| Titel: | Hoefer's Beiträge zur Spreng- oder Minentheorie ; von Gustav Schmidt. | 
| Autor: | Gustav Schmidt | 
| Fundstelle: | Band 242, Jahrgang 1881, S. 153 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Hoefer's Beiträge zur Spreng- oder MinentheorieSonderabdruck aus der Oesterreichischen Zeitung für Berq-
                                          													und Hüttenwesen, 1881. ; von
                           									Gustav Schmidt.
                        G. Schmidt, über Hoefer's Beiträge zur Spreng- oder
                           								Minentheorie.
                        
                     
                        
                           Bezeichnen wir mit:
                           
                              L die Ladung,
                              k den Ladungscoefficienten,
                                 										welcher dem Sprengwerth des Explosivs verkehrt proportional ist,
                              R den Radius der Wurfsphäre oder
                                 										diejenige kürzeste Vorgabe, bei welcher kein Wurftrichter mehr geworfen
                                 										wird,
                              w die Vorgabe,
                              r den Basisradius des
                                 										Wurfkegels,
                              s die Länge der Kegelkante
                                 										=\sqrt{w^2+r^2},
                              tg\,\alpha=\frac{w}{r} die Kegeltangente,
                              ρ den Radius der
                                 										Riſssphäre,
                              σ die Länge der Kegelkante des
                                 										Riſskegels,
                              β den Basiswinkel des
                                 										Riſskegels,
                              W die Vorgabe des
                                 											RiſstrichtersReferent verwendet hier die Buchstaben R, s,
                                          													ρ bezieh. σ statt der von Hoefer
                                       												gewählten Rm, R,
                                          														ρm bezieh. ρ. oder bei einer
                                 										Flankengallerie die horizontale Projection der kürzesten Entfernung des
                                 										Minenherdes von der Gallerie,
                              
                           so ist nach Hoefer's Theorie
                              									(vgl. 1880 237 221):
                           L=k\,R^2 . . . .
                              										(1)    s=r\,\sqrt{sin\,\alpha} . . . . (2)
                           w=R\,sin\,\alpha\,\sqrt{sin\,\alpha} . . . .
                              										(3)    r=R\,cos\,\alpha\,\sqrt{sin\,\alpha} . . . . (4)
                           und hieraus:
                           L=\frac{k\,w^2}{sin^3\,\alpha}=\frac{k}{w}\,s^3 . . . .
                              										(5)    R^2=\frac{s^3}{w} . . . . (6)
                           Ebenso nach dem hier besprochenen Beitrag Hoefer's:
                           \sigma=\varrho\,\sqrt{sin\,\beta} . . . .
                              										(7)    \varrho^2=\frac{\sigma^3}{W} . . . . (8)
                           Für das Maximum des Wurftrichter-Volumens oder für die normale Vorgabe ist: tg α
                              									= ½ √5, sin α = ⅓ √5, cos
                                 										α = ⅔, α = 48° 11½':
                           
