| Titel: | Ueber Neuerungen im Eisenhüttenwesen. | 
| Fundstelle: | Band 243, Jahrgang 1882, S. 398 | 
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                        Ueber Neuerungen im Eisenhüttenwesen.
                        Patentklasse 18. Mit Abbildungen im Text und auf
                           									Tafel 33.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 121 Bd.
                           								242.)
                        Ueber Neuerungen im Eisenhüttenwesen.
                        
                     
                        
                           Auf der Herbstversammlung des Iron and
                                 										Steel Institute (vgl. Engineer, 1881 Bd. 52 *
                              									S. 271 ff.) sprach W. D. Allen aus Sheffield über eine
                              									beim Bessemern benutzte mechanische Vorrichtung, um eine
                                 										innige Mischung des in die Gieſspfanne ausgegossenen Metalles mit dem
                                 										Spiegeleisen oder dem Ferromangan zu erzielen. Der Apparat besteht aus
                              									einer verticalen Welle, welche an einer passenden Stelle der Gieſsgrube in zwei
                              									Wandlagern gelagert ist und mittels Kegelräder a von
                              									irgend einem Motor aus in Umdrehung versetzt werden kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 243, S. 398
                              
                           In den unteren Theil des Wellenschaftes wird ein Bolzen
                              									eingesetzt, dessen unteres Ende zwei schraubenförmig gebogene Flügel von etwa 630mm Länge, 130mm
                              									Höhe und 12mm Dicke trägt. Befindet sich das
                              									Metallgemisch in der Gieſspfanne, so dreht man diese unter den Apparat, hebt sie,
                              									bis der Bolzen und die Flügel unter der Schlackendecke in das Metallbad eintauchen,
                              									und versetzt die Welle in Umdrehung. Bolzen und Flügel sind mit feuerfestem Thon
                              									umkleidet und dann geschwärzt. Während der Drehung kann man behufs vollständigerer
                              									Erreichung des Zweckes die Gieſspfanne auf- und absteigen lassen. Bei diesem Vorgang
                              									werden groſse Mengen theils mechanisch eingeschlossenen, theils durch die innigere Mischung des
                              									Spiegeleisens bezieh. Ferromangans mit dem Bessemermetall neu erzeugten Gases frei.
                              									Die aus dem so behandelten Metall gegossenen Blöcke sind vollkommen gesund, ohne
                              									Blasen, und geht das Gieſsen ebenso ruhig wie das von Tiegelguſsstahl von statten.
                              									In den Werken der Henry Bessemer Company in Sheffield
                              									ist ein solcher Apparat schon seit 3 Jahren in Thätigkeit. – Kupelwieser's Vortrag ist bereits S. 42 d. Bd. wiedergegeben.
                           In einem auf derselben Versammlung von S.
                                 										G. Thomas und Gilchrist gehaltenen Vortrage
                              									wurde darauf aufmerksam gemacht, daſs beim basischen
                                 										Proceſs das Ausbringen für jedes Birnenfutter geringer ist als beim sauren
                              									Verfahren und daſs in Folge dessen Einrichtungen zum öfteren und leichteren
                              									Auswechseln der Birnen getroffen werden müssen, daſs jedoch eine Vergröſserung der
                              									Dampfkessel-, Gebläsemaschinen- und der Krahn-Anlagen beim Arbeiten mit basischem
                              									Futter nicht nothwendig ist. In Deutschland macht je eine von zwei mit 3 Birnen
                              									versehenen Gieſsgruben in 24 Stunden 24 und mehr Hitzen. In einer nach dem
                              									Holley'schen System gebauten Anlage (vgl. 1881 239 * 132) mit 2 Birnen würde die
                              									Zahl der Hitzen auf 50 steigen können. Es hängt dies von der Dauer des Futters ab.
                              									Groſse Ausbesserungen am Futter müssen jetzt nach 35 bis 90, durchschnittlich nach
                              									56 Hitzen vorgenommen werden. Richards bessert die
                              									Birnen mittels eines flüssigen Gemisches von Kalkstein mit Theer aus, ohne erstere
                              									abzukühlen. Man ist dadurch im Stande, ein ganz abgenutztes Futter in 15 Stunden
                              									wieder herzustellen. Die basischen Böden halten gewöhnlich wie die sauren 14 Hitzen
                              									aus; besondere Düsen werden nicht eingesetzt, sondern der Boden um Stahlstäbe
                              									gestampft. Im Durchschnitt braucht man auf 1t
                              									Stahl etwas weniger als 50k feuerfestes Material.
                              									Diesem steht ein Verbrauch von 30k an Ganister und
                              									Düsen beim sauren Proceſs gegenüber. Der Aufwand an Kohle für 1t feuerfesten Materials
                              									beträgt beim basischen Verfahren 850k bis 3t,5. Auf einigen Werken, wo das Material im
                              									Cupolofen gebrannt wurde, brauchte man 750 bis 1050k Kokes für 1t feuerfesten Materials.
                              									Bei guten Ofenconstructionen scheinen jedoch 1200k
                              									Kohlen oder 800k Kokes zu genügen. Die Kosten des
                              									basischen Materials belaufen sich je nach der Gegend auf 20 bis 27 M. für 1t, eingerechnet den Theer, auf 1,50 M. für 1t fertigen Stahles. An Zuschlagskalk braucht man
                              									im Durchschnitt 13,5 bis 17,5 Procent des Roheisens oder 150k für 1t Stahl.
                              									Die Schlacke kann man als Zuschlagsmaterial beim Hochofen verwerthen und ersetzt sie
                              									wegen ihres Eisen-, Mangan-, Kalk-, Magnesia- und Phosphorgehaltes mehr als eine
                              									gleiche Menge Kalkstein. Der Abbrand beträgt im Durchschnitt 15 gegen 12 Proc. beim
                              									sauren Verfahren. Die Dauer des Blasens einschlieſslich Nachblasen beträgt 13 bis 25, im
                              									Durchschnitt 18 Minuten. In den meisten Werken wird weiſses Roheisen verblasen. Richards in Eston jedoch benutzt weiſses, graues und
                              									verschiedentlich halbirtes Roheisen. Zu Creusot und in Eston wird das Eisen direct
                              									vom Hochofen genommen.
                           Einige interessante Angaben über die Homogenität von Stahlblöcken gab G. J. Snelus
                              									aus Workington (vgl. Engineering, 1881 Bd. 32 S. 397).
                              									Angeregt durch frühere Versuche von Stubbs, nach
                              									welchen in sich abkühlenden Stahlblöcken Kohlenstoff, Schwefel und Phosphor sich in
                              									dem am längsten flüssig bleibenden Kerne des Guſsblockes ansammeln, stellte Snelus einen Stahlblock von 2m,130 Höhe und 470mm Seitenlänge her. Derselbe bestand aus absichtlich gröſsere Mengen
                              									Unreinigkeiten enthaltendem Bessemerstahl und wurde in der Sandform einem fast
                              									48stündigen Erkalten überlassen. Sodann wurde eine Scheibe 535mm vom Kopfe und eine andere 110mm vom Boden abgeschnitten. Während erstere ein
                              									vollständig blasiges Aussehen hatte, war letztere vollkommen dicht. Von beiden
                              									Stücken genommene Bohrproben hatten folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Kopf
                                 Boden
                                 
