| Titel: | Zur Herstellung von Ammoniaksoda. | 
| Fundstelle: | Band 243, Jahrgang 1882, S. 61 | 
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                        Zur Herstellung von Ammoniaksoda.
                        Patentklasse 75. Mit Abbildungen auf Tafel 7.
                        Zur Herstellung von Ammoniaksoda.
                        
                     
                        
                           M. Honigmann in Grevenberg bei Aachen (* D. R. P. Nr.
                                 									13782 vom 18. Juli 1880) verwendet zum Destilliren mit
                                 										ungelöschtem Kalk eine Destillirblase, deren Cylinder D (Fig. 1 Taf.
                              									7) zur Vorwärmung der Salmiaklauge und Verdampfung des Ammoniumcarbonates oberhalb
                              										des gewölbten Deckels
                              									um ein Stück N verlängert ist, welches die Salmiaklauge
                              									aufnimmt. Die gewölbten Deckel von D und N sind durch einen nach D
                              									zu offenen Rohrstutzen c verbunden, welcher oben eine
                              									verschlieſsbare Oeffnung d zum Einfüllen des
                              									ungelöschten Kalkes besitzt. Wird nun durch das Rohr n
                              									bis auf den Boden des Kessels heiſse Salmiaklösung aus dem Behälter N zugelassen, so nimmt der dadurch aufgerührte Kalk K unter beträchtlicher Erhitzung der eintretenden Lauge
                              									Wasser auf und zersetzt den Salmiak sofort zu Chlorcalcium und Ammoniak, welches
                              									letztere als Gas entweicht. Die Gasentwicklung ist eine sehr stürmische, weshalb zur
                              									Vermeidung einer gefährlichen Drucksteigerung an dem Cylinder c vier weite Röhren r
                              									befestigt sind, welche in den Kessel N hineinragen und
                              									das stürmisch entwickelte Ammoniak der Salmiaklauge zur Condensation übergeben.
                              									Diese Vorrichtung hat den weiteren Zweck, nach Ablauf der erhitzten Salmiaklauge und
                              									nach Einfüllung neuer Lauge das kohlensaure Ammoniak derselben dadurch zu entfernen,
                              									daſs die aus D kommenden Dämpfe durchgeleitet werden.
                              									Die abziehenden Gase des Kessels D können durch das
                              									Rohr a auch direct zur Condensation gehen, oder bei
                              									geschlossenem Rohr a und geöffnetem Rohr b durch N geleitet werden.
                              									Diese Anordnung macht es möglich, die Lauge im Kessel N
                              									anfangs nur von auſsen auf 100° zu erhitzen, dann aber bei geschlossenem Rohr a die aus D kommenden
                              									Dämpfe durch die Flüssigkeit zu leiten.
                           Die mit Salz gesättigten Ammoniaklaugen treten durch das Rohr C (Fig. 2 Taf.
                              									7) in den 8 bis 12m hohen Fällungsapparat,
                              									flieſsen durch die Oeffnungen i in den 4 Abtheilungen
                              										B hinunter, um mit Kohlensäure gesättigt und
                              									ausgefällt durch das Rohr m wieder abzuflieſsen. Die
                              									durch Rohr r eintretenden Kohlensäure haltigen Gase
                              									durchstreichen den Apparat in entgegengesetzter Richtung, dringen durch die
                              									schiefen, durchlöcherten Scheidewände der 4 Abtheilungen B nach oben und treten durch das Rohr v in
                              									den Absorptionsapparat A, um hier das Ammoniak
                              									abzugeben und schlieſslich bei g zu entweichen. Dieser
                              									Apparat A besteht aus einer Anzahl von kleineren
                              									Cylindern, deren Böden y (Fig. 3) wie
                              									die Scheidewände von B in einer horizontalen Linie
                              									durchlöchert sind. Durch eine Neigung des Cylinders werden die durchgehenden Gase
                              									gezwungen, wiederholt durch Wasser bezieh. Salzsoole zu streichen, und geben an
                              									diese Flüssigkeit das mitgerissene Ammoniak ab.