                           s_n=\frac{R}{3}\,\sqrt[4]{45}=0,8633\,R,
                           w_n=5/9\,\sqrt[4]{9/5}\,R=0,6435\,R=\frac{R}{1,554} . . . .
                              									(9)
                           r_n=2/9\,\sqrt[4]{45}\,R=0,5756R.
                           Dagegen für das Maximum des Basisradius r oder den breitesten
                              									Wurfkegel: tg α = ½ √2, sin α = ⅓ √3, cos α = ⅓ √6, α = 35° 15½':
                           s_b=\frac{R}{3}\,\sqrt[4]{27}=0,7598\,R,
                           w_b=\frac{R}{3}\,\sqrt[4]{3}=0,4387\,R=\frac{R}{2,2795}=0,6817\,w_n,
                           r_b=\frac{R}{3}\,\sqrt[4]{12}=0,6204\,R=0,9641\,w_n\
                                 										\mbox{nahe}=w_n\ (Lebrun).
                           Endlich für die übliche Annahme: α = 45°, tg α = 1, sin α = cos α = ½ √2:
                           s=\frac{R}{2}\,\sqrt[4]{8}=0,8409\,R,\
                                 										r=w=\frac{R}{2}\,\sqrt[4]{2}=0,5946\,R=\frac{R}{1,6818}.
                           Hiernach ist aus Hoefer's Theorie der Radius der
                              									Wurfsphäre = 1,682 mal so groſs als die Vorgabe der üblichen Normalmine, während die
                              									Erfahrungen Lebrun's R = 7/4
                              									w = 1,75 w ergeben, nur um
                              									4 Proc. verschieden, welches Resultat Hoefer mit Recht
                              									als einen vorzüglichen Prüfstein seiner Theorie erachtet. Weiters folgt für die
                              									praktisch vorkommenden Grenzen von tg α = ⅔ bis tg α = 4/3 bezieh. s = 0,7749
                              										R = 1,1576 wn und s =
                              									0,8944 R = 1,3900 wn. Diese äuſsersten Werthe von s weichen von der Kegelseite sn der normalen Vorgabe: sn = 0,8633 R = 1,3416 wn, nur um 0,1840 wn bezieh. 0,0484 wn ab, daher dem
                              									Erfahrungssatz, daſs zwischen jenen Grenzen die Kegelseiten aller Minen gleich groſs
                              									sind, durch die Hoefer'schen Regeln ebenfalls genügend
                              									entsprochen wird.
                           Desgleichen stimmt der Erfahrungssatz, daſs für tg α
                              									< ⅔ auch die Basisradien mit α abnehmen,
                              									ebenfalls mit dieser Theorie, welche das Maximum des Radius r für tg α = 0,707 ergibt. Für tg α ⋝ 4/3 kann man erfahrungsgemäſs nicht mehr mit
                              									Sicherheit auf die Bildung eines vollständigen Wurftrichters rechnen und für tg α ⋝ 2 wirkt die Mine schon immer als Dampfmine.
                           Einer gegnerischen Bemerkung hält Hoefer den Umstand
                              									entgegen, daſs bei den Olmützer Versuchen der Wurfkegel der Mine II die Vorgabe w = 11,42 Fuſs hatte, während bei der einen
                              									Flankengallerie w = 18,50, bei der anderen w = 21,08 Fuſs war, und dennoch berechnet sich aus
                              									allen drei Angaben der Radius der Wurfsphäre sehr nahe gleich, nämlich mit R = 26,063, 25,416 bezieh. 25,745.
                           Die Formel (5) führt für einen bestimmten Werth von α
                              									auf den Typus
                              										L=k_1\,w^2, z.B. für \alpha=45^{\circ}\
                                 										L=2,828\,kw^2Wenn Hoefer S. 69 L
                                    											= kw2
                                    											schreibt, so versteht er hier den Factor k in
                                    											dem Sinne des obigen k1 = 2,828 k. , während die bisherige Minentheorie
                              										L=cw^3 geschrieben hat und deshalb unhaltbar ist. Der
                              										„technische Unterricht“ für die k. k. Genietruppe führt die allgemeine
                              									Ladungsformel an:
                           L=c\,s^3\,f\,\left(\frac{s}{w}\right), . . . .
                              									(10)
                           worin f\,\left(\frac{s}{w}\right) eine
                              									nicht näher bestimmte Function des Zeigers
                              										p=\frac{s}{w}=cotg\,\alpha bedeutet. Diese Formel
                              									unterscheidet sich von der Hoefer'schen Gleichung (5)
                              										L=\frac{k\,s^3}{w} durch den wesentlichen Umstand, daſs hier
                              										\frac{1}{w} statt
                              										f\,\left(\frac{s}{w}\right) gesetzt ist.
                           Da für den Riſskegel dieselben Gesetze gelten wie für
                              									den Wurfkegel, so wird auch der Riſskegel bei dem Basiswinkel β = 48° 11½' das gröſste Volumen und bei β = 35° 15½' den gröſsten Durchmesser der kreisförmigen
                              									Basis erhalten.
                           Das Verhältniſs J=R:\varrho heiſst Hoefer den Sphärenindex. Nachdem bei einer
                              									Flankengallerie die Vorgabe für den Wurftrichter und Riſstrichter gleich groſs ist,
                              									so folgt aus den Gleichungen (6) und (8):
                           \frac{R^2}{\varrho^2}=\frac{s^3}{\sigma^3},\
                                 										\mbox{also}\
                                 										J=\frac{R}{\varrho}=\sqrt{\left(\frac{s}{\sigma}\right)^3} . . . .
                              									(11)
                           Aus vier Olmützer-Versuchen bei 2 Minen mit 100 und 177 Pfund Dynamitladung ergab
                              									sich: J=0,751,\ 0,775,\ 0,778,\ 0,815, im Mittel 0,780. Die gute
                              									Uebereinstimmung der Einzelwerthe bestätigt die Theorie.
                           Wenn der Bergmann nur anlauten will, so ergeben sich
                              									folgende Bedingungen: β = 48° 11 ½', also
                              										\sigma=0,8633\varrho,\ W=\frac{\varrho}{1,554} und zugleich
                              										W\geq R, also
                              										J=\frac{R}{\varrho}\,\leq\,\frac{1}{1,554}=0,643.
                           Dies ist besonders in Kohlengruben zu beachten, wo man es mit schlagenden Wettern zu
                              									thun hat. Hier soll nur angelautet werden, weil bei Wurftrichtern schon durch den
                              									Luftdruck die Flamme in der Sicherheitslampe durch das Drahtnetz schlagen und Anlaſs
                              									zu Explosionen geben kann. Hier soll also J = 0,643
                              									statt 0,78 sein, somit muſs die Ladung L = kR2 auch dem
                              									im Verhältnisse 0,643 : 0,78 kleineren Werthe von R
                              									angepaſst werden, d.h. im Verhältniſs 61 : 41 oder ungefähr 3 : 2 vermindert werden,
                              									damit statt des normalen Wurfes nur angelautet wird.
                           
