| Titel: | Neuerungen im Mühlenwesen; von Prof. Friedr. Kick. | 
| Fundstelle: | Band 242, Jahrgang 1881, S. 181 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Neuerungen im Mühlenwesen; von Prof. Friedr. Kick.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 16.
                        (Patentklasse 50. Fortsetzung des Berichtes S. 195
                           								Bd. 237.)
                        F. Kick, über Neuerungen im Mühlenwesen.
                        
                     
                        
                           1) Reinigungs- und Schälmaschinen.
                              									Die neueren Maschinen dieser Gruppe sind constructive Abänderungen der bekannten
                              									Einrichtungen und weisen einerseits das berechtigte Bestreben nach Vervollkommnung
                              									einzelner Details, andererseits die weniger empfehlenswerthe Verbindung von oft
                              									getrennt ausgeführten Arbeiten, z.B. Scheuern und Ausblasen (Verbindung von
                              										„Schälmaschine“ und Aspirator) oder Spitzen und Bürsten (Spitzgang und
                              									Bürstmaschine) o. dgl., auf.
                           Unter den Detailverbesserungen
                              									verdient das neuartige gestanzte Blech der Gebrüder Seck in
                              										Dresden (* D. R. P. Nr. 13347 vom 4.
                                 										Juli 1880) erwähnt zu werden, welches als Mantelblech für Reinigungs- und Schälmaschinen recht gute Dienste leisten
                              									mag. Fig. 1 Taf. 16 stellt dasselbe in Schnitt und Ansicht dar und es läſst
                              									sich leicht erkennen, daſs die aufgebogenen scharfen Ränder der Schnitte die darüber
                              									hingetriebenen Getreidekörner kräftiger bearbeiten als die Ränder der gewöhnlichen
                              									Längsschlitze; ebenso ist es ersichtlich, daſs die abgestoſsenen Schalentheilchen
                              									leichter nach auſsen gelangen, als dies bei den sonst verwendeten Reibblechen der
                              									Fall ist. – Daſs die scharfen Ränder sich bei den Seck'schen Blechen auch nach einiger Zeit abstumpfen werden, ist wohl natürlich; hierdurch wird
                              									aber der letzterwähnte Vortheil nicht beeinträchtigt.
                           Da bei vielen Reinigungs-, Schäl- und Bürstenmaschinen die
                              									allmähliche Abnutzung der arbeitenden Steine, Bürsten u.a. eine Verkleinerung des Durchmessers des Mantels, welcher oft
                              									aus Wellenblech besteht, erfordert, so sind von mehreren Constructeuren
                              									Verbesserungen in der Anordnung des Mantels zum Zwecke der gleichförmigen leichten
                              									Verkleinerung des Durchmessers eingeführt worden. So haben sich E. H. Vonhof in Sachsenburg i. Th. und Aug. und Bernh. Landgraf in Frankenhausen (Erl. * D. R.
                              									P. Nr. 10480 vom 30. September 1879) eine Reinigungs- und Schälmaschine patentiren
                              									lassen, welche mit einem an einer horizontalen Achse angeordneten conischen Läufer
                              									gegen einen Reibblechmantel arbeitet und bei welcher das Neue darin besteht, daſs
                              									die beiden Endscheiben mehrere concentrische Nuthen
                              									enthalten, in welche, entsprechend der Steinabnutzung, die Mantelbleche eingesetzt
                              									werden können.
                           Ernst
                                    											Garbe in Berlin (* D. R. P. Nr. 12896 vom 25. August 1880) ordnet bei
                              									Bürstenmaschinen an beiden Enden des Mantels „Regulirungsringe“ an, welche
                              									bei engster Mantelstellung einen geschlossenen Ring bilden, bei weitester Stellung
                              									die Form Fig. 2 Taf.
                              									16 aufweisen. Diese Regulirungsringe werden durch mehrere radial liegende
                              									Stellschrauben, welche durch Schlitze der Ringe gehen, concentrisch zur verticalen
                              									Bürstentrommel eingestellt und später nachgezogen. Die Mantelbleche sind in
                              									geeigneter Weise mit den Regulirungsringen verbunden und wird jener
                              									Verticalblechstreifen, welcher die Ringlücken (die klaffende Stelle) deckt, bei der
                              									Zusammenziehung ausgewechselt.
                           Was nun die erwähnten Combinationen zweier Zwecke oder zweier oft getrennter
                              									Mechanismen betrifft, so ist zunächst zu bemerken, daſs mit scheuernd oder arbeitend
                              									wirkenden Theilen auch bisher häufig und mit vollem Rechte die reinigende Wirkung
                              									bewegter Luft, also Ventilation verbunden war; denn hierdurch werden die
                              									abgeriebenen Theilchen theilweise sogleich weggeführt.
                           Wenn daher K. F. Müller in Neustadt a. d. Haardt (* D. R. P. Nr. 11587 vom 16. April
                                 										1880) in seinem Patente sowohl beim Erlauf, als im Reinigungscylinder und
                              									beim Auslauf ventilirt, so fügt er zu der schon mehrseitig gebräuchlichen
                              									Luftwirkung im Reinigungscylinder und beim Auslauf (Eureka-Maschine, Puhlmann u.a.) noch jene beim Einlauf bei, welche
                              									natürlich nichts schadet, aber auch nicht wesentlich nothwendig oder auch nur
                              									förderlich ist.
                           H. M.
                                    											Hesse in Lehndorf, Sachsen-Altenburg
                              									(* D. R. P. Nr. 12623 vom 26. Juni 1880) combinirt einen
                              									Spitzgang mit dem Bürstenapparat und einem Aspirator. Die Bürsten sind am Läufer so
                              									angebracht, daſs sie theils gegen die Wand, theils gegen den Boden der Zarge wirken
                              										und, indem sie die
                              									gespitzten Körner herumtreiben, endlich zum Ableitungsrohre führen, welches mit
                              									einem Saugventilator in Verbindung steht. Gegen diese Combination lieſse sich
                              									bemerken, daſs die Frucht, sowie sie den Spitzgang verläſst, ausgeblasen werden
                              									sollte. Theilweise ist dies wohl der Fall; denn die den Spitzgang verlassenden
                              									Theilchen fallen auf ein den Oberboden der Zarge bildendes ringförmiges Sieb, unter
                              									welchem sich ein Hohlraum befindet, welcher gleichfalls mit dem Ventilator in
                              									Verbindung steht. Es ist nur zu fürchten, daſs sich dieser niedrige Hohlraum bald
                              									mit Spitzabfällen füllt und dieser Theil der Aspiration dann seine Wirkung verliert;
                              									hiernach werden aber die Bürsten den Staub in die Spalte des Weizens einreiben und
                              									eher nachtheilig als förderlich wirken.
