| Titel: | Zur Herstellung von Schwefelsäure. | 
| Fundstelle: | Band 243, Jahrgang 1882, S. 55 | 
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                        Zur Herstellung von Schwefelsäure.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 6.
                        Zur Herstellung von Schwefelsäure.
                        
                     
                        
                           J. Mason in Eynham Hall (Englisches Patent Nr. 3196 vom
                              									4. August 1880) verwendet bei seinem Pyritofen (Fig.
                                 										12 Taf. 6) einen langen geneigten Röstraum R,
                              									in welchem eine Anzahl cannellirter Walzen von Eisen oder Thon durch ein auſserhalb des
                              									Mauerwerkes liegendes Triebwerk langsam in Umdrehung versetzt werden. Die Kiese
                              									werden durch eine kleine, ebenfalls gedrehte Walze im Fülltrichter t gleichmäſsig in den Röstraum eingestreut, von den
                              									Walzen e langsam vorgeschoben, bis sie abgeröstet in
                              									den Raum V fallen, um von dort nach Erfordern
                              									ausgezogen zu werden.
                           Einen Apparat zum Mischen der Gase in
                                 										Schwefelsäurekammern empfiehlt Th. Richters in
                              									Breslau (* D. R. P. Kl. 12 Nr. 15252 vom 11. Februar 1881), weil man nach seiner
                              									Ansicht in einem gegebenen Kammerraum die Production von Schwefelsäure dadurch
                              									steigern kann, daſs man für eine gründliche Durchmischung der Kammergase sorgt,
                              									indem man dieselben unten aus der Kammer absaugt und oben wieder einbläst, oder
                              									umgekehrt oben absaugt und unten wieder einbläst. Man bringt zu dem Zwecke auf der
                              									Bleikammer P (Fig. 13
                              									Taf. 6) einen Dampfstrahlapparat a an, welcher mittels
                              									des von n aus eintretenden Wasserdampfes die Kammergase
                              									unten bei B ansaugt und oben gegen die
                              									Vertheilungsplatte E bläst.
                           Lasne und Benker (Comptes
                                 										rendus, 1881 Bd. 92 S. 191) glauben dadurch den Verlust an Stickoxyden bei der Schwefelsäurefabrikation auf ⅓ des
                              									bisherigen verringern zu können, daſs sie die Bildung von Salpetrigsäure befördern.
                              									Wegen des überschüssigen Sauerstoffes in den aus den Bleikammern entweichenden Gasen
                              									sind hier die Stickoxyde vorwiegend als Untersalpetersäure vorhanden, welche von der
                              									Schwefelsäure des Gay-Lussac-Thurmes bei weitem nicht so gut absorbirt werden als
                              									die Salpetrigsäure. Die Bildung der letzteren wird nun dadurch erzielt, daſs man
                              									unten in den Thurm eine passende Menge Schwefligsäure eintreten läſst. Dadurch soll
                              									nicht nur ⅔ des früher gebrauchten Salpeters gespart werden; derselbe Bleikammerraum
                              									soll auch eine erheblich gesteigerte Production zulassen.
                           G. Lunge bespricht in den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 S. 2188 und 2196 die
                              										Bestimmung des Stickoxyduls und das Verhalten des
                                 										Stickoxydes gegen Schwefligsäure. Er zeigt zunächst, daſs sämmtliche
                              									Gasanalysen, bei denen es auf Stickoxydul abgesehen war, unbrauchbar sind, wenn
                              									Alkalilauge, Eisenvitriollösung oder Schwefelsäure als Absorptionsmittel in irgend
                              									gröſserer Menge zur Anwendung kamen. Wenn man z.B. erst Schwefligsäure, Kohlensäure
                              									oder andere Säuren durch Natronlauge, Sauerstoff durch eine Auflösung von Pyrogallol
                              									in Alkalilauge, dann Stickoxyd durch Eisenvitriollösung absorbirt, so muſs man, wenn
                              										N2O vorhanden ist, eine ganz bedeutende Menge
                              									davon mit fortnehmen, ja kann es wohl auf diesem Wege ganz entfernen und somit
                              									völlig übersehen.