                              
                                 Eisen
                                 98,304
                                 99,038
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 Graphitchemisch gebund
                                 0,760
                                 0,350
                                 
                              
                                 Silicium
                                 Spur
                                 Spur
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 0,187
                                 0,044
                                 
                              
                                 Phosphor
                                 0,191
                                 0,044
                                 
                              
                                 Mangan
                                 0,558
                                 0,514
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,000.
                                 99,990.
                                 
                              
                           Die Richtigkeit dieser Analysen wurde durch eine Wiederholung derselben von zwei
                              									verschiedenen Personen bestätigt. Es wurden sodann von jeder Scheibe 6 Bohrproben
                              									genommen, welche auf einer Linie von einer Ecke bis zum Centrum des Metallblockes
                              									neben einander lagen. Diese Proben zeigten folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Nr.
                                 
                                    Kopf
                                    
                                 Nr.
                                 
                                    Boden
                                    
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 Schwefel
                                 Phosphor
                                 Kohlenstoff
                                 Schwefel
                                 Phosphor
                                 
                              
                                 1
                                 0,44
                                 0,032
                                 0,044
                                 1
                                 0,44
                                 0,048
                                 0,060
                                 
                              
                                 2
                                 0,54
                                 0,048
                                 0,060
                                 2
                                 0,42
                                 0,056
                                 0,062
                                 
                              
                                 3
                                 0,57
                                 0,080
                                 0,086
                                 3
                                 0,41
                                 0,048
                                 0,054
                                 
                              
                                 4
                                 0,61
                                 0,096
                                 0,097
                                 4
                                 0,40
                                 0,048
                                 0,054
                                 
                              
                                 5
                                 0,68
                                 0,120
                                 0,111
                                 5
                                 0,38
                                 0,048
                                 0,058
                                 
                              
                                 6
                                 0,77
                                 0,187
                                 0,142
                                 6
                                 0,37
                                 0,044
                                 0,052
                                 
                              
                           Die Probe 6 wurde der Mitte des Guſsblockes entnommen.
                           Bei schnell erkaltenden, z.B. in Eisenformen gegossenen Blöcken ist natürlich die
                              									Zusammensetzung der Schichten nicht so verschieden.
                           Von einem Siemens-Martin-Guſsblock, für die Blechfabrikation bestimmt, 1m,065 hoch, mit 535mm bezieh. 431mm Seitenlänge am Kopf und
                              										560mm bezieh. 458mm Seitenlänge am Fuſse, wurden 2 Scheiben geschnitten, die eine 260mm vom Boden, die andere 110mm vom Kopf. Die Bohrproben hatten folgende
                              									Zusammensetzung:
                           
                           
                              
                                 
                                 
                                 Kopf
                                 Boden
                                 
                              
                                 Eisen
                                 99,324
                                 99,356
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 Graphitchemisch gebund
                                 0,210
                                 0,190
                                 
                              
                                 Silicium
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 0,056
                                 0,044
                                 
                              
                                 Phosphor
                                 0,068
                                 0,050
                                 
                              
                                 Mangan
                                 0,342
                                 0,360
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,000.
                                 100,000.
                                 
                              
                           Ein gewöhnlicher Bessemerschienenblock von 1m,26 Höhe und 295mm bezieh. 350mm Seitenlänge am Kopf
                              									bezieh. Boden, aus welchem 320mm von ersterem und
                              										90mm von letzterem 2 Scheiben geschnitten
                              									waren, zeigte folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Kopf
                                 Boden
                                 
                              
                                 Eisen
                                 98,723
                                 98,759
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 Graphitchemisch gebund
                                 0,420
                                 0,420
                                 
                              
                                 Silicium
                                 Spuren
                                 Spuren
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 0,046
                                 0,039
                                 
                              
                                 Phosphor
                                 0,056
                                 0,044
                                 
                              
                                 Mangan
                                 0,755
                                 0,738
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,000.
                                 100,000.
                                 
