| Titel: | Kley'sche Wasserhaltungsmaschine in Ostrau. | 
| Autor: | Gustav Schmidt | 
| Fundstelle: | Band 243, Jahrgang 1882, S. 349 | 
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                        Kley'sche Wasserhaltungsmaschine in
                           								Ostrau.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 28.
                        Kley'sche Wasserhaltungsmaschine.
                        
                     
                        
                           Im Anschlusse an die Besprechung der Kley'schen
                              									Maschinen mit unterbrochener Drehung (vgl. 1881 242 1) entnehmen wir der Oesterreichischen
                                       												Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1882 S. 15
                              									die Zeichnung Taf. 28 einer solchen am Heinrichschacht der Kaiser Ferdinand-Nordbahn in Mährisch-Ostrau aufgestellten Maschine, über
                              									welche Oberingenieur Rudolf Sauer a. a. O. eingehend
                              									berichtet.
                           Die Maschine ist bestimmt, 2cbm Wasser in der
                              									Minute aus 200m Tiefe bei 8 Umdrehungen zu heben,
                              									so daſs also die effective Maximalleistung 89e
                              									beträgt; sie wurde von der Fürstlich Salm'schen
                              									Maschinenfabrik zu Blansko nach den Angaben von Civilingenieur Karl Kley in Bonn sorgfältig ausgeführt, erhielt ein
                              									Gesammtgewicht von 73247k und stand zur Zeit des
                              									Berichtes 6 Monate in anstandslosem Betriebe, wozu Referent bemerkt, daſs die
                              									Dampfkessel auch eine Fördermaschine bedienen und daher die Wasserhaltungsmaschine
                              									stark wechselnder Dampfspannung ausgesetzt ist, weshalb die fortgesetzte Drehung mit
                              									unterbrochener Drehung und mit Oscillation häufig wechselt.
                           Die vorliegende doppelt wirkende Maschine ist eincylindrig, von 1m Durchmesser und 1m,9 Hub; am Balancierende auf der Schachtseite hängt das Pumpengestänge
                              										A (Fig. 1), auf
                              									der anderen Seite im gleichen Hebelarm steht der Dampfcylinder O, während am doppelten Hebelarm die Schubstange des
                              									Schwungrades angebracht ist. Dazwischen befindet sich das Gegengewicht G und auf der Schachtseite ist die Luftpumpe D angehängt.
                           Auſserhalb des vorderen Balancierlagers befindet sich der Hebel B, welcher mittels Gelenk den Hilfsbalancier C bethätigt, an welchem die Steuerstange hängt. Es ist
                              									nur ein Katarakt k (Fig. 3)
                              									vorhanden, welcher während des Gestängeniederganges (d. i. beim negativen Gang),
                              									also bei dem Kolbenaufgang durch die nächst der Kataraktstange s liegende Knagge z von
                              									der Steuerstange a aufgezogen wird, bei dem hierauf
                              									folgenden Gestängeaufgang und Kolbenniedergang (positivem Gang) und während der
                              									tiefsten Stillstandslage des Maschinenkolbens spielt und bei dem Sinken von s den Bolzen p mitnimmt,
                              									welcher am Ende des Kataraktspieles dem Hebel l an der
                              									Steuerwelle b, der bei geschlossenen Ventilen sich
                              									in horizontaler Lage befindet, einen Anstoſs nach abwärts gibt; dadurch wird die
                              									Steuerwelle ein wenig gedreht und durch Vermittlung der Feder f, die mittels Gelenk auf einen Hebel h am Ende der Welle wirkt, rasch in die eine äuſserste
                              									Stellung gebracht, wobei der Hebel l nach abwärts
                              									schnellt, sich daher von dem Bolzen p, welcher ihm den
                              									Anstoſs ertheilte, trennt, wie es die Zeichnung darstellt. Bei der Drehung der
                              									Steuerwelle drehen sich die beiden doppelarmigen Hebel d mit, welche mittels in Gabeln gehender Bolzen die vier Hebeln e beeinflussen. In der Skizze Fig. 4 sind
                              									von den beiden doppelarmigen Hebeln dd1 oder XYZ und X'YZ' in Fig. 5 nur
                              									jene beiden Arme XY und X'Y dargestellt, welche eben wirksam sind, nämlich der obere in Fig.
                                 										3 rechts befindliche, welcher die Stange t
                              									herabzieht und dadurch das obere Auslaſsventil w1 öffnet, und der untere in Fig. 3 links
                              									dargestellte, welcher gleichzeitig die Eröffnung des unteren Einlaſsventiles v bewirkt. Die anderen beiden Arme der Doppelhebel,
                              									nämlich in Fig. 5
                              									YZ' zum unteren Auslaſsventil w und YZ zum oberen Einlaſsventil v1 gehörig, sind gegen
                              									die eben wirkenden Arme X'Y und XY unter einem Winkel von weniger als 180° gestellt, so daſs der von ihrem
                              									Bolzen auf und ab beschriebene Sinus versus sehr klein
                              									ist und auf die Stellung des geschlossenen oberen Einlaſs- und unteren
                              									Auslaſsventiles ohne Einfluſs bleibt.
                           Es erfolgt nun der Aufgang des Kolbens und Niedergang des Gestänges (der negative
                              									Gang), während welchen der vorhandene negative Katarakt aufgezogen wird und der
                              									positive Katarakt spielen würde, wenn er vorhanden wäre. Dieser müſste nach
                              									Vollendung des negativen Ganges die positive Pause bewirken, welche den positiven
