| Titel: | Herstellung von Lichtpausen mittels des Gummi-Eisen-Processes; von Dr. J. M. Eder in Wien. | 
| Autor: | Josef Maria Eder | 
| Fundstelle: | Band 242, Jahrgang 1881, S. 222 | 
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                        Herstellung von Lichtpausen mittels des
                           								Gummi-Eisen-Processes; von Dr. J. M.
                              									Eder in Wien.
                        Eder, über Herstellung von Lichtpausen mittels
                           								Gummi-Eisenprocesses.
                        
                     
                        
                           Die Methode, Lichtpausen nach Zeichnungen, Plänen u. dgl. in der Weise herzustellen,
                              									daſs die Copie auf weiſsem Grunde mit blauen Linien erscheint, wurde in neuerer Zeit
                              									verbessert. Das hierbei verwendete Princip beruht darauf, daſs ein mit
                              									citronensaurem Eisenoxyd getränktes Papier unter der Zeichnung belichtet wird,
                              									wodurch sich durch Lichtwirkung Eisenoxydul bildet; durch Baden in
                              									Ferrocyankaliumlösung färben sich nur die vom Lichte nicht getroffenen Stellen blau.
                              									In dieser Weise ging Herschet im J. 1842 und später Pellet im J. 1878 und Townsend (vgl. 1879 232 191) vor; jedoch kann
                              									man nach den von denselben veröffentlichten Methoden keine braucharen Pausen
                              									erhalten, indem immer der Grund blau anläuft.
                           Eine wesentliche Verbesserung wird durch Zusatz von Gummi zur Eisenlösung erzielt,
                              									indem das Gummi mit dem Eisenoxydsalz eine firniſsartige Schicht bildet, welche
                              									verhindert, daſs das Berlinerblau sich mechanisch an die Papierfaser legt. Durch
                              									schlieſsliches Behandeln mit Salzsäure wird der Ueberzug beseitigt und das blaue
                              									Bild bleibt auf rein weiſsem Grunde zurück. Da hierbei das Gummi eine wesentliche
                              									Rolle spielt, so nennt man das Verfahren das „Gummi-Eisen-Verfahren“ oder den
                              										„Gommo-Ferrique-Proceſs“. Collache lieſs sich im J. 1880 das
                              									Verfahren in Frankreich patentiren (vgl. Photographische
                                 										Correspondenz, 1881 S. 69) und Hauptmann Pizzighelli veröffentlichte (daselbst S. 69 und 85) eine genaue
                              									Beschreibung desselben. Die Methode des kürzlich verstorbenen F. Haugk ist bis jetzt noch nicht veröffentlicht und
                              									ist einer Privatmittheilung desselben an den Verfasser entnommen. Die in Anwendung
                              									kommenden Mischungsverhältnisse sind folgende:
                           
                              
                                 
                                 
                                    Pizzighelli
                                    
                                 
                                    Haugk
                                    
                                 
                                    Collache
                                    
                                 
                              
                                 Gummi-arabicum
                                 20 Th. einer Lösung(1 : 5)
                                 30 bis 35 Th. einerLösung (1: 5)
                                 7 bis 10 Th.
                                 
                              
                                 Eisenchlorid
                                 5 Th. einer Lösung(1 : 2)
                                 2 bis 3 Th. einerLösung (1: 2)
                                 4 bis 6 Th. einerLösung von 45° B.
                                 
                              
                                 Citronensäure
                                 –
                                 –
                                 2 bis 3 Th.
                                 
                              
                                 Citronens. Eisen-   oxyd-Ammoniak
                                 8 Th. einer Lösung(1 : 2)
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Oxalsaures Eisen   oxyd-Ammoniak
                                 –
                                 10 Th. einer Lösung(6 : 10)
                                 –
                                 
                              
                                 Wasser
                                 –
                                 –
                                 81 bis 87 Th.
                                 
                              
                           Joltrain erzeugt nach Iron,
                              									1881 Bd. 18 S. 161 die Gummi-Eisen-Mischung aus Gummi, Chlornatrium, Eisenchlorid,
                              									schwefelsaurem Eisenoxyd und Weinsäure in nicht näher angegebenen Verhältnissen und
                              									setzt damit behandeltes Papier in den Handel.
                           Die lichtempfindliche Mischung hält sich, im Dunkeln aufbewahrt, mehrere Tage. Die
                              									klebrige Lösung wird mittels eines Pinsels oder einer Sammtbürste auf gut geleimtes
                              									Zeichenpapier, welches auf einem Brette befestigt ist, rasch und gleichmäſsig
                              									aufgestrichen. Das Papier wird dann in einem erwärmten dunklen Räume rasch
                              									getrocknet und, vor Licht und Feuchtigkeit geschützt, aufbewahrt. Das Copiren einer
                              									Zeichnung auf Pauspapier ist in der Sonne in 5 bis 10 Minuten, im Schatten in 15
                              									Minuten und darüber beendigt. Es erscheint dann ein hellgelbes Bild auf dunkelgelbem
                              									Grunde. Das copirte Bild wird auf ein Reiſsbrett gelegt und am Tageslichte rasch mit
                              									einer Lösung von gelbem Blutlaugensalz (1 : 5) bestrichen. Die Zeichnung erscheint
                              									fast augenblicklich in dunkelblauer Farbe. Sobald sie völlig erschienen ist, wird
                              									das Papier mit Wasser abgespült, ohne dabei die Rückseite zu benetzen. Nachher wird
                              									das Papier in eine Tasse mit verdünnter Salzsäure gelegt. Darin wird die Zeichnung
                              									dunkler blau, die Gummischicht schuppt sich von der Unterlage ab und löst sich auf
                              									und die blaue Zeichnung tritt auf dem weiſsen Untergrunde rein hervor. Das Papier
                              									wird gut mit Wasser gewaschen und getrocknet.
                           Das Gummi-Eisen-Verfahren liefert Lichtpausen von groſser Kraft und in sehr kurzer
                              									Belichtungszeit. Die ganze Arbeit erfordert wenig Zeit und Geschicklichkeit. Da
                              									diese Lichtpausen dunkelblaue Linien auf weiſsein Grunde geben, so sind sie viel
                              									beliebter als die alten kranotypien mit weiſsen Linien auf blauem Grunde; allerdings
                              									ist die Handhabung und
                              									Aufbewahrung des Cyanotyp-Papieres eine noch leichtere in der Hand des Ungeübten als
                              									die des Gummi-Eisen-Papieres.
                           Für Ingenieure, Architekten u.a. bietet das Gummi-Eisen-Verfahren viele Vortheile,
                              									indem es das am leichtesten auszuführende Lichtpausverfahren ist, welches die Linien
                              									in dunkler Farbe wieder gibt.
                           Wien, October 1881.