                           Joh.
                                    											Kubon in Dresden (* D. R. P. Zusatz Nr. 9497 vom 19. Juni 1879) combinirt einen
                              									Aspirator mit einem unterläufigen Spitzgang. Die
                              									Construction ist wohl eigenartig, namentlich durch die Beifügung eines Regulators,
                              									welcher auf die Stellung einer Saugklappe einwirkt, aber wesentliche Vorzüge sind
                              									nicht aufzufinden; übrigens sind Zeichnung und Beschreibung unvollkommen.
                           Bei der namentlich zum Schälen von Roggen in Verwendung stehenden
                              									Schälmaschine von Vinc. Till in Brück a. d. M. rotirt
                              									(laut Angabe des Directors der Müllerschule in Brück) mit 350 bis 380 Touren in der
                              									Minute eine gröſsere Zahl an einer Welle befestigter Eisenscheiben von 60mm Durchmesser in einem mit 8 bis 15 Touren sich
                              									drehenden Siebcylinder von 650mm Weite. Die
                              									Eisenscheiben, mit Schmirgel oder Sand bekleidet, tauchen an der Einlaufseite nahe
                              										300mm tief in das Getreide, während diese
                              									Schicht an der Auslaufseite nur etwa 100mm hoch
                              									ist; sie stehen von einander 80 bis 100mm ab und
                              									müssen nach 4 bis 6 Tagen bei einer täglichen Leistung von angeblich 10t neu mit Schmirgel bekleidet werden. Die ganze
                              									Maschine ist von einem Holzmantel umgeben, aus welchem die Luft sammt dem Schälstaub
                              									durch einen Ventilator in eine Staubkammer getrieben wird. Der geschälte Roggen geht
                              									dann durch einen Tarar oder eine Bürstmaschine.
                           2) Neuerungen an Mahlgängen. Es
                              									gehören hierher Verbesserungen an Details, unter
                              									welchen namentlich die bei der Aspiration der Mahlgänge gebräuchlichen
                              									Abklopfvorrichtungen mehrseitig den Stoff zu neuen Constructionen geboten haben, und
                              									der ziemlich eigenartig construirte Mahlgang von C. W.
                                 										Raase. Mit Recht führt sich die von Jaacks und
                                 										Behrns in Lübeck zuerst in rationeller Weise gelöste Aspiration oder
                              									Ventilation der Mahlgänge immer allgemeiner ein. Dieselbe besteht bekanntlich darin
                              									(vgl. 1877 226 * 427), daſs die Luft aus dem Innern eines
                              									in der erhöhten Mühlsteinzarge (oder Bütte) hängenden Stoffnlters durch einen
                              									Saugventilator abgezogen wird. Die nachtretende Luft nimmt ihren Weg durch das
                              									Läuferauge und zwischen den Mahlflächen und befördert so das Auswerfen des
                              									Mahlgutes. Natürlich setzt sich Mehlstaub an die Filterflächen an; soll daher das
                              									Filter für die Luft durchgängig bleiben, muſs es von Zeit zu Zeit abgeklopft werden,
                              									wobei die im Saugrohr befindliche Klappe zu schlieſsen ist. In einfachster Weise
                              									kann dies durch die Hand des Arbeiters alle 15 bis 30 Minuten geschehen. Die Abklopfvorrichtungen besorgen diese Arbeit
                              									selbstthätig; daſs hier der Phantasie des Constructeurs ein weites Feld geboten ist,
                              									ohne daſs dessen Anbau besonders wichtige Früchte zeitigen könnte, ist begreiflich.
                              									Unter den diesbezüglichen neueren Constructionen seien erwähnt: die Aspirations- und
                              									Abklopfvorrichtung von Ferd. Kraus in Neuſs a. Rh. (* D. R. P. Nr. 8954 vom 22. Mai
                                 									1879). Die Auslösung zur Abklopfvorrichtung kann gleichzeitig auf mehrere
                              									Mahlgänge einwirken und die Luftabführung aus dem Filter ist in Folge Anwendung
                              									eines in dem Filterraum passend angebrachten Zinkschirmes eine centrale; zudem ist
                              									die Filtergröſse durch Befestigung an der Zargenwand eine vergröſserte. Die Abklopf
                              									Vorrichtung von Jaacks und Behrns in
                              										Lübeck (* D. R. P. Nr. 11877 vom 25.
                                 										April 1880) zeichnet sich durch besondere Einfachheit aus; bei ihr wird
                              									durch ein endloses bewegtes Band, welches durch Mitnehmer auf die an den einzelnen
                              									Mahlgängen befindlichen Apparate einwirkt, die Aufgabe gelöst.
                           P.
                                    											Schneitier in Berlin (* D. R. P. Nr. 12069 vom 13. Juli 1880) hat in constructiv
                              									sehr einfacher, hübscher Weise die Aufgabe gelöst, die Länge der Zeiträume, nach
                              									welchen jedesmal das Schlieſsen der Klappe im Saugrohr und das Abklopfen des Filters
                              									ausgeführt wird, nach Bedarf abzuändern. Wenn es auch möglich ist, die
                              									Zwischenzeiten für das Abklopfen ein- für allemal so zu wählen, daſs dieselben für
                              									die gewöhnliche Mahlarbeit entsprechen, so läſst sich doch nicht läugnen, daſs
                              									verschiedenes Mahlgut, namentlich bei verschiedenem Wassergehalt desselben, das
                              									Filter früher oder später in seiner Wirksamkeit beeinträchtigt. Kann aber die Luft
                              									allzu schwer hindurchtreten, so erhöht sich ziemlich rasch die Vermahlungstemperatur
                              									und die vortheilhafte Wirkung der Ventilation wird wesentlich beeinträchtigt. Die
                              									Aufgabe ist dadurch gelöst, daſs ein oscillirender Hebel, welcher mit einer
                              									Reibungsschiebklaue auf eine Triebscheibe des Apparates einwirkt, in der Gröſse
                              									seines Ausschlages leicht verändert werden kann. Diese Aenderung des Ausschlages
                              									wird erzielt, indem der Verbindungspunkt einer von einer Kurbel angetriebenen
                              									Schubstange an dem Hebel längs desselben versetzt wird. Zudem kann auch der
                              									Kurbelradius vergröſsert oder verkleinert werden.
