| Titel: | Ueber federnde Wagenräder. | 
| Autor: | Mg. | 
| Fundstelle: | Band 242, Jahrgang 1881, S. 410 | 
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                        Ueber federnde Wagenräder.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 33.
                        Ueber federnde Wagenräder.
                        
                     
                        
                           In neuerer Zeit wurde vielfach der Versuch gemacht, die Speichen von Straſsen- und
                              									Eisenbahnfuhrwerken in gewissem Grade federnd herzustellen, um einen das Rad
                              									treffenden Stoſs bezieh. die Wagenlast auf das ganze Rad zu vertheilen und nicht,
                              									wie es bei den geraden starren Speichen eintritt, denselben auf eine oder zwei
                              									Speichen und einen geringen Theil des Felgenkranzes wirken zu lassen. Ein Rad kann
                              									nur federnd wirken, wenn die Speichen nachgeben können, und dies erreicht man durch
                              									möglichst dünne geradlinige Speichen, wie bei den Velocipeden, oder am besten durch
                              									eine gebogene Form derselben, wobei sie in gewissen Grenzen elastisch wirken.
                           Bei einer von L. Löwe und Comp. in
                              										Berlin (* D. R. P. Kl. 63 Nr. 11497 vom 28. Februar 1880)
                              									angegebenen Construction bestehen die Speichen des völlig eisernen Rades aus
                              									C-Federn, welche zwischen Nabe und Felgenkranz in leicht lösbarer und
                              									auswechselbarer Weise befestigt sind. – Eine andere in England patentirte
                              									Construction benutzt schmiedeiserne Ringe als Speichen u.s.w. Die vielfachen
                              									Versuche, die Räder der Eisenbahnfuhrwerke federnd zu machen, sind bekannt.
                              									Schwieriger als bei eisernen Rädern gestaltet sich die Sache bei hölzernen Rädern.
                              									Die Versuche, die Speichen der Wagenräder zu biegen und in dieser Form zu erhalten
                              									und zu benutzen, scheiterten an der Behandlungsweise des Holzes; die Speichen
                              									zerbrechen einfach, weil ihnen durch das übliche starke Dämpfen die Elasticität
                              									genommen ist, oder bekommen Risse.
                           Diese Schwierigkeiten sollen durch die Behandlungsweise des Holzes, wie sie von M. J.
                                    											Nordmann in Dresden vorgeschlagen
                              									wird, völlig beseitigt sein. Nach den Mittheilungen des
                                 										technologischen Gewerbemuseums in Wien, 1881 S. 113 werden solche Räder für
                              									Straſsenfuhrwerke aus
                              									bestem Eschenholze hergestellt. Die Felgen und Speichen werden in Latten von
                              									entsprechender Gröſse vorgeschnitten, gedämpft, in guſseisernen Formen gebogen (vgl.
                              										Kuskop 1881 239 * 16)
                              									und allmählich ohne Anwendung groſser Hitze in gleichmäſsiger Temperatur getrocknet.
                              									Die auf Maschinen vorgearbeiteten Theile, Felgen und Speichen, werden imprägnirt, so
                              									daſs weder Hitze, noch Feuchtigkeit die einmal gegebene Form beeinflussen können,
                              									ein Schwinden oder Quellen also keine bedeutende Formänderung hervorruft.
                           Die von Nordmann angegebenen Räderconstructionen (* D.
                              									R. P. Kl. 63 Nr. 12829 vom 10. Juni 1880) unterscheiden sich in der Art der Stellung
                              									der Speichen zu einander, in deren Befestigung am Felgenkranz und endlich darin,
                              									daſs bei einzelnen Ausführungen Theile des Felgenkranzes und der Speichen aus einem
                              									Stück hergestellt sind. Der Felgenkranz ist gewöhnlich aus einem Stück hergestellt
                              									und an den Verbindungsstellen zusammengeplattet, so daſs ein Spalten der Felge oder
                              									eine Undichtigkeit am Stoſs unmöglich wird. Die Speichen sind der Wagengattung
                              									entsprechend nach verschiedenen Curven gebogen, in der Mitte am schwächsten und an