                           Wo gröſsere Mengen von N2O vorhanden sind, kann man
                              									den einmal unvermeidlichen Fehler ganz bedeutend verringern, wenn man für die Säuren eine feste
                              									Kalikugel, für Sauerstoff feuchten Phosphor oder eine Minimalmenge von Kalilauge mit
                              									Pyrogallol gesättigt anwendet. Schlimmer steht es bei Anwesenheit von Stickoxyd. Lunge versuchte auch hier den Fehler zu vermindern,
                              									indem er statt einer Lösung von Eisenvitriol eine mit solcher getränkte
                              									Papiermachékugel nahm; aber die Resultate waren nicht brauchbar und es erscheint als
                              									ein hoffnungsloses Unternehmen, eine genaue Analyse von derartigen Stickoxydul
                              									haltigen Gasgemengen auszuführen. Um so schlimmer ist es, wenn die Menge des N2O jedenfalls sehr klein ist, wie etwa in
                              									Bleikammergasen.
                           Bei der Verbrennung mit Wasserstoff oder Knallgas treten in Gegenwart von Stickoxydul
                              									leicht unangenehme Nebenreactionen ein, welche die Resultate unbrauchbar machen. Man
                              									hat auch empfohlen, das Stickoxydul durch Leiten über elektrisch glühenden
                              									Palladiumdraht in Stickstoff und Sauerstoff zu spalten und durch die
                              									Volumenvermehrung quantitativ zu bestimmen; aber auch mit diesem Verfahren konnte
                              										Lunge keine annähernd richtigen Resultate erhalten.
                              									Nach Winkler's Vorschlag (Gasanalyse, S. 429) soll man nach Absorption von salpetrigen Gasen und
                              									Sauerstoff den Gasrückstand mit viel Wasserstoff' mengen und über schwach erhitzten
                              									Palladium- oder Platinasbest leiten, wobei das Stickoxydul der Hauptsache nach in
                              									Ammoniak übergeht und alkalimetrisch bestimmt werden kann. Es wurde bei angestellten
                              									Versuchen aber immer nur ein kleiner Bruchtheil des vorhandenen N2O in Ammoniak übergeführt.
                           Lunge blieb zuletzt bei der Anwendung von absolutem
                              									Alkohol zur Absorption des Stickoxyduls stehen. Zwar ist die Löslichkeit der meisten
                              									indifferenten Gase in absolutem Alkohol nicht ganz unbedeutend, steht aber doch weit
                              									hinter derjenigen des Stickoxyduls zurück. In der That kann man, wenn die meisten
                              									anderen Gase entfernt sind, z.B. in einem Gemenge von Stickoxydul und Stickstoff,
                              									die beiden Bestandtheile auf rein absorptiometrischem Wege (vgl. Bunsen: Gasometrische Methoden, 2. Aufl. S. 108)
                              									bestimmen. Man kann für diesen Specialfall die allgemeine, von Bunsen gegebene Formel sehr vereinfachen, wenn
                              									Temperatur und Luftdruck während des Versuches als constant angesehen werden können,
                              									nämlich:
                           \frac{x}{x+y}=\frac{V-(V_1+\beta\,h)}{\alpha\,h-\beta\,h}\
                                 										\frac{V_1+\alpha\,h}{V},
                           wobei x das Volumen des N2O, y das Volumen des
                              									Stickstoffes, α der Absorptionscoefficient von N2O in absolutem Alkohol bei der
                              									Beobachtungstemperatur, β der von Stickstoff unter
                              									denselben Umständen, V und V1 das Volumen des Gasgemenges vor bezieh.
                              									nach dem Versuche, h die Menge des angewendeten
                              									Alkohols in Cubikcentimeter bedeuten.
