| Titel: | Ueber einige Kesselexplosionen. | 
| Autor: | Whg. | 
| Fundstelle: | Band 242, Jahrgang 1881, S. 243 | 
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                        Ueber einige Kesselexplosionen.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 19.
                        Ueber einige amerikanische Kesselexplosionen.
                        
                     
                        
                           Dem Scientific American sind die folgenden Angaben über
                              									einige Explosionen von Dampfkesseln entnommen, welche in diesem Jahre in Amerika
                              									stattgefunden haben.
                           Am 1. Juni 1881 in der Mittagsstunde explodirte in der Färberei von Gafney und Comp. in Kensington, Philadelphia, ein
                              									einfacher Cylinderkessel, wobei 3 Personen getödtet und 8 verwundet wurden (vgl. a. a. O., 1881 Bd. 45 S.
                              									20). Der Kessel hatte 0m,9 Durchmesser, war 9m lang und an beiden Enden mit ebenen guſseisernen Böden von 48mm Dicke versehen. Die Böden waren mit einer nach
                              										innen gerichteten Flansche von 41mm Dicke an den Kessel genietet. In der Mitte des
                              									einen Bodens war ein Mannloch von 394mm Breite und
                              										324mm Höhe ausgespart, dessen Rand nur innen
                              									durch eine schmale Arbeitsleiste verstärkt war. Diese Verstärkung war aber durch
                              									Fortnahme der harten Kruste beim Hobeln jedenfalls reichlich aufgehoben. Der
                              									Mannlochdeckel selbst war nicht bearbeitet, so daſs
                              									schon durch das Aufschrauben desselben erhebliche Spannungen im Kesselboden
                              									entstehen konnten. Rechnet man noch hinzu, daſs auch vom Gieſsen her, besonders am
                              									Rande, Spannungen in dem Eisen vorhanden sein konnten, so liegt es auf der Hand,
                              									daſs ein solcher Kesselboden selbst von dem ausgezeichnetsten Material nicht sehr
                              									widerstandsfähig sein konnte, wie es auch durch die erwähnte Explosion erwiesen
                              									wurde. Und doch sollen derartige Kessel mit gegossenen Stirnplatten in den
                              									Vereinigten Staaten von Nordamerika auſserordentlich verbreitet sein. Der explodirte
                              									Kessel war noch neu, erst im März aufgestellt und nebst zwei ganz gleichen Kesseln,
                              									die schon seit 2 Jahren im Betrieb waren, mit Wasserdruck auf 6at,48 geprüft. Die zulässige Betriebsspannung
                              									betrug 4at,42. Die beiden Sicherheitsventile des
                              									Kessels hatten je 5cm Durchmesser und es scheint,
                              									daſs dieselben nicht genügten, bei geringem Dampf verbrauch ein Steigen der Spannung
                              									über die zulässige Grenze zu verhindern. Eine solche Steigerung der Spannung wird
                              									wenigstens als die Ursache jener Explosion angesehen, da man sämmtliche
                              									Absperrventile in den verschiedenen Zweigen der von dem Kessel ausgehenden
                              									Dampfleitung nach der Explosion geschlossen fand. Die vordere mit dem Mannloch
                              									versehene Stirnplatte barst durch zwei diagonale Risse in vier Theile (vgl. Fig.
                                 										7 Taf. 19), welche dann durch einen ringsum laufenden Sprung von der
                              									Flansche abgetrennt wurden. Diese Theile und der Kessel selbst wurden nach
                              									entgegengesetzten Richtungen weit fortgeschleudert und richteten arge Zerstörungen
                              									an. Die hintere Stirnplatte wie auch der Mantel am hinteren Ende wurden,
                              									wahrscheinlich beim Sturz des Kessels, eingedrückt. Im Uebrigen blieb der Mantel
                              									unversehrt.
                           Am rathsamsten dürfte es jedenfalls sein, guſseiserne Kesselböden überhaupt nicht zu
                              									verwenden. Will man aber nicht davon abgehen, so sollte man wenigstens solche Formen
                              									wählen, welche den Eigenschaften des Guſseisens entsprechen, d.h. welche eine
                              									Inanspruchnahme des Materials auf Zug möglichst ausschlieſsen, oder doch auf das
                              									geringste Maſs zurückführen und welche bewirken, daſs die Belastung durch den
                              									Dampfdruck hauptsächlich nur Druckspannungen hervorruft. Dieser Bedingung scheint
                              									z.B. die Form Fig. 8
                              									ziemlich gut zu
                              									entsprechen. Der Boden ist hier nach innen gewölbt, die Flansche nach auſsen
                              									gerichtet und das Mannloch durch eine kräftige Rippe versteift.