                              									den Enden stärker, damit Stöſse beim Fahren von den Speichen aufgenommen, nicht aber
                              									auf die Speichenverbindungen mit der Felge und der Nabe übertragen werden. Die
                              									Verbindungen der Speichen an der Felge sind aus langen Holzzapfen gebildet, welche
                              									an den Speichenfüſsen angefräst und der Längsrichtung nach in die Felge eingelassen
                              									sind. Die in der Nabe vereinigten doppelkeilförmigen Speichenenden werden stark
                              									zusammengepreſst und von den conisch hohl gedrehten eisernen Nabenplatten
                              									zusammengehalten, so daſs dieselben weder aus der Nabe gezogen, noch in dieselbe
                              									eingedrückt werden können.
                           Die Patentschrift gibt folgende verschiedene Constructionen an. Die Räder Fig.
                                 										16 und 17 Taf. 33
                              									weisen gebogene Speichen auf und eine eintheilige Felge, welche in Fig. 16
                              									stumpf zusammenstoſsen, in Fig. 17
                              									verblattet sind. Damit die untere Speiche vertical auf der Fahrbahn steht, sind die
                              									Speichen für gesenkte Achsschenkel geneigt construirt und flach auf der Innenseite
                              									der Felge angeschraubt. Die Zwischenräume zwischen den Speichenenden in der Nabe
                              									sind durch Holzkeile b ausgefüllt, oder es kann, wie in
                              										Fig. 16, die Nabe aus den Speichen selbst gebildet sein. Die Speichen in
                              										Fig. 17 sind abwechselnd versetzt. Um hier eine gröſsere Steifigkeit
                              									gegen seitliche Stöſse herbeizuführen, ist eine Metallscheibe p in die zweitheilige Nabe eingeschaltet und die durch
                              									die Verschränkung der Speichen offen bleibenden Räume durch die Keile b ausgefüllt. Die keilförmigen Zwischenlagen u zwischen Felge und Speiche sollen ein Festsetzen von
                              									Steinen u. dgl. verhindern.
                           Fig.
                                 										18 zeigt ein Rad ohne besonders aufgesetzte Felge. Die Speichenenden sind
                              									in Theile des Felgenkranzes umgeformt und unter einander durch Schrauben s befestigt Nach Fortnahme der Schrauben s kann sonach eine schadhaft gewordene Speiche sammt
                              									ihrem Felgenkranzstücke seitwärts aus dem Rade geschoben und durch eine neue ersetzt
                              									werden. – In Fig. 19 ist
                              									ein Rad dargestellt, dessen symmetrisch gebogene Doppelspeichen an ihrem inneren
                              									Ende Naben bilden, während der mittlere äuſsere Theil derselben stärker bleibt und
                              									entweder durch Einlassen, oder stumpf an einem ein- oder mehrtheiligen Felgenkranze
                              									befestigt wird. Es kann auch bei Anwendung dieser Speichenform ein Radreifen direct
                              									auf dem stärksten Theile der Speichen befestigt werden. Jedes Paar dieser
                              									gleichmäſsig ausgebogenen Speichen steht für sich frei oder kann mit dem
                              									benachbarten verschlungen sein, um eine gröſsere Steifigkeit gegen Seitenstöſse zu
                              									erlangen. Für diesen Zweck wird auch eine Platte p wie
                              									in Fig. 17 vorgeschlagen.
                           Diese Räder sollen mit groſser Energie wie ein Gummiball wieder zurückspringen, wenn
                              									man sie auf Steine wirft. Als Hauptvortheil wird genannt, daſs beim schnellen Fahren
                              									die Wirkungen der Unebenheiten des Pflasters durch die Räder ausgeglichen werden,
                              									die leicht zitternden Wagenachsen den Wagenkörper ohne Stoſs tragen und die
                              									Wagenfeder besser zur Wirkung gebracht werden, also ein geringeres Schleudern des
                              									Wagens eintritt. Es sind diese Räder für leichte, wie schwere Wagengattungen
                              									gleichmäſsig empfehlenswerth.
                           
                              
                                 Mg.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
