| Titel: | Ch. M. Du Puy's directe Eisenerzeugung aus Erzen, Puddel-, Schweiss- und Hammerschlacken. | 
| Autor: | St. | 
| Fundstelle: | Band 242, Jahrgang 1881, S. 290 | 
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                        Ch. M. Du Puy's directe Eisenerzeugung aus Erzen,
                           								Puddel-, Schweiſs- und Hammerschlacken.
                        Du Puy's directe Eisenerzeugung.
                        
                     
                        
                           Das von Ch.
                                    											M. Du Puy angewendete Verfahren (vgl. 1878 230 181, 506 und Journal of the
                                       												Franklin Institute, 1881 Bd. 112 S. 1) besteht in
                              									einer Vermengung von Erz oder Schlacke mit an Kohlenstoff reichen Substanzen und
                              									Fluſsmitteln, welches Gemisch in dünne Eisenblechkasten gefüllt und in Flammöfen
                              									während 3 bis 4 Stunden einer nach und nach sich steigernden Temperatur ausgesetzt
                              									wird. Ist die Reduction des Eisenoxydes vor sich gegangen, so werden verschiedene
                              									der Kasten sofort zusammengeschlagen, gezängt und in ein und derselben Hitze zu
                              									Rohschienen ausgewalzt. Die mehr oder weniger angegriffenen Blechumhüllungen werden
                              									dabei nicht entfernt. Versuche, welche mit auf diesem Wege in einer Menge von 50 bis
                              										60t dargestelltem Stahl gemacht wurden,
                              									zeigten ihn dem besten schwedischen und amerikanischen Stahl gewachsen.
                           
                           Während bei den ersten Versuchen nur Holzkohle als Reductionsmittel verwendet wurde,
                              									benutzte man später mit ebenso gutem Erfolge gewöhnliche Steinkohle, Anthracit und
                              									Kohlenstaub. Nachdem das Product in Tiegeln umgeschmolzen und zu Werkzeugen
                              									verarbeitet worden war, zeigten diese sich zur Bearbeitung von Hartguſs
                              									geeignet.
                           Um das Verfahren für die Praxis ökonomisch verwerthbar zu machen, verwarf Du Puy die theueren Blechumhüllungen und formte das
                              									Erzgemenge in die Gestalt von Ringen oder Röhrenabschnitten, die sich getrocknet
                              									sowohl kalt, als in der Hitze des Flammofens selbst trugen und in groſser Anzahl auf
                              									dem Herde des letzteren aufgestappelt, der durchstreichenden Flamme eine groſse
                              									Oberfläche zur Abgabe ihrer Wärme boten. Die Röhren werden am zweckmäſsigsten
                              									ähnlich den Drainirröhren hergestellt und haben eine Höhe von etwa 40 bis 48cm, einen Durchmesser von 22cm und eine Dicke von 7cm, Für den Herdboden des Flammofens hat sich Sand
                              									nicht bewährt, wohl aber Schlacke, welche sich mit dem Erz nicht verbindet.
                           Die Festigkeit der Röhren muſs so groſs sein, daſs sie, ohne zu zerbrechen,
                              									gehandhabt werden können; das Material aber muſs ein solches sein, daſs die Röhren
                              									im Ofen nicht teigig werden und sich nicht über den Herd ausbreiten. Beides wird am
                              									besten durch eine Vermischung von Kalk, Thon, pulverisirtem Erz und Kohle in den
                              									richtigen Verhältnissen erzielt; letztere richten sich natürlich nach der
                              									Zusammensetzung des zu reducirenden Erzes. Auſserdem können noch Zuschläge, wie
                              									Chlornatrium, Mangan u.s.w. zur Entfernung von Phosphor und anderen Unreinigkeiten
                              									zugesetzt werden. Um jedoch den Proceſs mit Vortheil durchführen zu können, ist eine
                              									nicht flieſsende, sondern nur teigige Schlacke, welche das zu reducirende Gemenge an
                              									der Oberfläche glasurartig umgibt, unumgänglich nothwendig; denn, da es wichtig ist,
                              									die Hitze im Anfange des Processes sehr hoch zu halten, so muſs kräftiger Unterwind
                              									angewendet werden; dies bedingt jedoch eine oxydirende Flamme, die, in die offenen
                              									Poren des Gemenges eindringend, schnell das eben reducirte Erz wieder in den
                              									Oxydzustand zurückführen würde. Dieses soll durch einen glasigen, den Austritt von
                              									im Innern des Gemenges erzeugten Gasen gestattenden, den Eintritt von äuſseren Gasen
                              									verhindernden Ueberzug umgangen werden. Durch eine richtige Auswahl der basischen
                              									Elemente des Gemenges kann endlich eine Entphosphorung und Entschwefelung befördert
                              									werden.
                           Beginnt man nun den Proceſs bei einer sehr kräftigen Flamme, so tritt in den Röhren
                              									bald eine so heftige Einwirkung der Kohle auf das Erz ein, daſs zahlreiche
                              									Kohlenoxydflammen aus ihrer Oberfläche hervorschlagen, die sofort mit dem
                              									überschüssigen Sauerstoff der Ofengase zu Kohlensäure verbrennen und zu einer
                              									wesentlichen Steigerung der Temperatur beitragen. Mit demselben Erfolg kann man das Erz theilweise oder
                              									ganz durch Puddelschlacke, welche 50 bis 58 Proc. metallisches Eisen, 16 bis 18
                              									Proc. Kieselsäure und 1 bis 3 Proc. Phosphor enthält, ersetzen. Dasselbe ist der
                              									Fall bei Verwendung von Schweiſsofenschlacke, Walzsinter, Hammerschlag u.s.w. Du Puy hat auf diese Weise aus 3t durch Steinkohle oder Anthracit reducirter
                              									Puddelschlacke 1t Rohschienen hergestellt und zwar
                              									in Beschickungsmengen von 250 bis 500k, je nach
                              									der Gröſse des Flammofens. Nachdem das Product gewalzt, zerschnitten, paketirt,
                              									geschmiedet und zu Draht ausgewalzt worden, konnte man letzteren bis zu einer Dicke
                              									von Nr. 16 (1mm,6) ausziehen. Die Schlacke, von
                              									welcher dieses Eisen stammte, enthielt mehr wie 2 Proc. Phosphor, welcher Gehalt im
                              									fertigen Product auf 0,38 Proc. heruntergedrückt worden war.
                           Auf den Werken der Phoenix Iron Company wurden während 3
                              									Monaten 13 715k Puddelschlacke, 3675k Champlain-Erz und 1200k Hammerschlag, mit Steinkohle und
                              									Verschlackungsmaterial vermengt, nach diesem Verfahren verhüttet. Die einzelnen
                              									Beschickungen wurden in einen gewöhnlichen Doppelpuddelofen eingesetzt und bestanden
                              									theils aus Schlacke allein, theils aus Schlacke und Erz, theils aus Schlacke und
                              									Hammerschlag. Die Röhren hatten die früher angegebene Gröſse und waren dabei zur
                              									noch besseren Umspülung der Flamme mit Queröffnungen versehen. Die durchschnittliche
                              									Gangdauer betrug 3 Stunden, das Ausbringen 32 Procent des Gewichtes des eingesetzten
                              									Oxydes. Die das Ausgangsproduct bildende Schlacke hatte folgende
                              									Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Kieselsäure
                                 17,710 Proc.
                                 