                              
                           Man sieht aus den beiden letzten Analysen, daſs die
                              									Verschiedenheiten in der Zusammensetzung der einzelnen Partien von kleineren und
                              									schnell abgekühlten Guſsblöcken nicht so groſs sind, als daſs dadurch auch
                              									wesentliche Unterschiede in den physikalischen Eigenschaften herbeigeführt werden
                              									könnten. Bei groſsen Guſsblöcken sind diese Thatsachen aber sehr wohl in Rechnung zu
                              									ziehen und können darauf leicht bis jetzt unerklärliche plötzliche Brüche von
                              									Stahlconstructionen zurückgeführt werden. So besaſs z.B. die Bodenprobe des ersten
                              									groſsen Metallblockes, nachdem sie zu einer Stange ausgeschmiedet worden, eine
                              									Tragfähigkeit von 7231k für 1qc, die Kopfprobe dagegen nur eine solche von
                              										5240k. Dabei sei noch erwähnt, daſs sich die
                              									obere Scheibe nur schwer, die untere dagegen sehr leicht schneiden lieſs.
                           Die Eggertz'sche Kohlenstoffprobe,
                              									wie man sie gegenwärtig in Bessemerwerken allgemein anwendet, erweist sich, wie man
                              									neuerdings oftmals zu bemerken Gelegenheit hatte und wie im Engineering and Mining Journal, 1881 Bd. 32 S. 168 näher ausgeführt ist,
                              									als nicht genau, wenn der zu untersuchende Stahl gehärtet ist. So wurde z.B. der
                              									Kohlenstoffgehalt eines Stahles mittels der Eggertz'schen Methode vor dem Härten auf
                              									0,8 Proc. bestimmt, dagegen nach dem Härten auf nur 0,55 Proc. Nach dem Tempern wies
                              									die Farbe der Lösung wieder auf einen Gehalt von 0,8 Proc. Die Gegenwart von Mangan
                              									scheint die Richtigkeit der Probe nicht zu beeinfluſsen, so daſs man sie sogar zum
                              									Bestimmen des Kohlenstoffes im Ferromangan benutzen kann.
                           Die Gegenwart von Phosphor, Schwefel und Kupfer, allein oder in Verein mit Mangan,
                              									wirkt ebenfalls auf die Richtigkeit der Probe nicht störend ein. Dasselbe ist der
                              									Fall mit Silicium, Nickel und Vanadium. Chrom gibt der Lösung eine graublaue Färbung,
                              									welche erst nach starker Verdünnung verschwindet. Aehnlich wirkt Kobalt. Statt die
                              									Musterproben aus einer Lösung von Zucker in Alkohol herzustellen, verwendet Eggertz für dieselben die Chloride von Eisen, Kobalt
                              									und Nickel (vgl. Wagner's Jahresbericht, 1881 S. 8). Man kann auf diese Weise röthlich, grünlich und
                              									bräunlich gefärbte Lösungen erhalten. Indem man neutrale Chloride benutzte und 1,5
                              									Proc. Salzsäure haltiges Wasser bei Eisenchlorid, 0,5 Proc. Salzsäure haltiges
                              									Wasser bei den beiden anderen Chloriden zusetzte, erhielt man Lösungen, welche 0g,01 Metall in 1cc enthielten. 8cc der Eisenlösung
                              									wurden sodann mit 6cc Kobalt- und 3cc Nickellösung unter Hinzufügung von 0,5 Proc.
                              									Salzsäure haltigem Wasser gemischt und wurde so eine künstliche, unveränderliche
                              									Musterprobe hergestellt, welche dieselbe Färbung hatte wie eine Eisenlösung, von
                              									welcher 1cc 0,1 Proc. Kohlenstoff enthält.
                           Ramdohr, Blumenthal und Comp. in Halle a. S. lieſsen
                              									sich ein neues Verfahren zur Herstellung von basischem
                                 										Ofenfuttermaterial (D. R. P. Nr. 16271 vom 1. März 1881) patentiren,
                              									welches in fertig gebranntem Zustande nur aus Magnesia besteht. Die Herstellung des
                              									Materials geschieht durch innige Mischung von bei sehr hoher Temperatur und bei 300
                              									bis 400° gebrannter Magnesia mit Eisenoxyd und einer Chlormagnesiumlösung. Die Menge
                              									der wenig gebrannten Magnesia beträgt ⅙ bis ⅕ der ganzen Mischung, während für die
                              									Lösung eine Concentration von etwa 30° B. am passendsten gehalten wird. Letztere