                           Um stets luftfreien Alkohol zu haben, bedient man sich des kleinen
                              									Apparates Figur 14
                              									Taf. 6. Ein sehr dickwandiger, etwa 200cc
                              									fassender Kolben a trägt in seinem Kautschukstopfen einen gläsernen
                              									Halmtrichter b, dessen Rohr bis an den Boden des
                              									Kolbens reicht, sowie ein unter dem Stopfen endigendes Knierohr mit Quetschhahn c und ziemlich feiner Spitze d. Man füllt a fast ganz mit absolutem
                              									Alkohol und läſst im Wasserbade einige Zeit lang bei offenem Quetschhahn c kochen. Wenn man sicher ist, alle Luft ausgetrieben
                              									zu haben, gieſst man Quecksilber in den Trichter, schlieſst c, öffnet b und nimmt zugleich den Kolben aus
                              									dem Wasserbad heraus. Während der Abkühlung flieſst Quecksilber ein, womit man den
                              									Trichter von b stets gefüllt hält. Wenn alles kalt ist,
                              									schlieſst man b und kann nun den Apparat beliebig lange
                              									stehen lassen. Wenn man etwas von seinem Inhalte braucht, so öffnet man b, dann auf einen Augenblick auch c, so daſs etwas Weingeist aus der Spitze ausflieſst,
                              									und führt nun letztere in den Apparat ein, in welchem man den luftfreien Alkohol
                              									verwenden will. Durch Oeffnen von c und b, während der Trichter stets mit Quecksilber gefüllt
                              									bleibt, kann man zu beliebigen Zeiten beliebige Mengen von Alkohol bis auf den
                              									letzten Rest desselben auftreten lassen; zuletzt wird a
                              									ganz mit Quecksilber angefüllt sein.
                           Zur Absorption des Stickoxyduls dient eine Gaspipette (Fig.
                                 										15 Taf. 6) deren Kugel e zur Aufnahme des
                              									Gases und des Absorptionsmittels dient; sie wird mit dem Eudiometer (Fig. 16)
                              									durch das Capillarrohr f und den Kautschukschlauch h verbunden. Die senkrechte Abzweigung g, für gewöhnlich durch ein Glasstäbchen verschlossen,
                              									dient zum bequemen Einfüllen der Absorptionsflüssigkeiten. An dem weiteren
                              									Verbindungsrohr zwischen den Kugeln e und k befindet sich die Abzweigung i mit Kautschukschlauch und Quetschhahn. Die Pipette wird zuerst durch k vollständig mit Quecksilber gefüllt, bis dieses aus
                              										g und h überläuft;
                              									dann wird das Glasstäbchen in h eingesteckt und in den
                              									Schlauch von g die Spitze d des Alkoholapparates (Fig. 14)
                              									eingeführt. Wenn man nun die Hähne b und c und zugleich i öffnet,
                              									so strömt beliebig viel Alkohol in die Kugel e, während
                              									Quecksilber bei i ausflieſst. Man zieht dann d heraus, verschliefst g
                              									sofort durch ein Glasstäbchen und kann nun das Gas in die Pipette überführen. Wenn
                              									man die Pipette mit Reagentien beschicken will, welche Berührung mit der Luft
                              									vertragen, so füllt man sie mit Quecksilber, setzt auf g einen kleinen Trichter, füllt das Reagens ein und saugt es durch
                              									Ausflieſsenlassen von Quecksilber aus i nach e hinein. Sollte aus Versehen etwas Luft mit eintreten,
                              									so gieſst man Quecksilber in k ein, verdrängt so die
                              									Luft aus e durch g und
                              									verschliefst letzteres, sobald das Reagens auszuflieſsen beginnt.
                           Für die Absorption von Sauerstoff nimmt man am besten die Pipette
                              										Fig. 17 Taf. 6. Man führt den Platindraht einer Kalikugel in das
                              									Auslaufrohr i ein, welches eben durch den
                              									Kautschukstopfen hindurchtritt, drückt letzteren fest ein, füllt die Pipette mit
                              									Quecksilber und bringt in der eben beschriebenen Weise durch g eine ganz concentrirte Lösung von Pyrogallol in 0,5 bis 1cc Wasser ein, welche erst im Innern des Apparates
                              									auf die Kalikugel einwirkt und sie theilweise auflöst. Das Ablassen von Quecksilber
                              									aus i ermöglicht ein Uebersaugen des Gases durch das
                              									Capillarrohr f, wenn der Druck im Schenkel l des Eudiometers dazu nicht mehr ausreicht, weil die
                              									Reibung des Gases zu groſs ist, z.B. bei Benutzung mit Lauge oder bei theilweiser
                              									Verstopfung der Capillare durch feste Ausscheidungen.
