| Titel: | Zur Untersuchung von Eisen und Eisenerzen. | 
| Fundstelle: | Band 242, Jahrgang 1881, S. 435 | 
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                        Zur Untersuchung von Eisen und
                           								Eisenerzen.
                        Zur Untersuchung von Eisen und Eisenerzen.
                        
                     
                        
                           Zur Bestimmung des Eisenoxydes in
                                 										Eisenerzen empfiehlt L. Pszczolka in der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und
                                 										Hüttenwesen, 1880 S. 633 die Titrirung mit unterschwefligsaurem Natrium und
                              									Jodkalium.
                           Zu diesem Behufe wird die Eisenchloridlösung bei einer Erzeinwage von 1,5 bis 2g zu 250 oder 500cc ergänzt und werden hiervon in zwei Kölbchen je 25 bis 50cc abpipettrirt. Der Inhalt der etwa 150cc fassenden Kölbchen wird zum Zwecke der
                              									Entfernung aller absorbirter Luft stark ausgekocht und dann erkalten gelassen; nun
                              									setzt man vorsichtig tropfenweise kohlensaures Natrium hinzu, bis der Kölbcheninhalt
                              									tief weingelb geworden ist. Man erfüllt hierdurch nicht allein die Hauptbedingung
                              									für die nachfolgende Titration, daſs nämlich die Lösung nur noch schwach sauer ist,
                              									sondern arbeitet später noch zur Sicherheit in einem Kohlensäure haltigen Räume.
                              									Nach Zusatz von etwa 1 bis 1g,5 reinstem festem
                              									Jodkalium läſst man aus einer Bürette so viel einer unterschwefligsauren
                              									Natriumlösung unter Umschwenken des Kölbchens zu, bis die Farbe der Eisenlösung nur
                              									mehr schwach weingelb geworden. Jetzt erst wird etwa 1cc eines verdünnten, ausgekochten Stärkekleisters zum Kölbcheninhalt
                              									gethan und die nun tiefblau gewordene Flüssigkeit unter langsam steigendem Erwärmen
                              									auf 60 bis 70° bis zur vollständigen Entfärbung tropfenweise mit
                              									unterschwefligsaurem Natrium versetzt. Temperaturmaximum und Endreaction sollen
                              									gleichzeitig erreicht werden. Wird die bereits entfärbte Lösung nach einigen Minuten abermals blau oder
                              									gelblichbraun und behält sie nicht längere Zeit hindurch ihr milchig trübes
                              									Aussehen, so hat man entweder die ursprüngliche Eisenchloridlösung zu wenig
                              									ausgekocht, oder man war mit dem Zusätze des unter-schwefligsauren Natriums zu rasch
                              									vorgegangen und es würde in diesem Falle das Resultat um ein Weniges zu niedrig
                              									erhalten werden. Auch unzweckmäſsiger Stärkekleister beeinfluſst die richtige
                              									Entfärbung. (Vgl. Haswell 1881 240 308.)
                           Sorge (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und
                                 										Hüttenwesen, 1881 S. 78) hebt bezüglich der zur Zeit noch am meisten
                              									benutzten Chamäleonmethode hervor, daſs keineswegs erforderlich sei, die Eisenerze
                              									mit Schwefelsäure- und somit oft unvollständig – zu lösen, da man auch bei
                              									Anwesenheit von wenig freier Salzsäure genaue Resultate erhält, sobald man mit stark
                              									verdünnter und kalter Lösung arbeitet
                           Man löst 1g Eisenerz in einem 100 bis
                              										150cc fassenden Kölbchen in ungefähr 20cc Salzsäure, dampft bis zu breiiger Consistenz
                              									ein, trägt eine nicht zu groſse Menge Zinkstaub ein., setzt 5cc concentrirte Schwefelsäure zu, verdünnt mit
                              									Wasser auf 40 bis 50cc und löst das überschüssige
                              									Zink durch Kochen; hat man die Menge des Zinkstaubes richtig bemessen, was nach
                              									einiger Uebung sehr leicht ist, so wird die Reduction dann beendet sein und die
                              									geringe Menge Zink sich rasch lösen. Ein gröſserer Ueberschuſs an Reductionsmittel
                              									muſs möglichst vermieden werden, da sonst seine Lösung zu lange dauert und die
                              									kleinen Theilchen schwer aus der Flüssigkeit entfernt werden können. Wenn alles Zink
                              									gelöst ist, spült man den Inhalt des Kölbchens in ein groſses Becherglas, verdünnt
                              									mit kaltem Wasser und titrirt; die ganze Bestimmung kann man bei leicht löslichen
                              									Erzen bequem in ¾ Stunden ausführen. Genügend eisenfreier Zinkstaub ist immer
                              									anzuschaffen.
                           Dieses Verfahren der Eisenbestimmung ist aber nur dann vortheilhaft, wenn der
