| Titel: | Neuerungen im Mühlenwesen; von Prof. Friedr. Kick. | 
| Fundstelle: | Band 242, Jahrgang 1881, S. 263 | 
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                        Neuerungen im Mühlenwesen; von Prof. Friedr.
                           								Kick.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 22.
                        (Patentklasse 50. Fortsetzung des Berichtes S. 181
                           								d. Bd.)
                        F. Kick, über Neuerungen im Mühlenwesen.
                        
                     
                        
                           Desintegratoren, Schlagstiftmaschinen, Scheibenmühlen
                              									werden theils zur weiteren Verkleinerung des auf Glattwalzen vorgequetschten oder
                              									auf Riffelwalzen geschroteten Weizens, theils aber zum Zwecke des Abmahlens der
                              									höheren Schrote verwendet, welche als noch ziemlich mehlhaltige Schalen oder Kleien
                              									betrachtet werden können, deren Endosperm oder Mehltheilchen man durch die
                              									schlagende Wirkung dieser Maschine abzustoſsen sucht.
                           Für diese letzte Verwendungsweise können die Desintegratoren auch in gröſseren
                              									Mühlen, welche Hochmüllerei treiben, mit Erfolg angewendet werden; so geschieht es
                              									z.B. in einer Mühle in Pest zum Ausmahlen des 6. und 7. Schrotes. Für die ersten
                              									Schrotungen, sowie für das Auflösen der Griese müssen die Walzen als weit
                              									vortheilhafter bezeichnet werden, weil durch sie die Verkleinerung allmählicher und
                              									mit gröſserer Schonung der Kleie erfolgt.
                           In der Flachmüllerei hingegen haben die Desintegratoren als eine ganz wesentlich der
                              									Verkleinerung dienende Maschine Fuſs gefaſst und werden sich dort vielleicht auch
                              									erhalten. Mit vollem Rechte werden sie bereits mehrseitig mit
                              									Aspirationsvorrichtungen verbunden, weil die lebhafte Verkleinerung, welche sie
                              									bewirken, nicht ohne Erwärmung und Verdunstung von Feuchtigkeit vor sich gehen kann
                              									und es daher gut ist, für Luftwechsel zu sorgen. Diesbezüglich sind zu erwähnen die
                              									Patente von Ferd. Kraus in Neuſs a. Rh. (* D. R. P. Nr. 11834 vom 14. März 1880) und C. G. W.
                                    											Kapler in Berlin (* D. R. P. Nr. 13260 vom 9. Januar 1880). Diese beiden
                              									Maschinen arbeiten mit zwei in entgegengesetzter Richtung rotirenden
                              									Schlagstiftscheiben. Kapler benutzt conische
                              									Schlagstifte und kann durch Verschiebung des Kammlagerbockes der einen Scheibe die Abstände
                              									der Bolzen während des Ganges verändern, wie dies durch Fig. 1 Taf.
                              									22 angedeutet ist; während Kraus Schlagbolzen anwendet,
                              									welche an beiden Enden verdickt sind (vgl. Fig. 2 Taf.
                              									22), und hierdurch dieselben mehr vor Abnutzung schützt, welche sich bei
                              									cylindrischen Bolzen erfahrungsmäſsig so ergab, wie dies Fig. 3
                              									andeutet. Die Kraus'sche Anordnung dürfte rationeller
                              									sein; denn bei jener von Kapler arbeiten die
                              									Schlagbolzen nicht ihrer ganzen Länge nach, sobald ihre Entfernung durch
                              									Herausschieben des Lagerbockes vergröſsert wird. Da die Kraussche Maschine jedenfalls zu den durchdachtesten Constructionen dieser
                              									Gruppe von Maschinen gehört, so mag dieselbe durch Fig. 4 Taf.
                              									22 im Verticalschnitte dargestellt sein, indem sich dabei auch noch Gelegenheit
                              									findet, auf einige Eigenthümlichkeiten aufmerksam zu machen.