                           Bei dem Eudiometer Fig. 16 ist
                              									unterhalb der Theilung des Schenkels m ein Glashahn n angebracht, dessen äuſseres Rohr ein wenig nach oben
                              									gebogen und mit einem kurzen Stückchen Kautschukschlauch überzogen ist. Das
                              									hierdurch gebildete Becherchen wird, nachdem das Eudiometer mit Quecksilber gefüllt
                              									worden ist, durch augenblickliches Oeffnen von n zum
                              									Ueberlaufen gefüllt. Dann läſst man durch o das
                              									Quecksilber aus dem offenen Schenkel l auslaufen und
                              									führt das capillare Leitungsrohr, aus welchem das einzuführende Gas schon ausströmt,
                              									in den Kautschukbecher bei n ein, wobei ein wenig
                              									Quecksilber herausgedrängt, aber keine Luft mit eingeführt wird. Wenn man nun bei
                              									offenem Hahne o den Hahn n
                              									behutsam öffnet, so steigt das Gas in dem Schenkel m
                              									auf und wird wie gewöhnlich nach Gleichstellung des Quecksilberstandes gemessen.
                              									Will man jetzt ein zweites und drittes Gas einführen, so füllt man das Becherchen bei n von neuem durch augenblickliches Oeffnen dieses
                              									Hahnes und verfährt wie oben. Die Theilung des Schenkels m beginnt von dem Hahne p und umfaſst 100cc in Zehntel getheilt.
                           Das Eudiometer dient nur zum Messen und zum Entzünden von Gasmischungen durch die
                              									oben eingeschmolzenen Platindrähte. Behufs aller anderen Reactionen werden die Gase
                              									in Gaspipetten der oben beschriebenen Art übergeführt, wozu an der Spitze des
                              									Schenkels m ein besonders sorgfältig gearbeiteter
                              									Glashahn p mit capillarer Ausströmungsspitze angebracht
                              									ist, auf welcher wiederum ein Kautschukbecherchen, mit Draht dicht verbunden,
                              									steckt. Dieses wird mit Quecksilber gefüllt und das U-förmige Thermometerrohr r hineingedrückt, wobei sich letzteres ebenfalls mit
                              									Quecksilber füllt. Ebenso wird der kleine Behälter h
                              									erst mit Quecksilber gefüllt und, wenn man nun den anderen Schenkel von r hineindrückt, so ist eine luftfreie Verbindung
                              									hergestellt, welche am besten durch Schlingen aus feinstem Eisendraht gesichert
                              									wird. Nun führt man das Gas aus m in die vorher mit dem
                              									anzuwendenden Reagens beschickte Pipettenkugel e über,
                              									indem man Quecksilber in l eingieſst und nöthigenfalls
                              									solches aus i abläſst, bis Quecksilber aus r, h und f in e eintropft. Die Wirkung des Reagens in e auf das Gas kann man durch Hin- und Herbewegen
                              									steigern, was die Kautschukverbindungen gestatten, selbst wenn die Schenkel von r, wie es sein sollte, bei h und p Glas auf Glas stoſsen. Wenn man die
                              									Einwirkung auf das Gas bei höherer Temperatur untersuchen will, so nimmt man die
                              									Pipette vom Eudiometer ab, wobei das Gas durch das Quecksilber in f abgeschlossen ist, steckt ein Glasstäbchen in den
                              									Becher h und setzt die Pipette in ein Luftbad o. dgl.
