| Titel: | Neuerungen an Papierschneidmaschinen. | 
| Autor: | A. L. | 
| Fundstelle: | Band 243, Jahrgang 1882, S. 30 | 
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                        Neuerungen an Papierschneidmaschinen.
                        Patentklasse 55. Mit Abbildungen auf Tafel 4.
                        Neuerungen an Papierschneidmaschinen.
                        
                     
                        
                           Längsschneider. Hier sind wenige Neuerungen zu
                              									verzeichnen. Bemerkenswerth ist das Bestreben, die Messerköpfe der Kreis- oder
                              									Tellermesser so zu gestalten, daſs die abgeschnittenen Streifen nicht wickeln, wie
                              									dies bei den älteren Ausführungen vorkommt und wodurch zuweilen Störungen veranlaſst
                              									werden. Zu diesem Behufe sind alle vorstehenden Schraubenköpfe zu vermeiden und ist
                              									die Spiralfeder, welche die Messer an einander legt, einzumanteln. Die Fig.
                                 										1 bis 5 Taf. 4
                              									veranschaulichen zwei neuere Ausführungen.
                           Fig.
                                 										1 zeigt die einfachste Lösung. Die Spiralfeder ist in einer Bohrung des Messerkopfes a untergebracht und stützt sich gegen den federnden
                              									Stellring b, welcher in Fig. 2 in
                              									der Ansicht gezeichnet ist. Durch ein Fenster im Messerkopf kann man, wenn derselbe
                              									etwas zurückgedrängt wird, mit einem Schlüssel die Schraube des Stellringes fassen.
                              									(Nach der Papierzeitung, 1880 S. 766.)
                           Etwas umständlicher ist die Einrichtung des in Fig. 3 bis
                              										5 dargestellten Messerkopfes von Robert
                                 										Binus in South Windham, Connecticut (Amerikanisches Patent Nr. 225046 nach
                              									der Papierzeitung, 1881 S. 594). Auch hier steckt die
                              									Feder in einer Bohrung des Kopfes A, stützt sich aber
                              									gegen eine längere guſseiserne Hülse, welche, wie der Querschnitt Fig. 5
                              									zeigt, aufgeschnitten ist und durch eine Schraube c auf
                              									der Welle fest gebremst wird. Der Schraubenkopf liegt in einer Aussparung des Kopfes
                              										A; er verhindert zugleich das Auseinanderfallen der
                              									Theile bei dem Transport des fertig montirten Messerkopfes. Beachtenswerth erscheint
                              									die von Binus gegebene Härtung: Er härtet nur die
                              									Auſsenseite der Tellermesser und läſst die Innenseite weich. Durch die schnellere
                              									Abnutzung der letzteren sollen die Schneidkanten länger, der vorliegende Text sagt
                              									sogar „immer“, scharf bleiben.
                           Zu den Längsschneidern ist auch die von F. A. Meinhold in Glauchau (* D. R. P. Nr. 14518 vom 20. Februar 1881)
                              									angegebene Maschine zum Schneiden wellenförmiger Streifen aus Papier, Geweben u.
                              									dgl. zu rechnen. Ein Blick auf Fig. 6 Taf.
                              									4 genügt zur Unterrichtung über diese Maschine. Schwer dürfte es sein, bei diesen
                              									Messern mit doppelt gekrümmter Schneide ununterbrochene Berührung der
                              									zusammenarbeitenden Schneiden herzustellen und zu erhalten. Nimmt man zu den Messern
                              									recht dünnes Stahlblech, so könnte die Elasticität darin unterstützend wirken. Bei
                              									jedem Nachschleifen wird sich der Durchmesser der Messer und damit die Länge der
                              									wellenförmigen Streifen ändern.
                           Querschneider. Einige beachtenswerthe Neuerungen an
                              									Querschneidmaschinen des Systemes Verny hat Joh. Wilh. Erkens in Düren (* D. R. P. Nr. 10788 vom
                                 									14. Januar 1880) angebracht. Die hin- und hergehende Zange, welche den periodischen
                              									Vorschub der Papierbahn bewirkt, ist so angeordnet, daſs ihre Bewegung nicht eher
                              									beginnen kann, bis das Papier sicher gefaſst oder frei ist. Dies ist der richtige
                              									Weg, auf welchem genaues Arbeiten der Maschine, d.h. die Herstellung von Bogen
                              									völlig gleicher Länge, erreicht werden kann. Bei der älteren Anordnung (vgl. 1879
                              									232 * 297) blieb bessere Uebereinstimmung der Bogenlängen zuweilen noch zu
                              									wünschen.