                           Das Mahlgut gelangt von der Gosse a in den Cylinder b, dessen langsam bewegte Transportschnecke c es nach d führt. Hierbei
                              									bildet das Mahlgut gegen auſsen den Verschluſs und kann
                              									der Zufluſs durch den röhrenförmigen Schieber e von f aus regulirt werden. Von d gelangt das Mahlgut in die Aussparung der mit etwa 250 bis 300 Touren
                              									rotirenden Vertheilungsscheibe A, gegen welche die
                              									gleichfalls mit Schlagstiften armirte Scheibe B mit
                              									1800 bis 2000 Touren arbeitet. Wenn das Mahlgut die Scheiben verläſst, aus denselben
                              									ausgeschleudert wird, so fliegt es. an die Zähne zweier Zahnringe g und h, von welchen g fest mit dem Gestelle verbunden ist, während h sich gegen g verstellen
                              									läſst. Hierdurch lassen sich die Zwischenräume der Zähne oder Zinken und dadurch
                              									wohl auch die Einwirkung dieser Zinkenringe, welche die Scheiben concentrisch
                              									umgeben, abändern. Hat das Mahlgut die Zahnringe verlassen, so wird es durch den
                              									äuſseren Mantel nach i geleitet und abgeführt. Das
                              									Mehlrohr i steht in geeigneter Weise mit der Aspiration
                              									in Verbindung. Aus der Figur ist ersichtlich, daſs die Scheibe B auf der Vollachse B1 aufgekeilt ist und die Scheibe A auf der Hohlachse A1. Die Achse B1 ist durch Schrauben s,
                                 										s1 stellbar; daher läſst sich auch der
                              									Scheibenabstand berichtigen. Die durch die Aspiration abgesaugte Luft wird durch die
                              									hohle Welle A1
                              									nachgesaugt; die Lager endlich sind durch Wasserumlauf gekühlt.
                           Diese Maschine soll stündlich 1000k vorgequetschtes
                              									Getreide verkleinern und beim ersten Durchgange eine Mehlausbeute von 7 bis 40 Proc.
                              									liefern. Bei einem Durchmesser von 600mm der
                              									Stiftscheiben ist der Kraftverbrauch angeblich 4 bis 5e.
                           Verwandt hiermit ist ferner auch die von A. Millot in Zürich als „Universal-Schrotstuhl“ eingeführte und
                              									unter * D. R. P. Nr. 8555 und Zusatz * Nr. 12457 vom 29. Juni bezieh. 4. November
                              									1879 ab patentirte Maschine, welche jedoch ebenfalls, in so weit sie für
                              									Hochmüllerei Verwendung findet, zur Ausarbeitung der höheren Schrote, hingegen als eigentliche
                              									Verkleinerungsmaschine für Roggen und Mais, sowie in kleineren Mühlen auch für
                              									Weizen dient.
                           Die eine Zahnscheibe ist mit dem Gestelle fest verbunden, die zweite rotirt mit der
                              									geringen Tourenzahl von 300 bis 400, indem es in Folge der Form der Verzahnung mehr
                              									darauf angelegt ist, die Mehltheilchen vom Schrote abzustreifen, als durch Wurf oder
                              									Schlag abzusprengen. Vgl. Fig. 5 bis
                              										7 Taf. 22; erstere Figur stellt ein Stück einer der Mahlscheiben vor.
                           Die Scheiben sind Hartguſs und ihre conischen Zahnreihen sind so gebildet, daſs die
                              									Zähne gegen den Umfang dichter stehen, wie Fig. 5
                              									zeigt. In Bezug auf die Anordnung dieser Maschine ist noch zu erwähnen, daſs beim
                              									Einlaufe ein Walzenpaar das Mahlgut vorquetscht.
                           H.
                                    											Scharffenberg in Pinneberg, Prov. Holstein (* D. R. P. Nr. 11139 vom 14. December
                                 										1879) hat eine für Müllereizwecke fehlerhafte Construction einer
                              									Schleudermühle angegeben, denn seine Mahlscheiben, welche nach Fig. 8 Taf.