                              									Rückstand des Erzes unberücksichtigt bleibt, oder doch in einer anderen Probe
                              									bestimmt wird. Die erste Anforderung an eine Bestimmungsmethode des Eisens für
                              									Hüttenlaboratorien ist zweifellos die Genauigkeit der Resultate, in zweiter Linie
                              									erst kommt die erforderliche Zeit in Frage und die leichte Handhabung einer Methode,
                              									so daſs es möglich ist, ihre Ausführung auch einem im analytischen Arbeiten
                              									Ungeübten beizubringen. Sorge empfiehlt daher die
                              									Titrirung des Eisenoxydes mit Zinnchlorür und Jod.
                           Man löst 1g Erz in 20 bis 30cc verdünnter Salzsäure, verdünnt, wenn das Erz
                              									nur Oxyd enthält, nach beendeter Lösung mit der 2 bis 3 fachen Menge heiſsen
                              									Wassers, filtrirt und kann sofort in der von Fresenius
                              									angegebenen Weise titriren. Den Rückstand bringt man sammt dem Filter direct in den
                              									Platintiegel, erhitzt erst schwach, dann zum starken Glühen und kann so bei glattem Verlauf
                              									Eisen und Rückstand eines Erzes in ½ bis ¾ Stunden bequem bestimmen. Enthält das Erz
                              									Oxydul, so oxydirt man die unverdünnte Lösung in bekannter Weise mit ehlorsaurem
                              									Kalium.
                           Nach diesem Verfahren kann man in einem nur Oxyd haltenden Erze, falls die Bestimmung
                              									des Rückstandes nicht berücksichtigt wird, den Eisengehalt innerhalb 15 bis 20
                              									Minuten völlig genau bestimmen. Vor der Chamäleonmethode hat Zinnchlorür den
                              									Vortheil voraus, daſs man bei letzterem vor der
                              									Filtration in concentrirter Lösung oxydirt, während man bei Chamäleon nach der Filtration, d.h. in verdünnter Lösung
                              									reduciren muſs; die Reduction wird also der Regel nach weit mehr Zeit beanspruchen
                              									als im anderen Fall die Oxydation und auſserdem wird viel öfter ein nur Eisenoxyd
                              									haltendes, als ein nur Oxydul haltendes Erz zu bestimmen sein, d.h. man wird bei
                              									Zinnchlorür weit öfter die Oxydation als bei Chamäleon die Reduction entbehren
                              									können. Die Bestimmung mittels Natriumhyposulfit hat die eben genannten Vorzüge
                              									allerdings mit der Zinnchlorürmethode gemein; dagegen hält bei ihr wiederum die
                              									Neutralisation und die unter langsamem Erwärmen auszuführende Titrirung weit länger
                              									auf als das Titriren mit Zinnchlorür und Jod. Ein wesentlicher Vorzug dieses
                              									Verfahrens ist die Anwendung der stark salzsauren Lösung; diese Fehlerquelle, welche
                              									man beim Natriumhyposulfit erst durch die Neutralisation und bei Chamäleon durch
                              									starke Verdünnung und vorsichtige Anwendung der Säure unschädlich machen muſs, fällt
                              									demnach bei Zinnchlorür ganz weg. Zieht man noch in Betracht, daſs die
                              									Zinnchlorürmethode gegenüber der Bestimmung mit Natriumhyposulfit den groſsen
                              									Vortheil hat, selbst von einem Ungeübten bald sicher gehandhabt werden zu können, so
                              									glaubt Verfasser, daſs sich Zinnchlorür zur Bestimmung des Eisens in der Praxis
                              									besser eignen wird als unterschwefligsaures Natrium.
                           Die leichte Zersetzbarkeit der Zinnchlorürlösung wird im Laboratorium der
                              									Georgs-Marienhütte dadurch vermieden, daſs man die in einer Flasche mit Tubus am
                              									Boden befindliche Lösung nach Bedarf unten abläſst, den Raum in der Flasche über der
                              									Lösung aber mit der Gasleitung verbindet, so daſs das Leuchtgas jede Oxydation
                              									verhütet.
                           Zur Bestimmung des Siliciums im Roheisen
                                 										und Stahl lösen Th. M. Brown und P. W. J. Shimer (Iron, 1881 Bd. 17 S. 116) 1g des Metalles in 25cc Salpetersäure von 1,2 sp. G., fügen dann 25 bis 30cc verdünnte Schwefelsäure (1 : 3) hinzu,
                              									verdampfen zur Verflüchtigung der Salpetersäure, nehmen den Rückstand vorsichtig mit
                              									Wasser auf, filtriren möglichst heiſs ab und waschen die ausgeschiedene Kieselsäure
                              									mit heiſsem Wasser aus. – Die Verf. fanden ferner im amerikanischen Roheisen bis
                              									0,32 Proc. Titan. (Vgl. Haswell 1881 237 314.)
                           