                           Daſs auch Schmiedeisen unter ähnlichen Umständen nicht widerstandsfähig genug ist,
                              									zeigt eine andere Explosion, welche am 15. Januar 1881 in dem Lagerhaus von Creery und Comp. in New-York stattfand (vgl. Scientific American, 1881 Bd. 44 S. 98). Der Dampf
                              									wurde hier zur Heizung und zum Betrieb der Elevatoren benutzt. Der Kessel war 10
                              									Jahre alt und im August 1880 mit Wasserdruck auf 7at,4 geprüft. Die zulässige Spannung betrug 5at, die gewöhnliche Betriebsspannung durchschnittlich 3at,5. Bei der Explosion wurde der Deckel des
                              									Dornes, welcher, wie die besprochene Kesselstirnwand, in der Mitte mit einem
                              									Mannloch versehen war, durch einen diametralen Riſs in zwei Hälften getheilt und am
                              									Rande rings herum abgerissen. Auſserdem zeigten die beiden Theile noch mehrere
                              									radiale Risse. Diese Zerstörung – bei welcher glücklicherweise Niemand beschädigt
                              									wurde – fand also in ganz ähnlicher Weise wie bei der guſseisernen Stirnplatte
                              									statt, obgleich hier auſser einem das Mannloch einfassenden Ring noch sechs schräge
                              									Anker angeordnet waren (vgl. Fig. 9 Taf.
                              									19), welche den Deckel mit dem Mantel des Dornes verbanden. Bei der Explosion rissen
                              									die Ankernieten am Deckel ab. Die Ursache des Unfalles scheint nicht aufgefunden zu
                              									sein; jedenfalls genügt die im Scientific American
                              									gegebene Erklärung, daſs nämlich die Anker bei steigender Temperatur wegen ihrer
                              									gröſseren Erwärmung sich immer mehr als der Dommantel ausgedehnt und so ein
                              									fortwährendes Aus- und Einbiegen des Deckels bewirkt haben, nicht, da die Differenz
                              									in den Dehnungen zu gering ist. Das Blech war an den Bruchflächen durchaus gesund
                              									und abgetrennte Versuchsstreifen erwiesen sich zäh und fest. Eine relative
                              									Verschwächung des Bleches am Rande ist nicht auffällig, da dasselbe beim Umbördeln
                              									hier stark zu leiden hat. Auch eine steilere Anordnung der Anker (vgl. Fig.
                                 										9 bei A), wie sie vorgeschlagen ist, wird
                              									kaum die Construction fester machen. Der Kessel hatte mit gedämpftem Feuer und
                              									geschlossenem Rauchschieber in der Nacht von Sonnabend auf Sonntag still gelegen. Am
                              									Sonntag Mittag um 12 Uhr 30 Min. will der Kesselwärter nur 0at,2 Ueberdruck am Manometer gefunden haben. Um 4
                              									Uhr 30 Min. Nachmittags fand der Wächter so starken Kohlendunst vor, daſs er die
                              									Fenster öffnete, und gleich darauf fand die Explosion statt. Nach diesen Angaben
                              									dürfte wohl auf einen eingetretenen Siedeverzug zu
                              									schlieſsen sein; wenigstens wird damit die Explosion am einfachsten erklärt.
                              									Jedenfalls hat dieselbe gezeigt, daſs der ausgeschnittene Domdeckel die schwächste
                              									Stelle des Kessels war.
                           Ein dem zuerst beschriebenen gleicher, nur etwas kleinerer Kessel explodirte, jedoch
                              									in anderer Weise, am 10. Juni 1881 in dem Walzwerke von C. M. Atkins nahe bei Pottsville, Pennsylvanien, wobei ebenfalls drei