                              									dient nur dazu, der Mischung die nöthige Plasticität zu geben, während das Eisenoxyd
                              									beim späteren Brennen der Masse das Chlor als Eisenchlorid austreiben soll. Die
                              									festen Körper werden vor der Mischung fein pulverisirt, dann mit der Lösung
                              									angemacht, um als fertige Masse zum Ausstampfen von Oefen oder, unter vorheriger
                              									starker Zusammenpressung, zum Formen von Düsen, Steinen, Retorten u.s.w., welche
                              									nach der Erhärtung in stärkster Weiſsglut gebrannt werden, verwendet zu werden.
                           Das Patent von Franz Melaun in
                              									Königshütte (* D. R. P. Nr. 15761 vom 24. Februar 1881) bezieht sich auf eine Einrichtung der Bessemerbirnen, um während des
                              									Betriebes einen schadhaften Boden auswechseln zu können, ohne die Birne von innen
                              									abkühlen zu müssen (vgl. 1881 240 * 305). Zu diesem Zwecke ist der Birnenmantel bei
                              										c (Fig. 11
                              									Taf. 33) fast auf seinem ganzen Umfange durchbrochen und ist hier zwischen dem
                              									oberen und unteren Futter a bezieh. b eine Fuge gelassen. Der innere Durchmesser des
                              									Futters b ist bedeutend gröſser als der des oberen, so
                              									daſs der cylindrische Boden in einer horizontalen Ebene mit a zusammenstöſst. Der Boden wird durch den mit dem Mantel fest verbundenen
                              									Windkasten in die Birne eingepreſst und kann man ihn, um dabei eine Deformation des
                              									oberen Theiles zu vermeiden, mit einer leichten Blechhülle umgeben (vgl. 1881 242 128).
                              									Nachdem der Boden in gewöhnlicher Weise im Windkasten befestigt ist, wird die Fuge
                              										c mit Façonsteinen von auſsen sorgfältig
                              									ausgemauert und zuletzt der Ring r heruntergeschoben,
                              									so daſs ein Auseinandertreiben der Steinlage unmöglich gemacht ist. Die Einrichtung
                              									scheint ganz praktisch zu sein und kann beim basischen Betrieb eine gewisse
                              									Erleichterung schaffen. Nur ist nicht recht verständlich, weshalb Melaun einen cylindrischen
                              									Boden verwendet. Ein conisch gestalteter Boden läſst sich viel dichter und fester in
                              									sein Lager pressen als ein cylindrischer. Die Herstellung des richtigen
                              									Verhältnisses zwischen Conicität und Höhe böte keine Schwierigkeiten.
                           Um beim Ersatz von schadhaften Düsen nicht allein diese durch neue ersetzen zu
                              									können, sondern auch den im Boden um dieselben ausgebrannten Raum mit feuerfester
                              									Masse auszufüllen, führt Melaun (* D. R. P. Nr. 15088
                              									vom 3. März 1881) durch eine besondere Oeffnung in der Wölbung der Haube einen
                              									starken Vorhalter g (Fig. 12
                              									Taf. 33) in die Birne ein, welcher den Boden über der ausgebrannten Stelle a bedeckt, und preſst nun die plastische (erforderlichen Falles mit einem dünnen Blechmantel umgebene)
                              									Düse, deren Masse um das dem ausgebrannten Raum entsprechende Volumen gröſser
                              									genommen wird, als sie eigentlich sein sollte, in die betreffende Stelle ein. Der
                              									Preſsstempel b besitzt Nadeln, welche die Windkanäle
                              									der Düse ausfüllen. Um ein Auseinandertreiben des unteren Düsenendes beim Einpressen
                              									zu verhindern, wird der Stempel b in einem auf die
                              									Bodenplatte d gesetzten Cylinder c geführt. Will man gebrannte Düsen verwenden, so
                              									müssen sie behufs Ausfüllung des Raumes a mit einem
                              									plastischen Kopf versehen sein. Der Vorhalter g besteht
                              									aus einer starken Stange, welche am unteren Ende eine excentrische Scheibe p trägt, um die Möglichkeit der Ueberdeckung
                              									sämmtlicher Düsenöffnungen von einem Punkte aus zu bieten. Das obere Ende der Stange