                              									22 gebildet sind und mit den fein geriffelten Seitenflächen der ringförmigen
                              									Erhöhungen in einander greifen, müssen bei den angegebenen 1400 Touren der bewegten
                              									Scheibe eine Zerreiſsung der Kleientheilchen bewirken und daher ein schlechtes,
                              									miſsfarbiges Mehl liefern. Dieser Erfinder denkt sich, daſs durch die
                              									Centrifugalkraft „eine so dichte Zusammenschiebung“ der Mahlguttheilchen in
                              									den Furchen stattfindet, daſs „eine Zerreibung des Mahlgutes in sich (!) selbst
                                 										erzielt wird“; die fein geriffelten Seitenflächen sollen hierbei nicht
                              									mitwirken, sondern nur bedingen, daſs das Mahlgut die rotirende Bewegung mitmacht. –
                              									Es ist wohl klar, daſs diesem Wunsche die geriffelten Flächen nicht nachkommen
                              									werden.
                           Sobald man die Wurf- und Schlagwirkung der Desintegratoren für geeignet zur
                              									Getreideverkleinerung hält, so muſs man auch die Berechtigung eines Apparates, bei
                              									welchem das Getreide durch einen auſserordentlich rasch bewegten Luftstrom gegen
                              									eine feste Fläche geschleudert und dadurch verkleinert wird, als berechtigt
                              									anerkennen; denn die Art der Verkleinerung ist in beiden Fällen wesentlich dieselbe.
                              									Andererseits werden aber auch alle die üblen Erfahrungen, welche man bei den
                              									Desintegratoren betreffs der geringen Schonung der Kleie machte, hier ebenfalls
                              									Geltung haben.
                           L. S.
                                    											Chichester in Jersey-City, Nordamerika (* D. R. P. Nr. 12916 vom 16. Juli
                                 										1880) hat sich einen Strahlapparat und ein Verfahren patentiren lassen,
                              									welches seiner Originalität wegen erwähnt zu werden verdient, das aber wohl für die
                              									Mehlerzeugung nur untergeordneten Werth besitzt. Die Sache ist eigentlich eine
                              									technologische Umkehrung des Tilghman'schen Sandstrahl-Apparates. Während bei diesem
                              									der Sand gegen feste Körper, Glas u. dgl., geblasen wird, damit dieselben an den
                              									nicht durch elastische Schablone geschützten Stellen mattirt oder vertieft werden, will Chichester das Getreide gegen eine widerstandsfähige
                              									Platte treiben und daran zerschellen. Er bedient sich hierzu des in Fig. 9 Taf.
                              									22 skizzirten Apparates. Aus einem Gefäſse a, in
                              									welchem sich Luft von 30 bis 35at Pressung
                              									befindet, strömt dieselbe durch b und c in den Raum d und von
                              									diesem durch h in den Raum i. Das Getreide wird durch das in Folge der raschen Luftbewegung
                              									entstehende Vacuum von e durch f und g nachgesaugt, mitgerissen, gegen die
                              									feste Wand k geschleudert und daran zerstäubt. Der
                              									zweite Theil des Apparates ist eine Verdopplung des ersten Theiles und nicht
                              									wesentlich. Dieser Verkleinerung soll nach der gewöhnlichen Reinigung des Getreides
                              									ein Feuchten, Schälen, Schwitzen und endlich ein Trocknen im Vacuum folgen. Sehr
                              									wenig sachkundig ist die Behauptung der Patentschrift: „Durch die Behandlung des
                                 										Getreides in luftdicht geschlossenen Gefäſsen werden alle Verunreinigungen
                                 										ausgeschwitzt“. Chichester's Apparat könnte den
                              									Desintegratoren Concurrenz machen, in der Hochmüllerei wird er keine bleibende
                              									Verwendung finden können.