                           J. G. E.
                                    											Reichard in Stuttgart (* D. R. P. Nr. 13226 vom 17. September 1880) hat eine
                              									Aspirationseinrichtung mit Abklopfapparat angegeben, bei welcher düten- oder trichterförmige Filter
                              									in einem Zwischendeckel der Zarge so angebracht sind, daſs sie umgestülpt und
                              									hierbei abgebeutelt werden können. Dadurch wird die Fläche der Filter
                              									auſserordentlich vermindert, so daſs diese Anordnung schon aus diesem Grunde allein,
                              									von anderen Bedenken abgesehen, sich nicht empfiehlt.
                           Ed. Borgward's Aspirationseinrichtung (* D. R. P. Nr.
                              									11981 vom 18. April 1880) wird nicht in der Zarge des Mahlganges angebracht, sondern
                              									es bildet der Staubfänger einen Apparat für sich, welcher auf der Zarge angebracht werden kann. Hierdurch wird auch das Filtermehl
                              									gesondert gewonnen, obwohl dies nicht Gegenstand dieses, sondern des Seck'schen Patentes Nr. 6317 ist, welches wir Bd. 237
                              									S. 202 erwähnten. – Der gleichfalls ventilirte Mahlgang von Georg
                                    										Milbank in Chillicothe, Nordamerika (*
                              										D. R. P. Nr. 11988 vom 16. Mai 1880) mit seinen 18
                              									Patentansprüchen, seiner Abführung des Mehlstaubes und seiner naiven Construction
                              									ist einer mechanischen Miſsgeburt des vorigen Jahrhunderts gleichzuachten.
                           Unter den Verbesserungen anderer Mahlgangdetails sei die Steinstellung von Gust. Lucas in
                              										Dresden (* D. R. P. Nr. 10431 vom 13.
                                 										Januar 1880) erwähnt, bei welcher von einem vertical verstellbaren Rahmen
                              									sowohl das Spurlager der Mühlspindel, als das Vorgelege sammt seinen Lagern getragen
                              									wird. Auf der Vorgelegewelle sitzt die Antriebsriemenscheibe, die Leerscheibe und
                              									ein Kegelrad, welches auf ein kleineres an der Mühlspindel die Bewegung überträgt.
                              									Indem alle diese Theile die Verticalbewegung mit dem Rahmen gleichzeitig mitmachen,
                              									bleibt natürlich der Eingriff der Kegelräder stets richtig, aber die ganze Anordnung
                              									wird umständlicher und die Steinstellung erfordert mehr Kraft.
                           Von den verbesserten Hauen sei
                              									zunächst die „Mühlsteinhaue mit Universalgelenk“ von Aug. H.
                                    										Martin in Neustadt a. d. Haardt (* D. R. P. Nr. 7301 vom 27. April 1879) erwähnt, welche aus
                              									den beiden Fig. 3 und
                              										4 Taf. 16 zur Genüge erkannt werden kann (die gleichen Theile sind mit
                              									denselben Buchstaben bezeichnet). Indem hier die Drehzapfen weiter aus dem Mittel
                              									gelegt sind, als dies gewöhnlich der Fall ist, so kann beim Gang ein Klemmen nicht
                              									eintreten und das Balanciren bleibt ein weit freieres.
                           Die feste dreiflügelige Haue von
                              										J.
                                    											Hayn in Stettin (* D. R. P. Nr. 9390 vom 19. October 1879) ist durch den
                              									Verticalschnitt Fig. 5 Taf.
                              									16 charakterisirt. Jeder Flügel der Haue ruht auf einem Kautschukcylinder und wird
                              									von einer Schraube gegen denselben gepreſst. Durch die drei Schrauben wird der
                              									Läufer leicht horizontal gestellt. Die in der Verlängerung der Mühlspindel
                              									angeordnete Schraube s gestattet, wenn sie angezogen
                              									wird, ein leichtes Abheben der Haue von der Mühlspindel, wodurch das bei festen Hauen sonst
                              									schwierige Abheben des Läufers beseitigt ist. Die Kautschukcylinder i bedingen eine kleine, wenn auch sehr beschränkte
                              									Beweglichkeit des Läufers gegen die Haue, daher derselbe nicht vollkommen starr mit
                              									der Mühlspindel verbunden ist. Natürlich braucht ein solcher Stein, um die
                              									Unterlehne zu behaupten, keine mit der Mühlspindel zusammenfallende freie Achse zu
                              									haben; ist der Stein im Material ungleich, so werden daher schädliche Lagerdrücke
                              									entstehen, deren Vorhandensein man erst durch zu rasche Abnutzung der Pfanne gewahr
                              									wird. Die übrigen Mängel, welche man gemeiniglich den festen Hauen vorwirft, sind
                              									jedoch in anscheinend recht glücklicher Art behoben.
                           H. C.
                                    											Fricke in Bielefeld (* D. R. P. Nr. 9202 vom 31. August 1879) lieſs sich eine
                              									Vorrichtung zum centrischen Anziehen der Lagerklötze an
                                 										Steinbüchsen patentiren, durch welche beabsichtigt ist, während des Ganges die Mühlspindel stets in richtiger
                              									Lagerung zu erhalten. Wie bei den gewöhnlichen Steinbüchsen sind drei Backen, deren
                              									Mittellinien unter 120° zu einander liegen, in der Steinbüchse gelagert. Diese
                              									Backen werden durch Keile gegen die Mühlspindel gedrückt, welche mit nach unten
                              									verlängerten Zapfen bei der einen Ausführungsweise auf einer horizontalen Platte
                              									aufstehen, deren Heben (Emporschrauben) auch ein Steigen der drei Keile und ein
                              									Andrücken der drei Backen zur Folge hat. Bei einer zweiten Construction stehen die
                              									drei Zapfen auf drei geneigten Flächen einer Kreisscheibe auf, durch deren
                              									entsprechende Drehung das Heben oder Senken der Keile erzielt wird. – Ist auch das
                              									Bedürfniſs, die Büchse während des Ganges des Mahlganges anzuziehen, kein groſses,
                              									so ist die Anordnung Fricke's für den Gebrauch
                              									jedenfalls bequemer als die der gewöhnlich verwendeten Büchsen.