                              									ist mit Schraubengewinde versehen, welches in einem mit der Haube drehbar
                              									verbundenen Bügel gelagert ist. Durch Drehen des letzteren wird der Vorhalter gegen
                              									den Boden gepreſst. – Die Vorrichtung dürfte wohl wenig praktischen Werth besitzen;
                              									denn für den Ersatz einer Düse muſs Mantel und Futter der Haube durchbrochen werden,
                              									um den Vorhalter g auf den Boden herablassen zu können.
                              									Nach geschehener Ausbesserung muſs die Oeffnung sorgfältig wieder geschlossen
                              									werden, damit beim späteren Kippen kein Eisen durch die etwa vorhandenen Fugen
                              									durchtreten kann. Die Benutzung des Apparates bei einem Düsenersatz während des
                              									Betriebes, d.h. bei gekippter und gefüllter Birne, ist unmöglich.
                           Um das Steigen des Bessemereisens in den
                                 										Formen zu verhüten, hat man schon die verschiedensten Wege eingeschlagen.
                              									Neben der zu diesem
                              									Zwecke versuchten Einführung von chemischen Reagentien in den Stahl (vgl. Tchernoff 1881 239 136) dämmte man auch die sich in den
                              									Formen entwickelnden Gase durch über der Metalloberfläche erzeugten Druck zurück.
                              									Eine diesen Zweck erfüllende Einrichtung wurde an C. W.
                                    										Siemens in London (* D. R. P. Kl. 31 Nr. 12037 vom 29. Juni 1881)
                              									patentirt. Dieselbe gestattet die Erzeugung des benöthigten Druckes durch
                              									Einspritzen von Wasser in die hermetisch geschlossene Form auf die flüssige
                              									Metalloberfläche. Um den in Fig. 13
                              									Taf. 33 skizzirten Apparat zu benutzen, ist es vor allem nöthig, Form und Untersatz
                              									durch starke Bolzen und Splinte mit einander zu verbinden. Der Deckel a, welcher in bekannter Weise durch den Keil b auf der Form befestigt wird, besitzt an der unteren
                              									Seite einen vorspringenden, mit Wasserkühlung versehenen Rand, welcher in den
                              									flüssigen Stahl eintaucht. Innerhalb dieses Randes liegt das Sicherheitsventil c, welches unter Zusammendrückung der Feder durch den
                              									Gewichtshebel geschlossen gehalten wird. Das nach vollendetem Guſs und Befestigung
                              									des Deckels durch die Ventilöffnung innerhalb des vorspringenden Randes
                              									eingespritzte Wasser verdampft und drückt den flüssigen Stahl in den Raum d, wo derselbe bald erstarrt und einen dichten
                              									Verschluſs zwischen Form und Deckel bildet.
                           Das Wasser kann man auch durch Ammoniumcarbonat oder ein Gemenge von salpetersaurem
                              									Alkali mit Holzkohle ersetzen. Andere in der Glühhitze groſse Mengen Dämpfe
                              									entwickelnde Körper, welche schmelzbar sind, kann man in den Boden des Deckels
                              									gieſsen, um letztere in Vorrath erzeugen und je nach Bedarf ohne weitere
                              									Vorbereitung benutzen zu können. Bei e ist ein Stück
                              									Holz angedeutet, welches mit einer mit Pech gefüllten Höhlung behufs Erzeugung des
                              									Druckes versehen ist.
                           Diese Deckelconstruction scheint eine vollkommene Dichtung zwischen Deckel und Form
                              									zu bewirken und dürfte, ohne Hebelventil, für die Verwendung in Bessemer- und
                              									Siemens-Martin-Werken sehr geeignet sein. Das Sicherheitsventil könnte fortfallen,
                              									wenn man eine durch Versuche zu bestimmende Wassermenge einspritzen würde.
                           H. Tholander in Forsbacka, Schweden (* D. R. P. Nr.
                                 									16479 vom 30. Juni 1881) schlägt den entgegengesetzten Weg ein, indem er über dem
                              									Metall in der Birne nach Beendigung des Processes oder in der Gieſspfanne ein
                              									theilweises Vacuum mittels eines durch gepreſste Luft oder Dampf betriebenen