                           Durch diese Vorrichtung wird eine gute Aufnahme der Kohlensäure erzielt; auch ist die
                              									Möglichkeit gegeben, die beinahe mit Kohlensäure gesättigte und die ganz frische
                              									Lauge mittels der Kühlröhren w zu kühlen, während die
                              									mittleren Abtheilungen durch die Kohlensäureaufnahme eine erhöhte Temperatur
                              									erhalten. Für die Trennung des Bicarbonates von der Salmiaklauge und für die
                              									Weiterverarbeitung desselben auf Soda ist es wesentlich, daſs es grobkörnig fällt. Beim kalten Fällen
                              									der Lauge wird aber fast stets ein schlammiges, schwer zu verarbeitendes Product
                              									erzielt, weshalb man die einfache Trennung der Laugen in dem Cylinder durch schiefe
                              									Scheidewände anwendet und dann sowohl die fertige Lauge., als die frische kühlen
                              									kann. Erstere wird gekühlt, um die Fällung möglichst vollständig zumachen, letztere,
                              									damit möglichst wenig Ammoniak mit den durchgehenden Kalkofengasen weggerissen
                              									werde. In den mittleren Abtheilungen dagegen erhöht sich die Temperatur infolge der
                              									Kohlensäureaufnahme von selbst auf 40° und darüber.
                           Das erhaltene Bicarbonat, ein feuchtes, beim Erhitzen zusammenbackendes, dabei die
                              									Wärme sehr schlecht leitendes Pulver, wird zunächst durch Pressen zu kleinen, 1 bis
                              										3cm dicken, festen Kuchen geformt; aus diesen
                              									läſst sich jetzt die Kohlensäure austreiben wie aus einem festen Material, wie z.B.
                              									aus Kalkstein. Der Kalkofen K (Fig. 4 Taf.
                              									7) gibt seine Kohlensäure haltigen Gase durch das Rohr r an den Calcinircylinder B ab, in welchem
                              									das bei d eingeworfene gepreſste Bicarbonat auf einem
                              									schrägen gelochten Blech ruht und von hier aus bei o
                              									ausgezogen werden kann. Der durch das gelochte Blech in den Boden bei p hinabfallende Bicarbonatstaub kann zuweilen durch
                              									eine Thür n entfernt werden. Die Hitze der Kalkofengase
                              									reicht zur Calcination des Bicarbonates hin und werden dessen Gase durch die
                              									Kohlensäure desselben angereichert; auch wird sämmtliches Ammoniak des Bicarbonates
                              									wiedergewonnen.
                           Die Société anonyme des produits
                                    										chimiques du Sud-Ouest in Paris (* D. R. P. Nr. 14186 vom 31. August 1880)
                              									will die bei dem Ammoniaksoda-Verfahren erhaltene Salmiaklösung, welche noch doppelt
                              									kohlensaures Natron, eine geringe Menge Chlornatrium und unzersetztes doppelt
                              									kohlensaures Ammoniak enthält, in einem Siedekessel eine Zeit lang erhitzen, um das
                              									nicht zersetzte doppelt kohlensaure Ammoniak zu verflüchtigen, welches gesammelt
                              									wird. Dann bringt man die Lösung in einen aus Blech hergestellten Verdampfungskessel
                              									und concentrirt sie langsam in Blechgefäſsen, welche mittels Chlorblei und Salmiak
                              									auf galvanischem Wege verbleit sind, bis sich das Ammoniaksalz durch die
                              									Uebersättigung der Flüssigkeiten niederschlägt. Das auf diese Weise erhaltene
                              									Ammoniaksalz läſst man einige Zeit lang abtropfen, um es von der Mutterlauge zu
                              									befreien, welche wieder in den Kessel zurückgeführt wird. Der Salmiak wird mit der
                              									nöthigen Menge gepulverten Kalksteines oder Dolomits in guſseisernen Retorten von
                              									geringem Durchmesser allmählich erhitzt. Gegen Ende der Operation bringt man in
                              									diese Retorten Kalkmilch behufs Zersetzung der letzten Spuren von Ammoniaksalz.
                           Die Condensation der entweichenden Ammoniakdämpfe geht in einer Anzahl in einem groſsen
                              									Kühlgefäſs B (Fig. 5 bis
                              										7 Taf. 7) neben einander angeordneter viereckiger, 3 bis 4m langer Blechkästen A vor sich. In Abständen von 50cm sind
                              									in diesen Kästen A Scheidewände a angebracht, welche bis auf die halbe Höhe der ersteren hinabreichen und
                              									mit dem unteren Theil in das Absorptionswasser eintauchen. Das durch die Röhren C und G zugeführte Gas
                              									wird dadurch gezwungen, sich durch das Wasser in den Kästen hindurchzudrängen.
                           Mittels eines Rechens E, dessen Stange in den beiden
                              									Stopfbüchsen c geführt und abgedichtet ist, kann das
                              									niedergeschlagene Bicarbonat während des Betriebes in den mit Handloch b versehenen Behälter D
                              									gebracht werden. Das mit einer Stange und Handgriff versehene Kugelventil d dient zum Abschlieſsen der Verbindung zwischen dem
                              									Behälter D und dem Condensationskasten A.