                              									Personen ums Leben kamen (vgl. Scientific American,
                              									1881 Bd. 45 S. 34). Die Länge des Kessels betrug 7m,9, sein Durchmesser 0m,76. Er war i.
                              									J. 1870 hergestellt, aus 11 Schüssen zusammengesetzt, in Längs- und Quernähten
                              									einfach genietet. Im April 1873 wurde er in Betrieb genommen und war seitdem mit
                              									Unterbrechungen, im Ganzen 76 Monate (die einzelnen Monate und Tage
                              									zusammengezählt), in Benutzung gewesen. Er war im Verein mit einem zweiten gleichen
                              									Kessel über einem Puddelofen aufgestellt (vgl. Fig. 10
                              									Taf. 19). Die Dampfspannung hatte zwischen 4 und 4at,7 geschwankt; bei der letzteren Spannung hatte das Sicherheitsventil
                              									abgeblasen. Die Enden der Kessel waren mittels angenieteter Oesen aufgehängt und
                              									auch durch Mauerwerk unterstützt. Auſserdem scheint auf der ganzen Länge eine
                              									weitere Unterstützung nicht vorhanden gewesen zu sein, so daſs die Kessel einer
                              									dauernden Inanspruchnahme auf Biegung ausgesetzt waren. Die guſseisernen Böden waren
                              									in diesem Falle nicht Schuld an dem Unglück; es riſs vielmehr der Mantel in dem
                              									Querschnitt bei a (rechts in Fig. 10)
                              									geradezu ab, und zwar im vollen Blech, nicht in einer Nietnaht. An dieser Stelle
                              									wurde einige Minuten vor der Explosion ein Leck an der Unterseite des Kessels
                              									bemerkt, worauf man Befehl gab, sofort das Feuer zu entfernen. Dies war jedoch nicht
                              									mehr möglich, da mächtige Dampfwolken, aus dem in den Puddelofen niederrinnenden
                              									Wasser entstanden, aus dem Feuerraum hervordrangen. Gleich darauf riſs der Kessel
                              									vollständig aus einander, das kürzere Ende wurde weit fortgeschleudert, während der
                              									übrige Theil, nach der entgegengesetzten Seite ausweichend, den Schornstein C umwarf, bei a
                              									niederstürzte und dann liegen blieb. Die Blechstärke betrug an der Bruchstelle 5mm,3.
                           Wie dick das Blech ursprünglich war, ist nicht angegeben. Jedenfalls hatte die
                              									Unterseite des Kessels bei a durch die aus dem
                              									Puddelofen in einem senkrechten Kanal aufsteigenden Heizgase, welche hier fast
                              									normal auf den Kessel stieſsen, sehr zu leiden. Wenn allerdings, wie im Scientific American angegeben ist, das Blech am ganzen
                              									Umfange des Bruchquerschnittes gleiche Stärke hatte, so ist anzunehmen, daſs der
                              									Kessel von vorn herein aus dünnem Blech hergestellt war. Ein Ausflicken oder eine
                              									sonstige Ausbesserung des Kessels war nie nöthig gewesen. Der Kesselstein war erst
                              									kurze Zeit vor der Explosion ausgekratzt. Irgend welche Fehler konnten am Kessel
                              									nicht aufgefunden werden. Es muſs demnach als einzige Ursache der Explosion die
                              									Einwirkung der Stichflamme angesehen werden. Durch dieselbe im Verein mit den
                              									zeitweiligen Abkühlungen muſs die Beschaffenheit des Bleches wesentlich geändert
                              									worden sein, indem es sich an der Bruchstelle krystallinisch und brüchig zeigte.
                              									Auch die Jury war der Ansicht, daſs der Unfall durch die fortwährenden Dehnungen und
                              										Zusammenziehungen
                              									hervorgerufen sei. Der Berichterstatter des Scientific
                                 										American will bemerkt haben, daſs Explosionen, bei welchen der Kessel wie
                              									hier in der Querrichtung reiſst, nur in Walzwerken vorkommen, wo die Kessel ähnlich
                              									wie hier aufgestellt und groſsen und plötzlichen Temperaturänderungen ausgesetzt
                              									sind. In einem geringen Grade mag auch die Beanspruchung auf Biegung mit zu dem
                              									Bruche beigetragen haben.