                              									Gang einleitet. Eine solche positive Pause gibt es hier nicht, sondern die aufwärts
                              									gehende Steuerstange a wirkt nach ⅓ des Hubes mittels
                              									der in Fig. 4 punktirt gezeichneten Knagge g' auf
                              									den Streichhebel c1 und
                              									gleitet dann an demselben weiter, während die Steuerwelle eine solche Drehung
                              									erfahren hat, daſs der Hebel h sammt Gelenk in die
                              									verticale Stellung kommt, wobei die Ventile v unten und
                              										w1 oben geschlossen
                              									werden und ein mit l paralleler Hebel l1 in horizontale Lage
                              									kommt. Im letzten Stadium der Bewegung stöſst die Rolle r am Steuerbaum a an den Hebelt, ertheilt
                              									demselben einen Impuls nach oben, die Feder f schnellt
                              									den Hebel h nach der anderen Seite und ertheilt hierbei
                              									den dargestellten Hebeln d den unwirksamen Theil ihrer
                              									Bewegung, während die nicht dargestellten anderen Hebelarme den wirksamen Theil der
                              									Bewegung zurücklegen und hierbei das obere Einlaſsventil v1 und untere Auslaſsventil w eröffnen. Bei dem nun folgenden Kolbenniedergang
                              									werden die Ventile v1
                              									und w durch die Knagge g,
                              									welche auf den Streichhebel o wirkt, geschlossen und
                              									hierdurch l in horizontale Lage gebracht, bis der
                              									Bolzen p den Impuls nach abwärts gibt.
                           Gleichzeitig mit der Eröffnung und dem Schluſs der Ventile v
                              									und w1 oder v1 und w erfolgt auch Eröffnung und Schluſs des
                              									Einspritzventil es, zu welchem Behufe am zweiten Ende der Welle b ein Hebel m vorhanden
                              									ist, welcher bei der Drehung der Steuerwelle mittels Stange o auf die Welle W (Fig. 1 und
                              										2) wirkt, die das Einspritzventil bethätigt.
                           Durch diesen sinnreichen Mechanismus reicht eine einzige Steuerwelle für alle vier
                              									Ventile hin. Allerdings erfolgt hierdurch bei ⅓ Hub nicht nur Beginn der Expansion,
                              									sondern zugleich auch Beginn der Compression. Da aber der Vorderdampf nur
                              									Vacuumsspannung besitzt und in der ersten Compressionsperiode bis nach halbem Hub
                              									keine Steigerung der Vorderdampfspannung eintreten kann, weil sich der comprimirte
                              									Dampf sofort an den durch den Auspuff in den Condensator abgekühlten
                              									Cylinderwandungen wieder theilweise condensirt, so erreicht die Compressionsspannung
                              									doch nicht mehr als 1at,5 Ueberdruck gegenüber
                              										0at,5 Ueberdruck am Ende der Expansion, so
                              									daſs der die bewegten Massen auffangende Dampfpolster 1at Ueberdruck besitzt, sowohl beim Niedergang des Gestänges, wie beim
                              									Niedergang des Gegengewichtes, wie das Diagramm in Fig. 6
                              									zeigt. Hierdurch wird die für den Pumpenventilschluſs nöthige Ermäſsigung der
                              									Geschwindigkeit erzielt.
                           Ist die Tourenzahl nur 6 oder weniger, so wird durch diesen Dampfpolster das
                              									Schwungrad zum Stillstand gebracht, wenn der Kolben nahe in die tiefste Lage kommt;
                              									die Kurbel bleibt kurz vor ihrer unteren todten Lage stehen, der vorhandene Katarakt
                              									spielt und leitet den folgenden negativen Gang ein.
                           Würde die Dampfspannung plötzlich so groſs, daſs die Kurbel ihre unterste Lage rasch
                              									überschreitet, so würde die wieder aufwärts gehende Steuerstange mit der Knagge z sofort den Katarakt auffangen und wieder aufziehen;
                              									der Bolzen p käme mit dem horizontalen Hebel l gar nicht in Berührung; dieser bleibt dann horizontal
                              									und das untere Einlaſsventil geschlossen, daher das Schwungrad wegen mangelnden
                              									Antriebes in kürzester Zeit stehen bleibt, weil es ohne Mitwirkung des Dampfes das
                              									Gegengewicht heben muſs.
                           Im Heinrichschachte sind 5 Pumpensätze im Betriebe: die oberen drei bis 200m Tiefe sind Drucksätze, die unteren beiden auf
                              									weitere 60m Tiefe sind Hubsätze. Der unterste
                              									Drucksatz saugt aus einem Sumpf, die beiden oberen erhalten das Wasser aus den
                              									Uebersteigrohren der unteren Pumpen. Die Drucksätze sind auf Eisenträgern fundirt,
                              									haben beide Ventilkästen unmittelbar über dem Satzfuſs und am obersten Ende des
                              									Pumpencylinders ist ein Luftventil mit Windkessel angebracht, der mit dem Steigrohr
                              									verbunden ist. Die Ventilsitze sind conisch in den Ventilkasten eingesetzt und
                              									werden durch den die Klappenventile aufnehmenden diametralen Steg festgehalten.
                              									Saug- und Druckrohre haben einen Querschnitt gleich jenem des Plungers.
                           