                              									Um das Gas nach beendeter Reaction und nach dem Erkalten zu messen, füllt man h wieder mit Quecksilber auf und führt den freien
                              									Schenkel von r ein, so daſs auch jetzt keine Luft
                              									eintreten kann. Dann saugt man das Gas aus e nach m zurück, indem man p
                              									öffnet und Quecksilber aus o ablaufen läſst, bei
                              									gröſserem Reibungswiderstande auch solches in k
                              									nachgieſst.
                           Hierbei ist freilich Folgendes zu beachten: Schon des genauen Ablesens wegen ist es
                              									besser, wenn nichts von dem flüssigen Reagens in das Eudiometer kommt; ferner würde
                              									dies jedesmal eine Reinigung desselben erforderlich machen und endlich kommt es oft
                              									darauf an, daſs ein früher angewendetes Reagens sich nicht mit einem späteren
                              									mische. Man öffnet daher besser beim Zurücksaugen des Gases den Hahn o nur wenig, damit das Gas nicht zu schnell
                              									hinüberströmt und schlieſst p sofort, wenn die aus der
                              									Pipette nachkommende Flüssigkeit bis an das Ende des horizontalen Theiles von r gekommen ist. Der Inhalt der kleinen Gassäule von
                              									diesem Punkte bis an den Hahn p beträgt kaum 0cc,02 und ist somit ohne merklichen Fehler zu
                              									vernachlässigen.
                           
                           Bezüglich der Arbeit von R. Weber über die Einwirkung von Schwefligsäure auf Stickoxyd und salpetrige
                                 										Säure (vgl. 1867 184 246) sind neuerdings öfters, namentlich von Seiten
                              									englischer Chemiker, Zweifel erhoben worden, ob Weber's
                              									Resultate wirklich auf den Bleikammerproceſs anwendbar seien. Lunge hat nun mit Hilfe der vorhin beschriebenen
                              									Apparate bezügliche Versuche ausgeführt, welche folgende Resultate ergaben:
                              									Trockenes Stickoxyd und Schwefeldioxyd wirken nicht auf einander, weder bei
                              									gewöhnlicher Temperatur, noch bei 100°, wenn Feuchtigkeit und Luft durchaus
                              									ausgeschlossen sind. 32,1 Proc. NO und 69,9 Proc. SO2 mit 1cc Wasser bei 15°
                              									zusammengebracht, ergaben sofort eine starke Reaction. Nach 2 Stunden waren nur noch
                              									50 Proc. der Gase übrig, Dach 24 Stunden war die Reaction beinahe, nach 48 Stunden
                              									völlig beendigt. 10 stündiges Erwärmen auf 60° brachte nur noch eine ganz
                              									unbedeutende Contraction hervor. Alles Stickoxyd fand sich in Stickoxydul
                              									umgewandelt, Stickstoff war nicht gebildet worden. Bei überschüssigem NO ergab sich
                              									eine sehr erhebliche Reduction von Stickoxyd zu Oxydul.
                           Nach Weber sollte, wenn Schwefelsäure von vorn herein
                              									gegenwärtig ist, keine Reduction von Stickoxyd zu Oxydul stattfinden. Es wurde daher
                              									zunächst mit Schwefelsäure von 1,45 sp. G., also etwa der schwächsten in Bleikammern
                              									normal vorkommenden, gearbeitet. 46cc,1 Gas,
                              									enthaltend 71 Proc. NO und 29 Proc. SO2, wurden mit
                              										2cc Schwefelsäure von 1,455 specifischem
                              									Gewicht bei 14° zusammengebracht. Sofort trat, durch Auflösung von schwefliger Säure
                              									in der Schwefelsäure, starke Contraction ein. Nach 24 Stunden wurde zuerst, nach 48
                              									Stunden wiederum gemessen, aber ohne eine Veränderung zu finden. Der Gasrückstand,
                              									erst mit einer Kalikugel behandelt, wurde von Eisenvitriollösung bis auf einen
                              									höchst geringen, schon aus der vorherigen Analyse der verwendeten Gase zu
                              									erklärenden Rückstand aufgenommen. Es war also bei dieser Temperatur in der That keine Reduction von NO zu N2O eingetreten; dasselbe war der Fall bei Erwärmung auf 55 bis 60° und
                              									auch bei groſsem Ueberschuſs von schwefliger Säure und bei höherer Temperatur.