                           Mehlsichtmaschinen. Die Verbesserungen der
                              									Mehlsichtmaschinen oder der Beutlerei beziehen sich fast sämmtlich auf die
                              									Centrifugal-Sichtmaschinen; denn diese sind gerade modern, wenn sie auch fast mehr
                              									Schatten- als Lichtseiten im Vergleich zu den längst bewährten gewöhnlichen
                              									Mehlcylindern darbieten. Die Vortheile sind Raumersparniſs und leichteres
                              									Auswechseln der Bespannung, die Nachtheile sind gröſserer Kraftverbrauch und
                              									bedeutend rascherer Verschleiſs der Seidengaze, selbst bei sorgfältigster Wartung
                              									und Anwendung aller Achtsamkeit.
                           Durch die im Innern der Centrifugalsichter rasch rotirenden Schläger wird das
                              									Sichtgut gegen die Bespannung geworfen und die Richtung des Fluges der Theilchen
                              									muſs stets eine Tangente an den äuſseren Schlägerkreis
                              									sein. Weil nun dieser Kreis nicht weit von der Bespannung absteht und diese mehr
                              									oder minder concentrisch ist, so muſs der Winkel, unter welchem das Mahlgut gegen
                              									die Siebfläche trifft, ein sehr kleiner oder spitzer sein. Mag auch die Bahn des
                              									Sichtgutes durch die Luftbewegung beeinfluſst werden, sehr wesentlich kann dieser
                              									Einfluſs doch nicht sein, weil auch die Luft eine kreisende Bewegung annehmen muſs.
                              									Dieses schräge Auffliegen des Sichtgutes mag mit eine der Ursachen des starken Gaze
                              									Verbrauches sein.
                           Der wesentlichste Vortheil der Centrifugalsichter ist wohl die Raumersparniſs und, um
                              									diese noch weiter zu treiben, hat Nagel und Kaemp in
                              										Hamburg (* D. R. P. Nr. 15289 vom 24.
                                 										December 1880) den Beutelkasten seiner Höhe nach dadurch reducirt, daſs
                              									er unter dem Cylinder zwei Mehlschrauben anbrachte,
                              									welche ein so weites Verlängern der Rutschflächen nach abwärts nicht erfordern.
                           
                           Die meisten übrigen „Verbesserungen“ beziehen sich auf die Form der Schläger
                              									oder die Lage der Bespannung.
                           Heinrich
                                    											Seck in Frankfurt a. M. (* D. R. P. Nr. 15061 vom 19. September 1880) bespannt den
                              									Sichtcylinder stufenförmig, wie dies Fig. 10
                              									Taf. 22 darstellt. Das Gerippe des Sichtcylinders ist aus Eisenröhren gebildet; die
                              									etwas weiteren Röhren r sind mit Stiften besetzt, an
                              									welchen das eingesäumte Seidengaze befestigt und dann um die kleineren Rohre i und zwischen deren Anschluſsleisten so herum gelegt
                              									wird, wie es die Figur andeutet. Durch diese Anordnung ist erreicht, daſs die
                              									Winkel, unter welchen das Mahlgut gegen die Siebflächen geschleudert wird, weniger
                              									spitz, also günstiger ausfallen.
                           Ferd. Kraus in Neuſs a. Rh. (* D. R. p. Nr. 12460 vom
                              									15. Mai 1880) hat die in Fig. 11
                              									Taf. 22 dargestellte Flügelform gewählt und will dadurch einerseits erreichen, daſs
                              									der Flügel nach einem Stillstande der Mühle die am Grunde des Cylinders
                              									angesammelten Massen gut fasse und weiter führe; andererseits soll das ergriffene
                              									Sichtgut durch die Spalte a gegen den Sichtcylinder
                              									treten. Dies wird zwar geschehen, aber auch nur in der Richtung der Tangente, und
                              									kann durch diese Flügelform nicht viel gewonnen werden.
                           Eine noch weniger wesentliche Aenderung ist jene, welche Wilh. Herm.
                                    											Bernhardt in Stettin (* D. R. P. Nr. 14158 vom 30. October 1880) einführte, indem
                              									er auſser vier Schlägern gewöhnlicher Construction noch vier Zwischenflügel
                              									anbrachte, welche mit Kämmen wechselweise versetzter Rohrstifte besetzt sind.