                           Erkens hat die Zangen folgendermaſsen angeordnet. Der
                              									untere Zangenbacken b (Fig. 7 und
                              										8 Taf. 4) erhält im Gestell Führung und trägt auſserhalb der Führungen
                              									zwei kleine Supporte, in welchen die mit Kurbeln n versehene Achse
                              										m gelagert ist. Der obere Backen d führt sich in dem unteren mittels der Stifte f; diese tragen oben einen Kopf mit vorspringenden
                              									Rändern, zwischen welche die auf der Welle m sitzenden
                              									Daumen h fassen. Denkt man sich die Zange in äuſserster
                              									Stellung rechts, so wird sich zunächst, da die Schubstangen o, welche die Zange in hin- und hergehende Bewegung versetzen, mit den
                              									Hebeln n verbunden sind, der obere Backen d senken und die Papierbahnen fest einklemmen. Erst
                              									nachdem dies geschehen, setzt sich die Zange nach links in Bewegung und zieht das
                              									Papier um eine Bogenlänge ein. Beginnen die Schubstangen o den Rücklauf, so öffnet sich zuerst die Zange, ehe die Rechtsbewegung
                              									eintritt. Das Spiel der Hebel n ist durch Ausschnitte
                              									im unteren Zangenbalken b begrenzt.
                           Merkbare Unterschiede in der Bogenlänge können nach erfolgter Einstellung der
                              									Maschine nur durch Ausbleiben einer oder mehrerer Papierbahnen hervorgerufen werden.
                              									Führen wir vier Bahnen von je 0mm,1 Dicke zu und
                              									nehmen wir an, daſs die Papierschicht in der geschlossenen Zange 0mm,3 dick ist, so wird die Dicke bei dem Fehlen
                              									einer Bahn auf etwa 0mm,225, bei dem Fehlen von
                              									zwei Bahnen auf ungefähr 0mm,15 herabsinken. Die
                              									Hebelarme der Daumen h und der Kurbeln n verhalten sich nach der Patentzeichnung etwa wie 1 :
                              									5. Hiernach sind im ersten Falle die Bogen um 0,075 × 5 = 0mm,375, im letzten um 0mm,750 zu kurz.
                           Die grobe Einstellung des Zangenweges erfolgt mit Hilfe der in der Schlitzkurbel s untergebrachten Schraube, die genaue feine
                              									Einstellung auf Bogenlänge durch die am rechtsseitigen Hebel p vorhandene Schraube während des Ganges. Die
                              									Unterstützung des Papieres vor und hinter der Zange geschieht auf folgende Weise: An
                              									den unteren Zangenbalken b sind zwei Tücher q1 und q2 befestigt. q1 geht nach rückwärts
                              									über Walze x1 und ist
                              									durch eine Walze x2
                              									belastet; q2 läuft nach
                              									vorn über die Walze x3,
                              									ist durch x4 belastet
                              									und bei x5 befestigt.
                              									Beide Tücher müssen hiernach an der hin- und hergehenden Bewegung der Zange
                              									theilnehmen und sind immer gleichmäſsig gespannt. In Folge dessen ist ein Verlaufen
                              									kaum möglich; bei endlosem Tuch tritt dies bisweilen ein. – Erwähnt sei noch, daſs
                              									die mit a bezeichneten Scheiben die Messer des
                              									Längsschneidapparates darstellen.
                           Der Querschneidapparat besteht wie gewöhnlich aus dem mit dem festen Untermesser
                              									versehenen Balken w, der Presse y und dem Obermesser v, welche letzteren eine
                              									schwingende Bewegung durch eine auf der Kurbelwelle sitzende Curvenscheibe, Hebel
                              										A und Stange u
                              									erhalten. Die Presse, gebildet durch w und y, schlieſst sich in demselben Augenblicke, in welchem
                              									der Vorschub des Papieres aufhört, und hält die Bahnen während des gleich darauf
                              									folgenden Schnittes und während des Rückganges der Zange bd fest. Wie aus dem Grundriſs Fig. 9 des
                              									Querschneidapparates hervorgeht, läſst sich derselbe um die Achse der Stange u drehen, so daſs die Papierbahnen in schräger Richtung geschnitten werden
                              									können. Dies ist für manche Fälle, z.B. bei Herstellung von Briefumschlägen, sehr
                              									erwünscht.