                           Eine vierte Explosion, die am 12. Juni 1881 stattfand, betraf einen Schiffskessel von
                              									der in Fig. 11
                              									Taf. 19 skizzirten Anordnung (vgl. Scientific American,
                              									1881 Bd. 45 S. 51). Derselbe gehörte dem Schraubendampfboot Baker an, welches als Schlepper und Lichterfahrzeug benutzt wurde und an
                              									der Küste von Virginien vor Anker lag. Drei Neger fanden bei dem Unfall ihren Tod
                              									und ein Neger und ein Weiſser wurden erheblich verbrannt. Der Kessel war i. J. 1877
                              									theils aus Eisen, theils aus Stahl gebaut, 4m,88
                              									lang und 2m,13 im Durchmesser. Er hatte zwei
                              									Flammrohre von 686mm Durchmesser, deren jedes aus
                              									drei Stahlplatten von etwa 6mm,5 Dicke hergestellt
                              									war. Die Platten waren mit Flanschen zusammengenietet. Am hinteren Ende des
                              									mittleren Rohrschusses war eine den Rost tragende Feuerbrücke eingebaut. Die
                              									Flammrohre mündeten hinten in eine Rauchkammer, aus welcher die Heizgase durch 75
                              									enge Rauchröhren nach vorn zurückkehrten, um hier durch den Schornstein zu
                              									entweichen. Es wurde nun der hinter der Feuerbrücke liegende Schuſs des einen
                              									Flammrohres zusammengeklappt, wobei das Blech dicht an der Flansche der hinteren
                              									Rohrplatte auf mehr als der Hälfte des Umfanges aufriſs. Es zeigte sich, daſs das
                              									Blech an dieser Stelle auſserordentlich dünn war, so daſs hierdurch die Explosion
                              									erklärlich ist, auch wenn die Spannung nicht über die zulässige Grenze von 3at,4 gestiegen ist. (Das Urtheil der
                              									Untersuchungscommission lautete, daſs die Explosion durch zu hohen Kesseldruck
                              									herbeigeführt sei.) An der stärksten Stelle, nämlich in den höchsten Punkten des
                              									Risses, betrug die Blechdicke noch 5mm,6. Von hier
                              									an nahm sie aber nach unten hin stetig ab, so daſs die Bruchfläche im tiefsten
                              									Punkte, einer schartigen Messerschneide ähnlich war. Die Ursache dieser
                              									Verschwächung war eine auſserordentlich starke Corrosion auf der äuſseren (Wasser-)
                              									Seite des Rohres. An einigen Stellen war das Blech vollständig durchgefressen. Auch
                              									die untere Fläche des anderen Flammrohres zeigte schon breite Gruben von
                              									unregelmäſsiger Form, die sich über eine groſse Fläche ausbreiteten. Ein
                              									aufgenieteter Flicken (vgl. Fig. 12)
                              									zeigt, daſs an der geschwächten Stelle schon vor einiger Zeit ein Leck bemerkbar
                              									gewesen sein muſs, und es war sicher geboten, schon damals das Blech an der
                              									betreffenen Stelle genau zu untersuchen und zu messen.
                           Wodurch solche Corrosionen, unter denen besonders Schiffskessel viel zu leiden haben,
                              									hervorgerufen werden, ist, soviel bekannt, noch nicht vollständig aufgeklärt.
                              									Gewöhnlich werden sie auf den Einfluſs der mit dem Speisewasser eingeführten Luft
                              									bezieh. der in der Luft enthaltenen Kohlensäure zurückgeführt und verschiedene
                              									Versuche scheinen dies zu bestätigen. So wurden z.B. von der britischen Admiralty-Boiler-Commission eine groſse Anzahl Eisen-
                              									und Stahlplatten, 100mm lang und breit und 10mm dick, von verschiedenen Werken Englands
                              									entnommen, den verschiedenartigsten Schiffen der britischen Kriegs- und
                              									Handelsmarine gesendet. Die Platten waren blank, doch nicht polirt und wurden in die
                              									Kessel eingelegt. Auf beigefügten Formularen waren von den betreffenden
                              									Oberingenieuren die Gewichtsverluste der Platten regelmäſsig zu verzeichnen. Die
                              									Kessel mit Oberflächencondensatoren wurden nach dem täglich zugeführten Speisewasser
                              									in Gruppen getheilt und da zeigte es sich, daſs in den Kesseln, in welchen während
                              									24 Stunden über 30cm Wasser gewechselt wurden, die
                              									Platten in gleicher Zeit durchschnittlich reichlich 12 mal so viel an Gewicht
                              									verloren als in den Kesseln, in welchen in 24 Stunden nur 7cm,5 Wasserhöhe abgeblasen wurde. Die Corrosion
                              									der Platten war demnach um so gröſser, je mehr Wasser, also auch je mehr Luft und
                              									Kohlensäure dem Kessel zugeführt wurde. Bei einem Vergleich der Stahlplatten mit den
                              									Eisenplatten zeigten die Stahlplatten durchschnittlich einen gröſseren
                              									Gewichtsverlust; doch war der Unterschied nicht bedeutend.
                           Die Reihenfolge der Eisen- und Stahlsorten war folgende: Staffordshire-Eisen wurde am
                              									wenigsten angegriffen; dann folgte Lowmoor, darauf Tiegelstahl, dann Bessemer- und
                              									endlich Siemens-Martin-Stahl, welcher am meisten corrodirte. Staffordshire-Eisen
                              									verlor für 1qc Fläche in 10 Tagen durchschnittlich
                              										86g und weicher Stahl 107g, wenn ein Oberflächencondensator angewendet
                              									wurde. Bei Benutzung eines Einspritzcondensators war der Unterschied etwas gröſser;
                              									die Verluste betrugen in diesem Falle 83g und
                              										125g.