                           Zur Bestimmung des Chroms im Eisen und
                                 										Stahl löst J. O. Arnold (Chemical News, 1880 Bd. 42 S. 285) je nach dem
                              									voraussichtlichen Chromgehalte des Metalles 1 bis 5g desselben in 20cc starker Salzsäure,
                              									verdampft vorsichtig zur Trockne und schmilzt den Rückstand mit einer Mischung
                              									gleicher Theile Soda und Salpeter; Eisen gibt hierbei unlösliches Oxyd, Mangan,
                              									Silicium und Chrom aber Alkalimanganat, bezieh. Silicat und Chromat. Man nimmt die
                              									Schmelze mit 80cc heiſsem Wasser auf, fügt zur
                              									Zersetzung des Manganates 3 bis höchstens 4 Tropfen Alkohol hinzu und filtrirt die
                              									Lösung von dem ausgeschiedenen Eisen- und Manganoxyde vorsichtig durch ein doppeltes
                              									Filter ab. Die das Chrom und Silicium enthaltende Lösung versetzt man mit 20cc Salzsäure, kocht, bis die salpetrigen Dämpfe
                              									ausgetrieben sind, übersättigt dann schwach mit Ammoniak, sammelt das ausgeschiedene
                              									Chromhydrat und die Kieselsäure auf einem Filter, wäscht aus und behandelt dann den
                              									Rückstand auf dem Filter mit heiſser Salzsäure. Nun wird die Lösung zur Trockne
                              									verdampft, der Rückstand mit Salzsäure haltigem Wasser aufgenommen, die filtrirte
                              									Lösung mit Ammoniak gefällt, der Niederschlag von H6Cr2O6 auf
                              									dem Filter gesammelt, dann geglüht und als Oxyd gewogen. (Vgl. Schöffel 1880 235 405.)
                           Bestimmung des Kohlenstoffes im Stahl. Während J. W. Westmoreland (Chemical
                                 										News, 1880 Bd. 41 S. 152) findet, daſs das colorimetrische Verfahren von
                              										Eggertz noch befriedigende Resultate gibt, wenn der
                              									Kohlenstoffgehalt des zu untersuchenden Stahles nicht über 1 Proc. beträgt, fand J. Sp. Parker (Chemical News, 1880 Bd. 42 S. 88) bei
                              									der Untersuchung von Tiegelguſsstahl mit diesem Verfahren viel zu niedrige
                              									Resultate. Beim Lösen gleicher Mengen Bessemerstahl und Tiegelguſsstahl von gleichem
                              									Kohlenstoffgehalt gab ersterer eine orangegelbe, der Tiegelguſsstahl eine braune
                              									Lösung und der unlösliche Rückstand des Bessemerstahles bildete kleine Schuppen in
                              									Form der angewendeten Metallspäne, der Tiegelguſsstahl braune, fein vertheilte
                              									Flocken. Durch Härten des Stahles geht die braune Abart des Kohlenstoffes in die
                              									gelbe über; erstere ist nach Parker im Tiegelguſsstahl
                              									gelöst, letztere im Bessemerstahl mit dem Eisen chemisch verbunden.
                           Th. W. Hogg (Daselbst S. 130) bestätigt die
                              									Beobachtungen Parker's, nimmt aber im gehärteten Stahl
                              									3 Abarten des Kohlenstoffes an, nämlich Graphit, gebundenen Kohlenstoff, welcher mit
                              									heiſser Salpetersäure eine farbige, und solchen, welcher eine farblose Lösung gibt.
                              									Glühender Stahl enthält eine Verbindung von Kohlenstoff mit Eisen, welche bei
                              									plötzlicher Abkühlung gröſstentheils unzersetzt bleibt, bei langsamer Abkühlung aber
                              									zerfällt. Dem entsprechend gaben Stahlproben vor dem Härten beim Lösen in
                              									Kupferchlorid und Verbrennen des ausgeschiedenen Kohlenstoffes dieselbe Menge
                              									Kohlenstoff als durch
                              									Einzelbestimmung des Graphites und des gebundenen Kohlenstoffes, nach dem Härten
                              									aber nach letzterem Verfahren weniger als mit Kupferchlorid, wie folgende Analysen
                              									zeigen:
                           