                           Daſs für jeden Mahlgang oder Walzenstuhl eine gleichmäſsig
                              									wirkende Zuführung ein Bedürfniſs ist, weil von
                              									derselben die Gleichförmigkeit des Productes und die Leistungsfähigkeit bedingt ist,
                              									braucht nicht erst bewiesen zu werden; mit der Zuführung aber eine
                              									selbstregistrirende Meſstrommel zu verbinden, welche auch noch die Menge des
                              									Einlaufes für jeden Mahlgang oder Walzenstuhl angibt, scheint mir – von
                              									Versuchsapparaten etwa abgesehen – kein dringendes Bedürfniſs zu sein. – Ludw. Ed.
                                    											Mühlau in Würzen, Sachsen (* D. R. P. Nr. 10408 vom 15. Januar 1880) hat sich diese
                              									Aufgabe trotzdem gestellt und gelöst. Zudem signalisirt sein Apparat durch
                              									Glockenzeichen, falls nicht hinreichende Mahlgutmengen zulaufen, und er gestattet
                              									eine doppelte Regulirung, einerseits durch Veränderung der Höhe der zulaufenden
                              									Getreideschicht, andererseits durch vom Hauptschieber seitlich angebrachte kleine
                              									Schieber eine Veränderung der Breite des Getreidestromes.
                           
                           Eine selbstthätige, mechanische Abstell- und Alarmvorrichtung
                              									für Walzenstühle wurde von Gust. Heinr. Pfefferkorn in
                              										Chemnitz (* D. R. P. Nr. 13917 vom
                                 										29. Juni 1880) angegeben.
                           Die Aus- und Einrückvorrichtung für
                              									Mahlgänge von Nestor Reinicke in Langensalza (Erl. * D.
                              									R. P. Nr. 10703 vom 9. Januar 1880) ist zwar originell, aber viel zu umständlich und
                              									gebrechlich, um praktisch zu sein. Die Idee ist in Kürze folgende: Die im Läufer
                              									angebrachte Haue kann durch eine Combination einer Reibungs- und Klauenkupplung mit
                              									der Mühlspindel verbunden werden. Diese Verbindung wird gelöst, indem man einen
                              									Ring, welcher den Läufer umgibt und der im Innern der Zarge oder Bütte liegt, hebt
                              									und hierdurch auch den Läufer, welcher mit vier Rollen auf diesem Ringe ruht,
                              									lüftet. Durch Senken des Laufringes wird die Kupplung eingerückt.
                           Anton
                                    											Emele in Mittelsteine bei Glatz (*
                              										D. R. P. Nr. 11056 vom 7. December 1879) hat einen
                              										elektrischen Controlapparat für Mahlgänge
                              									patentiren lassen, bei welchem durch den Strom des zuflieſsenden Mahlgutes ein Hebel
                              									in solcher Lage erhalten wird, daſs das Läutewerk schweigt, während es zum Spiel
                              									kommt, wenn der Zufluſs des Mahlgutes aufhört. Man brauchte nur die bei
                              									Hoteltelegraphen gebräuchliche Vorrichtung hiermit zu combiniren und es würde auch
                              									die Nummer jenes Mahlganges oder sonstigen Müllereimaschine signalisirt werden
                              									können, bei welcher der Zufluſs unterbrochen ist. Dies ist aber keine neue
                              									Erfindung; Aehnliches kann somit übergangen werden.
                           Weit einschneidender in den bisherigen Gebrauch ist C. W.
                                    											Haase in Breslau (* D. R. P. Nr. 13472 vom 1. September 1880) bei seinem
                              									Mahlgang vorgegangen, indem er das Läuferauge oder die Hohlen so weit vergröſserte,
                              									daſs von den Steinen nur zwei Mahlkränze von etwa 20cm Breite übrig blieben. Die Mühlsteinstücke, welche diese Kränze bilden,
                              									vergieſst er in sogen. Kapselringen, von welchen der obere mit Haue und Treiber in
                              									eigenthümlicher Weise verbunden ist. Die Fig. 6Dieselbe ist nicht der Patentzeichnung, sondern einer späteren
                                    											Veröffentlichung Haase's
                                    										nachgebildet. Taf. 16 zeigt einen Verticalschnitt durch die
                              									wichtigsten Theile des Mahlganges: m ist der Mahlkranz,
                              										r der Kapselring, h
                              									die Haue, t der gleichfalls vierflügelige Treiber, o ist der mit der Haue verbundene Streuteller, s die Mühlspindel. Die Flügel der Haue sind in Schuhen
                              										n durch Blei eingegossen, welche Schuhe an den
                              									Kränzen k vertical verstellbar sind, wenn die
                              									guſseisernen Zwischenstücke z entsprechend dem
                              									erfolgten Abmahlen des Steines entfernt werden. Die erforderliche Belastung des
                              									Läufers erfolgt durch Einlegen guſseiserner, entsprechend geformter Gewichte in die
                              									Kästchen r1 des
                              									Kapselringes. Am Treiber sind Abstreichcurven a behufs
                              									ausgiebiger Zuführung des Mahlgutes zu den Mahlkränzen angebracht.
                           
                           Haase behauptet wohl mit Recht, durch diese Anordnung
                              									eine gröſsere Leistung bei gleichem Kraftverbrauche zu erzielen und kühler zu
                              									mahlen; irrig ist aber seine Anschauung, hierdurch den Walzen Concurrenz machen zu
                              									können; denn jener die Schale so sehr schonende Angriff, wie ihn die Walzen
                              									zulassen, kann auch durch den besten Mahlgang nicht erreicht werden. Das
                              									Anwendungsfeld der Mahlgänge wird bei Weizen Vermahlung in einer rationellen
                              									Kunstmühle doch nur im Spitzen, im Abmahlen von Schalen und Kleie und dem Ausmahlen
                              									der Dünste, namentlich der ordinären Sorten derselben, bestehen. Auch die
                              									Ventilation der Mahlgänge durch diese Construction für die Vermahlung von Roggen
                              									überflüssig zu machen, wird darum nicht gelingen, weil durch die Ventilation die
                              									feuchte Luft ohne Mehlverlust abgeführt wird und dadurch das Mahlgut trockener in
                              									die Mahlcylinder kommt, was für diese von nicht zu unterschätzendem Werthe ist.
                           Nicht für eigentliche Müllereizwecke, wohl aber zum
                                 										Schroten von Viehfutter kann mit Vortheil die von der Maschinenbau-Actiengesellschafl Humboldt in Kalk bei
                              									Köln gewählte Anordnung dienen, mit welcher wir die Schrotmaschinen beginnen wollen.