                           Hinsichtlich eines Vergleiches von Seewasser mit anderem Wasser lieſs sich
                              									schlieſsen, daſs, wenn (bei Oberflächencondensation) kein Wasser abgeblasen wird,
                              									Seewasser vorzuziehen ist, wenn aber täglich 7,5 bis 30cm Wasser abgeblasen werden, Süſswasser den Vorzug hat. In einem Vorwärmer
                              									betrug der Verlust in 10 Tagen 65g, in dem
                              									zugehörigen Kessel dagegen nur 11g,5, was dadurch
                              									zu erklären ist, daſs die meiste Luft schon in dem Vorwärmer ausgeschieden
                              									wurde.
                           Der Wasserwechsel in dem explodirten Kessel war nun sehr stark gewesen; es wurden in
                              									24 Stunden 60cm Wasser abgeblasen. Hieraus würde
                              									also nach Obigem eine starke Corrosion sich folgern lassen. Das Speisewasser wurde
                              									allerdings zunächst in einen Vorwärmer geführt und trat, auf 27 bis 38° vorgewärmt,
                              									aus diesem in den Kessel ein. Diese geringe Erwärmung genügte aber jedenfalls nicht,
                              									um die Luft aus dem Wasser abzuscheiden.
                           
                           Ein lange Zeit auf See gewesener Schiffsingenieur veröffentlicht im Engineer, 1880 Bd. 50 S. 184 folgende Erfahrungen und
                              									Rathschläge betreffs der Schiffskessel: Bei neuen Kesseln soll die erste Sorge sein,
                              									eine dünne Schicht Kesselstein an den Wänden ansetzen zu lassen, was dadurch
                              									erreicht werden kann, daſs man das Seewasser bis auf etwa seine doppelte Dichtigkeit
                              									einkochen läſst. Wo sich eine solche schützende Schicht Kesselstein abgesetzt hat,
                              									kann eine Corrosion nicht stattfinden, ebenso wie sich auch kein Kesselstein
                              									festsetzen wird, wo sich Rost schon gebildet hat. Es ist vortheilhaft, abwechselnd
                              									während einer Wache etwa 12mm Wasser (vom Boden)
                              									abzublasen und während der folgenden ebenso viel abzuschäumen. Als ein wirksames
                              									Schutzmittel gegen Corrosion kann Kalkwasser angesehen werden. In einen Eimer Wasser
                              									wird etwa ¼ Eimer ungelöschten Kalk gethan und das Ganze gut umgerührt. Wenn sich
                              									nach ein paar Stunden der Kalk niedergeschlagen hat, wird das klare Wasser
                              									abgegossen und mit der Speisepumpe in den Kessel eingeführt. Nach Ansicht des
                              									Verfassers soll die Corrosion hauptsächlich verursacht werden durch die galvanische
                              									Wirkung zwischen den kupfernen Speise- oder Condensatorröhren und dem Eisen des
                              									Kessels. Hierfür spricht zunächst, daſs man durch Verzinnung der Röhren sehr
                              									günstige Resultate erzielt haben soll. Wie die Kupfertheilchen in den Kessel kommen,
                              									ist allerdings noch nicht ganz klar gelegt; doch hat die Erklärung sehr viel für
                              									sich, daſs das von der Maschine kommende Fett sich theilweise auf den Kupferröhren
                              									festsetze, eine Oxydation des Kupfers hervorrufe und das Kupferoxyd dann von dem
                              									Speisewasser mit in den Kessel gespült werde. Durch Anwendung von Glycerin als
                              									Schmiermittel soll diese Wirkung verhütet werden.
                           Sehr empfohlen (u.a. auch von einer von der britischen Admiralität eingesetzten
                              									Commission) werden Zinkeinlagen zur Verhütung der Corrossion der Kessel, jedoch muſs
                              									bei denselben stets für eine vollkommen metallische Verbindung des Zinkes mit dem
                              									Eisen gesorgt werden. Die Oxydation erstreckt sich dann hauptsächlich auf das im
                              									Vergleich mit dem Eisen elektropositive Zink und das Eisen bleibt geschont. Die sich
                              									allmählich auflösenden Zinkstücke müssen selbstverständlich zeitweilig ersetzt
                              									werden. (Vgl. F. Fischer 1876 220 172 ff. Weindig 1876 222 92.)
                           
                              
                                 Whg.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