                              
                                 Eisen
                                 54,290
                                 
                              
                                 Phosphor
                                   1,960
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   0,280
                                 
                              
                           Das Champlain-Erz besaſs einen hohen Phosphorgehalt. Die 7 verschiedenen
                              									Beschickungen ergaben folgende Resultate:
                           
                              
                                 Einsatzk
                                 Ausbringen anRohschienenk
                                 Gehalt der Rohschienen anKieselsäure und
                                    											PhosphorProc.
                                 
                              
                                 Nr. 1)
                                 Schlacke 3000
                                   845
                                 0,48
                                 0,40
                                 
                              
                                 Nr. 2)
                                 Schlacke 2000Erz         1000
                                   822
                                 0,45
                                 0,37
                                 
                              
                                 Nr. 3)
                                 Schlacke 3000(mit anderen Zuschlägen    vermengt wie Nr.
                                    											1)
                                   926
                                 0,35
                                 0,38
                                 
                              
                                 Nr. 4)
                                 Schlacke 2400Erz           600
                                   921
                                 0,55
                                 0,55
                                 
                              
                                 Nr. 5)
                                 Schlacke        2400Hammerschlag 600
                                 1092
                                 0,29
                                 0,36
                                 
                              
                                 Nr. 6)
                                 Erz 2337
                                   718
                                 0,62
                                 0,16
                                 
                              
                                 Nr. 7)
                                 Schlacke 944(mit versch. Zuschlägen)
                                   268
                                 0,26
                                 0,38
                                 
                              
                           Durch dieses Verfahren umgeht man also nach Ansicht Du Puy's das oftmals nothwendige Rösten der Erze, den
                              									ganzen Hochofenproceſs mit seinen Kokesöfen und Gieſsbetten, spart an Zeit und Geld und gewinnt endlich
                              									ein besseres Metall als durch den Puddelproceſs, wobei man es in der Hand hat, das
                              									Product in jedem beliebigen Grade zu kohlen.
                           Du Puy hat leider bei seinem ganzen Verfahren nicht
                              									näher angegeben, wie er die Schlacke von dem Eisenschwamm vollständig trennt. Eine
                              									Vereinigung bezieh. Schweiſsung der einzelnen reducirten Eisenmolecüle kann nur dann
                              									erfolgen, wenn die zwischen ihnen eingeschlossene Schlacke so flüssig ist, daſs sie
                              									beim Zangen und Hämmern herausgequetscht werden kann, um behufs Schweiſsung reine
                              									metallische Oberflächen einander gegenüber zu stellen. Diese Bedingung einer guten
                              										„saftigen“ Schweiſsung wird jedoch bei nur teigiger Beschaffenheit der
                              									Schlacke nicht erfüllt, besonders, wenn man bedenkt, daſs der teigige Zustand
                              									derselben nur so weit gehen kann, daſs die Haltbarkeit der Röhren bei groſser Hitze
                              									nicht gefährdet wird. Die eingeschlossenen Schlacken dürften dann sehr unangenehm
                              									werden, wenn das Product nicht umgeschmolzen, sondern nur paketirt und geschmiedet
                              									wird.
                           
                              
                                 St.