                           3) Schrot- und
                                 										Weizenschneidmaschinen. Die Schrotmaschinen oder Schrotstühle bezwecken
                              									entweder eine grobe Verkleinerung der Getreidearten zu Zwecken der Viehfütterung,
                              									oder die Vorverkleinerung bei der Hochmüllerei. Nur im letzteren Falle soll das
                              									Brechen der Körner mit möglichst geringer Beimengung von Mehl geschehen. Zu der
                              									ersteren Gruppe von Schrotstühlen gehört der unterläufige Mahlgang (Erl. * D. R. P.
                              									Nr. 10091 vom 11. October 1879) der eben genannten Maschinenfabrik, welchen wir
                              									seiner constructiv guten und einfachen Anordnung wegen in Fig. 7 Taf.
                              									16 wiedergeben. Dieselbe bedarf keiner näheren Erklärung; wohl aber muſs
                              									hervorgehoben werden, daſs sowohl der Mahlkörper a, als
                              									der kegelförmige Läufer b aus Guſseisen hergestellt
                              									sind und daſs diese Körper in verschiedener Höhe Nuthen eingegossen haben derart,
                              									daſs, sobald die erste oberste Nuthreihe durch den allmählichen Verschleiſs des
                              									Eisens abgerieben ist, sofort die zweite, endlich eine dritte zur Wirkung kommt, wie
                              									dies m
                              									Fig.
                                 										8 dargestellt ist. – Die Verwendung von Hartguſs macht derlei Vorkehrungen
                              									überflüssig. Ob die Richtung der Furchen mit Rücksicht auf die Bewegungsrichtung des
                              									Läufers den für die Hauschläge unterläufiger Mahlgänge aufgestellten Grundsätzen
                              									entspricht, läſst sich aus der Patentbeschreibung nicht erkennen, ist jedoch
                              									wichtig, wenn sich ganze Körner ins Schrot gelangen sollen.
                           A. Millot's sogenannte Schrotmaschine mit gezahnten
                              									Scheiben (* D. R. P. Zusatz Nr. 12457 vom 4. November 1879) ist eigentlich weniger
                              									zum Schroten, sondern zum Abmahlen von 4. bis 5. Schrot bestimmt und wird bei den
                              									Desintegratoren besprochen.
                           
                           Daſs durch die Getreideschneidmaschine von Reuter und Straube in
                              										Halle a. d. S. (* D. R. P. Nr. 11920
                                 										vom 23. März 1880) zu gleicher Zeit ein Zerschneiden, Reiſsen und Mahlen
                              									des Getreides unter Anwendung von Messern stattfinden soll, beruht auf dem
                              									Miſsverständniſs der Aufgabe des Schrotens für Mahlzwecke, bezieh. der
                              									Schneidwerke.
                           Zu der zweiten Gruppe von Schrotgängen gehört die
                              									Getreidespaltmaschine von Th. Markurth in
                              										Hamburg (* D. R. P. Nr. 9073 vom 7.
                                 										Juni 1879). Es arbeiten zwei Kreissägensysteme zusammen, ähnlich wie bei
                              									bekannten Schrotstühlen, z.B. jenem von A. Zipser (1878
                              										228 * 407). Neu ist,
                              									daſs die Getreidezuführung nicht direct zwischen die Schneide walzen erfolgt,
                              									sondern das Getreide zuerst in den Raum a (Fig.
                                 										9 Taf. 16) tritt, aus demselben unter dem Kreisschieber s vorbei gegen die Sägewalze w1 gelangen soll, welche die Aufgabe hat,
                              									dasselbe zu erfassen und in Zusammenwirkung mit der zweiten Sägewalze w zu spalten. Es heiſst in der Patentbeschreibung,
                              										„daſs das Getreide von unten (in der Richtung des Pfeiles) den Kreissägen
                                 										zugeführt wird, bei welcher Gelegenheit die schweren Verunreinigungen bei m liegen bleiben und nicht mit aufsteigen, also
                                 										auch die Sägeblätter nicht beschädigen können.“ – Dies ist jedoch unrichtig, denn bei ruhig stehendem Gehäuse wird das
                              									Getreide nach seinem natürlichen Böschungswinkel unter dem Schieber gegen die Walze
                              									abrollen und Steinchen werden ebenso gut an dieselbe gelangen als das Getreide; nur
                              									dann, wenn das Gehäuse gerüttelt würde, wäre ein Grund vorhanden, daſs sich die
                              									Steinchen allmählich bei m ablagern könnten. Diese
                              									Maschine ist eher patentirt, als erprobt worden.
                           Ludw.
                                    											Hottmann in Grunbach, Württemberg (*
                              										D. R. P. Nr. 14348 vom 11. August 1880 und Nr. 14369 vom 8.
                                 										Mai 1880) hat zwei Schrotgänge construirt, bei welchen durch angebrachte
                              									Siebe die gebildeten Griese von den noch weiter zu schrotenden gröberen Theilen in
                              									der Schrotmaschine selbst abgeschieden werden. Die eine dieser Maschinen besitzt
                              									vier an einer verticalen Welle befestigte Scheiben, je mit einem geriffelten
                              									Hartguſskranz besetzt, welcher gegen einen ebensolchen darüber befindlichen, aber
                              									festen einstellbaren Kranz arbeitet. Das ausgeworfene Schrot fliegt gegen Siebe,
                              									welche kurze Mantelstücke bilden und die Griese durchlassen sollen, während die
                              									gröberen Theilchen über conischen Gleitflächen der nächsten Etage zugeführt werden.
                              									Der zweite Schrotgang ist dem bekannten Conus oder Rubber nachgebildet. Der
                              									rotirende Kegel ist aus geriffelten Hartguſssegmenten gebildet, der Mantel theils
                              									aus Hartguſs, theils aus Siebsegmenten. Bei beiden Constructionen werden die durch
                              									die Siebe entfernten feineren Theilchen nach Etagen der Maschine gesondert gewonnen.
                              										Hottmann will hierdurch schärfere Griese und
                              									weniger Schrotmehl erzielen. Verglichen mit den ganz vorzüglichen
                              									Schrotwalzenstühlen mit Riffelwalzen kann der Erfolg kein vorzüglicherer sein; betrachtet man
                              									jedoch diese Maschinen für sich, so ist klar, daſs durch die Anbringung der Siebe
                              									weniger Mehl und schärferer Gries gewonnen werden muſs als ohne dieselben.