                           H.
                                    											Sellnick in Leipzig (* D. R. P. Nr. 13823 vom 26. Mai 1880) lieſs sich die in Fig.
                                 										12 Taf. 22 dargestellte Flügelform patentiren, bei welcher die Flügel a als Schläger oder Treiber wirken, während jene a die Aufgabe haben sollen, das Sichtgut wieder vom
                              									Umfange zurück, gegen einwärts zu ziehen, wodurch eine bessere vertheilende
                              										„Wechselwirkung“ entstehen soll. Es ist möglich, daſs durch diese
                              									Anordnung noch mehr Luftwirbel entstehen als gewöhnlich; viel kann sie aber zur
                              									besseren Wirkung wohl nicht beitragen.
                           Mehr von dem Hergebrachten abweichend ist die Sichtmaschine von
                              										Hermann
                                    											Paatz in Hamburg (* D. R. P. Nr. 14897 vom 14. December 1880). Diese Maschine
                              									besitzt vier Schläger und zwischen denselben angeordnet vier durch hohle Arme und
                              									die hohle Achse mit einem Druckventilator verbundene Röhren, welche gleich den
                              									Schlägern rotiren und durch eine Reihe von Düsen Luft gegen den Siebcylinder blasen.
                              									Es ist wohl möglich, daſs diese vielen die Innenfläche des Siebes treffenden
                              									Luftströme sowohl anhaftendes Sichtgut durchtreiben, als zusammenhängende anhaftende
                              									Mahlguttheilchen entfernen; aber wenn Luft in das Innere der Maschine geblasen wird,
                              									so muſs aus derselben
                              									auch Luft entweichen können. Diese wird mit Mehltheilchen geschwängert sein und
                              									würde, falls nicht durch Aspiration mit Mehlfilter für die staubfreie Luftabfuhr
                              									gesorgt wäre, zu mannigfachen Unzukömmlichkeiten führen.
                           Die verticale Anordnung der Centrifugal-Sichtmaschinen unterliegt zwar keinem
                              									Anstände; sie empfiehlt sich aber wohl selten, weil man bei den gleichen
                              									Stockwerkshöhen weit weniger Cylinder über einander anbringen kann und dann
                              									gezwungen ist, das Mahlgut durch kleine Elevatoren mehrmals zu heben.
                           C. Müller
                                    											und Comp. in Bockenheim bei Frankfurt a. M. (* D. R. P. Nr. 10517 vom 23. December 1879)
                              									hat sich eine Sichtmaschine mit feststehendem verticalem Gazekegel patentiren
                              									lassen, in welchem ein Blechkegel mit im Querschnitt dreieckigen Leisten rotirt,
                              									dessen Form aus Fig. 13
                              									Taf. 22 ersichtlich ist.
                           Andere Neuerungen, so namentlich jene, bei welchen rotirende Bürsten verschiedener
                              									Anordnung das Mehl durch den Sichtcylinder bürsten sollen, oder solche, bei welchen
                              									den Bürsten die Aufgabe zufällt, von auſsen wirkend die Maschen des Siebes frei zu
                              									halten, können übergangen werden, weil sie zumeist nur geringe Abänderungen bereits
                              									längst aufgegebener oder nur bei roher Flachmüllerei angewendeter Mechanismen
                              									sind.
                           Griesputzmaschinen. Es liegen hier weniger, aber ein
                              									Paar recht gute Neuerungen vor. Zunächst sei A.
                                 										Millot's Maschine zum Putzen feiner weicher Griese erwähnt, welche auf dem
                              									Princip der Cabanes'schen für eben diesen Zweck bei richtiger Wartung gleichfalls
                              									sehr guten Putzmaschine beruht. Fig. 14
                              									Taf. 22 zeigt bei a die Gosse, b ist die Regulirung des Einläufers, c die
                              									Speisewalze, d und e sind
                              									die an den Federn f hängenden Siebe, welche ihre
                              									rüttelnde Bewegung von der verticalen Welle g erhalten.
