegen Abnutzung bedingt.
                           Der weiche Stahl der 1. und 2. Klasse darf nicht mehr wie 0,30 Proc. Kohlenstoff und
                              									so wenig wie möglich fremde Beimengungen, wie Mangan, Silicium, Schwefel und
                              									Phosphor, besitzen. Man wendet ihn gewöhnlich in geglühtem Zustande zu Blechen,
                              									Façoneisen, getriebenen Gegenständen u. dgl. an. Die Sorten der 5. und 6. Klasse
                              									haben einen Kohlenstoffgehalt von 0,80 bis 1,20 Proc. und werden, um ihnen die
                              									nöthige Festigkeit zu geben, in Oel oder Wasser gehärtet. Die Anwendung des
                              									Manganstahles beschränkt sich nur auf besondere Fälle; er läſst sich, ebenso wie der
                              									Wolfram- und der Chromstahl, leicht härten. Die 3. und 4. Klasse umfassen
                              									angelassene, oder, wenn sie hohen Mangangehalt besitzen, geglühte Stahlsorten. Sie
                              									zeichnen sich aus durch ihren Widerstand gegen Biegung, Verdrehung und Schlag. (Vgl.
                              									die Klassifikation 1877 225 545.)
                           
                              
                                 St.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