                           Eine ebenfalls für Diagonalschnitt eingerichtete
                              									Querschneidmaschine mit periodischem Vorschub des Papieres durch eine Walze bringen Jos. Eck und Söhne
                              									in Düsseldorf (* D. R. P. Nr. 6008 vom 7. Januar 1879) zur Ausführung. Die
                              									Papierbahnen nehmen den durch die Ziffern 1 bis 4 in Fig. 10
                              									Taf. 4 angegebenen Weg und gehen bei A zunächst durch
                              									einen Längsschneidapparat, welcher, wenn erforderlich, durch achsiale Verschiebung
                              									der einen Messerwalze auſser Thätigkeit gesetzt werden soll. Die guſseiserne
                              									Speisewalze B erhält von der Kurbel E aus Vor- und Rückwärtsdrehung. Während des Vorganges
                              									ruht die Druckwalze O auf der Speisewalze und klemmt
                              									das Papier ein. Kommt die Speisewalze zur Ruhe, um hierauf sogleich den Rücklauf
                              									anzutreten, so wird die Druckwalze aufgehoben. Das Papier ist einen Augenblick
                              									vorher durch die Presse des Schneidapparates erfaſst worden. Ob diese
                              									Speiseeinrichtung im Stande ist, Bogen von übereinstimmender Länge zu liefern, wagt
                              									Referent nicht zu entscheiden. Jedenfalls muſs für genauen, spielfreien Eingriff
                              									zwischen dem Zahnbogen und dem Rade auf der Speisewalze gesorgt werden. Ein Gleiten
                              									der Speisewalze ist, wenn die Bremsen an den Papierrollen scharf angezogen werden
                              									und der Längsschneider in Thätigkeit ist, nicht ausgeschlossen. Die grobe
                              									Einstellung der Bogenlänge erfolgt durch Veränderung des Kurbelradius E, die genaue Einstellung während des Ganges vom
                              									Handrade w aus.
                           Der Querschneidapparat besteht wie gewöhnlich aus dem festliegenden Untermesser und
                              									dem bewegten Obermesser nebst der Presse. Der ganze Schneidapparat ist um die Achse
                              										xx drehbar; das freie Ende des unteren Messer- und
                              									Preſsbalkens gleitet dabei auf dem schräg liegenden guſseisernen Balken g und kann an demselben in jeder beliebigen Stellung
                              									befestigt werden (vgl. Fig. 11).
                              									Der zwischen Messerbalken und Speisewalze entstehende Raum wird überbrückt, so daſs
                              									die Papierbahnen stets unterstützt sind. Der Diagonalschneidapparat scheint recht
                              									gut veranlagt. Dadurch, daſs die Papierbahnen eine glatte geneigte Fläche vor dem
                              									Messer hinuntergleiten, wird eine Spannung derselben durch das Eigengewicht
                              									herbeigeführt. Liefen die Bahnen von der Speisewalze horizontal nach dem
                              									Schneidapparate, so könnte bei starker Schrägstellung des letzteren Stauchung oder
                              									Faltenwerfen eintreten, wodurch die richtige Schräge oder Gröſse der Bögen verloren
                              									gehen muſs. Die Bewegung des Obermessers und der Presse erfolgt durch ein auf der
                              									Kurbelwelle sitzendes Excenter H. Noch sei auf den bei
                              										T angebrachten und von der Druckwalze O aus getriebenen Rollapparat aufmerksam gemacht,
                              									welcher dazu bestimmt ist, breitere abfallende Streifen, die noch weitere Verwendung finden können,
                              									aufzuwickeln. Derselbe besitzt die übliche Einrichtung.