                              									Der Ventilator v zieht die Luft ab, welche von auſsen
                              									bei L und durch die Luftregulirschieber s1 bis s3
                              									eintreten kann; k ist eine Regulirungsklappe. Die
                              									Luftströme lassen die leichteste Kleie gar nicht durch das Sieb, sondern treiben sie
                              									von demselben gegen den Ventilator. Die schwersten und besten feinen Griese gelangen
                              									nach I, mindere Sorten (Ueberschläge) nach II und III. Damit mildere
                              									Griese nicht die Siebe verlegen, ist der Hammer h
                              									vorhanden, welcher von der unrunden Scheibe i seine
                              									Bewegung erhält, durch die Schnur n aber auſser
                              									Thätigkeit gesetzt werden kann.
                           Aug. Rudolf, Müller in Eibenstein (Niederösterreich),
                              									hat die durch Fig. 15
                              									Taf. 22 dargestellte Griesputzmaschine, gleichfalls mit saugendem Ventilator V arbeitend, eingeführt, bei welcher die mit 250 bis
                              									400 Touren arbeitenden Holzwalzen w den vom Sauberer
                              										S zugeführten Gries in einem feinen, aufgelösten
                              									Strahle vor den Wind bringen und hierdurch die Wirkung desselben wesentlich erhöhen.
                              									Bei I sammelt sich der beste, in II ein minder schwerer Gries und in III die leichteren Ueberschläge an. Um dieselbe
                              									Maschine zum Putzen verschiedener Griesnummern verwenden zu können, läſst sich die
                              									Geschwindigkeit der Förderwalzen verändern, zu welchem Zwecke sowohl an diesen, wie
                              									an der Ventilatorachse, von welcher der Antrieb der Walzen ausgeht, kleine
                              									Stufenscheiben angebracht sind. Mit k sind auch hier
                              									Stellklappen bezeichnet.
                           Unter der Bezeichnung „Siebvorrichtung mit abklopfbarem
                                 										Luftfilter“ lieſs sich Oscar Oexle in
                              										Augsburg (* D. R. P. Nr. 9718 vom 8.
                                 										April 1879) eine Gries- und Dunstputzmaschine patentiren, deren
                              									wesentlichste Eigenthümlichkeiten aus dem Querschnitte Figur 16
                              									Taf. 22 erkannt werden können. S ist das Sieb oder der
                              									Sauberer, welchem die Griese durch ein Rohr zugeführt werden. Die Luft wird durch
                              									einen Saugventilator bei e abgeführt und tritt in den
                              									schrägen unteren Seitenwänden die äuſsere Luft nach, welche, durch das Sieb gehend,
                              									die leichten Theile mitnimmt und gegen das Luftfilter f
                              									führt, von welchem sie, namentlich beim Abklopfen, nach t gelangen. Bei g werden die schwersten
                              									Griese erhalten; leichter Uebergang bleibt am Sauberer S, Kleie gelangt nach t. Durch g und t sind
                              									Transportschrauben angedeutet. Die Abführung der Sichtproducte erfolgt durch
                              									Schläuche, deren Klappen sich nach auſsen öffnen und der Luft keinen Zutritt
                              									gestatten. Die Maschine dürfte sich für milde Griese gut eignen.
                           Friedr.
                                    											Thompson und W. H. Williamson in
                              										Wakefield, England (* D. R. P. Nr.
                                 										10404 vom 6. December 1879) haben eine Griesputzmaschine construirt,
                              									welcher Haggenmacher's Kesselmaschine als Grundlage gedient haben mag. Die Maschine
                              									hat mehrere Etagen, deren nur zwei die Figur 17
                              									Taf. 22 darstellt. Das Ende der Zuführgosse ist bei z
                              									angenommen. Mit der verticalen rotirenden Spindel s
                              									sind der Streuteller t, das Blechrohr r und die Kegel k1, k2, k3 mit ihren kleineren Streutellern
                              									verbunden. Man hat es hier, wie ersichtlich, mit einer zu den
                              									Centrifugal-Griesputzmaschinen gehörigen Maschine zu thun. Die Luft wird durch den
                              									Saugventilator aus r abgesaugt, tritt daher von auſsen
                              									nach und wird schlieſslich den Gries in drei Sorten geschieden haben. Diese Maschine
                              									wird sich besonders zum Putzen feiner Griese und harter Dünste eignen.