                           Die Verbindung der Destillationsretorten mit den Condensationskammern A wird durch die Eisenröhre C hergestellt. In diese Kammern wird durch andere Röhren G ein ununterbrochener Strom Kohlensäure geleitet,
                              									welche beim Calciniren von doppelt kohlensaurem Natron oder von Kalksteinen oder
                              									beim Rösten von Spatheisenstein erhalten wird.
                           Der Vorgang während des Betriebes ist folgender: Die Gase, welche aus den
                              									Destillationsretorten entweichen, bilden ein Gemenge, gröſstentheils aus anderthalb
                              									kohlensaurem Ammoniak und Ammoniak bestehend. Die Gasbläschen gelangen bei ihrem
                              									Uebergang von der einen Abtheilung in die andere des Condensators durch die den
                              									letzteren zur Hälfte anfüllende Flüssigkeit und bewirken bei ihrer Berührung mit der
                              									zugeführten freien Kohlensäure die Bildung des doppelt kohlensauren Ammoniaks,
                              									welches sich von dem Augenblick an niederschlägt, wo die Flüssigkeit übersättigt
                              									ist, und alsdann blos noch für den Gebrauch gesammelt werden muſs.
                           Ch. de Montblanc und L.
                                    										Gaulard in Paris (* D. R. P. Zusatz Nr. 14193 vom 2. October 1880) wollen
                              									statt der früher (1880 236 * 52) getrennten Sättigungsgefäſse ein doppeltes Gefäſs
                              										B (Fig. 8 und
                              										9 Tafel 7) benutzen. An jedem dieser zwei verschlossenen Cylinder aus
                              									Eisenblech ist ein Flüssigkeitsanzeiger n angebracht.
                              									Diese beiden Behälter stehen abwechselnd durch die gemeinschaftlichen Rohre m, o, x und z, welche je
                              									mit einem Dreiwegehahn versehen sind, in Verbindung mit dem Abfluſsrohr y der Kohlensäure durch den Hahn a, mit dem Entwicklungsapparat für das Ammoniak durch
                              									Rohr w und Hahn b, mit dem
                              									Zufluſsrohr p der Kochsalzlösung aus dem Lösungsapparat
                              									durch den Hahn c und endlich mit dem
                              									Zersetzungsapparat, in welchem die Scheidung der mit Ammoniak gesättigten Lösung
                              									erfolgt, durch Rohr q und Hahn d. Durch den Hahn c kann die Zuleitung der
                              									Salzlösung abgesperrt werden, während ein Schwimmerventil f den Zufluſs regelt, um die Flüssigkeit immer in gleicher Höhe zu erhalten. Die
                              									Ammoniakgase treten durch den Schwimmerhahn s und durch
                              									eine Tauchröhre auf den Boden der Behälter B. Der
                              									Schwimmer ist so gestellt, daſs infolge der Verminderung des specifischen Gewichtes
                              									der Flüssigkeit der Eintritt des Ammoniaks aufhört, sobald die Sättigung vollständig
                              									ist. Die so vorbereitete ammoniakalische, Kochsalz haltige Flüssigkeit flieſst durch
                              									den Schlammhahn d und durch die Vertheilungsröhre q in die Fällungsapparate A.
                           Die Apparate A (Fig. 10 und
                              										11 Taf. 7) sind von den früher beschriebenen darin verschieden, daſs sie
                              									in Kühlfässern r stehen, welche durch die Röhren g mit Wasser versorgt werden. Die Kohlensäure wird
                              									durch die Vertheilungsröhre t und die hohle Achse der
                              									radialen Rohrflügel in die Apparate A durch eine
                              									einfach wirkende Pumpe P eingepreſst, welche mit einem
                              									Druckregulator versehen ist. Diese Pumpe hat zwei Cylinder, wovon jeder in
                              									Verbindung steht durch Rohr i mit dem gemeinsamen Rohr
                              										k, welches von dem Erzeugungsapparat für
                              									Kohlensäure kommt, ferner durch die Röhre e und das
                              									gemeinschaftliche Abfluſsrohr u mit den
                              									Zersetzungsapparaten.
