| Titel: | E. Becker's Centrifugal-Bremskupplung. | 
| Fundstelle: | Band 242, Jahrgang 1881, S. 159 | 
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                        E. Becker's Centrifugal-Bremskupplung.
                        Mit Abbildungen.
                        E. Becker's Centrifugal-Bremskupplung.
                        
                     
                        
                           Die durch die Berlin-Anhaltische
                                    											Maschinenbau-Actiengesellschaft ausgeführte
                              									Centrifugal-Bremskupplung von E. Becker in
                              										Berlin (* D. R. P. Kl. 35 Nr. 7205 vom 6. April 1879 und
                              									Zusatz * Nr. 14611 vom 11. Februar 1881) ist eine Reibungskupplung, bei welcher die Bremsbacken durch die
                              									Fliehkraft selbstthätig und zwar erst dann zur Wirkung gelangen, wenn eine bestimmte
                              									Umdrehungszahl erreicht ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 242, S. 160
                              
                           Die Bremsbacken f schwingen um
                              									Zapfen e, welche in einer auf der angetriebenen Welle
                              										a aufgekeilten Scheibe c befestigt sind. Bei der Drehung dieser Scheibe suchen sich die
                              									Bremsbacken mit ihren Bremsflächen i an den inneren
                              									Umfang der Schale h zu legen, welche auf der mit der
                              									Welle a zu kuppelnden Welle b aufgekeilt ist. Sie würden an diesem Umfang gleiten, so lange bei zu
                              									geringer Umdrehungszahl der antreibenden Welle die entwickelte Fliehkraft nicht
                              									hinreichend ist, die Bremsbacken so stark gegen den Mantel der Schale h zu drücken, daſs diese mit der Welle b mitgenommen werden kann. Dies kann nun vermieden
                              									werden, indem sich die vorzeitige Bewegung der Bremsklötze infolge der Fliehkraft
                              									dadurch verhindern läſst, daſs sie mittels der Arme f1 und Bolzen g mit einer ebenfalls auf der Welle a
                              									sitzenden Scheibe d verbunden werden, deren Stellung
                              									mit Hilfe der Ausrückhülse k fixirt wird. Durch
                              									Verschieben dieser Hülse wird die Scheibe d gedreht und
                              									bei der einen Drehungsrichtung dem Bremsbacken gestattet, der Fliehkraft zu folgen
                              									und die Kupplung zu vollziehen, während bei der Drehung der Scheibe d in der entgegengesetzten Richtung die Bremsbacken von
                              									der Schale h abgezogen werden, womit das Lösen der
                              									Kupplung bewirkt ist.
                           Mit Rücksicht auf die durch den Entfernungsunterschied zwischen dem Schwerpunkt der
                              									Bremsklötze und den Zapfen e einerseits und den
                              									Bremsflächen i und diesen Zapfen andererseits bedingte
                              									Hebelübersetzung kann die Kupplung verhältniſsmäſsig geringe Abmessungen erhalten.
                              									Bei bestimmten Dimensionen entspricht jeder Umdrehungszahl eine ganz bestimmte zu
                              									übertragende Umfangskraft, also auch eine bestimmte zu übertragende Arbeitsmenge.
                              									Dieser Umstand läſst die Anwendung der Kupplung als Sicherheitsvorrichtung für
                              									solche Fälle zu, in denen es sich darum handelt, daſs ein gewisser Kraftbedarf nicht
                              									überschritten werden darf, weil sonst die Kupplung selbstthätig sich ausrückt. Aus
                              									demselben Grunde wird die Anbringung der Kupplung auch da von Vortheil sein, wo es
                              									sich darum handelt, miethweise überlassene Kräfte nur so weit zu übertragen, als
                              									dies von Seiten des Miethers oder Vermiethers beabsichtigt ist. Von viel gröſserer
                              									Wichtigkeit ist jedoch die Anbringung einer solchen Kupplung an der Hauptriemen-
                              									oder Seilscheibe einer von einer Kraftmaschine angetriebenen Transmission, weil dann
                              									die Maschine leer anlaufen kann, während die gesammte Transmission noch still steht,
                              									und weil die letztere erst dann allmählich in Bewegung kommt, wenn die Maschine
                              									schon annähernd ihre normale Geschwindigkeit erreicht hat. Das Anlaufen der
                              									Transmission wird kein plötzliches sein, da die Fliehkraft sich nicht augenblicklich
                              									in hinreichender Stärke in den Bremsbacken auſsert. Die Kupplung wirkt demnach- und
                              									dies muſs noch besonders hervorgehoben werden – stoſsfrei.