                           Die Schrotwalzenstühle sind durch
                              									neuere Varitäten vertreten. Diesbezüglich sei der Schrotwalzenstuhl des Freisinger Vorschuſsvereines (* D. R. P. Nr. 10689 vom
                              									20. December 1879) erwähnt, bei welchem die Hartguſsriffelwalzen schräg über
                              									einander liegen. Die constructive Durchführung ist zu loben. Es läſst sich in
                              									einfacher Weise der Minimalabstand der Walzen reguliren. Ueberflüssig ist die
                              									besondere Belastung der oberen Walze, indem das Walzengewicht allein genügt, den
                              									Mahlgutwiderstand auszuhalten.
                           Oscar
                                    											Oexle in Augsburg (* D. R. P. Nr. 9881 vom 29. November 1879) hat einen
                              									Walzenstuhl mit geriffelten Walzen patentirt, bei welchem sich die Walzenoberflächen
                              									an der Arbeitstelle in entgegengesetzter Richtung und zwar die eine im Sinne des
                              									Durchganges sehr rasch, die zweite im entgegengesetzten Sinne sehr langsam bewegen.
                              									Es soll durch die langsamere Aufwärtsbewegung der einen Walze die gleichmäſsigere
                              									Vertheilung des Mahlgutes gefördert werden. Hierfür hat wohl in erster Linie die
                              									gute Zuführung (Speisevorrichtung) zu sorgen.
                           Von neuerer Form sind die Schrotwalzen der Gebrüder
                                    											Peugeot in Valentigney, Frankreich (*
                              										D. R. P. Nr. 12771 vom 2. Juni 1880), welche für die
                              									Vermahlung ölhaltiger Früchte und Samen bestimmt sind
                              									und eigentlich eher Mahlwalzen als Schrotwalzen heiſsen sollten, da sie das
                              									ölhaltige Material zu einem Breie verreiben. Die Walzen haben ungleiche Tourenzahl,
                              									sind unten mit Abstreichern versehen und zeigen die in Fig. 10
                              									Taf. 16 dargestellte Form.
                           Endlich ist A. Millot's Walzenstuhl
                              									(System Dost) seiner einfachen und rationellen
                              									Construction wegen hervorzuheben. Fig. 11
                              									Taf. 16 zeigt, daſs die obere Walze fix gelagert ist und die untere durch den Hebel
                              										h entsprechend eingestellt werden kann; die Feder
                              										f gestattet das Ausweichen der unteren Walze, falls
                              									Eisentheile zwischen die Walzen kämen; sie wirkt aber nur bei Anwendung glatter
                              									Walzen als elastischer Andruck, in welchem Falle sie durch die Mutter m schärfer gespannt werden kann. Der Antrieb beider
                              									Walzen erfolgt durch Riemen.
                           Einer neuen Idee endlich begegnet man in dem Quetschwalzwerk der F. Wühlerischen Maschinenbauanstalt
                                    											und Eisengieſserei-Actiengesellschafl in
                              										Berlin (* D. R. P. Nr. 13861 vom 4.
                                 										December 1880), bei welchem Quetschwalzwerk, bestimmt für groſskörnige
                              									Cerealien, die von den gewöhnlichen Walzen schlecht erfaſst werden, z.B. Mais, eine
                              									Walze und ein eiserner Ring zusammenarbeiten, durch welche Anordnung ein kleinerer
                              									Klemmungswinkel resultirt; d.h. jener Winkel, welchen die Tangenten an Walze und
                              									Ring in den Berührungspunkten mit dem zu quetschenden Korn einschlieſsen, ist
                              									bedeutend kleiner als bei der gebräuchlichen Anordnung. Der Ring r läuft auf Reibungswalzen f,
                                 										f1 und ist f1 durch eine Feder gegen den Ring bezieh.
                              									die Walze w gedrückt (vgl. Fig. 12
                              									Taf. 16). Die Art der Mahlgut-Zuführung und Abführung ist nicht näher beschrieben. –
                              									Der beabsichtigte Zweck könnte übrigens auch recht wohl durch Fink's Scheibenmühle sowie durch gröber geriffelte
                              									Schrotwalzen erreicht werden, daher ein Bedürfniſs für diese etwas sonderbare
                              									Anordnung wohl kaum besteht. Die Fink'sche Scheibenmühle, deren Horizontal schnitt
                              									und Grundriſs in Fig. 13
                              									Taf. 16 nach den Verhandlungen des Vereines für
                                 										Gewerbefleiſs, 1880 S. 247 dargestellt ist, arbeitet mit Klemmungswinkeln,
                              									wie dieselben Walzen von etwa 4m Durchmesser
                              									entsprechen würden (vgl. auch S. 194).
                           4) Walzenstühle. Als Material der
                              									Walzen steht Hartguſs und Porzellan in vorherrschender Verwendung. Zuweilen finden
                              									sich wohl auch Steinwalzen; dieselben haben sich aber in groſsen Mühlen nicht Bahn
                              									brechen können und Versuche mit Granitwalzen, welche im Vorjahre in Pest
                              									stattfanden, haben zu dem Resultate geführt, daſs die Walzen zu bald ihre feine
                              									gleichförmige Oberfläche verlieren und durch Ausbröckeln von Theilchen stark rauh
                              									und endlich auch unrund werden. Der kräftigsten Inanspruchnahme hält der Hartguſs
                              									bisher am besten Stand und dies ist der Grund seiner, namentlich in groſsen Mühlen,
                              									vorherrschenden Anwendung, wenn auch nicht bezweifelt werden kann, daſs die Dünste,
                              									namentlich von mildem Weizen, auf Porzellanwalzen leichter (bei weniger Druck)
                              									aufgelöst (ausgemahlen) werden.
                           Die Neuerungen bei den Walzenstühlen beschränken sich, wie
                              									begreiflich, vorherrschend auf Einzelverbesserungen, zumeist ziemlich
                              									untergeordneter Bedeutung, zuweilen untermischt mit Anordnungen, welche nur gemacht
                              									scheinen, um ein Patent zu erlangen. Ueber die letzteren kann ohne Beeinträchtigung
                              									des Lesers hinweggegangen werden; von den ersteren sei zunächst Friedr. Wegmann's Einlaufvorrichtung (* D. R. P. Nr.