                           A. R. Pechiney in Salindres (Englisches Patent Nr. 2098
                              									vom 24. Mai 1880) verwendet einen liegenden, um seine Achse drehbaren Cylinder A (Fig. 12 und
                              										13 Taf. 7). In der Richtung der Längsachse ist eine durchlöcherte
                              									Scheidewand b, senkrecht dazu sind Wände a angebracht mit Oeffnungen o in der Mitte. Jede der dadurch gebildeten Abtheilungen ist durch ein
                              									Mannloch z zugänglich gemacht. Durch die Durchbohrung
                              									des Zapfens C tritt die ammoniakalische Kochsalzlösung
                              									in den Cylinder und entweichen die nicht absorbirten Gase. Die innere Röhre g (Fig. 14)
                              									des anderen Zapfens B ist der Länge nach in zwei
                              									Hälften getheilt. Durch die bei i angebrachten
                              									Oeffnungen kann eine jede mit dem Ansatz j in
                              									Verbindung gebracht werden. Diese Röhre g dient zum
                              									Eintritt der das Bicarbonat suspendirt enthaltenden Lösung und der reinen
                              									Kohlensäure, welche durch Glühen des Bicarbonates gewonnen wird, während durch die
                              									äuſsere concentrische Röhre f unreine Kohlensäure von
                              									einem Kalkofen eintritt. Der ringförmige Raum zwischen Röhre f und g theilt sich nach rechts und links in
                              									zwei Röhren t (Fig. 15),
                              									von denen jede auf je einer Seite der Hauptscheidewand b durch die drei ersten Abtheilungen geht; die unreine Kohlensäure geht
                              									also erst in die vierte Abtheilung, während die reine von g aus in die erste Abtheilung tritt. Die innere Leitung durch den Zapfen
                              									ist auſserhalb des Cylinders gebogen und führt in einen Behälter F, wo das Bicarbonat sich absetzt und in welchen reine
                              									Kohlensäure eingeführt wird. Mit Hilfe eines hydraulischen Accumulators mit zwei
                              									senkrechten Cylindern P macht der Cylinder A in regelmäſsigen Zwischenräumen halbe Umdrehungen.
                              										An den Kolben dieser
                              									Cylinder ist je ein Seil o. dgl. befestigt, welches um je eine dem Absorptionsgefäſs
                              										A parallele Rolle H
                              									und um dieses selbst geht.
                           Die ammoniakalische Kochsalzlösung tritt nun durch den Cylinder D und Achse C in die
                              									letzte Abtheilung des Cylinders A und geht durch die
                              									Oeffnungen o aus einer Abtheilung in die andere, um
                              									schlieſslich mit dem suspendirten Bicarbonat durch den oberen Theil der Röhre g in den Behälter F zu
                              									flieſsen, während die Kohlensäure den entgegengesetzten Weg nimmt, so daſs die
                              									Flüssigkeit mit immer reicheren Gasen, schlieſslich mit reiner Kohlensäure
                              									zusammentrifft.
                           Das Glühen des Natriumbicarbonates
                              									soll nach einem ferneren Vorschlage von A. R. Pechiney
                              									(Englisches Patent Nr. 2099 vorn 24. Mai 1880) in einem Kohlensäurestrome
                              									geschehen.
                           W. Rube in Corbach, Waldeck (* D. R. P. Nr. 13430 vom
                                 									8. August 1880) empfiehlt einen ununterbrochen arbeitenden
                                 										Calcinirofen mit indirectem Feuer. Die auf dem Rost R (Fig. 16 bis
                              										18 Taf. 7) erzeugten Verbrennungsgase nehmen ihren Weg durch den
                              									Feuerraum m, heizen dadurch den gemauerten Boden x des unteren Calcinirraumes A, gelangen durch die aufsteigenden Kanäle e
                              										(Fig. 16) in den Feuerraum a, welcher durch
                              									guſseiserne Platten von den Calcinirräumen abgeschlossen ist, von denen die untere
                              									Platte an den Calcinirraum A, die obere an B die Wärme abgibt. In gleicher Weise werden die
                              									Feuergase durch die übrigen Kanäle n geleitet und
                              									entweichen durch c nach dem Schornstein.
                           Das Bicarbonat gelangt durch den Fülltrichter f in den
                              									obersten Calcinirraum D, wird hier durch die an der
                              									stehenden, unten gelagerten, durch Schneckengetriebe gedrehten Welle w befindlichen Arme mittels der Rührer s gewendet und vermöge der Stellung dieser Rührer
                              									gleichzeitig von dem Umfang des Raumes A nach der Mitte
                              									hin geschoben, so daſs es durch die Fallbüchse o in den
                              									Calcinirraum C hinabfällt. In diesem Räume stehen die
                              									Rührer s in entgegengesetztem Sinne und schieben das
                              									Material von der Mitte nach der äuſseren Fallbüchse o
                              									u.s.f., bis es vollständig calcinirt bei q den Apparat
                              									verläſst. Die beim Calciniren erzeugten Gase kann man durch den Stutzen g zur weiteren Verwendung abziehen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