                              									Ejectors erzeugt. Bei Benutzung der Gieſspfanne zu diesem Zwecke wird dieselbe mit
                              									einer seitlichen Oeffnung (vgl. Fig. 14 und
                              										15 Taf. 33) an den Birnenmund angeschlossen (vgl. 1881 240 * 304) mit
                              									einer im Grundriſs eiförmigen Haube d, welche auf der
                              									Flansche a aufsitzt, bedeckt, verschmiert und die Luft
                              									durch das bei e angebrachte Gebläse durch die Oeffnung
                              										g in der Haube aus der Birne und Gieſspfanne entfernt.
                              									Das Gebläse besteht aus einer in a verschiebbaren Röhre
                              										e, welche durch einen Querarm k mit der Ventilstange f
                              									verbunden ist. In e bewegt sich die Regulirspindel m, während die gepreſste Luft oder der Dampf bei h in das Gebläse eintritt. Zur Vergröſserung der
                              									Luftverdünnung kann man auf g ein sich allmählich
                              									erweiterndes Rohr oder um g noch eine ringförmige,
                              									durch Dampf oder Luft gespeiste Düse aufsetzen. Das Gebläse kann man, bei Verwendung
                              									von Gieſspfannen gewöhnlicher Construction, auch direct auf den Birnenmund
                              									befestigen. – Diesem Verfahren wäre ein praktischer Werth nicht abzusprechen, wenn
                              									wirklich ein wenn auch nur theilweises Vacuum in der Birne erzeugt wurde; dies
                              									wirklich zu erreichen, dürfte jedoch auf groſse Schwierigkeiten stoſsen, da die
                              									Fugen bei der groſsen Hitze und der Kürze der Zeit unmöglich dicht zu halten
                              									sind.
                           Der Umschmelzcupolofen von Heinr. Krigar in Hannover (* D. R. P. Er. 15919 vom 12.
                                 									April 1881) unterscheidet sich von den bekannten Krigar'schen Cupolöfen mit
                              									besonderem Sammelraum dadurch, daſs er zwei Schächte
                              									zur Aufnahme getrennter Beschickungssäulen besitzt. Der
                              									obere luftdicht zu verschlieſsende Schacht a (Fig.
                                 										16 Taf. 33) nimmt das Brennmaterial, der offene Schacht b das Roheisen auf. Von dem Windkasten d aus wird durch die Düse c Wind in das Brennmaterial geblasen. Die brennenden Gase durchstreichen
                              									die Roheisensäule und treten am oberen Ende von b aus
                              									dem Ofen aus. Das niederschmelzende Eisen sammelt sich in dem Vorherd mit bekannter
                              									Einrichtung und kann bei o abgestochen werden.
                              									Natürlich kann der Ofen auch zum Umschmelzen von anderen Materialien dienen.
                           Um Tiegelguſsstahl schneller und
                              									gleichmäſsiger herzustellen und an Tiegelmaterial zu sparen, bringt Th. Hampton in Sheffield (D. R. P. Nr. 16366 vom 19.
                                 									Juni 1881) die Materialien in flüssigem Zustande in die glühenden Tiegel und reinigt
                              									oder kohlt sie in diesen je nach Bedarf. Nach dem in der Patentschrift angegebenen
                              									Verfahren werden die besten schwedischen Roheisensorten in einem Cupol- oder
                              									Flammofen niedergeschmolzen und dann in einer Bessemerbirne entsilicirt und
                              									entkohlt. Sodann kellt man das Metall in die vorher erhitzten Tiegel, welche die
                              									nöthigen Materialien zum Rückkohlen, zur Reinigung oder zur Legirung mit anderen
                              									Metallen enthalten, und setzt dieselben so lange in die Tiegelöfen, bis die nöthige
                              									Homogenität des Metallgemisches erreicht ist. Dieses Verfahren mag auf den ersten
                              									Blick viel für sich haben. In der Praxis aber dürfte das Auskellen des Eisens aus
                              									der Birne oder Gieſspfanne in die vorher erhitzten Tiegel, das Luttiren und die
                              									Weiterschaffung dieser in die Tiegelöfen doch nicht so einfach sein, daſs dadurch
                              									wesentliche Vortheile dem alten Verfahren gegenüber erreicht würden.
                           