                           Aehnlich der Gleichung (1) ist auch:
                           L= \varkappa\,\varrho^2,. . . . . . . (12)
                           woraus sich der Ladungscoefficient für
                                 										den Riſs
                              									\varkappa=\frac{L}{\varrho^2} ergibt und analog der Gleichung
                              									(5):
                           L=\varkappa\,\frac{\sigma^3}{W} . . . .
                              									(13)
                           Ist also die Vorgabe W und die
                              									Kegelseite σ eines Riſskegels gegeben, so läſst sich nach (13) die erforderliche
                              									Ladung berechnen, sobald man x kennt.
                           Aus Gleichung (12) und (13) folgt wieder die Gleichung (8) oder
                           \varrho=\sqrt{\frac{L}{\varkappa}}=\sqrt{\frac{\sigma^3}{W}},
                              									. . . . (14)
                           welche Hoefer benutzte, um aus
                              									den Beobachtungen der Riſswirkungen in den Olmützer Gallerien den Radius der
                              									Riſssphäre zu berechnen. Bei den Minen I, II und IV stimmen die aus je zwei
                              									Versuchen berechneten Werthe auf 3 bis 11 Procent zusammen; bei den Minen III und V
                              									ergaben sich jedoch Unterschiede von 32 und 24 Proc., was der Unsicherheit der
                              									Grenzbestimmung der Riſswirkung zugeschrieben werden darf.
                           Wir glauben mittheilen zu sollen, daſs Hoefer's
                              									Minentheorie auch in den maſsgebenden amerikanischen Kreisen die verdiente
                              									Anerkennung gefunden hat, und wiederholen daher ganz kurz die höchst einfache
                              									theoretische Grundhypothese Hoefer's. Sie lautet: Bei einem bestimmten Explosiv sind die radialen Stoſskräfte
                                 										der Ladung direct und dem Quadrat des Radius verkehrt proportional.
                              									Bezeichnet also p0 jene
                              									radiale Stoſskraft, welche eben nicht mehr hinreicht, um zu werfen,
                           wohl aber zu reiſsen, so ist p_0=C\,\frac{L}{R^2}, also
                              										L=\frac{p_0}{C}\,R^2=k\,R^2. Bei einem Wurfkegel von der
                              									Seitenlänge s ist daher
                              										p=C\,\frac{L}{s^2}, also die zur freien Oberfläche normale
                              									Componente, welche notwendiger Weise auch wieder = p0 sein muſs:
                              										p_0=C\,\frac{L}{s^2}\,sin\,\alpha=C\,\frac{L}{R^2}, daher
                              										s^2=R^2\,sin\,\alpa oder
                              										s=R\,\sqrt{sin\,\alpha}. Diese zwei Gleichungen für L und 5, aus welchen wegen w = s sin α sofort auch
                              										L=k\,\frac{s^2}{sin\,\alpha}=\frac{k\,w^2}{sin^3\,\alpha} und
                              										R=\sqrt{\frac{s^3}{w}} folgt, enthalten schon die ganze neue
                              									Theorie. Keine weitere Hypothese ist nöthig.