                           Bei allen diesen Anordnungen hängt die richtige gute Wirkung wesentlich davon ab,
                              									daſs die Stärke des „Saugwindes“ der Griesqualität richtig angepaſst ist.
                              									Daher darf man nicht Maschinen, welche verschiedene Griesqualitäten bearbeiten,
                              									durch denselben Ventilator betreiben, wie dies zuweilen vorkommt.
                           Daſs sich bei der jüngsten Müllerei-Ausstellung in London nach
                              									einer Angabe der Mühle die Griesputzmaschine von Kingland Smith
                              									(vgl. 1880 237 * 204) nicht bewährt haben soll, wird seinen Grund
                              									wahrscheinlich im ungenügend functionirenden Rüttelwerk gehabt haben, welchem die
                              									eigentliche Sonderung zufällt; denn die elektrisch gemachten Walzen ziehen stets
                              									alle obersten Theilchen an, gleichviel ob Dunst oder Kleie. Wirkt das Rüttelwerk
                              									gut, d.h. bringt es die Kleietheilchen hinauf, dann werden vorwaltend auch diese
                              									abgehoben und die Sonderung muſs eine gute werden.
                           Diesbezüglich kann die Wirkung gar nicht fraglich sein; anders steht es aber mit der
                              									Menge der Leistung und könnten andere Maschinen in dieser Hinsicht besser
                              									arbeiten.
                           Hilfsgeräthe und Maschinen. Unter den hierher gehörigen
                              									Verbesserungen seien erwähnt die Mühlsteinpickenhalter
                              									von Karl
                                    											Auerbach und Sohn in Gera (* D. R. P. Nr. 12891 vom 25. Juli 1880) und H. C.
                                    											Petersen in Schleswig (* D. R. P. Nr. 13062 vom 17. August 1879), welche durch Fig.
                                 										18 bezieh. 19 Taf. 22 dargestellt sind. Beide Anordnungen sind ohne nähere
                              									Auseinandersetzung aus der Zeichnung verständlich, sobald bemerkt wird, daſs in Fig.
                                 										18
                              									e ein Excenter und k ein
                              									federnder Keil ist, während die Picke in Fig. 19 am
                              									Rücken eine Querrippe r besitzt, welche sich in eine
                              									Nuth des Halters einlegt und durch den Keil k
                              									festgezogen wird.
                           Die vorliegenden Patente über Mehlmischmaschinen zeigen keine wesentlich neuen Ideen, sondern verwenden
                              									den Streuteller oder die Mischscheibe als wesentlichsten Bestandtheil zur Füllung
                              									eines Raumes mit Horizontalschichten der zu mischenden Mehle, welche dann in
                              									verticalen Schichten entweder durch Zuhilfenahme von Schaufeln, oder eines eigenen
                              									Mechanismus abgenommen und hierdurch gemengt werden, oder einem zweiten Streuteller
                              									zugeführt werden können. Dadurch, daſs man die zu mischenden Mehle in dem
                              									beabsichtigten Mischungsverhältniſs durch einfache, etwa dem Rumpfzeug der alten
                              									Mühlen nachgebildete Zuführungen gleichzeitig der
                              									Mischscheibe zuleiten würde, lieſse sich für gröſsere Anlagen die Aufgabe einfach
                              									und rein maschinell lösen, ohne daſs es nöthig wäre, in der eigentlichen Mischkammer
                              									andere Mechanismen, als die an der Decke angebrachte Mischscheibe in Gang zu
                              									setzen.
                           Prag im September 1881.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