                           Die Pumpengestänge sind nach Fig. 7 aus
                              									Winkeleisen zusammengesetzt und nur auf Zug beansprucht, da die nöthigen
                              									Belastungsgewichte unmittelbar über den Plungern angebracht sind. Die conischen
                              									Schrauben und Nieten wechseln bei den 9m von
                              									einander entfernten Stöſsen, an welchen die Verbindung der Winkeleisen durch 2m,5 lange Platten mit conisch abgedrehten
                              									Schrauben erfolgt. Die Belastung ist für jeden Pumpensatz um 30 Proc. gröſser, als
                              									dem Wasserdruck entspricht, indem 10 Proc. auf Reibung und 20 Proc. auf
                              									Beschleunigung gerechnet werden. Hiermit ergibt sich die Gesammtbelastung für den
                              									untersten Drucksatz mit 11600k, für den mittleren
                              										9900k, für den obersten 10900k und wurde nach diesen Lasten der
                              									Gestängequerschnitt bestimmt unter Voraussetzung einer Anspruchnahme von bezieh.
                              									400, 450 und 500k für 1qc, woraus sich die Schenkellänge der Winkeleisen
                              									mit 80, 100 und 105mm bei 12, 12 und 14mm Stärke ergab.
                           Die zur Belastung dienenden Krummfüſse sind nach Fig. 8
                              									construirt und durch abgedrehte Schrauben mit dem Gestänge verbunden. Fig.
                                 										9 und 10 zeigen
                              									die Wiedervereinigung des gegabelten Gestänges. An die Krummfüſse sind noch
                              									Eisenstücke zur Belastung befestigt. Der Krummfuſs ist durch ein Zwischenstück mit
                              									dem Plunger verschraubt, dessen Durchmesser bei allen drei Sätzen 395mm beträgt. Zum Zwecke der Gestängeführung wurden
                              									die 4 Winkel der Winkeleisen mit Holz ausgefüttert und an diese Hölzer die
                              									Führungsbretter angebracht. Jedes Gestängestück von 9m Länge erhielt eine Führung, das oberste Gestängestück jedoch im
                              									Anschlüsse an das Balanciergelenk eine solide Eisenführung. Der Krummfuſs des
                              									untersten Drucksatzes erhielt beiderseits Bolzen eingesetzt, an welche das 40mm starke schmiedeiserne Rundgestänge der beiden
                              									Saugsätze angehängt ist, welche 200mm
                              									Kolbendurchmesser haben.
                           Ist endlich G1 das auf
                              									das Gestänge reducirte Gegengewicht, G das
                              									Gestängegewicht, Wn der
                              									Wasserdruck beim Gestängeniedergang, P die nothwendige
                              										BeschleunigungsüberwuchtOberingenieur Sauer hat nach Kley's Vorschrift bei Berechnung des
                                    											Gegengewichtes den Betrag P nicht in Rechnung
                                    											gebracht, welchen ich geglaubt habe, berücksichtigen zu sollen.G. S., Wα der Zug der
                              									anzuhebenden Wassersäulen beim Gestängeaufgang, so folgt aus:
                           
