| Titel: | Doppelschieber-Steuerung von G. Holcroft in Niederbronn, Elsass. | 
| Autor: | Müller-Melchiors | 
| Fundstelle: | Band 242, Jahrgang 1881, S. 233 | 
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                        Doppelschieber-Steuerung von G. Holcroft in
                           									Niederbronn, Elsaſs.
                        Mit Abbildungen im Text und auf Tafel 19.
                        Müller-Melchiors, über Holcroft's
                           								Doppelschieber-Steuerung.
                        
                     
                        
                           Die von G. Holcroft, Maschinenfabrik in Niederbronn,
                              									Elsaſs, erfundene Doppelschieber-Steuerung bewirkt die Verstellung der Expansion
                              									durch Veränderung von Voreilung und Hub des idealen Expansionsexcenters, welches der
                              									vom Vertheilungsschieber durch Hebelcombination abgeleiteten Bewegung der
                              									Expansionsplatte zu substituiren ist.
                           In einer Verlängerung des Excenterringes befindet sich hier eine kurze Hebelwelle
                              									gelagert, deren nach abwärts gerichteter Arm die Expansionsschieberstange erfaſst,
                              									während der horizontale Arm von einem Lenker geführt wird. Bei der in Fig.
                                 										1 Taf. 19 gezeichneten Aufhängung des Lenkers steht für die beiden
                              									extremen Excenterstellungen der untere Hebelarm genau vertical und damit die
                              									Expansionsplatte genau über der Mitte des Grundschiebers (vgl. Fig. 2). Bei
                              									Weiterdrehung der Kurbel in der Pfeilrichtung kommt das Excenter sammt der
                              									Winkelhebelwelle nach abwärts und so muſs, da ihr oberer Arm an seinem Ende nahezu
                              									horizontal geführt wird, der abwärts gerichtete Arm nach rechts ausschlagen und so
                              									die Expansionsplatte aus der Mittelstellung nach rechts schieben und endlich den
                              									Dampfabschluſs bewirken. Verstellt man den Drehpunkt des Lenkers nach rechts, so
                              									daſs das Ende des Winkelhebels auf eine von links nach rechts abfallende Curve (in
                              										Fig. 1 punktirt) geführt wird, so ist schon vor Erreichung der in Fig. 1
                              									gezeichneten Stellung die Expansionsplatte auf ihrem Schiebergesicht so weit nach
                              									rechts verschoben worden, daſs Schluſs bewirkt wurde; bei der entgegengesetzten
                              									Verstellung des Lenkerdrehpunktes wird das Eintreten des Dampfabschlusses hinaus
                              									gerückt.
                           Die Einwirkung des Lenkerarmes ist, falls derselbe im Verhältniſs zum Excenterhub
                              									nicht allzu kurz ist, derjenigen einer geraden Coulisse gleich zu setzen, welche
                              									durch den Regulator verdreht wird und so die Veränderung des Füllungsgrades bewirkt.
                              									Unter dieser Voraussetzung und mit der Annahme einer unendlich langen Excenterstange
                              									ergibt sich für die Kurbelstellung ω über dem todten
                              									Punkt der Ausschlag des abwärts gerichteten Winkelhebelarmes aus seiner verticalen
                              										Stellung und hiermit
                              									der relative Weg der Expansionsplatte gegenüber dem Grundschieber:
                           \xi=b\,sin\,\gamma.
                           Zur Bestimmung von γ dienen die Gleichungen:
                           
                              r\,cos\,(\omega+\delta)=c\,sin\,\gamma+u\,sin\,\alpha
                              
                           und
                           r\,sin\,(\omega+\delta)-c\,(1-cos\,\gamma)=u\,cos\,\alpha,
                           in welchen cos\;\gamma=1 gesetzt und u eliminirt wird, worauf:
                           c\,sin\,\gamma=\frac{r}{cos\,\alpha}\,cos\,(\omega+\delta+\alpha).
                           Für die Verdrehung der Coulisse nach der entgegengesetzten
                              									Seite wird:
                           c\,sin\,\gamma=\frac{r}{cos\,\alpha}\,cos\,(\omega+\delta-\alpha).
                           und somit die allgemeine Gleichung für den relativen
                              									Schieberweg der Expansionsplatte: \xi=\frac{b}{c}\
                                 										\frac{r}{cos\,\alpha}\,cos\,(\omega+\delta\,\pm\,\alpha).
                           Die Gleichung kann direct nach sin ω und cos ω aufgelöst und in gewöhnlicher Weise durch das
                              									Zeuner'sche Schieberdiagramm dargestellt werden, indem für wechselnde
                              									Coulissenwinkel α die entsprechenden Coordinaten der
                              									Centralcurve ausgerechnet werden.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 242, S. 234
                              
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 242, S. 234
                              
                           In rein graphischer Ausführung ist im Diagramm Textfigur 2 der Voreilwinkel δ des Vertheilungsexcenters von der Todtpunktlage der Kurbel nach
                              									rückwärts aufgetragen und darauf als Fahrstrahl die Länge
                              										\frac{b}{c}\,r abgeschnitten. Für die Coulissenstellung der
                              										Textfigur 1 wird dann der Winkel α weiterhin nach rückwärts aufgetragen und darauf der
                              									Werth \frac{b}{c}\,\times\,\frac{r}{cos\,\alpha} durch die auf
                              									dem ersten Fahrstrahl errichtete Senkrechte abgeschnitten. Das mit diesem
                              									Durchmesser und unter dem Winkel α + δ nach beiden Seiten des Coordinatenursprunges
                              									gezeichnete Kreispaar entspricht in jedem unter dem Winkel ω
                                 										gezogenen Fahrstrahl der Gleichung des relativen Schieberweges. Die
                              									Schnittpunkte mit dem Ueberdeckungskreis (nach Fig. 2 Taf.
                              									19 negativ) bezeichnen Eröffnung und Schluſs der Dampfkanäle des Grundschiebers und sind in Textfigur 2 für die Horizontalstellung der Coulisse
                              									und für die Verdrehung derselben unter dem Winkel α
                              									abwärts und aufwärts von der Horizontalen angegeben.
                           Wie hier ersichtlich, lassen sich schon mit kleinen Verdrehungswinkeln der Coulisse
                              									weite Füllungsgrenzen erzielen und kann daher die Holcroft'sche Steuerung auch von diesem Gesichtspunkte aus als vorzüglich
                              									gelungen bezeichnet werden.
                           Müller-Melchiors.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
