| Titel: | Verfahren zur Entschweflung des Roheisens von Ant. Rollet in Creusot (Frankreich). | 
| Autor: | St. | 
| Fundstelle: | Band 242, Jahrgang 1881, S. 220 | 
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                        Verfahren zur Entschweflung des Roheisens von
                           									Ant. Rollet in
                           									Creusot (Frankreich).
                        Rollers Verfahren zur Entschweflung des Roheisens.
                        
                     
                        
                           Das Verfahren (D. R. P. Kl. 18 Nr. 14647 vom 13. Mai 1880) wird im Cupol- oder
                              									rotirenden Puddel-, z.B. Pernot-Ofen, oder in der Bessemerbirne ausgeführt. Bei
                              									Benutzung des ersteren ist das Product entschwefeltes Roheisen, während in den
                              									beiden letzten Apparaten eine theilweise Frischung des Roheisens mit dessen
                              									Entschweflung verbunden ist und nach Beendigung der letzteren die Umwandlung des
                              									Roheisens in Stahl oder Schmiedeisen in ein und demselben Ofen oder in anderen
                              									vorgenommen werden kann.
                           
                           Soll das Verfahren in einem Cupolofen ausgeführt werden, so muſs derselbe mit einer
                              									basischen Ausfütterung versehen sein und das Schwefel haltige Roheisen bei möglichst
                              									hoher Temperatur, unter Zusatz von Kalk, Dolomit und Fluſsspath behufs Bildung einer
                              									flüssigen, basischen Schlacke niedergeschmolzen werden.
                           Bei Benutzung eines rotirenden Puddelofens ist ebenfalls ein basisches Futter
                              									Bedingung. Das Roheisen wird unter Zusatz von Kohle und entweder fertig gebildeter
                              									basischer Schlacke, oder deren einzelnen Elemente eingetragen. Sowohl Kohle, wie
                              									Schlacke werden je nach Bedarf nachgesetzt und die Temperatur so hoch als möglich
                              									gehalten. Die Operation ist beendigt, wenn das Roheisen einige Zeit den Schmelzpunkt
                              									des Stahles inne gehabt hat. Es werden sodann Schlacke und Kohle abgezogen, oder das
                              									Eisen behufs Verarbeitung in einem anderen Apparate abgestochen.
                           Bei Ausführung des Verfahrens in der mit erdbasischem Futter versehenen Bessemerbirne
                              									wird, nachdem die Kohle und die basische Schlacke oder deren Elemente gleichzeitig
                              									mit dem Roheisen, vor oder nach dessen Einleitung, eingeführt worden, während
                              									einiger Minuten Wind eingeblasen. Es soll nun dadurch, daſs der Wind dicht über den
                              									Düsen oxydirend, im oberen Theile des Bades aber reducirend wirkt, der gröſste Theil
                              									des Schwefels als Sulfid in die Schlacke gehen. Die Schwefel haltige Schlacke muſs
                              									vor Fortsetzung des Processes abgegossen werden.
                           Die Menge der zuzusetzenden Kohle kann um so mehr vermindert werden, als das Roheisen
                              									an Kohlenstoff, Silicium und Mangan reicher ist. Die reducirende Wirkung kann sowohl
                              									durch gewöhnliche Steinkohle, als durch Kokes hervorgebracht werden. Als
                              									Zusatzschlacken kann man die basischen Schlacken, welche sich in der Bessemerbirne
                              									oder in anderen Oefen mit basischem Futter bilden, mehr oder weniger Phosphor aber
                              									nicht Silicium haltig sind, verwenden. Desgleichen können Hochofenschlacken, mit
                              									anderen basischen Zuschlägen gemengt, benutzt werden. Die nach Beendigung des
                              									Entschweflungsprocesses fallende Schlacke kann von 25 bis 35 Proc. Kieselsäure,
                              									Thonerde und Phosphorsäure, von 60 bis 70 Proc. Kalk, Magnesia, Eisen- und
                              									Manganoxyde und Fluſsspath, aber nicht über 5 Proc. Schwefel enthalten.
                           Die Patentansprüche lauten: 1) Anwendung von Fluſsspath behufs Bildung einer
                              									flüssigen basischen Schlacke bei der Entschweflung des Roheisens durch Schmelzung in
                              									hoher Temperatur in einem basisch ausgefütterten Cupolofen. – 2) Entschweflung des
                              									Roheisens in einem Flammofen oder einer Bessemerbirne bei basischem Futter und
                              									basischer Schlacke, und zwar durch Entfernung der mit Zusatz von Kohle oder im Falle
                              									der Verwendung von an Silicium, Kohlenstoff oder Mangan reichem Eisen ohne solchen
                              									Zusatz gebildeten Schwefel haltigen Schlacke vor eintretender Entkohlung des
                              									Eisens.
                           
                           Das geheimniſsvolle Dunkel, welches bis jetzt über diesem zur Zeit in Bezug auf
                              									Wichtigkeit dem Thomas-Gilchrist'schen Entphosphorungsprocesse an die Seite
                              									gestellten Entschweflungsverfahren geschwebt hat, wird auch durch den Inhalt der
                              									Patentschrift keineswegs gelöst. Daſs ein Fluſsspathzusatz im Cupolofen die basische
                              									Schlacke zur Aufnahme des Schwefels geeignet macht, steht auſser Frage. Ob aber eine
                              										Entschweflung des Roheisens erzielt wird, ist bis
                              									jetzt nicht bewiesen. Zwei groſse Werke Rheinlands und Westfalens haben Versuche
                              									angestellt, welche ergaben, daſs eine nennenswerthe Mehraufnahme von Schwefel durch
                              									die basische, Fluorcalcium haltige Schlacke nicht stattfand. Ebenso negative
                              									Resultate wurden erhalten bei Ausführung des Processes in der Bessemerbirne. Wie
                              									hier die Kohle wirken soll, ist schwer verständlich. Vielleicht ergeben weiter
                              									angestellte Versuche solche Resultate, um auf ihnen, wenn sie positiver Natur sind,
                              									eine Theorie aufbauen zu können. Denn treten die beabsichtigten Wirkungen ein, so
                              									ist das Verfahren für manche Gegenden Deutschlands von derselben Wichtigkeit wie der
                              									Thomas-Gilchrist-Proceſs (vgl. 1880 238 416).
                           
                              
                                 St.