                              G-G_1+W_a=W_n-(G-G_1)+P,
                              
                           G-G_1=\frac{W_n-W_a+P}{2}, also
                              										G_1=G-\frac{W_n-W_a+P}{2}
                           wofür an dem 1,5fachen Hebelarm ⅔ G1 genügt, welcher Werth sich wegen des
                              									ungleicharmigen Balancier und der daran hängenden Lasten weiter reducirt auf
                              										10500k bei G =
                              										37300k.
                           Die Kley'sche Maschine hat nur einen ebenbürtigen
                              									Concurrenten, d. i. die
                              									unterirdische MaschineHierzu bemerkt Hr. Civilingenieur Kley, daſs er
                                    											von den unterirdischen Maschinen keine so günstige Meinung habe.
                                    												„Abgesehen davon, daſs durch viele Versuche festgestellt ist, daſs
                                       												der Dampfverlust durch Abkühlung in den Zuleitungen bei kleinen
                                       												Maschinen 50 Proc., bei mittleren 40 Proc., bei groſsen und voll
                                       												belasteten Maschinen 30 bis 20 Proc. beträgt, so ist die Unterhaltung
                                       												der finster und feucht liegenden Maschinen so schwierig und theuer, daſs
                                       												die Betriebssicherheit sehr schnell abnimmt. Dasselbe findet mit der
                                       												vielleicht anfangs festgestellten ökonomischen Wirkung statt. In den
                                       												Maschinenräumen entwickelt sich eine Hitze, welche nur durch starke
                                       												Gebläse so gemäſsigt werden kann, daſs die Maschinisten es aushalten.
                                       												Wer je einmal Diagramme an einer solchen Maschine genommen hat, kann von
                                       												vielen Schweifs tropfen erzählen. Der gröſste Uebelstand, welchen
                                       												unterirdische Dampfmaschinen im Gefolge haben, ist aber der, daſs alles
                                       												Holz in der Nähe durch die warme Feuchtigkeit so schnell fault, daſs die
                                       												Mehrkosten der Unterhaltung desselben allein den ganzen etwaigen
                                       												Vortheil aufwiegen. Der Verschleiſs der unterirdischen Maschinen selbst,
                                       												welche schnell arbeiten, ist so stark, daſs man an vielen Orten sich zur
                                       												Anlage von Reserven zu diesen Reservemaschinen entschlossen hat. Von der
                                       												Gefahr, welche durch das Platzen eines Dampfrohres in der
                                       												Maschinenkammer für die Mannschaft entstehen kann, hat Schlesien
                                       												schreckliche Beispiele geliefert. Meiner Ansicht nach sollte man
                                       												unterirdische Dampfmaschinen nur da anwenden, wo keine über Tag stehende
                                       												mehr möglich ist.“, deren Anlage wegen Wegfall des
                              									Gestänges und deshalb zulässiger Maximaltourenzahl = 60 bis 90 billiger und, wenn
                              									sie als Compoundmaschine ausgeführt ist, trotz dem Dampfverluste in der Leitung auch
                              									ökonomisch arbeitet. Sie ist jedoch der Gefahr des Ersaufens ausgesetzt.
                           Gustav
                                 										Schmidt.
                           
                        
                     
                  
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