| Titel: | Nepilly's rauchverzehrende Locomotivfeuerung für Staubkohlen. | 
| Fundstelle: | Band 243, Jahrgang 1882, S. 283 | 
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                        Nepilly's rauchverzehrende Locomotivfeuerung für
                           								Staubkohlen.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 23.
                        Nepilly's rauchverzehrende Locomotivfeuerung für
                           								Staubkohlen.
                        
                     
                        
                           Die Dux-Bodenbacher Eisenbahnverwaltung hat kürzlich mit der von Maschinenmeister Nepilly in Saarbrücken (* D. R. P. Kl. 20 Nr. 12855 vom
                                 									22. Juli 1880 und Zusatz Nr. 15597 vom 23. April 1881) angegebenen Locomotivfeuerung
                              									für Staubkohlen eingehendere Versuchsfahrten angestellt, deren günstige Ergebnisse
                              									die nähere Beschreibung der Anlage gerechtfertigt erscheinen lassen. Die Einrichtung
                              									zur Rauch Verbrennung erinnert an die von Ramsbottom
                              									vor etwa 20 Jahren getroffene und stimmt im Principe mit der Tenbrink'schen
                              									Locomotivfeuerung (vgl. 1863 167 * 86. 1864 171 * 324) überein. Eigentümlich ist hier ein eigenartig
                              									geformtes Gewölbe und Zuführung von mehr oder minder erwärmter Luft, welche durch
                              									einen Stehrost zuströmt. (Vgl. auch 1879 233 267.) An der ungenügenden Dauer solcher
                              									Feuergewölbe sind bisher alle derartigen Einrichtungen gescheitert.
                           Nepilly's Locomotivfeuerung, in Fig. 16 und
                              										17 Taf. 23 dargestellt, besteht im Wesentlichen aus 3 Haupttheilen: einem
                              									mehrtheiligen Bündelrost von verschiedener Spaltbreite, welcher gegen die Rohrwand
                              									mit einem sogenannten Stehrost abgeschlossen und von einem Feuerschirm überragt
                              									wird.
                           Der mehrtheilige guſseiserne Bündelrost weist verschiedene Spaltweite auf. Der
                              									vordere, an der Feuerthür gelegene, am besten etwas geneigte und etwa ⅔ des ganzen
                              									Rostes betragende Theil hat 9mm Stegbreite und 3
                              									höchstens 4mm Spaltweite. Der hintere Theil hat
                              										8mm Stegbreite, dieselbe Spaltweite, liegt
                              									horizontal und kann durch einen einfachen, vom Führerstande aus bequem zu
                              									handhabenden Mechanismus herabgelassen oder geöffnet werden, um das bei Verwendung
                              									schlechter, an Schlacken und Schiefer reicher Kohle häufig erforderliche
                              									Ausschlacken auch während der Fahrt mit jedem Zuge leicht zu bewerkstelligen. Aus
                              									dem Aschenkasten können die Schlacken beim nächsten fahrplanmäſsigen Aufenthalte
                              									durch eine seitlich angebrachte Thür in wenigen Augenblicken leicht entfernt werden.
                              									Diese Einrichtung hat sich erfahrungsgemäſs nur dann als nothwendig herausgestellt,
                              									wenn die zu verwendende Kohle mehr als 12 Proc. Rückstände enthält. Bei allen
                              									anderen Kohlensorten, namentlich aber auch bei der böhmischen Braunkohle, ist der
                              									bewegliche Rost vollkommen überflüssig, wodurch die ganze Einrichtung etwa 50 Proc.
                              									billiger wird.
                           Zwischen dem hinteren Roste und der Rohrwand bleibt ein etwa 80mm breiter Raum frei, welcher durch einen Stehrost
                              									abgeschlossen wird. Oben lehnt sich dieser Stehrost mit einer kleinen Krümmung an
                              									die Rohrwand an. Derselbe hat so viel freie Oeffnung, daſs diese etwa den vierten
                              									Theil des Querschnittes der gesammten Siederohre beträgt.