                              									10304 vom 4. December 1879) erwähnt, welche den Zweck hat, solche Materialien –
                              									milde Dünste –, welche sich beim Einlaufe leicht zu Klümpchen ballen, zu isoliren,
                              									so daſs sie in möglichst gleichförmiger Vertheilung zwischen die Walzen gelangen.
                              									Dieser Aufgabe ist dadurch entsprochen, daſs neben die gewöhnliche geriffelte
                              									Speisewalze s (Fig. 14
                              									Taf. 16) die weit rascher bewegte „Förderwalze“
                              									w gelegt ist, welche das Mahlgut aus der unter den
                              									Walzen liegenden Blechmulde m herausschleudert und
                              									hierbei vertheilt. Die Fig. 15 und
                              										16 geben über die Verbindung der beiden Walzen s und w durch die Arme a, a1 und über den
                              									Antrieb von w durch das innen verzahnte Rad r, sowie endlich darüber Aufschluſs, daſs die Förderwalze von dem Handrade
                              										o aus durch Vermittlung der Schraube o1 und des verzahnten
                              									Segmentes z nach Bedarf gehoben und gesenkt werden
                              									kann. Ueber die Beschaffenheit der Förderwalze ist zwar in der Patentbeschreibung
                              									nichts gesagt; nach Selnick's Mühlenberichten, 1881 Nr.
                              									2 S. 15 aber soll dieselbe aus Porzellan hergestellt sein. Statt des Hebens der
                              									Förderwalze kann auch die Mulde stellbar gemacht werden; in ihr sollen sich auch
                              									specifisch schwerere Theilchen (Sand, Eisenstückchen) ansammeln können.
                           Die gleichmäſsige und ununterbrochene Zuführung des Mahlgutes
                              									unter Verhinderung des Festsitzens desselben suchte F. Göbel
                              									in Ratibor (* D. R. P. Nr. 12494 vom 17.
                                 										Juli 1880) durch einen über die Speisewalze gelagerten Rührer zu
                              									erreichen.
                           Moritz
                                    											Martin in Bitterfeld (* D. R. P. Nr. 9832 vom 26. August 1879 und Zusätze Nr. 10344 vom
                                 										18. December 1879 und Nr. 12086 vom 30. Juni 1880) hat
                              									Walzenstuhlanordnungen angegeben, durch welche eine besonders scharfe Einstellung
                              									der Minimalentfernung der Walzen erreicht werden soll. Zu diesem Zwecke wird bei den
                              									beiden letztgenannten Patenten zwischen die Walzenlager der beiden in gleicher Höhe
                              									befindlichen horizontalen Mahlwalzen ein Keil eingedrückt und dadurch der Abstand
                              									festgestellt. Ein besonderer Vortheil kann jedoch in dieser Anordnung gegenüber
                              									anderen dem gleichen Zwecke dienenden nicht gefunden werden.
                           Andreas
                                    											Mechwart in Budapest (* D. R. P. Kl. 47 Zusatz Nr. 10634 vom 31. Januar 1880) lieſs
                              									sich die Einschaltung von Zwischenrollen patentiren, um bei einer geraden Anzahl von
                              									Walzen gleichfalls seinen bekannten, die Lager entlastenden Ring (vgl. 1879 231 * 99) anwenden zu können, welcher sich für
                              									Ausmahlstühle vorzüglich bewährt hat.
                           Zu den in ihrer Construction von den sonst gebräuchlichen Anordnungen am meisten
                              									abweichenden Neuerungen sind die Patente von Beyer in
                              									Paris und Hermsdorf in Chemnitz zu rechnen.
                           Der Walzenstuhl von Friedr. L. Hermsdorf
                              									in Chemnitz (* D. R. P. Nr. 14021 vom 25.
                                 										August 1880) ist für eine sehr kräftige, die Schale nicht schonende Getreideverkleinerung, mit geringen
                              									Abänderungen laut Patentschrift auch zur Raffinirung von Holz- und Strohstoff
                              									verwendbar. Es sind, wie die Skizze Fig. 17
                              									Taf. 16 darstellt, zwei Paare Riffelwalzen und zwischen diesen zwei geriffelte
                              									Sättel c, c1
                              									angeordnet, welche sich gegen einander entsprechend einstellen lassen. Der Weg des
                              									Mahlgutes ist durch die eingezeichneten Pfeile genügend dargestellt. Hermsdorf verbindet mit dem Walzenstuhl ein Rüttelsieb
                              									zur Absonderung „der groben Kleie“.
                           Noch origineller, dabei aber constructiv (so weit es die etwas undeutlichen
                              									Patentzeichnungen erkennen lassen) gut durchgeführt, ist der Porzellan-Walzenstuhl von
                              										Aug.
                                    											Friedr. und Adolf G. Beyer in Paris
                              									(* D. R. P. Nr. 13912 vom 9. Januar 1880). Die hohlen
                              									Porzellancylinder laufen lose auf den festen Achsen; es sind daher nicht die Achsen, sondern
                              									die Cylinder auf den Achsen angetrieben. Fig. 18
                              									Taf. 16 zeigt den Längsschnitt durch einen Cylinder sammt seiner eisernen Armatur.
                              									Die lange Röhre r muſs natürlich von innen geschmiert
                              									sein, was auch eine eigenthümliche Anordnung bedingt. Zum Zwecke möglichst
                              									gleichförmiger Vertheilung des Mahlgutes hat Beyer das
                              									Ende der Gosse direct auf die eine Walze aufgesetzt und läſst durch entsprechende
                              									Einstellung des mit einem Kamme oder einem Leder besetzten Halbcylinders h (Fig. 19)
                              									das Mahlgut gegen die Vermahlungsstelle gleiten. Nebst der rotirenden Bewegung
                              									erhält auch hier die Porzellanwalze eine Längsbewegung, wie dies schon an einem
                              									früheren Stuhle derselben Firma (vgl. 1880 237 111) der
                              									Fall war. Endlich ist noch zu erwähnen, daſs mit dem Obertheile des die Walzen
                              									deckenden Kastens Saugröhren „zum Abführen der Kleie“ vorhanden sind, eine deshalb bedenkliche
                              									Anordnung, weil durch dieselbe ja auch Mehltheilchen mitgerissen werden müssen und
                              									es jedenfalls besser ist, das Abscheiden der Kleie in gesondertem Processe zu
                              									vollziehen.