                           Diese Versuche beziehen sich nun aber noch nicht auf die normalen Verhältnisse eines
                              									Schwefelsäure-Kammersystems, sondern nur auf solche, wo kein Sauerstoff vorhanden
                              									ist, wie es nur selten eintreten kann. Wenn Sauerstoff vorhanden ist, so wird
                              									zunächst das Stickoxyd in N2O3 oder N2O4 übergehen und es ist deren Wirkung auf
                              									Schwefligsäure, welche in Frage kommt. Auſserdem kann es sich fragen, ob ein
                              									weiterer Ueberschuſs von Sauerstoff, wie er ja in jeder normal arbeitenden
                              									Bleikammer vorkommt, die Reaction nicht ebenfalls beeinfluſst. Zur Untersuchung
                              									dieser Verhältnisse wurden zunächst Stickoxyd, Schwefligsäure, Sauerstoff und Wasser
                              									zusammengebracht.
                           
                           Bei allen Versuchen wurden etwa 24 bis 25 Vol.-Proc. Stickoxyd und so viel schweflige
                              									Säure angewendet, daſs nach der Gleichung: 2SO2 +
                              									2NO + 3O + 3H2O = 2H2SO4 + 2HNO2 noch ein Ueberschuſs von schwefliger Säure und Sauerstoff bleiben
                              									muſste, von denen die erstere reducirend wirken konnte, wenn der letztere diese
                              									Eigenschaft nicht aufhob. Auf 90 bis 100cc
                              									Gasgemisch wurde je 2cc, einmal 4cc Wasser angewendet. Es wurde zuerst das NO im
                              									Eudiometer abgemessen, in die vorher mit dem Wasser über Quecksilber beschickte
                              									Pipette übergeführt, dann im Eudiometer erst SO2
                              									abgemessen, darauf zu dieser Sauerstoff zugelassen, wieder gemessen und das Gemenge
                              									von schwefliger Säure und Sauerstoff langsam in die Pipette hinübergedrückt, wo
                              									sofort starke Erwärmung und Bildung von rothen Dämpfen mit sehr bedeutender
                              									Volumcontraction eintrat; die rothen Dämpfe erblaſsten nach kurzer Zeit. Ganz
                              									dieselben Resultate erhielt man durch die Abänderung, daſs zuerst ein Gemenge von
                              									schwefliger Säure und Sauerstoff hergestellt und in die Pipette eingelassen wurde,
                              									wo natürlich durch Absorption der schwefligen Säure durch das Wasser bedeutende
                              									Contraction eintrat, worauf dann allmählich NO zugelassen wurde. In allen Fällen
                              									zeigte sich eine deutliche, aber geringe Bildung von
                              									Stickoxydul. Auf etwa 25 Proc. NO wurde in den verschiedenen Versuchen 1,3 bis 5,6
                              									Proc. N2O gebildet. Auſserdem blieb stets ein
                              									Gasrückstand von 1,2 bis 3 Proc., abgesehen von der aus der vorgängigen Analyse der
                              									Gase berechneten Menge Stickstoff. Ein Verbrennungsversuch mit Wasserstoff zeigte
                              									die Anwesenheit von Kohlenoxyd, wie sie nach der Anwendung von Pyrogallol zu
                              									vermuthen war.
                           Wenn damit auch nicht sicher die Reduction von Stickoxyd bis zu Stickstoff
                              									nachgewiesen ist, so scheint doch jedenfalls nach diesen Versuchen auch bei
                              									Ueberschuſs von Sauerstoff eine Reduction unterhalb NO einzutreten, wenn man bei
                              									Gegenwart von Wasser arbeitet, was für den Schwefelsäure-Kammerproceſs sehr wichtig
                              									ist.
                           Bei Anwendung von Stickstoff, Schwefligsäure, Sauerstoff und Schwefelsäure von 1,32
                              									sp. G. zeigte sich keine merkliche Menge von Stickoxydul und kein Stickstoff.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
