| Titel: | N. Jagn und S. G. Cohnfeld's calorisches Gebläse. | 
| Fundstelle: | Band 243, Jahrgang 1882, S. 450 | 
| Download: | XML | 
                     
                        N. Jagn und S. G. Cohnfeld's calorisches
                           								Gebläse.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 35.
                        Jagn und Cohnfeld's calorisches Gebläse.
                        
                     
                        
                           Die Ausdehnung und Zusammenziehung der Luft im geschlossenen Raum bei ihrer
                              									wechselweisen Erwärmung und Abkühlung wird in dem calorischen Gebläse von N. Jagn in St. Petersburg und S. G. Cohnfeld in Zauckeroda bei Potschappel, Sachsen (* D. R. P. Kl. 27
                                 									Nr. 11636 vom 4. April 1880) unmittelbar nutzbar gemacht. Dasselbe besteht aus einem
                              									aufrechten Cylinder A (Fig. 17
                              									Taf. 35), in welchem der mit einem schlechten Wärmeleiter gefütterte Kolben B auf und nieder geschoben wird, wobei die
                              									Cylinderräume vor und hinter dem Kolben durch ein Rohr C und einen Röhrenheizkörper D, welcher einem
                              									Dampfkessel ähnlich eingemauert und mit Feuerung versehen ist, beständig mit
                              									einander in Verbindung stehen. Das Uebersteigrohr C ist
                              									mit einem metallischen Gewebe oder besser noch mit wellenförmig gebogenen und dann
                              									spiralförmig aufgewundenen Metallbändern a (Fig.
                                 										18) ausgefüllt. Diese Einlagen denke man sich zunächst erwärmt und den
                              									Körper D geheizt. Wird nun der Kolben B emporgezogen, so tritt die von ihm aus dem oberen
                              									Cylinderraum verdrängte Luft durch das Rohr C und den
                              									Heizkörper D in den unteren Cylinderraum, nimmt aber
                              									hierbei sowohl in C, als auch in D Wärme auf und gewinnt dadurch an Spannung. Diese
                              									Spannungszunahme wirkt aber auch auf den oberen Cylinderraum zurück und hat
                              									schlieſslich das Heben eines am Cylinderdeckel angebrachten Druckventiles v1 und das Ausblasen
                              									gepreſster Luft zur Folge. Wird hierauf der Kolben B
                              									nach abwärts bewegt, so
                              									wird die unter ihm befindliche warme Luft zunächst in den Heizkörper D gedrückt und hier noch mehr erwärmt, dann aber durch
                              									das Rohr C getrieben, dessen Einlagen ihr die Wärme
                              									wieder entziehen, so daſs sie mit geringer Temperatur und niederer Spannung wieder
                              									über den Kolben tritt. Die Spannungsverminderung im oberen Cylinderraum hat das
                              									Oeffnen eines Saugventiles v zur Folge, worauf Luft aus
                              									einer Leitung b in den Cylinder nachströmt. Im letzten
                              									Augenblick seiner Abwärtsbewegung nimmt der Kolben B
                              									mittels eines durch seine Stange S gesteckten Stiftes
                              										z einen Hebel k1 mit und dreht dadurch die auf der Hebelachse
                              									angebrachte Drosselklappe k in dem über dem Saugventil
                              										v liegenden Rohrstutzen F so, daſs sie sich öffnet und die Spannung oberhalb des Kolbens B sich vollends mit jener der äuſseren Luft ausgleichen
                              									kann. Bei der darauf. folgenden Aufwärtsbewegung des Kolbens wird die Klappe k durch das Gegengewicht Z
                              									am Hebel k1 wieder
                              									geschlossen.
                           Das anfängliche Ansaugen der Luft durch eine besondere Leitung b hat den Zweck, die Saugwirkung zur Bethätigung eines
                              									Luftmotors zu benutzen, welcher die Bewegung des Kolbens B hervorzubringen hat, vorausgesetzt, daſs diese Bewegung nicht besser
                              									durch andere Mittel erzielt werden kann. Die erreichbare Leistung des Luftmotors
                              									soll deshalb eine für den benannten Zweck genügende sein, weil sowohl die Kolben-,
                              									als auch die Stopfbüchsenreibung der Kolbenstange nur eine geringe sein kann: die
                              									erstere deshalb, weil in Anbetracht des unbeträchtlichen Spannungsunterschiedes zu
                              									beiden Seiten des Kolbens dessen federnde Dichtungsringe nur wenig gespannt zu sein
                              									brauchen, die letztere, weil die Kolbenstange lediglich durch das Kolbengewicht
                              									beansprucht ist und deshalb sehr schwach gehalten sein kann.
                           Die Verbindung des Gebläses mit einem solchen Motor ist in Fig. 19 und
                              										20 Taf. 35 dargestellt. Die nicht unmittelbar am Cylinderdeckel, sondern
                              									seitlich angebrachten Saugventilgehäuse v der vier
                              									Gebläse stehen durch eine gemeinschaftliche Leitung L
                              									mit dem Schieberkasten eines schwingenden Cylinders B2 in Verbindung, dessen Kolben bei
                              									einseitigem Ansaugen durch den auf der anderen Seite auftretenden Ueberdruck der
                              									äuſseren Luft bewegt wird. Die hin- und hergehende Kolbenbewegung wird durch Stange
                              									und Kurbel in eine drehende umgewandelt und diese wieder durch das Getriebe n dem Zahnrad Q
                              									mitgetheilt, auf dessen Achse die Kurbel r befestigt
                              									ist, deren Zapfen vier lose aufgesteckte Ringe mit angesetzten Oesen trägt. Die an
                              									diesen Ringen angehängten Schnüre sind über Leitrollen R,
                                 										R1 geführt und dann an den Kolbenstangen
                              										S der Gebläse befestigt. Die gleichmäſsige Drehung
                              									der Kurbel r hat demnach das wechselweise Heben und
                              									Senken der vier Gebläsekolben zur Folge. Die Druckventile v1 der Gebläse stehen mit der
                              									gemeinschaftlichen Windleitung M in Verbindung.
                           
                           Die gepreſste Luft, welche das calorische Gebläse liefert, ist nicht nur unmittelbar,
                              									namentlich für metallurgische Zwecke, also für Hochöfen, Frischöfen, groſse
                              									Schmiedefeuer u. dgl., verwendbar, sondern sie kann auch zur Erzeugung mechanischer
                              									Arbeit mit Hilfe irgend eines Motors gebraucht werden. Die letztere Benutzungsart
                              									bietet, da die Temperatur der dem Gebläse entströmenden Luft eine verhältniſsmäſsig
                              									geringe sein soll, der calorischen Maschine gegenüber einen wesentlichen Vortheil.
                              									Da es sich in diesem Falle um die Erzeugung möglichst hoch gepreſster Luft handelt,
                              									muſs der Austritt der Luft aus dem Gebläsecylinder erst gegen das Ende des
                              									Kolbenhubes erfolgen. Auch das Einlassen der Luft in den Cylinder soll bis gegen das
                              									Ende der Abwärtsbewegung des Kolbens hinausgeschoben werden, wobei der Luftdruck im
                              									Cylinder weniger als 0at,5 betragen soll. Die
                              									erreichbare Pressung wird von den Erfindern mit etwas mehr als 2at angegeben.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