                           Zuführung des Papieres durch Walzen wenden auch Grahl und Hoehl in Dresden (* D. R. P. Nr. 15495 vom
                                 									20. März 1881) bei ihren Querschneidern an. Die untere Walze a (Fig. 12
                              									Taf. 4) erhält jedoch nicht Vor- und Rückdrehung, wie bei der Eck'schen Construction, sondern rotirt unausgesetzt
                              									rechts. Der Antrieb geht von der darunter liegenden Welle aus. Das Rad c ist Wechselrad; der Durchmesser desselben bestimmt
                              									die Bogenlänge. Daraus geht zunächst hervor, daſs die Bogenlänge bei dieser Maschine
                              									mit einem Satze von Wechselrädern nur sprungweise, nicht von Punkt zu Punkt geändert
                              									werden kann. Das Vorziehen der Papierbahn erfolgt durch Anpressen der Druckwalze b, deren Aufheben also die Speisung unterbricht; dabei
                              									wird gleichzeitig die Presse geschlossen. Ob durch diese Einrichtung eine gröſsere
                              									Genauigkeit und Uebereinstimmung in der Bogenlänge erzielt wird als bei den
                              									Maschinen mit geradlinig hin- und hergehenden Speisezangen scheint doch recht
                              									zweifelhaft.
                           Alle vorbesprochenen Querschneidmaschinen besitzen ruckweise Speisung; die Papierbahn wird vorgezogen, eingeklemmt und
                              									zertheilt, dann erfolgt ein neues Vorziehen. Könnte man die Speisung ununterbrochen
                              									– selbst während des Schnittes – und mit gleichmäſsiger Geschwindigkeit erfolgen
                              									lassen, so würde die Leistung der Maschine ohne Zweifel gröſser werden als die einer
                              									Maschine mit ruckweiser Speisung. Der Construction von Querschneidmaschinen mit
                              									ununterbrochener Zuführung des Papieres stellen sich aber ziemlich bedeutende
                              									Schwierigkeiten entgegen dadurch, daſs genau rechtwinklige Bogen verschiedenen
                              									Formates zu schneiden sind und die Messer einen Scherenschnitt ausführen. Es läuft
                              									der Schnitt von einem Rande der Papierbahn zum anderen. Denkt man sich die laufende
                              									Papier bahn horizontal ausgespannt und zur Zertheilung eine Parallelschere
                              									gewöhnlicher Anordnung mit horizontaler Schneidkante des Grundmessers und wenig
                              									geneigter gerader Schneidkante des beweglichen Messers in Verwendung, so würde ein
                              									rechtwinkliger Schnitt dadurch erzielt werden können, daſs man die Schere während
                              									des Schnittes mit derselben Geschwindigkeit und nach derselben Richtung bewegt wie
                              									die Papierbahn. Einstellung auf verschiedene Formate könnte dadurch erfolgen, daſs
                              									man bei constanter Spiel- oder Schnittzahl der Schere die Geschwindigkeit der
                              									Papierbahn ändert; dann müſste mit jedem neuen Format auch die Geschwindigkeit der
                              									Schere in Richtung des Papieres der Speisung entsprechend eingestellt werden. Oder
                              									man läſst die Papierbahn immer mit gleicher Geschwindigkeit laufen und variirt die
                              									Schnittzahl der Schere, hat dann aber dafür Sorge zu tragen, daſs die
                              									Geschwindigkeit der Schere in Richtung des Papieres constant bleibt. Dieser letztere Gedanke liegt der
                              									Querschneidmaschine mit continuirlicher Speisung von Karl
                                    										Kieſs und Gottlob Friedr. Lell in Stuttgart (*
                              									D. R. P. Nr. 14178 vom 28. September 1880) zu Grunde. Die wichtigsten
                              									Constructionstheile der Maschine sind in Fig. 13 und
                              										14 Taf. 4 dargelegt. Bei a tritt eine
                              									beliebige Anzahl von Papierbahnen in den Einzugsapparat, welcher aus den mit
                              									endlosen Bändern überspannten Walzenpaaren c, d und c1, d1 besteht. Der eine
                              									Bändersatz umspannt die oberen Walzen c, c1; der andere umschlingt die unteren Walzen d, d1 und geht, unterstützt von den Walzen k1, k2, a, k3 bis k6, über die groſse, auf der Welle J sitzende Trommel S, um
                              									schlieſslich über die Walzen k7 und k8 nach a
                              									zurückzukehren. Die Walze k7 dient als Spannwalze. Um ein sicheres und gleichmäſsiges Einziehen der
                              									Papierbahnen zu erreichen, was nur dadurch möglich ist, daſs man die Bändersysteme
                              									mit gehörigem Druck auf das Papier einwirken läſst, ist folgende Einrichtung
                              									getroffen. Die Walzen d und d1 sind in Armen gelagert, welche sich um
                              									die Achsen der Walzen c bezieh. c1 drehen lassen. Diese Arme sind mit
                              									verzahnten Bögen z, z1
                              									versehen, in welche das Trieb y eingreift. Erhält y Rechtsdrehung, so schwingen die Walzen d und d1 im Sinne der eingezeichneten Pfeile, spannen die
                              									Bänder beider Systeme und bewirken dadurch ein festeres Einklemmen der Papierbahnen.