                           Ein eigentümlich geformter, mit Querrippen versehener, aus Chamottesteinen gemauerter
                              									Feuerschirm mit genügender Oberfläche schlieſst unterhalb der Siederohre dicht an
                              									die Rohrwand an und läſst hinten unter der Feuerkistendecke nur einen Querschnitt
                              									frei, welcher nicht gröſser sein darf als der Gesammtquerschnitt der Siederohre.
                           Der Vorgang beim Betriebe der Feuerung ist nun der, daſs die frische, nur auf den
                              									vorderen, engspaltigen Theil des Rostes aufgebrachte Kohle hier verkokst, d.h. wegen
                              									der hier in geringerem Maſse zutretenden Luft allmählich ihre Gase abgibt. Während
                              									dieser Verkokung bewegt sich das Feuerungsmaterial wegen der Neigung dieses
                              									Rosttheiles allmählich nach vorn, bis es auf dem vorderen, horizontalen und
                              									weitspaltigen Roste anlangt, wo es wegen der von vorn, unten und oben reichlich
                              									hinzuströmenden Luft unter stärkster Glühhitze verbrennt. Die Luft, welche vorn an
                              									der Rohrwand einströmt, erhitzt sich über diesem Feuer sowohl, wie an dem glühenden
                              									Feuerschirme so stark, daſs sie, wie der Erfolg gelehrt hat, den sich auf dem
                              									schrägen Rosttheile entwickelnden Rauch vollständig verbrennt. Der Luftzutritt ist
                              									ein so reichlicher, daſs beispielsweise bei den nach preuſsischen Normalien gebauten
                              									Personenzugmaschinen der Durchmesser der Ausblasöffnung um 10mm vergröſsert werden konnte und gleichwohl die
                              									Dampfentwicklung auch bei den stärksten Leistungen der Locomotive eine ausreichende
                              									blieb. Die Erweiterung des Ausblasrohres bietet auſser der Vermeidung von
                              									Kraftverlust und dem freieren Gang der Maschine noch den Vortheil, daſs die kleinen
                              									Theile der Staubkohle bei der erheblich gemilderten Stoſswirkung des Blasrohres vom
                              									Roste nicht mehr so massenhaft hinweggerissen werden. Was gleichwohl noch
                              									aufwirbelt, wird vom Feuerschirm bezieh. von dessen Querrippen wieder aufgefangen
                              									und zurückgehalten, so daſs sowohl der Funkenauswurf, wie die Ablagerungen in der
                              									Rauchkammer beseitigt bezieh. sehr vermindert sind. Selbstverständlich kommen die
                              									Vortheile der Feuerung nicht zur vollen Geltung und kann von einer vollständigen
                              									Rauchverbrennung dann keine Rede sein, wenn aus Ungeschicklichkeit oder absichtlich
                              									unvernünftig hantirt wird. Das Hauptprincip der Einrichtung ist die Hinzuführung von
                              									so viel Luft zur Feuerung, wie zur vollständigen Verbrennung des ganzen
                              									Heizmaterials einschlieſslich Rauch erforderlich ist. Es folgt daraus, daſs vor
                              									allen Dingen nicht zu viel Kohlen auf einmal angefeuert werden dürfen, da auch bei
                              									dieser Rostconstruction die Luftzuführung ihre Grenzen hat und bei einer zu
                              									plötzlichen und massenhaften Rauchentwicklung zur vollständigen Verbrennung des
                              									Rauches nicht ausreicht. Es ist zu empfehlen, daſs das Auf feuern stets beim
                              									Abfahren von den Stationen erfolgt, so lange die Steuerung noch nicht auf die
                              									gewöhnliche Fahrtstellung zurückgenommen ist, so daſs durch den stärkeren Schlag und
                              									damit verbundenen stärkeren Luftzutritt der Rauch auch beim Auffeuern einer
                              									gröſseren Kohlenmenge vollständig verbrannt wird. Kurz vor dem Einlaufen in die
                              									Station oder gar während des Haltens vor dem Zuge aufzufeuern, ist ja ohnedies wohl
                              									bei allen Eisenbahnverwaltungen untersagt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
