| Titel: | Albert Pütsch's Draht-Glühofen für Gasbetrieb. | 
| Fundstelle: | Band 243, Jahrgang 1882, S. 318 | 
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                        Albert Pütsch's Draht-Glühofen für
                           								Gasbetrieb.
                        Mit einer Abbildung auf Tafel 27.
                        Pütsch's Draht-Glühofen für Gasbetrieb.
                        
                     
                        
                           Wenn schon die Gasfeuerung für Glühzwecke im Allgemeinen verhältniſsmäſsig wenig
                              									Eingang gefunden hat, so ist besonders in der Drahtfabrikation das Glühen mit Gas bis jetzt in ausgedehnterem Maſsstabe
                              									noch nicht durchgeführt worden und dürften somit einige Mittheilungen, welche Albert Pütsch in Berlin in Glaser's Annalen, 1882 S. 8 über eine von ihm ausgeführte gröſsere
                              									Anlage veröffentlicht, von gewissem Interesse sein. Die Anlage, welche auf dem Werk
                              									von Heinr. Kern und Comp. in Gleiwitz in Oberschlesien
                              									im Betrieb ist, dient zum Glühen von Eisendraht und besteht aus 10 Glühöfen, welche
                              									ihr Gas aus einer Batterie von 7 Generatoren erhalten. Das Brennmaterial ist
                              									Kleinkohle.
                           Wie aus dem Anlageplan in Fig. 16
                              									Taf. 27 ersichtlich, sind die Generatoren a auſserhalb
                              									des Glühraumes auf dem Hofe angelegt. Die gebildeten Gase treten zunächst in den groſsen
                              									gemeinschaftlichen Sammelkanal b und werden durch die
                              									Seitenkanäle c dem Ringkanal d zugeführt, von welchem sie in die eigentlichen Glühöfen e gelangen. Die Glühöfen, 10 an der Zahl, sind in einem
                              									Kreise aufgestellt, in dessen Mittelpunkt sich ein Drehkrahn f befindet, mit welchem die verschiedenen Arbeiten an den Oefen, Ein- und
                              									Ausheben der Töpfe, Abheben der Deckel u. dgl., vorgenommen werden. Die Oefen haben
                              									cylindrischen Querschnitt (vgl. Schnitt bei x). Die
                              									Gase treten unten in aus der Zeichnung nicht ersichtliche Brenner, woselbst die
                              									Vereinigung mit atmosphärischer Luft erfolgt. Die gebildeten Flammen umspülen die
                              									Glühtöpfe und verlassen den Ofen oben durch ein im Deckel angebrachtes eisernes Rohr
                              										g, um in den Schornsteinkanal h zu gelangen. (Oertliche Verhältnisse haben die
                              									Benutzung von 4 vorhandenen kleineren Schornsteinen verlangt, so daſs also, wie aus
                              									der Zeichnung zu entnehmen, die 10 Oefen in 4 Gruppen, zwei zu je 3 Oefen und zwei
                              									zu je 2 derselben, getheilt sind, welche jede mit einem Schornstein i in Verbindung gesetzt ist.)
                           Zur Regulirung des Gases, der Luft sowie des Schornsteinzuges sind selbstredend
                              									besondere Vorrichtungen vorhanden. Sämmtliche Deckel, sowie die Verbindungen
                              									derselben mit den Schornsteinkanälen sind zur leichteren Beweglichkeit in
                              									Sandverschlüssen gedichtet.
                           Die Bedienung der Oefen selbst hat sich als eine sehr bequeme herausgestellt; ebenso
                              									sind die Betriebsresultate günstig zu nennen: Geglüht wurden in 12 Stunden 20 Töpfe,
                              									von welchen jeder durchschnittlich mit 1250k
                              									Eisendraht besetzt war, so daſs die Production während der genannten Zeit 25000k geglühte Drahtwaare betrug. Zum Glühen selbst
                              									wurden in sämmtlichen 7 Generatoren 2730k
                              									Steinkohlen verwendet; es wurden also 100k Draht
                              									mit 11k Steinkohlen geglüht. Da der Preis der
                              									verfeuerten Kohle sich auf 47 Pf. für 100k stellt,
                              									so kostete das Glühen von 100k Draht 5,1 Pf.
                           Die Anlage ist seit fast einem Jahre in Betrieb und zeigt bezüglich der Haltbarkeit
                              									der Glühtöpfe sehr günstige Resultate, welche auf die Abwesenheit einer jeden
                              									Stichflamme zurückzuführen sind. Das System eignet sich für Torf, Holz und
                              									Braunkohle ebenso gut wie für Steinkohlen; es sind alsdann nur die Generatoren dem
                              									Brennmaterial entsprechend zu construiren. Da die Generatoren in den meisten Fällen
                              									stets auſserhalb des Glühraumes auf dem Fabrikhofe Platz finden werden, so ist eine
                              									Umänderung einer bestehenden, mit directer Feuerung versehenen Anlage auf Gasbetrieb
                              									ziemlich einfach um so mehr, als durch Beseitigung des Rostes und des Aschenfalles
                              									vorhandener Oefen genügend Raum gewonnen wird, um den Gasbrenner anzubringen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