                           Für die richtige gleichförmige Wirkung jedes Walzenstuhles ist
                              									der genaue Parallelismus der Walzenachsen wesentlich. Um dieser Bedingung für die
                              									Dauer besser entsprechen zu können, hat Fr. Wegmann in
                              										Zürich (* D. R. P. Nr. 9926 vom 19.
                                 										Juni 1879) eine Anordnung getroffen, welche darin besteht, daſs jedes der
                              									beiden auf einen Zapfen ruhenden, bezieh. schwingenden Lager der stellbaren Walze
                              									dadurch im verticalen Sinne etwas verstellt werden kann, daſs dieser Zapfen, welcher
                              									excentrisch zu seinen gelagerten Hälsen angearbeitet ist, entsprechend verdreht
                              									wird. Nachdem jene Lager auch eine geringe Seitenbewegung gestatten und durch die
                              										„Pression“ gegen die fix gelagerte zweite Walze gedrückt werden, so
                              									stellt sich die bewegliche Walze zur fest gelagerten richtig ein.
                           Bei den Walzenstühlen von Lorenz Nemelka in
                              										Simmering bei Wien (* D. R. P. Nr.
                                 										11133 vom 27. Juni 1879), welche bereits im letzten Berichte Bd. 237*S.
                              									112 besprochen wurden, ist durch die Lage der Walzenachsen – dieselben befanden sich
                              									ursprünglich nicht in derselben Horizontalebene – auf
                              									die Erhaltung der parallelen Lage hingewirkt; denn die im höheren Horizonte liegende
                              									Walze wird sich durch ihr Eigengewicht stets längs einer Erzeugenden an die untere
                              									Walze anzulegen trachten, wie dies in greller Darstellung aus Fig. 20
                              									Taf. 16 ersichtlich sein dürfte. Aehnliche Anordnungen finden sich auch anderwärts
                              									und es verdient betont zu werden, daſs hierbei ungleiche Lagerabnutzung weniger
                              									nachtheilig auf die Walzenstellung einwirken und auch nicht so leicht eintreten kann
                              									wie bei jenen Walzenstühlen, deren Walzen in derselben Horizontal- oder Verticalebene
                              									gelagert sind. Das hier Gesagte gilt natürlich nur von Ausmahlstühlen, bei welchen
                              									die Walzen nicht auf einen bestimmten Abstand eingestellt werden; ist letzteres der
                              									Fall, dann muſs eine Stellvorrichtung vorhanden sein und durch diese, sowie durch
                              									Lagercorrectionen, wird sich der richtige Parallelismus erreichen lassen.
                           Dienen Walzenstühle zum Ausmahlen und ist der verwendete Andruck
                              									ein bedeutender, dann findet allerdings auch eine Erwärmung des Mahlgutes statt und,
                              									um diese zu verhindern, hat P. Schneitier in Berlin mit
                              									dem Walzenstuhle eine Aspirationsanordnung verbunden, von welcher Fig. 21
                              									Taf. 16 eine Skizze darstellt: a ist das zum Ventilator
                              									führende Rohr, b die Filterkammer, welche durch c, d mit dem Kasten unter den Walzen in Verbindung
                              									steht. Wir halten diese Anordnung nicht für erforderlich, weil unserer Erfahrung
                              									nach die Erwärmung des Mahlgutes zwischen Walzen die zulässigen Grenzen nicht
                              									übersteigt, ja lange nicht erreicht. Der Vortheil liegt hier vielmehr in der
                              									erhöhten Trockenheit der Mahlproducte, welche bei Exportmehlen allerdings Bedürfniſs ist. Daſs durch die Walzen das Mahlgut
                              									minder ausgetrocknet wird als bei der Steinvermahlung, wurde beim Uebergange von der
                              									Stein- zur Walzenvermahlung mehrorts sehr unangenehm empfunden.
                           Da mit den Walzenstühlen auch die sogen. Scheibenstühle, welche sich, wie bereits S. 191 hervorgehoben, durch einen
                              									sehr kleinen Klemmungswinkel auszeichnen, nahe verwandt sind, so seien hier auch
                              									einige Bemerkungen über diese Mahlmaschinen beigefügt. Die Einwirkung der conischen
                              									Mahlscheiben auf das Mahlgut wird eine mehr reibende sein als die Einwirkung der
                              									Walzen. Denn bei den letzteren gehen bei gleicher Tourenzahl der Walzen jene
                              									Oberflächenpunkte, welche das Mahlgut klemmen, mit
                              									demselben weiter, wobei sie durch ihre Annäherung stets mehr und mehr drückend
                              									einwirken; bei verschiedener Umfangsgeschwindigkeit findet allerdings eine reibende
                              									Einwirkung statt, aber das Hinschleifen des Mahlgutes erfolgt doch nur über eine
                              									verhältniſsmäſsig geringe Strecke; denn die bei nicht geriffelten Walzen
                              									angewendeten Differenzen der Umfangsgeschwindigkeiten sind gering. Bei den
                              									Scheibenwalzen ist dieses Verhältniſs wesentlich anders. Es beginne im Punkte a (Fig. 22
                              									Taf. 16) die Klemmung des Mahlgutstückchens, so bewegen sich die Oberflächenpunkte
                              									der Scheibe A in der Richtung des Pfeiles 1 und jene
                              									der Scheibe B in der Richtung des Pfeiles 2. Das
                              									Mahlguttheilchen gelangt unter wachsender Pressung, der resultirenden Einwirkung
                              									folgend, nach b, so hat es an der Oberfläche jeder der
                              									beiden Scheiben sich um die Strecke cb hinbewegen
                              									müssen. Findet nun auch ein Brechen des Theilchens statt, so werden die Bruchstücke
                              									bald einer ähnlichen
                              									Einwirkung unterworfen sein, bis sie endlich bei oo1 die engste Stelle passirt haben. Da
                              									nun die äuſsersten Theile des Mahlgutes, auch der
                              									Griese, stets wenigstens zum Theile aus Schalenstückchen bestehen; so findet hier
                              									eine Verkleinerung der Theilchen ohne die bei Walzen vorkommende mögliche Schonung
                              									der Schalentheile statt und das Ergebniſs muſs ein, namentlich bei Hochmüllerei,
                              									auffallend minderwerthiges Mehl sein; daher sind die Scheibenmühlen als Auflös- und
                              									Ausmahlstühle den Walzen nachzusetzen.
                           Betreffs selbstthätiger Abstell- und Alarmvorrichtungen siehe Seite 187.
                           
                              
                                 (Schluſs folgt.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