                              									Die Walzen c1 und d1 erhalten vom Rade
                              										r aus Antrieb; c und
                              										d werden durch die Bänder mitgenommen. Die langen
                              									Bänder befördern das Papier über die mit dem Schneidapparat versehene Trommel S hinweg und zwar mit constanter Geschwindigkeit.
                           Die Schere besteht aus dem auf dem Querbalken m der
                              									Trommel verschraubten Untermesser und dem in radialer Richtung beweglichen
                              									Obermesser m1. Um hier
                              									einen rechtwinkligen Schnitt zu ermöglichen, wäre die Trommel S für die Dauer des Schnittes mit einer
                              									Umfangsgeschwindigkeit gleich der Einzugsgeschwindigkeit des Papieres und nach
                              									derselben Richtung wie dieses zu bewegen. Da die Zeit für einen Niedergang und einen
                              									Aufgang des Messers eine sehr kleine ist, so begnügte man sich damit, nur in einem
                              									Augenblick Gleichheit zwischen der Papier- und der Umfangsgeschwindigkeit der
                              									Trommel herzustellen. In diesem Augenblicke erfolgt der Schnitt. Um dies zu
                              									erreichen, erhält die Trommel S eine oscillirende
                              									Bewegung um die Achse J von einem auf einer darunter
                              									liegenden Welle aufgekeilten Excenter, dessen Stange Z
                              									die mit Stellschraube versehene Schlitzkurbel A
                              									erfaſst.
                           Nehmen wir an, die Maschine sei für eine bestimmte Bogenlänge richtig eingestellt;
                              									der Schneidapparat schwingt zwischen den Radien I und
                              										II hin und her; der Schnitt erfolgt bei dem
                              									Durchgang durch die Verticale. In diesem Augenblick muſs also die
                              									Umfangsgeschwindigkeit des Untermessers und zwar die gröſste überhaupt auftretende
                              										Umfangsgeschwindigkeit gleich der Einzugsgeschwindigkeit des Papieres sein. So
                              									tritt jetzt die Frage auf, welche Veränderungen vorzunehmen sind, um die Maschine
                              									für ein anderes Format einzustellen? Andere Bogenlänge läſst sich nur erreichen
                              									durch Veränderung der Schnittzahl in der Zeiteinheit. Die Excenterwelle muſs bei
                              									kürzeren Bogen mit gröſserer, bei längeren Bogen mit geringerer Umdrehungszahl
                              									laufen. Damit verändert sich auch die gröſste Umfangsgeschwindigkeit des
                              									Schneidapparates, die aber für jedes Format gleich der Papiergeschwindigkeit sein
                              									muſs. Um Gleichheit herzustellen, ist der Angriffspunkt der Excenterstange an der
                              									Kurbel A zu verlegen; derselbe muſs beim Gröſserwerden
                              									des Formates weiter hinaus, im umgekehrten Fall näher hereingerückt werden. – Für
                              									jedes Format sind, wie aus Obigem hervorgeht, zwei Einstellungen zu machen: für die
                              									Umdrehungszahl der Excenterwelle und dann an der Armlänge der Schlitzkurbel A. Beide Einstellungen müssen auf das genaueste in
                              									Uebereinstimmung mit einander gebracht werden, wenn die Maschine richtig arbeiten
                              									soll. Die Einstellung wird durch angebrachte Scalen erleichtert. Der Antrieb der
                              									Excenterwelle erfolgt durch Riemenkegel. Dies erscheint als ein wunder Punkt der
                              									Maschine. Der Riemen verläuft auf den Kegeln leicht; damit würde sich sofort die
                              									Bogenlänge ändern. Auf genaue Führung des Riemens kommt hier alles an; dies ist auf
                              									folgende Weise zu erreichen versucht worden. Der Riemen wird bei jeder beliebigen
                              									Lage durch 2 Rollen R (Fig. 13)
                              									dicht vor den Auflaufstellen auf die Kegel geführt. Die Lage der Rollen bedingt,
                              									daſs die umspannten Bögen gröſser und das Gleiten geringer wird. Durch Verschieben
                              									des Antriebkegels läſst sich der Riemen spannen.