                           Das Patent Nr. 15638 vom 23. October 1881 von J. v. Ehrenwerth in Leoben und J. Prochaska in Graz betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Ziegeln aus Erz, Kohle und Roheisen und Verwendung dieser
                              									Ziegel bei der Fluſseisendarstellung. Hiernach wird Erz und Kohle, letztere als
                              									Holz-, mineralische Kohle oder Kokes in Erbsen- bis Nuſsgröſse, in offene oder
                              									geschlossene Formen gebracht und werden dann die Zwischenräume mit grauem, halbirtem
                              									oder weiſsem Roheisen ausgegossen. Bei dem Zusatz der so hergestellten Ziegel zu dem
                              									im Flammofen befindlichen geschmolzenen Roheisenbad, oder umgekehrt beim Zusatz des
                              									flüssigen oder festen Roheisens zu den Ziegeln wirkt der Sauerstoff des Erzes
                              									oxydirend auf den Kohlenstoff des Roheisens, entkohlt dieses, während aus dem Erz
                              									reines Eisen entsteht; andererseits soll die eingemengte Kohle die Verwendung einer
                              									verhältniſs-mäſsig groſsen Menge von Erz zur Gewinnung des darin enthaltenen Eisens
                              									auf directem Wege gestatten. – Der Proceſs beruht im Wesentlichen auf demselben
                              									Principe wie das Füttern beim Hochofen und bietet nur in der Herstellung der Ziegel
                              									als Zusatz bei der Fluſseisendarstellung etwas Neues.
                           J. Haldemann in London (D. R. P. Nr. 16399 vom 20.
                                 									November 1880) lieſs sich ein besonderes Verfahren zur Herstellung von Eisenplatten mit innerem Stahlkern patentiren, wonach der
                              									Stahl in ganzen Platten oder Bruchstücken in einen Kasten von Puddeleisen
                              									eingeschlossen wird, so daſs möglichst wenig Luft zu demselben treten kann; das so
                              									hergerichtete Paket wird mit Draht oder Bandeisen gebunden. Der Kasten besteht aus
                              									einer Boden- und einer Deckplatte und je 2 Seitenwänden, welche aus einer im rechten
                              									Winkel umgebogenen Puddeleisenschiene gebildet sind. Bei Herstellung von Platten
                              									legt Haldemann besonderen Werth darauf, daſs die Boden-
                              									und Deckplatte etwa 13mm über die Seitenwandungen
                              									des Kastens vorstehen. Das Neue des Verfahrens besteht nun darin, daſs das so
                              									hergestellte Paket in einem Schweiſsofen äuſserst langsam erhitzt wird, bis der
                              									Stahlkern theilweise oder ganz geschmolzen ist. Sodann wird scharf gefeuert, bis die
                              									Eisenhülle schweifswarm ist und das Paket in diesem Zustande unter die Walzen oder
                              									den Hammer gebracht. Während der langsamen Erwärmung findet an den Berührungsstellen
                              									des Stahles und des Eisens eine Wanderung des Kohlenstoffes statt, so daſs das Eisen
                              									gekohlt, der Stahl aber entkohlt wird. Sind die Materialien mit einer Oxydschicht
                              									bedeckt, so wird diese unter Entwicklung von Kohlenoxyd zu Eisen reducirt. Die
                              									nachherige Bearbeitung des Paketes unter Walzen oder Hämmern bringt die einzelnen
                              									Stahl- und Eisenmolecüle, deren Kohlenstoffgehalt von auſsen nach innen zunimmt, in
                              									Berührung und bewirkt eine Schweiſsung des teigigen Eisens mit dem flüssigen
                              									Stahl.
                           