                              
                                 Stahlproben
                                 GebundenerKohlenstoffcolorimetrisch
                                 Graphit
                                 GebundenerKohlenstoffund Graphit
                                 Gesammt-Kohlenstoffd. Verbrennung
                                 
                              
                                 1) Vor dem Härten
                                 0,89
                                 0,29
                                 1,18
                                 1,18
                                 
                              
                                     Nach  „      „
                                 0,58
                                 Spur
                                 0,58
                                 1,09
                                 
                              
                                 2) Vor    „      „
                                 0,45
                                 0,04
                                 0,49
                                 0,47
                                 
                              
                                     Nach  „      „
                                 0,21
                                 0
                                 0,21
                                 0,50
                                 
                              
                                 3) Vor    „      „
                                 1,05
                                 Spur
                                 1,05
                                 0,99
                                 
                              
                                     Nach  „      „
                                 0,52
                                 Spur
                                 0,52
                                 1,02
                                 
                              
                           Zum Aufsammeln des ausgeschiedenen
                                 										Kohlenstoffes bei seiner Bestimmung im Roheisen empfiehlt J. C. Smith im American
                                 										Chemical Journal, Bd. 1 S. 368 einen kleinen, etwa 1cm weiten Trichter mit einer Schicht Asbest auf
                              									einer durchlöcherten Platinscheibe, um die Anwendung einer Wasserluftpumpe zur
                              									Beschleunigung der Filtration zu ermöglichen.
                           S. C. Justum (Chemical News, 1880 Bd. 41 * S. 17) umgibt
                              									das Eisenstück bei seiner elektrolytischen Lösung mit einem mehrfachen Filter zur
                              									Sammlung des ausgeschiedenen Kohlenstoffes.
                           Bei der Bestimmung des Phosphors im
                                 										Stahl hat J. O. Arnold (Chemical News, 1881 Bd. 43 S. 147) gefunden, daſs die
                              									Phosphorsäure aus der Lösung in Gegenwart des ganzen Eisens nicht völlig durch
                              									Molybdän saures Ammonium gefällt wird; dies geschieht erst nach Abscheidung der
                              									gröſsten Menge des gelösten Eisens beim Rochen der Lösung, worauf alle Phosphorsäure
                              									mit wechselnden Mengen Molybdänsäure ausgeschieden wird. Durch Lösen des
                              									Niederschlages in Ammoniak und Zusatz von Magnesiamischung kann sie nun völlig als
                              									Ammonium-Magnesiumphosphat gefällt werden. Die directe Fällung mit Magnesiamischung
                              									gibt, wegen der Löslichkeit des Phosphates in citronensaurem Ammonium, zu niedrige
                              									Angaben.
                           Zur Bestimmung von basischer Schlacke und
                                 										Oxyden im Eisen löst W. Bettel (Daselbst S.
                              									100) 5g Eisenspäne in 10g Brom, mit 35g
                              									Bromkalium und 150cc Wasser, filtrirt und wäscht
                              									mit einer Salzsäure haltigen Lösung von Schwefligsäure aus, dann mit Salzsäure
                              									haltigem und schlieſslich mit reinem Wasser. Nun wird eingedampft und die
                              									Kieselsäure mit einer Sodalösung ausgezogen.