                           Niedergang und Aufgang des Messers erfolgen durch unrunde, auf der Excenterwelle
                              									sitzende Scheiben. Unmittelbar vor dem Schnitt senkt sich der Preſsbalken p (Fig. 14)
                              									auf das Papier und hält die Bahnen fest.
                           Eines Wortes der Erklärung bedürfen noch die unmittelbar vor dem Balken des
                              									Grundmessers in der Trommel S gelagerten Einzugswalzen
                              										a1. Die untere wird
                              									durch die endlosen Bänder getrieben und treibt durch Reibungsrollen die obere mit
                              									etwas gröſserer Umfangsgeschwindigkeit, um ein Zurückbleiben der oberen Papierbahnen
                              									zu verhindern. Ein zu starker Angriff der Walze auf das Papier soll durch Besetzen
                              									mit Borsten vermieden werden.Eine Maschine nach diesem System war auf der Württembergischen
                                    											Landesgewerbeausstellung in Stuttgart 1881 zu sehen.D. Red.
                           Papierschneidmaschinen für Buchbindereien u. dgl.
                              									Selbstthätige Einspannung des Papieres bei den in Buchbindereien vielfach benutzten
                              									Schneidmaschinen sucht Fr. Aug. Barthel in Leipzig (*
                              									D. R. P. Kl. 11 Nr. 13227 vom 5. October 1880) auf die durch Fig. 15
                              									Taf. 4 angedeutete Weise
                              									zu bewirken. An den Rahmen der Schneidmaschine ist ein besonderer Theil
                              									angeschraubt, in welchem oben die horizontale Antriebwelle der Einspannvorrichtung
                              									lagert. Diese Welle erhält je nach Bedarf durch offenen oder gekreuzten Riemen
                              									Rechts- oder Linksdrehung und treibt die senkrechte, im unteren Theil mit Gewinde
                              									versehene Druckspindel a, welche durch eine am Gestell
                              									feste Mutter hindurchgeht und den Preſsbalken führt. Nach Einrückung der Maschine
                              									mit Hilfe des Hebels c senkt sich der Preisbalken, wird
                              									aber nach Erreichung einer bestimmten Stellung selbstthätig ausgerückt dadurch, daſs
                              									die auf a sitzende Mutter b mit dem unteren conischen Theil den punktirt verzeichneten Hebel k zur Seite schiebt, welcher die Sperrung des Hebels
                              										c aufhebt. Dieser geht unter Federwirkung in eine
                              									zweite Ruhe und die Riemen laufen nun leer. Nach Vollführung des Schnittes ist der
                              									Hebel c von Hand in die dritte Ruhe zu legen; die
                              									weitere Verschiebung der Riemen bewirkt nunmehr Aufgang des Preſsbalkens. Die Mutter
                              										b ist stellbar, um für alle Dicken den
                              									erforderlichen Druck erzielen zu können. In zwei Zusatzpatenten (* D. R. P. Nr. 15471 vom 22. März 1881 und Nr. 15472
                              									vom 29. März 1881) sind einige Veränderungen angegeben. Der Antrieb erfolgt durch
                              										einen Riemen, Senkung und Hebung des Preſsbalkens
                              									durch Kurbel oder Excenter. Die Kurbel wird selbstthätig abgestellt, sobald sie ihre
                              									höchste oder tiefste Stellung erreicht hat. Die Zusatzpatente beziehen sich auf zwei
                              									verschiedene Ausführungen der Auslösung, von deren Beschreibung hier ihrer
                              									Einfachheit wegen abgesehen werden kann.