                           Zum Schweiſsen von Stahl benutzt
                              										C. Freytag in Magdeburg (D. R. P. Nr. 15692 vom 2.
                                 									Februar 1881) Bariumoxyd. Gründe für die Benutzung dieses Pulvers, welches erst im
                              									Knallgasgebläse schmilzt, sind in der Patentschrift nicht angegeben.
                           Um einen ununterbrochenen und ökonomischen Betrieb von
                              									Eisen-Temperöfen zu ermöglichen, ordnet man dieselben nach dem Patente der Fischer'schen Weicheisen- und
                                    										Stahlgieſserei-Gesellschaft in Traisen, Niederösterreich (* D. R. P. Kl. 31
                                 									Nr. 14885 vom 5. October 1880) in zwei einander gegenüber stehenden Reihen an und
                              									legt zwischen sie ein Geleise, auf welchem ein fahrbarer Generator ein Befeuern
                              									sämmtlicher Oefen gestattet. Der Generator A (Fig.
                                 										17 und 18 Taf. 33)
                              									trägt auf seinem Gewölbe ein Rohr B, welches mit dem zu
                              									befeuernden Ofen bei c durch einen Sandverschluſs
                              									verbunden wird. Die Gase treten von hier in den Kanal d, setzen bei e ihren Theergehalt ab und
                              									gelangen, indem sie das Ventil f und den Kanal g durchziehen, durch die Schlitze h in den Ofenraum k. Hier
                              									treffen sie mit erhitzter Luft zusammen, welche die zu kühlenden Oefen auf dem Wege
                              										l, m, n, o, k durchstreicht, und gelangen endlich
                              									durch die Kanäle u und s
                              									in die Esse. Die Schieber p und r aus Chamotte sind auf den oben ebenen Gewölben der Kanäle o und u aufgeschliffen und
                              									mit Schlitzen versehen, um so ein Oeffnen und Schlieſsen der Kanäle zu gestatten.
                              									Die Oefen k besitzen abnehmbare Ofengewölbe, welche
                              									mittels eines über sämmtliche Oefen auf Schienen laufenden Krahnes behufs
                              									Beschickung der Oefen von oben abgehoben oder ausgewechselt werden können.
                           
                              St.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