                           Eigenartig veranlagt ist die Papierschneidmaschine von F. M. Weiler in New-York (* D. R. P. Nr. 12301 vom 3.
                                 									März 1879). Der Grundgedanke der Construction liegt darin, das Einspannen des
                              									Papieres und das Schneiden durch einen Griff geschehen
                              									zu lassen. Dies ist auf folgende Weise verwirklicht. An der eisernen Tischplatte a (Fig. 16
                              									Taf. 4) sind seitlich Wangen b angebracht, welche einem
                              									reckteckigen, eisernen, oben offenen, aus dem unteren Querbalken c und zwei Seitentheilen c1 bestehenden Rahmen Verticalführung
                              									geben. Auf dem Balken c ruht die starke, das Messer e1 tragende Schiene e mit zwei Rollen so auf, daſs sie, um eine seitliche
                              									Bewegung des Messers während des Schnittes zu erzielen, senkrecht zur Bildfläche
                              									bewegt werden kann. Die Seitenschilder c1 geben in ihrem oberen Theile dem eisernen
                              									Preſsbalken d, welcher an der Unterseite zur Schonung
                              									des Messers mit einer Holzschiene d1 bekleidet ist, Verticalführung. Im Preſsbalken ist
                              									eine Welle f gelagert, welche auf jeder Seite ein
                              									kleines Stirnrad trägt, dessen Zähne in Eingriff sind mit den in der Durchbrechung
                              									der Schilder c1
                              									vorhandenen Zähnen c2.
                              									Der lange Hebel sitzt auf der Welle f. Dreht man den
                              									Hebel nach dem Auflegen eines zu beschneidenden Papierstoſses in der Pfeilrichtung,
                              									so wälzen sich die Zahnräder auf der Welle f in den vorläufig
                              									feststehenden Zähnen c2
                              									ab; der Preſsbalken senkt sich auf das Papier. Ueberschreitet der bei weiterer
                              									Drehung des Hebels vom Preſsbalken gegebene Druck – bei Auſserachtlassung des
                              									Eigengewichtes – das Gewicht des aus c1 und c bestehenden
                              									Rahmens nebst dem Gewicht der Messerschiene und des Messers, so hebt sich der Rahmen
                              									mit dem Messer und das letztere vollführt den Schnitt. Ein ziehender Schnitt des
                              									Messers wird dadurch erreicht, daſs die Messerschiene e
                              									durch eine Lenkstange mit dem tiefsten Punkte des rechtsseitigen Schildes c verbunden ist. Links vom Messer befindet sich eine
                              									Platte g, deren Oberfläche mit der Tischfläche
                              									zusammenfällt; diese Platte ist an den obersten Punkten der Wangen b pendelnd aufgehängt, weicht nach links aus, wenn das
                              									Messer aufsteigt und nimmt dabei die abgeschnittenen Papierstreifen weg. h und i sind
                              									Anschlagwinkel für das zu schneidende Papier; der erstere läſst sich in einem
                              									Schlitz senkrecht zum Messer verschieben; der letztere kann unter beliebigem Winkel
                              									zur Schneidkante eingestellt werden.
                           Zum Schluſs sei hier noch kurz der in Fig. 17
                              									Taf. 4 dargestellte Papierschneider von E. Leger in
                              									Waterville, Maine (Amerikan. Patent Nr. 225990 vom J. 1880 nach der Papierzeitung, 1880 S. 826) erwähnt. Der Messerbalken
                              										A ist mit den Winkelhebeln C und C1
                              									durch Gelenkbolzen verbunden; eine zweite Verbindung der Winkelhebel ist durch die
                              									Stange b erzielt. Bringt man den Hebel D in die punktirte Lage, so vollführt dabei das Messer
                              									einen ziehenden Schnitt. Es läſst sich nicht läugnen, daſs die Bewegung des Messers
                              									auf sehr einfache Weise erreicht ist; aber die Führung desselben durch die
                              									Gelenkbolzen erscheint nicht solid genug.
                           
                              
                                 A. L.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
